Kölner Straßenzeitung Draussenseiter 11/2020: Ab auf’s Rad

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KÖLNER INITIATIVE

Der lange Weg zur (Auto-)Freiheit Fotos: Privat

VON SABINE BÜttNER & JENS hÜttENBERGER

Mitglieder der Initiative freuen sich über die Abgabe des Antrags

U

ngewöhnlich ruhig ist es am 18.

Veedels sollen nicht mehr eine enge und

tert. Nicht zuletzt deshalb macht sich

Juni 2017 um 8 Uhr morgens in

laute Straße vorfinden, sondern beson-

die Initiative im Bürgerantrag für einen

Köln­Deutz. Kein Auto fährt, fast

dere Aufenthaltsqualität auf der Deutzer

zeitlich beschränkten Verkehrsversuch

alle Parkplätze sind frei. Die Straßen des

Freiheit erleben. Es soll mehr Platz für

stark. Eine neue Situation wird nicht

Deutzer Zentrums, ein Gebiet, das sich

nachbarschaftliche Begegnungen entste­

gleich zementiert, sondern alle haben

von der Siegburger Straße über die Min­

hen. Deutz könnte – so die Idee des

die Möglichkeit, Erfahrungen zu sam­

dener Straße und den Gotenring bis zur

Antrags – zu einem Aushängeschild

meln. Die Verantwortlichen können

Severinsbrücke erstreckt, sowie eine

einer nachhaltigeren Stadt Köln werden.

durch einen Verkehrsversuch lernen

Hälfte der Deutzer Brücke sind für den

Der Antragstellung vorausgegangen

Autoverkehr gesperrt. Denn in zwei

waren zahlreiche Treffen und Diskussi­

Stunden beginnt „Der Tag des guten

onen. Die Initiatorinnen und Initiatoren

Lebens“.

trafen sich mit Vertreter*innen aus der

Positiver Entscheid der Bezirksvertretung Innenstadt

Später schreibt der Kölner Stadtanzei­

Politik, luden Gewerbetreibende ein und

Neun Monate nach dem Einreichen des

ger über die Veranstaltung: „Deutz zeigt,

führten Gespräche mit der Interessenge­

Antrags, nach einer ersten Prüfung der

wie sich der öffentliche Raum zurück­

meinschaft der Händler,

Verwaltung, entscheidet

erobern lässt“. Für einen Tag. Aber lässt

der IG Deutz. Bei Stadt­

die Bezirksvertretung

sich dieser Raum nachhaltig in Besitz

festen präsentierten sie

Innenstadt im Juni 2020

nehmen? Wäre es nicht schön, wenn die

ihre Ideen und stellten

über den Antrag – und

örtliche Einkaufsstraße, die Deutzer

ihr Konzept bei einer

zwar einstimmig positiv:

Freiheit, autofrei wäre? Diese Fragen

Versammlung im örtli­

Der Versuch einer auto­

lassen einige Anwohnerinnen und

chen Bürgerzentrum

freien Deutzer Freiheit

Anwohner nicht mehr los; sie gründen

vor, zu der 160 Deutze­

soll gestartet werden.

die Initiative „Deutzer (Auto)Freiheit“.

rinnen und Deutzer

Nun ist wieder die Ver­

Ihr Ziel: Wege für eine autofreie Deutzer

kamen. In diesen Gesprä­

waltung am Zug: Sie ist

Freiheit zu konkretisieren.

chen hörten sie Beden­ ken der Gewerbetreiben­

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und – wo nötig – nachjustieren.

„Was ist dir wichtig für die Deutzer Freiheit?“, fragten die Initiator*innen am Deutzer „Tag des guten Lebens“. Klebepunkte zeigten das Ergebnis.

beauftragt, ein konkre­ tes Umsetzungskonzept

Bürgerantrag will mehr Lebensqualität

den und Anwohner*in­

Zwei Jahre dauert es, bis der entschei­

Zuspruch und konstruk­

dende Schritt gegangen wird: Im Sep­

tive Vorschläge. Die größten Befürchtun­

beginnen. Dann zeigt sich, wann, wie

tember 2019 reicht die Initiative eine

gen sind nach wie vor, dass Kunden aus­

bzw. in welchem Umfang die Straße frei

Bürgereingabe bei der Stadt ein. Bewoh­

bleiben und sich die Verkehrssituation

von Autos sein wird.

ner*innen und Besucher*innen des

in den umliegenden Straßen verschlech­

 www.deutzautofrei.de

nen, aber auch viel

zu erstellen. Die offiziellen Planungen sollen noch in diesem Jahr


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