Neu Nota Bene 24

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bene

Frieden

ist nicht alles, aber

ohne

Frieden ist alles nichts.

Willy Brandt (1913 – 1992), deutscher Bundeskanzler 1969 – 1974

9. Jahrgang | 2. Ausgabe | Juli 2022 | € 5,00
flege& mehr
nota

Grußworte von Anneli Zenker und Manfred Preuss

Das Recht der Ukraine auf Selbstbestimmung

kann nicht infrage gestellt werden

Offener Brief an Prof. Karl Lauterbach

07 Johanneshaus Bad Liebenzell

Wie die Digitalisierung den Pflegeberuf attraktiver macht

Clara

Impressum

Herausgeber: MHT

Gesellschaft für soziale

Dienstleistungen mbH

Hochwiesenhof 5–10

75323 Bad Wildbad

Letzte Meldung

Das Magazin STERN hat die Johannesklinik Bad Wildbad für 2022 in ihre Liste „Deutschlands ausgezeichnete Rehakliniken“ im Bereich Geriatrie, veröffentlicht als Oversizebeilage in HIRSCHHAUSENS

STERN GESUND LEBEN, aufgenommen.

Ein Glückwunsch dem gesamten Team.

www.mht-dienstleistung.de www.johanneshaus-bad-wildbad.de www.johannesklinik-bad-wildbad.de www.johanneshaus-bad-liebenzell.de

Redaktion:

Martin Kromer

Wolfgang Waldenmaier

Bianka Zielke

gcc@mht-dienstleistung.de

Grafische Umsetzung:

Dagmar Görlitz

kontakt@goerlitz-grafik.de

Drucktechnische Umsetzung: Karl M. Dabringer

dabringer@gmx.at

Auflage: 3.000

nota bene | Juli – 2022 Seite 2 Inhalt 03 Editorial
04 Hintergrund
06 Offener Brief
08 Bad Wildbad
Schumann in Bad Wildbad 10 Kultur
Bombenalarm auf der Bühne 12 Interview
Droht Bad Wildbad eine Investitionsruine?
14 Ernährung
Freche Früchtchen …
16 Bad Liebenzell
30 Jahre Städtepartnerschaft 18 Literatur
Gebt mir das Wort zum Überleben 19 Nahrungsmittelkrise Unser täglich Brot gib uns heute … 20 Ukraine
Gewalt in der Ukraine 21 Corona
Ist Corona denn schon vorbei?
22 Bad Wildbad
Besucherrekord beim Fest der Feste 23 Natur und Heilkunde Wertvolles Nachtkerzenöl

Liebe Leserinnen und Leser,

in den letzten Tagen mehren sich in unserem Unternehmen wieder die Corona-Infektionen. Könnte es sein, so fragen wir uns, dass die Mahner doch Recht behalten. Recht in dem Sinne, dass in diesem Sommer die Corona-Infektionen – anders als in den Jahren zuvor – steigen statt fallen. Dies bedeutet, dass wir auch in diesen und den kommenden Wochen der Urlaubszeit, in der uns hoffentlich die Sonne verwöhnt und wir uns vielfach draußen aufhalten können, achtsam in der Auswahl und der Anzahl der Kontakte bleiben dürfen. Auch die Frage nach Mundschutz und Händehygiene stellt sich wieder häufiger. Bei unseren Mitarbeitenden und bei unseren Bewohnerinnen und Bewohnern werden gerade wieder vermehrt Schnelltestungen zum gegenseitigen Schutz und in besonderer Rücksicht auf die Menschen in unseren Einrichtungen durchgeführt. Bleiben wir also weiterhin verantwortungsbewusst und schauen darauf, was uns allen das Zusammenleben erleichtert. AHA – Alltagsmaske, Hygiene, Abstand… Ich jedenfalls wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine erholsame Sommer- und Urlaubszeit und bleiben oder werden Sie gesund. Nota Bene – wohlbemerkt…

Ihre

Anneli Zenker

Geschäftsführerin MHT

Zum Geleit

Im verbrecherischen Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine werden täglich massive Kriegsverbrechen begangen – zivile Ziele weitab von militärischen Einrichtungen werden systematisch zerbombt, wehrlose Zivilisten erschossen, Frauen vergewaltigt und selbst Kinder nicht geschont. Die Auswirkungen dieses unsäglichen Krieges bringen das gesamte Weltgefüge ins Wanken. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) warnt vor einer Hungersnot in West- und Zentralafrika. Mehr als 31 Millionen Menschen in der Region könnten in den kommenden Monaten nicht genug zu Essen haben. Seit Anfang diesen Jahres ist die Zahl der Hungernden auf der Welt um 60 Millionen Menschen gestiegen. Millionen Kindern droht weltweit der Tod durch Unterernährung. Und auch die Menschen in unserem Land wissen zunehmend nicht mehr, wie sie bei rasant steigenden Preisen und knapper und teurer werdender Energie über den nächsten Winter kommen. Wir stehen vor einer Zerreißprobe. Anders als bei unseren Eltern und Großeltern leben wir in einem Staat, der Hilfe leisten kann und der leistet. Aber auch dies ist nicht unbegrenzt möglich. Wir alle sind gefordert. Gemeinwesen funktioniert nicht nur in guten Zeiten ohne Not. Gerade jetzt ist es gefordert. Das durchaus oft militanter und rücksichtsloser werdende Schreien nach dem Staat passt nicht in unsere heutige Zeit. Wir müssen uns damit arrangieren, dass die Zeiten härter werden. Und dann noch Corona. Wer denkt heute noch darüber nach. Dabei haben wir die Gefahren dieser Pandemie längst noch nicht überstanden. All diese Belastungen dürfen uns nicht müde machen, nicht den Blick für das Wesentliche trüben. Wir erleben Entbehrungen, wir müssen uns einschränken, aber wir dürfen nie aus den Augen verlieren, dass es dieser menschenverachtende Krieg ist, den wir nie in Kauf nehmen können. Der Krieg trifft nicht nur die Ukraine, es geht letztlich auch um unsere Zukunft, unsere Freiheit und unsere Lebensbedingungen. Putin und Russland haben kein Vetorecht gegen das Selbstbestimmungsrecht souveräner Völker – weder das der Ukraine und in der Folge auch nicht gegen unser eigenes.

