Wie Elvira Herzog den Fussball der Frauen verändert
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volvocars.ch/XC60
Pascal Mora ist Fotograf und arbeitet von Zürich aus auf der ganzen Welt - ob für Nachrichtenagenturen oder an Schweizer Filmsets. Für uns begleitete er Giuliano Cameroni im Tessin. Was blieb? Zeckenbisse und Boulder-Wissen. Ab Seite 48
Mariam Schaghaghi hatte von J.Lo. bis George Clooney alle vor dem Mikro. Die Hamburger Journalistin («Madame», «F.A.Z. Quarterly») mit besten Kontakten nach Hollywood interviewte für ihren ersten Beitrag für The Red Bulletin Rachel Brosnahan. Ab Seite 16
Daniel Vuataz ist Schriftsteller in Lausanne und arbeitet meist im Kollektiv an Büchern. Daneben hat er aber ein höchstpersönliches Projekt, das sich einem anderen Medium widmet: Fotos. Darüber schreibt er in unserer Kolumne. Ab Seite 96
Die EM steht vor der Tür und Elvira Herzog im Tor. Mit ihrem
Trainer Michael Gurski entwickelt die Schweizer Nummer 1 neue Trainingsmethoden – und zwar solche, die auf Frauen ausgerichtet sind. Warum das wichtig ist: ab Seite 36. Ein genauso starkes, aber ganz anderes Mindset als im Fussball ist beim Bouldern nötig. Was zur mentalen Ausdauer dazugehört: der Wille, einzelne Bewegungsabläufe auch über Jahre zu trainieren. Welche intime Beziehung Boulder Profi Giuliano Cameroni mit einem einzelnen Felsen pflegt, erzählt er ab Seite 48. In einem etwas anderen Tempo als der Kletterer ist das Team von Red BullBORAhansgrohe unterwegs. Auf welche technischen Innovationen dabei die Radlegende Primož Roglič setzt, lest ihr ab Seite 60. Nur so viel: Da geht es rund!
Viel Freude mit der Ausgabe!
Die Redaktion
6 Gallery
12 Zahlen, bitte!
14 Hype-Check
Heroes
Rachel Brosnahan 16
Schauspielerin
Jonny Giger 18
Skater
Veronica 20
del Castillo
Designerin
Portfolio
Die perfekte 22 Welle
Er ist eines der grössten Talente der Surf-Fotografie. Hier zeigt Luca Salisbury seine besten Bilder.
Fussball
Nummer 1 36
Elvira Herzog steht bei der Schweizer Nati im Tor. Gemeinsam mit Trainer Michael Gurski will sie den Frauenfussball erneuern.
Tour in Sicht:
Im Juli startet
Primož Roglič mit Red Bull-BORAhansgrohe bei der Tour de France.
Bouldern
Der Fels, 48 mein Freund
Giuliano Cameroni ist in seinem Sport Weltklasse. Lieber als Wettbewerbe hat der Schweizer einen Felsen ganz für sich allein.
Rennrad
Alles für
den Speed
Das Team Red Bull-BORAhansgrohe setzt neue Massstäbe: Mit technischen Innovationen drücken sie aufs Tempo.
Musik
Mumbai Beats
Die Bass- und RapAktivisten vom Kollektiv Swadesi mischen die indische Metropole auf.
79 Reise
Uhren
Mindgame
Musik
Events
Impressum
On a Positive Note
60
Dinas Mawddwy, Wales
Das härteste Downhill-MountainbikeRennen der Welt ist zurück: Am 26. und 27. Juli findet erneut das Red Bull Hardline statt. Der Kurs, den MTB-Profi Dan Atherton vor über zehn Jahren in Mittelwales geschaffen hat, beinhaltet massive Sprünge, Drops und viele weitere technische Herausforderungen. Hier etwa zeigt Josh Lowe einen Sprung über den legendären Road Gap. Wenn das im Dyfi-Tal oft wechselhafte Wetter dieses Jahr mitspielt, erwarten uns noch viele beeindruckende Momente. Instagram: @redbullbike
Hongkong
Treppenhit
Wenn enge Gassen zur Tanzfläche werden: Die südkoreanische Tänzerin Waackxxxy, die 2023 in Frankfurt als erste Frau das Red Bull Dance Your Style World Final gewann, verwandelt die berühmte Pottinger Street in Hongkong in ihre ganz persönliche Bühne. Bei der aktuellen Ausgabe des Street-Dance-Bewerbs zeigt sie mehr als nur Moves – sie zeigt attitude! Und das mitten im hektischen Grossstadtdschungel, zwischen Marktständen und Wolkenkratzern.
@waackxx_xy, redbull.com
El Nido, Philippinen Lass mal los!
Maria Paula Quintero aus Kolumbien wagt den Absprung: Von einer 22 Meter hohen Plattform stürzt sie sich in die türkisfarbene Big Lagoon, einen der spektakulärsten Schauplätze der diesjährigen Red Bull Cliff Diving World Series. El Nido auf den Philippinen gilt mit seinen schroffen Kalksteinfelsen, dem kristallklaren Wasser und der unberührter Natur als Traumkulisse – doch für die Athletin bedeutet dieser Ort vor allem eines: absolute Konzentration, Körperbeherrschung und Mut zum freien Fall. @redbullcliffdiving
Berner Alpen, Schweiz
Aller guten Dinge
15 Stunden und 30 Minuten: In dieser Wahnsinnszeit erstiegen der Schweizer Alpinist Nicolas Hojac und sein österreichischer Partner Philipp Brugger nacheinander die Nordwände von Eiger, Mönch und Jungfrau. Damit unterboten sie den 21 Jahre alten Rekord der beiden Schweizer Ueli Steck und Stephan Siegrist um fast zehn Stunden und übertrafen die eigenen Erwartungen bei weitem. «Wir sind oft zu mehr fähig, als wir denken», so Hojac nach dem Aufstieg, der tief nächtens begann. Übrigens: Sehr gute Amateure brauchen etwa ein bis zwei Tage, um allein die EigerNordwand zu bezwingen.
22
So kickt der Sommer
Am 2. Juli wird in der Schweiz die 14. Fussball-Europameisterschaft der Frauen angepffen. Welche Nationen dominieren –und welche Topspielerin als Fotografn glänzt.
31
Spiele werden bei der EM 2025 in der Schweiz ausgetragen. Das Eröffnungsspiel – Island gegen Finnland – findet am 2. Juli in Thun statt, das Finale am 27. Juli in Basel.
191
Spiele wurden in der Qualifikation zur EM 2025 ausgetragen. Die Slowenin Lara Prašnikar war mit neun Treffern beste Torschützin.
8
Spielstätten gibt es bei der EM 2025 in der Schweiz. Das kleinste Stadion ist die Arena Thun mit 10 398 Sitzplätzen, das grösste der St. Jakob-Park in Basel mit 38 512 Plätzen.
Tore schoss Englands Auswahl auf dem Weg zum Titel bei der Heim-EM 2022 – ein neuer Turnierrekord. Torschützenkönigin Beth Mead wurde zur besten Spielerin gekürt.
40 410
lizenzierte Fussballspielerinnen gab es zu Jahresbeginn in der Schweiz. 2020 waren es noch rund 27 000. Das ergibt einen Frauenanteil von 12 Prozent.
156
Prozent mehr Preisgeld als bei der EM 2022 gibt es diesmal zu gewinnen. Insgesamt liegen 38,5 Millionen Franken im Topf. Der Finalsieg allein bringt rund 1,64 Millionen.
1984
fand die erste Fussball-Europameisterschaft der Frauen statt. Rekordsieger ist Deutschland mit acht Titeln. Zuletzt gewannen die DFB-Damen 2013.
18 012
Bilder hat RB Leipzig-Torfrau Elvira Herzog auf ihrem Handy gespeichert. Bei der EM will die begeisterte HobbyFotografin für bleibende Erinnerungen sorgen (Story ab Seite 36).
5
Nationalteams – Schweiz, Norwegen, Polen, England, Wales – werden von Frauen gecoacht, bei den anderen elf Auswahlen sitzen Männer auf der Trainerbank.
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Wenn Klasse auf Performance trifft. Mehr erfahren.
Zock doch, wo du willst!
Mit dem Gaming-Kofer von Poga kannst du überall sofort losspielen.
Tech-Checker Kirafn übernimmt den Controller.
Das Teil
Hierin kannst du Konsole, Controller und Co nicht nur sicher transportieren –am Ziel angekommen, wird der Koffer auch zur voll tigen Gamingstation samt Features wie eingebautem Full-HD-Monitor, Lautsprechern und Kühlsystem.
Der Hype
Kirafin heisst bürgerlich Jonas Willbold, ist 30 und unterhält seine 1,3 Millionen Follower auf TikTok mit ComedyFormaten. Nebenbei folgt er seiner Faszination für Tech-Produkte und -Trends. Für uns nimmt er aktuelle Hypes unter die Lupe.
da: Für jedes Teil gibt es passgenaue Slots.
Der Check
Wegen des hohen Preises gibt es nur wenige TikTokVideos, aber die gehen zuverlässig viral. Erfolgreichstes Video stammt von Creator Saesiii mit 3 Millionen Aufrufen.
Wenn du unterwegs mit einem ernst zu nehmenden Set-up spielen willst, ist das Teil ein Muss. Es ist hochwertig verarbeitet und schützt die Technik optimal. Kostet aber auch knapp ab CHF 1000 und ist auf einen Stromanschluss angewiesen. Hier wäre ein Akku top.
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… vielreisende Gamer mit dem nötigen Kleingeld –hallo Fussballprofis!
Ungeeignet für …
… Gamer, die ihr geliebtes Heim-Set-up gegen nichts auf der Welt eintauschen.
Platz
Rachel Brosnahan
liebten wir als Serienheldin Miriam Maisel wegen ihres frechen Mundwerks. Sie ist aber auch ohne Kamera ein einziges Kraftwerk. Mit ihr hebt jetzt der neue «Superman» ab.
Text Mariam Schaghaghi Foto Victoria Stevens/August
Ihre Energie zeigt sich in den Händen. Im Gespräch fattern sie wie Vögel mal hierhin, mal dorthin und verraten, wie viel Power in der US-Schauspielerin steckt. Rachel Brosnahan war nicht nur über fünf Stafeln die preisgekrönte Serienheldin Marvelous Mrs. Maisel, die 34-Jährige hat schon über fünfzig Rollen übernommen. Bereits im College wurde sie für ihren ersten Hollywoodflm angeheuert, sie spielte in Shakespeares «Othello» mit 007-Star Daniel Craig, gewann Emmys und Golden Globes. Jetzt wird sie ofziell zur Superfrau, bei der selbst der stärkste Mann des ComicUniversums schwach wird. «Superman und Lois Lane teilen dieselben Werte, sie suchen nach Wahrheit und wollen Gerechtigkeit», beschreibt Rachel eines der berühmtesten aller KinoCouples. «Aber sie tun es auf völlig entgegengesetzte Weise. Ich fnde, dass beide auf ihre Weise übermenschlich sind. Sie brauchen einander aber, um ihre Menschlichkeit für andere zum Vorschein zu bringen.» Im Filmspektakel des Sommers spielt David Corenswet den Mann mit dem Cape, dem Rachel Brosnahan als Lois Lane so richtig einheizt – mit ihrer Intelligenz. Sie ist eine ebenbürtige Verbündete, mal Kritikerin, mal Supporterin. Den Antrieb des Superhelden – die bestmögliche Version seiner selbst zu sein – nimmt Rachel ernst. «Das Beste an Comics ist, dass es im Kern immer um die bedeutungsvollsten, wichtigsten Dinge geht: um die Essenz dessen, was es bedeutet, Mensch zu sein.» Als sie mit 23 ihr Broadway-Debüt gab, hatte die talentierte Miss Brosnahan schon in Kultserien wie «Gossip Girl» und «Grey’s Anatomy» mitgespielt. Ihre Rolle als das verzweifelte Callgirl Rachel Posner in
On point
Wuchs in Highland Park in Illinois auf, als Älteste von drei Geschwistern; war in «House of Cards» so gut, dass ihre Rolle von zwei auf fünf Episoden verlängert wurde; trat 2016 mit Miley Cyrus in der Woody-Allen-Serie «Crisis in Six Scenes» auf
«House of Cards» war ihr Durchbruch, bis die frech-forsche Stand-up-Comedian Mrs. Maisel sie endgültig in die erste Reihe Hollywoods katapultierte. Ist Brosnahan die geborene Gewinnerin oder eine Kämpferin? «Auf jeden Fall Kämpferin!», schiesst es aus ihr heraus. «Ich bin jemand, der sich schnell langweilt und die nächste Herausforderung sucht. Das ist eine der grössten Freuden an meinem Beruf: immer etwas Neues für eine Rolle zu lernen und Charaktere zu beleben, die man zuerst einmal unerreichbar fndet. Ich liebe es, viel ausprobieren zu dürfen!»
Vollgas im Gebirge
Superaktiv war Rachel schon immer. In der Schulzeit in Milwaukee war ihr Lieblingshobby ausgerechnet: Ringen. «In meiner Familie waren alle irre sportlich, mein Vater war Tennisspieler, meine Schwester Fussballerin und mein Bruder brillant im Hockey», erzählt sie. «Ich habe viel ausprobiert. Im Basketball war ich eine Null, ich kann nicht rennen, selbst wenn es um mein Leben geht. Aber bei Freunden entdeckte ich, wie viel Spass Ringen macht. Mir gefel, dass es gleichzeitig ein Einzel- und ein Teamsport und nach Gewichtsklassen getrennt ist.» Für Brosnahan kann es gar nicht rasant genug zugehen – auch im Gebirge gibt
sie Vollgas. «Ich wuchs mit Skifahren auf, wechselte dann zum Snowboard und bestand mit sechzehn mein Instructor-Zertifkat. Schliesslich wollte ich mit meinen Freunden gratis snowboarden», erzählt sie lachend. «Wir sind wie Verrückte die Pisten runtergefegt.»
Thrills mag der Hollywoodstar nicht nur beim Sport, sondern auch bei Castings für Top-Rollen oder an Filmsets. Wie kommt sie mit so viel Adrenalin im Alltag klar? «Angst motiviert mich», bekennt die Schauspielerin und blickt aus dem Fenster des Four Seasons in Beverly Hills. «Sie ist ein starker Antrieb. Ich habe dauernd Angst. Im Amerikanischen heisst es: At some point you need to shit or get of the pot.» Ein, äh, krasses Bild. Sie erklärt: «Man muss Angst zum eigenen Vorteil nutzen. Ich suche ständig nach Challenges, um ein bisschen mutiger zu sein.»
Neugier auf die Smarten
Ein Heldenepos wie «Superman» ist eine maximale Mutprobe, auch für ein Kraftpaket wie Brosnahan. Oder hat sie vielleicht doch Superkräfte? Rachel lacht. «Wenn das so ist, dann ist meine Superpower eine tiefe Neugier auf die Welt und die condition humaine. Es fühlt sich ein bisschen so an, als sei ich immer in der Schule. Ich lerne von Leuten, die besser und klüger sind als ich. Ich kann mich von ihnen inspirieren lassen und verdiene damit meinen Lebensunterhalt. Das ist doch nicht schlecht.»
Ihre persönlichen Supermänner hat Rachel auch schon gefunden. Zum einen in Ehemann Jason Ralph, mit dem sie in New York lebt. Der 38-Jährige ist ebenfalls Schauspieler, ein Theaterfreak mit dem Aussehen eines Surferdudes. Zum anderen in Hugh Evans: «Ich unterstütze den Gründer von Global Citizen als Botschafterin. Mit zwölf Jahren begann er den Kampf gegen Armut, 2008 gründete er seine Charity, die extreme globale Armut beenden will.» Über 50 Millionen Dollar hat der Australier bisher gesammelt, auch mit Gigs von Lady Gaga oder Rihanna. Rachel bewundert ihn: «Er ist ein Beispiel für einen echten Superhelden, einer, der mehr Anerkennung verdient. Denn das Richtige zu tun, ist supercool.»
Instagram: @rachelbrosnahan
Das Actionspektakel «Superman» des DC Universe kommt im Juli in die Kinos.
«Ich bin eine Kämpferin. Mein Lieblingssport in der Schule: Ringen!»
Lois Lane im neuen «Superman» zu spielen, ist für Kraftpaket Rachel Brosnahan eine Mutprobe.
Jonny Giger
ist für seine technisch anspruchsvollen
Skateboard-Tricks bekannt – und für seine
Tutorials auf Instagram. Seine Social-MediaAktivitäten haben ihm Kritik eingebracht. Wie er damit umgeht? Er meditiert.
Text Saskia Jungnikl-Gossy Foto Jan Decker
Sich selbst etwas zu beweisen, ist oft das Schwierigste. Da reicht kein Applaus, kein Schulterklopfen, keine Likes. Man ist sich selbst der härteste Kritiker – und genau diesen Weg hat Jonny Giger gewählt. Er wollte nie einfach nur dazugehören, sondern herausfnden, was wirklich in ihm steckt. Giger, Pro-Skater seit vielen Jahren und Skateboard-Star, brachte sich seine kreativen Tricks und technischen Skills selbst bei. Nicht, weil er musste –sondern aus innerem Antrieb und Freude an der Sache heraus. Und so schloss er bald zur Weltspitze auf.
Heute beweist er sich nicht nur als Skater, sondern auch als Creator, der in seiner Arbeit alles alleine macht, egal ob Editieren, Managen, Filmen, Skaten oder Storys schreiben. Mit Riesenerfolg. Der 32-Jährige betreibt einen YouTube-Kanal mit über 700 000 Followern, auf Instagram folgen ihm fast eine halbe Million Menschen.
Skaten heisst Hinfallen
In seinen Videos zeigt Giger technisch schwierige Tricks und bietet zu einfacheren Tricks Tutorials an. Giger macht das Skateboarding durchlässig. Das gefällt nicht allen: «Die Szene ist sehr kritisch, und was einen echten Skater ausmacht, da gehen die Meinungen weit auseinander», erklärt er. »Ich habe früher viel Kritik dafür bekommen, dass ich mich auf Social Media selbst vermarktet habe. Dass ich vom Anfang einer Storyline bis zum Endprodukt eines Videos das meiste selbst gemacht habe, könnte man als Selbstverherrlichung interpretieren, das hat nicht allen geschmeckt. Aber ich verdiene mir so meinen Lebensunterhalt.»
