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Wenn Gelenke nicht mehr friktionslos funktionieren
Bei Arthrose die gesamte Palette von Therapieoptionen ausschöpfen
Arthrose gilt als weltweit häufigste Gelenkerkrankung. In nahezu allen Altersklassen sind Patienten von überdurchschnittlich hohem oder totalem Verschleiß des Gelenkknorpels betroffen. Mit dem Alter steigt jedoch das Risiko deutlich. So zeigen 70 bis 80 Prozent der über 70-Jährigen Zeichen einer Gelenkdegeneration. Zu dieser Erkrankung kommt es durch Um- und Abbauprozesse im Knorpelgewebe sowie im gelenknahen Knochengewebe. Grundsätzlich kann Arthrose in allen Gelenken auftreten, am häufigsten sind Knie-, Hüft-, Hand-, Finger- und Zehengelenke betroffen. Zu den Risikofaktoren zählen Fehl- oder Überbelastungen in Beruf und Sport, Verletzungen und deren Folgen, aber auch Adipositas oder Achsenfehlstellungen der Beine (X- bzw. O-Beine). Immunprozesse oder Stoffwechselerkrankungen können ebenfalls ursächlich sein. Zu Letzteren zählen Gicht, Eisenspeicherkrankheit, SchilddrüsenÜberfunktion, Magnesiummangel und auch Diabetes mellitus. Infrage kommen als Auslöser auch Nebenwirkungen von Medikamenten. So können etwa Blutgerinnungshemmer oder bestimmte Antibiotika zu irreversiblen Schäden führen – Letztere insbesondere bei Kindern und Jugendlichen in der Wachstumsphase.
Vereinbarkeit von Sport und Arthrose
„Mit Sport kann man den negativen Begleiterscheinungen von Arthrose entgegenwirken, deshalb wird er zur Vorbeugung der Arthrose empfohlen“, berichtet Orthopäde Priv.-Doz. Dr. Ralf Rosenberger von Ortho Unfall Tirol aus seiner Praxis für ganzheitliche Gelenkchirurgie. „Gleichzeitig kann Sport aber auch zu Arthrose führen.“ Als „Klassiker“ der arthrosebegünstigenden Sportverletzungen gelten Schienbeinkopffrakturen, der Riss des vorderen Kreuzbandes oder ein Meniskusriss. „Vor 20 bis 30 Jahren wurde ein gerissener Meniskus häufig noch entfernt. Nun sehen wir oftmals als Resultat, dass die betroffenen Patienten schon vorzeitig Arthrose entwickeln, weil dann der Meniskus als ganz wesentlicher Stabilisator und Stoßdämpfer für das Kniegelenk fehlt“, erläutert der Innsbrucker Unfallchirurg und Sporttraumatologe Dr. Christoph Raas.
Schmerz mit Anlauf
Das Beschwerdebild ist geprägt durch bewegungsabhängige Gelenkschmerzen. Oftmals wird ein sogenannter „Anlaufschmerz“ beschrieben, der mit Fortdauer einer bestimmten Bewegung nachlässt. Die Intensität der Schmerzen steht nicht unbedingt im Zusammenhang mit dem Ausprägungsgrad der Arthrose. Weitere Signale sind Gelenkergüsse oder knotige Auftreibungen im Bereich der Gelenke, eine eingeschränkte Beweglichkeit, Kraftlosigkeit, ein deutliches Knirschen und ein Reiben der Gelenke. Im schlimmsten Fall führt die Erkrankung zu Gelenkdeformationen oder totaler Bewegungsunfähigkeit. Die Prognose der Arthrose variiert je nach Ursache. So verläuft eine Arthrose bei den einen Patienten lange Zeit schmerzfrei, während es bei anderen innerhalb kurzer Zeit zu einem rasch fortschreitenden Abbauprozess kommt. „Es gibt allerdings eine breite Palette therapeutischer Maßnahmen, die nach ausführlicher Befunderhebung individuell auf den Patienten abgestimmt werden können“, so Doz. Rosenberger.
Vorerst auf konventionelle Art
Bei frühzeitiger Diagnostik und Therapie lässt sich in vielen Fällen der Gelenkersatz hinauszögern oder sogar vermeiden. Die Basis bildet die systemische bzw. lokale Schmerztherapie gemäß dem von der WHO empfohlenen Stufenschema mit Medikamenten aus unterschiedlichen Substanzgruppen. Eine Möglichkeit – vor allem in aktivierten Phasen – stellen Kortisoninjektionen gegen die akute Entzündung dar. „Nach zwei bis drei Tagen tritt bei den Patienten meist eine deutliche Besserung der Beschwerden ein“, sagt Dr. Raas. „Als ‚Schmiermittel‘ hat sich Hyaluronsäure bewährt, die auch in der natürlichen Gelenkflüssigkeit enthalten ist.“ Durch die Arthrose verändert sich die Gelenkflüssigkeit, es kommt zu Zerfallsprodukten, die den Restknorpel angreifen. In den letzten Jahren hat sich dazu ergänzend die Eigenbluttherapie mit autologen Thrombozytenkonzentraten etabliert, wodurch sich eine Erleichterung der
Dieser Beitrag wurde im Fortbildungs-Fragebogen auf S. 19 berücksichtigt.
Foto: © OrthoUnfall, Tirol
Experte zum Thema: Priv.-Doz. Dr. Ralf Rosenberger
Facharzt für Orthopädie, Traumatologie und Unfallchirurgie, Innsbruck
Beschwerden erzielen lässt. Zahlreiche Optionen konservativer Maßnahmen bietet die Physikalische Medizin. Hier kommen beispielsweise Physiotherapie (Mobilisierung, Muskelkräftigung, Dehngymnastik und Koordinationsschulung), Kälte- oder Wärmetherapie, Wassertherapie, Elektro- sowie Magnetfeldtherapie zur Anwendung. Aber auch orthopädische Hilfsmittel wie Pufferabsätze, Keilkissen, Sitzerhöhungen, Entlastungsorthesen oder Bandagen können hilfreich und schmerzlindernd sein.
Wenn kein Weg mehr an der Endoprothese vorbeiführt
Sind sämtliche konservative Maßnahmen ausgeschöpft, ist eine Endoprothese oftmals die letzte Möglichkeit, um eine gute Gelenkfunktion wiederzuerlangen. Hierbei kommt es am häufigsten zum Ersatz des Knie- oder Hüftgelenks. Um mit dem Patienten nach dem Eingriff möglichst rasch physiotherapeutisch arbeiten zu können, sollten vorab Muskelstatus und Gelenkfunktion durch „Prehab“-Maßnahmen auf das bestmögliche Niveau gebracht werden. Generell ist das Ziel vor der OP, eine optimale Konstitution des Patienten zu erreichen. Dies hat letztlich auch einen sehr positiven Effekt auf die Behandlung nach der Operation. Eine sehr bedeutende Entwicklung im Bereich der Endoprothetik ist, dass einige Hersteller Implantatgößen in Millimeterschritten abstufen. Dadurch können Implantate mittlerweile in allen Dimensionen maßgenau an den Patienten angepasst werden. Durch Beimengung von Vitamin E in die Polyethylengleitflächen wird – durch die damit verbundene Reduktion des Abriebkoeffizienten – die Haltbarkeit deutlich verlängert. Interessant ist die intraoperative Unterstützung einzelner Operationsschritte durch Roboter, wenngleich die Vorteile dieser Technologie auch mit Nachteilen oder Gefahren verbunden sind und einen erfahrenen Chirurgen nicht nur nicht ersetzen können, sondern geradezu voraussetzen. „Die meiste Erfahrung in der Endoprothetik findet sich in der Regel bei Chirurgen, die auch mit Revisionsoperationen bestens vertraut sind“, bringt es Doz. Rosenberger auf den Punkt. Um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen, sind anschließende Rehabilitationsverfahren mit einer guten Abstimmung zwischen dem Patienten, dem Arzt und dem Therapeuten wichtig. Während der gesamten Behandlungsperiode werden die Patienten im Idealfall regelmäßig von den behandelnden Ärzten nachbetreut.
Experte zum Thema: Dr. Christoph Raas, PhD
Facharzt für Unfallchirurgie, Innsbruck
Margit Koudelka
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