Bezirk Affoltern
Dienstag, 31. Mai 2022
Die wilde und die zahme Sihl Jean-Daniel Blanc brachte den einst wilden Fluss zwischen zwei Buchdeckel
von Regula ZellwegeR
Zwischen Innerschweiz und Zürich Jean-Daniel Blanc ist in Wollishofen aufgewachsen und erinnert sich gut daran, wie er mit seiner Mutter der Sihl entlang zu Fuss in die Stadt ging, an das Modehaus Ober an der Sihlbrücke und daran, als die Sihlhochstrasse dem lauschigen Uferweg den Zauber nahm. Andere kennen aus den Erzählungen ihrer Väter die Zeiten, als sich die Wiediker und die Wollishofer Jungs auf der Allmend bekriegten – von wegen, die Jugend wäre früher weniger aggressiv gewesen. Viele erinnern sich vielleicht noch daran, als jedes Wochenende im Nadelöhr Sihlbrugg der Verkehr staute. Das Sihltal verband seit Jahrhunderten das «moderne» Zürich mit der konservativen Innerschweiz – und schon ist man bei den Konflikten und Kriegen innerhalb der Eidgenossenschaft: Im Alten Zürichkrieg, bei den Kappeler Kriegen – und 1799 zogen sogar Franzosen zusammen mit den Zürchern gegen Schwyz in den Krieg. Beim Sonderbundskrieg kam es im Sihltal nur noch zu vereinzelten Scharmützeln und zwei Sihlbrücken gingen in Flammen auf. Trotz dieser Konflikte war das Sihltal die Verbindung zwischen zwei Regionen, Zürich und Innerschweiz, die wirtschaftlich vonei-
Der sportliche Historiker und Buchautor Jean-Daniel Blanc erwandert, erfährt und fotografiert, was er mit viel Fachwissen und hoher Sprachkompetenz seiner Leserschaft präsentiert. (Bild Regula Zellweger) nander abhängig waren. Jean-Daniel Blanc, der für die SBB sowie für die Wasserversorgung Zürich gearbeitet und mit einer Arbeit über die städtische Verkehrsplanung promoviert hatte, bringt für unterschiedlichste Themen Fachwissen mit: Verkehr, Wasser, Geschichte – und vor allem ist der sportliche Mittsechziger, Präsident der Sektion Am Albis des Schweizer Alpen-Clubs, gern mit dem Fahrrad oder zu Fuss in der Natur unterwegs. Dabei schiesst er sehr gute Fotos, von denen einige im Buch zu sehen sind. Eine besondere Liebe hat der Historiker zu Karten. Wenn man sie richtig liest, erzählen sie Geschichten. Beispielsweise ein kleiner Kartenausschnitt des unteren Zürichseegebietes aus dem 17. Jahrhundert. Hier gehen von verschiedenen Punkten auf der Albiskette und vom Pfannenstiel strahlenförmig Linien aus. Die Karte zeigt die Hochwachten als Warnsystem auf, das sicherstellen sollte, dass feindliche Bewegungen im Grenzgebiet frühzeitig entdeckt wurden. Die Hochwasser der Sihl waren immer gefürchtet, vor allem vor den 1930er-Jahren, als der Sihlsee den Wasserstand noch nicht regulierte. Bei einer sofortigen Zerstörung der Talsperren des Sihlsees könnten Teile der Stadt Zürich bis zu acht Meter unter Wasser gesetzt werden. Die Flutwelle würde die
Stadtgrenze in Leimbach in eineinhalb Stunden, das Stadtzentrum in knapp zwei und die entfernte Stadtgrenze bei Altstetten in knapp drei Stunden erreichen. Der Sihlsee ist übrigens nicht neu, es gab ihn schon viel früher, vor 15 000 Jahren, ohne von Menschenhand errichteter Staumauer.
Breite Palette an Themen «Ich schreibe meine Bücher für mich», erklärt der Autor und lacht: «Klar freut es mich aber, wenn sie gelesen werden.» Leserfreundlich kann man das Buch über die Sihl mit Sicherheit bezeichnen. «Es soll den Lesenden erlauben, Dinge einzuordnen, denen sie begegnen. Und den Horizont erweitern», meint Jean-Daniel Blanc. Im Vergleich zu seinem letzten Buch «Die Stadt und das Wasser: 150 Jahre moderne Wasserversorgung in Zürich», ist im Sihl-Buch die Palette der Themen viel breiter geworden, «und das Visuelle hat mit den vielen Illustrationen an Bedeutung gewonnen», ergänzt Jean-Daniel Blanc. Bei seinen Referaten zum Buch, wie beispielsweise vergangenen Monat in der Buchhandlung Scheidegger, geht es nicht ohne Beamer und Leinwand. Er präsentiert mit historischem Tiefgang und sprachlicher Eleganz die spezifischen Besonderheiten der einzelnen Abschnitte des Flusses. «Das Sihltal – das sind viele verschiede-
ne Welten auf kleinem Raum.» Die Besucher der Veranstaltungen reagieren oft mit eigenen Geschichten und Erinnerungen. Ein alter Mann berichtete beispielsweise, wie die Sihl einst riesige Eisplatten über die Allmend schob.