On point
Alter 32; Wohnort Balzers, Liechtenstein; fährt sein eigenes Pro Model bei Revive Skateboards; liebt Fingerboards; Lieblingstrick Impossible; grösster Erfolg Street Part «still here»
Giger kam zum Skaten, als er zwölf Jahre alt war. Sein Vater kaufte ihm ein Board, anfangs nutzte er es in erster Linie, um unabhängig und schnell von einem Ort zum anderen zu kommen: «Ich fand es toll, dass ich etwas gefunden hatte, was ich für mich alleine machen kann.» Irgendwann begann der Teenager mit den ersten Tricks, einfach, weil er darauf Lust hatte, und nicht, weil er dachte, dass es besonders cool sei.
Die Struggles, einen Trick zu stehen, das Hinfallen und Immer-wieder-Aufstehen, diesen Kampf, den er jahrelang am eigenen Leib ausgefochten hat, den will er auch in seinen Videos zeigen, sprich: die ganze Komplexität des Skatens – das, was gelingt, aber auch all das, was in die Hose geht.
Fokus statt Show
Zu den technisch besonders anspruchsvollen Tricks, für die Giger bekannt ist, gehört etwa der Giger Flip: ein Switch Frontside Shove-it Late Hardfip. Anders ausgedrückt: Giger lässt das Skateboard zuerst seitlich rotieren und kickt es dann mitten in der Luft noch mal in eine schräge Drehung, bevor er sauber landet. Ein Kunststück in zwei Etappen, wenn man so will. Timing, Koordination und Fussarbeit müssen hier auf höchstem Niveau funktionieren. Dass er diesen Trick perfektioniert hat, dafür kriegt er in der Szene eine
Menge Respekt. Damit angeben würde er hingegen niemals. Jonny Giger hat keinerlei Allüren, ist grundsympathisch und ein angenehmer Gesprächspartner. Er bleibt bei sich, lässt sich Zeit, hört konzentriert zu und refektiert seine Antworten. Er wirkt wie jemand, der konstant an sich arbeitet – und genau das macht er auch. «Meine digitale Arbeit erfordert viele mentale Ressourcen, eine grosse Resilienz», sagt er. «Dieser Druck kommt nicht nur von der Community, sondern auch von den Algorithmen. In den vergangenen Jahren hat sich der digitale Wandel beschleunigt und ist immer effizienter geworden.» Für seine Arbeit brauche es Fokus. Ruhe. Und Klarheit darüber, wer er sei. Um das herauszufinden, orientiert sich Giger nicht an Trends oder an den Kommentaren zu seinen Videos. Er greift stattdessen zu japanischer Philosophie, meditiert, macht eine Psychotherapie.
Aufgeben ist manchmal Stärke «Früher haben mich bestimmte Tricks fast wahnsinnig gemacht. Ich wollte sie unbedingt können, um Anerkennung zu kriegen und um mir selbst etwas zu beweisen. Heute wäge ich dagegen ab: Ist es mir das wert?» Die Antwort auf diese Frage, man ahnt es, ist nicht mehr immer ein Ja. Giger hat gelernt, dass es ein Zeichen von Stärke ist, aufzuhören, wenn etwas zu viel wird. Sein Selbstwert, sagt er, hänge nicht mehr davon ab, ob ein Video viral geht oder ein Trick gefeiert wird. «Ich höre auf, wenn ich sehe, dass das Ganze über meine körperlichen und seelischen Ressourcen geht.»
Wie sich jetzt sein Verhältnis zur Skaterszene genau gestalte, diese Frage, sagt er, interessiere ihn heute schlichtweg nicht mehr: «Ich habe bewiesen, dass ich als Mitglied dieser Community wichtig bin. Ich bin nicht von der Anerkennung anderer abhängig. Punkt.»
Ist es das, was er jungen Skaterinnen und Skatern mitgeben möchte?
«Ja», sagt Giger, «es geht darum, seinen eigenen Weg zu fnden. Du musst nicht für eine Ideologie skaten – aber du darfst. Und du kannst selbst entscheiden, ob du eine sportliche Form wählst oder eine künstlerische oder etwas ganz anderes. Du bist genug!»
Instagram: @jonny_chinaski_giger
«Ich will das zeigen, was gelingt – aber auch all das, was in die Hose geht.»
Jonny Giger hat seinen eigenen Weg in der Skateboard-Community gefunden.
Veronica del Castillo
mischt mit ihrer direkten Art die Schweizer Designszene auf. Dabei sieht sich die Kolumbianerin nicht als Innenarchitektin, sondern als Geschichtenerzählerin.
Text Stephan Hilpold Foto Annick Ramp
Normalerweise sieht man nobel darüber hinweg. Doch hier im Leuenhof in der gediegenen Zürcher Bahnhofstrasse landet man bei jedem Gespräch irgendwann auf der Toilette – oder besser: bei den hunderten Fischen, die sie zieren, den Blaufelchen und Rotaugen, den Trüschen, Karpfen oder Schleien. Sie alle bevölkern normalerweise den unweit gelegenen Zürichsee, doch hier wuseln sie mit freundlichem Gesichtsausdruck über die Wände und Decke des stillen Örtchens. Mit freundlichem Gesichtsausdruck? Ja, manche sagen auch, die Fische lächeln. Veronica del Castillo lacht laut auf, spricht man sie auf den gut gelaunten Fischschwarm an. Die 32-jährige Kolumbianerin hat vor mittlerweile vier Jahren den Zuschlag für das erste «AP House» der Schweiz erhalten, eine Art Luxuslounge des Uhrenherstellers Audemars Piguet, eben hier in der ehemaligen Schalterhalle der Bank Leu. Damals war sie noch Kreativdirektorin von Carbone Interior Design. Ein Coup für jeden Innenarchitekten, erst recht für jemanden, der erst zwei Jahre zuvor in die Stadt gezogen war. «Als mich mein Mann fragte, ob wir in die Schweiz ziehen, dachte ich zuerst: Die Schweiz? Was soll ich da?» Doch Veronica sagte Ja – so wie es ihre Art ist: «Ich sage zu allem erst mal Ja.»
Plötzlich selbständig
Keine Frage: Veronica del Castillo mischt mit ihrer direkten Art die Schweizer Designszene auf. Im Januar vorigen Jahres beschloss sie, sich mit ihrem eigenen Designbüro selbständig zu machen –zwei Monate später erfuhr sie, dass sie schwanger ist. «Das war ein Schock», sagt
On point
Geboren in Cartagena in Kolumbien; Alter 32; Guilty Pleasure Schokolade in jeder Form; liebt das peruanische Restaurant Barranco in Zürich; würde gern ein immersives Museum für eine Marke kreieren
sie, «aber ich wusste: Ich kriege das hin.» Und fügt hinzu: «Ich sage zwar Ja, weiss aber auch, dass ich im richtigen Moment um Unterstützung bitten muss.» Nur einmal, als sie alles allein stemmen wollte, habe sie das nicht gemacht – und schlitterte in ein Burnout.
Mit 32 mag Veronica zwar in ihrem Metier beinahe noch eine Newcomerin sein, ihre bisherige Laufbahn verlief aber wie aus dem Bilderbuch. Geboren in Cartagena an der kolumbianischen Karibikküste, wuchs Veronica in einer kosmopolitischen Familie auf, die früh ihren Sinn für Materialien, Farben und Formen förderte. Sie besuchte eine amerikanische Schule, verbrachte die Sommer in den USA und der Schweiz (wo ihr Grossvater herkommt), ihre Kunst- und Designausbildung bekam sie schliesslich in London, Hongkong und am Savannah College of Art and Design in Georgia, bevor sie ihre ersten beruflichen Schritte in Boston, New York und Miami setzte.
«Tief drinnen hat bis heute die Kultur meiner Herkunft den grössten Einfuss auf mich», sagt Castillo und erzählt von den Sommern, die sie auf den Islas del Rosario vor der Küste von Cartagena im Ferienhaus ihrer Grosseltern verbrachte, einem palmenbedeckten Häuschen ohne jeglichen Komfort. «Wir liefen barfuss herum
und schliefen in Hängematten. Und am Esstisch waren immer mehr Menschen, als ursprünglich erwartet wurden.»
Das Licht, die Farben und Gerüche ihrer Kindheit, aber auch das Wissen, Teil einer grösseren Gemeinschaft zu sein, prägen Veronica bis heute. Letzteres betrift sowohl das Private, wo sich Veronica auf ein gutes Netzwerk verlassen kann, als auch das Berufliche, wo sie mit Designern und Handwerkern aus der ganzen Welt zusammenarbeitet. «Mein Metier ist die Kunst der Gastfreundschaft», sagt sie, «egal ob das die Transformation eines alten Hafengebäudes in Cartagena in ein Boutiquehotel (eines ihrer aktuellen Projekte, Anm.), die Ausstattung des Ritz-Carlton South Beach in Miami oder jene eines Kreuzfahrtschifs ist.»
Raum für Austausch
Gerade arbeitet Veronica an einer Möbelkollektion, deren primäre Funktion das Verbindende ist: ein Beistelltisch und Stühle etwa, um in Windeseile Gästen mehr Platz bieten. Auch beim AP House in Zürich, das Veronica international bekanntmachte, war genau das ihr Ziel: einen Wohlfühlort zu schafen, allerdings nicht unbedingt, um den Verkauf der Luxusuhren von Audemars Piguet anzukurbeln, sondern um Menschen wie bei sich zu Hause zusammenzubringen. Dafür taucht sie tief in die Historie der Gebäude ein, verbringt Tage und Wochen mit Recherchen. «Ich bin keine Designerin», sagt sie über sich selbst, «sondern eine Geschichtenerzählerin.» Was sie damit meint, erfahren die Besucher, sobald sie die prachtvolle ehemalige Schalterhalle in der Bahnhofstrasse betreten: Die Mosaikböden und der grüne Marmor scheinen die Lichtrefexionen der Limmat widerzuspiegeln und erinnern an eine Zeit, als hier noch Bankgeschäfte getätigt wurden, die fligranen hölzernen Besprechungskojen oder die goldene Bar erzählen dagegen von einer Gegenwart voller Begegnungen und Austausch. Ein Ort voller Wärme und Geschichten. Und wenn man irgendwann die Toilette aufsucht, dann kommt man sowieso aus dem Lächeln nicht mehr heraus. Veronica und ihren gut gelaunten Fischen aus dem Zürichsee sei Dank.
Instagram: @vero.delcastillo
«Mein
Veronica del Castillo erschafft am liebsten Orte, die Menschen zusammenbringen.
In seinem Element
Ausnahmetalente gibt es im Sport einige – genauso wie in der Sportfotografie. Der Australier Luca Salisbury ist so eins, wie seine Surfbilder beweisen. Sein Rezept: Talent plus Mut plus Freundschaft.
Auf der Lauer
«Maxime Rayer ist vielleicht mein bester Freund», sagt Fotograf Luca über den Surfer im Bild. An diesem Tag waren nur sie beide im Wasser – oder besser: über Wasser. Dieser Spot in Sydney gilt als «sharky». Weisse Haie ziehen hier ihre Jungen gross. Salisbury kennt zwar keine Fotografen, die gebissen wurden, aber kürzlich fiel ein Bullenhai eine Schwimmerin an, in der Nähe von Lucas Heimatstrand.
Text Marc Baumann Fotos Luca Salisbury
Schmutziger Sieg
In diesem Bild stecken fünf Geschichten: 1) Die tolle Farbe am Cape Solander in Sydney kam von Überschwemmungen an Land. 2) Das Bild landete unter den Top 5 des Red Bull Illume Fotowettbewerbs. 3) In der Session knipste Luca das Cover des «Surfing World Magazine». 4) Vom Honorar tätowierten sich Luca und Surfer Kipp Caddy die Heftnummer «SW 4175» auf den Arm. 5) Beim An-Land-Klettern verletzte sich Luca am Knie und musste operiert werden. «Das war’s wert», sagt er heute.
Luca Salisbury will uns «die rohe Kraft des Ozeans» zeigen. Dafür muss er mit der Kamera dahin, wo das Meer am wildesten faucht und die Wellen einen am härtesten prügeln. Wie Surfer kämpfen Fotografen um die beste Position im Wasser.
Luca kann das Meer und seine Strömungen lesen, weiss, wo die Welle bricht, was der Surfer
Die blaue Wand Schon beim Schlafen im Auto hörte Luca nachts das Donnern dieser Monsterwelle am Depot Beach an der Südküste. Ein normaler Surfer würde sich denken: Bloss weg, bevor sie bricht und man übers Riff gezogen wird. Nicht so Luca: Er stürzte sich ins Wasser, doch die Strömung zog ihn in die Impact Zone – in allerletzter Sekunde rettete ihn ein Jetski. «Das lehrt dich Bescheidenheit», sagt er.
vorhat. Darum ist er so oft zur
richtigen Zeit am richtigen Ort. «Es fasziniert mich, in immer grössere Wellen zu pushen, zu testen, was ich schaffen kann», sagt er.
Smiley by nature
«Du willst niemanden fotografieren, der keinen Style hat», sagt Luca. Bei Jarvis Earle, 21, hier am Cronulla Beach bei Sydney, besteht diese Gefahr nicht. Er ist «einer der besten Surfer weltweit in seinem Alter» – und, das muss man im Original lassen: «the smiliest kid on earth». Schönes Kompliment von Luca, seinem Schulfreund.
Achtung, Tiefflieger
Entwarnung für alle, die glauben, dass Luca gleich das Brett ins Gesicht schlägt: «Ich war weiter weg, als es das Bild suggeriert», sagt der Fotograf. Der Tag an der Südküste war unspektakulär, normale Wellen.
Doch dann macht der Surfer Kurt Lovegrove diesen Air, und Luca erwischt den 90-GradWinkel von Board und Wasser. «Kurt loves the pic», so Luca. Kein Wunder.
Danke, Dad!
Luca war mit seinen Eltern auf einem Roadtrip. Sie packten am Angourie Point gerade ihre Sachen, als er sah, wie der legendäre Surfer Wade Goodall samt Surfboard Richtung Wasser rannte. «Warte kurz, Dad», sagte Luca. Aus «kurz» wurde eine Stunde und dieser Schnappschuss. «Von Land aus kann jeder mit seinem iPhone einen Surfer fotografieren», sagt Luca. «Nur halt nicht so gut», sagen wir.
Schnell-Checker
Wenn die Sonne untergeht, steigen viele Fotografen aus dem Wasser, das Licht fehlt. Was Luca macht? Er reduziert das Auslösetempo und macht die Linse weiter auf, «dann werden die Bilder so schön grobkörnig». Luca liebt das leicht Verschwommene in diesem Foto: «Nichtsurfer bemerken es wahrscheinlich nicht, aber dieser Surfer zischte in Sydney regelrecht an mir vorbei.»
Der Fotograf
Im Ozean profitiert
Luca Salisbury von seiner eigenen Erfahrung als Surfer, in seiner Freizeit reitet er mit seinem Board auch mal Big Waves. @lucasalisburyphoto
Hä? Hat man den falschen Australier angerufen? Der junge Mann im Videochat sagt, er sei kein professioneller Fotograf: «Ich bin Tischler, im zweiten Ausbildungsjahr.» Verwählt? Aber der Mann sieht doch aus wie Luca Salisbury: blonde Haare, die geröteten Augen eines Mannes, der jeden Tag nach der Arbeit surft, und der SonnyboyVibe eines Jungen, der Wellen reitet, seit er laufen kann. Doch, doch, die Nummer stimmt – Luca ist nur extrem bescheiden. Aufgewachsen in Cronulla bei Sydney, bekommt er mit acht Jahren eine GoPro, filmt Schulfreunde, später gibt’s eine gebrauchte Canon. Bald fotografiert er für örtliche Surfbrands, denn Luca hat Talent und ist furchtlos – in Slabs, also Wellen, die über flachen, scharfen Riffs brechen, genauso wie in Haigewässern. Mit siebzehn schiesst er das Cover des berühmtesten Surfmagazins Australiens – zack, Lebenstraum erfüllt. Heute ist er zwanzig und ja, auch Tischler, aber come on, jedes Bild schreit: ProfiFotograf.
Heilende Kräfte
Egal wie verrückt und beängstigend die Welt da draussen wirkt, egal welchen Ärger du in der Familie, in der Beziehung oder im Job hast – «Salzwasser macht einfach glücklich», meint Luca. Im Bild: SurferSonnyboy Jarvis Earle in Cronulla – und diese «warme, entspannte und zufriedene Stimmung nach dem Surfen auf dem Weg zum Parkplatz».
Ab ins Museum
«Wenn man eine perfekte Welle malen sollte, würde sie genau so aussehen», schwärmt Luca von seinem Foto. Und wenn man dazu noch so eine Tube erwischt wie hier Kirk Flintoff an der Südküste, dann passt wirklich alles. Luca fotografierte den Surfer von einem Jetski aus, die Welle lief ewig, sich zu positionieren war schwierig. Am Ende verschluckte die Welle übrigens den Surfer. Aber da war das Bild schon im Kasten.
Elvira Herzog ist Torfrau bei RB Leipzig und seit vergangenem Herbst auch in der Schweizer Frauen-Nati die Nummer 1.
Sie hält,
was sie
Frauen bewegen sich anders als Männer. Das hat im Fussball nur lange niemanden interessiert. Mit Elvira Herzog ändert sich das gerade. Wie die Torfrau der Schweizer Nati den Fussball der Frauen erneuert.
Text Christof Gertsch Fotos Urban Zintel
Elvira, sagt ihr Trainer, ist wach, aber nicht hektisch. Sie kontrolliert, aber erstarrt nicht. Das macht auch bei den Gegnerinnen Eindruck. Hier betritt sie die Red Bull Arena in Leipzig.
Stationen bei Vereinen wie FC Zürich, Köln und Freiburg führten Elvira zu RB Leipzig –und schliesslich in die Schweizer Frauen-Nati.
«Was, RB Leipzig hat auch ein Frauenteam?» Der Taxifahrer, seit dreissig Jahren in Leipzig, bekennender Fussballfan, schaut ungläubig in den Rückspiegel, als wir erklären, dass wir aus der Schweiz kommen, um Elvira Herzog zu trefen – Goalie des Schweizer Nationalteams und von RB Leipzig.
