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Freiheit. Glück. Ehrenamt
from Bergauf 05-2021
Judit Schachinger ist Jugendteamleiterin mit Herz. Mit ihrer Begeisterung kann sie andere förmlich anstecken. Im Gespräch inspiriert sie mit ihren Berichten über Mut, Motivation und Erfüllung.
von Joanna Kornacki
Judit, warum engagierst du dich in der Alpenvereinsjugend?
Judit: Etwas weiterzugeben, das mich begeistert und wofür ich brenne – das tue ich einfach gern! Man kann von Kindern und Jugendlichen sehr viel lernen und ist ständig gefordert, sich weiterzuentwickeln. Wenn wir zum Beispiel am Ende einer Klettercamp-Woche merken, wie sehr sich die Kids in der kurzen Zeit weiterentwickelt haben, wie sie selbstständig klettern können, das ist einfach ein unglaublich schönes Gefühl. Generell ist die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und mit meinem Jugendteam großartig und sehr vielfältig. Es lässt sich schwer in Worte fassen, es ist einfach eine Bereicherung.
Welche Aufgaben übernimmst du in deiner Rolle als Jugendteamleiterin in der Sektion Salzburg?
Ich habe ein Jugendteam von 50 Jugendteammitarbeiter*innen, das ein Programm für alle Altersgruppen, also von null bis 30 Jahre, erstellt. Bei der Durchführung des Programms unterstütze ich sie organisatorisch im Hintergrund. Ich bin die Anlaufstelle für alle, die sich gern in unserem Jugendteam engagieren möchten, und heiße alle Neuzugänge herzlich willkommen. Ich erkläre ihnen, wer die Alpenvereinsjugend ist, was unsere Philosophie ist und in welchen Bereichen sie sich engagieren können. Außerdem gebe ich ihnen die Möglichkeit, bei uns reinzuschnuppern. So können sie am besten herausfinden, welche Tätigkeit ihnen am meisten Spaß macht und mit welcher Altersgruppe sie arbeiten wollen. Ich kümmere mich auch um die Organisation von Sonderveranstaltungen, wie die jährlichen Events während der Sommerferien, den Skitouren-Schnuppertag oder unseren Part beim Bergfilmfestival Salzburg, wo wir heuer die Alpenvereinsjugend vorstellen werden. Und natürlich gehören auch viele Sitzungen, viele E-Mails und die Erstellung des Budgets zu meinen Aufgaben. Wenn die Zeit es zulässt, bin ich noch in einer Gruppe, den Steinyetis, dabei. Das macht mir natürlich viel Spaß und ich verliere den Bezug zur Praxis nicht.

Auf dem Weg zum Klettergarten beim Sommercamp.
Foto: J. Schachinger
Wer sind die Steinyetis?
Eine bunte Gruppe von Kindern zwischen zehn und zwölf Jahren. Wir treffen uns alle zwei Wochen zum Klettern und machen je nach Lust und Laune Sachen draußen.
Welche Tools brauchst du für deine ehrenamtliche Tätigkeit?
Für mich sind es ganz klar die Ausbildung zur Jugendleiterin und der Lehrgang Alpinpädagogik. Beide haben mir eine professionelle Basis für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gegeben. Die Jugendleiterinnen-Ausbildung hat mir geholfen, einen Einblick in den Alpenverein zu bekommen, und hat Fragen beantwortet zum Thema Recht und Haftung, zu den Datenschutzverordnungen und natürlich auch die pädagogischen Ansätze vermittelt. Die Alpinpädagogik war wesentlich umfangreicher, hat mir aber noch mehr Werkzeuge und pädagogisches Know-how in die Hand gegeben, auf die ich jetzt als Jugendteamleiterin oft zurückgreife.
Würdest du sagen, die Ausbildungen geben dir eine zusätzliche Portion Mut für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen?
Absolut. Man bekommt neben den Werkzeugen vor allem mehr Selbstvertrauen. Das ist hilfreich, wenn es um das Thema „Verantwortung ermöglichen“ geht, das uns in der Alpenvereinsjugend sehr wichtig ist. Obwohl ich mich persönlich sehr viel damit befasse und in das Thema eingelesen habe, komme ich immer wieder mal in Situationen, wo mir ein „Break“ hilft. Ein bewusstes Innehalten und nachspüren: Wie geht es mir? Wie geht es der Gruppe? Wie ist der Status quo? Wie sind die Bedingungen? Und dann muss ich entscheiden, wie es weitergeht. In solchen Momenten bin ich sehr dankbar, dass ich auf die Risikopädagogik und die pädagogischen Ansätze der Alpenvereinsjugend zurückgreifen kann.

