DIE AUTORINNEN
Dr. Nina Möllers und Sophie Gerber
Im Jahr 2012 erschien die Chronik „60 Jahre HEA“. Darin beschrieben die Historikerinnen Dr. Nina Möl lers und Sophie Gerber die frühen Jahre der HEA von der Gründung bis hin zum Umzug nach Berlin im Jahre 2008. Die nun vorliegende Erweiterung enthält diese Beschreibung in unveränderter Form, die Jahre bis 2022 wurden durch die HEA ergänzt.
Die beiden Autorinnen sind wissenschaftliche Mit arbeiterinnen am Deutschen Museum bzw. der TU München im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten Verbundprojekt „Ob jekte des Energiekonsums“, das in einer Koopera tion vom Forschungsinstitut des Deutschen Muse ums und der TU München durchgeführt wird.
Im Rahmen des Projektes untersuchte Nina Möllers die Rolle von (Haushalts-)Ausstellungen als Vermitt ler im Technisierungs- und Elektrifizierungsprozess. Sophie Gerber beschäftigte sich mit der Geschich te des privaten Energiekonsums von 1945 bis 1990 und untersuchte die Rolle von elektrischen Küchengeräten und ihren NutzerInnen in der Viel zahl komplexer Prozesse, die zur Etablierung einer Hochenergiegesellschaft beigetragen haben.
Neben wissenschaftlichen Konferenzen und Pub likationen organisierte das Projektteam 2012 die Sonderausstellung „Kabelsalat. Energiekonsum im Haushalt“, die die Geschichte der Haushaltstechnik vom späten 19. Jahrhundert bis heute dargestellt und ihren Einfluss auf Geschlechterrollen, Lebens stile und Umweltdebatten verdeutlicht. Zudem be teiligten sich die Autorinnen an Podiumsdiskussio nen zum Thema des privaten Energiekonsums und am Wissenschaftsjahr 2010 „Zukunft der Energie“. Das Projekt präsentiert ausgewählte Haushaltsge räte aus den Objektsammlungen auf den Internet seiten des Deutschen Museums.
IMPRESSUM
Herausgeber
HEA – Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung e. V. Reinhardtstraße 32 10117 Berlin
Telefon: 030 300199-0 Telefax: 030 300199-4390 E-Mail: info@hea.de Internet: www.hea.de
Autoren
Dr. Nina Möllers, Sophie Gerber mit redaktioneller Unterstützung von Michael Conradi, Dr. Gerhard Sperlich und Dr. Jan Witt
Bildnachweis
HEA-Archiv (außer Umspannwerk Recklinghausen –Museum Strom und Leben (S. 9), peterschreiber.me dia/adobestock.com (S. 54) Phoenix Contact (S. 57)
© HEA, 2022
2
Dr. Nina Möllers
Sophie Gerber
70 JAHRE HEA – VON DER VERBRAUCHSFÖRDERUNG ZUR
EFFIZIENTEN ENERGIEANWENDUNG (1952-2022) Eine Chronik von Dr. Nina Möllers und Sophie Gerber
INHALT
Die Autorinnen 2 Vorwort 4 Grußworte von HEA-Vorständen 5 70 Jahre HEA 8
Die elektrische Wunderwelt: Das frühe 20. Jahrhundert ............................................................ 7 Zwischen Entbehrung und Zukunftsversprechen: 1945 bis 1952 14 Zwischen Absatzparadies und Energiekrise: 1952 bis 1973 16 Vom Energieschock zu Effizienz und Sparsamkeit: 1973 bis 2012 35
Liberalisierung des Strommarktes 42 Umzug nach Berlin 44 Ausblick 59
3
Dipl.-Ing. Ute Römer Vorstandsvorsitzende Dr. Jan Witt Geschäftsführer
VORWORT
Unsere Chronik zum 70. Jahrestagung der Gründung der HEA im Jahr 1952 ist nicht nur aus energiewirtschaftlicher Sicht von hohem Interesse, sondern skizziert eindrucksvoll die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in den vergangenen sieben Jahrzehnten. Sie macht dabei auf unterhaltsame Weise auch nachdenklich und zeigt Wege aus der Vergangenheit in die Zukunft auf. Auf die sem Weg sind wie in den vergangenen Jahrzehnten heute Kreativität und Engagement aller Marktpartner der Energie wirtschaft gefragt. Wir wünschen im Namen des gesamten Vorstands der HEA, der Fachgremien und Mitarbeitenden viel Vergnügen beim Lesen unserer Chronik.
Das Wirken der HEA spiegelt die spannende Geschichte der effizienten Energieanwendung in Deutschland über viele Jahrzehnte wider und ist eng mit der wirtschaftlichen Entwicklung in dieser Zeit verbunden. So stand in den Anfangsjahren der HEA, also in den Zeiten des Wirtschafts wunders nach dem 2. Weltkrieg, bis weit in die 1970er Jahre das erfolgreiche Werben für den Absatz von Gerä ten, die mit elektrischem Strom betrieben werden, im Vor dergrund. Später vollzogen sich deutliche Veränderungen mit einer differenzierteren Betrachtung und Beurteilung des gesamten Marktumfeldes.
„Unsere Arbeit dient dem Tage und wirkt in die Zukunft.“ Mit diesem Zitat von Prof. Wilhelm Strahringer, dem Grün dungsvorsitzenden der HEA, beginnt die Jubiläumsschrift zum 10. Jahrestag der HEA im Jahre 1962. Dieser bemer kenswerte Satz hat bis heute nichts von seiner Prägnanz verloren. Er zieht sich durch die Programmatik und das Wirken der HEA von Anbeginn bis heute.
In den Jahren nach der ersten Energiekrise 1973 leistete die HEA Pionierarbeit. Sie setzte anwendungstechnische Themen auf ihre Agenda, die auch heute besonders wich tig sind: Wege zum energieoptimierten Gebäude, Abwär menutzung, Wärmepumpen und Wohnungslüftung mit Wärmerück-gewinnung waren bereits 1982 die zukunfts orientierten Themen der HEA-Jahrestagung und beweg ten die gesamte Branche. Zu dieser Zeit wurde die dritte Fortschreibung des Energieprogramms der Bundesregie rung unter dem Motto „weg vom Öl“ vorgestellt und die internationale Energieagentur in Paris wies mit Nachdruck darauf hin, dass ein Nachlassen der Öl-Sparpolitik in den Industrieländern gefährliche Folgen haben könnte. Durch die politischen Rahmenbedingungen veränderte sich dann auch folgerichtig die Stromanwendung. „Immer weniger Strom pro Anwendung“ schuf Raum für „Immer mehr effi ziente Anwendungen mit Strom!“ Und allmählich machte sich auf diese Weise eine Entkopplung von Stromver brauch und Wirtschaftswachstum bemerkbar.
Seit Mitte der 90er Jahre gewannen Umwelt- und Klima schutz zunehmend Bedeutung in Politik und Gesellschaft. Die Arbeit der HEA war insbesondere durch die Marktein führung von Effizienz-Technologien im Hauswärme- und Ge rätemarkt und im „intelligenten“ Gebäude gekennzeichnet. Wärmepumpen, Wohnungslüftung, Gebäudesystemtechnik, Ausstattungsgrad der Elektroinstallation und energiespa rende Haushaltsgeräte machten es möglich, den Energie verbrauch und damit die Kohlendioxidemissionen zu senken. Gleichzeitig rückten Nutzen und Qualität der Energieanwen dung wie Komfortgewinn und Werthaltigkeit mehr und mehr in das Blickfeld der Verbraucherinnen und Verbraucher.
4
Im Jahr 1998 trat in Deutschland ein neues Energiewirt schaftsrecht in Kraft. Aus „Stromabnehmern“ wurden Kun den, um deren Bindung und Gewinnung sich die Ener gieunternehmen im Wettbewerb stellen mussten. Die Verbandslandschaft veränderte sich, die HEA erweiterte ihr Aufgabenspektrum um Themen wie Energiemarke ting, Produktinnovation und Energiedienstleistungen. Es galt, Effizienz-Technologien in markt- und kundengerechte Dienstleistungen zu überführen und zur Grundlage für den Aufbau neuer Geschäftsfelder bei den Energieunterneh men zu machen. So verfolgt die HEA bis heute konsequent den Gedanken der Marktpartnerschaft im Sinne einer energieeffizienten, komfortablen und sicheren Energiean wendung. Im Jahre 2008 erfolgte dann auch folgerichtig die organisatorische Eingliederung in den BDEW, als Ver bindung der Energiewirtschaft zu den Marktpartnern aus Industrie und Fachhandwerk „auf Augenhöhe“.
Im Jahr 2015 hat sich die Weltgemeinschaft unter dem Dach der Vereinten Nationen zu 17 globalen Nachhal tigkeits-Zielen für eine bessere Zukunft verpflichtet, was
eine gemeinsame Verantwortung von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft darstellt. Die Rolle und Wir kung der HEA lässt sich vielen dieser wichtigen UN-Ziele unmittelbar zuordnen, wie beispielsweise Maßnahmen für bezahlbare und saubere Energie, Nachhaltigkeit der Pro duktion und des Konsums, Nachhaltigkeit der Städte und Gemeinden, Maßnahmen zum Klimaschutz.
Die heutige, durch den Krieg in der Ukraine und zuvor die Pandemie unvorhersehbar schwierige Situation auf den Energie- und Rohstoffmärkten weist bei den Lösungsan sätzen für sparsamen und effizienten Einsatz von Energie Parallelen zu früheren Energie-Krisen auf. Wir können heute aus den vielfältigen Erfahrungen der Vergangenheit schöpfen, die effiziente Stromanwendung ist dabei ein Schlüsselfaktor zur Energieeinsparung und zum Klima schutz. Steigerung der Energieeffizienz und Nachhaltigkeit bei der optimalen, komfortablen Nutzung von Geräten und Anlagen der Stromanwendung – dies ist die Strategie, die auch heute, im Jahr 2022, in die Zukunft weist.
GRUSSWORTE
von HEA-Vorständen
enorme Herausforderungen bevor:
• den Wandel von fossiler- zur elektro betriebenen Heizung
• die Umstellung auf regenerative Energieerzeugung
• CO2-freier Gebäudebestand
• die Umstellung auf E-Mobilität
• und vieles mehr.
Karlheinz Reitze, 1. Stellvertreter der HEAVorstandsvorsitzenden, Viessmann Werke GmbH & Co. KG, Allendorf
Zunächst einmal herzliche Glückwünsche an die HEA zum 70. Jubiläum.
Die HEA ist seit 70 Jahren eine wich tige und innovative Gemeinschaft in der Branche. Keine andere Plattform bietet den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen dem Elektro-, Sanitär-HeizungsHandwerk, der Industrie und den Ener gieversorgungsunternehmen.
Wir sind in Zeiten des Umbruchs. Um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen, stehen uns
Alle Mitglieder der HEA sind in unterschied lichen Bereichen davon betroffen. Die HEA bietet mit den Arbeitskreisen, Foren und Vertriebskonzepten die idealen Möglichkei ten, einen wesentlichen Beitrag zum Gelin gen der Energiewende zu leisten.
In der HEA werden wir – davon bin ich fest überzeugt – auch diese Herausfor derungen erfolgreich meistern.
Für die nächsten Jahrzehnte wünsche ich der HEA weiterhin viel Erfolg und immer das richtige Gespür für neue Themen und zukünftige Marktentwicklungen.
Adalbert M. Neumann, 2. Stellvertreter der HEAVorstandsvorsitzenden, Busch-Jaeger Elektro GmbH, Lüdenscheid
Kräfte bündeln und Informationen tei len – diese Aufgaben beschäftigen die HEA-Fachgemeinschaft nun schon seit 70 Jahren. Was auf den ersten Blick so einfach klingt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als höchst anspruchsvolles Betätigungsfeld. Schließlich gilt es, Marktpartner aus den Bereichen Energiewirtschaft, Elektroindus trie, Fachhandwerk und Großhandel zu synchronisieren. Und dabei den Fokus für die Balance ganz unterschiedlicher Erwar tungshaltungen und Zukunftsperspektiven beim Endkunden nicht aus den Augen zu verlieren. Immer neue Player in den ver schiedenen Marktsegmenten, neue Tech nologien und Reglementierungen machen dieses höchst anspruchsvolle „Energie-Mo nopoly“ nicht unbedingt leichter. Der HEA
5
ist es bis heute meisterhaft gelungen, den gordischen Knoten zu entwirren und durch zielgruppenfokussierte Informationsange bote für Durchblick zu sorgen.
Herzlichen Glückwunsch!
Unser Unternehmen freut sich auch wei terhin über die vielen konstruktiven Im pulse aus dieser Gemeinschaft.
Norbert Borgmann, Vizepräsident Zentralverband SanitärHeizung-Klima (ZVSHK), St. Augustin
70 Jahre HEA sind auch 70 Jahre Partner schaft zwischen Energieversorgung und Handwerk. Strom für den Wärmemarkt ist heute dabei aktueller denn je. Die Klima wende erfordert einschneidende Verän derungen im Heizungsbestand. Die CO2 verursachenden Energieträger (Heizöl und Erdgas) haben noch einen Anteil von über 80 Prozent. HEA und ZVSHK werden gemeinsam gefordert sein, von der Politik klare Vorgaben zu bekommen, woher der Bedarf an erneuerbarem Strom aus Menge für die Wärmewende gespeist wird. Die nächsten Jahre werden uns vor zahlreiche Herausforderungen und Auf gaben stellen. Dabei wird sich unsere be währte Partnerschaft sicherlich auszahlen.
Herzlichen Glückwunsch zum 70. Ge burtstag liebe HEA.
Matthias
Der Austausch zwischen EVU, Industrie und Handwerk ist für die Gestaltung einer erfolgreichen Energiewende elementar wichtig. Für diese große Herausforderung stellt die HEA als gut funktionierende Plattform eine hervorragende Basis dar.
Dr. Philipp Dehn, DEHN SE, Neumarkt
Die HEA ist das zentrale Bindeglied zwischen Energiewirtschaft und Elektro industrie auf der einen und Fachhand werken und Großhandel auf der anderen Seite. Sie ist die wesentliche Plattform, um Lösungen rund um Energieeffizienz, Sicherheit und Komfort anwendungsbe zogen, produktneutral und zielgerichtet zu kommunizieren. Dieser einzigartige Verbund von verschiedenen Erfahrungen und Expertisen aus Industrie, Handwerk und Dienstleistung ermöglicht es, die Energiewirtschaft immer weiter nach vorne zu bringen. In den zurückliegenden Jahren wurde bereits viel erreicht. Doch auch beim Blick auf Megatrends unserer Zeit wie Energieeffizienz, Nachhaltigkeit oder Klimaneutralität kommt der HEA bei der Suche nach zukunftsfähigen Lösungen eine wesentliche Rolle zu – und bei dieser Suche werden wir als Partner in der Indus trie auch weiterhin tatkräftig unterstützen.
Alles Gute zum 70sten und weiterhin viel Erfolg.
stehen wir vor der Elektrifizierung 2.0. Energie und Elektrizität spielen in unse rer Gesellschaft zunehmend die Haupt rolle. Wir gewinnen elektrischen Strom aus erneuerbaren Quellen und reduzie ren damit den CO2-Ausstoß nachhaltig. Wir fahren und heizen elektrisch und schützen damit unser Klima. Elektrizität wird damit zu der treibenden Kraft unse res Lebens mit zentraler Bedeutung auch für nachfolgende Generationen.
Auf unseren Verband kommen in diesem Umfeld große Herausforderungen zu. Die HEA und ihre Arbeit werden in der öffentlichen Diskussion mehr und mehr zu einem unverzichtbaren Faktor, wenn es um die grundsätzliche ökologische Neuausrichtung von Wirtschaft und Ge sellschaft geht. Diese Leistung wissen wir bei Glen Dimplex Deutschland besonders zu schätzen. Seit 1973 heizen, kühlen und lüften unsere Produkte ausschließlich elektrisch. Wir sehen uns deshalb als Vorreiter und führendes Unternehmen auf dem Weg zu einer nachhaltigen Welt.
Die HEA ist mit der Elektrifizierung in Deutschland groß geworden. Die His torie zeigt eindrucksvoll, wie sich unser Leben mit dem Einsatz elektrischen Stroms nachhaltig verändert hat. Jetzt
Um in einer mehr als dynamischen, von großen Veränderungen geprägten Bran che seinen 70. Geburtstag feiern zu kön nen, braucht es Ausdauer. Die HEA hatte und hat diesen langen Atem: Über sieben Jahrzehnte hinweg hat sich die Organi sation als wichtige Schnittstelle zwischen Energieunternehmen, Industrie, Hand werk und Großhandel bewährt. Ihr ist es, bei aller Veränderung, die notwendig ist, um mit dem stetigen Wandel Schritt zu halten, erfolgreich gelungen, den eige nen Wurzeln treu zu bleiben, sich gleich zeitig aber immer wieder neu zu erfinden. Dass sie dabei stets als objektive, die
6
Lothar Hellmann, Präsident des Zentralver bandes der Deutschen Elektro- und Informations technischen Handwerke (ZVEH), Frankfurt am Main
Braun, Stadtwerke Neuss Energie und Wasser GmbH, Neuss
Clemens Dereschkewitz, Glen Dimplex Deutsch land GmbH, Kulmbach
sachliche Kommunikation in den Vorder grund stellende Instanz wahrgenommen wird, ist eine Leistung, von der letztlich wir alle als Partner der HEA profitieren.