Mit einer geballten Faust kann man keinen Händedruck wechseln. Indira Gandhi
Juli – 2022 | nota bene Seite 3 Editorial

Aus privaten Gesprächen wie öffentlichen Diskursen ist nicht selten ein gewisses Verständnis für Russland herauszuhören – die Ukraine sei ja nun mal immer ein Teil Russlands gewesen. Dies kann nicht unwidersprochen bleiben.

Das Recht der Ukraine auf Selbstbestimmung kann nicht infrage gestellt werden

Nach der Russischen Revolution, die 1917 zur Abdankung des russischen Kaisers Nikolaus II. führte und die Herrschaft der Zaren in Russland beendete, wurde die Sowjetunion im Dezember 1922 von Russland, der Ukraine, Weißrussland und Transkaukasien gegründet.

Die immer wieder einmal zu hörende „Meinung“, die Ukraine sei ja nun eigentlich immer ein Teil Russlands gewesen, ist schlicht falsch. Das ukrainische Volk hat – wie auch viele andere in unserer Welt – eine leidvolle und abwechslungsreiche Geschichte mit unterschiedlichsten Belagerungen und Besatzungen hinter sich. Wenn man diese aufarbeitet, könnte man auch auf die Idee kommen zu sagen, na ja, gehören die vielleicht eigentlich zu Polen oder Österreich. Das alles wäre genauso falsch wie die Behauptung, sie wären ein natürlicher Teil Russlands.

Richtig ist, dass die Ukraine in ihrem jüngeren Teil der Geschichte Teil der Sowjetunion war (kurz auch UDSSR genannt). Diese Sowjetunion war von 1922 bis 1991 ein Staat in Osteuropa und in Asien. Die Abkürzung UdSSR stand für „Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken“. Neben Russland gehörten Belarus und die Ukraine zu diesem Staatenbund wie auch 12 weitere Staaten, nämlich Armenien, Aserbaidschan, Estland, Georgien, Kasachstan, Kirgisien, Lettland, Litauen, Moldawien, Tadschikistan, Turkmenien/Turkmenistan und Usbekistan.

In der russischen Revolution hatten sich nach heftigen Kämpfen kommunistische Revolutionäre unter der Führung von Wladimir Iljitsch Lenin durchgesetzt. Die wichtigste Forderung war, dass der neue kommunistische Staat gerecht sein sollte. Die Menschen in Russland sollten ihren Staat selbst gestalten. Dieses Ideal aber wurde nie verwirklicht. Die Sowjetunion entwickelte sich schnell zu einer Diktatur, in der die kommunistische Partei das Sagen hatte. Unter Josef Stalin, dem Nachfolger von Lenin, wurden Millionen von Menschen umgebracht oder in Arbeitslagern eingesperrt.

Im 2. Weltkrieg stand die Sowjetunion zunächst an der Seite des nationalsozialistischen Deutschlands. Nach dem Überfall des Deutschen Reiches auf die Sowjetunion wurde sie aber schnell einer der größten Kriegsgegner Deutschlands und gehörte zu den „Alliierten“. Mehr als 25 Millionen Soldaten und Zivilisten aus der Sowjetunion sind im Krieg gestorben. 1945 zählte die Sowjetunion zu den vier Siegermächten des Krieges, die über den weiteren Umgang mit Deutschland entschieden.

Danach stieg die Sowjetunion zur zweiten Supermacht neben den USA auf. Zusammen mit den von ihr kontrollierten Staaten in Osteuropa bildete sie im Kalten Krieg den sozialistischen Ostblock. Auch die DDR gehörte dazu. Unter Führung der Sowjetunion wurde 1955 der Warschauer Pakt gegründet. Mit dem militärischen Bündnis wollte die Sowjetunion ein Gegengewicht zur NATO bilden und ihre Macht in Osteuropa absichern.

Die Sowjetunion hatte Jahrzehnte lang mit großen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Im Wettbewerb mit den marktwirtschaftlichen Staaten des Westens war die Zentralverwaltungswirtschaft der kommunistischen Staaten unterlegen. Die wirtschaftlichen Probleme wollte der letzte Führer der UdSSR, Michail Gorbatschow, ab 1985 mit tiefgreifenden Reformen bekämpfen. Er forderte mehr Offenheit und Meinungsfreiheit. Aber diese Reformen kamen zu spät. 1991 zerfiel die Sowjetunion. Am 31.12.1991 wurde die Sowjetunion aufgelöst. Zum Jahresbeginn 1992 entstanden auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion 15 neue unabhängige Staaten. Das heutige Russland gehört ebenso wie die Ukraine zu den Nachfolgestaaten der Sowjetunion.

Schon aus dieser geschichtlichen Entwicklung heraus verbietet es sich, zu behaupten, die Ukraine wäre immer schon ein Teil Russlands gewesen.

nota bene | Juli – 2022 Seite 4 Hintergrund

Das Selbstbestimmungsrecht der Völker nach der Charta der Vereinten Nationen (UN) von 1945 und nach weiteren bindenden Verträge der internationalen Völkergemeinschaft ist eines der existentiellen Grundrechte des Völkerrechts. Es besagt, dass ein Volk das Recht hat, frei über seinen politischen Status, seine Staats- und Regierungsform und seine wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung zu entscheiden. Dies schließt seine Freiheit von Fremdherrschaft ausdrücklich ein. Das Selbstbestimmungsrecht ermöglicht es einem Volk, eine Nation bzw. einen eigenen nationalen Staat zu bilden oder sich in freier Willensentscheidung einem anderen Staat anzuschließen.