«Kenn ich», sagt Elvira Herzog später mit einem Lächeln, als wir ihr davon erzählen. Es ist die Geschichte ihres Lebens. Die Geschichte vieler Frauen, die Fussball spielen: immer wieder erklären müssen, dass es sie gibt.
Eigentlich ist man versucht, im Jahr 2025 – wenige Wochen vor der Frauen-EM in der Schweiz – keinen Text mehr mit einem Mann zu beginnen, der noch nie von Frauenfussball gehört hat. Aber vielleicht gehört genau das noch einmal dazu. Ein allerletztes Mal. Denn diese Geschichte handelt davon, wie lange der Frauenfussball übersehen wurde. Und von Frauen wie Elvira Herzog, 25, die sich nicht aufhalten lassen – sondern der Ignoranz einfach davonspringen. Was sie in Leipzig lernt, seit das Team vor zwei Jahren mit ihr im Tor in die Bundesliga aufgestiegen ist und mit Michael Gurski einen neuen Goalietrainer bekommen hat, könnte nicht nur die Erfolgsaussichten des Schweizer Nationalteams auf Jahre hinaus prägen – es könnte das Spiel der Torhüterinnen überhaupt verändern.
«Torfrauen!», ruft Gurski. «Nicht Torhüterinnen! Da fängt es schon an.»
Frauen haben ein anderes Körpergefühl. Das bedeutet, dass ihr Timing anders ist, die Dynamik, die Technik.
Erwischt! Die richtige Sprungtechnik ist für Goalies besonders wichtig. Elviras Training unterscheidet sich dabei von jenem ihrer männlichen Kollegen.
Mit elf Jahren stellt sich Elvira zum ersten Mal ins Tor, weil der damalige Goalie zu viele Tore kassiert. Sie denkt: «Das kann ich besser.»
Michael Gurski, 46, bringt vieles mit, was man aus dem Fussball kennt: Präsenz, Selbstbewusstsein, laute Stimme – und eine lange Karriere als Torhüter in der Zweiten Bundesliga. Man kann auch sagen: nicht unbedingt jemand, bei dem man auf Anhieb einen feministischen Denkansatz vermutet.
Aber Gurski gehört zu jenen, die begonnen haben, umzudenken. Frauen sind nicht einfach kleinere Männer. Sie haben andere physiologische Voraussetzungen, andere Bewegungsmuster, andere Schwerpunkte – und daraus folgt: Sie müssen auch anders trainiert werden.
Ein blinder Fleck, wie man ihn auch aus der Medizin kennt. Dort galt der männliche Körper lange als Norm. Studien wurden an Männern durchgeführt, Medikamente auf Männer abgestimmt. Darum legt Gurski Wert auf jedes Detail – selbst auf die Sprache. «Torhüterin», erklärt er, klinge für ihn wie die weibliche Variante eines männlichen Originals. Wie ein Begrif, der suggeriert: gleiche Aufgabe, gleicher Körper, nur mit anderer Endung. Aber das stimme nicht. Frauen sind im Schnitt kleiner, was im Goal das Positionsspiel verändert – sie müssen oft höher stehen, um frühzeitig den Winkel zu verkürzen. Ihre Kraft holen sie nicht aus dem Oberkörper, sondern aus der unteren Rumpf und der Hüftgegend. Ihre Sprungtechnik ist eine andere. Auch ihr Gleichgewichts und Rhythmusgefühl funktioniert anders –
«Eine Torfrau ist nicht nur Torfrau, sie ist auch Coach. Sie hat als Einzige das ganze Spielfeld vor sich.»
Trainer Michael Gurski
oftmals besser, wie Gurski anmerkt. Ein anderes Körpergefühl bedeutet, dass das Timing anders ist, die Dynamik, auch die Technik. Hinzu kommt: Frauen nehmen Räume anders wahr – das zeigt sich besonders bei Flanken, beim Timing in der Luft, bei der Entscheidung, ob sie aus dem Tor herauskommen oder bleiben.
All das, fndet Gurski, hat bislang zu wenig Eingang gefunden – nicht nur in die Ausbildung von Torfrauen, sondern auch in die Köpfe der Menschen. Er nimmt sich da selbst nicht aus. Bis vor zwei Jahren hatte er ausschliesslich im Männerfussball gearbeitet. Dann kam das Angebot von RB Leipzig. Thomas Schlieck, Head of Global Goalkeeping bei Red Bull, hatte eine Stelle neu zu besetzen – und zwar im Frauenteam, das nach dem Aufstieg vor seiner ersten Saison in der Bundesliga stand.
Die Aufgabe bei den Frauen reizte ihn. Aber als er sich einarbeiten wollte, stellte er fest: Es gibt keine Literatur zum Torfrautraining. Kein Handbuch. Kein theoretisches Fundament. Er rief Kathrin Lehmann an, eine langjährige Freundin – und eine Ausnahmeerscheinung im Sport: Sie war Goalie im Schweizer Fussball UND im Schweizer EishockeyNationalteam. Sie trafen sich, redeten viele Stunden, eine ganze Woche lang immer wieder. Und entwickelten gemeinsam ein neues Verständnis dafür, wie man Frauen im Tor trainiert.
Mit der Folge, dass auch Elvira Herzog alles neu denken musste. Gurski erklärte ihr, was er vorhatte –und fragte, ob sie bereit sei, diesen Weg mitzugehen. Er wusste: Es war ein Risiko. Die Fallhöhe war gross. «Entweder bist du nächstes Jahr die Nummer 1 im Nationalteam», sagte er zu ihr, «oder wir werden vermutlich beide ersetzt.»
Zu diesem Zeitpunkt, im Sommer 2023, lag Herzogs Debüt im Nationalteam bereits vier Jahre zurück. Zuletzt aber hatte sie nur wenig gespielt –und für die Weltmeisterschaft in Australien und
Elvira denkt viel über die Rolle von Torfrauen nach: Denn Goalies können Spiele nicht gewinnen. Aber sie können Spiele verlieren.
Torhüterin? Nein. Für Elvira und ihren Trainer Michael Gurski heisst es «Torfrau» –Veränderungen in Training und Spiel, finden sie, sollten auch in der Sprache sichtbar sein.
Neuseeland war sie nicht einmal nominiert worden. Die Nichtberücksichtigung traf sie tief. Damals dachte sie: Das ist die grösste Enttäuschung ihres Lebens. Aus heutiger Sicht war es vielleicht der grösste Glücksfall. Ein Wendepunkt, der es ihr leichter machte, alles zu hinterfragen. Was Gurski ihr vorschlug, klang wie ein Versprechen. Jedenfalls ein halbes. Ihr war klar: Hier könnte etwas Neues beginnen. Und sie wollte Teil davon sein. Im Zentrum des Experiments stehen.
«Sie ist der Prototyp», sagt Gurski.
Elvira Herzogs Geschichte beginnt in Zürich, im Quartier Unterstrass, wo sie in einer Patchworkfamilie aufwächst. Sie hat einen drei Jahre älteren Bruder und drei ältere Halbgeschwister. Der Vater ist Hausarzt und Psychosomatiker, die Mutter Architektin. Professionellen Sport gibt es in der Familie nicht. Elvira aber liebt es, sich zu bewegen, und probiert vieles aus: Tanzen, Handball, Unihockey, Schwimmen.
Zum Fussball fndet sie mit neun beim FC Unterstrass. Sie spielt dort mit den Jungs. Mit elf stellt sie sich zum ersten Mal ins Tor – nicht, weil niemand anderes will, sondern weil der damalige Goalie zu viele Tore kassiert. Elvira denkt: Das kann ich besser. Mit dreizehn dann die Entscheidung: Die Trainer sagen ihr, sie könne gerne weiter bei den Jungs spielen – aber nur, wenn sie fest als Goalie auflaufe. Sie denkt nicht lange nach. Und bleibt. Ihr gefällt das anspruchsvollere Training der Jungs.
Ein richtiger Entscheid? Sie überlegt.
«Ich bin sicher, dass ich nicht da wäre, wo ich jetzt bin, wenn ich nicht im Tor stehen würde. Ich glaube, dass es die richtige Position für mich ist. Auch weil ich gross bin und athletisch. Und ich glaube auch, dass mein Weg der richtige ist.»
Pause.
«Aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich habe nie damit gehadert, dass es eine schwierige Position ist.»
Das Gespräch mit Elvira Herzog dreht sich nicht lange um sie selbst. Ihre Gedanken ziehen schnell weiter, zum grossen Ganzen. Herzog – sie besuchte das Sportgymnasium, begann ein Studium, das sie aber für den Fussball aufgab – ist eine, die nachdenkt. Über ihre Rolle im Team. Über die Aufgabe der Torfrau. Und darüber, wie diese Position im Fussball verstanden – oder eben missverstanden – wird. «Die Goalie ist nicht die, die für Spektakel sorgt», sagt sie. «Sie ist die, die Spektakel verhindert.»
Stürmerinnen betreten den Platz mit dem Gedanken: «Heute schiesse ich ein Tor.» Torfrauen sagen: «Ein Fehler ist ein Fehler. Es gibt keine Grauzone. Ein Fehlpass im Mittelfeld ist nur ein Fehlpass. Bei uns steht’s dann 0:1.»
«Selbstkontrolle ist für Goalies essenziell: Während das Team jubelt, bleibt die Torfrau ruhig. Sie muss sich mit Emotionen zurückhalten.»
Gemeinsam mit Trainer Michael Gurski (oben) erfindet Elvira Herzog das Torfrautraining neu. Ganz oben das Länderspiel gegen Frankreich im Oktober 2024, das die Schweiz mit 2:1 gewann.
Das ist die Innensicht. In der Wahrnehmung von aussen spielt die Torfrau meist keine Rolle – bis etwas schiefläuft. In den Spielzusammenfassungen im Fernsehen, so Herzog, sehe man vor allem Tore, Dribblings, schöne Kombinationen. «Was du kaum siehst: verhinderte Tore.» Die Torfrau bleibt unsichtbar. Es sei denn, sie macht einen Fehler. Dann steht sie im Zentrum – für einen Moment. Für den falschen. Torfrauen können Spiele nicht gewinnen. Aber sie können sie verlieren.
Michael Gurski beschreibt die Funktion noch weitergehend: «Die Torfrau ist nicht nur Torfrau, sie ist auch Coach. Sie hat als Einzige das ganze Spielfeld vor sich. Sie erkennt das Momentum.» Wenn vorn ein Tor fällt, weiss sie: Jetzt ist es besonders gefährlich. «In den dreieinhalb Minuten nach einem Tor fallen sehr viele Gegentore», sagt Gurski. «Entweder du machst das 2:0 – oder du kriegst das 1:1.»
Und während das Team jubelt, bleibt die Torfrau ruhig. Sie ist die, die sich mit Emotionen zurückhält. «Du jubelst nicht mit», sagt Gurski. «Du musst beruhigen.» Und wenn sie selbst eine Glanztat vollbringt? Dann ist kein Platz für Selbstvergewisserung. Kein Innehalten. Das Spiel läuft weiter. Die Parade ist nicht einmal eine Spielunterbrechung wert. Das verlangt ständige Präsenz – und ständige Selbstkontrolle. Gurski sagt, die Rolle der Torfrau sei «vermutlich eine der komplexesten Positionen im Fussball».
Die Gespräche für diesen Text fnden in einem Besprechungsraum der RBL-Fussballakademie am Cottaweg statt – dort, wo das Frauenteam von RB Leipzig trainiert und zu Hause ist. Es ist später Nachmittag, doch Michael Gurski wirkt, als habe der Tag gerade erst begonnen. Er ist ein Fussball-Liebhaber: energiegeladen, mitreissend, leidenschaftlich. Immer wieder springt er auf, deutet an die Wand, erklärt eine taktische Idee und beschreibt mit grossen Gesten, wo eine Torfrau in welchem Moment stehen müsste.
Die Wand, vor der er das alles tut, zeigt ein überdimensionales Foto der Red Bull Arena – das Stadion der Männer, 47 800 Plätze, volle Ränge, Flutlicht. Das Frauenteam spielt dort nur selten. Ihre Heimspiele bestreiten sie meist in einem kleineren Stadion gegenüber der Akademie: 2000 Plätze, oft nur zur Hälfte gefüllt.
Im Gegensatz zu Gurski sitzt Elvira Herzog während des langen Gesprächs fast unbeweglich auf ihrem Stuhl. Kerzengerader Rücken, verschränkte Beine, freundlicher Blick. Sie strahlt eine Ruhe aus, die nicht statisch wirkt, sondern konzentriert – wie etwas, das jederzeit reagieren kann. Gurski sagt, genau diese Spannung bringe sie auch auf den Platz: «Sie ist wach, aber nicht hektisch. Sie kontrolliert, ohne zu erstarren. Das macht Eindruck – auch bei den Gegnerinnen.»
Aber was genau hat sich in Herzogs Training nun eigentlich geändert? Das lässt sich gar nicht so leicht sagen. Oder vielleicht doch. Denn einerseits sieht vieles aus wie zuvor – andererseits sieht auch alles
In ihrer Freizeit ist Elvira Herzog kreativ unterwegs. Sie fotografiert nicht nur gern, sondern hat auch T-Shirts für die anstehende Europameisterschaft in der Schweiz designt.
anders aus. Das sagt Kathrin Lehmann, die Schweizer Wundergoalie, die gleich in zwei Sportarten Weltklasse war – und die Gurski bei der Entwicklung seines neuen Trainingsansatzes unterstützt.
«Es ändert sich alles – und zugleich nichts», so Lehmann. «Die Übungen bleiben gleich, aber die Haltung dahinter muss eine andere sein. Entscheidend ist nicht die Technik. Entscheidend ist die Perspektive.» Es sei letztlich weniger eine fachliche als eine pädagogische Frage. Man müsse sich nur einfach bewusst machen, dass man eine Frau vor sich hat – eine Frau mit anderen psychischen und physischen Voraussetzungen als ein Mann. «Dann stellt man das Training automatisch um. Ich trainiere einen Zehnjährigen ja auch nicht wie einen Hundertjährigen.» Sie lächelt –ein wenig gequält. Denn eigentlich, fndet sie, sollte das im Jahr 2025 selbstverständlich sein.
Ein konkretes Beispiel? «Gerne», sagt Lehmann. Frauen bewegen sich anders als Männer, haben eine andere Dynamik, andere Laufgeschwindigkeiten –was die Spielgeometrie verändert. «Trotzdem stehen Torfrauen oft zu hoch oder zu tief, weil ihre Mitspielerinnen langsamer nachrücken. Sie sind die Leidtragenden einer Defensivtaktik, die noch immer auf männliche Muster ausgelegt ist.»
Elvira betreibt ihren Sport mit grosser Ernsthaftigkeit. Oft ist sie am Morgen die Erste auf dem Gelände und am Abend eine der Letzten, die geht.
«Man will immer besser werden. Darüber vergisst man manchmal die Leichtigkeit und Schönheit des Spiels.»
Und das sind nur die Wochentage. Die Wochenenden gehören nicht der Erholung, sondern dem Spielbetrieb. Besonders auswärts ist der Aufwand gross: Das Frauenteam fiegt nicht, es fährt mit dem Bus. Die Anreise beginnt meist am Freitagnachmittag nach dem Training, eine Nacht im Hotel, dann das Spiel –und danach der lange Rückweg. «Wenn wir ein Abendspiel haben, sind wir manchmal erst um vier Uhr am nächsten Morgen zu Hause», sagt Herzog. Zweieinhalb Tage – für eine Partie.
Doch sie beklagt sich nicht. «Ich liebe, wo ich bin.» Und trotzdem, sagt sie, könne man im Alltag leicht den Blick auf das Wesentliche verlieren. «Man vergisst, dass es ein Spiel ist. Dass es um Freude geht. Man steckt so tief drin – will besser werden, leisten, Erwartungen erfüllen –, dass darüber die Leichtigkeit verloren geht. Die Schönheit dieses Spiels rückt manchmal in den Hintergrund.»
Elvira Herzog ist eine, die ihren Sport mit grosser Ernsthaftigkeit betreibt. Oft ist sie am Morgen eine der Ersten auf dem Gelände und am Abend eine der Letzten, die gehen. Sie wohnt mit ihrer Partnerin Marleen Schimmer – ebenfalls Spielerin bei RB Leipzig – in der Innenstadt. Mit dem Velo sind es fünfzehn Minuten bis zur Akademie, die eingebettet liegt zwischen dem nördlichen und südlichen Leipziger Auwald. Eine Oase mitten in der Stadt, ökologisch bedeutend, stadtplanerisch geschützt.
Wenn man nicht wüsste, wie hart hier gearbeitet wird, könnte man meinen, der Ort sei für Erholung gemacht.
«Viele Leute haben keine Vorstellung davon, was eine Fussballerin täglich investiert», sagt Herzog. Ihr Tag beginnt schon früh mit einem Eisbad zu Hause. Wenn um zehn Uhr das Teamtraining startet, hat sie schon eine Stunde individuelle Arbeit hinter sich: Reaktionsübungen, Mobilisation, mentales Warmup. Nach dem Platztraining folgt oft noch vor dem Mittagessen eine Krafteinheit. Danach: Physio, Teambesprechung, Videoanalyse. Vor 16 Uhr verlässt sie die Akademie selten.
Umso mehr bedeuten ihr die Momente, in denen genau diese Schönheit spürbar wird. Etwa im vergangenen Herbst, als Nationaltrainerin Pia Sundhage sie zur neuen Nummer 1 machte. Das erste Spiel war ein Freundschaftsspiel gegen Deutschland im Zürcher Letzigrund, Herzogs Lieblingsstadion. Ihre Schwester organisierte spontan 300 Tickets, reservierte eine eigene kleine Fankurve. Freundinnen, Freunde, Familie – alle waren da.
«Ich hätte weinen können vor Stolz», sagt Elvira Herzog. In diesem Moment, auf diesem Platz, wurde sichtbar, was Jahre harter Arbeit bedeutet hatten: Der Anfang beim FC Unterstrass. Die Stationen beim FC Zürich, in Köln, in Freiburg. Der entscheidende Schritt nach Leipzig – und die Zusammenarbeit mit Michael Gurski, der jetzt, im Besprechungsraum der RBL Fussballakademie, sagt: «Ich glaube, Elvira hat das Zeug für eine ganz grosse Karriere.»
Michael Gurski und Kathrin Lehmann schrieben gemeinsam mit Elvira Herzog das Buch «Torfrautraining». Es erscheint am 18. Juni im Benevento Verlag.