Die E-Handwerke bedanken sich für die gute Zusammenarbeit und wünschen „Alles Gute für die nächsten 70 Jahre!“
Liebe HEA, Energieeffizienz ist heute aktueller und drängender denn je – und übergreifende Zusammenarbeit mit das höchste Gut. Behaltet euch diese Eigen schaft. Alles Gute!
Energie spielt – heute wie damals – eine essenzielle Rolle für die Industrie, die Po litik, die Gesellschaft. Vor 70 Jahren ging es um fossile Brennstoffe, heute dominiert die Abkehr von diesen und der Aufbau erneuerbarer Energien die Diskussion, Elektrifizierung und Digitalisierung sind die Megatrends schlechthin – und mit diesen schwingt sich auch die Energieeffizienz wieder weit nach vorn auf die Agenda. Der Klimawandel erfordert ein Umden ken, für gewerbliche und für private Verbraucherinnen und Verbraucher. Eine sehr weitreichende direkte und indirekte Elektrifizierung ist der Weg in eine versor gungssichere Zukunft. Für diesen Wandel müssen alle zusammenarbeiten und sich gemeinsam weiterentwickeln. Das leis tet die HEA, die seit nun 70 Jahren das Bindeglied zwischen Energieversorgern, Handwerk und Herstellern darstellt und für den Markt neutrale Hilfestellungen rund um das Thema Energieeffizienz anbietet. Das schätze ich sehr an dieser Fachgemeinschaft. Dass die Energie wende eine Gemeinschaftsaufgabe ist, die uns alle angeht, zeigt auch der wachsende Fokus der HEA auf den End kunden – und auch hier ist sie zu einer unabhängigen Plattform für Informationen zum Thema Energieeffizienz im privaten Umfeld geworden, mit gut erklärten und verständlich aufbereiteten Inhalten.
Unsere Haushaltsgeräte helfen auf vielfäl tige Weise, den Alltag einfach und nach haltig zu gestalten. Durch das Sparen von Wasser, Energie und Waschmittel oder durch die Vermeidung von Lebensmittel abfällen können Konsumenten gleichzei tig Geld sparen und zu Hause nachhaltig handeln. Dazu brauchen wir Netzwerke und Partner, die mit uns zusammen die Transformation in eine CO2-neutrale Wirt schaft vorantreiben. Die HEA ist für uns seit Jahren ein wichtiger Partner gewor den, um die Transformation in den Haus halten voranzutreiben.
Ich möchte der HEA zu dem Erfolg der letzten 70 Jahre herzlich gratulieren! Die HEA gestaltet ein nicht zu unterschätzen des Scharnier in der Wertschöpfungskette der Energiewirtschaft: die praktische Umsetzung von Energieeffizienz und den damit verbundenen Dienstleistungen an der Schnittstelle zu den Kundinnen und Kunden. Die Aufgaben der HEA wandeln sich wie auch die Bedürfnisse der Gesell schaft zu immer mehr Nachhaltigkeit, Kos tenbewusstsein und Komfort. Das in der HEA gebündelte Wissen aus der Industrie und die Fähigkeiten des Handwerks sind für die Marktentwicklungen dabei wich tige Grundlagen. Der BDEW schätzt die Arbeit in der HEA-Gemeinschaft sehr und freut sich auf die Fortsetzung dieser er folgreichen Kooperation.
Die HEA ist ein herausragendes Forum, in dem Industrie, Handwerk, Energieversor ger und ihre Verbände die Gelegenheit haben, aktuelle Themen und Entwicklun gen zu reflektieren und zu diskutieren. Gerade die aktuelle Zeit mit den großen Herausforderungen wie Klimawandel und der damit verbundenen Energiewende braucht eine solche Plattform.
Die HEA hat in nunmehr 70 Jahren bewiesen, dass ihr dabei eine wichtige Rolle zukommt.
Herzlichen Glückwunsch und weiter so!
Energieeinsparung und gemeinsames Handeln sind die großen aktuellen Her ausforderungen. In einer Zeit und in einer Gesellschaft, in der Trennendes stärker wahrgenommen wird als Vereinendes, ist der Ansatz der HEA, Marktpartner zusam men zu bringen und auf ein gemeinsa mes Ziel hinzuarbeiten, eine erfreuliche Gegenbewegung. Durch Förderung der Energieeffizienz mit Fokus auf Kunden und technologischen Möglichkeiten leis tet die HEA einen wichtigen und praxis nahen Beitrag für unsere Zukunft.
Vielen Dank für viele Jahre guter Zusam menarbeit, in der unsere gemeinsamen Anliegen vorangebracht wurden und viel Erfolg für die nächsten Herausforderungen!
7
Ludwig Kohnen EWE VERTRIEB GmbH, Oldenburg Peter Ruh, Siemens AG, Nürnberg
Friedrich Reinhard Wilke Stadtwerke Arnstadt GmbH, Arnstadt
Anke Hüneburg, ZVEI e. V., Frankfurt am Main
Dr.-Ing. Anke Tuschek BDEW Bundesverband der Energie- und Wasser wirtschaft e. V., Berlin
70 JAHRE HEA
In den westlich-industrialisierten Staaten gilt das 20. Jahrhundert als das Zeitalter der Moderne. Die Entdeckung, Popularisierung und Verbreitung der elektrischen Energie wurde zu einem Emblem dieser Modernität und Fortschrittlichkeit. Doch obwohl uns die elektrische Energie heute fast unbemerkt in allen Lebenssituationen begleitet, herrschte Anfang des 20. Jahrhunderts bei vielen Verbrauchern und Verbraucherinnen Skepsis und Angst vor der magischen Kraft. So bedurfte es vermittelnder Instanzen, die es sich zur Aufgabe machten, die Menschen vom Nutzen und der Ungefährlichkeit der Elektrizität zu überzeugen und ihnen Anwendungsbereiche und -praktiken auf lehrreiche und oft amü sante Weise zu vermitteln.
Mit ihrer nun 60-jährigen Geschichte ist die HEA – Fachgemeinschaft für effiziente Ener gieanwendung die älteste Vermittlungseinrichtung, die sich diesen Aufgaben verschrieben hat. Auch wenn ihr Gründungsjahr in der Nachkriegszeit liegt, so reichen die Wurzeln ihrer Vorläufer doch bis in die frühen Jahre des Elektrizitätszeitalters zu Beginn des 20. Jahrhunderts zurück. Zielsetzungen, Aufgaben und Methoden haben sich im Verlauf des Jahrhunderts freilich gewandelt. War es zu Beginn des Jahrhunderts noch um den Abbau von Skepsis und Ängsten der Menschen und die Darstellung der schier unbegrenzten elektrischen Anwendungsbereiche gegangen, so trat unter dem Eindruck des „Wirtschafts wunders“ in den 1950er und 60er Jahren die Propagierung des allelektrischen Haushalts verbunden mit fast zügellosem Energiekonsum in den Vordergrund. Nach den Ölpreiskri sen der 1970er Jahre, die Wirtschaft, Politik und Gesellschaft erstmals deutlich die End lichkeit fossiler Energieträger und damit die Notwendigkeit eines ressourcenschonenden Konsumstils vor Augen führten, hat sich das Blatt erneut gewendet.
Heute sieht die HEA ihre Aufgabe vor allem darin, Verbraucherinnen und Verbraucher un terschiedlicher Bereiche eine effiziente Energieanwendung zu vermitteln. Die Effizienz von Geräten und Systemen gehört genauso dazu wie eine nachhaltige und energiebewusste Nutzung von Geräten im Privathaushalt und im gewerblichen Bereich.
8
DIE ELEKTRISCHE WUNDERWELT: DAS FRÜHE 20. JAHRHUNDERT
Die Gründungsgeschichte der HEA ist eng verwoben mit technik-, konsum- und wirt schaftshistorischen Entwicklungen des frühen 20. Jahrhunderts, als die Elektrizität sich anschickte zu einer veritablen Konkurrentin bisheriger häuslicher Energiequellen wie Holz, Kohle, Torf und Gas zu werden. Nachdem im ausgehenden 19. Jahrhundert die grundle genden elektrotechnischen Voraussetzungen für eine breite Elektrizitätsanwendung in Haushalt, Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie geschaffen worden waren, schwang sich die Elektrizität in den ersten Jahrzehnten des neuen Zeitalters zur prometheischen Wun derkraft auf. Lange war die Geschichte des Energieverbrauchs im Haushalt von Mangel, Schmutz, Gestank und Plagerei gekennzeichnet gewesen. Ob zum Kochen, Baden oder Reinigen – die benötigte Energie musste aufwendig erzeugt werden, was mit viel Arbeit und hohen Kosten verbunden war. Die Elektrizität versprach nun – ähnlich wie das Gas –eine billigere und einfacher zu handhabende Energie.
„Elektrizität in jedem Gerät“ versprach die populäre, von Fritz Julian gestaltete Werbemarke allerorten, die auch des öfteren „zweckentfremdet“ verwendet wurde.
9
Quelle: Umspannwerk Recklinghausen – Museum Strom und Leben
Der große Vorteil gegenüber Holz, Kohle oder Petroleum war dabei, dass elektrischer Strom standortungebunden in jede beliebige Nutzartenergie umgewandelt werden konnte. Vor aussetzung für die massenhafte Anwendung stellte freilich der Aufbau eines verlässlichen Versorgungsnetzes dar, der um die Jahrhundertwende in Gang kam und in der kurzen wirtschaftlichen Blütezeit der späten 1920er Jahre an Fahrt gewann. In Form von Feen- und Gottgestalten tauchte die Elektrizität als personifiziertes Symbol für Fortschritt und Moderne fortan auf Buchdeckeln, Ausstellungsplakaten und Gemälden auf. Und das nicht ohne Grund, denn anders als Holz oder Kohle entzog sich die Elektrizität der sinnlichen Wahrnehmung der Menschen. Aus Angst vor der unsichtbaren und geruchslosen, aber potenziell gefährlichen Kraft, zögerten viele zunächst die Elektrizität in ihren Alltag zu integrieren. So herrschte in der ersten Aneignungsphase eine spannungsgeladene Ambivalenz vor: Einerseits erkannten vor allem Ingenieure und Wirtschaftsunternehmen in der Elektrizität ein außergewöhnliches Mittel zur Zähmung der Natur und hofften auf bislang unbekannte Absatzmöglichkeiten, an dererseits waren die Verbraucher und Verbraucherinnen ehrfürchtig beeindruckt, bisweilen verängstigt, von der neuen Kraft.
Technische Verbesserungen machten zwar bald den weiteren Ausbau des Elektrizitäts netzes und bessere Sicherheitsstandards möglich, doch hohe Anschlusskosten und Tarife sowie teure Endgeräte beschränkten die Verbreitung des Stroms zunächst auf wohlhabende Haushaltungen. 1910 waren erst zehn Prozent aller Haushalte im deutschen Reichsgebiet an das Elektrizitätsnetz angeschlossen. Wer sich schon einen Anschluss leisten konnte, kämpfte oftmals mit den Tücken der neuen Technik, denn gänzlich un gefährlich war der Umgang mit den einzeln elektrifizierten Kochplatten und Bratpfannen nicht. Als problematisch erwies sich der „Kabelsalat“ über der Kochstelle, der zu Unfällen und Verbrennungen führen konnte. Schlechte Isolierungen hatten häufig Kurzschlüsse und Kabelbrände zur Folge. Auch konkurrierte die Elektrizität mit bereits etablierten Ener gieformen, die aus Sicht der Kunden und Kundinnen durchaus ihre Vorzüge hatten. So verfügten viele Wohnungen bereits über eine zentrale Gasversorgung, was den kostenin tensiven Anschluss an das Elektrizitätsnetz für viele unsinnig erscheinen ließ. Zudem fiel vielen der Abschied vom Kohle- oder Holzofen schwerer als den Elektroingenieuren lieb war, denn deren kontinuierlich brennendes Feuer diente nicht nur zum Kochen, sondern sorgte gleichzeitig für wohlige Stubenwärme und ermöglichte schnelles Aufbereiten von heißem Wasser zum Waschen, Spülen und Bereiten von Tee. Auch an technischem Ver ständnis für die Elektrizität und ihre Verwendung im Haushalt mangelte es. Aussagen von Hausfrauen, das Essen schmecke „elektrisch“, und Fragen, ob man den Elektroherd auch an das Gasnetz anschließen könne, riefen schließlich die Ingenieure und Werbefachleute auf den Plan. Um eine Chance im Konkurrenzkampf mit dem Gas zu haben und die wi derspenstigen Kundinnen und Kunden von den Vorzügen der Elektrizität zu überzeugen, mussten großangelegte, gut geplante und konzertierte Werbe- und Vermittlungsaktionen durchgeführt werden.
Zu diesem Zweck gründeten die Vereinigung der Elektrizitätswerke (VdEW), die Vor gängerin der 1950 gegründeten Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW), und der Verein Deutscher Elektrotechniker (VDE) 1911 in Berlin die „Geschäftsstelle für Elek trizitätsverwertung“, die fortan unter dem Kürzel „Gefelek“ firmierte und damit als älteste Vorgängerorganisation der HEA gelten kann. Hauptsächlich sollte sie dazu dienen, der verbreiteten Propaganda gegen elektrischen Strom seitens der konkurrierenden Gas-, Kohle- und Petroleumbranchen entgegenzuwirken. Als ihre Ziele formulierte die Gefelek zunächst, „das Publikum über die leider noch nicht genügend beachteten Vorteile der elektrischen Beleuchtung und des elektrischen Antriebes auf[zu]klären“ und auf die „Ein führung des elektrischen Lichtes in die zahlreichen bürgerlichen Wohnungen, welche noch
10
Petroleumbeleuchtung haben, und in die Wohnungen der breiten Volksschichten hin[zu]arbeiten“.1 Darüber hinaus fungierte die Gefelek als Auskunfts- und Beratungsstelle für die Elektrizitätswerke, indem sie über Erfahrungen in unterschiedlichen Betrieben, über Tarife und Förderungsmöglichkeiten informierte.
Obwohl sich die Gefelek auch um die Landwirtschaft, das Gewerbe und die Industrie kümmerte, rückten die Privathaushalte schnell in den Mittelpunkt ihrer Bemühungen. An ihnen hatten insbesondere die Elektrizitätsanbieter ein hohes Interesse, da sie sich im Vergleich zur Industrie und auch dem Gewerbe weniger anfällig für Konjunktureinbrüche zeigten. Gekocht und geheizt wurde schließlich (fast) immer. Schützenhilfe erhielt die Ge felek vom durch den Ersten Weltkrieg ausgelösten drastischen Preisanstieg für Petroleum, der viele Haushalte trotz anfänglichen Zögerns darin bestärkte, auf die neue elektrische Energie zu setzen, die aufgrund der Produktion aus heimischer Kohle vergleichsweise erschwinglich blieb. 1 Elektrotechnische Zeitschrift, März 1911, S. 203.
Auch das „Strommännchen“ wurde von Fritz Julian ge staltet und sollte in den 1930er Jahren den Wieder erkennungswert von Elek trowerbung steigern und die Stromnutzung im Haushalt volkstümlich propagieren.
Trotz der anfänglichen Erfolge zeigten sich die Elektrizitätswerke bereits einige Jahre nach der Gründung der Gefelek zunehmend unzufrieden. Aufgrund des stark zentralistischen Zuschnitts der Werbeaktivitäten sahen sich viele in ihren regionalen Besonderheiten nicht angemessen repräsentiert. So verlor die Gefelek bald an Bedeutung und wurde 1919 schließlich aufgelöst. Fortan übernahm die „Literarische und Werbeabteilung“ – eine Unterabteilung der VdEW – die Aufgaben der Abnehmerberatung. 1926 veranstaltete sie eine erste große Tagung der Werbefachleute bei den Elektrizitätsversorgern und rief im folgenden Jahr mit „Der Werbeleiter“ ihr eigenes Publikationsorgan ins Leben. Im selben Jahr lobte die VdEW einen Wettbewerb zur Gestaltung einer einschlägigen Werbemarke für die gemeinschaftliche Werbung der Elektrizitäts- und Elektrobranche aus. Zum Gewin ner aus zahlreichen Vorschlägen wurde der Entwurf von Fritz Julian gewählt, der neben einem stilisierten Stecker den Slogan „Elektrizität in jedem Gerät“ zeigte. Begründet wurde die Wahl in einem Rundschreiben an die Mitglieder, in dem es hieß: „‘Elektrizität in jedem Gerät‘ ist ein in Kürze und Einprägsamkeit kaum überbietbarer Schlagsatz, dessen Bedeu tung erst ermessen werden kann, wenn man seine vielseitige Abwandelbarkeit – Elektri zität im Hausgerät – im Küchengerät – im Heizgerät usw. – berücksichtigt. Als bildliches
11
Leitmotiv dient der Stecker, ein überaus sinnfälliger, höchst populärer Gedanke, den der Künstler in klassischer Schlichtheit und Wuchtigkeit auszuführen verstanden hat. […] Trotz der technischen Bedingtheit der Steckerform kann man die geschaffene Lösung als zeitlich und technisch auf absehbare Zeit unabhängig betrachten“.2 Die so gelobte Werbemarke überzeugte auch die angeschlossenen Mitglieder: Bis 1927 hatten bereits 350 Unterneh men die zur Benutzung notwendige Lizenz von der VdEW erworben und bald schmückten die unterschiedlichen Varianten dieser Werbemarke unzählige Plakatwände, Litfaßsäulen, Zeitungsanzeigen und Schaufenster.