Die Sowjetunion mit einer Lebensdauer von gerade einmal 69 Jahren war ein Wimpernschlag der Geschichte. So wie Ende der 1980er/Anfang der 1990er Jahre Staaten des ehemaligen Ostblocks und nach dem Zerfall der Sowjetunion viele derer Staaten ihre Selbstbestimmung rechtmäßig nach der UN-Charta erklärt haben, wie z. B. Polen, Ungarn, Tschechei, Slowakei, Estland, Lettland, Litauen u. a., so hat dies mit demselben Recht auch die Ukraine 1991 getan. Und diesen Schritt kann ihr keiner streitig machen. Er ist international durch die Staatengemeinschaft der Vereinten Nationen (UN) garantiert.

Anerkennung der staatlichen Souveränität durch Russland

Der Oberste Sowjet in Kiew gab am 16. Juli 1990 mit 355 gegen 4 Stimmen eine Souveränitätserklärung ab, mit der die Gesetze der ukrainischen Sowjetrepublik über die der Sowjetunion gestellt wurden.

Am 23. Oktober 1990 übernahm Witold Fokin kommissarisch die Geschäfte des Vorsitzenden des Ministerrats der Ukraine und wurde am 14. November 1990 in diesem Amt bestätigt. Am 19. November 1990 unterzeichneten Leonid Krawtschuk, der erste Präsident der Ukraine, und Boris Jelzin einen Freundschaftsvertrag und damit die gegenseitige Anerkennung der staatlichen Souveränität.

Grenze zu Russland

1994 in Budapest im Rahmen der dort stattfindenden KSZE-Konferenz unterzeichnet.

Im Gegenzug erhielt die Ukraine Sicherheitsgarantien von Russland und den USA. Dazu gehörte die Anerkennung ihrer Unabhängigkeit, Souveränität und territorialen Integrität sowie die Zusage, keine Atomwaffen gegen sie einzusetzen. Russland bricht die ersten drei Zusagen seit März 2014 (Annexion der Krim, Krieg im Donbas) und noch mehr seit dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine am 24. Februar 2022.

Russland und die Ukraine schlossen am 31. Mai 1997 in Kiew einen Freundschaftsvertrag; darin verpflichtete Russland erneut, die Grenze zwischen beiden Ländern nicht zu verletzen.

Wer dies mit militärischen Mitteln versucht, zu verändern, begeht einen Verstoss gegen das Völkerrecht. Und es ist die Pflicht aller Staaten, so etwas zu verhindern.

Noch eine kleine Anmerkung zum Nachdenken:

Wenn wir heute behaupten würden, alle Gebiete, die jemals von Deutschen besetzt oder annektiert waren, wären Teile Deutschlands, wäre die Weltgemeinschaft wohl zu Recht empört, oder?

Am 2. Dezember 1991 erfolgte die Anerkennung der Ukraine durch Russland. Ihre Grenze zu Russland wurde im russisch-ukrainischen Freundschaftsvertrag vom 31. Mai 1997 festgeschrieben. Der Vertrag trat am 1. April 1999 in Kraft. Mit dem Freundschaftsvertrag wurden auch weitere Verträge über die Stadt Sewastopol abgeschlossen, die deren Status regelten. Sie bestätigten die Souveränität der Ukraine über die Stadt und den Hafen und garantierte zugleich Russland das Recht, dort für mindestens weitere 20 Jahre einen Marinehafen zu betreiben. Mit der Unterzeichnung des Freundschaftsvertrags verzichtete Russland auf alle territorialen Forderungen bezüglich der Krim einschließlich Sewastopols. Der Vertrag hatte eine Laufzeit von zunächst zehn Jahren; diese verlängerte sich aber automatisch, da der Vertrag nie gekündigt wurde.

Sicherheitspolitische Aspekte Am 14. Januar 1994 unterzeichneten die Präsidenten Russlands, der Ukraine und der Vereinigten Staaten von Amerika die Trilaterale Erklärung zur Vorbereitung für das Abkommen über die Vernichtung der auf ukrainischem Staatsgebiet stationierten Kernwaffen, womit der nichtnukleare Status der Ukraine endgültig bestätigt wurde. Das Budapester Memorandum wurde schließlich am 5. Dezember

Am 24. Februar 2022 griff die russische Armee die Ukraine an.

Seite 5 Juli – 2022 | nota bene Hintergrund
mmp
Quelle: Wikipedia
nota bene | Juli – 2022 Seite 6 Offener Brief

Pflegekräfte wollen digitalen Wandel mitgestalten

Wie die Digitalisierung den Pflegeberuf attraktiver macht

In keiner anderen Branche fehlen so viele Fachkräfte wie in der Pflege. Dabei steigt der Bedarf künftig weiter. Mit digitalen Tools können Pflegerinnen und Pfleger bei einigen Aufgaben viel Zeit sparen – die sie dann hätten, um die wichtigsten Aufgaben besser zu erfüllen.

Pflegerinnen und Pfleger sind so gefragt wie nie. Bundesweit fehlen 18.200 Pflegekräfte, wie IW-Berechnungen zeigen – Tendenz steigend. Seit Beginn der Corona-Pandemie mehren sich Berichte von Kliniken und Heimen, die unter Personalmangel und Überlastung leiden. Zwar konnten Pflegerinnen und Pfleger nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in den vergangenen zehn Jahren überdurchschnittlich hohe Gehaltssteigerungen verbuchen – dennoch entscheiden sich immer noch deutlich zu wenige Menschen für den Beruf.

Gleichzeitig gibt es Hoffnung: Digitale Innovationen können attraktivere Arbeitsbedingungen in der Pflege schaffen und gewährleisten zugleich eine hohe Pflegequalität. Sie helfen beispielsweise, die Pflege besser und schneller zu dokumentieren, andere sparen Zeit beim Bestellen von Material. Damit leisten digitale Tools einen unmittelbaren Beitrag zur Fachkräftesicherung.

