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Grosse Umfrage

12% waren in letzter Zeit neidisch auf Personen mit erfülltem Sozialleben.

Je jünger die Befragten sind, desto häufiger geben sie an, neidisch auf Personen mit einem erfüllten Sozialleben zu sein. Nutzerinnen und Nutzer von Onlinedating-Plattformen sowie selbstdeklarierte Einsame waren besonders häufig neidisch auf das erfüllte Sozialleben anderer.

17%

9%

geben an, in letzter Zeit «oft» oder «eher oft» allein Alkohol getrunken zu haben.

Zu dieser Gruppe gehören besonders häufig Männer, Nutzerinnen und Nutzer von Plattformen für Onlinedating und selbst deklarierte Einsame.

haben in letzter Zeit die Wochenenden alleine verbracht und kaum mit Menschen gesprochen.

Besonders häufig haben Befragte in Einpersonenhaushalten oder mit tiefem Einkommen, Singles, Nutzerinnen und Nutzer von OnlinedatingPlattformen sowie Personen ohne Mitgliedschaft in einem Verein die Wochenenden in letzter Zeit ohne Kontakt zu anderen Menschen verbracht.

12%

haben sich in letzter Zeit unter Menschen einsamer gefühlt als alleine mit sich selbst.

Frauen, Singles und Personen mit keinem guten Verhältnis zu ihrer Familie fühlten sich signifikant häufiger einsamer mit anderen Menschen als Vertreter von Vergleichsgruppen.

Methode der Umfrage Die Umfrage wurde vom Zürcher Institut Innofact zwischen dem 21. und 26.Oktober 2021 online durchgeführt. Die repräsentative Stichprobe beträgt 1028 Personen im Alter von 14 bis 74 Jahren aus der Deutsch-, West- und italienischsprachigen Schweiz.

11% 68%

haben Bezugspersonen, mit denen sie offen über Persönliches sprechen können.

Frauen, Ältere (ab 45 Jahren), in einer Partnerschaft Lebende und sportlich Aktive kennen signifikant häufiger als die Vergleichspersonen Menschen, mit denen sie über Persönliches sprechen können.

haben nicht genug Geld, um am sozialen Leben teilzunehmen. Sie können sich keine Restaurantbesuche, Ferien, kein Kino oder Ähnliches leisten.

Einschätzung der Einsamkeitsexpertin Noëmi Seewer (28) ist Doktorandin am Institut für Psychologie an der Universität Bern.

17%

fühlten sich in letzter Zeit oft missverstanden.

Je jünger, desto häufiger fühlten sich Befragte in letzter Zeit missverstanden.

Über die Hälfte aller Befragten, die sich häufig einsam fühlen, hat sich in letzter Zeit auch häufig missverstanden gefühlt.

36%

der Befragten lassen zu Hause «eigentlich immer» Radio und/oder Fernsehen laufen.

Besonders häufig angeschaltet sind Geräte bei über 30-Jährigen, in Einpersonenhaushalten, bei Nutzern von OnlinedatingPlattformen, bei sporadisch sportlich Aktiven und bei Personen, die zu wenig Geld für eine Teilnahme am sozialen Leben haben.

18%

fühlen sich seit Beginn der Coronapandemie einsamer als zuvor. «Früher war Einsamkeit überlebenswichtig»

17 Prozent unserer Befragten fühlen sich einsam. Ist das viel? Im ersten Moment ist das eine hohe Zahl. Schaut man sie genauer an, sind es sechs Prozent, die sich sehr oft einsam fühlen. Das ist etwas mehr, als frühere Studien ergeben haben. Vor allem Jüngere fühlen sich laut eigenen Angaben öfter einsam. Warum ist das so? Einsamkeit kann grundsätzlich alle Altersgruppen betreffen. Verschiedene Studien zeigen aber, dass es «kritische Stellen» im Lebensverlauf gibt: im jungen Erwachsenenalter, mit rund 50 und von 80 Jahren aufwärts. Dann sind die Einsamkeitswerte am höchsten. Im jungen Erwachsenenalter passiert viel, etwa die Loslösung vom Elternhaus oder der Einstieg ins Berufsleben. Beides bringt Veränderungen im sozialen Netz. Den nächsten kritischen Punkt erreichen 50-Jährige. Wieso? Die Kinder ziehen aus, man wird vielleicht arbeitslos und findet nicht gleich einen neuen Job, man lässt sich scheiden oder trennt sich. Es kann viele verschiedene Gründe dafür geben. Und dann der Klassiker: ab 80. Genau. Ältere Personen sind eher in der Mobilität und in der körperlichen Gesundheit eingeschränkt. Todesfälle im engen Umfeld sind wahrscheinlicher. Wann gilt jemand als einsam? Einsamkeit ist ein subjektives Gefühl, das aus einem Mangel entsteht. Wünsche ich mir Beziehungen und habe nicht genug davon, gibt es eine Diskrepanz zwischen Wunsch und Realität. Das gilt nicht nur für die Anzahl der Beziehungen, sondern auch für deren Qualität. Wenn jemand viele, aber oberflächliche Kontakte hat, kann sie oder er sich trotzdem einsam fühlen. Ein schmerzhaftes Gefühl. Mir ist wichtig zu betonen, dass Einsamkeit zu empfinden an sich nicht negativ ist. Es ist ein wichtiges Gefühl, das uns signalisiert, wie es um unsere sozialen Beziehungen steht. Es ist wie bei anderen Bedürfnissen: Habe ich Durst, hole ich ein Glas Wasser. Einsamkeit ist eine Art sozialer Durst: Sie kann uns motivieren, aktiv zu werden und etwas zu unternehmen, damit wir uns wieder verbundener fühlen. Trinkt man bei Durst nichts, verdurstet man. Kann man an Einsamkeit zugrunde gehen? Vorübergehende Einsamkeit ist nicht gefährlich. Andauernde Einsamkeit kann hingegen schwerwiegende Folgen für die psychische sowie physische Gesundheit haben. Man findet immer wieder Zusammenhänge mit Depressionen und Angststörungen. Es gibt Belege dafür, dass andauernde Einsamkeit mit schlechter Schlafqualität und beschleunigtem kognitivem Abbau zusammenhängt und ein Risikofaktor für Herzinfarkte und Schlaganfälle darstellt. Ist die Gesellschaft als Ganzes heute einsamer als früher? Es gibt keine Daten, die das klar aufzeigen. Früher gab es mehr Grossfamilien, man lebte eher in einer Dorfgemeinschaft. Das verkleinerte eventuell das Risiko, weil es potenziell mehr Leute im näheren Umfeld gab, mit denen man sich verbinden konnte. Trotzdem gab es auch damals schon Menschen, die sich einsam fühlten. Einsamkeit ist ein uraltes Gefühl, lange war es überlebenswichtig. Zugehörigkeit zu einem sozialen Gefüge war wichtig, um Nahrung zu be

