UNSER GEMEINDELEBEN H.-S./JULI 2021
52
Der Leonhardi-Marktmeister Also von vorne: Mein Großvater war Zimmermeister und ab 1905 für die Marktstände auf der Leonhardiwiese zuständig. So ein Marktstand bestand aus senkrechten Stangen mit einer Stärke von 5 bis 8 cm und mit einer Gesamt-Abmessung von 3,5 m x 1,20 m. Je nach Anzahl der Marktfieranten wurden ca. 30 Stände benötigt. Am Montag vor dem Fest wurde mit dem Aufbau der Stände begonnen, drei Mann benötigten dafür fünf Tage. Pro Stand mussten vier Rund-Pfähle mit dem Schlegel in den Boden eingeschlagen werden und die Bretterplatten wurden zwischen den Stangen eingehängt! Auf diesen Platten wurden die Waren zum Verkauf angeboten, z. B. Strohhüte, Stricke, Besen, Spielwaren, Eis, Zuckerwatte, Luftballone, Türkischer Honig, Gewürze, Werkzeuge, Gürtel, Sonnenbrillen, Schürzen, Jacken, Schaufeln, Bürsten, Handschuhe und viel Kleinzeug. Die Abdeckplanen für die Stände mussten die Marktfahrer selbst mitbringen!
Die Fieranten kamen teilweise mit der Eisenbahn aus München und Umgebung an und legten ihre Waren auf Bahnhofs-Handkarren und transportierten diese zur Leonhardiwiese. Die Marktstände wurden nach dem 2. Weltkrieg bis 1962 vom Zimmereibetrieb meines Vaters aufgebaut. Ich musste als Jugendlicher und Zimmerlehrling kräftig mithelfen. Nach dem Fest musste alles wieder abgebaut werden, die Stangen und Bretterplatten wurden in einer Hütte, wo sich heute der Schlittenberg befindet, für 360 Tage untergebracht. Mein Vater war der Standlbauer und zugleich Marktmeister und Leonhardi-Komitee-Vorstand bis zu seinem Tod im Juli 1994. Seit dieser Zeit habe ich das Amt des Marktleiters übernommen. Die Marktfahrer kommen mit dem Auto und Anhänger nach Siegertsbrunn und bringen nun seit ca. 60 Jahren ihre eigenen Stände mit. Bei der Organisation, Einteilung und Planung der Fieranten ist mir mein Sohn Martin seit vielen Jahren behilflich.