Aktuelle Befragungsergebnisse zeigen, dass Pflegekräfte bereit sind, den digitalen Wandel zu nutzen und zu gestalten: Sie legen eine hohe Bereitschaft

an den Tag, den Umgang mit neuen digitalen Geräten und Techniken zu lernen. Auf einer Skala von -10 Punkten (stimme überhaupt nicht zu) bis +10 Punkten (stimme absolut zu) liegt der Zustimmungswert zur Aussage „Ich bin bereit, neue Techniken zu lernen“ bei +6,0 und damit sehr hoch. Die Führungskräfte sehen das ähnlich und attestieren ihren Mitarbeitenden, dass sie mit neuer Technik umgehen können und wollen.

Diese Bereitschaft ist eine wichtige Voraussetzung, um die Vorteile digitaler Tools zu nutzen. Um einen Digitalisierungsprozess erfolgreich in Pflegeeinrichtungen umzusetzen, braucht es eine klare Strategie, die aus den Einrichtungen kommen muss. Hieran mangelt es in der Pflegebranche – ähnlich wie in anderen Branchen – oftmals noch. Viele Unternehmen erkennen den Nutzen der Digitalisierung, haben jedoch Schwierigkeiten bei der Umsetzung.

Im Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam arbeiten wir täglich an der Umstrukturierung in die Digitalisierung, um auch in Zukunft für unsere Bewohnerinnen und Bewohner wie auch für unsere Mitarbeitenden die bestmögliche Pflege anbieten zu können.

Angelo Ala

Verantwortliche Pflegefachkraft

Angelo Ala, 1987 in Pforzheim geboren, ist seit 1. Juni 2022 Pflegedienstleiter im Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam.

Berufliche Ausbildung

09.2002 – 07.2003

sozialpflegerisches Jahr (FSJ)

10.2003 – 09.2004

Altenpflegehelferausbildung

10.2004 – 09.2007

Ausbildung zum staatlich anerkannten Altenpfleger, jeweils Seniorenzentrum Paul Gerhardt ab Oktober 2021

Weiterbildung zum QM, PDL und EL, MaxQ Karlsruhe

Beruflicher Werdegang

10.2007 – 04.2009

Pflegefachkraft, Seniorenzentrum Paul Gerhardt

05.2009 – 06.2011

Wohnbereichsleiter, Haus Schauinsland Eisingen

07.2011 – 06.2012

Wohnbereichsleiter, Seniorenresidenz Goldene Pforte

01.2012 – 10.2016

Wohnbereichsleiter, Seniorenzentrum Paul Gerhardt

11.2016 – 09.2019

Stellv. Pflegedienstleitung, ASB Pforzheim, Ambulanter Pflegedienst

10.2019 – 05.2022

Nachtwachen Team Leiter, Haus Schauinsland Eutingen

Interne Fortbildungen

7 Wundbeschreibung/Wunddokumentation

7 Hygieneschulung zur pers. Hygiene, Umgang mit Norovirus und unklaren Infekten

7 Pflegedokumentation

7 Notfall-Training

7 Sturzpräventionstrainer

7 Neues Begutachtungsinstrument

Juli – 2022 | nota bene Seite 7 Johanneshaus Bad Liebenzell

Seit über zehn Jahren repräsentiert Lea Ammertal die berühmte Pianistin Clara Schumann (1819 – 1896) in Bad Wildbad. Bei Spaziergängen im Kurpark oder Vorträgen im Forum KönigKarls-Bad haucht die Calwer Autorin und Regisseurin Ammertal dem berühmten Kurgast von einst neues Leben ein.

Clara Schumann in Bad Wildbad

Auf Spurensuche

Lea Ammertal liest liebend gerne aus Briefen von Clara Schumann, die sie während ihres Kuraufenthalts in Wildbad 1859 verfasst und an Freunde, Verwandte und Geschäftspartner

den waren, und berichtet: „Die Idee war zunächst den Gästen von Bad Wildbad

Clara Schumann als Person möglichst lebensnah zur Geltung zu bringen.“ Eine schöne Aufgabe für Ammertal, die Musiktheateraufführungen inszeniert, Songspiellibretti schreibt und für die Konzerte mit Baluta kleinere Szenen entworfen hat.

Annäherung

an Clara Schumann

Clara Schumann, die als neunjähriges Wunderkind bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt im Leipziger Gewandhaus das Publikum in Bann schlägt, ist eine faszinierende Persönlichkeit und nicht nur Pianistin, Pädagogin, Konzertorganisatorin, sondern auch Mutter von sieben Kindern. Noch nicht volljährig, unternimmt sie alleine eine Konzertreise nach Paris und setzt sogar gegen den Willen ihres Vaters ihre Hochzeit mit Robert Schumann (1810 – 1856) per Gerichtsbeschluss durch. Nach dem frühen Tod ihres Mannes war sie gezwungen, für sich und ihre Kinder durch Musikunterricht und Konzertreisen im In- und Ausland selbst zu sorgen. Die damals bedeutendste Pianistin Europas macht mit ihren Interpretationen am Klavier die Kompositionen ihres Mannes bekannt und wird, um es mit Worten aus dem heutigen Sprachgebrauch zu nennen, damit selbst zum „Mega-Star“.

Kur in Bad Wildbad

geschrieben hat. Um das Gefühl ihrer Zuhörer für den Zeitgeist zu stärken, verknüpft sie ihre Veranstaltungen mit Gedichten von Schriftstellern, wie Ludwig Uhland und Justinus Kerner, die zeitlebens eng mit dem Kurort verbun-

Wegen eines rheumatischen Leidens nutzte Clara Schumann Wildbad drei Jahre nach dem Tod Ihres Ehemannes zur Kur. Nahezu täglich schrieb sie ausführliche Briefe an ihre Kinder, an Verleger, an Freunde und befreundete Komponisten, wie Johannes Brahms (1833 – 1897), mit dem sie eine lebenslange Freundschaft pflegte.