Als die Wirtschaft nach der Überwindung der Hyperinflation in den späten 1920er Jahren wieder an Fahrt gewann, setzte im Deutschen Reich eine neue Elektrifizierungswelle ein, die nun auch Haushalte der mittleren und unteren Schichten erfasste. Neben der allgemeinen Absatzsteigerung beschäftigte die Elektrizitätswerke bald das Problem der Spitzenlastzeiten, das nach einer Lenkung des Elektrizitätskonsums rief. Hoher Auslastung während der Produktionszeiten in den Fabriken und Handwerksbetrieben standen mittags und nachts Absatztäler gegenüber, in denen kaum Elektrizität verbraucht wurde. Als pro bates Mittel gegen die mittägliche Niedrigauslastung sah man das elektrische Kochen, das nun – insbesondere auch in Abgrenzung zum Konkurrenten Gas – stark beworben wurde. Daneben gewann die elektrische Warmwasserbereitung an Bedeutung. Der Berliner Elektrizitätsversorger Bewag entwickelte mit „Elektrissima“ ein erstes Finanzierungs- und Teilzahlungssystem, mit dessen Hilfe Haushalte schneller elektrische Geräte erwerben konnten. Ab 1929 bot die Bewag im Rahmen dieses Programms auch Warmwasserboiler an, die ihren Strom in der Nacht bezogen und damit wie der Kochherd zum Ausgleich der Belastungskurven beitragen sollten.
Finanzielle Anreize zur stärkeren Elektrizitätsnutzung in den Haushalten waren damit geschaffen, doch nach wie vor blieben die Bedenken der Kunden und Kundinnen ein Problem: Viele Hausfrauen zweifelten sowohl die Sicherheit elektrischer Geräte als auch ihren alltagspraktischen Nutzen an. Fürsprecher der Haushaltselektrifizierung wie der In genieur Georg Dettmar sahen in elektrischen Geräten zwar unentbehrliche Helfer bei der Aufgabe der Frauen, „ein angenehmes und gemütliches Heim dem schaffenden Manne und der heranwachsenden Jugend zu bereiten und für die Erhaltung der Gesundheit des ganzen Volkes besorgt zu sein“.3 Doch die Ausführung dieser Idee gestaltete sich in der Umsetzung schwierig. Bescheinigte man Männern ein intuitives Verständnis für technische Zusammenhänge und Gerätschaften, so unterstellte man Frauen Desinteresse, ja sogar „Technikfeindlichkeit“. Weil dem vermeintlichen Unverständnis der Frauen für die „männ liche Welt der Technik“ ein mindestens ebenso großes Unverständnis der Ingenieure für die „weibliche Hausarbeit“ gegenüberstand, mussten Vermittlerräume geschaffen werden – sowohl geistiger als auch räumlicher Art. Schon bald begannen Energieversorger und Gerätehersteller, Vorführräume und Lehrküchen einzurichten, in denen ein buntes Pro gramm an Vorträgen, Filmen und Kochkursen angeboten wurde. Daneben wurden große Ausstellungen wie 1928 „Heim und Technik“ in München veranstaltet, um „Aufklärung über das Wesen der Technik im Heim in weiteste Kreise zu tragen […] sowie die Welt der Technik mit der Eigenart des Heimes und den Bedürfnissen der Hausfrau vertraut zu machen“.4
Langsam, aber sicher zeigten die Werbe- und Beratungsmaßnahmen Wirkung: Zwischen 1910 und 1933 stieg der Prozentsatz der elektrifizierten Haushalte in Berlin von 3,5 auf 76 Prozent. Auch die Anzahl der Elektrogeräte im Haushalt nahm stetig zu. Allerdings war die wirtschaftliche Blütezeit nur von kurzer Dauer. Mit dem Börsencrash 1929 und der anschließenden Weltwirtschaftskrise erhielten Elektrizitäts- und Elektrowirtschaft einen erneuten Dämpfer. Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 geriet die
2 Elektrizitätswirtschaft, Mai 1926, S. 235.
3 Georg Dettmar: Die Elektrizität im Hause. Berlin: Julius Springer, 1911, S. 2.
4 Josef M. Jurinek: Schlussbericht. Ausstellung Heim und Technik. München 1928. München: 1928, 4.
12
Elektrizitätsbranche dann schnell unter die Kontrolle des Regimes. Der Ende der 1920er Jahre geschlossene „Elektrofriede“, der die Grenzen der jeweiligen Elektrizitätsversor gungsgebiete festlegte, wurde 1935 durch das Energiewirtschaftsgesetz staatlich abge sichert. Das von den Energieversorgern verfasste und den Nationalsozialisten ratifizierte Gesetz galt bis weit über das Ende des Zweiten Weltkriegs hinaus und behielt bis 1998 größtenteils seine Gültigkeit.
Die Werbeabteilung des Reichsverbandes der Elektrizitätsversorgung, in dem die ehe malige VdEW im Zuge der Gleichschaltung aufgegangen war, wurde 1934 mit der Ar beitsgemeinschaft zur Förderung des Elektro-, Installateur- und Beleuchtungsgewerbes zusammengelegt und bildete fortan die „Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Elektro wirtschaft“ (AFE). Von Berlin aus organisierte die AFE nun die „Elektrofront“, mit der insbesondere die Arbeitslosigkeit von Facharbeitern, Handwer kern und Kaufleuten aus der Elektrowirtschaft bekämpft werden sollte. Der „Elektro-Angriff“ von 1934/35 zielte in fünf „Angriffs-Wellen“ auf das Instandsetzen vorhandener Anlagen und Neuanschlüsse sowie unterschiedliche Werbe phasen, die von saisonaler Weihnachtswerbung über Licht- und Elektrowärme- bis zur Elektro kälte-Werbung reichten.
Zum Nachfolger der Werbekampagne „Elektri zität in jedem Gerät“ wurde das ebenfalls von Fritz Julian gestaltete „Strommännchen“ – eine personifizierte Form des Steckersymbols mit Heinzelmännchen-Anmutung, denn: „Unsicht bar, geheimnisvoll und zauberhaft, die Hilfe der Handwerker und der Traum aller geplagten und überlasteten Menschen, ist das Heinzelmännchen geradezu eine Vorahnung des elektrischen Stro mes in seiner heutigen vielfachen und volkstümli chen Anwendung“.5 Im Zuge der Gleichschaltung der Werbeindustrie waren auch Elektrizitätswerke und Gerätehersteller gezwungen, sich den Regeln des nationalsozialistischen Staates unterzuordnen.
Dabei standen die allgemeine Absatzsteigerung und der Ausgleich der Belastungskurven durch verkaufsfördernde und -lenkende Werbeaktivitä ten im Vordergrund ihrer Bemühungen. Mit der Verabschiedung des Vierjahresplans im Jahr 1936 änderte sich dies. Auf die absatzorien tierte Werbung folgte nun eine die Autarkiebemühungen des Dritten Reichs unterstützende Strategie. Mit dem Ausbruch des Krieges rückten die Energiebedürfnisse der Privathaushalte schließlich gänzlich hinter die der Rüstungsindustrie. Als „wehrhafte Werbung“ warben fortan Slogans wie „Strom. Gas. Kohle. – Hier Sparen hilft Siegen“ für die Einschränkung von priva ter Energieverwendung zugunsten kriegswichtiger Industrien.
Noch war der Elektroherd im Haushalt keineswegs „bewährt“, was ihn zu einem Schwerpunkt der Elektrowerbung in den 1930er Jahren machte.
13
5 Werbeleiter 9 (1934), S. 127.
ZWISCHEN ENTBEHRUNG UND ZUKUNFTSVERSPRECHEN: 1945 BIS 1952
Die schöne neue Welt der Elektrizität lag 1945 nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland in Trümmern. Die Überlebenden kämpften gegen Hunger und Kälte. Nur mit Hilfe von Kohlebriketts, die an Bahnhöfen und aus unverschlossenen Lagerstätten gestohlen wurden, gelang es Tausenden Familien, in den ausgebombten Häusern durch den harten Winter 1946/47 zu kommen. Der um 1930 so populäre Werbespruch „Elektrizität in jedem Gerät“ war daher in der vorerst kargen Nachkriegsära keinesfalls wieder denkbar. Die Tä tigkeiten der Beratungsstellen beschränkten sich auf Vorführungen, die Hausfrauen in den Mangeljahren das sparsame Kochen mit dem elektrischen Herd lehrten.
Dennoch schlossen sich bereits 1947 die in den Besatzungszonen wirkenden regionalen Verbände der Elektrizitätswerke zusammen zur „Arbeitsgemeinschaft der Landesverbände der Elektrizitätswerke“ (AdEW) mit Sitz zunächst in Hamburg, dann für kurze Zeit in Wies baden und schließlich in Frankfurt am Main. Nach der Währungsreform 1948 begannen die Pioniere der Werbung und Beratung aus Elektrizitätsversorgungsunternehmen und Industrie die bewährte Gemeinschaftsarbeit aus der Vorkriegszeit wieder aufzunehmen.
Ebenfalls 1948 wurde der Unterausschuss „Abnehmer-Beratung“ im Hauptfachausschuss 7 der AdEW „Tarife und Strombewirtschaftung“ gegründet und erhielt die Aufgabe, einheitliche Richtlinien für die Beratung der Stromabnehmer aufzustellen. Zu diesem Zweck sollte der Unterausschuss den Elektrizitätsversorgern Anregungen für ihre Beratungseinrichtungen und -maßnahmen geben, die Elektro-Gemeinschaften als Träger der Gemeinschaftsarbeit mit den einschlägigen Verbänden fördern, einheitliche Beratungsmittel schaffen und den Erfahrungsaustausch über die AdEW sowie eine Zusammenarbeit mit den angrenzenden Wirtschaftszweigen herbeiführen.
Dies wurde umso dringender als sich ab Beginn der 1950er Jahre das „Wirtschaftswunder“ anbahnte. Mit der schrittweisen Wiederinbetriebnahme von Elektrizitätswerken und der Aufhebung der durch die Besatzungsmächte erlassenen Rationierungen und Produktions einschränkungen bei Steinkohle sowie dem Ruhrstatut kam es bald sogar zu einer Kohlen überproduktion. Die Energiepreise fielen, während die Realeinkommen der Haushalte mit dem Wirtschaftswachstum anstiegen. Von den Konsumenten und Konsumentinnen nahezu unbeachtet fand außerdem eine grundlegende Veränderung des Energiesystems statt: Die
14
zuvor dominierende Primärenergie Kohle wurde bald durch das energiedichtere Erdöl abge löst, das aufgrund der Erschließung riesiger Vorkommen in der Sowjetunion und im Nahen Osten billig war. Darüber hinaus erschien die Atomkraft als Energieform der Zukunft am Horizont und versprach den baldigen Abschied von jeglicher Energieknappheit. Ungeachtet zahlreicher ungelöster technischer Probleme und durchaus vorhandener Skepsis auf Seiten der Elektrizitätsversorger wegen immenser Kosten gliederte sich die Atomeuphorie nahtlos
Dank der elektrischen Waschmaschine konnten in den 1950er Jahren immer mehr Hausfrauen den lästigen kraftrauben den Waschtag aus dem Kalender streichen.
ein in den Zeitgeist der 1950er, der von einem starken Bedürfnis des Nachholens und dem „Wir-sind-wieder-wer-Gefühl“ geprägt war. In der entstehenden schier grenzenlos erschei nenden Massenkonsumwelt wurden der Beratung von Verbraucherinnen und Verbrauchern und dem Produktmarketing immer größere Bedeutung beigemessen.
Bereits am 22. Mai 1950 wurde zur Koordination der Kundenberatung in der Elektrizitätswirt schaft die HEA als „Hauptberatungsstelle für Elektrizitätsanwendung bei der AdEW“ bei einer gemeinsamen Tagung der AdEW-Ausschüsse „Abnehmer-Beratung“ und „Elektrowärme“ in Frankfurt gegründet und wirkte fortan als Abteilung der AdEW im Auftrag und im Sinne der Gemeinschaftsorganisation. Am 23. Mai 1950 besiegelten dann AdEW und der Zentral verband der elektrotechnischen Industrie (ZVEI) ihre Zusammenarbeit und gründeten den Hauptarbeitskreis Elektrizitätsanwendung AdEW / ZVEI. Im selben Jahr formierte sich die AdEW als Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke e. V. (VDEW) neu und nahm am 1. Januar 1951 die Arbeit auf. Damit war die inhaltliche Ausrichtung der Tätigkeit der künftig selbständi gen Organisation „HEA“ vorgegeben. 6
6 Hugo Lucian Meyer: 10 Jahre HEA. 1911-1919 / 1934-1945 / 1952-1962. Kurzer Abriß der Geschichte einer deutschen Gemein schaftsorganisation zur Förderung der Elektrizitätsanwendung. Frankfurt a. M.: HEA. Hauptberatungsstelle für Elektrizitätsan wendung, 1962.
15
Prof. Wilhelm Strahringer, Gründungsvorsitzender der HEA und Vorstands vorsitzender der Hessi schen Elektrizitäts-Aktien Gesellschaft in Darmstadt
ZWISCHEN ABSATZPARADIES UND ENERGIEKRISE: 1952 BIS 1973
Etwas über ein Jahr später, am 15. Februar 1952, wurde dann die Hauptberatungsstelle für Elektrizitätsanwendung mit ihrer Neugründung durch die Vereinigung Deutscher Elek trizitätswerke (VDEW), den Zentralverband der Elektrotechnischen Industrie (ZVEI) sowie Elektrizitätsversorgungsunternehmen und Unternehmen der Elektroindustrie zu einer selbstständigen Organisation. Somit erlangten die Tätigkeiten der HEA in der Zeit des beginnenden Wirtschaftswunders, als die Förderung der Elektrizitätsanwendung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft neues Gewicht erhielt, besondere Bedeutung. Die erste Mitglie derversammlung fand am 18. März statt, bei der der Vorsitzende der VDEW, Dr.-Ing. Heinrich Freiberger, als wichtigste Aufgabe der HEA beschrieb, „der Bevölkerung das Verständnis für die großen kulturellen und zivilisatorischen Aufgaben der Elektrizität durch geschickte ‚Verständniswerbung‘ näher zu bringen“.7 In der Satzung hieß es, „der Verein verfolgt den Zweck, allgemeine Aufklärungsarbeit über die Eigenart der elektrischen Energie und deren rationelle Anwendung zu leisten, alle an der Elektrizitätswirtschaft beteiligten und inter essierten Kreise in dieser Hinsicht zu beraten, sowie auf die Verwendung technisch und wirtschaftlich möglichst vollkommener elektrischer Geräte und Einrichtungen hinzuwirken. […] Zur Erreichung dieses Zweckes bedient sich der Verein aller geeigneten Mittel und Maß nahmen.“ Die HEA wurde zur wichtigsten Vermittlerin von spezifisch auf einzelne Interessen ausgerichtete Informationen in der Elektrizitätsbranche.
Werner Gräber, stellvertre tender Vorsitzender der HEA und Generalbevoll mächtigter der AEG
Zu den Gründungsmitgliedern der HEA gehörten 87 Elektrizitätsversorger und 34 Her stellerfirmen, die Verbände VDEW und ZVEI sowie der Verband des Elektro- und Rund funkgroßhandels (VERG). Unter der Geschäftsführung von Dipl.-Ing. Hermann Stör bezog die HEA Büroräume in der Berliner Straße in Frankfurt am Main, von denen aus sie ihre Hauptaufgaben – die Informationsvermittlung, Beratung und Schulung auf dem Gebiet der Elektrizitätsanwendung – ausübte. Neben ihrem monatlichen Publikationsorgan „Elektri zität“ brachte sie alle zwei Monate die Lehr- und Beratungsschrift „Der Elektro-Haushalt“ heraus. Die „Elektrizität“ diente der „fachlichen Darstellung elektrizitätswirtschaftlicher Be lange und Themen der Beratungs- und Werbetechnik“8 und setzte die Tradition des ehe maligen Fachmagazins „Der Werbeleiter“ fort. In Zusammenarbeit mit dem Energie-Verlag Heidelberg brachten zudem viele Energieversorger die Kundenzeitschrift „Strom“ heraus.
7 Niederschrift über die Erste Mitgliederversammlung der HEA am 18. März 1952 in der Kongreßhalle (Messegelände) zu Frankfurt/M., Archiv der HEA, Berlin.
8 Meyer: 10 Jahre HEA. 1911-1919 / 1934-1945 / 1952-1962. Kurzer Abriß der Geschichte einer deutschen Gemeinschaftsorganisation zur Förderung der Elektrizitätsanwendung.
16
Obwohl Frauen bei den Beratungstätigkeiten der HEA eine Schlüsselrolle einnahmen, waren sie kaum auf der Gründungsversammlung der HEA 1952 vertreten.
Die Gründungsurkunde der HEA
17
Der Vorstandstisch bei der HEA-Arbeitstagung 1955 in Bad Kreuznach: v. l. Obering. Dipl.-Kfm. H. Schmitz, Geschäfts führer des ZVEI; Dr.-Ing. A. Roggendorf, Hauptge schäftsführer der VDEW; der HEA-Vorsitzende Prof. Strahringer; Dipl.-Ing. H. Stör, Geschäftsführer der HEA; Direktor Dipl.-Ing. W. Zilmer, Badenwerk, Karlsruhe
Hermann Stör, Geschäfts führer der HEA von 1952 bis 1963, erläutert auf der Arbeitstagung in Bad Kreuznach ihre vielfältigen Aufgabenbereiche.