Linien Lebens
Seit Jahren kämpft der Schweizer Kletterprofi Giuliano Cameroni mit einem einzigen Boulder. Warum er nicht aufgibt – und was wir von seiner Hartnäckigkeit über Erfolg lernen können.
des
Text Samuel Waldis Fotos Pascal Mora
Giuliano Cameroni gehört zur absoluten Weltspitze im Bouldern –
der Disziplin, in der die Athleten ohne Seil in Absprunghöhe klettern. Früher bestritt er Wettkämpfe, heute geht es dem 27-Jährigen um pure Bewegung, Kreativität und Körperbeherrschung.
Sein Fokus liegt auf Kletterrouten in der Natur, wie jener am legendären Boulder «Alphane» im Tessin, einem der schwierigsten Boulder weltweit. Viele sind daran gescheitert. Giuliano arbeitet seit drei Jahren daran. Der Kletterprof wurde 1997 in Montagnola geboren, stammt aus einer Kletterfamilie, bereits mit zehn Jahren gelang ihm ein Boulder im Schwierigkeitsgrad 8+. Er ist ein Tüftler, Träumer und Denker. Hier erzählt er, wie er zu einem (noch) besseren Kletterer wird.
the red bulletin: Giuliano, es regnet gerade. Ist das das Schlimmste für dich als Outdoor-Mensch?
giuliano cameroni: Der ganze Winter und der Frühling waren schon sehr regnerisch und feucht. Es ist wirklich schwer für mich, mit diesem Wetter klarzukommen. Wir haben diese kleinen Geräte, mit denen wir die Temperatur und Feuchtigkeit am Fels messen. Je nach Boulder klettern wir nicht, wenn die Feuchtigkeit über 85 Prozent liegt. Dann etwas zu erzwingen, würde die Haut an den Fingern stark beanspruchen, was dazu führt, dass sie länger braucht, um zu heilen.
Rede ich gerade mit einem BoulderProf oder einem Wissenschaftler? (Lacht.) Was wir tun, verlangt tatsächlich viele Knife. Darum verwenden wir auch verschiedene Schuhe für verschiedene Boulder, je nachdem, was der Fels gerade verlangt. Dazu habe ich auch eine kleine Geschichte.
Schiess los.
An einer Route, die ich oft klettere, muss ich mich mit der Ferse einhaken. Dafür brauche ich ein einzigartiges Schuhmodell, eines mit dünner Ferse. Bei der
Verschiedene Schuhe für verschiedene Felsen: Manchmal bohrt Giuliano auch einfach ein Loch in die Sohle eines Kletterschuhs, um am Fels Halt zu finden.
nächsten Bewegung nutze ich aber einen bestimmten Zeh des linken Fusses. Und dafür wiederum brauche ich einen sehr aggressiven Schuh. Aber das Modell mit der dünnen Ferse ist bei den Zehen total fach. Also habe ich ein kleines Loch in die Sohle gebohrt. So fnde ich mit diesem Teil des Schuhs Halt am Fels, und die Bewegung funktioniert.
An welchem Boulder setzt du diesen Schuh ein?
Bei der Route «Alphane».
Jener Route also, an der du seit drei Jahren arbeitest. Was bedeutet dir dieser Ort?
«Alphane» ist die erste Route der Schweiz, die mit 9a eingestuft wurde – und für Giuliano die Herausforderung seines Lebens.
2024 brach Giuliano sich bei einem Sturz sein rechtes Knie.
Das war eine Lektion: Mittlerweile hat er dank Muskeltraining
einen viel kraftvolleren Stil.
Es gibt Bewegungen am Fels, da ist es besser, wenn man etwas kleiner ist. Doch Giuliano ist 1,82 m. Bei der «Alphane» ist das ein Handicap.
Der Fels befndet sich im Tessin, in Chironico. Hier habe ich mit Klettern begonnen, als ich vier Jahre alt war. Den Boulder «Alphane» habe ich 2019 zum ersten Mal gesehen. Schon damals kletterte ich 8c+.
Das müssen wir erklären: Die französische Schwierigkeitsskala geht von 1 bis 9c. 8c+ ist die letzte Stufe vor 9a, das ist bereits absolute Spitzenklasse. Genau. Ich war also kein Anfänger. Aber als ich «Alphane» zum ersten Mal sah, hatte ich schlicht keine Ahnung, wie das machbar sein soll.
Mitte April begibt sich Giuliano wieder an diesen Felsen. Er steht auf einem Crashpad, der Matte, die ihn bei einem Sturz auffängt, und tastet den steinigen Überhang ab. Immer wieder bürstet er die Grife aus, damit er später nicht abrutscht. Dann fasst er in den Beutel mit Magnesium und startet den nächsten Versuch an diesem Boulder, an dem die meisten scheitern und kaum einer so hartnäckig arbeitet wie Giuliano. Ein Grund für seine Geduld ist, dass Giuliano in der Pandemie mit Meditation angefangen hat. Sie ist für ihn der beste Weg, sich von negativen Gedanken und Energien zu befreien. Das hilft ihm auch, wenn er kopfüber an den anspruchsvollsten Felsen
hängt. «Alphane» ist die erste Route der Schweiz, die mit 9a eingestuft wurde, und gehört zu den schwierigsten Bouldern der Welt.
Was ist die Schwierigkeit an diesem Fels?
Die Herausforderung für mich ist, dass es Bewegungen gibt, für die eine geringe Körpergrösse vonnöten ist. Ich bin aber 182 Zentimeter gross, und der Schluss von «Alphane» ist besonders schwierig für mich, weil man sich dort zusammenkauern muss. In einem Jahr habe ich zwischen Frühling und Herbst 60 Tage nur an «Alphane» verbracht. Da schafte ich nicht einmal mehr zwei Bewegungen hintereinander, es war brutal.
Wie schaft man es, so viele Jahre an einem Projekt zu arbeiten und nicht aufzugeben?
Dieser Fels und die Grife, das ist einfach ein unglaublicher Ort! Es sind neun schwierige Züge in Folge vor dem letzten Abschnitt. Ich dachte, wenn ich einfach weitermache, schafe ich das. Dass es andere gepackt haben, motiviert mich. Aber 2022 musste ich schliesslich aufgeben – weil ich gemerkt habe, dass ich mich hier als Kletterer und als Mensch nicht weiterentwickeln kann. Ich hatte zu viel Zeit mit «Alphane» verbracht.
Warum bist du inzwischen zurückgekehrt?
2024 brach bei einem Sturz mein rechtes Knie. Es war an einem hohen Felsen, ich
«Ich trainiere mit Kreditkarten, gewöhne meine Hände so an Mikrogriffe. Hier liegt das grösste Potenzial, um besser zu werden.»
«Ich machte an zwei Tagen mehr
Fortschritte
als in den 50 Tagen zuvor. Inzwischen glaube ich: Dieser Felsen ist für mich machbar.»
Neun schwierige Züge vor dem letzten
Abschnitt: Giuliano trainierte in einem Jahr 60 ganze Tage allein an «Alphane».
drehte mich in der Luft, ein sehr beängstigender Moment für mich. Aber der Sturz war auch eine Lektion. Und in der Rehabilitation wurde ich stärker und stärker. Dann hätte ich fast eine unbegangene 9a-Route im Tessin geschaft. Also dachte ich, dass ich zu «Alphane» zurückkehren sollte. Erst hatte ich null Erwartungen. Aber dann machte ich in zwei Tagen mehr Fortschritte als in 50 Tagen zuvor. Inzwischen glaube ich: «Alphane» ist für mich greifbar.
Du musstest dem Projekt «Alphane» also weglaufen, um ihm näherzukommen?
Absolut. Ich war ein sehr technischer Kletterer, konzentrierte mich darauf, alle möglichen Haken zu fnden und zu refektieren, wie ich meinen Körper an bestimmten Stellen drehen muss, wie ich Sehnen einsetzen kann, um mich festzuhalten. Aber in Muskelkraft habe ich kaum investiert. Die Verletzung hat mich dann dazu gezwungen, meinen Kletterstil zu verändern. Heute habe ich einen kraftvolleren Stil.
Giuliano verunfallt 2016 mit dem Auto. Er sagt, er hätte sterben können. In diesem Moment merkt er, was für ihn im Leben wirklich zählt: ein gesunder, funktions
«Ich klettere nicht, um eine Route zu schaffen. Ich klettere, um besser zu werden. Der Erfolg kommt dann automatisch.»
fähiger Körper und Geist. Inzwischen auch deswegen, weil er da sein will für seinen Sohn Aylan, der im Oktober 2023 zur Welt gekommen ist. Giuliano hat als Vater gelernt, wie wichtig ein ausgeglichenes Leben ist, um seinem Sohn positive Energie zu vermitteln. Er beobachtet Aylans Entwicklung und merkt, wie aufmerksam sein Sohn ist. Und genauso aufmerksam ist der Vater, der als Kletterer alle paar Monate auf einen Berater zurückgreift, auf einen eigentlichen Trainer aber verzichtet. So machen das die meisten, die vor allem an den Naturfelsen unterwegs sind und nicht an Wettkämpfen teilnehmen. Giuliano widmet sich den Bouldern mit seinen Freunden – oder alleine. Er kann Stunden und Tage und Jahre an einem Felsen verbringen und sich damit beschäftigen. Er lernt, indem er beobachtet, und er setzt auf Erfahrung. So hat er seine eigenen Ansätze entwickelt.
Kannst du uns eine deiner wichtigsten Trainingsmethoden erklären?
Wenn man Stunden, Tage, ja, Jahre an einem Fels verbringt, hinterlässt das Spuren. Hier, unter dem «Alphane»-Überhang, die Crashpads der Kletterer.
Ich habe zum Beispiel herausgefunden, dass es für mich am besten ist, im Training Bewegungen zu simulieren und dabei die Füsse am Boden zu haben. Ich stehe also am Boden, stelle mir die schwerstmöglichen Grife vor und trainiere sie mit den Händen an der Wand. Ein bisschen wie in einem Traum. Ich ziehe dafür nicht einmal die Kletterschuhe an.
Und im Kopf visualisierst du dabei einen Boulder in der Natur?
Genau. Bevor ich eine Bewegung am Fels ausführen kann – und ich rede von sehr schwierigen Bewegungen –, muss ich sie viele Tage mit den Füssen am Boden verinnerlichen. So bereite ich meinen Körper auf die Bewegung vor. Denn wenn man gleich an den Fels geht, die Sehnen und die Bänder aber noch nicht bereit sind, steigt das Risiko für Verletzungen.
Du trainierst auch mit Kreditkarten. Wie funktioniert das?
Kreditkarten sind ungefähr einen Millimeter dick. Diese Dimension kann ein Grif am Fels sein. Ich sehe in diesen Mikrogrifen das grösste Potenzial für Fortschritte. Und genau deswegen trainiere ich mit Kreditkarten. Aber es können auch andere kleine Objekte sein. Wichtig ist einfach, dass ich meine Finger an diese winzigen Formen gewöhne. So gelange ich an den Punkt, an dem ich denke: Wow, ich kann das greifen. Und dann komme ich in der Realität an einen Grif, der fünf Millimeter gross ist, und er fühlt sich viel grösser an.
Ist das so, wie wenn ich zehnmal einen Medizinball werfe und danach das Gleiche mit einem Tennisball mache? Genau um diesen Efekt geht es. Er hilft mir auch in Bezug auf meine Kreativität, weil er die Tür öfnet für neue Möglichkeiten am Fels.
Giuliano ist zu hundert Prozent Kletterprof, etwas anderes hat er nie gelernt und nie gemacht. Heute lebt er ausschliesslich von seinen Sponsoren. Für dieses Leben sei
JUNI–SEPTEMBER
er dankbar, sagt er. Zwar lebe er nicht in Saus und Braus, aber ziemlich stressbefreit –und wenn er eine Pizza essen wolle, dann könne er das. In diesem Herbst wird Giuliano seinen Zivildienst in Biasca leisten. Die Arbeit in einem Altersheim wird ihm dann auch Abwechslung zu seinem Leben sein, in dem sich neben der Familie praktisch alles um das Klettern dreht. Diesen Eindruck vermittelt Giuliano, wenn er sich beim Reden manchmal in Details verliert, die man sich als Aussenstehender erklären lassen muss, zum Beispiel eine präzise Beschreibung, wie er mit seiner Ferse Halt am Felsen fndet. Wer mit Giuliano über Klettern spricht, spricht mit einem Mann, der seine Welt im Bouldern, dieser minimalistischsten Kletterdisziplin, gefunden hat.
Warum hast du dich für Bouldern entschieden?
Ich bin Boulderer, weil es mir grossen Spass macht. Klettern ist meine Leidenschaft, ich möchte das bis ans Ende mei-
nes Lebens machen. Ich werde niemals aufhören, weil ich die Bewegung wirklich sehr liebe. Bouldern habe ich gewählt, weil es für mich der einfachste Weg ist, besser zu werden. Ich mag auch Sportklettern, also Klettern mit Seil, aber momentan mache ich das selten.
Warum trainierst du so viel draussen und weniger in der Halle?
Einerseits wohne ich zu weit von einer Halle entfernt, wobei jetzt gerade in meiner Nähe ein Gym gebaut wird. Andererseits fühle ich mich der Natur einfach sehr verbunden. Ich trainiere draussen besser und habe mehr Spass. Der Felsen ist mein Happy Place.
Happy Place und Gegner?
Es ist einfach, von einem Felsen besessen zu sein. Ich war das von «Alphane» auch. Die Route war das typische Beispiel, wie man es nicht machen sollte: Ich war dermassen auf diesen Felsen fxiert. Ich kam
«Ich werde nie aufhören zu klettern, weil ich die Bewegung zu sehr liebe. Der Felsen ist
nicht mehr weiter und verlor den Spass, weil es immer der gleiche Ort war – ich stürzte an den immer gleichen Stellen die gleichen Stürze.
Das erinnert mich an etwas, das du mal in einem Interview gesagt hast: «Wenn wir klettern, um etwas zu erreichen, verschwenden wir viel Energie, weil wir zu viel nachdenken.»
Was ich meinte: Ich klettere nicht, um einen Boulder zu schafen. Ich klettere, um besser zu werden. Wenn ich das schaffe, kommt der Erfolg am Fels automatisch.
Bis 2017 klettert Giuliano auch an Wettkämpfen. 2013 wurde er etwa am Bächli Swiss Cup in Genf Erster, ein Jahr später an der BoulderSchweizermeisterschaft Vierter. Doch dann zieht er sich zurück. Heute ist er froh, dass er nicht auf Wettbewerbe angewiesen ist, um Sponsoren zu fnden, dank derer er sich seinen Projekten in der Natur widmen kann. Aber in den letzten Jahren hat sich die Wettkampflandschaft stark verändert: 2021 in Tokio gehörte Klettern zum ersten Mal zum olympischen Programm, 2024 in Paris wurden erstmals auch im Bouldern Medaillen vergeben.
2028 klettern die Besten in Los Angeles um Gold. Was könnte dich von einer Teilnahme überzeugen?
Das Wettkampfklettern ist zwar sehr ästhetisch – ich respektiere das voll und ganz und will auch keine Türen schliessen –, trotzdem glaube ich nicht, dass ich in naher Zukunft Wettkämpfe klettern werde.
Warum nicht?
Weil Wettkämpfe einfach nicht mein Ding sind. Es geht dabei darum, an riesigen Klötzen Halt zu fnden, die man in der Natur fast nie fnden würde. Es ist wie beim Skateboarden: Da gibt es StreetWettbewerbe und die Halfpipe. Beide Disziplinen erfordern ein Skateboard, sind aber komplett verschieden. OutdoorBouldern wäre Street-Skateboarden, Wettkampfklettern wäre das Fahren in der Halfpipe. Ich müsste also mein Training total umstellen, um an Kletterwettkämpfen erfolgreich zu sein. Alles in allem bin ich einfach sehr glücklich, dass ich meinen Weg am Fels gefunden habe. Die Natur hat diese Formen geschafen, und diese Formen werden ewig bestehen.
In der Halle, sagt Giuliano, habe er schlichtweg nicht so viel Spass. Es sind die Formen der Natur, die Linien im Fels, die es ihm angetan haben.
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Bereit zum Hochschalten: Nach vier Gesamtsiegen bei der Vuelta a España und einem beim Giro d’Italia will Primož Roglič jetzt die Tour de France gewinnen.
Ein Champion, ein Talent und ein Tüftler: zu Besuch bei drei Vorreitern, die mit dem Team Red BullBORA-hansgrohe die Grenzen des Radsports verschieben wollen.
den Speed
Text Christof Gertsch Fotos Shamil Tanna (Teneriffa) Jojo Harper (Silverstone)
TENERIFFA, SPANIEN
21 TAGE DES LEIDENS, BEI HITZE UND REGEN, BEI KÄLTE UND WIND. DIE TOUR
IST BRUTAL, ABER SIE IST PRIMOŽ ROGLIČS ZIEL.
Wenn es «Klick!» macht: Roglič ist ein in sich gekehrter Fahrer. Sein grösster Antrieb, sagt der Champion, sei die Freude am Radrennsport.
An einem Dienstagabend im April, als die Touristengruppen allmählich zurück ans Meer strömen und auf dem Berg wieder Ruhe einkehrt, setzt sich Primož Roglič zum Gespräch in den Aufenthaltsraum des Hotels, das für die nächsten drei Wochen sein Zuhause ist, lächelt freundlich und sagt: «Dann mal los!» Der Parador de Las Cañadas del Teide auf 2000 Metern ist das einzige Hotel in dieser Gegend, ein altes Gutshaus auf halbem Weg zum Pico del Teide, dem höchsten Vulkan Europas. Wir befnden uns auf Tenerifa, in einer kargen, faszinierenden Mondlandschaft, der Teide ist eines der beliebtesten Ziele der Kanareninsel. Die meisten kommen für ein paar Stunden, einige wenige bleiben über Nacht. Keiner aber hält es so lange aus wie Primož Roglič. Und schon gar nicht so oft. «Lass mich kurz nachdenken», sagt er. «Ich glaube, das ist das vierzehnte Mal, dass ich hier bin.» Er weiss, wie verrückt das klingt, und schaut einen aus grossen Augen verschmitzt an. Für ihn ist es nicht verrückt. Er sagt: «Mir gefällt es. Alles ist sehr einfach. Und friedlich. Es gibt einen Vulkan und ein Hotel –
sonst nichts. Tagsüber kommen ein paar Touristinnen und Touristen, aber sobald die Sonne untergeht, bin ich von Stille umgeben. Es ist wunderschön.»