Diese Briefe nutzt Lea Ammertal als Grundlage für ihre Veranstaltungen, die sich immer um ein besonderes Mot-

nota bene | Juli – 2022 Seite 8
Bad Wildbad

to ranken. Dabei geht es um Clara Schumann ganz privat als Gattin, Mutter, Großmutter, das Musikleben ihrer Zeit oder die Schumanns und den schwäbischen Dichterkreis. „Bei letztgenanntem lege ich den Fokus auf Justinus Kerner, der mit seinem Buch ’Das Wildbad im Königreich Württemberg’, erschienen 1812, die Heilkraft des Thermalwassers in einen überregionalen Fokus rückt“, so Ammertal, die stets akribisch recherchiert und dabei auch die umwälzenden Entwicklungen, wie die Einführung der Eisenbahn als Reise- und Transportmittel, in ihre Texte mit einbezieht. „Clara als Naturmensch empfand dieses Thema durchaus zwiespältig, denn einerseits nutzte sie die im Vergleich zum Verkehr mit der Kutsche schnelle Ver-

hier ist noch keine Eisenbahn gedrungen, sie fangen jetzt aber auch schon an – leider! Es will einem hier doch gar nicht in den Kopf.“

bindung gern, andererseits bedauerte sie den Eingriff in die Natur und schon damals die Umweltverschmutzung“, so Lea Ammertal die dazu aus dem Brief vom 20. Juli 1859 an Johannes Brahms zitiert: „Der Ort (Wildbad) liegt gar friedlich, etwas melancholisch, rings von schwarz bewaldeten Bergen umgeben, viel Tannen, die den Saum der Berge schön dunkel erscheinen lassen. Das Tannen-Aroma wird man wohl erst spüren, wenn‘s einmal regnet! Die Hitze, die wir auf der Reise ausgestanden, war fürchterlich, namentlich auf der letzten Strecke, 5 Stunden im Omnibus (gemeint ist eine Pferdekutsche die bis zu acht Personen befördern konnte). Bis

Briefpassagen

von Clara Schumann

In ihrem 2019 erschienenen Erzählbändchen „Weiße Maschen“ setzt Lea Ammertal den Fokus auf Clara als junge Frau, die sich aus heutiger Perspektive in einem dichten Spannungsfeld von Leistung, Etikette und Zwängen ihrer Zeit einerseits und Harmoniebedürfnis und musikalischem Ehrgeiz andererseits bewegte. Bei ihren Touren durch den Kurpark allerdings bleibt Ammertal den historischen Begebenheiten treu und zitiert an der Enz eine Passage aus Claras Briefen: „Ich bin jetzt hier zur Kur und finde das Bad herrlich, die Luft erquickend.“ Bei Interesse der

Gäste geht es sogar hoch bis zum Uhland-Gedenkstein, zumal die Gedichte Uhlands, wie auch Kerners, von Robert und Clara ebenso wie von Johannes Brahms sehr geschätzt und einige davon sogar vertont wurden. „Diese enge Verknüpfung von Musik und Poesie ist mit besonders wichtig“, sagt Ammertal, die sich unterwegs im Park im engen Korsett und schwarzen Reifrock bewegt und aus einem Brief an Eugenie Schumann vom 3. August 1859 zitiert: „Hier gibt es auch viel zu pflücken, aber vielmehr Heidelbeeren als Blumen; die sehen freilich nicht so schön aus, aber schmecken doch sehr gut.“

Das Kostüm, das sie seit Etablierung der Spaziergänge trägt, leiht sie jedes Jahr aufs Neue vom Theater Pforzheim aus. „Es ist ein nach historischen Mustern gefertigtes Stück, das den praktischen Abschluss einer Gesellenprüfung als Theaterkostümschneiderin bildete. Erstaunlicherweise passte es mir bei der ersten Anprobe wie auf den Leib geschnitten! Da Clara nach Roberts Tod nur noch im schwarzen Witwengewand auftrat, ist es passend zu meinen Veranstaltungen.“ Im Hochsommer ist dieses Prachtgewand allerdings etwas anstrengend zu tragen, zumal das Kleid mit Reifunterrock über fünf Kilo auf die Waage bringt.

Juli – 2022 | nota bene Seite 9 Bad Wildbad
Fotos: Sabine Zoller

Immer wieder verblüfft und verwirrt uns die Tatsache, dass inmitten von Tod und Zerstörung die Musik, der Tanz, das Theater aufblühen und begeistern und dass die Kunst als ein notwendiges Lebenselixier von den betroffenen Menschen ersehnt und angenommen wird.

Das Gegenteil müsste doch eigentlich eintreten: Das Ende von jeglichem kulturellen Engagement, das Desinteresse an jeglicher künstlerischer Darbietung. So denkt man doch gemeinhin: Die Menschen haben jetzt andere Sorgen als Lieder, Tänze und Spiele. Nahrung, Kleidung, Dachüberm-Kopf habe nun absolute Priorität.

Dass es in Zeiten großer Not auch in früheren Zeiten, zusätzlich zur Ernährung des Körpers, immer auch der notwendigen Nahrung des Geistes bedurfte, verdrängen wir meist. Selbst in den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten, unter grausamsten Bedingungen, fand Kultur durch Solisten, Musikkapellen und Chöre statt. Denken wir nur an das berühmte Lied aus dem KZ Börgermoor „Die Moorsoldaten“. Das Lied, das der politische Gefange-

ne Wolfgang Langhoff, trotz der täglichen Schikanen durch die KZ-Aufseher und der unmenschlichen Bedingungen im Lager, komponierte, textete, einstudierte und dort mit größtem Erfolg, trotz all des Elends, zur Aufführung brachte. Selbst die SS-Wachen waren laut Augenzeugenberichten so begeistert, dass sogar sie sich immer wieder eine Wiederholung der Darbietung wünschten.

Der Intendant der Oper in Lwiw (Lemberg) und frühere Kulturminister der Ukraine, Vasyl Vovkun, führte im Mai 2022 ein Gespräch mit dem Berliner Tagesspiegel. In dem Interview ging es

gerade um dieses brisante Thema: Soll und kann man in diesen schweren Tagen des Krieges den Kulturbetrieb aufrechterhalten? Der Intendant erklärte

nota bene | Juli – 2022 Seite 10
auf der Bühne
Musik, Tanz und Theater mitten im Ukraine-Krieg
Bombenalarm

des zweitgrößten Opernhauses der Ukraine wurde von den russischen Invasoren angeordnet. Nach einem Monat entschied Vasyl Vovkun jedoch mutig, ab dem 1. April diesen Jahres die Türen des Hauses wieder zu öffnen und die Arbeit mit seinen Künstlern wieder aufzunehmen.