Bild unten: Anläßlich der HEA Tagung 1956 vorge stelltes Streifenplakat im Format 42 x 118 cm
In den folgenden Monaten arbeitete die HEA daran, ihr Profil und ihre Aufgaben zu kon kretisieren, Mittel und Methoden ihrer Durchführung zu konzipieren und Mitglieder aus der Elektrizitäts- und Elektrobranche zu gewinnen. Als die drei wichtigsten Aufgaben der HEA benannte Hermann Stör die konzertierte Werbeoffensive von EVU, Industrie, Handwerk und Handel für die Elektrizitätsanwendung im Haushalt, in der Landwirtschaft und im Ge werbe, die Schulung von Architekten und Bauherren mit dem Ziel, diese von der Notwen
18
digkeit und den wirtschaftlichen Vorteilen der Einplanung elektrischer Einrichtungen bei Neubauten zu überzeugen sowie die intensivierte Elektrizitätslehre in den Schulen, insbe sondere den Volksschulen. Zu diesem Zweck erarbeitete die HEA Anschauungsmaterial und propagierte „moderne“ Unterrichtsmethoden, die neben dem Studium klassischen
9
Bild- und Textmaterials auch praktische Vorführungen und Experimente einschließen soll ten.9 Dabei verstand sich die HEA von Beginn an als mehr als eine simple Lobbyinstitution der Elektrobranche. Zwar propagierte sie die Vorzüge elektrischer Anwendungen in den unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsbereichen, doch stand auf persönliche Bedürfnisse eingehende Beratung insbesondere der privaten Kundinnen und Kunden immer im Vorder grund. Dafür war es laut Geschäftsführer Stör besonders wichtig, Vertrauen bei den Men schen zu erlangen. Dies bedeutete freilich auch, sich in politische Entscheidungsprozesse einzubringen, denn die Aufgabe der HEA sei auch die „Arbeit mit und bei jenen Stellen, namentlich Behörden, bei denen alle Fragen verhandelt und oft gar entschieden werden, von denen es abhängt, dass der Abnehmer auch im entscheidenden Moment die Ener gieformen zur Verfügung hat, die er braucht.“10 Als besonders herausfordernd erwiesen sich bei dieser Aufgabenstellung die regionalen Unterschiede der Mitgliederinstitutionen, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Rahmenbedingungen der Adressaten der differen zierten Lehrprogramme sowie die Schaffung und Aufrechterhaltung des Vertrauens von Kundinnen und Kunden.
AUSSENSTELLEN DER HEA
Trotz Zentralisierung der Aufgaben in der Geschäftsstelle der HEA in Frankfurt a.M. erkannte man rasch die Notwendigkeit einer regionalen Präsenz. So wurden in den 1950er Jahren HEA-Außenstellen in Stuttgart, Hannover und Berlin, später in Augsburg bzw. dann in Mün chen eingerichtet. Die Außenstellen wurden mit regionaler Kontaktpflege und besonderen Aufgaben betraut. So organisierten die Außenstellen Hannover und Berlin die Präsenz der HEA auf der Deutschen Industriemesse und der Deutschen Industrieausstellung. Die letzte Außenstelle in Hannover schloss Anfang der 1990er Jahre.
In den frühen 1960er Jah ren wurden Elektrogeräte aufgrund der niedrigen Strompreise als beson ders erschwinglich ange priesen. Zudem verwies die Werbesprache auf die „Automatik“, die der Hausfrau nun ein nahezu arbeitsfreies Kochen und mehr Freizeit versprach.
Elektrizität 3: 2 (1953), S. 2-3.
10 Elektrizität 4:12 (1954), S. 362
19
Frankfurt am Main
Stuttgart München
Berlin Hannover
Im Mittelpunkt der Werbe aktionen zum Weihnachts geschäft standen vor allem elektrische Klein geräte, die als praktische Geschenke vermarktet wurden.
Doch die HEA zeigte sich in den 1950er Jahren diesen Aufgaben gewachsen. Bereits 1960 setzte sie sich neben den Gründerverbänden ZVEI und VDEW aus der Arbeitsge meinschaft Kälte-Industrie, dem Fachverband Heiz- und Kochgeräte-Industrie, dem Zen tralverband des Deutschen Elektrohandwerks, dem Verband deutscher Elektrotechniker, der Studiengemeinschaft Licht e.V. für fortschrittliche Lichtanwendung sowie 120 Elektri zitätsversorgungsunternehmen und 50 Industriefirmen zusammen. Die Zusammenarbeit innerhalb der Elektrizitätswirtschaft hinsichtlich der Kundenberatung wurde mit der wach senden Möglichkeit, Strom zu nutzen, immer wichtiger und die HEA wirkte als wichtigstes beratendes Element. Etwa zehn Arbeitsschwerpunkte der HEA hatten sich während der 1950er Jahre herauskristallisiert, die von unterschiedlichen Referaten bearbeitet wurden. Eines davon widmete sich der Elektrizitätsanwendung im Haushalt und stellte zunächst den Elektroherd als Ausgangspunkt für die Vollelektrifizierung der Haushalte in den Fokus der werblichen Bemühungen. Daneben wurden bald aber auch festangeschlossene Heißwassergeräte und elektrische Kühlschränke verstärkt beworben, die dank steigender Einkommen in immer mehr deutschen Küchen und Bädern Einzug hielten.
Neben der wachsenden Anzahl elektrischer Anwendungen im Haushalt stieg in den 1950er Jahren auch die Leistung der einzelnen Geräte – und damit auch der Stromver brauch. Hatte ein Backofen 1946 noch 1.200 Watt Leistung, stieg diese zwanzig Jahre später auf 2.100 Watt. Zwischen 1950 und 1965 vermehrte sich die Anzahl der Haushalte, die mit elektrischer Energie kochten, von zwei auf zehn Millionen. Neben Elektroherd und Kühlschrank traten nun viele spezialisierte Geräte wie Mixer, Brotschneidemaschine, Fleischwolf, Obstpresse, Kaffeemühle, Haartrockner und Rasierer. Sie ließen den Haus
Ab 1954 widmeten sich ein Referat der HEA und die angegliederten Elek trizitätsunternehmen der Elektrizitätsberatung in der Landwirtschaft.
halt zu einem wahren Maschinenpark werden. Doch nicht allein die schiere Anzahl der Geräte beeinflusste den Elektrizitätsverbrauch. Auch Veränderungen im Lebensstil wirkten sich auf den Umgang mit elektrischen Geräten und den damit zusammenhän genden Energiekonsum aus. So trug der Wohnungsbau seinen Teil zum steigenden Stromverbrauch der Haushalte bei. Weil in den Neubausiedlungen der Nachkriegszeit die Speisekammer dem Badezimmer weichen musste, wurde der Kühlschrank bald zu einer unumgänglichen Notwendigkeit, um Lebensmittel frisch zu halten. Für den Genuss von Tiefkühlkost, die Ende der 1950er Jahre Einzug in die deutschen Supermärkte hielt,
20
benötigten die Haushalte geräumige Gefrierschränke und später gar Mikrowellenge räte. Die sich in den 1960ern und 70ern verbreitende vollautomatische Waschmaschine schließlich brachte nicht nur die langersehnte Befreiung vom Waschtag, sondern auch neue Sauberkeitsstandards mit sich, für deren Einhaltung häufigeres Waschen nötig war. Angesichts dieser Entwicklungen verwundert es kaum, dass der jährliche Stromver brauch der Haushalte rasant anstieg.
Zunächst sahen weder Wirtschaft und Politik noch die Verbraucherinnen und Verbrau cher ein Problem in dieser Entwicklung. Vielmehr wurde der steigende Energieverbrauch in Industrie, Gewerbe und Privathaushalt als Indiz für die stetig wachsende Wirtschafts leistung Deutschlands und einen steigenden Lebensstandard gesehen. Energie zu ver brauchen hatte ein gutes Image und stellte für den überwiegenden Teil der Haushalte aufgrund des relativ niedrigen Energiepreises auch keine schwerwiegende wirtschaft liche Belastung dar.
Neben dem Privathaushalt widmete sich die HEA ab 1954 in einem eigenen Referat der Elektrizitätsanwendung in der Landwirtschaft. Bereits kurz nach ihrer Gründung hatte sie bei der Elektrolehrschau der Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerks AG auf der 42. Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft in Köln mitgewirkt.
DAS BLAUE KOCHBUCH
Das „Blaue Kochbuch“ der HEA wurde 1936 von Elisa beth Meyer-Haagen, Leiterin der Lehrküche der da maligen Berliner Kraft- und Licht-AG entwickelt, um für ihr Unternehmen die Verbreitung des Elektroherdes in Privathaushalten zu fördern.
Das Grundkochbuch erschien in einer 1. Auflage von 41.500 Exemplaren, im Juli 1964 wurde das millionste Buch gedruckt, bis heute sind es 54 Auflagen mit ca. 3,5 Millionen Exemplaren. Im Kochbuch der „Energie wirtschaft“ wurde besonderer Wert auf den rationellen Einsatz der entsprechenden Elektrogeräte gelegt. Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Buch regelmäßig überarbeitet und kontinuierlich den neuesten gerä tetechnischen und ernährungswissenschaftlichen Er kenntnissen angepaßt.
Ab 1959 erschienen jährlich sechs Ausgaben der Informa tionszeitschrift für die Landwirtschaft „Drinnen und Draussen“, die vor allem als Unterrichtsmittel an Landwirtschaftsschulen und Staatsbauschulen Verwendung fanden.
Elisabeth MeyerHaagen bei der Zu sammenstellung der Rezepte.
21
Für die Anwendungen im Haushalt wurden vielfäl tige Fachinformationen und Anzeigenmotive er stellt.
Ein weiteres Referat war der Elektrizität im Bauwesen gewidmet, das vor allem in den ers ten Nachkriegsjahrzehnten angesichts der umfassenden Wohnungsbaumaßnahmen einen besonderen Schwerpunkt der HEA-Tätigkeiten darstellte. Geplante Neubauten sollten mit zeitgemäßen und „zukunftssicheren“ elektrischen Installationen und Haustechnik ausge stattet und Altbauten entsprechend umgestaltet und modernisiert werden. Die Architekten beratung der HEA konzentrierte sich in dieser Form auf die Durchsetzung der Elektrizität gegenüber anderen Energieträgern, auch bei der Raumheizung. Informationen zu diesen Themenschwerpunkten wurden ab 1954 unter anderem in der Zeitschrift „Bauplanung“ verbreitet. Zudem schlossen bereits 1955 die Verbände der Elektroindustrie, der Elektrizi tätsversorgung, des Elektrohandwerks und -handels mit der HEA eine „Übereinkunft zur Förderung VDE-gemäßer elektrotechnischer Erzeugnisse und Installationen“ ab, die der sicheren und ungefährlichen Elektrizitätsanwendung den Weg ebnen sollte.
Zusätzlich zur Mitarbeit bei der Entwicklung elektrotechnischer Standards und Grundaus stattungen im Wohnungsbau engagierte sich die HEA im Ausstellungswesen, das in den 1950er Jahren zu neuer Blüte kam. Neben eigenen Informationsständen auf elektrotech nischen Fachmessen, berichtete sie ausgiebig über die vielen Bau- und Wohnausstel lungen jener Zeit, die von der US-amerikanischen Wohnungsausstellung „Wir bauen ein besseres Leben“ (1953) bis zur vielbeachteten „Interbau“ (1957) in Berlin reichten.
Elektrische Einbaugeräte wie Elektroherde oder Kühlschänke wurden in Schauwohnungen, wie hier im Hansaviertel der „Interbau“, als integraler Teil moderner Architektur dargestellt. Zusätzliche Kleingeräte wie die Kü chenmaschine rundeten das Bild des vollelektri schen modernen Haus halts ab.
Neben Ausstellungen und Messeständen maß die HEA insbesondere dem direkten Kun denkontakt eine große Bedeutung bei. Um diesen zu stärken, widmete sie sich der Ausund Fortbildung unterschiedlicher Multiplikatoren wie Lehrern und Lehrerinnen, Elektrobe raterinnen und dem Verkaufspersonal in Vorführ- und Beratungsräumen. Waren Schulen zunächst nur Lehrtafeln zur Verfügung gestellt worden, entwickelte sich bald eine engere Zusammenarbeit zwischen der HEA und schulischen Einrichtungen. Für Volks-, Berufs- und Fachschulen wurde Lehrmaterial zu Themen der Elektrizitätslehre, Gerätekunde und Wirt schaftlichkeit sowie arbeits- und betriebswirtschaftlichen Fragen zusammengestellt. Darü ber hinaus gab der Arbeitsausschuss „Schule und Lehrmittel“ jährlich ein Schulsonderheft der Zeitschrift „Elektrizität“ heraus und organisierte ein Informationstreffen für Dozentinnen der Pädagogischen Hochschulen.
22
„Für die Bestrahlung der Schulkinder, die unter Aufsicht des Kreisarztes in der sonnenarmen Zeit erfolgen, ist ein Stecker anschluß im Fußboden des Gemeinschaftsraumes, durch einen Deckel verschließbar, eingebaut. Auch Erwachsenen bestrahlungen werden durchgeführt.“
Quelle: Bau-Planung 9/1955, Dorfgemeinschaftshaus und Kinderhort in Mittelbuchen
Im Berliner Hansaviertel entstand, parallel zur Interbau, die „Stadt von Morgen“ mit Gebäuden unter anderem der Architekten Gropius, Eiermann und Aalto. Fester Be standteil jeder Wohnung war die elektrische Küche.
23
Titelbilder der „Bau-Planung“ aus den 1950er Jahre
Auf diesem Energiefahr rad in der Verständnis schau der „Strom für uns“- Ausstellung konnten Jugendliche auspro bieren, wie viel Energie sie erfahren mussten, um eine Glühbirne zum Leuchten zu bringen. Die auf der Tafel gezeigten Kilowattpreise sollten vermitteln, wie günstig es inzwischen war, elek trischen Strom im Privat haushalt zu verwenden.
Um bereits Kinder und Jugendliche an die Elektrizität heranzuführen und ihnen deren Erzeugung, Verteilung und Anwendung didaktisch zu vermitteln, beteiligte sich die HEA auch an verschiedenen Lehrausstellungen. So unterstützte sie beispielsweise den Ausstellungspavillon „Strom für uns“, den die Hamburgischen Electrizitäts-Werke (HEW) gemeinsam mit der Elektro-Gemeinschaft Hamburg und führenden Firmen für die VDEW im Ausstellungspark „Planten un Blomen“ 1953 organisierten. Teil dieser Ausstellung war die so genannte Verständnisschau, in der Jugendlichen vom elektrodynamischen Prinzip über den Aufbau der Elektrizitätsnetze bis zum heimischen Stromzähler alles detailliert erklärt wurde.
Mit durchdachten Gestaltungs- und Werbekonzepten wurde der elektrische Maschinen park in den Schaufenstern und Vorführräumen des Elektrofachhandels und der Elektrizi tätsversorger angeboten.
Von der HEA ausgebildet und mit Materialien versorgt, schwärmten die Multiplikatoren in ihre jeweiligen Wirkungsstätten aus, darunter insbesondere in die Lehrküchen und Vor führräume, die in den 1950er Jahren in nahezu jeder mittelgroßen Stadt zu finden waren. Deren Präsentationsästhetik ähnelte oftmals stark musealen Inszenierungen: Auf Podesten und Präsentationstischen wurden die Haartrockner, Staubsauger, Elektroherde und Kü chenmaschinen nicht einfach als profane Gerätschaften für Jedermann gezeigt, sondern erhielten die Aura eines Einzelstücks, dessen Besitz ein neues Lebensgefühl versprach. Wichtiger Unterschied zu Museen jedoch war der barrierefreie Zugang zu den Geräten: Was dort unter Glas versteckt und geschützt wurde, sollte in den Vorführräumen angefasst und ausprobiert werden.
Neben der Werbung „im Feld“ widmete sich die HEA in den 1950er Jahren auch bereits verstärkt der Professionalisierung des Werbewesens. Im Juli 1953 veröffentlichte sie eine 64-seitige Broschüre mit dem Titel „Die Elektrizität – Grundlagen für die Werbung“, die der Elektrowirtschaft als Wegweiser zur überzeugenden Abnehmerberatung dienen sollte. In einem Vorabdruck zweier Abschnitte in der Elektrizität betonte die HEA den Charakter der Elektrizitätswerbung als „Beratung des Abnehmers“, die als „Verständnis werbung“ immer auch „Aufklärungsarbeit über die Elektrizitätserzeugung und -verteilung, ihre Geschichte, ihre technischen Grundbegriffe und die verschiedensten elektrizitätswirt schaftlichen Zusammenhänge“ beinhalten müsse.11 Als wesentliche Grundlagen für eine
11 Elektrizität 3:6 (1953), S. 151.
24
erfolgversprechende Elektrizitätswerbung nannte der Artikel die persönliche Werbeund Beratungstätigkeit durch Vorträge, Vorführungen und Lehrgänge, den Unterhalt verschiedener Beratungseinrichtungen wie Lehrküchen, Planungsbüros für Architekten und Ladengeschäfte mit Schaufenstern, zeitlich begrenzte Maßnahmen wie Ausstellun gen, Messen und Wettbewerbe und werbende Drucksachen wie Plakate, Broschüren und Werbebriefe.
Neben der Darbietung der Geräte boten die Ausstellungsräume in den 1950er Jahren auch tech nisches Grundlagenwis sen zum Thema Elektrizi tät und informierten über elektrischen Strom als günstigste Energieform im Privathaushalt.
