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Arbeitskräfte
Arbeitskräfte
Status quo
▪ Die Position der iGW als Schlüsselindustrie Deutschlands ist in Gefahr, wenn durch fehlende Fachkräfte Innovationen ausbleiben, Forschungsergebnisse nicht schnell genug in marktfähige Produkte umgewandelt und medizintechnische und pharmazeutische Erzeugnisse nicht nachfragegerecht hergestellt und vertrieben werden können.
Bereits jetzt fehlen in der Gesundheitswirtschaft Fachkräfte. Dies gilt für den Kern der
Gesundheitswirtschaft, das Gesundheits- und Sozialwesen, ebenso, wie für die Gesundheitsindustrie. Sind es im Gesundheitswesen vor allem Ärzte und Pflegekräfte, die knapp werden, so fehlen in der Gesundheitsindustrie vor allem Ingenieure und Fachkräfte im Bereich der Produktion. Klar ist: Fachkräfte tragen wesentlich zum Erfolg der hoch-spezialisierten Unternehmen der iGW bei. Fehlende Qualifizierung, vor allem im
Bereich der Produktion, wird oft durch lange und intensive Anlern- und Qualifizierungsaktivitäten begleitet. Für die Branche ist der zunehmende Fachkräftemangel ein Engpassfaktor. ▪ Lebenslanges Lernen betrifft auch die medizinischen Berufe, deren Methodik sich durch die Digitalisierung massiv verändert. Dies betrifft neben den Arbeitsprozessen auch den
Umgang mit vernetzter Technologie. ▪ Die industrielle Gesundheitswirtschaft ist nach wie vor einer der Jobmotoren in Deutschland. Trotz hoher wirtschaftspolitischer Risiken sowie verstärkter Schwierigkeiten bei der Gewinnung und Bindung von Fachkräften, deuten die Zeichen weiterhin auf einen
Beschäftigungszuwachs hin. ▪ Der Fachkräftemangel stellt laut DIHK-Report Gesundheitswirtschaft von Herbst 2019 das Top-Risiko aus Sicht der Betriebe in der Gesundheitswirtschaft dar. 65 Prozent sehen ihn als Gefahr für ihre Geschäftstätigkeit an. Die Sorge um fehlende Fachkräfte ist damit in der Gesundheitswirtschaft nach wie vor noch stärker ausgeprägt als in der Gesamtwirtschaft (hier 56 nach 59 %). 71F82F 84 ▪ Neben Problemen bei der Suche und Bindung geeigneter Fachkräfte, sind auch hohe
Arbeitskosten ein Risiko für die iGW-Unternehmen. ▪ Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz ist ein wichtiger Meilenstein im Hinblick auf die
Fachkräftesituation in den Gesundheitsberufen, kann aber lediglich zur Schließung eines Teils der Fachkräftelücke beitragen. ▪ Die Industrie ist über ihre Verbände an den regelmäßigen Neuordnungen der Ausbildungsberufe beteiligt und richtet diese ständig an den aktuellen Gegebenheiten aus.
Ein Beispiel sind die neugeordneten informationstechnischen Berufe, die insbesondere
Inhalte zur Datensicherheit erhalten haben. Auch die elektrotechnischen Berufe sind bereits mit digitalen Zusatzqualifikationen (Programmierung, IT-Sicherheit, Digitale Vernetzung) ausgestattet worden. Die Abstraktion, welche die Ausbildungsordnungen
84 DIHK-Report Gesundheitswirtschaft – Gesundheitswirtschaft unter Druck, Herbst 2019, Dezember 2019.
auszeichnet, ist dabei von Vorteil, weil allein dadurch schon Zukunftsgestaltung möglich wird. ▪ Es hat sich bewährt, die Inhalte der Ausbildung den Sozialpartnern zu überlassen, da sie Garanten für aktuelle und bedarfsgerechte Inhalte sind.
Vision
▪ Nicht nur Wissensvermittlung auf dem Spitzenniveau internationaler Forschung, sondern auch pädagogisch-didaktisches Können, gepaart mit sozialem Engagement, ist für eine nachhaltige Innovationskultur und ein hervorragendes Gesundheitssystem zum
Wohle des Patienten in Deutschland notwendig. ▪ Die fortschreitende Spezialisierung bei gleichzeitigen interdisziplinären Wechselwirkungen in Prävention, Diagnose, Therapie und Rehabilitation machen eine bessere Ausund Weiterbildung der Ärzte, Pharmazeuten, Naturwissenschaftler und Techniker in der
Gesundheitsversorgung sowie der weiteren Angehörigen der Pflege- und Heilberufe auf dem jeweils wissenschaftlichen Höchststand notwendig. Im Bereich der Aus- und Weiterbildung kommt zudem der Überwindung starrer fachlicher Grenzen eine hohe Bedeutung zu. Darüber hinaus besteht die Notwendigkeit der digitalen Bildung/Weiterbildung des eingesetzten medizinischen Personals, damit dieses in der Lage ist, die neuen
Technologien am Patienten anzuwenden.
Lösungsvorschläge
▪ Bildungspolitik und Sozialpartner sind gefordert, bedarfsgerechte Berufsbilder (z. B.
Data Nurses) zu schaffen und gegebenenfalls auch bestehende Ausbildungsmodelle zu überdenken. Des Weiteren sollten die Weiterbildungsangebote für die Berufsbilder der
Gesundheitswirtschaft ausgeweitet und an die Bedarfe der verschiedenen Unternehmen angepasst werden. Die digitale Aus- und Weiterbildung sollte künftig Pflichtbestandteil in allen Berufsbildern der Gesundheitswirtschaft werden. ▪ Studiengänge in Naturwissenschaften attraktiver machen und bereits in den Schulen die naturwissenschaftliche Ausbildung in Chemie, Biologie, Physik und Mathematik verbessern. ▪ Fachkräftegewinnung im In- und Ausland muss weiter verstetigt werden sowie den Zuzug ausländischer Wissenschaftler und Studenten erleichtern. ▪ Das Verständnis zwischen Akademia, Industrie und Venture Capitalists (VCs), beispielsweise durch entsprechende Ausbildungsprogramme, weiter verbessern. ▪ Austausch über Köpfe, z. B. Durchlässigkeit der Ausbildungs- und Beschäftigungssysteme zwischen akademischer Welt und Industrie erhöhen, Vernetzung von Forschung, Ärzten und Wissenschaft ausbauen. ▪ Eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung der getroffenen Vereinbarungen ist eine schnelle, pragmatische und flankierende Umsetzung des Digitalpakts. Die