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Zwischen Entbehrung und Zukunftsversprechen: 1945 bis 1952
Die schöne neue Welt der Elektrizität lag 1945 nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland in Trümmern. Die Überlebenden kämpften gegen Hunger und Kälte. Nur mit Hilfe von Kohlebriketts, die an Bahnhöfen und aus unverschlossenen Lagerstätten gestohlen wurden, gelang es Tausenden Familien, in den ausgebombten Häusern durch den harten Winter 1946/47 zu kommen. Der um 1930 so populäre Werbespruch „Elektrizität in jedem Gerät“ war daher in der vorerst kargen Nachkriegsära keinesfalls wieder denkbar. Die Tätigkeiten der Beratungsstellen beschränkten sich auf Vorführungen, die Hausfrauen in den Mangeljahren das sparsame Kochen mit dem elektrischen Herd lehrten.
Dennoch schlossen sich bereits 1947 die in den Besatzungszonen wirkenden regionalen Verbände der Elektrizitätswerke zusammen zur „Arbeitsgemeinschaft der Landesverbände der Elektrizitätswerke“ (AdEW) mit Sitz zunächst in Hamburg, dann für kurze Zeit in Wiesbaden und schließlich in Frankfurt am Main. Nach der Währungsreform 1948 begannen die Pioniere der Werbung und Beratung aus Elektrizitätsversorgungsunternehmen und Industrie die bewährte Gemeinschaftsarbeit aus der Vorkriegszeit wieder aufzunehmen.
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Ebenfalls 1948 wurde der Unterausschuss „Abnehmer-Beratung“ im Hauptfachausschuss 7 der AdEW „Tarife und Strombewirtschaftung“ gegründet und erhielt die Aufgabe, einheitliche Richtlinien für die Beratung der Stromabnehmer aufzustellen. Zu diesem Zweck sollte der Unterausschuss den Elektrizitätsversorgern Anregungen für ihre Beratungseinrichtungen und -maßnahmen geben, die Elektro-Gemeinschaften als Träger der Gemeinschaftsarbeit mit den einschlägigen Verbänden fördern, einheitliche Beratungsmittel schaffen und den Erfahrungsaustausch über die AdEW sowie eine Zusammenarbeit mit den angrenzenden Wirtschaftszweigen herbeiführen.
Dies wurde umso dringender als sich ab Beginn der 1950er Jahre das „Wirtschaftswunder“ anbahnte. Mit der schrittweisen Wiederinbetriebnahme von Elektrizitätswerken und der Aufhebung der durch die Besatzungsmächte erlassenen Rationierungen und Produktionseinschränkungen bei Steinkohle sowie dem Ruhrstatut kam es bald sogar zu einer Kohlenüberproduktion. Die Energiepreise fielen, während die Realeinkommen der Haushalte mit dem Wirtschaftswachstum anstiegen. Von den Konsumenten und Konsumentinnen nahezu unbeachtet fand außerdem eine grundlegende Veränderung des Energiesystems statt: Die
zuvor dominierende Primärenergie Kohle wurde bald durch das energiedichtere Erdöl abgelöst, das aufgrund der Erschließung riesiger Vorkommen in der Sowjetunion und im Nahen Osten billig war. Darüber hinaus erschien die Atomkraft als Energieform der Zukunft am Horizont und versprach den baldigen Abschied von jeglicher Energieknappheit. Ungeachtet zahlreicher ungelöster technischer Probleme und durchaus vorhandener Skepsis auf Seiten der Elektrizitätsversorger wegen immenser Kosten gliederte sich die Atomeuphorie nahtlos
Dank der elektrischen Waschmaschine konnten in den 1950er Jahren immer mehr Hausfrauen den lästigen kraftraubenden Waschtag aus dem Kalender streichen.
ein in den Zeitgeist der 1950er, der von einem starken Bedürfnis des Nachholens und dem „Wir-sind-wieder-wer-Gefühl“ geprägt war. In der entstehenden schier grenzenlos erscheinenden Massenkonsumwelt wurden der Beratung von Verbraucherinnen und Verbrauchern und dem Produktmarketing immer größere Bedeutung beigemessen.
Bereits am 22. Mai 1950 wurde zur Koordination der Kundenberatung in der Elektrizitätswirtschaft die HEA als „Hauptberatungsstelle für Elektrizitätsanwendung bei der AdEW“ bei einer gemeinsamen Tagung der AdEW-Ausschüsse „Abnehmer-Beratung“ und „Elektrowärme“ in Frankfurt gegründet und wirkte fortan als Abteilung der AdEW im Auftrag und im Sinne der Gemeinschaftsorganisation. Am 23. Mai 1950 besiegelten dann AdEW und der Zentralverband der elektrotechnischen Industrie (ZVEI) ihre Zusammenarbeit und gründeten den Hauptarbeitskreis Elektrizitätsanwendung AdEW / ZVEI. Im selben Jahr formierte sich die AdEW als Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke e. V. (VDEW) neu und nahm am 1. Januar 1951 die Arbeit auf. Damit war die inhaltliche Ausrichtung der Tätigkeit der künftig selbständigen Organisation „HEA“ vorgegeben. 6