13%

haben Angst, Festtage wie Weihnachten alleine verbringen zu müssen.

Es sind häufiger Personen in Einzelhaushalten, Nutzerinnen und Nutzer von Onlinedating-Plattformen und selbstdeklarierte Einsame, die Angst haben, die Festtage allein verbringen zu müssen.

46%

sind der Ansicht, ein erfülltes Sozialleben zu haben. 67%

haben ein gutes Verhältnis zur Familie.

Auf dem Land Lebende, Mitglieder in einem oder mehreren Vereinen, Personen mit einem erfüllten Sozialleben sowie mit Schweizer Staatsbürgerschaft haben besonders häufig ein gutes Verhältnis zu ihrer Familie.

25%

würden wenn möglich an ihrem bisherigen Leben etwas ändern, um heute weniger einsam zu sein.

Machen Sie mit

Die Universität Bern führt zum Thema Einsamkeit eine Studie durch. Es wird untersucht, ob Einsamkeit mit einem internetbasierten Selbsthilfeprogramm reduziert werden kann. Für die Studie werden noch volljährige Personen gesucht, die sich einsam fühlen und sich mit ihren Einsamkeitsgefühlen auseinandersetzen möchten. Infos zur Studie und die Möglichkeit zur Teilnahme auf www.migmag.ch/einsamkeit schaffen, eine Unterkunft zu bauen und Kinder zu erziehen. Hat uns Corona einsamer gemacht? Studien zeigen, dass sich durch die Pandemie mehr Leute einsam fühlen. Doch sobald die strengeren Massnahmen gelockert werden, sinken die Zahlen wieder. Da wäre jetzt spannend zu wissen, wie es weitergeht. In unserer Umfrage sagten 12 Prozent, dass sie sich unter vielen Leuten einsamer fühlen. Die Studienlage spricht dafür, dass vor allem die Qualität von Beziehungen entscheidet, ob man sich einsam fühlt oder nicht. Deshalb kann man sich auch in einer festen, romantischen Beziehung einsam fühlen oder wenn man von vielen Menschen umgeben ist. Doch darüber zu sprechen, kann für Betroffene sehr schambesetzt sein. Was kann man konkret gegen Einsamkeit tun? Es ist schon sehr hilfreich, wenn man merkt, dass man sich einsam fühlt. Dann kann man sich überlegen, woran es liegt: An der Qualität oder der Quantität? Sobald man dazu mehr weiss, kann man versuchen, Beziehungen den Bedürfnissen entsprechend zu verändern. Wenn es alleine nicht geht, sollte man sich professionelle Unterstützung holen. Was rät die Psychologie denn diesen einsamen Menschen? Viele Menschen haben nicht hilfreiche Gedanken über ihre sozialen Situationen, die eigene Person oder andere Menschen. Diese gilt es zu verändern. Denn sie hindern einen, sich auf soziale Begegnungen einzulassen oder sie als positiv zu erleben. Die Mehrheit gab in unserer Umfrage an, dass sie sich nicht einsam fühlt. Was kann man tun, damit es so bleibt? Ich rate, sich einen «sozialen Konvoi» aufzubauen. Man ist selbst ist in der Mitte, und rundherum befinden sich die Menschen, die einen im Leben begleiten. Für den Aufbau und Erhalt dieses Konvois muss man sich Zeit nehmen. MM