Besonders aktiv wurde die HEA im Bereich der Plakat-, Anzeigen- und Schaufenstergestaltung. Die Herstellung und der Versand von durchdachten Vorlagen sollten dem Elektrohandel bei der erfolgreichen Vermarktung ihrer Produkte helfen und den Absatz steigern. Insbesondere der SchaufensterbilderAustauschdienst gewann schnell an Bedeutung. Unterteilt in die verschiedenen Anwen dungsbereiche im Privathaushalt – Beleuchtung, Kochen, Heißwasserbereitung, Kühlen usw. – sammelte die HEA Gestaltungsentwürfe der beteiligten Elektrizitätswerke und Gerätehersteller. In einfachen Zeichnungen dargestellt, fanden diese Vorlagen durch
Sich mit den eigenen Augen überzeugen: Die sem Prinzip maß die HEA in den 1950er Jahren viel Bedeutung bei und orga nisierte und unterstützte die vielfältigen Vorführak tionen von Elektroge räten wie hier auf der Deutschen Industrie ausstellung in Berlin 1952.
Die HEA orga nisierte über einen Arbeis kreis den als „wohlgelungen“ bezeichneten Ge meinschaftsstand der DeutschenElektro-Industrie. Auch Wirtschafts minister Ludwig Erhard (Bildmitte) be suchte den Stand.
25
Das mit dem 1. Preis prä mierte Schaufenster des Elektrohauses Diederich sen & Co. in Essen über zeugte die Juroren vor allem durch seine „moder nen, geometrischen Form elemente“ und die gute Blickführung.
den HEA-Austauschdienst weite Verbreitung. Besonders gelungene Gestaltungsideen wurden von der HEA in regelmäßig stattfindenden Wettbewerben prämiert. Im Rahmen des Austauschdienstes versorgte die HEA ihre Mitglieder auch mit Werbesprüchen, um die Schlagkraft von Schaufenstern, Anzeigen und Plakaten zu verbessern und auch kleineren Energieversorgern und Händlern mit wenig Werbeerfahrung und -kapazitäten optimale Grundlagen zu bieten. Bereits im Frühling 1953 veranstaltete die HEA ihren ers ten Schaufensterwettbewerb, bei dem das werbewirksamste – jedoch keineswegs das kostspieligste – Schaufenster zum Thema „Der vollelektrische Haushalt“ mit 1.000 DM belohnt worden war. In den Folgejahren wurde der Wettbewerb zu einer beliebten Insti tution. Dabei legte die HEA Wert auf zwei Dinge: Zum einen sollte der zuvor festgelegte Werbespruch Verwendung finden, zum anderen wurde dazu angehalten, „vergleichende Bezugnahmen auf andere Energiearten oder -träger, wie Kohle, Gas usw., die geeignet sein könnten, diese im Wettbewerb mit der Elektrizität herabzusetzen, […] zu vermeiden.“12
Die in Anzeigen, Plakaten und Schaufenstern vorzufindenden Werbebotschaften der 1950er Jahre konzentrierten sich häufig auf die Arbeitserleichterungen, welche die als modern wahrgenommene Elektrizität in allen Aufgabenbereichen des Haushalts ver sprach. Sprüche wie „Fehlt es dir an Arbeitskraft – nimm den Strom, der für Dich schafft!“ oder „Elektrisch leben – besser leben“ vermittelten die Möglichkeiten der Kraft- und Zeitersparnis, die durch elektrische Geräte möglich wurde und damit einen komfortablen, höheren Lebensstandard bot. Auch der niedrige Preis, für den diese Annehmlichkeiten zu haben waren oder die Ersparnis, die Elektrogeräte brachten, wurden hervorgehoben. So lautete ein häufig zu lesender Werbespruch für das elektrische Kühlen: „Was nicht verdirbt, ist gespart – drum wird’s im Kühlschrank aufbewahrt!“. Die allgemeine Kon summentalität der Nachkriegszeit, die insbesondere durch wenig Bewusstsein für den Energieverbrauch gekennzeichnet war, kam vielleicht am pointiertesten in einem Werbe 12 Elektrizität 3:3 (1953), S. 65.
26
spruch für Elektrokühlschränke zum Ausdruck: „Kaufe deinen Kühlschrank nicht zu klein ... der Haushalt wächst in ihn hinein!“
Nicht selten wurde in den Schaufenstergestaltungen und in der Anzeigenwerbung ein Vergleich mit vergangenen vorelektrischen Zeiten herangezogen, die von Mühsal und harter körperlicher Arbeit geprägt gewesen waren. Auch die Rolle der Frau wurde in den Gestaltungsvorschlägen thematisiert: So wurde die Elektrizität zu einem Wegbereiter der weiblichen Emanzipation stilisiert, ohne jedoch das noch immer vorherrschende Rollen ideal der „Nur-Hausfrau“ in Frage zu stellen.
Neben der Professionalisierung der Werbung für Elektrizität war die HEA auch daran interessiert, etwas über deren Wirkung bei den Kunden und Kundinnen zu erfahren. Zu diesem Zweck widmete sich das Referat für allgemeine Werbe- und Beratungstätigkeit auch der Statistik und Marktforschung und pflegte einen regen Austausch mit Marktfor schungsinstituten, dem Statistischen Bundesamt und Fachverbänden. Ab 1963 gab die HEA jährlich ihr „Statistisches Faltblatt“ heraus, das Verbrauchs- und Produktionszahlen kompakt zusammenfasste. Obwohl nur ein geringes Budget für die Aufgaben der Statistik und Marktforschung zur Verfügung stand, sah die HEA diese Aufgaben als wesentliche Grundlage für ihre Arbeit. Statistiken wurden als Ausgangspunkt für Prognosen erstellt und Marktforschung konnte als Entscheidungshilfe für künftiges Handeln erfolgreich betrieben werden.
„Strom ist Trumpf“: Dieser Werbespruch fand sich in den 1950er Jahren auf Aufklebern, Plakaten und in Vorführräumen und drückte das Versprechen von Modernität, Komfort und ein bißchen Luxus aus, dass viele Deutsche nach dem Kriegsende mit elektrischen Haushaltsge räten verbanden.
Auf die Plätze, fertig, los: Durch den Austausch dienst der HEA konnten der Fachhandel und die Elektrizitätswerke von ihrer Kreativität gegen seitig profitieren und besonders gelungene Schaufenster oder Wer bewagen-Dekorationen einfach nachbauen.
27
28
29
Titelbilder der Kundenzeitschrift „Strom“ aus den 1950er Jahren
Eine besondere Aufgabe sah die HEA in der Schulung und Fortbildung von Bera tungskräften. Zweimal jährlich fanden in den Räumen des Berufspädagogischen Instituts Frankfurt sechswöchige Lehrgänge zur Schulung von Haushaltsbera terinnen statt. Die Ausbildung umfasste Aufgaben von der Einzelberatung über die Veranstaltung von Vorträgen bis zur Zusammenarbeit mit Schulen. Zusätzlich fanden jährlich Arbeitstagungen auf Bundesebene statt, die der Fortbildung von Haushaltsberaterinnen und Elektroberatern dienten. Während sich die weiblichen Beratungskräfte den Belangen im Haushalt widmeten, waren ihre männlichen Kollegen für technische Fragen rund um Elektroinstallation und Haustechnik verantwortlich.
Die HEA richtete diverse Tagungen und Treffen aus, die zunehmend in ternationalen Charakter erhielten. Ab 1960 war die Rubrik „Blick aus dem Fenster“ ein fester Bestandteil der HEA-Arbeitstagungen, in der Fachleute der Elektrizitätsversorger benachbarter Länder über deren Bemühungen bei der Elektroberatung berichteten. Neben den jährlich stattfindenden Ar beitstagungen richtete die HEA Hausarbeitstagungen, wie 1966 unter dem
Im Programm des Heidel berger Energie-Verlags, mit dem die HEA zusam menarbeitete, fanden sich Werbemittel wie Schürzen, Teigschaber oder Topfhandschuhe, die – mit den entspre chenden Werbesprüchen bedruckt – an Vorstände von Hausfrauenorgani sationen, Ehefrauen von Architekten oder Teilneh merinnen von Lehrkü chen-Kursen überreicht wurden.
Erster VDEW/HEA-Lehrgang für Elektroberater April 1963 in Forchheim bei Karlsruhe: Gruppenbild der Teilnehmer.
Motto „Beratung – eine Hilfe für den Verbraucher in der modernen Industrie-Gesellschaft“ aus und nahm an Schulausstellungen teil, die sich der Zusammenarbeit von Elektrizitäts wirtschaft und Schulen widmeten. Themen waren die Arbeit in den hauswirtschaftlichen Unterrichtsfächern, Unterstützung im gerätekundlichen Unterricht, Experimentiereinrich tungen für den Elektrizitätslehreunterricht sowie die Elektroheizung in Schulbauten. Be reits in jungen Jahren sollten die Vorteile der elektrischen Energie erkannt werden und der Umgang mit Elektrogeräten gelernt sein.
30
Kreativ wurde die HEA auch durchaus bei der Suche nach Zielgruppen für ihre Aufklä rungs- und Werbetätigkeiten. Neben der „klassischen“ Zielgruppe der (Nur-)Hausfrauen traten bald zum Beispiel männliche Studenten, die unter „einseitige[r] Ernährung bei an gestrengter Arbeit“ litten. Die HEA unterstützte deshalb Initiativen wie das „Unternehmen Kochlöffel“ der Hamburgischen Electrizitäts-Werke, die Kochkurse für Studenten ausrich teten, um „den allein wirtschaftenden jungen Menschen einen neuen Weg zu weisen und bei den Männern mehr Verständnis für den Wert der fraulichen Hausarbeit zu wecken“.13 Unausgesprochenes, aber sicherlich verfolgtes Ziel war es dabei auch, die Männer auf diese Art und Weise bereits von der notwendigen Investition in entsprechende elektrische Geräte zu überzeugen, sobald sie in den Hafen der Ehe einliefen.
Dass eine veraltete, nicht elektrische Haushaltsaus stattung nur zum Hexen schuss führt, zeigte das gleichnamige Theater stück „Der Hexenschuss“, das anlässlich der HEATagung in Bad Kreuznach 1955 aufgeführt wurde. Es propagierte die Elektrizi tätsanwendung im Haus halt und wurde von der HEA auch als Werbefilm produziert.
Die intensiven Beratungs- und Werbebemühungen der HEA, insbesondere im Bereich der Privathaushalte, blieben nicht ohne Erfolge. Tatsächlich stieg der Absatz von elektrischen Geräten während der 1950er Jahre rasant an. Nach den Entbehrungen des Zweiten Welt kriegs sehnten sich viele nach mehr Komfort und Luxus im Heim und einer Beteiligung am modernen Lebensstil. Ab Mitte der 1960er Jahre setzte jedoch eine Marktsättigung bei vielen Geräten ein und die erste Wirtschaftskrise der Bundesrepublik schmälerte Mitte des Jahrzehnts die Absatz- und Erfolgsaussichten. Darüber hinaus hatte die propagierte Rundum-Ausstattung der Privathaushalte mit elektrischen Geräten die altbekannte Prob lematik der Verbrauchsspitzen nur verschoben, denn die Benutzung von Elektroherden, Waschmaschinen und bald auch Fernsehern fand zu ähnlichen Zeiten statt. Der Markt sättigung begegnete man mit neuen zusätzlichen Kleingeräten wie Heizlüftern und Kli mageräten, während man dem Problem der nächtlichen Auslastungstäler mit elektrischen Nachtspeicheröfen zu Leibe rücken wollte, die als platzsparende, kostengünstige und saubere Alternative zur Gas- und Ölheizung beworben wurden.
Stichwort „Kabelsalat“: Schon in 1960er Jahren wies die HEA in ihren Pressemeldungen auf die notwendige Ausstattung der Elektroinstallation in der Küche hin.
31
13 Elektrizität 3: 8 (1953), S. 221.
Ausstellungsstände der HEA zur „Sanitär- und Hei zungstechnik“ 1963 und 1969 (sanifa, später ISH)
Bundeswohnungsbaumi nister Lücke und Oberbür germeister Bockelmann, Frankfurt, besuchten 1963 den HEA-Stand und ließen sich von Dipl.-Ing. Masu kowitz über die großen Er folge der Speicherheizung informieren.
Den Trend aufgreifend, wid mete auch die HEA der elek trischen Speicherheizung in den 1960er Jahren beson deres Augenmerk, die den Besucherinnen und Besu chern der Fachausstellung „Sanitär- und Heizungstechnik“ ab 1960 in Frankfurt am Main nähergebracht werden sollte. 1964 trafen sich bei der von der HEA organisierten Vortragsta trische Speicherheizung“ 800 Architekten und Elektroinstal lateure in München und bald widmete sich auch ein Referat der HEA der Elektrowärme. Die Absatzzahlen der Speicherheizung gingen steil nach oben. Aktivitäten der ElektroGemeinschaften und ein eigens produzierter Film „Wärme mit Draht“ (späterer Titel: e-heizen) sollten die Elektroheizung noch weiter nach vorne bringen und zum führenden Heizsystem machen.
32
EIN NEUER HEA-FILM ENTSTEHT
1969 wurde der Film „e-heizen“ realisiert und für die Umsetzung konnte der bekannte Regisseur und Science Fiction Autor Georg Zauner gewonnen werden. Zauner wurde für den Film „Energie aus Materie“ 1956 beim Deutschen Kurzfilmpreis ausgezeichnet und erlangte Bekannheit mit dem offiziellen Bewerbungsfilm der Stadt München für die Olym pischen Spiele 1972.
Die Moderation der Rahmenhandlung übernahm Erich Helmensdorfer, der von 1967 bis 1972 die bekannte Fernsehsendung „Alles oder nichts“ moderierte. Der Film verfolgte ein avantgardistisches Konzept und lehnte sich eng an die damals populäre „Apollo-Bericht erstattung“ im Rahmen der Mondlandungen an. Eine Studiosendung bildete den Rahmen für Einblendungen, Reportagen und Dokumentationen.
Regiebesprechung des Films„e-heizen“, v.l.n.r. E. Helmsdorfer, K. H. Böcher (HEA), G. Biermann (Produk tionsleiter Inselfilm)
Dreharbeiten im Studio „e“ der Inselfilm GmbH in Haar
Elektrisches Heizen wurde zum festen Bestandteil elektrisch „vorbildlich ausgestatteter Haushalte“, an die die HEA ab dem Ende der 1960er Jahre sogar Goldmedaillen vergab. 1971 wurde bereits die tausendste HEA-Goldmedaille für haustechnisch vorbildliche, elek trisch ausgestattete Wohnungen vergeben. Diese verfügten nicht nur über die übliche „Weiße Ware“, sondern bedienten sich darüber hinaus der elektrischen Warmwasser erwärmung sowie der elektrischen Raumheizung. Der „all-elektrische“ Haushalt wurde im Laufe der 1960er Jahre zum Non-Plus-Ultra und erklärten Ziel der Elektrizitätswirtschaft.
Direktor Henne (2. v. l.) von den Stuttgarter Ne ckarwerken überreicht dem Landwirtsehepaar Josenhans 1970 die be gehrte HEA-Goldmedaille.
Qualifizierte ElektroInstallateure wurden mit dem Schild „Geschult für die Planung der Elektro heizung“ ausgezeichnet.
33
Das Elektro-Taschenbuch
ZUKUNFTSSICHERE ELEKTROINSTALLATION
Schon 1942, also mitten im 2. Weltkrieg, veröffentlichte die Vorgängerorganisation der HEA, die AdW, ein Elektro-Taschenbuch für Architekten. Erstmals wurden hier „zur Vorbe reitung des Wohnungsbaues nach dem Krieg“ und für ein „gesundes Leben kinderreicher Familien“ ausführliche Elektro-Beratungsunterlagen für die Ausarbeitung von Bauprojekten vorgelegt. Die Planung der Hausinstallationsanlage inklusive der elektrischen Ausrüstung in Form von Lichtauslässen und Steckdosen umfasste neben den auch heute relevanten Räumen, wie Wohnzimmer und Küche, auch die Ausstattung eines Luftschutzkellers!
Nach dem 2. Weltkrieg rückten die Bauwirtschaft und speziell Wärmeversorgung, Elek troinstallation sowie der Ausstattungsgrad der Haushalte zunehmend in den Fokus der Elektrizitätswirtschaft. So wurde beklagt, dass die Architekten „dem Innenausbau ihrer Schöpfungen allzu wenig Beachtung schenkten“. Die lieblose Zwangsinstallation von Mit telauslaß und einer Steckdose pro Raum erwies sich als verhängnisvoll. Viele Neubauten der Nachkriegszeit galten bereits wenige Jahre später als veraltet und mussten, oft unter erheblichen Mehrkosten, neu installiert werden. Die HEA gründete bereits 1952 einen Arbeitskreis Architektenberatung und nutzte zahlreiche Wege zur Verbreitung ihrer Ideen. An erster Stelle ist das bis weit in die 1990er Jahre erschienene Periodikum „Bauplanung“ zu nennen, dessen erste Ausgabe 1954 erschien. Nach mehrjähriger Vorarbeit wurde 1959 das vielbeachtete Architektenhandbuch „Elektrizität im Wohnungsbau“ veröffentlicht.
Genügte in der Zeit zwischen den Weltkriegen eine durchschnittliche Leistung von 700 bis 1.000 Watt je Wohnung, so lag der Anschlusswert einer Wohnung in den 1970ern um das 10- bis 50-fache über diesem Ausgangswert. Folgerichtig beauftragte die HEA im Jahre 1976 das Institut für Bauforschung (IfB) in Hannover mit der Aufgabe, die Anforderungen, Planung und Bewertung der Elektroinstallation quantitativ und funktionell zu bewerten. Das war die Geburtsstunde der bis heute gültigen HEA-Sternekennzeichnung der Elek troinstallation. 1978 folgte die Registrierung beim RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung, die bis heute wirkt. Im Jahre 2010 wurde die RAL erstmals um die Gebäudesystemtechnik ergänzt.