Er erzählt weiter, dass das Haus auch trotz des ständigen Bombenalarms geöffnet bleibe, für die Mitarbeiter und das Publikum gäbe es einen Bunker. Während des Fliegeralarms werde die Arbeit unterbrochen, jedoch würde nach der Entwarnung unverzüglich weitergearbeitet.

Der TV-Sender Arte strahlte im Juni 2022 in seiner Dokumentations-Reihe

dem Tagesspiegel, wie wichtig es sei, Menschen gerade in diesen Zeiten auch mit Kultur zu versorgen. Während dieser tragischen Ereignisse bleibe die Kunst der einzige Raum, in dem man noch Freude und Leben spüren könne.

Vovkun leitet seit dem Jahre 2017 das Opernhaus von Lwiw (Lemberg) und ist seither bestrebt, das Haus zum künstlerischen Zentrum und Vorzeigeprojekt des Landes zu machen. Das Opernhaus zählt zum Weltkulturerbe und ist eines der architektonisch bedeutendsten Bauwerke in der Ukraine. Eröffnet wurde es im Jahre 1900 während der Zeit der k.u.k.-Monarchie. Die Schließung

„Arte-Re“ einen 30minütigen Bericht über die bemerkenswerten Ereignisse rund um das Opernhaus in Lwiw aus. Der Titel der Sendung lautete: Bombenalarm auf der Bühne – die Oper in Lwiw trotzt dem Krieg. Darin wurde auf beeindruckende Weise berichtet, wie die Künstler und Mitarbeiter des Hauses die Situation bewältigen und wie sie mit den bedrohlichen Umständen fertig werden.

Vasil Vovkun teilte unumwunden mit, wie sehr die schockierenden Bilder aus Gostomel, Butscha und Irpin die Psyche des gesamten Teams belasten und wie schwer es ist in der heutigen Zeit,

solche Umstände überhaupt noch zu akzeptieren. Er stellt ferner fest, dass nach seiner Ansicht die sogenannte „Russische Kultur“ und die „Russische Welt“, die hier etabliert werden sollen, letztlich in einen furchtbaren Rassismus münden werde. Im Gespräch mit dem Berliner Tagesspiegel erzählt Vasyl Vovkun, einige seiner Mitarbeiter hätten sich gleich zu Beginn des Krieges der Landesverteidigung angeschlossen. Viele von ihnen hatten in der ukrainischen Armee gedient. Einige Frauen seien bei der Herstellung dringend benötigter medizinischer und militärischer Ausrüstung beteiligt gewesen und nicht zuletzt habe man Hilfe bei der Versorgung mit Lebensmitteln geleistet.

Trotz aller Schwierigkeiten und Hemmnisse wird im Opernhaus in Lwiw weiterhin für die Aufrechterhaltung des Kulturbetriebes gesorgt. Am Anfang des Krieges „nur“ mit Konzerten, aber

mittlerweile auch mit vollständigen Opernwerken und sogar mit Ballettaufführungen. Vasil Vovkun sagt dazu im Tagesspiegel: „Eine kollektive Depression ist die größte Gefahr. Um die zu verhindern, haben wir sogar während des Krieges mit den Proben zu Francis Poulencs ‚Les Dialogues des Carmelites‘ begonnen. Das ist wirklich hart, da wir keinerlei finanzielle Unterstützung bekommen. Aber wir hoffen auf unsere europäischen Partner und auf die Verwirklichung unseres Traums“.

Juli – 2022 | nota bene Seite 11 Kultur

Die Sana-Klinik in Bad Wildbad schließt zum Ende August diesen Jahres. Mit ihren rd. 135 Mitarbeitenden war sie auf Orthopädie und Rheumatologie spezialisiert, aber auch ein wichtiges Standbein für die Notfallversorgung im Oberen Enztal.

Droht Bad Wildbad

eine Investitionsruine?

nota bene sprach mit Anneli Zenker und Manfred Preuss, den beiden Verantwortlichen der MHT-Gruppe

nb: Mit der MHT-Gruppe betreiben Sie in Bad Wildbad das Johanneshaus für psychiatrische Pflege und die Johannesklinik für geriatrische Rehabilitation. Sind Sie von der Sana-Schließung überrascht worden?

Zenker: „Nun, gerüchteweise gab es dieses Thema schon seit mindestens zwei Jahren, aber am Ende hat es doch alle erstaunt, wie kurzfristig dann die in der Sana getroffenen Entscheidungen kommuniziert worden sind.“

Preuss: „Es steht uns nicht an, das Verhalten eines anderen Trägers zu kommentieren, aber zumindest für die betroffenen Mitarbeitenden muss dies ein herber Schlag gewesen sein.“

nb: Wären aus Ihrer Sicht ein längerer Vorlauf sinnvoll oder gar andere Lösungen denkbar gewesen?

früheren Betreibers. Auch deren Fortbestand war damals akut gefährdet.“

Preuss: „Gemeinsam mit den Immobilieneigentümern, den heutigen Gesellschaftern der MHT, ist es seinerzeit durch harte Arbeit gelungen, ein Sanierungskonzept zu entwickeln und zu realisieren, das den Fortbestand der

Ausbildungsplätze schaffen und so die Häuser ein Stück weit besser für die Zukunft aufstellen. Zum Wohle aller, der Bewohnerinnen und Bewohner und der Patientinnen und Patienten ebenso wie zur Sicherheit aller Mitarbeitenden.“

Preuss: „Parallel hierzu arbeiten wir mit externen Partnern weiter an den Grundlagen für eine durchgreifende Modernisierung unserer Einrichtungen, was durch die Ereignisse der letzten Jahre, wie Corona, die immer weiter wachsenden Probleme des Fachkräftemangels oder aber auch der im Zuge des Ukraine-Krieges spürbaren drastischen Verteuerung von Energie u.a.m., sicher nicht leichter geworden ist. Aber Probleme sind schließlich da, um überwunden zu werden.“

nb: Im Fall Sana sind doch aber wohl deren Mitarbeitenden ausreichend abgesichert.

