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Unterwegs mit einer Familiengruppe
from Bergauf 05-2021
Gemeinsam erleben
Unterwegs mit einer Familiengruppe
Christine und Christian Hörberg leiten gemeinsam die Familiengruppe „Murmile“ der Sektion Dornbirn in Vorarlberg. Die Liebe zur Natur und die Freude an der Bewegung und am Miteinander stehen ganz klar im Fokus ihrer Tage draußen. Evelin Stark
Wann geht es endlich los?“, tönt eine aufgeregte Kinderstimme, während alle im Kreis zusammenstehen, um sich den Ball zuzuwerfen und sich vorzustellen. Alle, das sind die Eltern und Kinder der Familiengruppe „Murmile“ in Dornbirn. „Es sind heute zwei neue Familien da, die sollen gleich alle kennenlernen“, sagt Christine. Zur Leitung der Gruppe kamen sie und ihr Mann Christian eher ungewollt auf der Suche nach einer passenden Gruppe für ihre Familienausflüge. „Uns war wichtig, dass unsere Kinder Spaß in der Natur erleben können und gemeinsam mit anderen Kindern den Lebensraum Natur auf eigenen Beinen erforschen und begreifen lernen. In den Ausbildungskursen zum bzw. zur Familiengruppenleiterin der Alpenvereinsakademie haben wir gelernt, manche Dinge aus anderen Blickwinkeln zu sehen. ‚Wir sind mit den Kindern unterwegs, nicht die Kinder mit uns‘ ist ein einprägsamer Leitsatz daraus.“
Kraxeln, spielen und Corona
Jetzt geht es aber endlich los. Die ursprünglich geplante Flusswanderung ist sprichwörtlich ins Wasser gefallen, deshalb geht es heute ausnahmsweise in die Kletterhalle. Der Duft nach Bewegung liegt hier schon in der Luft. Die Kinder schnappen sich je ein Paar Kletterschuhe und stürmen los Richtung Kinderbereich. Da wird durcheinander gekraxelt, gelaufen, gehüpft und gelacht, während die Eltern in aller Ruhe Jacken und Rucksäcke verstauen und sich erzählen, was in den letzten Wochen bei ihnen so los war. Abgesehen von einem gemeinsamen Campingwochenende im Sommer im Tiroler Ötztal konnte man sich im vergangenen Jahr schließlich kaum treffen. „Die Coronasituation hat es uns nicht leicht gemacht“, erklärt Christian. „Auch wenn wir so gut wie keine gemeinsamen Ausflüge machen konnten, haben wir trotzdem versucht, gemeinsame
Auf dem Weg vom Bödele zur Firsthütte.
Foto: C. Hörberg
Erlebnisse in der Natur zu schaffen.“ So gab es im Frühjahr zum Beispiel eine Schatzsuche der besonderen Art: Jede Familie hat in einer vorgegebenen Rundwanderung an einem jeweils definierten Ort eine Schatztruhe versteckt, die von den anderen – natürlich mit Abstand – gesucht und nach Erledigung der Aufgabe wieder versteckt werden musste. So gab es verschiedene Stationen in einer gemeinsamen Aktion, die alle miteinander verband.
In der Kletterhalle wird inzwischen „Klettermemory“ gespielt: Die Eltern und Kinder haben einzelne Memory-Teile auf den Klettergriffen platziert. Jetzt ist ein Kind nach dem anderen dran, um ein Paar aufzudecken. Die Eltern feuern mit an und die Freude ist bei allen groß, wenn ein Kind „zwei gleiche“ erklettert hat. „Wir merken immer wieder, wie wertvoll das gemeinsame Erleben – sowohl zwischen Eltern und ihren Kindern als auch in der großen Gruppe – ist. In der Ausbildung zur Familiengruppenleiterin habe ich viele wichtige Werkzeuge mitbekommen, die es mir ermöglichen, Vertrauen zu vermitteln, Risiken einzuschätzen und Unterstützung anzubieten, wo sie gebraucht wird“, so Christine. Auch den anderen Eltern merkt man an, dass die Dynamik der Gruppe es ihnen ermöglicht, ganz entspannt Zeit mit sich und den Kindern zu verbringen und zu erleben.
Spannende Natur
Ungefähr einmal im Monat sind die „Murmile“ gemeinsam draußen unterwegs. Das Programm der Familiengruppe ist dabei vielfältig: (Fluss-)Wandern, Kraxeln, Skitouren, Schwimmen, Radeln, Rodeln, Landart und Grillen. Das inzwischen traditionelle gemeinsame Keksebacken muss natürlich auch sein. Gipfel und Höhenmeter sind kein Thema, viel mehr sind es der Spaß und das Miteinander draußen: „Wir wollen den Kindern die Natur und einen respektvollen Umgang mit ihr so näherbringen, dass es für sie spannend und sinnvoll ist“, erklärt Christian. So ergeben sich jedes Mal aufs Neue spannende Abenteuer und Entdeckungsreisen. „Wir wollen das gemeinsame Erleben einfach nicht missen, denn bei unseren Aktionen lernen wir sehr viel voneinander, tauschen uns aus und genießen die Zeit zusammen ganz bewusst.“
Inzwischen ist ein bisschen Ruhe eingekehrt bei den jungen Kletter*innen. Die einen spielen entspannt im Schneidersitz ein Uno-Match mit einer Mutter, die anderen wandern von Jausenbox zu Jausenbox und holen sich die wohl verdiente Stärkung nach der vielen Bewegung. Die Eltern dienen dabei mitunter als Sofas, auf die man sich gemütlich legt und von denen man sich ein paar Kuscheleinheiten holt. Bis es wieder weitergeht mit dem Kraxeln, Grenzen austesten und vor allem Spaß haben.
Kennengelernt haben sich Christian und Christine übrigens ganz romantisch über den Alpenverein: „Das Gesellschaftliche empfinde ich als sehr wertvoll beim Alpenverein. Wir sind in gewisser Form Gleichgesinnte, die die Liebe zu den Bergen zusammenbringt“, lächelt Christian. Die wohl perfekte Voraussetzung für viele gemeinsame Tage draußen.
Evelin Stark ist Chefredakteurin des Bergauf im Team Öffentlichkeitsarbeit und PR beim Österreichischen Alpenverein.
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