Roglič, 35, Slowene, ist einer der besten Radfahrer der Welt. Und einer der vielseitigsten. Er hat alles gewonnen, was man gewinnen kann, ist Olympiasieger im Zeitfahren, hat bei grossen Eintagesrennen triumphiert, hat den Giro d’Italia und viermal die Vuelta a España für sich entschieden, zuletzt 2024, was ihn in Spanien zum Rekordsieger macht. Eine Sache aber fehlt: die Tour de France.
Sie ist die grösste der drei dreiwöchigen Landesrundfahrten, das wichtigste Radrennen der Welt. Keine Veranstaltung hat mehr Publikum, nirgendwo sonst werden mehr Sponsoringgespräche geführt, kein Rennen ist entscheidender für die Zukunft eines Fahrers. 2020 wurde Roglič Zweiter, aber in den darauffolgenden Jahren verletzte er sich dreimal bei Stürzen und nahm einmal nicht teil.
Diesen Sommer – von 5. bis 27. Juli – unternimmt er als Leader des Teams Red Bull-BORA-hansgrohe einen neuen Versuch. 21 Etappen, 3320 Kilometer, von Lille an die Atlantikküste, dann über die Pyrenäen, die Provence und die Alpen bis auf die legendären Champs-Élysées in Paris. 21 Tage des Leidens, bei Hitze und Regen, bei Kälte und Wind. Die Tour ist brutal, aber sie ist sein Ziel.
Im April auf dem Teide ist sie aber noch weit weg. Und doch ganz nah. Alles, was Roglič hier macht, macht er mit Blick auf die Tour. «Ofziell beginnt die Vorbereitung auf die Tour Anfang des Jahres, wenn man sich dafür entscheidet, im Juli in Frankreich am Start zu stehen», sagt Roglič. «Aber eigentlich beginnt sie an dem Tag, an dem du zum ersten Mal auf ein Rad steigst.»
sich die
Kurve um Kurve: Auf Teneriffas Bergstrassen bereiten
Fahrer des Teams Red BullBORA-hansgrohe auf die Strapazen der Saison vor.
Ab auf die Matte: Vor jeder Ausfahrt steht für Roglič (vorne) und seine Mitstreiter eine Einheit mit individuellen Übungen zur Aktivierung an.
Roglič ist ein Familienmensch, vermisst oft seine Frau Lora Klinc und die Söhne Lev und Aleks – und doch käme es ihm nie in den Sinn, den Aufenthalt auf Tenerifa auch nur um einen halben Tag zu verkürzen. Der Grund, warum er hier ist, ist so alt wie der moderne Ausdauersport selbst: das Wissen, dass sich in grosser Höhe die Leistungsfähigkeit verbessern lässt. Denn bei niedrigerem Sauerstofpartialdruck muss sich der Körper anpassen – er produziert mehr rote Blutkörperchen, nutzt den Sauerstof in den Muskeln efzienter und optimiert Atmung sowie Herzfrequenz. Doch es gibt noch einen zweiten Grund, warum Roglič die Höhe sucht: das, was sie ausser der Sauerstofarmut auch noch mit sich bringt – Abgeschiedenheit, Fokus, Rückzug. Das also, was viele Ausdauersportler am Höhentraining verfuchen. Roglič aber liebt es. Die zwei dreiwöchigen Höhentrainingslager, die er pro Jahr absolviert, sind seine Art, sich zu besinnen – auf seine Arbeit, seine Ziele, seine Stärken. Auf dem Teide wird er nicht nur körperlich topft. Er wird es auch im Kopf.
Das bedeutet nicht, dass seine Aufenthalte in der Höhe keine Opfer forderten – im Gegenteil. Opferbereitschaft ist sogar der erste Begrif, der ihm im Gespräch einfällt, als er gebeten wird, seine Vorbereitung auf die Tour de France in drei Worte zu fassen.
«Nicht nur ich erbringe Opfer», sagt er, «auch meine Familie tut das.»
Das zweite Wort: Gleichgewicht. Ein typischer RogličBegrif, dem eine ebenso typische RogličAussage folgt: «Man darf nicht zu wenig trainieren, aber auch nicht zu viel. Nicht zu viel Pause machen, aber auch nicht zu wenig. Es ist nicht gut, zu schnell zu fahren. Aber auch nicht zu langsam.» Eine scheinbar banale Aussage, und doch scheitern viele Profs genau an dieser Vorgabe: Sie machen zu viel – oder zu wenig.
Zum dritten Begrif, den Roglič mit seiner TourVorbereitung verbindet, kommen wir gleich. Vorher ein Szenenwechsel – vom Pico del Teide auf Tenerifa nach Silverstone in England. Vom Teamleader Roglič zur deutschen Nachwuchshofnung Florian Lipowitz, 24, der im dortigen Windkanal an feinsten Details feilt – oder vielmehr: feilen lässt. Denn es ist Dan Bigham, Head of Engineering bei Red BullBORAhansgrohe, der an diesem Tag die Arbeit macht. Lipowitz ist das Versuchskaninchen.
ABGESCHIEDENHEIT, FOKUS, RÜCKZUG – ROGLIČ LIEBT, WAS VIELE
SILVERSTONE, ENGLAND
Für ein Radteam gibt es zwei Wege, sich weiterzuentwickeln: Man kann jedes Jahr die grössten Namen einkaufen und darauf hofen, dass sich daraus irgendwann ein funktionierendes Teamgefüge ergibt. Oder man wählt den Ansatz von Red Bull-BORA-hansgrohe: auf junge Talente setzen und in ihre Entwicklung investieren. Was vor allem bedeutet: Man steckt viel Geld in den Betreuerstab.
Blick nach vorn: Florian Lipowitz, 24, gilt als Fahrer mit enormem Potenzial. Erst im März wurde er Zweiter bei Paris— Nizza, im April Vierter bei der BaskenlandRundfahrt.
Für diese Saison hat das Team deshalb gleich mehrere Hochkaräter verpfichtet – etwa den Ernährungsberater Asker Jeukendrup, der zuvor für das Konkurrenzteam Visma-Lease a Bike arbeitete, oder den Sportpsychologen York-Peter Klöppel, als Head of Mental Performance im Red Bull Athlete Performance Center ein wichtiger Begleiter von Formel-1Weltmeister Max Verstappen. Und natürlich Dan Bigham, 33, der von Ineos Grenadiers kam – ebenfalls ein Konkurrenzteam. Wäre Bigham ein Fahrer, man würde von einem Transfercoup sprechen. Es gibt kaum jemanden in der Branche, der ihn nicht in höchsten Tönen lobt. Genau genommen war Bigham bis letztes Jahr noch Fahrer, aber seine komplette Geschichte würde ein Buch füllen. Hier sein Werdegang stattdessen in aller Kürze:
Bigham studierte Ingenieurwesen in London, als er 2010 das Radfahren für sich entdeckte – zunächst als Ausgleich zum Uni-Alltag. Aus dem Hobby wurde eine Leidenschaft. Und dann eine Obsession. Bigham hatte keine klassische Nachwuchskarriere durchlaufen, war nie Teil eines Fördersystems. Aber er verfügte über etwas, das im modernen Hochleistungssport ebenso entscheidend ist wie rohe Wattzahlen: technisches Verständnis.
Statt sich den Kopf über Trainingspläne zu zerbrechen, tüftelte er an Luftwiderstand, Sitzpositionen, Material. Er machte sich selbst zum Gegenstand der Untersuchung. Und er wurde immer besser. 2017 gründete er mit Freunden das ambitionierte Amateurteam HUUB Wattbike – ein rebellisches Kollektiv, das die etablierten Bahnnationen bei Weltcups regelmässig düpierte. Bigham fuhr nicht nur mit, er optimierte fortlaufend: von der Aerodynamik bis zur Rennstrategie.
Seine Analysen waren so präzise, dass bald Profteams anklopften. Er beriet den britischen, dann den dänischen Radsportverband. Und am 19. August 2022, im Velodrom im schweizerischen Grenchen, krönte er seinen Weg mit dem Meisterstück: dem Stundenweltrekord: 55,548 Kilometer. Nie zuvor war ein Radfahrer auf einem von der UCI zugelassenen Rad in sechzig Minuten weiter gefahren. Eine der prestigeträchtigsten
Daten des Erfolgs: Ein Mitarbeiter der Engineering Crew (rechts) wiegt Fahrer Lipowitz und sein Rad vor dem Aerodynamik-Test.
Marken im Radsport – gehalten einst von Legenden wie Fausto Coppi, Jacques Anquetil, Eddy Merckx, Bradley Wiggins. Und jetzt von Dan Bigham, dem Überraschungsmann aus England. Da arbeitete er bereits als Ingenieur für Ineos Grenadiers – und trug in dieser Rolle tatkräftig dazu bei, dass er seinen Rekord nur drei Monate später wieder verlor: Er konzipierte das im 3D-Drucker produzierte Rad, mit dem der Ineos-Fahrer Filippo Ganna am 8. Oktober 2022 Bighams Leistung noch um 1,2 Kilometer überbot.
Zwei Jahre später beendete Bigham seine Karriere. Also die als Fahrer. Aber nicht ohne ein weiteres Ausrufezeichen: In Paris gewann er mit dem britischen Bahnvierer die Olympia-Silbermedaille in der 4000-Meter-Mannschaftsverfolgung.
Tolle Geschichte, nicht? Sie wird noch verrückter. Denn in Silverstone verrät Dan Bigham, dass Filippo Gannas Körperkraft weit über seiner lag – deutlich weiter, als die 1,2 Kilometer Vorsprung vermuten lassen. «Er brachte fast 100 Watt mehr Leistung in die Pedale», sagt Bigham. «Er hätte noch viel schneller sein können, ohne sich auch nur ein bisschen mehr anzustrengen.» Doch Ganna – im Unterschied zu Bigham kein analytischer Denker, sondern ein Mann der Emotionen – setzte lange nicht alle aerodynamischen Optimierungsvorschläge von Bigham um.
Was Bigham daraus lernte? Dass am Ende nicht die Physik das Hindernis ist – sondern der Mensch. Und dass es im Radsport noch ungenutztes Potenzial gibt. Die Fortschritte werden zwar kleiner, doch das Ende der Entwicklung ist längst noch nicht erreicht. «Die Leute glauben, der Stundenweltrekord sei übermenschlich und kaum zu knacken», sagt er, «ich bin überzeugt, das Gegenteil stimmt. Mir fallen auf Anhieb zehn Fahrer ein, die den Rekord brechen könnten – würden sie der Physik vertrauen.»
Genau das ist jetzt seine Aufgabe bei Red BullBORA-hansgrohe: die kühle Logik der Physik auf ein Radrennen übertragen. Und so kompliziert seine Arbeit im Detail auch sein mag – im Kern lässt sie sich so zusammenfassen: Dan Bigham macht Fahrer schneller, ohne dass sie härter treten müssen. «Eigentlich ein schöner Job, oder?», sagt er lachend. «Ich verbessere ihre Leistung – und sie müssen dafür kaum etwas ändern.»
Wie er das macht?
Er reduziert den Luftwiderstand von Skinsuits, senkt die Rollreibung der Reifen, fndet den perfekten Kurvenradius bei 60 km/h. Er entwickelt massgeschneiderte Zeitfahranzüge, testet Sitzpositionen, stimmt Materialsets ab. Er misst, modelliert, verbessert. Jeder Tritt zählt – aber auch jeder Luftstrom. Seine Mission: dafür sorgen, dass so wenig Energie
AERODYNAMIK, ERNÄHRUNG UND MENTALTRAINING ERMÖGLICHEN MEHR FORTSCHRITTE,
ALS MAN DACHTE.
In der Röhre: Als erster WorldTour-Fahrer überhaupt tritt Lipowitz zum Aerodynamik-Check im unterirdischen Catesby Tunnel an. In diesem stillgelegten, gut 2,7 Kilometer langen Eisenbahntunnel nahe Silverstone und Milton Keynes finden normaler weise diskrete Autotests statt.
wie möglich verpuft und so viel wie möglich in Vortrieb umgesetzt wird.
Dan Bigham ist ein Nerd, der sich mit Hingabe auf jedes Detail stürzt: ein krummer Rücken, eine ungünstige Kurventechnik, ein minimal zu rauer Trikotstof. Und manchmal braucht es dafür nicht einmal den Fahrer selbst. Während Primož Roglič im Höhentrainingslager auf dem Teide schwitzt, testet Bigham im Windkanal in Silverstone neue Trikotmaterialien – mithilfe eines präzisen Replikats von Rogličs Bein. Bigham ist Teil einer technischen Revolution, die erst vor wenigen Jahren im Radsport Einzug hielt. Anfangs sprach man von «marginal gains», minimalen Verbesserungen. Heute dämmert es vielen: Die Fortschritte, die mit Investitionen in Aerodynamik, Ernährung und Mentaltraining möglich sind, sind womöglich grösser, als man dachte.
EIGENTLICH WOLLTE LIPOWITZ
BIATHLET WERDEN. IN DER REHA ENTDECKTE ER DAS RENNRAD – MIT ERSTAUNLICHEN ERGEBNISSEN.
Gleichzeitig darf man keine Wunder erwarten. Oder besser gesagt: keine schnellen Wunder. «Die Entwicklung eines neuen Fahrrads dauert drei Jahre», sagt Bigham. «Ein neuer Helm? Zwei Jahre.» Die schnellsten Fortschritte lassen sich bei der Kleidung erzielen – aber selbst dort ist unklar, ob eine Erkenntnis aus dem Frühjahr bei der Tour im Sommer schon einsatzfähig ist. Bigham versteht sich als Wissenschaftler, er macht Grundlagenforschung, «und die braucht eben Zeit».
Und bei Red Bull-BORA-hansgrohe geht es in dieser Saison genau darum: Grundlagen zu legen, die länger tragen als ein schneller Erfolg. Es geht darum, neue Menschen einzubinden, neue Denkweisen zuzulassen und neues Wissen aufzubauen. Dan Bigham lebt diesen Anspruch: Ihm genügt es nicht, herauszufnden, welcher Skinsuit den deutschen Fahrer Florian Lipowitz heute am schnellsten macht. Er will verstehen, warum – und daraus Erkenntnisse gewinnen, die das Team morgen noch stärker machen.
Florian Lipowitz ist an diesem Tag in Silverstone zum ersten Mal überhaupt in einem Windkanal. Stundenlang testet er verschiedene Positionen, Materialien, Körperhaltungen. Am Ende wirkt er so ausgelaugt wie nach einer brutalen Bergetappe. Er ist einer von denen, die Roglič an der Tour de France im Juli als Helfer zur Seite stehen werden, doch zuvor darf er im Juni beim achttägigen Critérium du Dauphiné – dem wichtigsten Tour-Vorbereitungsrennen – die Leaderrolle übernehmen.
Wenn alles nach Plan läuft, wird Lipowitz irgendwann in Rogličs Fussstapfen treten. Unterstützt von Bigham – was besonders spannend ist, weil die drei eine ähnlich ungewöhnliche Vergangenheit verbindet. Denn nicht nur Bigham, auch Roglič und Lipowitz sind keine klassischen Radprofs. Roglič war Skispringer, stand kurz vor dem Durchbruch an die Weltspitze – ehe ihn ein schwerer Sturz zum Umdenken zwang. Lipowitz war lange Biathlet und strebte eine Karriere im Weltcup an.
Seine Geschichte ist ein schönes Beispiel dafür, wie sich Umwege manchmal als die besten Wege entpuppen. Als er fünfzehn war, zog seine Familie nach Seefeld in Tirol, damit er und sein Bruder das legendäre Skigymnasium in Stams besuchen konnten. Doch Verletzungen warfen ihn zurück: erst eine Entzündung in der Wachstumsfuge, dann ein Kreuzbandriss beim Kitesurfen. Immer wieder war das Rad Teil seiner Rehabilitation – und Lipowitz merkte, dass ihm der Sport nicht nur Freude bereitete, sondern ihm auch zu liegen schien. Kein Wunder: Sein Vater war in der Radmarathonszene aktiv.
Bald nahm Florian an ersten Rennen teil – mit erstaunlichen Ergebnissen. Ganz ohne spezifsches Training fuhr er vorne mit. Parallel dazu schwand seine Zuneigung zum Biathlon: Die Verletzungen hatten ihm auf der Loipe die Leichtigkeit genommen.
Mann von morgen: Florian Lipowitz zählt zu den grössten Talenten im Team von Red Bull-BORA-hansgrohe.
Millimeterarbeit: Beim Bikefitting richtet Dan Bigham das Velo von Florian Lipowitz für geringstmöglichen Luftwiderstand aus.
Ohnehin gefel ihm am Biathlon schon immer der Ausdaueraspekt besser als das Schiessen. Mit neunzehn unterschrieb Lipowitz seinen ersten Vertrag im Radsport – beim Tirol KTM Cycling Team. Roglič, Bigham, Lipowitz – vielleicht sind es ihre nonlinearen Biografen, die ihre Ofenheit für Neues erklären. Bigham hat daraus einen Beruf gemacht. Aber auch Lipowitz und Roglič zeigen jene Bereitschaft, die im Hochleistungssport eine Schlüssel
kompetenz ist: die Fähigkeit, sich auf Inputs von aussen einzulassen. Bigham sagt: «Primož stellt mir kluge, durchdachte Fragen, will wirklich verstehen –und baut daraus seine eigenen Modelle im Kopf. Er ist kein passiver Empfänger von Daten, sondern jemand, der Wissen verarbeitet und daraus bessere Entscheidungen auf dem Rad trift. Gleichzeitig ist er nicht einer, der sich von Zahlen lenken lässt. Er nimmt sie zur Kenntnis, gibt ihnen aber auch nicht zu viel Gewicht. Während ich mich auf dem Rad früher oft an theoretischen Leistungsgrenzen orientiert habe, sucht er seine Grenzen physisch, nicht rechnerisch. Er ist bereit, noch einen Schritt weiter zu gehen –und genau das macht ihn so besonders.»