34
Gemeinsame Endver braucherbroschüre von HEA und ZVEI aus den 1970er Jahren
VOM ENERGIESCHOCK ZU EFFIZIENZ UND SPARSAMKEIT:
1973 BIS 2012
Trotz kleinerer wirtschaftlicher Einbrüche und der ersten deutschen Nachkriegsrezession 1966/67 blieb die Elektrobranche in den 1960er Jahren erfolgsverwöhnt. Viele Haushalte waren noch immer an der weiteren Ausstattung mit Elektrogeräten interessiert – vielerorts wurde bereits über den Zweitkühlschrank für den Biervorrat im Keller nachgedacht und mit elektrischen Raumklimageräten hatte sich eine neue Marktlücke aufgetan, die Ener gieversorger und Gerätehersteller frohlocken ließ. Von der insgesamt stetig steigenden „Landschaft“ des Stromverbrauchs bekamen die Verbraucherinnen und Verbraucher immer weniger mit. Ihr anfängliches Zögern gegenüber Ratenzahlungen und Verbraucher krediten überwanden die Westdeutschen erstaunlich schnell. Weil der nette Herr von den Stadtwerken, der monatlich zum Ablesen des Stromzählers ins Haus gekommen war, bald der Vergangenheit angehörte, verloren die Verbraucher und Verbraucherinnen allmählich den Bezug zu Höhe und Kosten ihres Energiekonsums. Durch die Verlagerung der Ener gieproduktionsstätten in weit entfernte Kraftwerke wurde der häusliche Energiekonsum von der Erzeugung entkoppelt. Strom war scheinbar problemlos, folgenlos und endlos über die Steckdose verfügbar.
Doch zu Beginn der 1970er Jahre hatte der bis dahin verbreitete Fortschrittsoptimismus ein Ende. Die Studie „Die Grenzen des Wachstums“ zweifelte 1972 unbegrenztes globales Wirtschaftswachstum an und kritisierte zügellosen, verschwenderischen Energiekonsum. Es folgte die erste Ölpreiskrise 1973, die Einsparpotenziale im Haushalt zum vorherrschen den Thema in der Elektroberatung werden ließ. Plötzlich schienen Ressourcen nicht mehr unbegrenzt verfügbar und ein wachsendes Umweltbewusstsein war in der Gesellschaft zu beobachten. Angesichts einer drohenden Versorgungslücke rückte Energie wieder in das Bewusstsein der Verbraucher und Verbraucherinnen und das Interesse an Informationen zu Energieeinsparung und -beratung wuchs rasant. Neben rationellem Energiekonsum war für Politik und Elektrizitätswirtschaft vor allem die Unabhängigkeit von Energieimpor ten, allen voran die Substitution von Öl, ein bedeutendes Thema. Im Haushalt sollte die elektrische Raumheizung als Alternative zur Ölheizung verstärkt zum Einsatz kommen und die dazu nötige Energie von Kernkraftwerken produziert werden. Allmählich setzten die Energieversorger auch auf erneuerbare Energien aus Sonne und Wind.
Energiesparen wollte ge lernt sein: Tippbroschüren des Energie-Verlags, die von der HEA redaktionell betreut wurden
35
Auch die Nutzung regene rativer Energie stand früh im Fokus der HEA
1977 feierte die HEA bereits ihr 25-jähriges Jubiläum. Auf ihrer Herbsttagung im selben Jahr betonte der Staatssekretär und spätere Bundesminister für Forschung und Techno logie Volker Hauff die Untrennbarkeit von Stromkonsum und -erzeugung. Fundierte und verständliche Beratung, die für das energiebewusste Verhalten der Verbraucherschaft wirbt, war für eine sichere zukünftige Energieversorgung nötig.14 Für Fachleute in Vertrieb und Marktforschung, Beratungseinrichtungen der Elektrizitätswirtschaft, Verbraucherzen tralen, Lehrer und Schüler, aber auch die interessierte Öffentlichkeit wurden Broschüren ausgearbeitet, um Energiespartipps zu verbreiten. Ratschläge wie „Duschen statt Baden“ und „Waschmaschine voll beladen“ haben Verbraucher und Verbraucherinnen heute wie damals im Ohr. Faltblätter mit Verbraucherinformationen über die richtige Nutzung von Elektrogeräten beantworteten ab 1977 die oft gestellte Frage „Aber wie?..“ nutze ich Kühl schrank und Co. energiesparend.
Die Handhabung der Elektrizität sollte bewusster gemacht und die sinnvolle Strom nutzung, nicht nur im Haushalt, deutlich und leicht verständlich aufgezeigt werden. Energiesparen wurde zu einer wichtigen Energiequelle. Ein wichtiges Mittel zum Sparen von Heizstrom war die Wärmedämmung von Wohnungen und Häusern, der sich die HEA verstärkt widmete. Wurde die Notwendigkeit der Wärmeisolation von staatlicher Seite erst nach der Ölkrise erkannt, hatte die HEA sie bereits Mitte der 1960er Jahre als Voraussetzung für die Markteinführung von Elektrospeicherheizungen gefordert. Auch elektrisch betriebene Wärmepumpen kam nach den Ölpreiskrisen verstärkt zum Einsatz.
Auf der Jahrestagung 1978 wurde eine vielbeachtete Studie des Allensbach Instituts „Ein stellung und Verhaltensweisen zur Energie – Möglichkeiten der Änderung“ vorgestellt, in denen die vielfältigen und ambivalenten Beziehungen der Menschen zur Energienutzung und zum Energieverbrauch untersucht wurden. So wurde zu dieser Zeit die Stromab schaltung und -rationierung noch als probates Mittel angesehen, den Stromverbrauch der privaten Haushalte einzuschränken. Allerdings waren 71 % der Befragten mit der Maßnahme nicht einverstanden und sprachen sich eher für freiwilliges Stromsparen aus. Auch die Akzeptanz konkreter Maßnahmen wurde abgefragt. Hier waren die Ergebnisse eindeutig: Man war bereit Vorschläge zu akzeptieren, die keine persönlichen Opfer erforderlich machten. So sprachen sich 72 % der Besitzer von Waschmaschinen gegen Energiesparen aus.
Mit einem anderen neuen Slogan rieten die Elektrizitätswerke ihren Kunden fortan „Mach’s richtig – dann leistet Strom noch mehr!“. Die „sinnvolle“, sparsame Energieanwendung in privaten Haushalten wurde zum wichtigsten Thema der Informations- und Beratungstä tigkeit der HEA. Nach den Ölkrisen der 1970er Jahre war die Anleitung zum achtsamen Umgang mit Strom in ihren Augen „aktueller denn je“ geworden. Wurde noch in den 1960er Jahren Strom als „Pfennig-Spaß“ beworben, musste nun „sinnvolles Wirtschaften mit Strom“ gelehrt werden.
Die HEA begann, ihre Tätigkeiten um die Prämierung von Verbrauchertipps zur Energieein sparung und Fernsehwerbung zu erweitern. Neben dem HEA-Bilderdienst trat nun auch der HEA-Pressedienst „e-press“ in Erscheinung und im Oktober 1973 löste das Fachmaga zin „STROMPRAXIS“ die monatlich erscheinende Zeitschrift „Elektrizität“ ab.
14 „Sinnvolle Stromanwendung für eine sichere Zukunft“, in: Strompraxis 6 (1977), S. 5.
36
DER HEA-BILDERDIENST „EIN BILD SAGT MEHR ALS 1.000 WORTE“
Gemäß diesem Motto entstanden innerhalb der HEA kleine Arbeitsgemeinschaften von Fachleuten, die Blätter mit Bildern und erläuternden Text, einzeln oder in kleinen Serien herstellten. Das verbindende Sammelwerk, der HEA-Bilderdienst, wurde dann 1967 ins Leben gerufen und bestand aus einem Grundwerk, einer Loseblattsammlung mit jährlichen Ergänzungslieferungen, sowie einer abgespeckten Version für hauswirt schaftliche Fachkräfte, dem H-Werk. Für Vermarktung und Vertrieb des Gesamtwerkes und der Einzelblätter war der VWEW-Verlag in Frankfurt am Main (heute essociation.de, Marke der VDE Verlag GmbH)) verantwortlich.
Der HEA-Bilderdienst sollte „die Elektrotechnik verständlicher machen“ und behandelte die Grundlagen der Elektrogerätekunde. Die Kultusministerien der Bundesländer beschei nigten dem Bilderdienst „eine willkommene Ergänzung für den Unterricht“ zu sein. Zahl reiche Anerkennungsschreiben aus dem Ausland, wie z. B. dem damaligen Jugoslawien, Italien und dem „entfernten“ Laos, waren Belege für die Anerkennung des Werks im In- und Ausland. In seinen Glanzzeiten in den 1980er Jahren gab es über 3.000 Abonnenten, da runter viele Lehrkräfte, angehende Ingenieure und Energieberater der Energieversorger. Im Jahre 2010 wurde der Bilderdienst in die HEA-Internetrubrik „Fachwissen“ überführt.
1980 unterhielten die Elektrizitätsversorger bereits 600 Beratungseinrichtungen mit rund 1.700 Mitarbeitern, die in diesem Jahr von 2,6 Mio. Menschen besucht wurden. Der Dialog mit der Öffentlichkeit wurde zunehmend wichtiger. Die verstärkte Pressearbeit der HEA sollte die Bedeutung der Elektrizitätsanwendung und ihren wichtigen Beitrag zur ratio nellen Energienutzung einer breiten Öffentlichkeit sichtbar machen. Besonders nach der zweiten Ölpreiskrise 1979 rückten Energiesparaktionen weiter in den Vordergrund. Der Verleih von Energiespardetektiven, mobile Energieberatung und Aktionen wie „Haushalte werden zu ‚Energiespar‘-Haushalten“ (1996) prägten seitdem die Haushaltsberatung der HEA. Die „Produktinformation“ – Vorläufer des heutigen Energielabels – wurde 1978 ein
37
Bis 1973 Vorläufer der STROMPRAXIS: die Fach zeitschrift „ELEKTRIZITÄT“
Seit den beiden Ölpreis krisen der 1970er Jahre war die Umweltfreund lichkeit von Haushalts geräten in der HEA-Zeit schrift „STROMPRAXIS“ ein wichtiges Thema.
geführt, um Energieeinsparungen sichtbar zu machen. Eine 1979 vom Forschungsminis terium angeregte „Energieverbrauchsordnung“, ähnlich der Straßenverkehrsordnung, die das Verbot von beheizten Pools und sogar Elektroherden vorsah, wurde allerdings schnell verworfen.
In den 1980er Jahren hatten sich Verbraucherinformation und -beratung vom Einzelgerät über Gerätegruppen hin zur Einbeziehung des gesamten Haushalts entwickelt und eine enge Zusammenarbeit mit allen am Wohnen und an Hauswirtschaft Interessierten hatte sich ausgeprägt. Die HEA hatte sich als wichtiges Bindeglied und Vermittler zwischen Konsumierenden und Stromanbietern etabliert. Ihr Beratungsspektrum wurde nun durch Geräte für Kommunikations- und Unterhaltungszwecke erweitert, die während der 1980er und 1990er Jahre vermehrt Einzug in die Haushalte der Bundesrepublik hielten.
Bereits in den frühen 1980er Jahren sprachen Medien und Politik von der dringenden Notwendigkeit einer „Energiewende“. Dazu beitragen sollte die erste kompakte Energie sparlampe, die 1980 auf den Markt gebracht wurde und seit 1985 von der Form her der uns altbekannten „Glühbirne“ ähnelt. Gerätehersteller bemühten sich um eine höhere Effizienz ihrer Produkte und Mikrochips ermöglichten die Herstellung „intelligenter“ Geräte. Wasch maschine, Kühlschrank, Gefriertruhe und Spülmaschine verbrauchten dadurch immer weni ger Strom und Wasser und bereits zu Beginn der 1990er Jahre wurden Kühlschränke ohne FCKW produziert. Die „Weiße Ware“ wurde vermehrt als „umweltschonend“, „effizient“ und „energiesparend“ beworben.
38
Zum Ende des Jahrtausends veränderten neue Technologien den Alltag. In Wohnzimmer, Küche und Bad wurde fast kein Handgriff mehr ohne die Hilfe von Elektrizität erledigt. Techniken wie das Mobiltelefon oder erste, liebevoll „Brotkasten“ genannte Heimcom puter markierten die 1980er Jahre als Schwelle zum Informationszeitalter. Tragbare TVGeräte, Gameboys und Walkmans boten Jugendlichen und Erwachsenen Unterhaltung für zuhause und unterwegs. In der Küche war in den 1980er Jahren die Mikrowelle heiß begehrt und verhalf Fast Food und Tiefkühlgerichten zum Erfolg. Aber nicht alle Technolo gien konnten sich am Markt durchsetzen. Auf der Suche nach Laserdisc, Tamagotchi oder Minidisc-Player wird man heute kaum noch fündig. Auch die HEA entdeckte die neuen Medien für die Beratungsarbeit und setzte auf Video „als Medium des Marketings“, die Bildplatte und BTX, einen Vorläufer des heutigen Internets.
Wichtiger Wendepunkt auch im Wirken der HEA war die deutsche Einheit im Jahre 1990 und die Umwandlung von 14 volkseigenen Betrieben in 14 Regionalversorger in den fünf neuen Bundesländern. Die HEA organisierte in diesem Rahmen ein umfangreiches Betreu ungs- und Weiterbildungsangebot mit dem Schwerpunkt „Aufbau der Energieberatung“ und war maßgeblich daran beteiligt, dass der technologische Anschluss der „neuen“ Unternehmen in den Bereichen Kundeninformation, Kundenansprache und Kundenmana gement, nicht ohne Schwierigkeiten, aber in kürzester Zeit gelang. In Verbindung mit der weiteren Öffnung von osteuropäischen Ländern führte die HEA Informationsveranstaltun gen in Ungarn, Polen und der Slowakei durch.
Im Jahre 1994 wurde dann die Elektro-Gemeinschaft, von denen erste schon vor dem 2. Weltkrieg gegründet worden waren, als Vermittler von Informations- und Werbemaß nahmen der Marktpartner wiederentdeckt. So wurden anhand von Mitgliederinformatio nender fiktiven „Elektro-Gemeinschaft Schönberg“ ein wegweisendes Maßnahmenpaket vorgestellt. 2001 fand das erste Forum E-Gemeinschaften als Treffpunkt von Vertretern der E-Gemeinschaften statt. In regelmäßigen Abständen trafen sich nun Kooperations partner aus Energieversorgung, Fachhandwerk und Industrie aber auch Fachplaner, Architekten, Gebäudetechniker, Behördenvertreter und Mitarbeiter aus entsprechenden Forschungs- und Hochschu linstitutionen zu einer Fachtagung. Einen Schwerpunkt des Ta gungsprogramms stellte stets ein Vortragsblock zum Thema „Aus der Praxis für die Praxis der E-Gemeinschaften“ dar, in dessen Rah men Geschäftsführer mehrerer Marktpartnerschaften aus ihrer Arbeit berichteten. Im Jahr 2011 konnte die HEA im Rahmen einer Tagung auf „10 Jahre Forum E-Gemeinschaft“ zurückblicken.
E-GEMEINSCHAFTEN
Schon in der Gründungsphase im Jahr 1952 wurden „Vorträge und Schulungsveranstal tungen in den Elektro-Gemeinschaften“ als ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt der HEA angesehen. Ging es damals vornehmlich darum, die Verbraucher mit den Möglichkeiten der Elektrizität und elektrischer Geräte vertraut zu machen, so wandelten sich im Laufe der Zeit die Aufgaben. Zunehmend galt es Stromkunden kompetenten Service und Be ratung anzubieten und eine gemeinsame Plattform und Sprachrohr für alle Betriebe der Elektrobranche in der Region aufzubauen. Im Zeitraum bis zur Liberalisierung des Strom markts entstanden allmählich etwa 100 solcher Marktpartnerschaften, als Elektro- sowie zunehmend als Energie-Gemeinschaften. Die HEA agiert bis heute als Drehscheibe für den Informations- und Erfahrungsaustausch.
Hauswirtschaftliche Fortund Weiterbildung in den 1970er Jahren
39
Gemeinsam mit der IZE veröffentlichte die HEA über den Arbeitskreis Schulinformation Lehrer informationen und Unter richtsmaterialien.
SCHULKONTAKTPFLEGE
Im anfänglichen Bestreben, Schulen geeignete Lehrtafeln zum Thema „Elektrizität“ zur Verfügung zu stellen, ergaben sich die ersten Berührungspunkte der HEA mit der Schule schon ab Gründung 1952. Im Auftrag der HEA erkundeten Lehrkräfte in zahlreichen Leh rerarbeitsgemeinschaften im gesamten Bundesgebiet einen methodisch wirksamen Weg der Darstellung des Stoffgebiets „Elektrizität“ im Unterricht der damaligen Volksschulen. Die Ergebnisse fanden ihren Niederschlag in zwei Fachbüchern „Elektrizitätslehre in der Volksschule“, die eine Gesamtauflage von 70.000 Exemplaren erreichten. Gleichzeitig begann die HEA jedes Jahr eine Ausgabe ihrer Zeitschrift „Elektrizität“ als Schulsonderheft herauszugeben. Im Mittelpunkt standen dabei hauswirtschaftliche Themen sowie Fragen der Elektrizitätslehre und Gerätekunde im Unterricht.
