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Leserbriefe Globale Erwärmung Genügt CO2-Neutralität?
CO2-Neutralität beschreibt das Gleichgewicht, dass so viel CO2 in die Atmosphäre emittiert wird, wie aus der Atmosphäre absorbiert werden kann. Ob diese CO2Neutralität aber primär Aussicht auf Erfolg hat, möge ein kurzes Beispiel beleuchten: Wenn ein fiktiver See, in den giftige Abwässer geleitet werden, saniert werden soll, so wird es nicht genügen, so viel Gift herauszufiltern, wie die Abwässer einbringen. Daraus würde niemals ein schöner Badesee entstehen! Es müssten natürlich die giftigen Abwässer blockiert werden. Die Menge an CO2, die durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe emittiert wird, wird ca. zu einem Viertel vom Wald absorbiert, zu einem weiteren Viertel von den Ozeanen, und die übrige Hälfte verbleibt in der Atmosphäre. Bäume sind einer der Eckpfeiler im Kampf gegen den Klimawandel. Aber der gepflanzte Baum braucht 80 bis 100 Jahre, bis er durch seine Größe die entsprechende Menge an CO2, die ein jetzt verbrannter, erwachsener Baum emittiert, wieder absorbiert hat. Außerdem werden weltweit mehr Waldflächen gerodet als neue Aufforstungsflächen entstehen. Dieser Zeitfaktor sowie die begrenzten Anbauflächen legen nahe, dass die Wirkung von
102 | Bergauf 05.2021
Absorption durch den Wald limitiert sein wird. Die Ozeane als weiterer Eckpfeiler der CO 2-Absorption sind in ihrer Aufnahme-Kapazität ziemlich erschöpft, was daran zu erkennen ist, dass die Meere allmählich übersäuert werden (Korallensterben). Es kommt sogar teilweise durch die Erwärmung der Meere zu einer Umkehr im Sinne einer Abgabe von CO2 in die Atmosphäre, da ja entsprechend chemischer Gesetzlichkeiten die Löslichkeit von Gasen in Flüssigkeiten bei steigender Temperatur abnimmt. Wenn also die beiden Stellschrauben für CO2-Absorption (Wald und Ozean), die der menschlichen Korrektur ja größtenteils entzogen sind (Ozean ganz entzogen, Wald mit jahrhundertelanger Verzögerung), in ihrer Wirksamkeit deutlich eingeschränkt sind, dann verschiebt sich die Gewichtung massiv auf die Stellschraube der CO2-Emission (Verbrennung fossiler Brennstoffe). „Neutralität“ kann dann nur entstehen, wenn vorher auch eine entsprechende „Dekarbonisierung“ stattfindet. Eine Neutralität gilt es erst nach gewonnenem Kampf gegen den Klimawandel anzustreben. Es wird also unumgänglich sein, nicht primär den Begriff der „CO2Neutralität“ ins Zentrum zu stellen, sondern die „Dekarbonisierung“, also die dringliche Abkehr der Nutzung von fossilen Brennstoffen (vor allem Kohle und Erdöl) hin zu nachhaltiger Energie von Sonne, Wind und Wasser. Wenn
jedoch durch nicht beherrschte Erwärmung die Permafrost-Böden in Sibirien, in denen hunderte Milliarden Tonnen CO2 und Methan seit Jahrtausenden gebunden sind (das ist das Doppelte der gesamten pflanzlichen CO2-Bindungs-Kapazität der Erde) auftauen, dann wird die menschliche Kultur ernsthaft gefährdet sein. Diese Fakten mögen durch Verbreitung die Bürger*innen „mit ins Boot holen“, um mit einem besseren Verständnis der Ursachen des Klimawandels die daraus folgenden notwendigen Maßnahmen mitzutragen. Univ.-Prof. Dr. Wolfram Haider, Wien
Windkraft Leserbrief zu „BergSpitzen“ in Bergauf 4.2021
Der Alpenverein ist sich der monumentalen Herausforderung, die die Energiewende mit sich bringt, nicht bewusst. Präsident Ermacora nimmt in seiner Kurzsichtigkeit unser Ziel einer CO2-neutralen Gesellschaft im Jahre 2050 nicht ernst, weil er die Folgen dieses Ziels verdrängt oder nicht wahrhaben will. Es reicht nicht, „nur“ die Stromproduktion auf erneuerbare Energien umzustellen. Photovoltaik ist keine Alternative, sondern eine unbedingt notwendige Ergänzung zur Windenergie. Der Jahreskreis bringt saisonale Schwankungen mit sich, nämlich
viel Wind im Winterhalbjahr und viel Sonne im Sommerhalbjahr. Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, zwischen Land und Meer, zwischen Tal und Berg bringen Winde. Österreich ist in den Tallagen so dicht besiedelt, dass gute Windkraft-Standorte rar und meistens schon genutzt sind. Glücklicherweise sind die unbesiedelten Alpenrücken und Höhenzüge auch windstarke Standorte. Derzeit verbraucht Österreich ca. 72 Milliarden Kilowattstunden Strom (72 TWh), Deutschland 550 TWh. Die 2020 in Betrieb befindlichen 1.307 österreichischen Windräder haben sieben Terawattstunden, alle Photovoltaikanlagen unseres Landes eine Terawattstunde erzeugt. Deutschland hat im letzten Jahr immerhin 183 TWh oder das 23-Fache des österreichischen Stromaufkommens aus Windkraft und Solarenergie geschafft. Die Baukosten eines Pumpspeicherkraftwerkes liegen bei 1 Euro pro Kilowattstunde, die Kosten von Speicherbatteriesystemen beim circa Hundertfachen. Batterien halten 1.000 Ladezyklen, Pumpspeicherkraftwerke sind auch nach 100 Jahren werthaltig. Diese Energiespeicher brauchen Höhenunterschiede, die es nur im Gebirge gibt. Basis unseres Wohlstandes ist nicht die Dienstleistungsgesellschaft, sondern die Wertschöpfung in der Industrie. Die energetische Basis dieser Industrie sind fossile Rohstoffe (Erdgas, Kohle, …), die
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