Autor bringt es auf den Punkt Viele Themen ergeben sich aus der Vielfalt der Landschaften von den Quellen der Sihl bis zum Zusammenfluss mit der Limmat beim Platzspitz, aus der historischen Bedeutung, aus der Entwicklung von Industrie, Verkehr, Besiedlung und aus der Nutzung als Naherholungsgebiet. Was tut der kluge Autor, wenn es über unterschiedlichste Themen viel zu berichten gibt? Er bringt es auf den Punkt. Jean-Daniel Blanc gelingt es, seine Leser zu faszinieren, indem er in vielen kurzen Kapiteln – wissenschaftlich fundiert und dennoch unterhaltsam – die vielen Facetten des Flusses anschaulich präsentiert. Man kann sich wie bei einem Buffet die Häppchen schnappen, die einen ansprechen. Und wie bei einem reichen Buffet wird man schwer aufhören können – denn man entdeckt immer wieder etwas, das man noch kosten will. Die wilde und die zahme Sihl – Eine Landschaft im Fluss der Zeit, Jean-Daniel Blanc, Hier und Jetzt Verlag, 2021, 264 Seiten, ISBN 978-3-03919-547-3.
Jäger und Bauern retten weiter zusammen Kitze Drohnen spüren in den Wiesen Kitze auf Landwirte können Drohnen über ihre Felder fliegen lassen. Damit sollen Kitze vor dem Mähtod bewahrt werden. Im Mai und Juni, just zur Setzzeit der Rehe, werden vielerorts die Wiesen gemäht. Leider erlitten in den vergangenen Jahren immer wieder Rehkitze den Mähtod. Neben dem Tierleid auch für den Landwirt eine belastende Erfahrung, die es zu vermeiden gilt. Laut Medienmitteilung sieht sich der Zürcher Bauernverband betreffend der Kitzrettung in der Pflicht. Das Ziel der Jagdgesellschaften, die Kitzrettung mittels Drohnen mit Wärmebildkameras flächendeckend für alle Landwirte anzubieten, werde vom Zürcher Bauernverband gerne unterstützt. Im vergangenen Jahr wurde mit den fünf Jagdbezirken des Kantons Zürich eine Vereinbarung ausgearbeitet, welche diese Unterstützung regelt. Die Jagd-
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Eine weitere Raserstrecke Albisstrasse in Rifferswil – die Raserstrecke, «Anzeiger» vom 20. Mai.
Das reich illustrierte Buch «Die wilde und die zahme Sihl» vermittelt der Leserschaft eine breite Palette an Themen: von Geschichte, Verkehr, Industrie, Besiedlung, Naturschutz, Hochwasser und Wasserversorgung über Holzwirtschaft bis zur politischen und kulturellen Entwicklung.
Es gibt Bücher, die liest man brav von vorn nach hinten. Das kann man mit dem reich bebilderten Sachbuch über die Sihl von Jean Daniel Blanc tun. Wahrscheinlich aber lässt man sich dazu verführen, es durchzublättern und bei einem Foto, einer Karte oder einem Titel interessiert hängen zu bleiben und mit Lesen zu beginnen. Kein Problem, denn dieses Querrein- und Rumlesen tut dem Vergnügen keinen Abbruch. «Das Buch ist so konzipiert, dass es vielen Leserinnen und Lesern mit den unterschiedlichsten Interessen unterhaltsam Informationen liefert», erklärt der Historiker, der mit seiner Familie in Affoltern wohnt.
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gesellschaften führen ein Register über die Drohnenpiloten, welche im Einsatz stehen. Der Zürcher Bauernverband hat sich mittels eines Vorstandsbeschlusses bereiterklärt, jährlich einen Pauschalbetrag an die Drohnenpiloten für Ausund Aufrüstung einer Wärmebildkamera zu leisten.