Und damit zurück auf den Teide, ins Höhentrainingslager von Primož Roglič. Drei Begrife hatte er wählen sollen, um seine Vorbereitung auf die Tour de France zu beschreiben. Zwei davon – Opferbereitschaft und Gleichgewicht – wurden bereits erklärt. Der dritte fehlte noch: Freude.
In den Anfangsjahren seiner Karriere hielten viele Roglič für eine Art RadTerminator: einen Athleten, der seine Siege wie ein Uhrwerk einfuhr, unbeirrbar, unnahbar. Doch das Bild täuschte. Primož Roglič ist einer der emotionalsten Sportler seiner Generation. So verbissen er in seiner Konzentration wirken mag –in Wahrheit treibt ihn das Gegenteil an: die Suche nach Momenten, die leicht sind, die Spass machen. «Wenn es keine Freude macht, hat es keinen Sinn», sagt er, lehnt sich in seinem Sessel in der Hotellobby zurück und freut sich auf das Abendessen in aller Abgeschiedenheit.
Mitten im Heat
Die Clubveranstaltung
Low End Therapy von Swadesi ermöglicht
Jugendlichen aus den unteren Kasten Zugang zur Clubkultur.
Bass,
Beats
MUSIK und Freiheit
Zwischen Palmen und Beton entsteht in Mumbai eine neue Bewegung rund um die sozialkritische Rap-Crew Swadesi. Das Kollektiv kämpft mit Beats für eine gerechtere Gesellschaft – und gegen das Establishment.
Text Alice Austin / Fotos Yushy
Man hört den Club, bevor man ihn sieht. Versteckt in den verwinkelten Gassen von Parel – einem Viertel in Mumbai, Maharashtra – sieht er von aussen genauso aus wie jedes andere Gebäude der indischen Stadt: niedrig, etwas heruntergekommen, von Palmen umrahmt. Nur der dumpfe Bass verrät, dass hinter den dünnen Wänden eine musikalische Revolution stattfindet.
Hier, im Club antiSOCIAL, hostet die sozialkritische Rap-Crew Swadesi gerade ihre ausverkaufte Clubnacht Low End Therapy. Das Publikum steht dicht gedrängt vor der Bühne, in der ersten Reihe strecken alle ihre Finger wie Pistolen in die Luft. BamBoy steht hinter den Decks, er legt unter seinem Pseudonym Kaali Duniya auf. Die Klimaanlage hat keine Chance, der Schweiss tropft ihm von der Stirn, während die Crowd zu einer Mischung aus Reggae und Dubstep durchdreht. Die Leute springen auf der Stelle, tanzen bis direkt an die Turntables. Dann greift BamBoy zum Mic und sagt auf Marathi, einer der vielen Landessprachen: «Die Musik, die ihr gleich hört, nennt sich Grime.» Grime? Das ist ein schneller, basslastiger Rap-Stil aus Grossbritannien. Hier in Mumbai
klingt Grime aber etwas anders. BamBoy wird derzeit oft auf den Strassen von Mumbai erkannt. Kein Wunder: Vergangenes Jahr sorgte seine Crew Swadesi mit einem gestreamten Live-Set für internationale Begeisterung – 30 Minuten messerscharfer Grime und Hip-Hop auf Marathi, Bengali und Hindi. Danach legte BamBoy solo noch ein halbstündiges RoadshowSet obendrauf. Es war das erste Mal, dass die Strassenkultur Mumbais auf einer weltweiten Bühne vertreten war – und die Community feiert ihn dafür.
BamBoy heisst eigentlich Tushar Adhav. Er ist etwa 1,67 Meter gross, hat aber die Präsenz eines Riesen, mit seinen wachen Augen, denen nichts entgeht. Sein Look: oversized. («Nicht wegen des HipHop, sondern weil ich einen dicken Bauch habe», sagt er lachend). BamBoy ist Rapper und eine zentrale Figur bei Swadesi – einem Kollektiv aus mehrsprachigen, sozialkritischen Rappern, Producern und Musikerinnen, die keine Angst haben, unbequeme Wahrheiten auszusprechen.
Gegründet wurde Swadesi im Jahr 2013 mit einer klaren Mission: Indiens soziale Probleme aufzeigen, marginalisierten Communitys eine Stimme geben und gleichzeitig die eigenen kulturellen Wurzeln vertreten. Neben BamBoy gehören zum Kernteam DJ/Producer NaaR (Abhishek Menon), die Rapper
Warten auf den Bass Im antiSOCIAL wird Clubkultur für viele Jugendliche zum ersten Mal bezahlbar.
«Wir
glauben, Musik kann die Welt verändern.»
Maharya rappt, seit er 14 ist.
Spass nach dem Auftritt
Die Swadesi-Crew mit BamBoy, RaaKshaS Sound, NaaR, Maharya und MC Mawali (von links)
MC Tod Fod (Dharmesh Parmar), MC Mawali (Aklesh Sutar), Maharya (Yash Mahida) sowie DJ/ Producer RaaKshaS Sound (Abhishek Shindolkar). Aber Swadesi ist längst mehr als diese Namen –es ist eine Bewegung.
Von Roadshows mitten ins Rampenlicht
Alle paar Monate geben Swadesi ihre legendäre Low End Therapy-Nacht – mit dem Ziel, Menschen aus unterprivilegierten Kasten Zugang zu Clubkultur zu ermöglichen. Denn viele aus der Crew konnten sich früher selbst keine Clubnächte leisten. Low End Therapy ist für Jugendliche aus einkommensschwachen Vierteln die Tür in eine Szene, die ihnen sonst verschlossen bliebe. BamBoy gehört zur Ati-ShudraKaste – der untersten Schicht des 3000 Jahre alten sozialen Hierarchiesystems Indiens –, deren Beschäftigungsmöglichkeiten traditionell auf Arbeiten als Tagelöhner beschränkt sind. «Wenn du in eine untere Kaste geboren wirst, stirbst du auch in einer unteren Kaste – selbst wenn du Millionen verdienst», sagt er. Als Kind hatte BamBoy Zugang zu Kultur nur über Strassenfeste – sogenannte Roadshows mit riesigen Soundsystemen, die lokale Volksmusik und Bollywood-Remixe spielen. Dort startete er als Soundboy, später durfte er das Warm-up für die DJs übernehmen. Mit etwa 15 spielte ihm sein bester Freund MC Tod Fod amerikanischen Rap vor. «Die meisten Rapper reden über sich selbst», sagt BamBoy. «Aber ich stand immer auf Rap, der von Kultur und Geschichte handelt, weil ich sie so besser verstehen kann.» Mit dem Computer seiner Schwester brachte er sich das Produzieren bei und bastelte an experimentellem Hip-Hop. Alles änderte sich an dem Tag, als er den Track «Step 20» des britischen GrimeMusikers Wiley hörte. «Ich fragte mich: Was ist das für ein Jargon?», erinnert er sich. «Ich hatte noch
«Manche Türsteher denken, ich liefere nur das Essen.»
BamBoy gehört zum Swadesi-Kernteam.
Gehört gehört Bei der Clubnacht Low End Therapy geht es nicht nur um Musik, sondern ums Dazugehören und Gehörtwerden.
nie britisches Englisch gehört. Ich verstand nicht, was er sagte. Es war faszinierend. Dann hörte ich Skepta (britischer Grime-Musiker, Anm.), und ich fng an, mich damit zu beschäftigen.» 2018 kam dann die UKGrime-Ikone Flowdan nach Indien. «Ich war überwältigt», sagt BamBoy. «So eine gewaltige Stimme!» In diesem Jahr schloss sich BamBoy der Crew Swadesi als Produzent an und begann selbst zu rappen.
Zwischen Callcenter und Clubbühne Für jemanden aus einer unteren Kaste ist es fast unmöglich, sich in der indischen Musikszene durchzusetzen – geschweige denn international. Und auch BamBoys Erfolge bewahren ihn nicht vor Vorurteilen. «Wenn ich nicht selbst auflege, würde man mich in viele Clubs gar nicht reinlassen», sagt er. «Weil ich nicht reich aussehe, keine Markenklamotten trage. Wenn die Türsteher neu sind, denken sie, ich bin der Essenslieferant.» Die Mitglieder von Swadesi bezeichnen sich gegenseitig als Bros, sie machen Insiderwitze und brechen oft in schallendes Gelächter aus, bevor sie einen Satz zu Ende sprechen können. Diese Künstler – die meisten von ihnen Ende zwanzig –sind zusammen aufgewachsen und haben sich entweder in der Schule, im College oder in einem Café
«Wir wollten nicht mehr länger schweigen.»
MC Mawali unterrichtet in Schulen Rap.
kennengelernt. Einige von ihnen arbeiten in Callcentern, um über die Runden zu kommen, aber sie alle trefen sich fast jeden Abend in einem der Lokale in den Stadtteilen Andheri East und Andheri West, in denen sie leben. Von MC Mawalis Dach aus hat man einen guten Blick auf ihr Revier: Hochhäuser ragen über baufällige Läden, durch die Strassen jagen Rikschas und Motorroller. Die Hintergrundmusik? Das typische Sounddesign Mumbais: Hupkonzerte, brutzelndes Streetfood, Strassenhändlerinnen, die ihre Waren anpreisen.
«Ich bin auf diesen Strassen gross geworden», sagt Mawali, während er runter auf die Stadt zeigt. «Ich war rund um die Uhr draussen, habe RapBattles veranstaltet, bin rumgehangen.» Die unterschiedlichen Mitglieder von Swadesi vereint, dass ihre Musik im Protest wurzelt. «Unser erster Song war ‹Laaj Watte Kai› – über den Gruppenvergewaltigungsfall in Delhi 2012», erzählt Mawali. «Wir wollten nicht mehr schweigen.» Die HipHop, Dubstep und GrimeTracks von Swadesi behandeln typisch indische
Swadesi Sounds
Scanne den QR-Code, um eine speziell zusammengestellte Spotify-Playlist von The Red Bulletin zu hören!
Themen und haben wenig mit dem sogenannten BollywoodPop gemein, der nach wie vor die zugänglichste Musikform für junge Menschen in Indien ist. Musik ist für Swadesi immer auch Ventil – für Schmerz, Verlust, Wut. 2022 war die Crew vom frühen Tod ihres MC Tod Fod betrofen, der mit nur 24 Jahren an einem Herzinfarkt starb. «Danach ist das Leben einfach stehen geblieben», sagt BamBoy. Das indische Gesundheitssystem – teuer, unübersichtlich, fragmentiert – ist ein Thema, das viele von ihnen persönlich betrift. Ein weiteres Problem, auf das sie aufmerksam machen. Was Swadesi antreibt, ist die Vision, durch Musik zu einer besseren Gesellschaft beizutragen. «Wir glauben fest daran, dass Musik die Welt verändern kann», sagt Maharya.
Erschwingliches Clubbing
Am Abend der Low End TherapyNacht haben die Türsteher strikte Anweisung, jeden reinzulassen, unabhängig von seinem oder ihrem Aussehen. Ein Mann in engen Jeans und einem TupacTShirt sagt, er habe Swadesi 2018 zum ersten Mal gehört: «Da habe ich beschlossen, selbst mit dem Rappen anzufangen.» Die Tickets kosten 140 Rupien (etwa 1,50 CHF). Da die meisten Clubnächte 1200 Rupien (etwa 13 CHF) kosten, ist Low End Therapy der inklusivste Club in Mumbai. Das Publikum besteht hauptsächlich aus jungen indischen Männern, einigen Frauen und ein paar ausländischen Fans. Je heftiger die Musik wird, desto ausgelassener wird die Menge. Mawali schnappt sich das Mikrofon und beginnt, dem begeisterten Publikum Verse auf Marathi entgegenzuschleudern. Als er Luft holt, springt Maharya ein, dann kommt BamBoy dazu und rappt schweissgebadet Texte auf Marathi und Hindi, während die Menge ausrastet. Für viele von ihnen ist es das erste Mal, dass sie in einem Club Texte in ihrer eigenen Sprache gerappt hören.
Nach der Show versammelt sich die SwadesiCrew auf einem Dach. Sie sitzen auf Plastikstühlen, lachen, teilen sich Pizza und reissen Witze.
Die Karrieren der Crew haben schon Fahrt aufgenommen, ihre Fangemeinde wächst, die Musik bringt einige in neue Teile Indiens, andere in ganz neue Länder – Starallüren sucht man in dieser Runde allerdings vergeblich. Bei Swadesi geht es ums grosse Ganze. Und – noch vor Musik und Politik –um Freundschaft. Ihr Traum? Ein eigenes Studio aufzubauen, zu produzieren, zu schreiben, zu rappen – und eigene SwadesiFestivals zu veranstalten. Einen Ort zu schafen, frei von Vorurteilen. Ihr ganz persönliches Utopia – ofen für alle.
Instagram: @swadesimovement
Stolz und Vorurteile
Das Rappen auf Bengali ist für Maharya eine Form des Protests.
«Früher haben reiche Kids Clubs für reiche Kids gemacht. Jetzt gibt es
NaaR gilt als Indiens erster Grime-Produzent.
Let’s get loud Die Clubnacht Low End Therapy ist immer ausverkauft – das Publikum liebt die Auswahl von Grime, Reggae und Dubstep.
SPONTI IMMER DABEI?
Reise / Uhren /Mindgame / Musik / Events
LUFT ANHALTEN UND STAUNEN
Mit Rekordtaucher
Christian Redl auf den Malediven
REISE/
TIEFENRAUSCH IM ATOLL
Luft anhalten, bis einem schwindlig wird, oder lieber mit Haien um die Wette tauchen? Wer mit Christian Redl auf den Malediven Urlaub macht, darf sich genau darauf freuen. Mit etwas Glück verrät einem der zwölffache Weltrekordhalter im Freitauchen auch sein Erfolgsrezept.
ATEMTRAINING Christian Redl und ich üben für den Tauchgang.
Ein letzter Atemzug, Kopf unter Wasser und 100 Meter in die Tiefe gleiten. Das schafft Unterwasser-Stuntman und Freitauchtrainer Christian Redl und will mir im Westin Maldives Miriandhoo Resort Ansätze davon ebenfalls beibringen. Normalerweise findet man Redl in Extremsituationen wie zum Beispiel auf einer Tauchexpedition am Nordpol bei minus 40 Grad. Dieses Mal wird es für den kältescheuen 48-Jährigen ebenfalls extrem – und zwar extrem gemütlich auf den Malediven. Im 26 Grad warmen Westin-Pool beginnt unsere erste Übung: so lange wie möglich unter Wasser die Luft anhalten. Beim Selbstversuch in der Badewanne zu Hause zeigte die Stoppuhr eine Minute und elf Sekunden an. Nach Redls Anweisungen kann ich meine persönliche Bestmarke auf sagenhafte 1:26 Minuten erhöhen. «Diese Zeit verdoppeln wir binnen 40 Minuten», erklärt der Niederösterreicher. Niemals!, prophezeit mein leicht benebeltes Gehirn. Als Sportjournalistin widme ich mich normalerweise dem Kampfsport. Zu Land. Aber: Redl brachte bereits mehr als 10 000 Menschen das Freitauchen bei. Laut ihm ist es eine der sichersten Sportarten der Welt. Schlimmstenfalls wird man ohnmächtig. Eine Erfahrung, die er selbst schon mehrmals machte.
Von der Bank ins Becken
Vor knapp 25 Jahren begann auch Redl bei null. Motiviert durch Filme wie «Top Gun», wollte er etwas Aussergewöhnliches in seinem Leben schaffen. «Jeder glaubte, dass ich verrückt sei, meinen Job als Banker für diesen Traum aufzugeben», sagt Redl, der als Kind aufgrund einer Fussfehlstellung vom Turnsport befreit wurde. Extremsportler zu werden, schien ausgeschlossen. Doch nicht für Redl. Er behauptet von sich selbst, für jedes Problem eine Lösung zu finden. Ein Weltrekord folgte dem nächsten, und bald war der Name Redl untrennbar mit dem Freitauchen verbunden. In Nepals höchstem See auf 5160 Metern zu tauchen, galt als lebensgefährlich – aber Christian Redl machte es einfach. Wie er es tat? Durch seine Angst hindurchtauchen und atmen.
«Durch die richtige Atemtechnik kann ich beim Luftanhalten meine persönliche Bestmarke von eineinhalb Minuten auf über drei Minuten erhöhen.»
«Freitauchen ist eine extreme Erfahrung.»
Reiseautorin und Podcast-Host
ATEMBERAUBEND Bei den ersten Tauchversuchen im Meer bringt Christian Redl (ganz o. re., o.) uns bei, einen kühlen Kopf zu bewahren und durch die Angst hindurchzutauchen. Check!
Das lerne auch ich von Christian und der Yogatrainerin des Resorts. In den Bauch atmen, doppelt so lange ausatmen wie einatmen. Wir halten dabei je einen Nasenflügel zu. Nach 40 Minuten ist der Kopf leer, der Körper entspannt, und wir sind bereit für unseren nächsten Versuch. Und tatsächlich: Ich schaffe drei Minuten und acht Sekunden! Damit bestätigt Redl seine Aussage. Der Profi hält sogar sieben Minuten lang die Luft
Silvana Strieder war reif für die Insel.
«Ich höre nur das Knistern der Korallenriffe und meinen Herzschlag – und meine Gedanken, die plötzlich sehr laut werden.»
WEG MIT DEM DRECK
Christian Redl sammelt auf der Insel
Maalhos mit Schulkindern Plastikmüll und informiert sie über Umweltschutz.
BUNTE VIELFALT
Auf dem Baa-Atoll gibt es mehr als 1200 Fisch- und 250 Korallenarten zu entdecken.
an. Aber weiter im Training! Wir lernen noch die richtige Tauchtechnik, samt Flossen und Beinschlag im Pool. Am Nachmittag geht es erstmals ins Meer. An der Riffkante tauchen wir ins blaue Nichts des Indischen Ozeans ab. Bei fünf Metern ist erst einmal Schluss, denn das linke Ohr will beim Druckausgleich nicht mitmachen. Schuld ist wohl eine leichte Verkühlung. Die zwei Riffhaie, die plötzlich vorbeischwimmen, beschleunigen das Auftauchen noch um ein Vielfaches. Das Baa-Atoll eignet sich perfekt zum Freitauchen und ist zudem das erste UNESCO-Biosphärenreservat der Male-
Travel-Tipps
Exklusiver Einblick
Die sogenannten «Bonvoy Moments» der Marriott-Gruppe sind Erlebnisse, die man nicht für Geld kaufen kann. Mitglieder können Punkte für ihre Aufenthalte in Partnerhotels sammeln und für aussergewöhnliche Events wie Freitauchen mit Christian Redl einlösen.
