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Ermacoras „Berg-Spitzen“

„Berg-Spitzen“

Vom Ehrenamt zur Glaubwürdigkeit

Der Österreichische Alpenverein ist mit anderen Vereinen nicht zu vergleichen. Wie meine ich das? Zunächst ist er wesentlich größer als andere Vereine (Ausnahme ÖAMTC). Es gibt rund 120.000 Vereine in Österreich mit rund drei Millionen Mitgliedern. Über 600.000 davon sind Mitglied im Alpenverein. Rund 25.000 freiwillige Mitarbeiterinnen und Funktionäre üben ehrenamtliche Funktionen aus. Vom Präsidenten bis zum Wegewart, den Obleuten in den Sektionen, den Pädagogen, den Tourenführerinnen, bis hin zu den Finanzreferenten und vielen mehr.

All diese wichtigen Funktionen werden ehrenamtlich bekleidet. Neben Beruf und Familie werden tausende Stunden jährlich in die Arbeit mit dem Verein und in den Verein investiert. Es wurde berechnet, dass Ehrenamtliche insgesamt rund 1,5 Millionen Arbeitsstunden für den Österreichischen Alpenverein leisten, was in etwa 184.000 Arbeitstagen bzw. 850 Vollbeschäftigten entspräche. In Zahlen wären dies ca. EUR 34 Millionen Personalkosten. Diese Summe wäre natürlich für unseren Verein nie finanzierbar. Dieses Beispiel zeigt eindrücklich, welche Arbeit hier geleistet wird.

Es sind aber nicht nur die Zahlen, die den Österreichischen Alpenverein von anderen Vereinen unterscheiden. Es ist die Vielfalt an Aufgaben, Zielen und Interessen, die verfolgt werden. Während Sportvereine sich in der Regel mit „ihrer“ Sportart beschäftigen oder etwa Sozialvereine ein Satzungsziel haben, ist der Österreichische Alpenverein viel mehr. Er ist Bergsteigerverein, er ist eine anerkannte Umweltorganisation, er ist mit seinen 230 Hütten und 12.000 Schlafplätzen der größte Beherbergungsbetrieb Österreichs, er erhält mit 26.000 km die meisten Bergwege in Österreich, er hat die größte Jugendorgani-

Die Vielfalt an Aufgaben, Zielen, Interessen und vor sation mit 127.000 Mitgliedern, allem ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen ist das, was er ist ein Kulturverein, er betreibt den Österreichischen Alpenverein ausmacht. eine Alpenvereins-Akademie, bildet Menschen in unterschiedlichsAndreas Ermacora, Alpenvereinspräsident ten Bereichen aus u.v.m. Der Österreichische Alpenverein hat also eine große Anzahl von Aufgaben zu erfüllen, deren Umsetzung in der Praxis nicht selten Probleme bereitet. Probleme deshalb, da die dahinterstehenden Interessen gelegentlich anderen Interessen widerstreiten. Zum Beispiel Windkraft und Wasserkraft: Einerseits wollen wir saubere Energie. Andererseits aber wollen wir keine Windräder auf den Bergen. Dies würde dem Satzungsauftrag, die Schönheit und Ursprünglichkeit der Bergwelt zu erhalten, widersprechen. Auch große Wasserkraftwerke im Gebirge verursachen massive Eingriffe in Fauna, Flora und Fließgewässer. Pistentouren: Der Alpenverein spricht sich einerseits gegen die Einhebung einer Pistenmaut aus und kommt damit in einen gewissen Konflikt mit Seilbahnbetreibern, freut sich aber andererseits über jede Person, die mit dem Skitourensport startet und zumeist am Anfang der Tourenkarriere auch auf Pisten aufsteigt und vielleicht deshalb Mitglied wird. Er fördert den Bergsport, trägt dazu bei, dass die Menschen in die Berge gehen oder radeln und dabei ihre Spuren hinterlassen, verfolgt aber andererseits naturschutzrechtliche Ziele. Sie sehen an diesen paar Beispielen recht gut, welche schwierigen Aufgaben unsere Funktionäre zu bewältigen haben. Dass dies aber offenbar recht gut gelingen dürfte, zeigt die Wahl des Österreichischen Alpenvereins zur glaubwürdigsten Organisation in Österreich, was uns sehr stolz macht. Wir werden fest daran arbeiten, dass dies auch so bleibt. In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern einen schönen und unfallfreien Winter.

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