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Streifzüge durch die Natur: Orchideen und ihre fiesen Strategien. > Seite

Wunderschöne Meister der Täuschung

Streifzüge durch die Natur (13): fiese Schönheiten

Jetzt blühen in den Magerwiesen und Feuchtgebieten verschiedene Orchideen. Doch so nett sie auch aussehen: Ihre Vermehrungsstrategien auf Kosten liebestoller Insekten sind ganz schön «durchtrieben»...

von Stefan Bachmann

Sie sind die Hingucker in den Naturschutzgebieten im Reppischtal oder entlang der Reuss: rosafarben oder fleischrot gesprenkelte, gelbe oder schlicht weisse Orchideen in diversen Grössen. Sie heissen Bienen-Ragwurz (sehr selten), Frauenschuh (noch seltener), Mücken-Händelwurz (häufiger) oder Grosses Zweiblatt (ziemlich häufig). Auch mich begeistern die bildhübschen Gewächse, wenn ich auf halber Höhe den Üetliberg entlang wandere oder durch das Jonental pedale. Allerdings sind manche Orchideen ziemlich schwierig zu bestimmen. Und ich habe herausgefunden, dass die Blumen zwar äusserst attraktiv, aber auch ziemlich gemein sein können – jedenfalls aus menschlicher Sicht. Viele von ihnen führen ihre Bestäuber nämlich mit Tricks in die Irre, die ihresgleichen suchen.

Nehmen wir nur die Ragwurz-Arten, die täuschend echt Insektenkörper nachahmen. Damit locken sie liebestolle Männchen an, die sich paaren wollen. Versucht nun ein solches Insekt, die Attrappe zu begatten, drückt ihm die Orchidee eine Ladung Pollen auf den Rücken – in der Hoffnung, dass das Tier woanders erneut auf den Betrug hereinfällt und eine weitere Ragwurz besucht.

Krabbenspinne lauert

Allerdings sind die Sechsbeiner nicht so dumm, wie es scheint. Beim Blütenbesuch bemerken sie nämlich, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Folgerichtig meiden sie später Blumen, die gleich riechen. Doch auch dieses Problem wissen die Orchideen zu meistern: Jede Blüte verströmt genetisch bedingt einen etwas anderen Duftcocktail; damit können die Insekten mehrmals übertölpelt werden. Übrigens haben die Biologen bei den Ragwurzen nicht besonders genau hingeschaut, als sie ihnen Wohlriechendes Händelwurz.

Brand-Knabenkraut.

Breitblättriges Knabenkraut. Das hübsche Fuchs’ Knabenkraut ist eine der häufigsten

Orchideen im Säuliamts. (Bilder Stefan Bachmann)

die Namen gaben. So ahmt die SpinnenRagwurz gar keine Spinne nach, sondern eine Sandbiene. Die Hummel-Ragwurz kopiert eine Langhornbiene, und die Fliegen-Ragwurz imitiert Grabwespen. Und der Frauenschuh, der nur noch an ganz wenigen Orten im Reppischtal wächst? Von dem wussten die Biologen lange gar nicht, was oder wen er eigentlich nachahmt. Vor allem für Sandbienen wirkt die grosse gelbe Blüte anziehend – aber weshalb? Irgendwann fiel den Forschern der Groschen: Die Blume gibt sich als Höhleneingang eines Sandbienennests aus. Auch ihr Duft ist eine täuschend echte Kopie der Duftmarken der kleinen Bienen. Der Trick funktioniert, weil Sandbienen gerne fremde Bruthöhlen besuchen, wo sie Pollen stehlen. Wenigstens ist der Frauenschuh so nett und lässt die Bienen nach dem (erfolglosen) Besuch wieder frei, nachdem er ihnen Pollen auf den Rücken gedrückt hat. Und dass im Inneren der Blüten oft perfekt getarnte, gelb gefärbte Krabbenspinnen lauern, die sich über jeden Besucher hermachen, dafür kann die Pflanze nun wirklich nichts.

Auch die Knabenkräuter, von denen gewisse Ecken im Säuliamt derzeit überDer seltene Frauenschuh blüht in Wäldern mit viel Licht. Die Blüten ahmen ein Wildbienennest nach.

Die Hummelragwurz zieht Insekten an, die sich mit ihr paaren wollen.

sprenkelt sind, haben ihre Tricks entwickelt, um Insekten auszunutzen, ohne ihnen etwas zu geben. Viele von ihnen sehen nämlich so aus, als hätten sie viel Nektar zu bieten. In Wahrheit sind sie nur so gefärbt: Bei ihnen gibt es keinen Milliliter des Zuckersafts zu holen. Andere Orchideen ahmen verwesende Tierkadaver nach. Da kann keine Fliege widerstehen.

Artenreiche Wiesen nicht betreten

Wenn sie denn noch eine solche Blume findet. Denn leider sind die meisten STREIFZÜGE DURCH DIE NATUR

Der Biologe und Journalist Stefan Bachmann schreibt über seine Erlebnisse in der Natur im Knonauer Amt. Er zeigt, welche Tiere und Pflanzen es je nach Jahreszeit vor unserer Haustür zu entdecken gibt und welche spannenden und faszinierenden Lebensweisen sie entwickelt haben. Stefan Bachmann arbeitet bei BirdLife Schweiz und ist im Vorstand des Vereins Naturnetz Unteramt VNU (www.naturnetz-unteramt.ch).

Zuletzt erschienen: «Urzeit-Aliens» in Not, 21. Januar; Rote Kehlen aus Skandinavien, 25. Februar; Flinke Raubtiere, 25. März; Bienen lieben Ikea, 26. April.

Orchideen sehr selten geworden – auch in unserem Bezirk. Sie gedeihen nur noch an kleinen geschützten Plätzen, die oft von den Naturschutzvereinen betreut werden. Einer der Gründe ist, dass die meisten Orchideen nicht nur auf spezielle Habitate, sondern auch auf die Bestäubung durch wenige spezielle Insektenarten angewiesen sind. Fehlen diese Insektenarten, sterben auch die Pflanzen aus. Überdies können die winzigen Orchideen-Samen nur keimen, wenn sie auf ein bestimmtes Pilzgeflecht im Boden treffen. Von diesen sogenannten Mykorrhiza-Pilzen beziehen sie alle Nährstoffe für das erste Wachstum. Die intensive Landwirtschaft bekommt aber weder den Lebensräumen noch den Insekten noch den Pilzen im Boden gut. Umso mehr schlägt mein Herz höher, wenn ich eine Sumpf-Stendelwurz, ein Fuchs’ Knabenkraut oder ein Rotes Waldvögelein am Wegrand entdecke. Auch wenn ich den Gewächsen eine gewisse Gemeinheit nicht absprechen kann.

Artenreiche Wiesen sollten keinesfalls betreten werden. Sie stehen meist unter Schutz, auch wenn keine Naturschutztafel am Wegrand steht. Natürlich dürfen die Pflanzen auch nicht gepflückt werden – alle Orchideen sind geschützt.

Fröhliche Wandergruppe im wunderschönen Freizeitpark von Amriswil. (Bild zvg.) Von der Sitter bis an den Bodensee

Die Wanderung führte vorbei an naturbelassenen Weihern und Waldreservaten sowie zahlreichen Obstgärten von Kradolf nach Romanshorn.

Ruhige Plätzchen in der Natur und mit einer ursprünglichen Tier- und Pflanzenwelt sind im dicht besiedelten Mittelland selten. Aber es gibt sie beinahe überall – auch auf dieser Wanderung von der Sitter über den sanften Seerücken bis an den Bodensee. Nach etwa einer Stunde erreichte man den Biesshofer Weiher. Mit seinen 300 Metern Länge entspricht er nicht den Dimensionen einer kanadischen Wildnis; aber in der Schweiz muss man schützen, was es noch gibt. Der naturbelassene Weiher ist ein Amphibienlaichgebiet von nationaler Bedeutung. Um die Qualität des Lebensraumes zu erhalten und zu verbessern, wurden vor einigen Jahren am westlichen Ufer das dichte Ufergehölz ausgelichtet und neue Tümpel angelegt. Bei einem weiteren hübschen kleinen Weiher kurz vor Amriswil gab es das Picknick aus dem Rucksack.

Alte Eichen und ein rarer Specht

Auf ein anderes natürliches Kleinod traf man im Wald zwischen Amriswil und Romanshorn. Am westlichen Ende wanderte man durch das Waldreservat Chappenhuserhau. Das 27 Hektaren grosse Gebiet wurde vor allem zum Schutz der alten Stieleichen eingerichtet. Und auch Jungeichen wurden gezielt gefördert. Davon profitierte etwa der Mittelspecht. Der schwarz-weiss-rote Vogel, der dem Buntspecht ähnelt, ist von solchen Alteichen-Wäldern abhängig. Landesweit gibt es nur noch etwa 2000 Paare.

Die Wanderung war mit 4¾ Stunden recht lang. Besonders schön war es, im Hafen von Romanshorn anzukommen und in einem Café am See einen kühlen Most oder einen Cappuccino und den Blick übers weite Wasser zu geniessen.

Von Rhododendren und Klosteranlagen

Besuche im Seleger Moor und im Benediktiner-Kloster Muri standen auf dem Programm des jüngsten Ausflugs der Ü60er des Ski Clubs Bonstetten.

Am Morgen fuhren die bei strahlendem Sommerwetter nach Rifferswil ins Seleger Moor. Mit seinen über 200 Arten Rhododendren und Azaleen, Hunderttausenden von Blüten, einem Garten mit Strauchpfingstrosen, romantischen Seerosenteichen und einem Farngarten bietet der Park ein märchenhaftes Naturerlebnis. Einmal üppig und blühend, im nächsten Moment erholsam und ruhig. Die Anlage im Hochmoor präsentiert eigens eine ganz einmalige Stimmung. Sie hatten das Glück, dass sämtliche Rhododendren, Azaleen und Pflanzen in voller Blüte standen. Die Besichtigung des Parks erfolgte bei einem individuellen Spaziergang. Neben zahlreichen verschlungenen Pfaden führt ein verdichteter Schotter- und NaturSpazierweg über drei Kilometer durch den Park und macht ein Schlendern durch die wunderbare Natur zu einem unvergesslichen Vergnügen. Die Ü60er genossen einen herrlichen Ausflug zusammen. (Bild zvg.)

gung durch die Klosteranlage inspirierte die Gruppe sehr, da der Führer den Interessierten sein grosses geschichtliches Wissen verständlich übermitteln konnte. Dies ermöglichte den Ü60ern eine Einsicht in die Geschichte des Benediktinerklosters. Der Vorteil einer Führung ist, dass man an sonst nicht zugängliche Orte kommt, wie die romanische Krypta, den ältesten Teil der Kirche. So konnten auch der Kreuzgang, die Klosterkirche, die Orgelanlage, das Oktogon, und die ganze Klosteranlage besichtigt werden.

Das Benediktinerkloster Muri zählt zu den wichtigsten Kulturdenkmälern des Kantons Aargau. Die Klosterkirche ist eines der bedeutendsten barocken Bauwerke der Schweiz. Gestiftet wurde das Kloster 1027 durch den Habsburger Graf Radbot und seine Frau Ita von Lothringen. Im Jahr 1032 kamen die ersten Mönche aus Einsiedeln nach Muri und begannen mit dem Klosterbau. 1841 wurden im Kanton Aargau sämtliche Klöster geschlossen. Die Mönche von Muri fanden im Südtirol (Muri-Gries) und in Sarnen eine neue Heimat. Im Jahr 1941 übergab der Kanton Aargau die Klosterkirche der katholischen Kirchgemeinde Muri. Eine kleine Gruppe Mönche aus Muri-Gries und Sarnen wohnte wieder im 1960 errichteten Benediktiner-Hospiz.

Mit einer gesunden Müdigkeit und vielen Eindrücken kehrten die Ü60er aufgestellt zurück nach Bonstetten. Der nächste Ausflug wird sie nach Schaffhausen führen. Walti Mätzler

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