Berliner Hütte mit Waxeggkees. Foto: Friedrich
Jahrbuch „BERG 2022“
Ein Portfolio der Berggeschichten Alpenvereinsjahrbuch „BERG“ entführt in die alpine Welt Bis zu höchstgelegenen Abgeschiedenheiten und tiefgründigsten Auseinandersetzungen mit dem Thema Freiheit führt das neue Alpenvereinsjahrbuch „BERG 2022“. Ihm liegt die Karte Zillertaler Alpen West aus dem Jahr 1930 in überarbeiteter Form bei. Erhältlich ist sie für Alpenvereinsmitglieder kostenlos, die das Jahrbuch direkt bei ihrer jeweiligen Sektion erwerben. Anna Praxmarer
E
in kleiner, vermeintlicher Kaffeefleck ziert ihren Rand. Die altmodische Schrift charakterisiert den geschichtsträchtigen Ursprung des Stücks Papier. Und nicht zuletzt sind es die verzeichneten Gletscherstände, die aufzeigen: Die historische Grund-
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lage der neuesten Alpenvereinskarte ist bewusst in Szene gesetzt. Sie entführt in eine Zeit, die weit zurückliegt. Auch die Geschichte des Jahrbuches geht weit zurück: 1870 erschien der erste Jahrgang des Alpenvereinsjahrbuches. Seit mehr als 140 Jahren dokumentiert
es nun Alpingeschichte, Trends und Herausforderungen alpinistischer Themen. Es ist damit zum Standardwerk für all jene geworden, deren Herz für die Berge schlägt. Herausgeber sind der Deutsche und Österreichische Alpenverein und der Alpenverein Südtirol.
Im neuen Alpenvereinsjahrbuch geht es hoch hinauf: Bis zum höchsten Arbeitsgebiet des Alpenvereins, dem 3.905 Meter hohen Ortler. Dieser Gebietsschwerpunkt lockt dieses Jahr mit einer Einführung von Jochen Hemmleb, Skitouren, Wanderungen und klassischen Routen und ihren Veränderungen in den letzten Jahren, Naturschutz im Nationalpark Stilfser Joch oder etwa Historischem zum frühen Alpinismus. Zum Begriff Freiheit denkt etwa KI-Forscher Nico Hochgeschwender über „Bergsüchtige“ nach, werden politische Gipfelsprüche aus DDRZeiten analysiert oder es geht um „Shared Space“ im Gebirge und die Hölle, die die Freiheit der anderen sein kann. Die Rubrik BergFokus zielt wiederum auf das große Versprechen des Bergsteigens: Die Freiheit. Außerdem liefert Schriftsteller Erich Hackl ein spannendes Porträt über den Bergsteiger Reinhold Duschka, der im Zweiten Weltkrieg in Wien zwei jüdische Frauen vor der Ermordung rettete, während Joachim Schindler die bewegte Geschichte der beiden ballonfahrenden Alpinistinnen Margarete und Elsbeth Große beschreibt. Weitere Beiträge beschäftigen sich mit aufgelassenen Skigebieten, der Bergführerlegende Johann Pinggera und den Alpinmalern Gustav Jahn und Otto Barth. Außerdem sind z. B. historische Gipfelsiege der Emanzipation Thema, die Zillertaler Alpen als Schatzkammer der „Stuansucher“, ein Augenschein an stillgelegten Alpen-Skigebieten und ein alpiner Streifzug durch das weltweite Netz der Aufmerksamkeitsindustrie, ergänzt durch Porträts z. B. von Peter Habeler oder der neuseeländischen Kletterin Mayan Smith-Gobat.