Strategie für die industrielle Gesundheitswirtschaft

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Strategie für die industrielle Gesundheitswirtschaft

erfolgreiche Wiederhochfahren der Wirtschaft in der Corona-Krise nur mit der Branche und mit der Produktion von Schutzausrüstung sowie insbesondere intensivmedizinisch genutzten Medizinprodukten wie Beatmungs- bzw. Diagnosesystemen, Spritzenpumpen und Desinfektionsmitteln sowie Arzneimitteln, vor allem für die Intensivmedizin, denkbar waren. Die Krise hat im Brennglas gezeigt, wie wichtig Gesundheit als Grundlage gesellschaftlicher Entwicklung ist und dass die iGW dafür essenzielle Leistungen bereitstellt. Neben den genannten Produkten haben sich die exzellente Expertise von hervorragenden Wissenschaftlern und Forschern im eigenen Land und das Teilen von Wissen durch die intensive Vernetzung von iGW und Wissenschaft als entscheidender Faktor erwiesen. Es ist kein Zufall, dass mit den ersten SARS-CoV-2 Tests und der weltweit ersten und völlig neuen Impfstoffgeneration auf Basis von mRNA zwei der zentralen Komponenten der Bekämpfung der Pandemie aus Deutschland kommen. Die Coronapandemie hat gezeigt, dass die iGW zur Versorgungssicherheit beiträgt, sich als Partner in der Pandemiebekämpfung als unverzichtbar erweist und auch deshalb Gesundheitsausgaben nicht länger als reiner Kostenfaktor gesehen werden dürfen. Die industrielle Gesundheitswirtschaft sollte vielmehr als integraler Teil der Strategie der nationalen sowie europäischen Sicherheit gesehen werden. Die Lehren aus der Pandemie müssen sicherlich national, vor allem aber auch gemeinschaftlich, in Europa und auf globaler Ebene gezogen werden. Deutschland und die EU müssen jetzt die Weichen für eine nachhaltige Innovationsförderung, einen gemeinsamen europäischen Gesundheitsdatenraum und ein digitalisiertes Gesundheitswesen stellen, in dem der Zugang und die Nutzung von Daten zu Forschungszwecken auch für die industrielle Forschung gewährleistet sind. Krisenbedingte Auswirkungen auf die Branche Insgesamt bauen die Unternehmen der industriellen Gesundheitswirtschaft als Innovations- und Beschäftigungsmotor eine Brücke zwischen gesellschaftlichem Nutzen und wirtschaftlicher Erholung. Damit kann es Europa aus dem Krisenmodus schaffen und international wettbewerbsfähig bleiben. Dennoch wissen wir bereits heute: Die Auswirkungen der Corona-Krise machen auch vor der Gesundheitswirtschaft nicht halt: Das zeigt die Blitzbefragung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) von Mai 2020 zu den wirtschaftlichen Folgen von Covid-19. Nur wenige Unternehmen profitieren direkt von dem stark gestiegenen Bedarf an Produkten, die zur Bekämpfung der Pandemie eingesetzt werden, wie beispielsweise Desinfektionsmittel, Schutzausrüstung, Beatmungsgeräte und diagnostische Tests. Den knapp sechs Prozent, die eine Umsatzsteigerung für das Jahr 2020 erwarten, stehen mehr als 70 Prozent der Betriebe in der Gesundheitswirtschaft gegenüber, die sich mit Umsatzausfällen konfrontiert sehen. Fast jedes fünfte Unternehmen befürchtet gar einen Rückgang des Gesamtumsatzes 2020 von mehr als 50 Prozent. Zum Tragen kommen hier die negativen Auswirkungen der bundesweiten Verschiebung aller planbaren Operationen, der Rückgang von Arztbesuchen und Verordnungen sowie ein Einbruch der Exportgeschäfte. 8 Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die Herbstumfrage 2020 des Bundesverbands Medizintechnologie (BVMed). Laut BVMed werden die Unternehmen der MedTech-Branche unter dem Strich im Jahr 2020 einen Umsatzrückgang von 4,9 Prozent hinnehmen müssen, und das obwohl einige Produkte in der Corona-Krise einen Nachfrageboom erlebt haben. 9 Eine Erholung ist aber laut Prognose des Zentralverband Elektrotechnikund Elektronikindustrie (ZVEI) zum Weltmarkt Elektromedizin 2021 bereits im kommenden Jahr 5F6F

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Sonderauswertung der 3. DIHK-Blitzumfrage, Corona: Gesundheitswirtschaft weiterhin stark betroffen, Mai 2020. BVMed-Herbstumfrage 2020, Oktober 2020.

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