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Zwischen Absatzparadies und Energiekrise: 1952 bis 1973

Prof. Wilhelm Strahringer, Gründungsvorsitzender der HEA und Vorstandsvorsitzender der Hessischen Elektrizitäts-AktienGesellschaft in Darmstadt

Werner Gräber, stellvertretender Vorsitzender der HEA und Generalbevollmächtigter der AEG

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Etwas über ein Jahr später, am 15. Februar 1952, wurde dann die Hauptberatungsstelle für Elektrizitätsanwendung mit ihrer Neugründung durch die Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW), den Zentralverband der Elektrotechnischen Industrie (ZVEI) sowie Elektrizitätsversorgungsunternehmen und Unternehmen der Elektroindustrie zu einer selbstständigen Organisation. Somit erlangten die Tätigkeiten der HEA in der Zeit des beginnenden Wirtschaftswunders, als die Förderung der Elektrizitätsanwendung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft neues Gewicht erhielt, besondere Bedeutung. Die erste Mitgliederversammlung fand am 18. März statt, bei der der Vorsitzende der VDEW, Dr.-Ing. Heinrich Freiberger, als wichtigste Aufgabe der HEA beschrieb, „der Bevölkerung das Verständnis für die großen kulturellen und zivilisatorischen Aufgaben der Elektrizität durch geschickte ‚Verständniswerbung‘ näher zu bringen“.7 In der Satzung hieß es, „der Verein verfolgt den Zweck, allgemeine Aufklärungsarbeit über die Eigenart der elektrischen Energie und deren rationelle Anwendung zu leisten, alle an der Elektrizitätswirtschaft beteiligten und interessierten Kreise in dieser Hinsicht zu beraten, sowie auf die Verwendung technisch und wirtschaftlich möglichst vollkommener elektrischer Geräte und Einrichtungen hinzuwirken. […] Zur Erreichung dieses Zweckes bedient sich der Verein aller geeigneten Mittel und Maßnahmen.“ Die HEA wurde zur wichtigsten Vermittlerin von spezifisch auf einzelne Interessen ausgerichtete Informationen in der Elektrizitätsbranche.

Zu den Gründungsmitgliedern der HEA gehörten 87 Elektrizitätsversorger und 34 Herstellerfirmen, die Verbände VDEW und ZVEI sowie der Verband des Elektro- und Rundfunkgroßhandels (VERG). Unter der Geschäftsführung von Dipl.-Ing. Hermann Stör bezog die HEA Büroräume in der Berliner Straße in Frankfurt am Main, von denen aus sie ihre Hauptaufgaben – die Informationsvermittlung, Beratung und Schulung auf dem Gebiet der Elektrizitätsanwendung – ausübte. Neben ihrem monatlichen Publikationsorgan „Elektrizität“ brachte sie alle zwei Monate die Lehr- und Beratungsschrift „Der Elektro-Haushalt“ heraus. Die „Elektrizität“ diente der „fachlichen Darstellung elektrizitätswirtschaftlicher Belange und Themen der Beratungs- und Werbetechnik“8 und setzte die Tradition des ehemaligen Fachmagazins „Der Werbeleiter“ fort. In Zusammenarbeit mit dem Energie-Verlag Heidelberg brachten zudem viele Energieversorger die Kundenzeitschrift „Strom“ heraus.

Obwohl Frauen bei den Beratungstätigkeiten der HEA eine Schlüsselrolle einnahmen, waren sie kaum auf der Gründungsversammlung der HEA 1952 vertreten.

Die Gründungsurkunde der HEA

Der Vorstandstisch bei der HEA-Arbeitstagung 1955 in Bad Kreuznach: v. l. Obering. Dipl.-Kfm. H. Schmitz, Geschäftsführer des ZVEI; Dr.-Ing. A. Roggendorf, Hauptgeschäftsführer der VDEW; der HEA-Vorsitzende Prof. Strahringer; Dipl.-Ing. H. Stör, Geschäftsführer der HEA; Direktor Dipl.-Ing. W. Zilmer, Badenwerk, Karlsruhe

Hermann Stör, Geschäftsführer der HEA von 1952 bis 1963, erläutert auf der Arbeitstagung in Bad Kreuznach ihre vielfältigen Aufgabenbereiche.

Bild unten: Anläßlich der HEA Tagung 1956 vorgestelltes Streifenplakat im Format 42 x 118 cm

In den folgenden Monaten arbeitete die HEA daran, ihr Profil und ihre Aufgaben zu konkretisieren, Mittel und Methoden ihrer Durchführung zu konzipieren und Mitglieder aus der Elektrizitäts- und Elektrobranche zu gewinnen. Als die drei wichtigsten Aufgaben der HEA benannte Hermann Stör die konzertierte Werbeoffensive von EVU, Industrie, Handwerk und Handel für die Elektrizitätsanwendung im Haushalt, in der Landwirtschaft und im Gewerbe, die Schulung von Architekten und Bauherren mit dem Ziel, diese von der Notwen-

digkeit und den wirtschaftlichen Vorteilen der Einplanung elektrischer Einrichtungen bei Neubauten zu überzeugen sowie die intensivierte Elektrizitätslehre in den Schulen, insbesondere den Volksschulen. Zu diesem Zweck erarbeitete die HEA Anschauungsmaterial und propagierte „moderne“ Unterrichtsmethoden, die neben dem Studium klassischen