Im Herbst 1961 kam es zur Gründung einer Bundesvereinigung zur Förderung des naturwissenschaftlichen Unterrichts. Die HEA konnte diese Gründungsveranstaltung mit zahlreichen Impulsen und Beiträgen beleben. In einem Sonderheft zum Thema „Elektrizitätslehre im Haushalt“ machte sie die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit der Schule mit den Energieversorgern deutlich. Hierauf aufbauend konnte die HEA erreichen, dass sie im schulischen Bereich als ein willkommener Partner galt.
Mitte der 1980er Jahre begann eine Phase der Intensivierung und Ausweitung der HEASchulkontaktpflege. Die HEA baute die Zusammenarbeit mit den staatlichen Institutio nen für Lehreraus- und -fortbildung systematisch auf. Inhaltlich konnte so die gesamte Bandbreite energiebezogener Themen an die Schule herangetragen werden – von der Stromerzeugung bis zur rationellen Energieanwendung. Die HEA erarbeitete Schwer punkte aus dem Themenspektrum „Energie und Umwelt“, soweit diese für die einzelnen Schulformen und schulischen Fachgebiete relevant waren.
40
In den einzelnen Bundesländern gründete die HEA Arbeitsgremien auf der Ebene der da maligen VDEW-Landesgruppen und -verbände. Diese hielten den Kontakt zu den Schulen und Schulbehörden auf Landesebene und führten regionale Veranstaltungen zur Lehrer fortbildung durch. Auf Bundesebene erfolgte eine enge Kooperation mit den Aktivitäten im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der damaligen Informationszentrale der Elektrizitäts wirtschaft (IZE). Die Zusammenarbeit konnte im HEA-/IZE-Arbeitskreis Schulinformation Energie institutionalisiert werden. Dieser Arbeitskreis bildete eine zentrale Plattform, um die energiebezogene Botschaft des Wirtschaftszweiges systematisch und zielgruppenge recht an den Schulbereich bundesweit heranzutragen.
Der Arbeitskreis Schul information präsentierte sich mit Experimenten und Infomaterial auf Messen wie zum Beispiel der Inter schul 1993 in Leipzig.
Im Rahmen der Medienarbeit entstanden die „Lehrerinformationen“ zu einer Vielzahl energiebezogener Themen, die „Lernsequenzen Energie“ für einzelne Schulstufen, die „Lehrerfachhefte“ zu Betriebserkundungen oder zu erneuerbaren Energien. Erstellt wurden weiterhin Arbeitsblätter, Schaubilder und Arbeitsfolien für die Hand des Leh rers. Die CD „Energiewelten“ ist heute noch auf verschiedenen Internetplattformen im Einsatz. Besonderen Anklang fanden die Experimentalkoffer, etwa der Solarkoffer mit Experimenten zur Photovoltaik für Schülerübungsgruppen. Speziell für die Grundschule erstellte der Arbeitskreis Schulinformation ein Medienpaket zum Thema „Glühbert und Wolfram ent decken Geheimnisse der Elektrizität“. Alle zwei Jahre beteiligte sich der Ar beitskreis Schulinformation Energie an der Lehrmittelmesse „didacta“. Auf diese Weise konnte das Spektrum an schulisch relevanten Medien einem breiten Interessentenkreis vorgestellt werden.
41
LIBERALISIERUNG DES STROMMARKTES
Am 29. April 1998 trat in Deutschland das neue Energiewirtschaftsgesetz in Kraft. Aus den bisherigen Abnehmern der Energieversorgungsunternehmen wurden plötzlich Kunden. Die bisherigen Gebietsmonopole wurden abgeschafft. Die Kunden hatten die Möglichkeit, ihren Stromlieferanten frei zu wählen. Die Energieversorgungsunter nehmen mussten jetzt in einem Wettbewerbsmarkt agieren. Sie mussten die Chancen wahrnehmen, die ihnen der Kundennutzen bot. Und diese Chancen galt es, in einen entsprechenden Geschäftserfolg umzusetzen. Bei den Stromversorgungsunternehmen war jetzt Marketing angesagt.
OPTIMIERUNG VON GESCHÄFTSPROZESSEN BEI ENERGIEVERSORGERN
Ende der 1980er Jahre wurden von der HEA erstmals Kooperationen geschlos sen, die zur Optimierung von Geschäftsprozessen und der Kundenbetreuung bei Energieversorgern beitragen sollten. Es wurden in Auswahlverfahren Partner gesucht, die technisches Wissen und Erfahrung einbrachten. Die HEA sollte ihr vertriebliches Know-How in die Kooperation einbringen. So konnte gemeinsam mit der noch heute am Markt sehr erfolgreichen Cursor AG das CRM-System EVI bei Energieversorgern platziert werden, dass die Abläufe in Vertrieb und Kundeservice stark vereinfachte und noch heute mit zahl reichen Weiterentwicklungen bei vielen EVU im Einsatz ist.
An einer weiteren interessanten Idee wurde im Jahr 2000 bei der HEA „gebastelt“. Auf der Basis der Intershop Software „Enfinity“ sollte die Applikation „Power Commerce“ die elektronische Kommunikation mit dem Kunden revolutionieren. So sollten leistungsfähige Elektrogeräte selbstständig Preisvorteile im Tarifangebot erkennen können. Die Software in Verbindung mit einem intelligenten Stromzähler sollte unsichtbar im Hintergrund für den Kunden nach einem passenden Tarif suchen, den Vertrag schließen und die Bezahlung auslösen. Die HEA war mit diesen Ideen der damaligen Zeit weit voraus.
42
Für die HEA bedeutete dies, Themen aufzugreifen wie Energiemarkt, Energiemarketing, Produktinnovation aber auch Dienstleistungen für die Mitgliedsunternehmen einschließlich entsprechender Fort- und Weiterbildung. Es galt, die Technologieführerschaft der elektri schen Energie im Rahmen von Marketingaktivitäten und insbesondere in der Marktkom munikation fest zu verankern.
HEA-MARKETINGSERVICE
Mit der Display-Serie „Energiesparen im Haushalt“ eröffnete die HEA 1989 ein weiteres Geschäftsfeld. Mit dem Messe- und Ausstellungsservice wurden Mit gliedsunternehmen bei der Ausrichtung von Ausstellungen und der Präsenta tion auf Messen unterstützt. Der Bereich entwickelte sich in den ersten Jahren sehr dynamisch, so dass die HEA ab 1995 quasi als Generalunternehmer im Auftrag von Energieversorgern die Planung und Einrichtung von Kunden- und Beratungsstellen übernahm. Insgesamt 40 Kundenzentren wurden von der HEA und ihren Partnern geplant und eingerichtet.
Die HEA richtete die Schwerpunkte ihrer Arbeit auf Marktbereiche aus wie Hauswärme markt, Mehrwert-Installation in Wohngebäuden und Zweckbauten, Märkte für raumlufttech nische Anlagen, Prozesswärme im Gewerbe und in der Kleinindustrie. Hierbei konnten die Qualitäts- und Handhabungsvorteile der Stromanwendung in diesen Marktsegmenten viel intensiver als bisher dargestellt werden. Vor diesem Hintergrund richtete die HEA ihre gesamte Medien- und Pressearbeit sowie die Nutzung der Internet-Plattformen auf ein Ziel aus. Es galt, den Mehrwert der Stromanwendung und den Beitrag des Stroms zur Sicherung der Zukunft mit guten Argumenten zu kommunizieren.
Der über hundertjährige Spitzenverband der deutschen Stromwirtschaft, die Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW), bekam im Rahmen der Liberalisierung des Strom marktes eine neue Struktur: Er verstand sich nun als Dachverband der Branche mit den Fachverbänden AGFW (Fernwärme), HEA (Stromvertrieb und -anwendung), VDN (Netze) und VGB (Kraftwerke). Außerdem nannte er sich ab 2001 „Verband der Elektrizitätswirt schaft“ (VDEW), um die schon 1997 beschlossene Öffnung für neue Mitgliedergruppen wie Stromhändler auch im Namen zum Ausdruck zu bringen. Anfang 2005 verlegte der VDEW seine Geschäftsstelle komplett von Frankfurt am Main nach Berlin. Die HEA blieb in Frankfurt am Main und firmierte als Fachverband für Energie-Marketing und -Anwendung (HEA) e.V. beim VDEW. Es wurde beschlossen, die eingeführte und angesehene Marke „HEA“ im Namen weiterzuführen.
43
2008: UMZUG NACH BERLIN
Am 18. und 19. Juli 2007 beschlossen die Mitgliederversammlungen der vier Branchenverbände VDEW, BGW, VDN und VRE ihre Verschmelzung zum neuen BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft mit Sitz in Berlin. Die HEA blieb als Marktpartnerverbund der Energiewirtschaft erhalten und wurde organisatorisch in den BDEW integriert. Der Umzug der HEA von Frankfurt a. M. nach Berlin erfolgte im Frühjahr 2008.
Die HEA agierte seitdem als „Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung“ und koordiniert weiterhin die Facharbeit der Gemeinschaftsinitiativen ELEKTRO+, HAUSGERÄTE+ und WÄRME+. Sie fungiert als Brücke zwischen den über 1.000 im BDEW organisierten Unternehmen der Energiewirtschaft und den Unternehmen der Elektro- und Geräteindus trie sowie den Fachhandwerken. Gleichzeitig wurden die HEA-Mitarbeiter in die BDEWFachabteilung „Energieeffizienz“ integriert, die im Jahr 2008 ein eigener Geschäftsbereich wurde. Praktische Anleitungen zum Handeln, die Erstellung von Presseinformationen und Beratungsmedien sowie die Entwicklung kundennaher Dienstleistungen sind in Berlin weiterhin die Handlungsfelder der „neuen“ HEA.
Die fachliche Arbeit wird seitdem von drei HEA-Fachausschüssen geleistet:
• Energieeffiziente Haushaltsgeräte
• Elektro- und Informationstechnische Gebäudeinfrastruktur und
• Energieeffiziente Gebäudeenergieversorgung
44
2009: HEA-BILDERDIENST WIRD ALS ONLINE-FACHWISSEN WEITERGEFÜHRT
Mit dem Online-Angebot „HEA-Fachwissen“ werden seit 2009 Aufbau, Funktionsweise sowie die Einsatzmöglichkeiten unterschiedlicher Geräte, Systeme und Techniken aus dem Bereich der Haushaltgeräte anschaulich dargestellt. Das HEA-Fachwissen löste den breit eingeführten HEA-Bilderdienst für Haushaltsgeräte ab, den es seit Mitte der 1970er gab und der von den Beratungskräften der Energieunternehmen als fachliches Standardwerk genutzt wurde. Das bisher kostenpflichtige Bilderdienstangebot steht nun online über die HEA-Web seite allen Interessierten frei zugänglich zur Verfügung und wird seitdem auch rege genutzt.
2009: PREMIERE FORUM WOHNUNGSLÜFTUNG
Im Jahr 2009 fand das erste Forum Woh nungslüftung in Zusammenarbeit mit der Solarpraxis AG statt. Der Branchentreff der HEA zum Thema „Wohnungslüftung“ bringt seitdem Vertreter aus Energieversorgungs unternehmen und Wohnungswirtschaft, aus Industrie und Handwerk, Architekten und Pla ner und weitere interessierte Kreise zusam men. Auf der Tagesordnung stehen damals wie heute gesetzliche Grundlagen und wis senschaftlichen Erkenntnisse als auch kon krete Beispiele aus der Baupraxis. Das Forum wurde seitdem bis auf wenige Ausnahmen im jährlichen Turnus veranstaltet. 2020 hat die Kooperation mit dem Bundesumweltamt die Notwendigkeit guter Raumluftqualität weiter in den Fokus der HEA-Aktivitäten gebracht.
45
2010: RAL-RG 678 BESCHREIBT
ERSTMALS GEBÄUDESYSTEMTECHNIK
Die HEA lässt seit 1974 die Anforderungen an eine gute Ausstattung der Elektroinstallation in die vom RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V. zertifizierte RAL-RG 678 einfließen. Die überarbeitete RAL-Richtlinie löste 2010 die Fassung aus dem Jahr 2001 ab und legte einen neuen Standard für die Elektroinstallation in Wohngebäuden fest, der über die bisher gültigen Ausstattungswerte hinaus geht. So kamen Ausstattungen für die Gebäudesystemtechnik hinzu. Damit wurden erstmals praxisorientierte Kriterien für ein Smart Home im Markt verankert. Die Richtlinie gibt seit Jahrzehnten Planungssicher heit für Investoren, Planer, Handwerker und Bauherren sowie die Wohnungswirtschaft. Für 2022 steht eine weitere Überarbeitung der RAL an.
2011: ERSTE HEA-APP
Die HEA ist immer am Puls der Zeit, deshalb wird 2011 die Kommunikation von HEAFachthemen auch über elektronische Medien forciert. So veröffentlichte die HEA im Jahr 2011 mit dem „Heizlastrechner“ erstmals eine App, im Jahr 2012 mit den „Energietipps“ eine zweite Anwendung. Auch das Thema Social Media nahm ein Jahr später Fahrt auf. 2012 engagierte sich die Initiative ELEKTRO+ erstmals im Netzwerk XING, später auch bei Twitter und Facebook.
46
2012: MARKE „ENERGIEEFFIZIENZ – GEFÄLLT MIR!“ WIRD EINGEFÜHRT
Im Jahr 2012 wird erstmals in der Kundenkommunikation die Wortbildmarke „ENERGIEEFFIZIENZ – gefällt mir!“ eingesetzt. Verbunden mit einem eindeutigen Aufforderungscharakter werden Kunden, Energieverbraucher und -anwender über die Marke für das Thema „Stei gerung der Energieeffizienz“ sensibilisiert! Nach 2012 werden unter der Marke diverse Leitfäden veröffentlich, u. a. ein Leitfaden für kommunale Netzwerke.
2021 kommt es zu einem Relaunch der Marke und es wird eine Informations- und Austauschplattform für Effizienznetzwerker eingerichtet. Diese ist speziell für alle Energieeffizienz-Experten aus Mitgliedsunternehmen von BDEW und HEA zugänglich. Dort stehen ausgewählte News und Leitfäden für die Zielgruppe bereit. Nutzer können eigene Aktivi täten, Erfahrungsberichte oder Veranstaltungen vorstellen.
47
HEA-JAHRESTAGUNG 2013
Energiepolitische Entwicklungen, technische Innovationen und die Förderung von Energienetzwerken und -gemeinschaften bilden die Schwerpunkte der seit der Gründung stattfindenden HEA-Jahrestagung. Mit der Tagung soll der bundesweite Erfahrungsaustausch zwischen den Marktpartnern in der Energiewirtschaft gefördert und gestärkt werden.
Highlight der Tagung 2013 war u. a. der Vortrag von Gesine Schwan, Präsidentin der Hum boldt-Viadrina School of Governance. Außerdem hatte der Reichspostmeister Heinrich von Stephan einen denkwürdigen Auftritt.
DER AUFTRITT VON REICHSPOSTMEISTER HEINRICH VON STEPHAN
Auf Anregung der elektrotechnischen Gesellschaft in Frankfurt a. M. tagte vom 8. bis 12. September 1891 ein internationaler Kongress, zu welchem über 200 Ausländer erschienen waren. Nach einer Begrüßung durch den Geheimen Postrat Gold berg hielt Staatssekretär v. Stephan die Eröffnungsrede. Die Rede ist in vielfacher Hinsicht bemerkenswert und nimmt Bezug auf aktuelle Themen wie beispielsweise die Nutzung regenerativer Energien. Die HEA ließ Heinrich von Stephan durch den Berliner Schauspieler André Zimmermann im Rahmen der Jahrestagung wieder aufleben.
48
2014: STROMSPIEGEL FÜR DEUTSCHLAND
2014 schloss sich die HEA einem breiten Projektbündnis im Rahmen der Stromsparin itiative des Bundesumweltministeriums an. Der „Stromspiegel für Deutschland“ liefert seitdem verlässliche Vergleichswerte für den Haushaltsstromverbrauch und berück sichtigt dabei die individuelle Wohnsitua tion. Mit der jährlichen Stromrechnung und den bundesweit gültigen Vergleichswerten können Privathaushalte den eigenen Ver brauch bewerten und als „gering“, „niedrig“, „mittel“ oder „hoch“ einordnen. Individuelle Faktoren wie die Haushaltsgröße, der Ge bäudetyp oder die Art der Warmwasser bereitung fließen in das Ergebnis ein und ermöglichen eine differenzierte Bewertung des Stromverbrauchs.
2014: NETZWERK
ENERGIEGEMEINSCHAFTEN
Bei der Vermarktung von Dienstleistungen rund um die effiziente Energieanwendung kommt der Kooperation von Markt- und Vertriebspartnern eine herausragende Be deutung zu. Marktpartnerschaften stellen einen freiwilligen Zusammenschluss dar von Energieunternehmen, Betrieben des Fachhandwerks und Fachhandels, Geräte herstellern sowie von Marktmittlern wie Architekten, Fachplaner und beratende In genieure – mit dem Ziel, Marketing- und Vertriebsaufgaben gemeinsam und part nerschaftlich wahrzunehmen.
