ArztAssistenz 04/2021

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Ärzt:in Assistenz Fortbildung

Herzschlag aus dem Takt

Foto: © shutterstock.com/ The Masterplan Std, Serhii Zavalnyi

Vorhofflimmern: Was Betroffene wissen sollten

Foto: © Bonni Syeda, privat

Der Sinusknoten ist eine bestimmte Gewebestruktur im rechten Vorhof des Herzens, die aus Muskelgewebe und Nerven besteht. Er sorgt dafür, dass sich die Vorhöfe des Herzens rhythmisch zusammenziehen und so das Blut gleichmäßig durch den Körper gepumpt wird. Schlägt das Herz allerdings zu schnell, zu langsam oder unregelmäßig, spricht man von Arrhythmien, also von Herzrhythmusstörungen. Die häufigste Form ist das Vorhofflimmern. Allein in Österreich sind davon rund 230.000 Menschen betroffen. Laut Schätzungen ist die Dunkelziffer von Menschen mit unerkanntem und somit unbehandeltem Vorhofflimmern hoch. Dieses Flimmern entsteht, wenn sich die Vorhöfe durch eine elektrische Störung nicht vollständig zusammenziehen. Dadurch wird das Blut nicht

Expertin zum Thema: Prof.in Mag.a Dr.in Bonni Syeda Kardiologin mit Gruppenpraxis in Wien

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Dezember 2021

mehr richtig durch das Herz gepumpt, es kann verklumpen und Gerinnsel bilden. Diese können sich lösen, in andere Organe wandern und dort den Blutfluss beeinträchtigen. Das kann beispielsweise zu einem Schlaganfall führen. Vorhofflimmern kann beschwerdefrei verlaufen, sodass der Betroffene gar nichts davon bemerkt, oder Symptome verursachen. „Typische Symptome sind Herzstolpern, Herzrasen, Schwindel, Kurzatmigkeit, Schwitzen und Schwäche. Manchmal verspürt der Patient auch ein Engegefühl in der Brust“, erläutert Prof.in Mag.a Dr.in Bonni Syeda, Kardiologin in Wien.

Dem Herzstolpern auf der Spur Bei Verdacht auf Vorhofflimmern ist regelmäßiges Pulsmessen im Ruhezustand eine gute Methode für den Patienten, sich vorerst selbst zu untersuchen (siehe Infobox 1). Zur Orientierung: Der normale Puls sollte zwischen 50 und 100 Schlägen pro Minute betragen und dabei eine gewisse Regelmäßigkeit aufweisen. Ein „Puls-Tagebuch“ kann später für den behandelnden Arzt ein

wichtiges Diagnosewerkzeug sein. Werden bei der Pulskontrolle zuhause Unregelmäßigkeiten bemerkt oder besteht Unsicherheit, muss der Hausarzt aufgesucht werden. Diagnostiziert wird eine Herzrhythmusstörung mittels eines Elektrokardiogramms (EKG). Häufig tritt das Vorhofflimmern jedoch in mehr oder weniger langanhaltenden Episoden auf, und dazwischen stellt sich der gewünschte Herzrhythmus von selbst wieder ein (paroxysmale Form). Deshalb kann es vorkommen, dass das Vorhofflimmern beim EKG nicht erfasst werden kann. Patienten dürfen sich jedoch nicht davon abhalten lassen, beim nächsten Ereignis erneut möglichst rasch eine EKG-Registrierung anzustreben. Ein eindeutiger EKG-Befund ist nämlich die Voraussetzung für das Einleiten der Therapie. Eine Diagnose-Möglichkeit stellt zudem ein Eventrecorder (auch Ereignisrekorder bzw. Loop-Rekorder genannt) dar. Es gibt diese Geräte in externer oder implantierbarer Form. Sie können die Ereignisse über einen längeren Zeitraum aufzeichnen, wenn der Patient ungleichmäßige Herzaktionen bemerkt.

Die Angst vor dem Flimmern Vorhofflimmern kann den Patienten stark ängstigen. Angst wiederum kann X Infobox 1: Richtig Puls messen Wichtig ist, den Puls immer im Ruhezustand zu messen. Uhr mit Sekundenzeiger bereitlegen. Puls mit Zeige- und Mittelfinger am Handgelenk erfühlen. Die Herzschläge für 30 Sekunden zählen, dann die Anzahl verdoppeln, um die Schläge pro Minute zu ermitteln. Bei Unregelmäßigkeiten eine weitere Minute lang den Puls messen. Ergebnisse über einen längeren Zeitraum notieren (Datum, Uhrzeit, Pulsschläge pro Minute, gleichmäßiger Schlag: ja/nein, sonstige Bemerkungen).

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