Bild- und Textmaterials auch praktische Vorführungen und Experimente einschließen sollten.9 Dabei verstand sich die HEA von Beginn an als mehr als eine simple Lobbyinstitution der Elektrobranche. Zwar propagierte sie die Vorzüge elektrischer Anwendungen in den unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsbereichen, doch stand auf persönliche Bedürfnisse eingehende Beratung insbesondere der privaten Kundinnen und Kunden immer im Vordergrund. Dafür war es laut Geschäftsführer Stör besonders wichtig, Vertrauen bei den Menschen zu erlangen. Dies bedeutete freilich auch, sich in politische Entscheidungsprozesse einzubringen, denn die Aufgabe der HEA sei auch die „Arbeit mit und bei jenen Stellen, namentlich Behörden, bei denen alle Fragen verhandelt und oft gar entschieden werden, von denen es abhängt, dass der Abnehmer auch im entscheidenden Moment die Energieformen zur Verfügung hat, die er braucht.“10 Als besonders herausfordernd erwiesen sich bei dieser Aufgabenstellung die regionalen Unterschiede der Mitgliederinstitutionen, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Rahmenbedingungen der Adressaten der differenzierten Lehrprogramme sowie die Schaffung und Aufrechterhaltung des Vertrauens von Kundinnen und Kunden. In den frühen 1960er Jahren wurden Elektrogeräte aufgrund der niedrigen Strompreise als besonders erschwinglich angepriesen. Zudem verwies die Werbesprache auf die „Automatik“, die der Hausfrau nun ein nahezu arbeitsfreies Kochen und mehr Freizeit versprach.

AUSSENSTELLEN DER HEA

Trotz Zentralisierung der Aufgaben in der Geschäftsstelle der HEA in Frankfurt a.M. erkannte man rasch die Notwendigkeit einer regionalen Präsenz. So wurden in den 1950er Jahren HEA-Außenstellen in Stuttgart, Hannover und Berlin, später in Augsburg bzw. dann in München eingerichtet. Die Außenstellen wurden mit regionaler Kontaktpflege und besonderen Aufgaben betraut. So organisierten die Außenstellen Hannover und Berlin die Präsenz der HEA auf der Deutschen Industriemesse und der Deutschen Industrieausstellung. Die letzte Außenstelle in Hannover schloss Anfang der 1990er Jahre.

Hannover Berlin

Frankfurt am Main

Stuttgart

München

Im Mittelpunkt der Werbeaktionen zum Weihnachtsgeschäft standen vor allem elektrische Kleingeräte, die als praktische Geschenke vermarktet wurden. Doch die HEA zeigte sich in den 1950er Jahren diesen Aufgaben gewachsen. Bereits 1960 setzte sie sich neben den Gründerverbänden ZVEI und VDEW aus der Arbeitsgemeinschaft Kälte-Industrie, dem Fachverband Heiz- und Kochgeräte-Industrie, dem Zentralverband des Deutschen Elektrohandwerks, dem Verband deutscher Elektrotechniker, der Studiengemeinschaft Licht e.V. für fortschrittliche Lichtanwendung sowie 120 Elektrizitätsversorgungsunternehmen und 50 Industriefirmen zusammen. Die Zusammenarbeit innerhalb der Elektrizitätswirtschaft hinsichtlich der Kundenberatung wurde mit der wachsenden Möglichkeit, Strom zu nutzen, immer wichtiger und die HEA wirkte als wichtigstes beratendes Element. Etwa zehn Arbeitsschwerpunkte der HEA hatten sich während der 1950er Jahre herauskristallisiert, die von unterschiedlichen Referaten bearbeitet wurden. Eines davon widmete sich der Elektrizitätsanwendung im Haushalt und stellte zunächst den Elektroherd als Ausgangspunkt für die Vollelektrifizierung der Haushalte in den Fokus der werblichen Bemühungen. Daneben wurden bald aber auch festangeschlossene Heißwassergeräte und elektrische Kühlschränke verstärkt beworben, die dank steigender Einkommen in immer mehr deutschen Küchen und Bädern Einzug hielten.