Die Familiengruppe Murmile der Sektion Dornbirn beim Rodelspaß.
Foto: C. Hörberg
Warum findest du es wichtig, dass man Kindern gegenüber eine zutrauende Haltung hat?
Das spüre ich schon bei mir selber, wenn ich am Berg unterwegs bin. Es kommen immer wieder Situationen vor, in denen ich selber etwas zögerlich bin und mir die Ermutigung meiner Freunde hilft. Auf einmal fühle ich mich mutiger und sicherer, es ist wunderbar und macht wahnsinnig viel Spaß, wenn ich meine Nase außerhalb meiner Komfortzone rausstrecke. Diesen Umgang mit Angst und dass ich mir selber etwas zutraue oder noch wichtiger, dass mir etwas zugetraut wird – das erlebe ich eben oft bei mir. Und bei Kindern finde ich es umso wichtiger. Sie sollen schon früh die Möglichkeit bekommen, in den Bereich „außerhalb der Komfortzone“ reinzuschnuppern.
Woher kommen dein Herzblut und die Motivation, die du für deine ehrenamtliche Arbeit aufbringst?
Ich glaube, so richtig begeistert kann ich nur sein, wenn es mir selbst gut geht. Und mir geht es aktuell gut! Das ist der Ursprung, wo alles anfängt. Ich bin ein sehr empathischer Mensch und will meine Freude, die ich am Berg spüre, mit anderen teilen. Zudem motivieren mich die vielen tollen Menschen in der Alpenvereinsjugend und auch unser Sektionsvorstand. Oft denke ich mir, wie cool es ist, dass ich diese Funktion ausüben darf. Hinzu kommt, dass die Arbeit sehr spannend und abwechslungsreich ist und ich persönlich viel dazulerne. Und dann ist es auch dieses ganz tief sitzende positive Gefühl, draußen mit Freunden, Kindern und Jugendlichen unterwegs zu sein!
Du hast dich bewusst dafür entschieden, ehrenamtlich im Verein tätig zu sein. Warum?
Ich hatte lange überlegt, ob ich meine Leidenschaft zum Beispiel als Sportwissenschaftlerin oder Erlebnispädagogin zum Beruf machen soll. Meine ehrenamtliche Tätigkeit in dem Bereich macht mich aber glücklicher. Im Ehrenamt kann ich mich viel mehr ausleben. Die Kombination aus meiner Arbeit im Labor als medizinische Wissenschaftlerin und das Ehrenamt passen einfach perfekt zusammen. Das Ehrenamt bietet mir viele Freiheiten und eröffnet unzählige Möglichkeiten. Ich engagiere mich schon sehr lange ehrenamtlich und es ist ein integraler Part meines Lebens, etwas für jemanden anderen zu tun. Es ist eine Selbstverständlichkeit. Ein Puzzleteil, ohne das in meinem Leben etwas fehlen würde.

Judit ist selbst mit Leidenschaft auf den Bergen unterwegs.
Foto: R. Delleske
Ehrenamt
Du möchtest dich im Jugendteam deiner Sektion engagieren? Oder dich ehrenamtlich in den anderen Tätigkeitsfeldern einbringen? Wir freuen uns auf dich! Der einfachste Weg zur ehrenamtlichen Arbeit im Alpenverein ist über die Sektion in deiner Nähe oder du kontaktierst uns unter: ehrenamt@alpenverein.at Weitere Infos zum Ehrenamt findest du hier: www.alpenverein.at/ehrenamt
Joanna Kornacki ist Mitarbeiterin der Abteilung Jugend und betreut das Ehrenamt im Österreichischen Alpenverein. Sie ist außerdem ehrenamtliche Tourenführerin und Jugendteamleiterin.