Zenker: „Wie man hört, haben die Mitarbeitenden der Sana-Klinik durch Entscheidungen des Landratsamtes eine Perspektive in den Kreiskliniken in Calw und Nagold bekommen…“

„Die erforderlichen Fachkräfte stehen am Arbeitsmarkt im benötigten Umfang schlicht nicht zur Verfügung…“

Zenker: „Das ist zunächst mal die alleinige Entscheidung des Sana-Konzerns. Aber sehen Sie sich einmal die Situation der von uns geführten Einrichtungen an, des Johanneshauses und der Johannesklinik. Beide bestehen nun seit 22 Jahren in Bad Wildbad. 2010/11 drohte deren Schließung durch die Insolvenz des

Einrichtungen und vor allem die Absicherung aller Arbeitsplätze ermöglicht hat….“

Zenker: „…was damals kaum einer geglaubt hatte. Inzwischen arbeiten wir mit diesem Konzept bereits seit 10 Jahren und konnten Schritt für Schritt die qualitativen Strukturen von Betreuung und Pflege weiterentwickeln, neue

Preuss: „…ob das allerdings wirklich Sinn macht, muss sich erst herausstellen…“

Zenker: „…wir wissen zumindest aus Gesprächen mit einzelnen bisherigen Sana-Mitarbeitenden, dass bei weitem nicht alle glücklich über diese Situation sind. Viele hätten gerne ihren Arbeitsplatz in Bad Wildbad behalten.“

nota bene | Juli – 2022 Seite 12 Interview
Anneli Zenker

Preuss: „Ich sehe hier auch einen Interessenkonflikt zwischen der Stadt und dem Landkreis. Für den Landkreis ist es sicher eine gute Gelegenheit, eventuelle personelle Unterbetzungen in den Kreiskliniken ausgleichen zu können, die Stadt aber hätte ein Interesse daran haben müssen, die Mitarbeitenden in Bad Wildbad zu behalten.“

nb: Können Sie das näher erläutern?.

Zenker: „Angeblich, aber mit uns als verbleibendem größten ortsansässigen Träger hat man jedenfalls keinen Kontakt aufgenommen.“

nb: Sie haben in Ihren zehn Jahren viel in der Sadt bewegt, allein die Bad Wildbader GeriatrieForen oder die sieben Jahre Winterzauber beweisen Ihr großartiges Engagament. Wie fühlen Sie sich, wenn Sie nun so gar nicht gefragt werden?

Preuss: „Gerne. Ich bin aufgrund meiner knapp 50jährigen unternehmerischen Erfahrung im Sozial- und Gesundheitsbereich zutiefst davon überzeugt, dass ein Neuanfang im bisherigen Gebäude der Sana, für welche Nutzung auch immer, ohne die Einbindung der bisherigen Mitarbeitenden schlicht unmöglich ist. Niemand wird an einem Standort wie Bad Wildbad eine neue Versorgungseinrichtung angehen, wenn er mit der Personalakquise von Null an beginnen muss. Erst recht nicht in der aktuellen Marktsituation…“

Zenker: „…wenn wir eine freigewordene Fachkraftstelle nachbesetzen wollen, benötigen wir inzwischen nicht selten Monate. Das ist überall in Deutschland nicht anders. Die erforderlichen Fachkräfte stehen am Arbeitsmarkt im benötigten Umfang schlicht nicht zur Verfügung…“

Preuss: „…und denkt man dies konsequent weiter, so besteht die Gefahr, dass mit Abzug aller Mitarbeitenden vor Ort in Bad Wildbad an prominentester Stelle mitten in der Innenstadt eine Investitionsruine entstehen könnte. Dies kann nicht im Interesse der Stadt liegen.“

nb: Wie man inzwischen weiß, wurden seitens der Stadt im Vorfeld doch eine Reihe von grossen regionalen und überregionalen Trägern angesprochen.

Preuss: „Das ist sicher keine Frage persönlicher Befindlichkeiten. Nein, ich denke es ist ein Affront gegenüber un-

Zenker: „Dies liegt nicht in unserer Hand, sondern in der Verantwortung des Landkreises. Wie wir inzwischen informiert worden sind, wird es eine Art Bieterverfahren für das Gebäude geben und es soll wohl auch schon verschiedene Interessensbekundungen hierfür geben…“

Preuss: „…und wir wünschen uns zum Wohle der Stadt aufrichtig, dass ein solches Verfahren den erhofften Erfolg bringen wird. Das ändert aber nichts an unseren grundsätzlichen Bedenken.“

nb: Werden Sie sich an diesem Bieterverfahren beteiligen?

Zenker: „Wir beteiligen uns grundsätzlich nicht an Wettbewerben, Ausschreibungen oder sonstigen Bieterverfahren oder ähnlichem…“

„Ich sehe hier auch einen Interessenkonflikt zwischen der Stadt und dem Landkreis…“

seren Mitarbeitenden, die durch ihre engagierte Arbeit seit 22 Jahren einen wichtigen Beitrag für den Erfolg des Gesundheitsstadortes Bad Wildbad beitragen. Diesen Mitarbeitenden gegenüber wäre es eine Frage der Wertschätzung und des Respekts gewesen.“

Zenker: „Man darf auch nicht vergessen, ein leeres Sana-Gebäude schadet nicht nur dem Ansehen des Gesundheitsstandortes Bad Wildbad, darunter werden in der Folge auch alle anderen verbleibenden Einrichtungen leiden.“

nb: Wie sollte es nach Ihrer Ansicht jetzt weitergehen?

Preuss: „…wir stehen aber immer gerne für konkrete Problemlösungen in Kooperation mit allen beteilgten Partnern und Behörden zur Verfügung, wenn dies erforderlich und gewünscht ist…“

Zenker: „…wie gesagt, gewünscht muss es schon sein.“

nb: Ich danke Ihnen für das Gespräch.