The Westin Maldives
Das Resort ist bekannt für seine vielfältige Unterwasserwelt und den Fokus auf Gesundheit. Die Highlights: ein luxuriöses zweistöckiges Fitnessstudio, ein Spa und drei Gourmetrestaurants.
diven. Eine Stunde vom Westin Resort entfernt wird eine Seilstation zum Tauchen vorbereitet. Dort lasse ich mich «meerab» in die Tiefe ziehen. Es ist schwierig, den Druckausgleich zum richtigen Zeitpunkt zu meistern. Wenn man unter Wasser nur den Herzschlag hört, können die Gedanken im Kopf sehr laut werden. Manchmal versetzen sie mich tatsächlich in Panik und zwingen mich zum Auftauchen. Das war an diesem Tag bei der Acht-Meter-Marke der Fall.
Plastikfreie Meere
Die Zusammenarbeit von Redl mit dem Westin Maldives Miriandhoo Resort und dem Marriott «Bonvoy Moment» ist kein Zufall. «Wir begeistern uns fürs Tauchen, aber auch für den Schutz der Meere», erklärt er, der auf der Insel Maalhos mit Schulkindern Plastikmüll sammelte und sie über Umweltschutz informierte. «Die meisten glauben, wenn sie eine Plastikflasche ins Meer werfen, verschwindet sie mit der nächsten Welle. Aber: In den Meeren schwimmt bereits eine Plastikmüllfläche, die dreimal so gross ist wie Frankreich. Genauso viel Müll liegt unwiederbringlich auf dem Meeresboden», sagt Redl. In 30 Minuten sammelte er mit den Schülern 211 Kilogramm Plastikmüll. Für mehr Aufklärung arbeitet das Westin Resort nun eng mit Einheimischen zusammen, um gemeinsam das Baa-Atoll für kommende Generationen zu erhalten.
Mehr Infos: westin-maldives.com
Im Tor der Zukunft
Torfrautraining neu gedacht
Nähere Infos fnden Sie hier.
Torfrauen brauchen mehr als ein angepasstes Männertraining – sie brauchen eigene, gezielte Methoden. Michael Gurski, Torwarttrainer bei RB Leipzig, und Ex-Nationaltorhüterin Kathrin Lehmann präsentieren innovative Trainingsansätze, die auf die spezifschen Anforderungen im Frauenfussball eingehen. Das Buch liefert praxisnahe Tipps und wertvolle Einblicke für alle, die im Mädchen- und Frauenfussball tätig sind – ein wegweisendes Werk für die Ausbildung von Torfrauen.
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Freiheit im Elektrobus.
Für den Schweizer Musiker und Profisportler Pat Burgener ist der vollelektrische ID. Buzz GTX das ideale Auto. Lernen auch Sie den vielseitigen Allrounder schätzen und melden Sie sich unter www.idbuzz.ch für eine 24-stündige, kostenlose Testfahrt an.
Wenn jemand den ID. Buzz kennt, dann Pat Burgener. Als der vollelektrische Bus 2022 auf den Markt kam, hat der Lausanner das allererste Modell in der Schweiz erhalten. Nach knapp drei Jahren und 60’000 gefahrenen Kilometern ist er seit kurzem mit der neusten Version unterwegs: dem ID. Buzz GTX mit langem Radstand.
«Ich war bis jetzt schon super zufrieden mit dem Van. Doch nun hat er wirklich alles, was man sich wünschen kann», sagt der umtriebige Musiker und Profisportler. Zwei Punkte sind ihm dabei besonders wichtig: das Mehr an Raum sowie der Allradantrieb 4MOTION.
Pat Burgener, wie nutzt du den ID. Buzz?
Ich bin ständig unterwegs und habe keinen festen Wohnsitz mehr. Geschlafen wird also meistens im Bus, nebst einer Matratze sind auch meine Gitarre und ein Snow- oder Surfboard immer mit dabei. Der ID. Buzz ist quasi meine fahrende Wohnung und bietet jetzt noch mehr Stauraum als vorher.
Was schätzt du besonders an der GTX-Version?
Der Allradantrieb kommt mir als Wintersportler extrem entgegen. Der GTX hat deutlich mehr Grip, was sich vor allem in den Bergen und abseits befestigter Strassen bemerkbar macht. Hinzu kommt, dass die beiden Elektromotoren 340 PS liefern. Mit 6,5 Sekunden sprintet der ID. Buzz GTX fast so schnell auf 100 km/h wie ein Sportwagen, er hat aber eindeutig mehr Platz (lacht).
Als positiver Nebeneffekt des langen Radstands ist die Batterie im Unterboden grösser geworden. Sie fasst nun 86 kWh netto und sorgt für eine Reichweite von bis zu 463 Kilometern. «Für die Schweiz ist das absolut ausreichend», weiss Pat Burgener aus Erfahrung. Und wenn es mal weiter geht, lädt derE-Bus mit bis zu 200 Kilowatt. «So ist der Akku in einer halben Stunde fast wieder voll und auch ein Surfausflug an die Atlantikküste kein Problem.»
Gerade auf weiten Strecken schätzt der 31-Jährige den Fahrkomfort des ID. Buzz GTX. Dazu tragen für ihn die bequemen Sportsitze, die stufenlose Beschleunigung und die Ruhe im Innern bei. «Ohne Motorengeräusch fährt es sich definitiv entspannter», betont er.
Warum ist Elektromobilität für dich das Richtige?
Mir ist es wichtig, möglichst nachhaltig unterwegs zu sein. Und die Vorteile der Elektromobilität überwiegen klar, wenn man sich daran gewöhnt hat. Zudem bieten E-Autos jede Menge Fahrspass.
Was ist dein perfekter Soundtrack für Roadtrips?
Auf längeren Fahrten höre ich am liebsten Songs von befreundeten Künstlern wie Sons of the East oder Kim Churchill. Ich teste aber auch meine eigenen Songs immer im ID. Buzz. Die Soundanlage von Harman/Kardon tönt einfach super.
VW ID. Buzz GTX lang, 340 PS, 86 kWh, 1-Gang-Automatik, 20,6 kWh/100 km, 0 g CO₂/km, Kat. C
Haben Sie auch Lust bekommen, die Vorzüge des neuen ID. Buzz GTX kennenzulernen? Dann reservieren Sie den Elektrobus gleich kostenlos für einen Testtag.
Alle Infos und Anmeldung zu den 24h TestDays unter www.idbuzz.ch
So einfach können Sie den ID. Buzz testen: Melden Sie sich unter www.idbuzz.ch für die kostenlosen 24h TestDays mit dem ID. Buzz GTX an. Während 24 Stunden können Sie die Vorzüge der neusten Version des VW Elektrobusses, den es als Fünf-, Sechs- oder Siebenplätzer gibt, kennen und schätzen lernen. Zu jedem Testtag gibt es eine Gratis-Ladekarte mit einem Guthaben von 20 Franken. Infos und Anmeldung unter www.idbuzz.ch
MINDGAME/
LÖS DEIN TICKET!
Die Denksport-Challenge für deine mentale Fitness: Diese MotoGP-Karten enthalten alle entscheidenden Informationen für das Lösungswort!
Der Motorrad Grand Prix von Österreich findet von 15. bis 17. August auf dem Red Bull Ring statt.
Der Skill
Hier trainierst du logisches Denken, also die Fähigkeit, Informationen strukturiert zu verarbeiten, Muster zu erkennen und Schlüsse daraus zu ziehen. Kurz: Probleme aller Art zu lösen – von der Mathe-Aufgabe bis zum Beziehungsstreit. Im Gehirn dazu besonders gefragt: das Grosshirn, etwa mit dem für komplexe Denkprozesse zentralen Frontallappen.
Die Aufgabe Finde die vier Rätsel auf dem Ticket.* Jedes enthält zwei Buchstaben des Lösungsworts sowie deren richtige Position.
MOTORRAD GRAND PRIX
15.–17. 8. 2025 TICKET
Red Bull Ring Spielberg (AT)
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Das Lösungswort
* Kleiner Tipp: Such in der Ticket-Überschrift, im Barcode, dreh die Räder und füge die Quadrate in den richtigen Streckenabschnitt ein.
Scanne den QR-Code, um zur Lösung des Rätsels zu gelangen.
MUSIK/ GANZ HIER UND IM MOMENT
Sie mixt «Bärndütsch» mit Englisch, Afro-Grooves mit Hip-Hop-Beats: Soukey erobert mit ihren Songs gerade die Konzertbühnen. Ihr Rezept: immer offen bleiben.
Gerade erst brachte Soukey, 22, ihr erstes Studioalbum «Bijoux» heraus, doch schon sprudelt die Musikerin, Sängerin und Produzentin aus Bern wieder vor Ideen. Musik gehört zu ihrer Identität: Mit sechs lernt sie von ihrem Vater das Trommelspiel auf einer Djembe, dann Klarinette und Saxofon, bis sie – autodidaktisch – Klavier, Gitarre und Gesang für sich entdeckt. Sich durch Musik auszudrücken, wird essenziell für sie. Mit 19 gewinnt sie zwei Preise am m4music Festival in Zürich, dieses Jahr trat sie dort bereits als Headlinerin auf. Sie arbeitet mit Acts wie Lo & Leduc, Artbat, Z The Freshman und Stereo Luchs. Ihre Musik gleicht einem Experiment: roh und perkussiv oder luftig und introspektiv, zwischen Afro-Grooves, Electro und Hip-Hop-Beats. Ihre Texte, im Hier und Jetzt verankert, verbinden das Persönliche mit dem Politischen. Uns stellt Soukey vier Songs vor, die ihr viel bedeuten und sie (teils) schon lange begleiten.
Instagram: @s0ukey
Tarrus Riley Superman (2009)
«… habe ich unzählige Male während einer langen Autofahrt nach Italien gehört. Immer wenn ich den Song höre, erinnere ich mich an diese unbeschwerte Zeit, das Lachen mit meiner Familie, die Vorfreude auf den Urlaub und das Gefühl von Freiheit. Er weckt Nostalgie, Geborgenheit und Freude in mir und ist ein musikalischer Schlüssel zu einer besonderen Zeit in meinem Leben.»
The Internet Girl (2015)
«… war ein wichtiger Begleiter in einer Zeit, in der ich viel über mich selbst nachgedacht habe. Der Song hat mich in dieser Phase unterstützt, weil er so sanft, ehrlich und verletzlich ist. Er hat mir geholfen, mich selbst zu akzeptieren. Ich verbinde mit diesem Lied das Gefühl, mich zu verlieben – in jemanden, aber auch in mich selbst. Der Song hat einen besonderen Platz in meinem Herzen.»
Soukey Weniger (2025)
«… zählt zu den Songs, die mir momentan am nächsten sind und mir helfen, viel zu verarbeiten. Da ist diese Rohheit, diese Direktheit, aber auch viel Verletzlichkeit und Trotzigkeit. Der Song beschönigt nicht, sondern spricht Gefühle ehrlich an. Für mich ist ‹Weniger› eine Auseinandersetzung mit Erinnerung, mit Vergänglichkeit – aber auch mit all dem, was bleibt.»
Judeline 2 + 1 (2023)
«… läuft bei mir derzeit in Dauerschleife – mindestens fünfmal täglich. Ich habe mich in den Song verliebt. Da ist etwas in Judelines Stimme, in der Struktur dieses Songs – etwas Hypnotisches, Melancholisches und gleichzeitig Kraftvolles. Etwas ganz Eigenes! Es geht nicht nur um die Lyrics, musikalisch ist da ein Zwischenraum aus Leichtigkeit und Tiefe. Das brauche ich gerade.»
VIELFÄLTIG. Soukey bezeichnet ihre Musik als «situativ». Was sie damit meint? Sich ganz dem Moment hingeben.
RED BULL MASTERS OF DIRT FMX SHOW
HAUTNAH AN DEN STARS
EVENTS/ EINFACH ABHEBEN
Bewegung, Beats und Emotionen: Ob Sport, Tanz oder Sound – der Sommer 2025 hat so richtig viel zu bieten.
bis 27. Juni
Red Bull X-Alps
Es ist wieder so weit: Die 34 weltbesten Hike & Fly-Athleten und eine Athletin messen sich bei den Red Bull X-Alps, dem grössten Abenteuerrennen der Welt. Der Startschuss fällt in Kitzbühel-Kirchberg, das Ziel ist in Zell am See – und dazwischen liegt mit 1283 Kilometern die längste Route in der Geschichte des Rennens. Die insgesamt 35 Teilnehmer müssen über 16 Turnpoints in fünf Ländern die Alpen überqueren und dabei täglich grosse Distanzen zu Fuss und in der Luft zurücklegen. In der Schweiz gibt es dieses Mal fünf Turnpoints: AsconaLocarno, Bellinzona, Disentis-Sedrun, Niesen und St. Moritz (gleich zweimal). Ihr könnt das Rennen per LiveTracking auf der offiziellen Website mitverfolgen. Vorsicht: Suchtgefahr!
Zu den Favoriten zählt Chrigel Maurer. Der «Eagle of Adelboden» macht Jagd auf seinen neunten Triumph. Davon lässt sich Veteran Patrick von Känel nicht einschüchtern. Er ist begeistert von der neuen Route: «Es macht natürlich grosse Freude, wieder Turnpoints in der Heimat anzusteuern», sagt der Frutiger. «Meine Stärke ist definitiv das Fliegen, fürs Laufen hab ich aber auch einiges trainiert. Wichtig ist, dass man sich die Kraft optimal einteilt.» Die Strategie sei aber auch wetterabhängig – je nachdem, ob geflogen werden kann. «Ich bin jedenfalls super motiviert», sagt er. Aus der Schweiz treten dieses Jahr auch die Rookies Nicola Heiniger aus Uttigen und Lars Meerstetter aus MeiringenHasliberg an. redbullxalps.com
DIE DREI ZINNEN Gleitschirmpilot
Patrick von Känel vor dem berühmten Gebirgsstock. Darunter wartet der nächste Turnpoint.
«Ein Durchhaltekampf, vor dem ich grossen Respekt habe.»
Patrick von Känel (links), hier mit Chrigel Maurer, 2021 Zweiter bzw. Erster
bis 6. Juli
Swatch Beach Pro Gstaad
Beachvolleyball trifft Bergkulisse: Seit über 20 Jahren verwandelt das Swatch Beach Pro Gstaad das Berner Oberland in eine Bühne für Weltklasse-Beachvolleyball. Eingebettet in die imposante Alpenkulisse, gilt das Turnier als eines der schönsten und stimmungsvollsten der Welt. Wenn internationale Top-Teams vor dem Bergpanorama um den Sieg kämpfen, ist Gänsehaut garantiert. See you @ the beach –mitten in den Alpen! Infos unter beachgstaad.ch
21. und 22. Juni
Longest Surf Days
Die Surf-Community feiert die Sommersonnenwende mit Wellen, Musik und Sommer-Vibes. Und bei der Night Session im Alaïa Bay wird mit leuchtenden Boards gesurft – vor der Alpenkulisse in Sion. Definitiv ein Anblick, den man nicht so schnell vergisst. Kommt vorbei! alaia.ch
4. bis 19. Juli Montreux Jazz Festival
Zur 59. Ausgabe des Festivals treffen sich Legenden und Grössen der aktuellen Musikszene am Ufer des Genfersees – eine Bühne für Generationen. Zu den Headlinern gehören Neil Young, Grace Jones, Chaka Khan, Brandi Carlile, FKA Twigs & Fujii Kaze. montreuxjazzfestival.com
bis 28. Juni
Terrazzza Festival
Das Terrazzza Horse Park Festival verwandelt die Pferderennbahn Dielsdorf in einen pulsierenden Treffpunkt der elektronischen Musikszene. Mit internationalen Headlinern wie Gordo, BLOND:ISH und Adriatique erleben Besucherinnen und Besucher zwei Tage voller Beats, Energie und Festival-Vibes. terrazzza.com
30.
August bis 14. September
UCI Mountain Bike Valais
Erstmals werden bei einer Mountainbike-Weltmeisterschaft alle acht Disziplinen des Mountainbikesports in einer Region vereint: im Wallis. Acht Austragungsorte hosten unterschiedliche Disziplinen für das grösste Mountainbike-Event aller Zeiten. Die Eröffnungszeremonie findet in Sion statt. Alle Infos zu den Bewerben und Aktivitäten rund um den Event findet ihr unter valais2025.ch
29.
bis 31. August
Red Bull Dance Your Style Finale
Bevor es zum Finale geht, wird am 5. Juli der Place des Pionnières in Lausanne zum Schauplatz für den Red Bull Dance Your Style Qualifier. Hier batteln sich Tänzerinnen und Tänzer eins gegen eins, das Publikum entscheidet live über Sieg oder Niederlage. Wer überzeugt, sichert sich das Ticket für das grosse Finale in Zürich. Dort wird im August beim Red Bull Dance Your Style Weekender die Stadt zum Hotspot der Streetdance-Szene. Freu dich auf energiegeladene Battles, Workshops und den Showdown beim National Final am Sonntag im Kaufleuten – mit den Besten des Landes. Infos unter redbull.com
20.
bis 22. Juni
Find Your Flow Festival
Das Festival ist das grösste Streetstyle-Tanzfestival der Schweiz und verwandelt das Attisholz-Areal in Solothurn in eine riesige Bühne für urbane Tanzkunst. Über 1700 Tänzerinnen und Tänzer aus 31 Ländern treten in 13 Kategorien an – von Breaking über Hip-Hop bis All Style. Ein Highlight neben den Battles ist das Red Bull Dance Your Style Showcase. solothurner-tanztage.ch
30.
bis 31. August
Castle Ride Urban Downhill
Die besten Downhill- und FreestyleRider treten am Eröffnungswochenende der UCI Mountainbike-Weltmeisterschaften in einem neuartigen Urban-Downhill-Rennen gegeneinander an. Es führt vom Château de Tourbillon durch die Altstadt bis ins Herz von Sion. In dieser einzigartigen Mischung aus urbaner und mittelalterlicher Kulisse stehen Geschwindigkeit, Spektakel und Adrenalin auf dem Programm. uci.org
2. August
Swiss Tour 2025 Zürich HB
Sei dabei, wenn die 3 ×3 Swiss Tour im Hauptbahnhof im Herzen Zürichs ihr grosses Finale feiert! Hier kämpfen die 12 besten Teams der Schweiz um einen Platz in der FIBA 3 ×3 World Tour. Show, Spannung und urbane Atmosphäre sind garantiert, wenn hochklassiger Streetbasketball in der Stadt auf begeisterte Fans trifft. Infos auf worldtour.fiba3x3.com
10.
bis 12. Juli
Openair Frauenfeld
Die internationalen Grössen der Rap- und Urban-Szene kommen in die Schweiz! Auf der Grossen Allmend feiern zehntausende Fans gemeinsam mit Superstars wie Justin Timberlake, 50 Cent und Young Thug. Drei Tage voller Beats, Bass und unvergesslicher Live-Momente auf mehreren Bühnen – mitten im Grünen, direkt an der Thur. Infos unter openair-frauenfeld.ch
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BIS ZUM FINAL A M BALL?
EVENT/ LEIDENSCHAFT
AUF RÄDERN
Wer MotoGP-Legende Dani Pedrosa treffen will, sollte bei der Red Bull World of Racing im Verkehrshaus in Luzern vorbeischauen. Denn nach seinem ersten Besuch weiss der Spanier: Er kommt wieder!
the red bulletin: Es gibt zwei Arten von Rennfahrern. Einigen ist die Historie des Sports völlig egal, andere –wie etwa Sebastian Vettel – feiern sie. Zu welcher Kategorie zählst du? dani pedrosa: Defnitiv zur nostalgischen Kategorie! Ich liebe die alten Zeiten. Als Kind habe ich jedes ZweiradRennen angeschaut, das mir untergekommen ist. Das war in der Zweitakt-Ära. Die Rennen waren radikaler, Leidenschaft war ein grosser Faktor. Heute ist alles professioneller, was auch fantastisch ist, weil Fans mehr Action geboten bekommen. Aber ich mag die alten Zeiten.
Hast du alte Maschinen, Leder und Helme zu Hause? So was wie ein privates Museum?
Ja, habe ich tatsächlich! In einer Garage lagern einige Dinge aus meiner Karriere, vor allem aus der frühen Phase. Am Ende meiner Karriere hat mir Honda zwei meiner WM-Maschinen überlassen. Mechaniker sorgen dafür, dass sie sauber und gepfegt sind. Theoretisch könnte ich jederzeit aufsteigen und losfahren.
Denkst du dir manchmal: Wie konnte ich damit Rennen fahren? MotoGPBikes heute sehen ja völlig anders aus. Das Verrückte ist, wie schnell die heutigen Bikes sind. Die kleinste Klasse fährt Rundenzeiten, wie wir damals in der mittleren gefahren sind. Moto2 ist heute so schnell wie die Königsklasse früher. Und MotoGP zertrümmert Rundenrekorde auf jeder Strecke. Das zeigt, wie brutal die Evolution in der Motorrad-WM ist.
Du hast jüngst die Red Bull World of Racing besucht. Warst du zuvor schon einmal im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern?
Nein, das war mein erster Besuch, obwohl ich nur zwei Autostunden entfernt lebe! Ich muss auf jeden Fall wiederkommen
RENNFIEBER
Dani Pedrosa ist auch F1-Fan. In die originalgetreue Nachbildung des RB19 dürfen Besucher der Ausstellung einsteigen.
«Die Leidenschaft war immer da.»
Dani Pedrosa ist dreifacher Motorrad-Weltmeister.
und mehr Zeit einplanen, um alles in Ruhe anschauen zu können, auch die Stadt und den See. Das Verkehrshaus stand ohnehin schon lange auf der Liste. Hier wird einem klar, dass Rennsport
VIELFALT
Die Red Bull World of Racing zeigt eine Vielfalt an Rennsport-Exponaten sowohl auf zwei wie auch auf vier Rädern.
SIEGER-MASCHINEN
Auf dieser Honda wurde Marc Márquez 2013 mit 20 Jahren der jüngste MotoGP-Weltmeister.
Menschen schon immer fasziniert hat. Selbst wenn früher Geschwindigkeiten und auch Ressourcen niedriger waren, war die Leidenschaft immer da.
In welcher Ära wärst du am liebsten gefahren?
Als Zweitakt-Fan: in den 1990er-Jahren.
Eine Strecke, auf der du in deiner aktiven Zeit gern gefahren wärst?
Der Wunsch nach Laguna Seca hat sich mir glücklicherweise erfüllt. Also bleibt nur Eastern Creek in Sydney. Das Layout dort sieht extrem interessant aus.
Wenn du ein Exponat aus der Red Bull World of Racing einen Tag lang ausprobieren könntest: welches? MotoGP und Motocross kenn ich. Formel 1 durfte ich schon einmal einen Tag lang fahren. Aber NASCAR fehlt noch auf meiner Liste. Einmal war ich im Oval
von Indianapolis. Seither frage ich mich, wie sich Autos in den Steilkurven wohl anfühlen mögen.
Die Honda RC213V in der Red Bull World of Racing trägt zwar Marc Márquez’ Startnummer, aber sie ist schon auch dein Bike. Immerhin bist du 13 Jahre für dieses Team gefahren … Ja, ganz tolle Erinnerungen! Fantastisches Bike, fantastisches Team, viele gute Rennen. Aber am klarsten erinnere ich mich an die Arbeit, wie wir das Motorrad Jahr für Jahr verbessert haben, um gegen Yamaha bestehen zu können, gegen Fahrer wie Rossi oder Lorenzo. Die Honda sieht noch immer wunderschön aus ohne all die Flügel und Aero-Devices, wie man sie heute hat – aber auch ein wenig nackt, weil man sich an die gegenwärtige Optik gewöhnt hat.
Wenn du dir ein Bike aus deiner Karriere aussuchen könntest: Welches hättest du gern in deinem privaten Museum?
Darf ich drei wählen?
Hast du genügend Platz?
Hab ich. Also: Die Honda aus dem Verkehrshaus zügle ich von Luzern zu mir. Dann die Honda aus dem Jahr 2006 mit ihrem fantastischen Fünfzylinder-Motor. Und eine Zweitakt-Honda NSR 250, weil das Leistungsgewicht unglaublich war und die Geschwindigkeiten perfekt zu den Rennstrecken gepasst haben.
Infos zur aktuellen Ausstellung im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern: redbull.com
Hier schreiben Schweizer Literaturtalente über Themen, die sie bewegen – und liefern ihren positiven Spin dazu.
Wie Daniel Vuataz aus der Flut an Handy-Fotos ein Lebenswerk schafft
Ich bin Schriftsteller. Mein erfolgreichstes Werk jedoch – das kann ich ohne falsche Bescheidenheit behaupten – ist eine Fotosammlung, die ich mit niemandem teile. Während ich mich diesen Zeilen widme, bin ich drauf und dran, von diesem Roman in Bildern beherrscht zu werden. Aber beginnen wir am Anfang … Wir schreiben das Jahr 1990. Mithilfe von Filmen mit 24 oder 36 Aufnahmen dokumentiert meine Mutter meine eigene und die Kindheit meiner Geschwister. In einem Album mit himmelblauem Einband ist mein Leben bis zum fünften Geburtstag festgehalten – in 200 eingeklebten Momentaufnahmen. September 2015. Meine Tochter wird geboren. Zu jenem Zeitpunkt habe ich noch keine Vorstellung davon, wie sich dieses Ereignis auf die Fotogalerie meines Telefons auswirken wird. Zugegeben, Kinder und Smartphone sind für mich zu jener Zeit noch neu. Ich fotografere meine Tochter fortwährend, dann ihren Bruder und ihre Schwester. Dabei stellt sich ein festes Muster ein: Ich muss ihr Gesicht festhalten – aber auch den Himmel, geliebte Menschen, das Funkeln des Sees, den ofenen Schnürsenkel oder die mit wasserlöslichem Stift ans Küchenfenster gekritzelte Einkaufsliste. Ich fotografere einfach
alles. Anfangs, ohne es zu merken. Doch dann immer bewusster. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht mindestens ein Foto aufnehme. Manchmal ist es nur ein Bild, manchmal sind es hundert – zehn Jahre lang, ununterbrochen.
Mir wird schnell klar, dass ich mit dieser Fülle etwas anstellen muss. Ich darf die Flut an Bildern weder auf dem traurigen Friedhof der WhatsAppFamilienchats stranden lassen noch damit den Speicher meines Telefons verstopfen. Anstatt die globale Cloud zu belasten, verleihe ich meiner Wolke lieber selbst eine Gestalt. Dabei verordne ich mir strenge Disziplin: Jeden Abend durchforste ich das Massengut meines täglichen Ertrags. Dazu drehe ich die Bilder, schneide sie zurecht, lösche Duplikate (Serienaufnahmen sind für mich der reinste Horror) und bearbeite das Material, wenn ich es für notwendig erachte. Ich reduziere die Menge, halte alles auf dem neuesten Stand. Und der Roman in Bildern wird durch neue Bildtafeln erweitert.
Doch selbst aufgehübscht verschafen mir die Bilder in ihrem digitalen Limbus nur wenig Freude. Man muss sie anfassen können! Hier kommt zweifels-
ohne meine Liebe für Bücher ins Spiel. Einmal pro Jahr, sobald die Silvesterkorken verstummt sind, schreite ich zur Tat. Ich krame die letzten zwölf Monate zusammen, das heisst etwa 3000 Fotos. Ich sortiere kompromisslos aus. 500 «Überlebende» kommen – ohne jeglichen Text und in chronologischer Reihenfolge – in ein Album: mattes Fotopapier, 120 Seiten, 4 Zentimeter dicker Buchrücken, 2 Kilo schwer, 237,95 Franken (zzgl. 7,90 Franken für den Versand). Eine einzige Ausgabe für den Bücherschrank im Wohnzimmer.
Das Album beinhaltet all das, was bleibt: Sommerabende und Festtage (wie bei allen üblich, wollte ich schreiben), aber auch die kleinen Nichtigkeiten, Missmut, Trägheit und Farblosigkeit. Das feine Band der Erinnerung. Die Sammlung reicht von 2015 bis 2023. 2024 ist in Arbeit. Danke, ich bin auf dem neuesten Stand. Ich teile keines dieser Bilder in den sozialen Medien. (Dafür gibt es keinen besonderen Grund; ich bin dort einfach nicht aktiv. Ofensichtlich erspart mir das viele Sorgen.)
Diese Art und Weise, alltägliche Geschehnisse fotografsch festzuhalten – was auch, dessen bin ich mir durchaus bewusst, eine Möglichkeit ist, meine Geschichte zu dokumentieren –, ist mir derart in Fleisch und Blut übergegangen, dass es mich keinerlei Energie kostet. Doch es sind zwei Probleme aufgetreten. Das erste betrift meine Abhängigkeit von diesem kleinen Ding, das ich so schnell zücke: 3500 dokumentierte Tage. Das heisst auch, dass ich mein Handy in den letzten zehn Jahren nie länger als einen Tag beiseitegelegt habe. Das zweite betrift eher die narrative Ebene: Wann und wie soll diese Geschichte enden? Nach welchem Ereignis? Am Ende welchen Jahres? Welches wird wohl das letzte Foto sein? Welcher Tag wird der erste Tag ohne Bild? Vielleicht werden das die Kinder eines Tages entscheiden. Denn auch wenn die Bildmengen nicht miteinander zu vergleichen sind, so war es schliesslich der Auszug von mir, meinen Brüdern und meiner Schwester aus dem Elternhaus, der das Ende der fotografschen Karriere unserer Mutter bedeutet hatte. Wenn ich bis zum 25. Geburtstag meiner Jüngsten durchhalte, bleiben mir also noch 22 Jahre. Das heisst 100 000 Bilder, 8000 Tage, 4000 Seiten, 60 Kilo Papier, 1,30 Meter Regalwand und 7821 Franken (ohne Infation und ohne die Frage, was passiert, falls Ifolor jemals pleitegehen sollte – jetzt ist es raus, ich habe den Namen genannt).
Ich habe mir eine Lösung überlegt: Ich werde mir eine «richtige» Kamera zulegen und diese nur zu «besonderen Anlässen» in die Hand nehmen. Allerdings möchte ich vor allem die unbedeutenden Tage vor dem Vergessen bewahren (ich glaube, es gibt kein einziges Kinderfoto von mir, auf dem ich weine). Ausserdem kenne ich zu viele Leute, die von ihren
«Wird mir meine Tochter übelnehmen, dass ich ihre Kindheit so detailliert festgehalten habe? Oder wird sie die Geschichte fortschreiben?»
Kameras in den Wahnsinn getrieben wurden. Sei es, weil sie in einem Konvertierungsprozess gefangen sind, gegen mürrische Software kämpfen oder seit 15 Jahren RAWDateien auf Festplatten liegen haben, die nicht mehr lesbar sind. Diese Leute werden ihre Alben niemals fertigstellen, so viel steht fest.
Manchmal stelle ich mir die Absurdität vor, wenn sich mein Leben plötzlich grundlegend ändern würde. Wenn ich alles neu aufbauen müsste. Wer könnte es ertragen, zu Beginn einer neuen Beziehung den Satz zu hören: «Hier sind 60 Kilo Fotos, das ist meine ganze Geschichte, viel Spass damit!»
Wenn ich die 2000 Fotos meiner Tochter vor ihrem fünften Geburtstag durchblättere und sie mit den 200 Bildern aus meinem himmelblauen Album (oder den 20 Bildern meiner Eltern im gleichen Alter bzw. den zwei SepiaAbzügen meiner Grosseltern) vergleiche, komme ich ins Grübeln. Wird sie es mir übelnehmen, dass ich ihre Kindheit so detailliert festgehalten habe? Wird sie die Geschichte fortschreiben?
Im Moment sitzt sie auf dem roten Sofa, nimmt irgendein Jahr aus dem Regal, legt es ofen auf ihren Schoss und ist voller Bewunderung. Wenn es brennt, so sagt sie, würde sie diese Bücher retten.
Im Augenblick weiss ich noch nicht, wie ich aus dieser endlosen Geschichte herauskommen werde –ob ich überhaupt herauskommen will. Vielleicht sollte ich einfach ein Foto von dem Schreibtisch machen, an dem ich diese Zeilen schreibe: von dem Computer mit seiner glänzend schwarzen Oberfäche, von den Spiegelungen im Fenster, von dem kleinen Stapel runder Notizzettel und vom HandyLadekabel, das sich wie eine Rettungsschnur seinen Weg über den Tisch bahnt.
Dieses Bild wird mich daran erinnern, dass ich am Donnerstag, dem 17. April, am späten Nachmittag in meinem Arbeitszimmer einen Text geschrieben habe. Eine Erinnerung, die sich irgendwo zwischen einer vietnamesischen Suppe aus der Innenstadt, bemalten Ostereiern und Wassertropfen auf einem Lilienblatt (heute Abend wird es regnen) ansiedelt. Vielleicht wird es im Album des Jahres 2025 landen, bei Zentimeter 42 dieses komprimierten Lebens. Es wird nichts über das morgendliche Gespräch mit der Erzieherin in der Kita erzählen, nichts über die «Piano Focus» Playlist, zu der ich diese Zeilen redigiere, und schon gar nichts über den kalten Kamillentee auf meinem Tisch. Nur ein weiteres Bild in der Timeline meines Telefons. Für mich: eine visuelle Notiz, eine Verknüpfung mit meinen Erinnerungen.
Für alle anderen: ein Bild in einem geheimnisvollen Roman in Bildern, der irgendwo in den Wolken schlummert.
DANIEL VUATAZ schreibt meist im Kollektiv Elen Fern und hat im Verlag Zoé mehrere teils dystopische Romane mitverfasst; darunter «Stand-by», «Terre-des-Fins» und «Le Jour des silures», auf Deutsch erschienen mit dem Titel «Wenn die Welse kommen».
10 Fragen an
Wizdomblendz
Für Cheyne Lewin Hofer, bekannt als @wizdomblendz, kommt die Arbeit vor dem Vergnügen. Bei dem Barbier und Stylisten reissen sich Kunden regelrecht um Termine.
Welchen Superstar würdest du gerne als Freund haben?
50 Cent. Business, Humor und Hustle, das ist einfach eine Killer-Kombo.
ÜBER 575 000 FOLLOWER AUF TIKTOK. Kürzlich hat Wizdomblendz seinen neuen Barbershop in Grenchen (SO) eröffnet. Er zieht Kundinnen und Kunden weit über die lokalen Grenzen hinaus an. @wizdomblendz
Ein Wort, das du nicht ausstehen kannst? «Normal». Wer entscheidet schon, was normal ist?
Aktueller Lieblingstrend auf Social Media?
Authentizität. Leute feiern wieder echte Storys statt nur Filter.
Dein Lieblingsgegenstand?
Mein Clipper. Ohne den läuft nichts. Das Teil ist wie ein dritter Arm für mich.
Unnötiges Wissen, auf das du stolz bist?
Haare wachsen im Schnitt 1 bis 1,5 cm pro Monat.
Guilty Pleasure?
Einen richtig saftigen Döner Kebab um halb eins am Morgen. Don’t judge me.
Hidden Talent?
Ich kann richtig gut tanzen. Viele wissen das gar nicht.
Was war dein Wunschberuf, als du ein Kind warst?
Profi-Gamer. Aber einer mit einem sauberen Fade.
Deine Lieblingsfrisur?
Momentan ist es der Cut von Fussballer Richard Ríos. Clean, zeitlos und männlich.
«No Diggity» von Blackstreet. Ein Klassiker mit Flow.
Was treibt einen Menschen dazu an, Großartiges zu leisten? Es mit dem Unbekannten aufzunehmen, etwas Neues zu wagen und vor nichts zurückzuschrecken? Es ist die Willenskraf, die auch TUDOR hervorbrachte. Eine Kraf, die mit dieser Uhr in jedem Menschen lebendig ist. Es ist die treibende Kraf, die das Visa Cash App Racing Bulls Team jede Saison inspiriert. An ihren Handgelenken tragen sie die robusten und präzisen TUDOR Uhren, die mit Spitzentechnologie aufwarten und das Ergebnis jahrzentelangen Engagements im Motorsport darstellen. Das Leben mancher Menschen wird von Kompromissen bestimmt. Andere sind bereit, ein Leben lang etwas zu wagen.