40 | 22.11.2021 | GEFÄNGNISAUSBRÜCHE
Auf Ku
Diese Woche kommt der Film übe Walter Stürm ins Kino. Wir schildern w und präsentieren Fakten zu den S
Walter Stürm Ganze acht Mal büxte Walter Stürm (1942–1999) aus Gefängnissen aus oder kehrte nach Hafturlauben nicht zurück. Letztmals 1995. Insgesamt befand er sich acht Jahre auf der Flucht. Mal sägte er Gitter oder Fensterriegel durch, mal bastelte er sich Leitern oder seilte sich ab, gelegentlich hatte er wohl Hilfe von aussen. Besondere Bekanntheit erreichte er durch seinen Ausbruch aus der Strafanstalt Regensdorf kurz vor Ostern 1981. Damals hinterliess er in seiner Zelle einen Zettel mit der Nachricht: «Bin beim Ostereiersuchen, Stürm». Und in Freiheit veränderte er jeweils sein Aussehen mit allen möglichen Verkleidungen. Erstmals wurde der Ostschweizer Industriellensohn mit 20 Jahren straffällig, wegen des Verkaufs gestoh lener Autos. Später kamen Einbrüche, bandenmässiger Raub, Diebstähle und ein Banküberfall hinzu. Er sass nicht nur in Schweizer Strafanstalten, sondern auch in
Text: Ralf Kaminski, Mo
Der Film In ihrem Kampf gegen das rück-
ständige Rechtssystem der 1980er-Jahre findet Anwältin Barbara Hug (Marie Leuenberger) im Kriminellen Walter Stürm (Joel Basman) einen unerwarteten Verbündeten. Und je weniger Stürm sich ihrer Logik beugt, desto mehr verfällt sie seiner Faszination.
Italien, Frankreich und auf der kanarischen Insel G omera ein. Stürm lehnte sich regelmässig mit Beschwerden gegen seine Haftbedingungen auf – der Kanton Jura musste wegen ihm 1991 gar eine neue Gefängnisverordnung er lassen. Linke Kreisen stilisierten ihn deshalb zu einer Symbolfigur hoch – es kam sogar zu Demonstrationen gegen seine Isolationshaft. Diese setzte ihm auch be sonders zu. 1999 nahm er sich, erneut in Isolationshaft, im Kantonalgefängnis Frauenfeld TG das Leben.
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Personen waren am 31. Januar 2021 in der Schweiz inhaftiert – davon 5,7 Prozent oder 357 Frauen. Das entspricht einer Belegungsrate von 85,4 Prozent.
Der japanische Ausbrecherkönig
Schon vor Walter Stürm glänzte der Japaner Yoshi Shiratori (1907–1979) als veritabler Ausbrecherkönig. Vier Mal in drei Jahren brach er aus dem Gefängnis aus und tat dies immer mit kreativen Mitteln. Einmal nutzte er Miso-Suppe, um seine Handschellen und ein Inspektionsloch in der Tür zu verrosten. Ein anderes Mal verwendete er ein Stück Blech, um die Holzdielen seiner Zelle durchzusägen, und mit einer Schüssel schaufelte er sich einen Tunnel. Er starb 1979 an einem Herzinfarkt, in Freiheit.
Flucht aus Alcatraz Frank Lee Morris, John und Clarence Anglin gelang 1962 mit der Flucht von der Gefängnisinsel Alcatraz in der Bucht von San Francisco der wohl berühmteste Gefängnisausbruch. Zwei Jahre hatten sie einen Tunnel gegraben und bauten zusätzlich ein Floss. Bis heute ist unklar, ob sie überlebt haben oder während der Überfahrt ertrunken sind.
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Franken kostet ein Häftling in der Schweiz pro Tag im Schnitt