Strategie für die industrielle Gesundheitswirtschaft
Gesundheit digital 44 ), Vermeidung der Abschreckung von Innovationsnutzung durch Fehlanreize in der Therapiesteuerung aus Wirtschaftlichkeitsgründen. Eine exzellente Grundlagenforschung ist für die iGW und besonders für die chemisch pharmazeutische Industrie essenziell. Hochschulen sind daher finanziell besser auszustatten. Die Möglichkeiten zur qualifizierten Weiterbildung Berufstätiger müssen ausgeweitet werden. Unternehmertum kommt in der Schul- und Hochschulbildung aktuell kaum vor. Hier bestehen ungenutzte Potenziale, das Bild des Unternehmers in der Gesellschaft zu verbessern. Bessere Bedingungen für anschauliche naturwissenschaftliche Bildung und für Unternehmertum schaffen. Ein systematisches Curriculum für Naturwissenschaften, Technik und Informatik sollte bereits in der Grundschule eingeführt sowie ein durchgehender, qualitativ hochwertiger und praxisnaher MINT-Unterricht (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) in den weiterführenden Schulen gesichert werden. Auch in den Bereichen Programmierung und Vermittlung von Zukunftstechnologien (z. B. KI, Blockchain) sollte über Unterrichtsangebote nachgedacht werden. Der Link zwischen Theorie und Praxis bzw. Grundlagen- und angewandter Forschung sollte gestärkt werden – angefangen mit einem positiven Mindset für Unternehmertum in Schulen und Universitäten. Das macht auch eine stärkere Zusammenarbeit bei Bildungsprojekten notwendig. Eine Kultur des Mutes, der Neugier und der Risikobereitschaft schaffen, mit anderen Worten, eine Unternehmer- und Aufsteiger-Kultur, welche die Gründungen und erfolgreiche Weiterentwicklung von Unternehmen gesellschaftlich attraktiver werden lässt; gescheiterten Gründern muss eine zweite Chance eingeräumt werden. Unternehmerpersönlichkeiten gründen Start-ups, überführen Wissen in Innovation und Wertschöpfung und etablieren zukunftsweisende Arbeits- und Geschäftsmodelle. Dafür müssen infrastrukturelle Voraussetzungen geschaffen werden, wie ein funktionierendes Finanzierungs-Ökosystem, das das nötige Risiko- und Wachstumskapital bereitstellt. Technologierorientierte Gründungen sowie Technologieentwicklungen von industriestrategischer Bedeutung (z. B. Bioökonomie) sind ein wichtiger Erneuerungs- und Wachstumsmotor für Deutschland. Es ist gut, dass Bund und Länder ihre Förderung für die Vorgründungs- und Gründungsphase ausgebaut und die überfällige Reform des Körperschaftsteuergesetzes umgesetzt haben. Bislang ist es aber nicht ausreichend gelungen, den Markt für Wachstumskapital zu beleben. Der zehn Milliarden umfassende Zukunftsfonds muss mutig vorangebracht werden, damit nicht immer mehr innovative Pioniere Deutschland den Rücken kehren. Der Fonds und die enthaltenen Maßnahmen müssen neben digitalen Themen auch die Bedürfnisse junger innovativer Unternehmen, die Werkstoffe und Wirkstoffe entwickeln und bei langen Entwicklungszeiten einen hohen Kapitalbedarf haben, berücksichtigen. Ebenso sollte der Fonds die Hochskalierung von Technologien und deren Kommerzialisierung für den Auf- und Ausbau einer nationalen Produktion im industriellen Maßstab unterstützen. Universitäten brauchen mehr Unterstützung (finanziell und Know-how) im Aufbau von Gründungshilfestellen – diese müssen mit Geldgebern und der Industrie vernetzt sein, andernfalls bleiben Start-ups auf lange Sicht universitäre Start-ups. Innovationskultur in der deutschen Industrie stärken: Die iGW verändert sich wie kein anderer Wirtschaftsbereich stetig durch das Neue – dies ist für unsere Branche 4 2F42F
▪
▪
▪
▪
▪
▪
44
BDI-Initiative Gesundheit digital: Digital Patient Journey Oncology, Oktober 2019, < https://bdi.eu/publikation/news/digitalpatient-journey-oncology/>.
39