Marktpartnerschaften spielen bei der Um setzung der Energiewende im Rahmen regionaler und kundennaher Marktpartnerund Dienstleistungsprojekte eine bedeu tende Rolle. Vor diesem Hintergrund rich tete die HEA für die Energiegemeinschaften und Marktpartnerschaften 2015 eine ei
gene Homepage ein. Auf einer interaktiven Deutschlandkarte wurden u. a. Standorte von Energiegemeinschaften und Marktpartner schaften aufgeführt.
49
2015: ERSTES GUTACHTEN ZUM PRIMÄRENERGIEFAKTOR STROM
2015 führte die HEA erstmals eine Analyse des „nichterneuerbaren kumulierten Energie verbrauchs im Rahmen des deutschen Strommixes“ durch. Die Kurzstudie wird seitdem jährlich auf Basis von GEMIS (Globales Emissions-Model integrierter Systeme) durch das renommierte Internationale Institut für Nachhaltigkeitsanalysen und -strategien (IINAS) er arbeitet und anschließend der Fachöffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Die Kurzstudie seitens der HEA ist ein sachkundiger, wissenschaftlicher Beitrag für die Bewertung des Primärenergiefaktors für Strom.
2016: DAS BLAUE KOCHBUCH –EIN KLASSIKER FEIERTE RUNDEN GEBURTSTAG
„Das Blaue Kochbuch“ feierte 2016 seinen 80. Geburtstag. Seit der ersten Ausgabe im Jahr 1936 wurde der Klassiker stetig aktualisiert, ist dabei mit den Generationen mitgewach sen – und wurde bis heute über 4 Millionen Mal verkauft. Die moderne Aufmachung, die übersichtliche Gestaltung und die vielen brillanten Farbfotos machen seit Jahrzehnten Lust auf‘s Lesen und Nachkochen. Als Grundkochbuch unterstützt es Anfänger bei ihren ersten Kochversuchen; Fortgeschrittenen und Könnern dient es als Ratgeber und als Nachschla gewerk bei nicht alltäglichen Rezepten.
50
2016: HEA UNTERSTÜTZT ENERGIEEFFIZIENZ-OFFENSIVE
DES BMWi
Das Bundeswirtschaftsministerium startete am 12. Mai 2016 die Energieeffizienz-Kampa gne „Deutschland macht’s effizient“. Sie wurde Teil einer breit angelegten Offensive zur Steigerung der Energieeffizienz. Neben einer Öffentlichkeitskampagne beinhaltete die Offensive auch den Start neuer Förderprogramme, an denen sich auch die HEA beteiligte.
Die HEA unterstützt die Kampagne, hebt Themen wie Wohnungslüftung und ener gieeffiziente Haushaltsgeräte hervor und übernahm Elemente der Kampagne in die eigenen Projekte.
2017: DIE HEA BIETET ÜBER
IHRE SERVICEGESELLSCHAFT GED EIGENE FÖRDERUNGEN AN
Jährlich wird rund eine halbe Million elektrischer Durchlauferhitzer ausgetauscht und durch neue effizientere Geräte ersetzt. Wie viel Energie aber konkret eingespart werden kann, hängt von der Wahl des richtigen Austauschgerätes ab. Häufig werden auf Kundenwunsch für die alten Geräte kostengünstige Standardgeräte eingebaut. Diese arbeiten jedoch nach dem gleichen oder einem ähnlichen Prinzip wie ihre Vorgänger.
Wesentlich effizienter arbeiten Komfort-Durchlauferhitzer mit vollelektronischer Leis tungs- und Warmwassermengenregelung: Rund 20 Prozent Energie lassen sich mit ihnen einsparen, ohne dass der Nutzer sein Duschverhalten ändern muss. Hinzu kommt, dass über diese modernen Geräte Energieverbrauch und Energiekosten erfasst werden können. Das bewegt Anwender häufig dazu, auf lange Duschzeiten und hohe Wassertemperaturen zu verzichten.
Im September 2017 wurde erstmal der Austausch eines alten elektrischen Durchlauferhitzers gegen ein modernes voll elektronisches Gerät mit einer Prämie gefördert. Unterstützt wurden Haushalte mit einem Pauschalbetrag von 100 Euro bei der Optimierung ihrer dezentralen Warmwasserversor gung. Die Förderung ist Teil des Programms "STEP up! –Stromeffizienzpotentiale nutzen" des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Die HEA erstellte hierzu eine ei gene Webseite und organisierte die komplette Abwicklung und Umsetzung des Programms mit den Antragstellern. Das Förderprogramm wurde 2019 für zwei Jahre verlängert und endete im Dezember 2021.
51
WÄSCHETROCKNER-TAUSCH WIRD AB 2019 GEFÖRDERT
Wer seinen alten Wäschetrockner gegen einen besonders energieeffizienten Wärme pumpentrockner der Energieeffizienzklasse A+++ austauschte, konnte sich von 2019 bis 2021 eine Förderung von bis zu 100 Euro sichern. Der Austausch lohnte sich für Endkunden gleich doppelt, denn die beste Energieeffizienzklasse stand für eine Strom einsparung von bis 65 Prozent im Vergleich zu Altgeräten. A+++ erreichten dabei nur Geräte mit einer Wärmepumpe.
DIE FÖRDERUNG ZUR OPTIMIERUNG VON SPEICHERHEIZUNGSANLAGEN FOLGTE 2020
2020 heizten rund 1,2 Millionen deutsche Haushalte ihre Wohnungen mit Elektro-Speicher heizungen. Nach Angaben der Hersteller arbeitete etwa 50 Prozent dieser Anlagen ungere gelt und damit ineffizient. Betreiber konnten bis Ende 2021 von einer Förderung profitieren, wenn sie ihre alte ineffiziente Anlage optimierten. Die HEA unterstützte Wohnungseigentü mer und Mieter mit einem Zuschuss von bis zu 300 Euro pro Maßnahme und Wohneinheit.
2017: IMPULSE JETZT ALS ONLINE-MAGAZIN
Seit 2017 wird die beliebte Mitgliederzeitschrift ausschließlich als Online-Magazin heraus gegeben. Das Onlinemagazin informiert nach wie vor zu allen Aspekten der Energieeffizi enz sowie der Gebäude- und Hausgerätetechnik.
2017: HEA BRINGT
KLARHEIT
IN DEN „LABEL-DSCHUNGEL“
Im August 2017 trat die neue Rahmen-Verordnung für die Energieverbrauchskenn zeichnung in Kraft. Die HEA bietet seitdem als Service für Energieberatung und Öffentlichkeitsarbeit laufend aktuelle Infos zur Kennzeichnungspflicht der einzelnen Produktgruppen sowie Infografiken und Fachinformationen an. Im Jahr 2021 wurde ein neues Online-Angebot zum Energielabel entwickelt. Das Onlinetool verschafft Ener gieberatern und Verbrauchern einen noch besseren Überblick auf die verschiedenen Label. Es werden hier alle marktrelevanten Label kurz und verständlich erklärt, von Kühlschrank, Waschmaschine, Fernseher bis hin zu Heizung, Lüftung und Warmwas serbereiter. Die bestmögliche Energieeffizienzklasse wird ebenso hervorgehoben wie Verkaufseinschränkungen durch Ökodesign-Verordnungen.
Die HEA-Mitgliederzeit schrift „IMPULSE“ im Wandel der Zeit, von 1995 bis heute. Zum Vergleich oben: der HEA-Nachrich tendienst für Mitglieder aus dem Jahr 1957.
53
2018: ZUKUNFTSTHEMA:
LADEINFRASTRUKTUR FÜR ELEKTROFAHRZEUGE IN WOHNGEBÄUDEN
Eine leistungsfähige, flächendeckende und sichere Ladeinfrastruktur in Wohngebäuden ist für den Ausbau der Elektromobilität von größter Bedeutung. Deshalb entschloss sich die HEA im Jahr 2018 einen praxisorientierten, technischen Leitfaden zur Errichtung von Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge in Wohngebäuden zu erstellen. Ist die vorhandene Elektroinstallation bereits für das Laden von Elektrofahrzeugen ausgelegt? Welche Lade einrichtung bietet sich auf dem eigenen Grundstück an? Wie sieht es aus mit Überspan nungsschutz und elektromagnetischer Verträglichkeit?
2019: ONLINE-DOSSIER ZUR OPTIMALEN NUTZUNG VON SELBSTERZEUGTEM STROM
Seit Juli 2019 informiert das Online-Angebot auf der HEA-Webseite über Batteriespeicher bis hin zur Wärmepumpe interaktiv und über sichtlich erläutert. Um die Nutzer des Online-Dossiers gezielt zu beraten, werden in einer Schnellabfrage Angaben u. a. zum ener getischen Gebäudestandard, dem Wärmeerzeuger und der solar nutzbaren Dachfläche erfragt. Als Ergebnis geben individuelle In formationspakete eine Hilfestellung zu möglichen Technikoptionen. Eine Fördermittelübersicht sowie eine Fachbetriebssuche runden das Informationsangebot ab.
54
2019: GUTACHTEN ZUM SMART READINESS INDICATOR (SRI)
Im Rahmen der Novellierung der EU-Gebäudeeffizienzrichtlinie (EPBD) im Jahr 2018 erschien mit dem Smart Readiness Indicator (SRI) ein neuer Begriff in der Richtlinie. Der Be griff steht für die Ermittlung und Bewertung der „Zukunftsfähigkeit“ und „Intelligenzfähig keit“ von Gebäuden. Ziel ist es Investoren, Gebäudebesitzern, Modernisierern und der Wohnungswirtschaft eine Orientierung bei der Umsetzung von Infrastrukturmaßnahmen zu geben. Die HEA leistete hier Pionierarbeit und beauftragte ein Gutachten zur Aus gestaltung und Implementierung eines SRI in Deutschland. In dieser Grundlagenstudie, die von der EBZ Business School und dem Wuppertal Institut erstellt wurde, findet sich die erste Interpretation eines SRI unter der Berücksichtigung aller relevanten Funktions gruppen sowie der benötigten Infrastruktur. Das Gutachten bietet einen Lösungsansatz zur pragmatischen Umsetzung und wurde in den europäischen Prozess zur einheitlichen Ausgestaltung des SRI eingebracht.
ZU MODERNEN MESSEINRICHTUNGEN UND INTELLIGENTEN MESSSYSTEMEN
Anfang 2020 fiel mit der Markterklärung des BSI der Startschuss für den „Smart Meter Roll out“. Bis 2032 sollen alle analogen Stromzähler durch digitale Stromzähler ausgetauscht werden. Dieser Prozess ist bei allen Beteiligten, insbesondere auch bei Endkunden mit Fragen und Unsicherheiten verbunden. Die HEA nahm dies zum Anlass, eine „Kundeninforma tion moderne Messeinrichtung (mME)“ und eine „Kundeninformation intelligentes Messystem (iMS)“ zu veröffentlichen. Die Flyer informieren unter anderem über die Gerätetechnik, Einbaupflicht und Datenschutzaspekte. Darüber hinaus wird dem Kunden der gesamte Austauschprozess vom ersten Anschreiben bis zum Betrieb der Messeinrichtung erläutert.
55
2019: KUNDENINFORMATIONEN
2020: HEA LIEFERT NÜTZLICHE TIPPS IN DER CORONA-PANDEMIE
Die Situation rund um die Corona-Pan demie war seit Anfang 2020 eine große Herausforderung. Die zahlreichen Ein schränkungen und Vorsichtsmaßnahmen haben Auswirkungen auf unser tägliches Leben und so spielt sich der Alltag vie ler Familien hauptsächlich in den eigenen vier Wänden ab.
Diese neue und ungewohnte Situation sorgt in der Praxis für Herausforderungen und viele offene Fragen: Wie kann ich mei nen – jetzt höheren – Energieverbrauch senken? Wie schaffe ich in den Übergangs zeiten im Frühjahr und im Herbst ein ge sundes Raumklima? Wie lagere ich meine Lebensmittel optimal ein? Wie verhalte ich mich richtig im Home-Office? Die HEA er stellte hierzu praktische alltagstaugliche Tipps. Abgerundet wurde das Infopaket von leckeren und gesunden Rezeptvorschlägen für die ganze Woche.
2020: HEA VERÖFFENTLICHT DOSSIER ZUR DIGITALEN BAUPLANUNG
Die Digitalisierung schreitet in allen Lebensbereichen voran. So auch im Baubereich, wo sich aktuell die Wandlung hin zur computergestützten Planung vollzieht. Das Schlagwort lautet hier „BIM – Building Information Modeling“. BIM beschreibt einen softwareunter stützten Planungsprozess und könnte langfristig zum zentralen Werkzeug für den gesam ten Lebenszyklus von Gebäuden von der Projektierung über die Bauphase bis hin zum Rückbau werden.
Welche Relevanz hat BIM auch vor diesem Hintergrund für das Fachhandwerk, die Ge räteindustrie und die Energieunternehmen? Die HEA untersuchte das komplexe Thema eingehend und bereitete es in einem Dossier für die Marktpartner der Energiewirtschaft auf. Das Dossier beschreibt die fachlichen Grundlagen und die Rollen der Marktpartner im Zusammenspiel der baubeteiligten Akteure.
2021: HEA UND UMWELTBUNDESAMT LADEN GEMEINSAM EIN ZUM FORUM WOHNUNGSLÜFTUNG
Ob notwendiger Luftaustausch, Wärmerückgewinnung oder Bautenschutz: Lüftungsanla gen sind eine immer wichtiger werdende Komponente moderner Gebäude. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Forum Wohnungslüftung“ luden erstmals HEA und Umweltbun desamt gemeinsam die Marktpartner der Lüftungsbranche ein, um sich über Innovationen und Lösungen für die Planungspraxis auszutauschen. Mit der Corona-Pandemie stieg der Bedarf an Lösungen für eine gute Innenraumlufthygiene in der Breite – ob in Schulen und Kindergärten, Wohngebäuden oder öffentlichen Einrichtungen. Die Veranstaltung wurde aufgrund der Corona-Pandemie digital ausgerichtet und erreichte einen Teilnehmerrekord.
57
2021:
HEA-INTERNETAUFTRITT JETZT NOCH INFORMATIVER
Seit Mitte 2021 präsentierte sich der HEA-Internetauftritt in einem neuen frischen Design. Nach einer umfangreichen technischen und inhaltlichen Überarbeitung zeigt sich die neue Webseite noch informativer und moderner. Neben dem modernen responsiven Design stand vor allem eine Neustrukturierung im Sinne der vielen Seitenbesucher im Fokus der Überarbeitung.
2021: HEA BERÄT ENDKUNDEN ZUM SMART-METER-ROLLOUT
Intelligente Messsysteme (Smart Meter) sind Ba siselemente der digitalen Infrastruktur und die Voraussetzung für innovative Geschäftsmodelle sowie für das Gelingen der Energiewende. Was bedeutet der Rollout für Kunden? Diese Frage beantwortet der HEA-Rollout Pilot. Es handelt sich dabei um ein endkundenorientiertes Tool, das basierend auf der Abfrage des Stromverbrauchs und der Stromerzeugung eines Haushalts eine klare Aussage darüber gibt, ob der Smart Meter für diesen verpflichtend ist und mit welchen Kos ten gerechnet werden muss. Das Tool greift auf eine Datenbank zurück, die regelmäßig an die gesetzliche Lage und die technischen Bedingun gen angepasst wird. Noch offene Fragen werden in den dazugehörigen FAQs beantwortet.
58
2022: GANZ EINFACH ENERGIESPAREN
BDEW und HEA unterstützen gemeinsam die am 10. Juni gestartete Energiespar-Kampa gne des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Unter dem Motto „80 Millionen gemeinsam für Energiewechsel“ macht sie auf ungenutzte Einsparpoten ziale im Alltag aufmerksam. Die Kam-pagne lädt ein, aktiv mitzuarbeiten und kreativ zu sein, u. a. mit Best-Practice-Formaten. BDEW und HEA unterstützen die BMWK-Kampa gne mit der Platt-form www.ganz-einfach-energiesparen.de. Privathaushalte finden hier viele Tipps und Tricks zum schnellen und einfachen Energiesparen im Alltag, aber auch Informationen über geringinvestive und höherwertige Maßnahmen rund um Neubau und Sanierung. Zusätzlich erhalten Gewerbetreibende und Vertreter der Industrie branchen spezifische Informationen zum Energiesparen und zur möglichen Investitionsförderung. Bitte Bild von Webseite GES einfügen
AUSBLICK
Kooperationen von Markpartnern aus Energieunternehmen, Elektroindustrie, Fachhand werken und Fachgroßhandel sind in Deutschland seit Jahrzehnten ein wichtiges Ele ment der Märkte für Energieeffizienz und Energiedienstleistungen. Der Erfolg dieser Marktpartnerschaften basiert auf einer Bündelung der Kräfte und der Kompetenzen. Diese Erfolgsfaktoren werden auch in Zukunft notwendig sein, denn Energiewende und Klimaschutz führen dazu, dass immer mehr Menschen ihren Energieverbrauch deutlich anpassen müssen. Es gilt, auf die jeweilige Gebäudestruktur abgestimmte Effizienz- und Modernisierungsmaßnahmen einzuleiten. Dafür sind Beratung und technische Exper tise notwendig. Die Marktpartner werden gemeinsam dazu beitragen, dass der Nutzen rationeller Energieanwendung erkannt wird und bewusste und verantwortungsvolle Kauf- und Investitionsentscheidungen getroffen werden. Die HEA bündelt als Marktpartnerverbund der Energiewirtschaft auch zukünftig die Zusammenarbeit und Markt kommunikation dieser Partnerschaften.
59
HEA – Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung e. V. Reinhardtstraße 32 10117 Berlin www.hea.de