Das Gespräch führte

Juli – 2022 | nota bene Seite 13 Interview

Gesünder leben –Ernährung als Lebensstil (10)

Jede Jahreszeit hat für mich essenstechnisch so ihre Reize. Während ich mich im Winter auf deftiges Essen mit verschiedenen Kohlsorten freue, begeistern mich im Frühjahr frischer Bärlauch, Spargel und Rhabarber.

Freche Früchtchen…

Was ich aber mit dem Sommer verbinde, ist Obst in Hülle und Fülle. Es fängt schon Ende des Frühjahrs an. Fast parallel mit den Spargelhäuschen werden auch Erdbeerstände an den Straßen gesichtet. Die Erdbeeren sind der Starter in die Obstsaison. Aprikosen, Pfirsiche und Kirschen ziehen nach. Johannisbeeren, Heidelbeeren und Himbeeren erweitern die Auswahl. Stachelbeeren, und Brombeeren kommen im Spätsommer dran. Und dann gibt es ja noch Renekloden, Mirabellen und Pflaumen.

Und im Herbst darf man die Weinlese nicht vergessen. Nicht nur in flüssiger Form ein Genuss – die Weintraube. Statt Gebäck oder Chips zum Knabbern nebenbei oder um den Obstsa-

lat aufzupeppen. Und in getrockneter Form das ganze Jahr über eine Bereicherung als Rosine im Müsli, Kuchen oder im Studentenfutter.

Während Obstsorten wie Äpfel und Birnen, die zum Ende des Sommers geerntet werden, das ganze Jahr über als Lagerware verfügbar sind, ist der Genuss für andere Sorten zeitlich eingeschränkt.

Natürlich gibt es einige Sorten auch als Gewächshausware oder aus südlichen Ländern. Dennoch spricht vieles dafür, das Obst zu kaufen und zu verzehren, wenn es Saison hat. Wer schon einmal den Vergleich gemacht hat und eine im Gewächshaus gezogene und erst auf dem Transportweg nachgereifte Erd-

beere gegessen hat, der weiß, wovon ich rede. Erdbeeren schmecken vom Erdbeerhof um die Ecke, am besten noch selbst gepflückt, voll ausgereift einfach am aromatischsten.

Kurze Transportwege, guter Geschmack, Unterstützung des regiona-

nota bene | Juli – 2022 Seite 14 Ernährung

len Anbaus, diese Dinge sind mir sehr wichtig. Irgendwie glaube ich auch, der Körper stellt sich auf die jahreszeitlichen Verfügbarkeiten an Obst ein. Denn Appetit auf Erdbeeren im Dezember habe ich noch nie verspürt.

Ähnlich geht es mir mit Pflaumenkuchen. In der Erntesaison der Pflaumen freue ich mich auf Pflaumenkuchen in unterschiedlichster Art. Pflaumenstreuselkuchen oder ganz klassisch Hefeblechkuchen mit Pflaumen belegt, on top etwas Schlagsahne. Aber dann ist auch wieder Schluss. Saison vorbei, Appetit auf Pflaumenkuchen aufs nächste Jahr verschoben.

Den Geschmack der süßen Früchte habe ich dann höchsten noch als Marmelade für die kalte Jahreszeit konserviert. Denn das ist eine gute Möglichkeit, unser leckeres Sommerobst auch später noch zu genießen.

Sicher fragen sich jetzt einige, was mit den anderen Obstsorten ist, die unseren Obstsalat so bunt machen. Die bis-

herige Aufzählung hat sich ja auf unser heimisches Obst bezogen. Darauf sollte natürlich auch überwiegend der Schwerpunkt liegen.

Dennoch lohnt sich der kulinarische Blick über den Tellerrand, um die Vielfalt aus anderen Ländern zu entdecken. Oder man holt sich den letzten Urlaub durch Geruch und Geschmack des besonderen Obstes in Erinnerung.

Schaut man sich im Supermarkt die Obsttheke an, findet man immer mehr weniger bekannte, aber interessante Obstsorten, die nicht in unseren Regionen wachsen. Während Banane, Kiwi, Melone und Ananas schon wie ganz selbstverständlich zum Sortiment gehören, genau wie Zitronen und Orangen, kann man häufig auch Litschis, Kumquats oder Kakis finden –oder die gerne als Deko für Cocktails verwendete Sternfrucht (Karambole). Granatapfelkerne peppen nicht nur den Obstsalat mit ihrer knallroten Farbe auf, auch im herzhaften Salat sind sie ein Hingucker.

Wie viel Obst essen die Deutschen?

Wer bisher nur getrocknete Feigen in der Winterzeit probiert hat, sollte sich ruhig auch einmal im Herbst an die frischen Feigen trauen. Sie werden überwiegend aus Italien, Griechenland, Frankreich und der Türkei importiert.

Das eine ist, dass all diese bunten Obstsorten aromatisch und lecker sind und sich auf vielfältige Weise verarbeiten lassen, wenn man sie nicht pur von der Hand in den Mund essen möchte. Das andere wunderbare sind aber die wertvollen Inhaltsstoffe. Obst ist nicht nur voller Vitamine, die unsere Immunabwehr stärken, nein, auch Ballaststoffe für eine gute Verdauung, Antioxidantien zum Schutz vor „freien Radikalen“, wie z. B. Umweltgiften und Mineralstoffe, zum Erhalt von Körperfunktionen stecken in Ihnen. Und es hilft sogar Trinkmuffeln ein Stück weit den Flüssigkeitsbedarf zu decken. Das gilt besonders für sehr saftige Sorten wie Melone.

Ich wünsche Ihnen einen farbenfrohen, genussvollen, vitaminreichen Sommer.

Bianka Zielke

Quellen: Saisonkalender: Gemüse und Obst saisonal und regional einkaufen (smarticular.net)

Antioxidantien: Helfer gegen freie Radikale | Verbraucherzentrale.de

Seit Jahrzehnten ist der Apfel das Lieblingsobst der Deutschen. