AUS DEM RATHAUS
Wir trauern um Wolfgang Bethke
Herr Bethke hatte das Amt als Chronist von Siegertsbrunn mehr als 25 Jahre lang inne. Wer ihn nicht kannte, stellt sich vielleicht unter einem Chronisten einen menschenscheuen Zeitgenossen vor, der hauptsächlich Papiere wälzt. Doch genau das Gegenteil war der Fall: Herr Bethke war ein leutseliger Mann, der sich ernsthaft für die Menschen und ihre Familiengeschichten interessierte – und genau das machte ihn zu einem so guten Chronisten der Geschichte von Siegertsbrunn. Die Beschäftigung mit der Geschichte war ihm nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Als Arbeiterkind aus Sachsen kam er nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst als einfacher Knecht ins Allgäu. Zeit seines Lebens war es ihm aber wichtig, sich zu bilden und so erarbeitete er sich über berufliche Stationen in Bergwerken und bei der Bundeswehr stetig seine Position in der Gesellschaft. Interessiert blieb er dabei immer – und das brachte ihn wohl auch dazu, die Geschichte eines Einödhofes in Niederbayern zu erforschen, der einer befreundeten Familie gehörte. Dem folgten weitere Hofgeschichten. Wegen seiner Bauernhofchroniken wurde er schließlich im Jahr 1995 von unserem damaligen Ersten Bürgermeister Rudi Mailer gefragt, ob er nicht die Chronik von Siegertsbrunn schreiben wolle. Nach kurzer Bedenkzeit nahm Herr Bethke diese Aufgabe an und widmete sich ihr äußerst engagiert. Er befasste
H.-S./MAI 2022
Im hohen Alter ist unser langjähriger und hoch geschätzter Ortschronist von Siegertsbrunn, Wolfgang Bethke, verstorben. Seiner Familie und den Angehörigen gilt unser Mitgefühl und wir sprechen unsere besondere Anteilnahme aus.
sich mit alten Urkunden und Fotografien, aber vor allem immer wieder mit den Familien in Siegertsbrunn und den Menschen, die ihm ihre Geschichte erzählten. Aus seiner Arbeit entstanden zwei Bücher, der Bildband „Siegertsbrunn in alten und neuen Bildern“ und das „Heimatbuch Siegertsbrunn“. Erst Anfang 2021, schon im hochbetagten Alter, legte Herr Bethke sein Amt als Ortschronist nieder. Darüber hinaus war er auch langjährig für den Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge tätig und erzielte bei den jährlichen Sammlungen immer beste Ergebnisse. Im Jahr 2016 wurde er für sein Engagement von der Gemeinde mit der Ehrenmedaille in Gold ausgezeichnet. Auch wenn er in Höhenkirchen wohnte, so hatte Herr Bethke zu „seinen“ Siegertsbrunnern doch immer ein ganz besonderes Verhältnis. Die ganze Gemeinde wird ihn schmerzlich vermissen. gmv (Foto: typeo, 2003)
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