Neben der wachsenden Anzahl elektrischer Anwendungen im Haushalt stieg in den 1950er Jahren auch die Leistung der einzelnen Geräte – und damit auch der Stromverbrauch. Hatte ein Backofen 1946 noch 1.200 Watt Leistung, stieg diese zwanzig Jahre später auf 2.100 Watt. Zwischen 1950 und 1965 vermehrte sich die Anzahl der Haushalte, die mit elektrischer Energie kochten, von zwei auf zehn Millionen. Neben Elektroherd und Kühlschrank traten nun viele spezialisierte Geräte wie Mixer, Brotschneidemaschine, Fleischwolf, Obstpresse, Kaffeemühle, Haartrockner und Rasierer. Sie ließen den Haus-

Ab 1954 widmeten sich ein Referat der HEA und die angegliederten Elektrizitätsunternehmen der Elektrizitätsberatung in der Landwirtschaft. halt zu einem wahren Maschinenpark werden. Doch nicht allein die schiere Anzahl der Geräte beeinflusste den Elektrizitätsverbrauch. Auch Veränderungen im Lebensstil wirkten sich auf den Umgang mit elektrischen Geräten und den damit zusammenhängenden Energiekonsum aus. So trug der Wohnungsbau seinen Teil zum steigenden Stromverbrauch der Haushalte bei. Weil in den Neubausiedlungen der Nachkriegszeit die Speisekammer dem Badezimmer weichen musste, wurde der Kühlschrank bald zu einer unumgänglichen Notwendigkeit, um Lebensmittel frisch zu halten. Für den Genuss von Tiefkühlkost, die Ende der 1950er Jahre Einzug in die deutschen Supermärkte hielt,

benötigten die Haushalte geräumige Gefrierschränke und später gar Mikrowellengeräte. Die sich in den 1960ern und 70ern verbreitende vollautomatische Waschmaschine schließlich brachte nicht nur die langersehnte Befreiung vom Waschtag, sondern auch neue Sauberkeitsstandards mit sich, für deren Einhaltung häufigeres Waschen nötig war. Angesichts dieser Entwicklungen verwundert es kaum, dass der jährliche Stromverbrauch der Haushalte rasant anstieg.

Zunächst sahen weder Wirtschaft und Politik noch die Verbraucherinnen und Verbraucher ein Problem in dieser Entwicklung. Vielmehr wurde der steigende Energieverbrauch in Industrie, Gewerbe und Privathaushalt als Indiz für die stetig wachsende Wirtschaftsleistung Deutschlands und einen steigenden Lebensstandard gesehen. Energie zu verbrauchen hatte ein gutes Image und stellte für den überwiegenden Teil der Haushalte aufgrund des relativ niedrigen Energiepreises auch keine schwerwiegende wirtschaftliche Belastung dar.

Neben dem Privathaushalt widmete sich die HEA ab 1954 in einem eigenen Referat der Elektrizitätsanwendung in der Landwirtschaft. Bereits kurz nach ihrer Gründung hatte sie bei der Elektrolehrschau der Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerks AG auf der 42. Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft in Köln mitgewirkt.

DAS BLAUE KOCHBUCH

Das „Blaue Kochbuch“ der HEA wurde 1936 von Elisabeth Meyer-Haagen, Leiterin der Lehrküche der damaligen Berliner Kraft- und Licht-AG entwickelt, um für ihr Unternehmen die Verbreitung des Elektroherdes in Privathaushalten zu fördern.

Das Grundkochbuch erschien in einer 1. Auflage von 41.500 Exemplaren, im Juli 1964 wurde das millionste Buch gedruckt, bis heute sind es 54 Auflagen mit ca. 3,5 Millionen Exemplaren. Im Kochbuch der „Energiewirtschaft“ wurde besonderer Wert auf den rationellen Einsatz der entsprechenden Elektrogeräte gelegt. Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Buch regelmäßig überarbeitet und kontinuierlich den neuesten gerätetechnischen und ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen angepaßt. Elisabeth MeyerHaagen bei der Zusammenstellung der Rezepte.

Ab 1959 erschienen jährlich sechs Ausgaben der Informationszeitschrift für die Landwirtschaft „Drinnen und Draussen“, die vor allem als Unterrichtsmittel an Landwirtschaftsschulen und Staatsbauschulen Verwendung fanden.

Für die Anwendungen im Haushalt wurden vielfältige Fachinformationen und Anzeigenmotive erstellt.

Elektrische Einbaugeräte wie Elektroherde oder Kühlschänke wurden in Schauwohnungen, wie hier im Hansaviertel der „Interbau“, als integraler Teil moderner Architektur dargestellt. Zusätzliche Kleingeräte wie die Küchenmaschine rundeten das Bild des vollelektrischen modernen Haushalts ab. Ein weiteres Referat war der Elektrizität im Bauwesen gewidmet, das vor allem in den ersten Nachkriegsjahrzehnten angesichts der umfassenden Wohnungsbaumaßnahmen einen besonderen Schwerpunkt der HEA-Tätigkeiten darstellte. Geplante Neubauten sollten mit zeitgemäßen und „zukunftssicheren“ elektrischen Installationen und Haustechnik ausgestattet und Altbauten entsprechend umgestaltet und modernisiert werden. Die Architektenberatung der HEA konzentrierte sich in dieser Form auf die Durchsetzung der Elektrizität gegenüber anderen Energieträgern, auch bei der Raumheizung. Informationen zu diesen Themenschwerpunkten wurden ab 1954 unter anderem in der Zeitschrift „Bauplanung“ verbreitet. Zudem schlossen bereits 1955 die Verbände der Elektroindustrie, der Elektrizitätsversorgung, des Elektrohandwerks und -handels mit der HEA eine „Übereinkunft zur Förderung VDE-gemäßer elektrotechnischer Erzeugnisse und Installationen“ ab, die der sicheren und ungefährlichen Elektrizitätsanwendung den Weg ebnen sollte.

Zusätzlich zur Mitarbeit bei der Entwicklung elektrotechnischer Standards und Grundausstattungen im Wohnungsbau engagierte sich die HEA im Ausstellungswesen, das in den 1950er Jahren zu neuer Blüte kam. Neben eigenen Informationsständen auf elektrotechnischen Fachmessen, berichtete sie ausgiebig über die vielen Bau- und Wohnausstellungen jener Zeit, die von der US-amerikanischen Wohnungsausstellung „Wir bauen ein besseres Leben“ (1953) bis zur vielbeachteten „Interbau“ (1957) in Berlin reichten.

Neben Ausstellungen und Messeständen maß die HEA insbesondere dem direkten Kundenkontakt eine große Bedeutung bei. Um diesen zu stärken, widmete sie sich der Aus- und Fortbildung unterschiedlicher Multiplikatoren wie Lehrern und Lehrerinnen, Elektroberaterinnen und dem Verkaufspersonal in Vorführ- und Beratungsräumen. Waren Schulen zunächst nur Lehrtafeln zur Verfügung gestellt worden, entwickelte sich bald eine engere Zusammenarbeit zwischen der HEA und schulischen Einrichtungen. Für Volks-, Berufs- und Fachschulen wurde Lehrmaterial zu Themen der Elektrizitätslehre, Gerätekunde und Wirtschaftlichkeit sowie arbeits- und betriebswirtschaftlichen Fragen zusammengestellt. Darüber hinaus gab der Arbeitsausschuss „Schule und Lehrmittel“ jährlich ein Schulsonderheft der Zeitschrift „Elektrizität“ heraus und organisierte ein Informationstreffen für Dozentinnen der Pädagogischen Hochschulen.

Titelbilder der „Bau-Planung“ aus den 1950er Jahre

„Für die Bestrahlung der Schulkinder, die unter Aufsicht des Kreisarztes in der sonnenarmen Zeit erfolgen, ist ein Steckeranschluß im Fußboden des Gemeinschaftsraumes, durch einen Deckel verschließbar, eingebaut. Auch Erwachsenenbestrahlungen werden durchgeführt.“ Quelle: Bau-Planung 9/1955, Dorfgemeinschaftshaus und Kinderhort in Mittelbuchen Im Berliner Hansaviertel entstand, parallel zur Interbau, die „Stadt von Morgen“ mit Gebäuden unter anderem der Architekten Gropius, Eiermann und Aalto. Fester Bestandteil jeder Wohnung war die elektrische Küche.

Um bereits Kinder und Jugendliche an die Elektrizität heranzuführen und ihnen deren Erzeugung, Verteilung und Anwendung didaktisch zu vermitteln, beteiligte sich die HEA auch an verschiedenen Lehrausstellungen. So unterstützte sie beispielsweise den Ausstellungspavillon „Strom für uns“, den die Hamburgischen Electrizitäts-Werke (HEW) gemeinsam mit der Elektro-Gemeinschaft Hamburg und führenden Firmen für die VDEW im Ausstellungspark „Planten un Blomen“ 1953 organisierten. Teil dieser Ausstellung war die so genannte Verständnisschau, in der Jugendlichen vom elektrodynamischen Prinzip über den Aufbau der Elektrizitätsnetze bis zum heimischen Stromzähler alles detailliert erklärt wurde.

Auf diesem Energiefahrrad in der Verständnisschau der „Strom für uns“- Ausstellung konnten Jugendliche ausprobieren, wie viel Energie sie erfahren mussten, um eine Glühbirne zum Leuchten zu bringen. Die auf der Tafel gezeigten Kilowattpreise sollten vermitteln, wie günstig es inzwischen war, elektrischen Strom im Privathaushalt zu verwenden. Mit durchdachten Gestaltungs- und Werbekonzepten wurde der elektrische Maschinenpark in den Schaufenstern und Vorführräumen des Elektrofachhandels und der Elektrizitätsversorger angeboten.

Von der HEA ausgebildet und mit Materialien versorgt, schwärmten die Multiplikatoren in ihre jeweiligen Wirkungsstätten aus, darunter insbesondere in die Lehrküchen und Vorführräume, die in den 1950er Jahren in nahezu jeder mittelgroßen Stadt zu finden waren. Deren Präsentationsästhetik ähnelte oftmals stark musealen Inszenierungen: Auf Podesten und Präsentationstischen wurden die Haartrockner, Staubsauger, Elektroherde und Küchenmaschinen nicht einfach als profane Gerätschaften für Jedermann gezeigt, sondern erhielten die Aura eines Einzelstücks, dessen Besitz ein neues Lebensgefühl versprach. Wichtiger Unterschied zu Museen jedoch war der barrierefreie Zugang zu den Geräten: Was dort unter Glas versteckt und geschützt wurde, sollte in den Vorführräumen angefasst und ausprobiert werden.

Neben der Werbung „im Feld“ widmete sich die HEA in den 1950er Jahren auch bereits verstärkt der Professionalisierung des Werbewesens. Im Juli 1953 veröffentlichte sie eine 64-seitige Broschüre mit dem Titel „Die Elektrizität – Grundlagen für die Werbung“, die der Elektrowirtschaft als Wegweiser zur überzeugenden Abnehmerberatung dienen sollte. In einem Vorabdruck zweier Abschnitte in der Elektrizität betonte die HEA den Charakter der Elektrizitätswerbung als „Beratung des Abnehmers“, die als „Verständniswerbung“ immer auch „Aufklärungsarbeit über die Elektrizitätserzeugung und -verteilung, ihre Geschichte, ihre technischen Grundbegriffe und die verschiedensten elektrizitätswirtschaftlichen Zusammenhänge“ beinhalten müsse.11 Als wesentliche Grundlagen für eine

erfolgversprechende Elektrizitätswerbung nannte der Artikel die persönliche Werbe- und Beratungstätigkeit durch Vorträge, Vorführungen und Lehrgänge, den Unterhalt verschiedener Beratungseinrichtungen wie Lehrküchen, Planungsbüros für Architekten und Ladengeschäfte mit Schaufenstern, zeitlich begrenzte Maßnahmen wie Ausstellungen, Messen und Wettbewerbe und werbende Drucksachen wie Plakate, Broschüren und Werbebriefe. Neben der Darbietung der Geräte boten die Ausstellungsräume in den 1950er Jahren auch technisches Grundlagenwissen zum Thema Elektrizität und informierten über elektrischen Strom als günstigste Energieform im Privathaushalt.

Sich mit den eigenen Augen überzeugen: Diesem Prinzip maß die HEA in den 1950er Jahren viel Bedeutung bei und organisierte und unterstützte die vielfältigen Vorführaktionen von Elektrogeräten wie hier auf der

Deutschen Industrieausstellung in Berlin 1952.

Besonders aktiv wurde die HEA im Bereich der Plakat-, Anzeigen- und Schaufenstergestaltung. Die Herstellung und der Versand von durchdachten Vorlagen sollten dem Elektrohandel bei der erfolgreichen Vermarktung ihrer Produkte helfen und den Absatz steigern. Insbesondere der SchaufensterbilderAustauschdienst gewann schnell an Bedeutung. Unterteilt in die verschiedenen Anwendungsbereiche im Privathaushalt – Beleuchtung, Kochen, Heißwasserbereitung, Kühlen usw. – sammelte die HEA Gestaltungsentwürfe der beteiligten Elektrizitätswerke und Gerätehersteller. In einfachen Zeichnungen dargestellt, fanden diese Vorlagen durch

Die HEA organisierte über einen Arbeiskreis den als „wohlgelungen“ bezeichneten Gemeinschaftsstand der Deutschen-

Elektro-Industrie.

Auch Wirtschaftsminister Ludwig Erhard (Bildmitte) besuchte den Stand.

Das mit dem 1. Preis prämierte Schaufenster des Elektrohauses Diederichsen & Co. in Essen überzeugte die Juroren vor allem durch seine „modernen, geometrischen Formelemente“ und die gute Blickführung. den HEA-Austauschdienst weite Verbreitung. Besonders gelungene Gestaltungsideen wurden von der HEA in regelmäßig stattfindenden Wettbewerben prämiert. Im Rahmen des Austauschdienstes versorgte die HEA ihre Mitglieder auch mit Werbesprüchen, um die Schlagkraft von Schaufenstern, Anzeigen und Plakaten zu verbessern und auch kleineren Energieversorgern und Händlern mit wenig Werbeerfahrung und -kapazitäten optimale Grundlagen zu bieten. Bereits im Frühling 1953 veranstaltete die HEA ihren ersten Schaufensterwettbewerb, bei dem das werbewirksamste – jedoch keineswegs das kostspieligste – Schaufenster zum Thema „Der vollelektrische Haushalt“ mit 1.000 DM belohnt worden war. In den Folgejahren wurde der Wettbewerb zu einer beliebten Institution. Dabei legte die HEA Wert auf zwei Dinge: Zum einen sollte der zuvor festgelegte Werbespruch Verwendung finden, zum anderen wurde dazu angehalten, „vergleichende Bezugnahmen auf andere Energiearten oder -träger, wie Kohle, Gas usw., die geeignet sein könnten, diese im Wettbewerb mit der Elektrizität herabzusetzen, […] zu vermeiden.“12

Die in Anzeigen, Plakaten und Schaufenstern vorzufindenden Werbebotschaften der 1950er Jahre konzentrierten sich häufig auf die Arbeitserleichterungen, welche die als modern wahrgenommene Elektrizität in allen Aufgabenbereichen des Haushalts versprach. Sprüche wie „Fehlt es dir an Arbeitskraft – nimm den Strom, der für Dich schafft!“ oder „Elektrisch leben – besser leben“ vermittelten die Möglichkeiten der Kraft- und Zeitersparnis, die durch elektrische Geräte möglich wurde und damit einen komfortablen, höheren Lebensstandard bot. Auch der niedrige Preis, für den diese Annehmlichkeiten zu haben waren oder die Ersparnis, die Elektrogeräte brachten, wurden hervorgehoben. So lautete ein häufig zu lesender Werbespruch für das elektrische Kühlen: „Was nicht verdirbt, ist gespart – drum wird’s im Kühlschrank aufbewahrt!“. Die allgemeine Konsummentalität der Nachkriegszeit, die insbesondere durch wenig Bewusstsein für den Energieverbrauch gekennzeichnet war, kam vielleicht am pointiertesten in einem Werbe-

spruch für Elektrokühlschränke zum Ausdruck: „Kaufe deinen Kühlschrank nicht zu klein ... der Haushalt wächst in ihn hinein!“

Nicht selten wurde in den Schaufenstergestaltungen und in der Anzeigenwerbung ein Vergleich mit vergangenen vorelektrischen Zeiten herangezogen, die von Mühsal und harter körperlicher Arbeit geprägt gewesen waren. Auch die Rolle der Frau wurde in den Gestaltungsvorschlägen thematisiert: So wurde die Elektrizität zu einem Wegbereiter der weiblichen Emanzipation stilisiert, ohne jedoch das noch immer vorherrschende Rollenideal der „Nur-Hausfrau“ in Frage zu stellen.

Neben der Professionalisierung der Werbung für Elektrizität war die HEA auch daran interessiert, etwas über deren Wirkung bei den Kunden und Kundinnen zu erfahren. Zu diesem Zweck widmete sich das Referat für allgemeine Werbe- und Beratungstätigkeit auch der Statistik und Marktforschung und pflegte einen regen Austausch mit Marktforschungsinstituten, dem Statistischen Bundesamt und Fachverbänden. Ab 1963 gab die HEA jährlich ihr „Statistisches Faltblatt“ heraus, das Verbrauchs- und Produktionszahlen kompakt zusammenfasste. Obwohl nur ein geringes Budget für die Aufgaben der Statistik und Marktforschung zur Verfügung stand, sah die HEA diese Aufgaben als wesentliche Grundlage für ihre Arbeit. Statistiken wurden als Ausgangspunkt für Prognosen erstellt und Marktforschung konnte als Entscheidungshilfe für künftiges Handeln erfolgreich betrieben werden. „Strom ist Trumpf“: Dieser Werbespruch fand sich in den 1950er Jahren auf Aufklebern, Plakaten und in Vorführräumen und drückte das Versprechen von Modernität, Komfort und ein bißchen Luxus aus, dass viele Deutsche nach dem Kriegsende mit elektrischen Haushaltsgeräten verbanden.

Auf die Plätze, fertig, los: Durch den Austauschdienst der HEA konnten der Fachhandel und die Elektrizitätswerke von ihrer Kreativität gegenseitig profitieren und besonders gelungene Schaufenster oder Werbewagen-Dekorationen einfach nachbauen.

Titelbilder der Kundenzeitschrift „Strom“ aus den 1950er Jahren

Im Programm des Heidelberger Energie-Verlags, mit dem die HEA zusammenarbeitete, fanden sich Werbemittel wie Schürzen, Teigschaber oder Topfhandschuhe, die – mit den entsprechenden Werbesprüchen bedruckt – an Vorstände von Hausfrauenorganisationen, Ehefrauen von Architekten oder Teilnehmerinnen von Lehrküchen-Kursen überreicht wurden. Eine besondere Aufgabe sah die HEA in der Schulung und Fortbildung von Beratungskräften. Zweimal jährlich fanden in den Räumen des Berufspädagogischen Instituts Frankfurt sechswöchige Lehrgänge zur Schulung von Haushaltsberaterinnen statt. Die Ausbildung umfasste Aufgaben von der Einzelberatung über die Veranstaltung von Vorträgen bis zur Zusammenarbeit mit Schulen. Zusätzlich fanden jährlich Arbeitstagungen auf Bundesebene statt, die der Fortbildung von Haushaltsberaterinnen und Elektroberatern dienten. Während sich die weiblichen Beratungskräfte den Belangen im Haushalt widmeten, waren ihre männlichen Kollegen für technische Fragen rund um Elektroinstallation und

Haustechnik verantwortlich.

Die HEA richtete diverse Tagungen und Treffen aus, die zunehmend internationalen Charakter erhielten. Ab 1960 war die Rubrik „Blick aus dem Fenster“ ein fester Bestandteil der HEA-Arbeitstagungen, in der Fachleute der Elektrizitätsversorger benachbarter Länder über deren Bemühungen bei der Elektroberatung berichteten. Neben den jährlich stattfindenden Arbeitstagungen richtete die HEA Hausarbeitstagungen, wie 1966 unter dem

Erster VDEW/HEA-Lehrgang für Elektroberater April 1963 in Forchheim bei Karlsruhe: Gruppenbild der Teilnehmer.

Motto „Beratung – eine Hilfe für den Verbraucher in der modernen Industrie-Gesellschaft“ aus und nahm an Schulausstellungen teil, die sich der Zusammenarbeit von Elektrizitätswirtschaft und Schulen widmeten. Themen waren die Arbeit in den hauswirtschaftlichen Unterrichtsfächern, Unterstützung im gerätekundlichen Unterricht, Experimentiereinrichtungen für den Elektrizitätslehreunterricht sowie die Elektroheizung in Schulbauten. Bereits in jungen Jahren sollten die Vorteile der elektrischen Energie erkannt werden und der Umgang mit Elektrogeräten gelernt sein.

Kreativ wurde die HEA auch durchaus bei der Suche nach Zielgruppen für ihre Aufklärungs- und Werbetätigkeiten. Neben der „klassischen“ Zielgruppe der (Nur-)Hausfrauen traten bald zum Beispiel männliche Studenten, die unter „einseitige[r] Ernährung bei angestrengter Arbeit“ litten. Die HEA unterstützte deshalb Initiativen wie das „Unternehmen Kochlöffel“ der Hamburgischen Electrizitäts-Werke, die Kochkurse für Studenten ausrichteten, um „den allein wirtschaftenden jungen Menschen einen neuen Weg zu weisen und bei den Männern mehr Verständnis für den Wert der fraulichen Hausarbeit zu wecken“.13 Unausgesprochenes, aber sicherlich verfolgtes Ziel war es dabei auch, die Männer auf diese Art und Weise bereits von der notwendigen Investition in entsprechende elektrische Geräte zu überzeugen, sobald sie in den Hafen der Ehe einliefen.

Die intensiven Beratungs- und Werbebemühungen der HEA, insbesondere im Bereich der Privathaushalte, blieben nicht ohne Erfolge. Tatsächlich stieg der Absatz von elektrischen Geräten während der 1950er Jahre rasant an. Nach den Entbehrungen des Zweiten Weltkriegs sehnten sich viele nach mehr Komfort und Luxus im Heim und einer Beteiligung am modernen Lebensstil. Ab Mitte der 1960er Jahre setzte jedoch eine Marktsättigung bei vielen Geräten ein und die erste Wirtschaftskrise der Bundesrepublik schmälerte Mitte des Jahrzehnts die Absatz- und Erfolgsaussichten. Darüber hinaus hatte die propagierte Rundum-Ausstattung der Privathaushalte mit elektrischen Geräten die altbekannte Problematik der Verbrauchsspitzen nur verschoben, denn die Benutzung von Elektroherden, Waschmaschinen und bald auch Fernsehern fand zu ähnlichen Zeiten statt. Der Marktsättigung begegnete man mit neuen zusätzlichen Kleingeräten wie Heizlüftern und Klimageräten, während man dem Problem der nächtlichen Auslastungstäler mit elektrischen Nachtspeicheröfen zu Leibe rücken wollte, die als platzsparende, kostengünstige und saubere Alternative zur Gas- und Ölheizung beworben wurden. Dass eine veraltete, nicht elektrische Haushaltsausstattung nur zum Hexenschuss führt, zeigte das gleichnamige Theaterstück „Der Hexenschuss“, das anlässlich der HEATagung in Bad Kreuznach 1955 aufgeführt wurde. Es propagierte die Elektrizitätsanwendung im Haushalt und wurde von der HEA auch als Werbefilm produziert.

Stichwort „Kabelsalat“: Schon in 1960er Jahren wies die HEA in ihren Pressemeldungen auf die notwendige Ausstattung der Elektroinstallation in der Küche hin.

Ausstellungsstände der HEA zur „Sanitär- und Heizungstechnik“ 1963 und 1969 (sanifa, später ISH)

Bundeswohnungsbauminister Lücke und Oberbürgermeister Bockelmann, Frankfurt, besuchten 1963 den HEA-Stand und ließen sich von Dipl.-Ing. Masukowitz über die großen Erfolge der Speicherheizung informieren.

Den Trend aufgreifend, widmete auch die HEA der elektrischen Speicherheizung in den 1960er Jahren besonderes Augenmerk, die den Besucherinnen und Besuchern der Fachausstellung „Sanitär- und Heizungstechnik“ ab 1960 in Frankfurt am Main nähergebracht werden sollte. 1964 trafen sich bei der von der HEA organisierten Vortragstagung „Die elektrische Speicherheizung“ 800 Architekten und Elektroinstallateure in München und bald widmete sich auch ein Referat der HEA der Elektrowärme. Die Absatzzahlen der Speicherheizung gingen steil nach oben. Aktivitäten der ElektroGemeinschaften und ein eigens produzierter Film „Wärme mit Draht“ (späterer Titel: e-heizen) sollten die Elektroheizung noch weiter nach vorne bringen und zum führenden Heizsystem machen.

EIN NEUER HEA-FILM ENTSTEHT

1969 wurde der Film „e-heizen“ realisiert und für die Umsetzung konnte der bekannte Regisseur und Science Fiction Autor Georg Zauner gewonnen werden. Zauner wurde für den Film „Energie aus Materie“ 1956 beim Deutschen Kurzfilmpreis ausgezeichnet und erlangte Bekannheit mit dem offiziellen Bewerbungsfilm der Stadt München für die Olympischen Spiele 1972.

Die Moderation der Rahmenhandlung übernahm Erich Helmensdorfer, der von 1967 bis 1972 die bekannte Fernsehsendung „Alles oder nichts“ moderierte. Der Film verfolgte ein avantgardistisches Konzept und lehnte sich eng an die damals populäre „Apollo-Berichterstattung“ im Rahmen der Mondlandungen an. Eine Studiosendung bildete den Rahmen für Einblendungen, Reportagen und Dokumentationen.

Regiebesprechung des Films„e-heizen“, v.l.n.r. E. Helmsdorfer, K. H. Böcher (HEA), G. Biermann (Produktionsleiter Inselfilm)

Dreharbeiten im Studio „e“ der Inselfilm GmbH in Haar

Direktor Henne (2. v. l.) von den Stuttgarter Neckarwerken überreicht dem Landwirtsehepaar Josenhans 1970 die begehrte HEA-Goldmedaille.

Qualifizierte ElektroInstallateure wurden mit dem Schild „Geschult für die Planung der Elektroheizung“ ausgezeichnet.

Elektrisches Heizen wurde zum festen Bestandteil elektrisch „vorbildlich ausgestatteter Haushalte“, an die die HEA ab dem Ende der 1960er Jahre sogar Goldmedaillen vergab. 1971 wurde bereits die tausendste HEA-Goldmedaille für haustechnisch vorbildliche, elektrisch ausgestattete Wohnungen vergeben. Diese verfügten nicht nur über die übliche „Weiße Ware“, sondern bedienten sich darüber hinaus der elektrischen Warmwassererwärmung sowie der elektrischen Raumheizung. Der „all-elektrische“ Haushalt wurde im Laufe der 1960er Jahre zum Non-Plus-Ultra und erklärten Ziel der Elektrizitätswirtschaft.

Das Elektro-Taschenbuch der AdW für Architekten aus dem Jahre 1942

ZUKUNFTSSICHERE ELEKTROINSTALLATION

Schon 1942, also mitten im 2. Weltkrieg, veröffentlichte die Vorgängerorganisation der HEA, die AdW, ein Elektro-Taschenbuch für Architekten. Erstmals wurden hier „zur Vorbereitung des Wohnungsbaues nach dem Krieg“ und für ein „gesundes Leben kinderreicher Familien“ ausführliche Elektro-Beratungsunterlagen für die Ausarbeitung von Bauprojekten vorgelegt. Die Planung der Hausinstallationsanlage inklusive der elektrischen Ausrüstung in Form von Lichtauslässen und Steckdosen umfasste neben den auch heute relevanten Räumen, wie Wohnzimmer und Küche, auch die Ausstattung eines Luftschutzkellers!

Gemeinsame Endverbraucherbroschüre von HEA und ZVEI aus den 1970er Jahren Nach dem 2. Weltkrieg rückten die Bauwirtschaft und speziell Wärmeversorgung, Elektroinstallation sowie der Ausstattungsgrad der Haushalte zunehmend in den Fokus der Elektrizitätswirtschaft. So wurde beklagt, dass die Architekten „dem Innenausbau ihrer Schöpfungen allzu wenig Beachtung schenkten“. Die lieblose Zwangsinstallation von Mittelauslaß und einer Steckdose pro Raum erwies sich als verhängnisvoll. Viele Neubauten der Nachkriegszeit galten bereits wenige Jahre später als veraltet und mussten, oft unter erheblichen Mehrkosten, neu installiert werden. Die HEA gründete bereits 1952 einen Arbeitskreis Architektenberatung und nutzte zahlreiche Wege zur Verbreitung ihrer Ideen. An erster Stelle ist das bis weit in die 1990er Jahre erschienene Periodikum „Bauplanung“ zu nennen, dessen erste Ausgabe 1954 erschien. Nach mehrjähriger Vorarbeit wurde 1959 das vielbeachtete Architektenhandbuch „Elektrizität im Wohnungsbau“ veröffentlicht.

Genügte in der Zeit zwischen den Weltkriegen eine durchschnittliche Leistung von 700 bis 1.000 Watt je Wohnung, so lag der Anschlusswert einer Wohnung in den 1970ern um das 10- bis 50-fache über diesem Ausgangswert. Folgerichtig beauftragte die HEA im Jahre 1976 das Institut für Bauforschung (IfB) in Hannover mit der Aufgabe, die Anforderungen, Planung und Bewertung der Elektroinstallation quantitativ und funktionell zu bewerten. Das war die Geburtsstunde der bis heute gültigen HEA-Sternekennzeichnung der Elektroinstallation. 1978 folgte die Registrierung beim RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung, die bis heute wirkt. Im Jahre 2010 wurde die RAL erstmals um die Gebäudesystemtechnik ergänzt.

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