Felder frühzeitig anmelden Die interessierten Zürcher Landwirte müssen sich frühzeitig bei den jeweiligen Jagdgesellschaften melden, oder online über www.rehkitzrettung.ch die Wiesen anmelden. Da die Drohnenflüge nur vor Sonnenaufgang möglich sind, bevor die Umgebung aufgewärmt wird, ist das Zeitfenster sehr klein und eine gute Planung ist nötig, damit möglichst viele Wiesen rechtzeitig abgeflogen werden können. Das Absuchen eines durchschnittlichen Felds von 2 bis 3 Hektaren mit der Drohne dauert rund 30 Minuten. (red.)
Ein Flug in der Morgendämmerung mit Landwirten, Drohnenpilot und Jäger. (Bild zvg.)
Rifferswil hat nicht nur auf der Ostseite eine Raserstrecke, sondern auch eine auf der Westseite zwischen Unter-Rifferswil und Mettmenstetten. Auf der Ostseite, während das Seleger Moor für Besucher geöffnet ist, werden diese an der Kreuzung zum Parkplatz hin geschützt, indem das Tempo auf der Landstrasse von 80 auf 60 reduziert ist. Seit 32 Jahren bin ich Anwohnerin zur Landstrasse ausserhalb von UnterRifferswil Richtung Mettmenstetten. Dort ist Tempo 80 erlaubt, jedoch kommen etliche Autofahrer und Motorradfahrer mit über 80 Stundenkilometern an der Ausfahrt zur Landstrasse vorbeigerast. Aus der anderen Richtung kommen viele auch mit überhöhter Geschwindigkeit. Hinzu kommt, dass an dieser Stelle der Wanderweg über die Landstrasse führt. Auf der gesamten Strecke zwischen Unter-Rifferswil und Mettmenstetten – in beide Richtungen – wird gerast und etliche Male ist es zu schwersten Unfällen gekommen. Wie oft landete dort schon die Rega und die Feuerwehr befreite Schwerverletzte aus ihren Autos? Wie oft war die Landstrasse schon für Stunden komplett gesperrt? Tempomessgeräte und Bussen tragen nicht zur Sicherheit der vielen Anwohner und Wanderer bei der Überquerung dieser Landstrasse bei. 365 Tage im Jahr Tempo 60 durchgehend von Mettmenstetten bis Unter-Rifferswil würde zur Sicherheit beitragen. Brigitte Mahler, Rifferswil
Verkehrsprobleme sind ungelöst Zentrumsplanung Hedingen. Mit grossen Worten wurden der Bevölkerung drei Projekte für den Neubau des Dorfzentrums präsentiert. Eine Strasse, welche parallel zur Bahnlinie verläuft und zum Kreisel führt, wird für die Erschliessung der Zentrumszone favorisiert. Der Bahnübergang neben dem Bahnhof wird mit grosser Wahrscheinlichkeit mit dieser Erschliessung nicht mehr möglich sein. Der Stau der Fahrzeuge, welcher heute vor diesem Bahnübergang vorhanden ist, wenn die Schranken geschlossen sind, wird sich zum andern Bahnübergang verlagern. In den Hauptverkehrszeiten wird der Stau den Kreisel blockieren, was zum Verkehrskollaps auf der Zürcherstrasse führt. Fahrzeuge, welche von Bonstetten nach Zwillikon und in umgekehrter Richtung fahren, werden vermehrt die Arnistrasse durchs Unterdorf benützen, um den Stau zu umfahren. Die Arnistrasse ist nicht mehr als Verbindungsstrasse klassiert, wird jedoch vermehrt genau für diesen Zweck missbraucht. Dadurch werden Personen, welche zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs sind, gefährdet und Häuser beschädigt. Wenn im Zusammenhang mit der Erschliessung des Dorfzentrums die erwähnten Verkehrsprobleme nicht gelöst werden, ist es Zeit, dass anstelle der Gemeinde Hedingen eine andere Behörde die Situation beurteilt. Ursprünglich wollten die Landbesitzer im Unterdorf die Unterdorfstrasse nicht durchgehend erstellen und gelangten mit einem Rekurs an das Baurekursgericht. Aufgrund der Überlastung der Arnistrasse hatte die Baurekurskommission ll des Kantons Zürich 1980 entschieden, dass die Unterdorfstrasse durchgehend erstellt werden muss, damit das Unterdorfquartier keinen Mehrverkehr durch den Engpass erzeugt. Den Planenden des Zentrums sowie dem Gemeinderat Hedingen sei empfohlen, diese Tatsache ausreichend zu berücksichtigen. Mauritius Bollier, Hedingen