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Fahrradliebe

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Fotos: Anemone Träger

ERZÄHLT VON DRAUSSENSEITER-MITARBEITER*INNEN

Anemone Träger Warum ich (alle meine) Fahrräder liebe

Ein Fahrrad bringt mich zur Arbeit und passt sehr gut in den Zug. Wenn die Sonne scheint, fahre ich damit die 30 Kilometer nach Hause und bin glücklich, wenn ich dort ankomme. Sollen die anderen doch im Stau stehen. Mit dem Mountainbike kann ich auch mal eine Treppe runterfahren. Mit viel Spaß und Adrenalin kann man sogar den Herkulesberg („Mont Klamott“ ist der größte von elf Trümmerbergen im Kölner Stadtgebiet - die Red.) erklimmen. Mein altes Peugeot-Rennrad (Bild links) hat einen Gepäckträger und ein Licht, perfekt für die Stadt, um überall hinzukommen. Zu jeder Tageszeit. Es stand allein bei einem Freund im Keller und verstaubte. Am Ende aber hat er es mir geschenkt, weil er ein guter Freund ist. Der „Randonneur“ ist ein Reiserad und fährt mit mir in den Urlaub. Bis jetzt waren wir schon 2.000 Kilometer zusammen unterwegs. Die Liebe hält. Mein Koga Miyata ist das Schönste. Sieht toll aus und darf sonntags raus zu Kaffee und Kuchen. Es begegnete mir im Fahrradabteil meines Zuges und der damalige Besitzer hat es mir noch dort verkauft. Ich war sofort verliebt. Jetzt hab ich mich in einen Mann verliebt und meine Fahrräder haben Nachwuchs bekommen. Mein Freund hat auch schon vier Räder.

Anemone träger – freie Fotografi n und Wahl-Ehrenfelderin – ist fast nur mit dem Fahrrad unterwegs. Ein Auto besitzt sie nicht.

Mirijam Günter Ein Leben wie ein Rad – nicht von der Stange

„Das ist doch viel zu teuer. Das fi ndest du doch gar nicht mehr. Was ist das denn für eine bescheuerte

Idee?“

Das waren die Reaktionen, als ich vor vielen Jahren auf die Idee kam und sie verkündete, dass ich mir ein Bonanzarad zulegen wollte. Aber ich war ja solche Aussagen gewohnt, verstanden haben meine Träume nie viele Leute.

So wenig wie mich.

Dass ich meine Kochausbildung schmiss, ließ mein Umfeld zu Bemerkungen hinreißen, dass es doch nicht sein könne, dass man seine wirklich allerletzte Chance so verspielen könnte. Eine allerletzte Chance auf was? Auf ein für mich unglückliches Leben? Aber wenn Foto: Simon Veith

Leute mich nicht verstehen, dann kämpfe ich erst recht! Und so verbrachte ich Stunden vor dem Computer und wurde fündig!

Ein bezahlbares Bonanzarad, 80 Kilometer von Köln entfernt! Ich bequatschte den Künstler Christian Gottschalk so lange, bis er sich mit mir ins Auto setzte und mir das Rad holte. Dafür schulde ich ihm bis heute noch ein Bier. Mit meinem neuen Rad cruiste ich erst durch die hippen Straßen meines Hafermilch-CappuccinoBionaden-Stadtteils und raste dann, ausgezeichnet mit einem Literaturpreis, in ein neues Leben. Egal, was in meinem Leben passiert, mein Rad steht mir treu zu Seite. Grafi k: Lange

Mirijam Günter – Schriftstellerin und Publizistin – ist in verschiedenen heimen aufgewachsen, was auch ihr Schreiben und die themen ihrer Bücher prägte. Sie ist trägerin des Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreises und gibt Schreibwerkstätten.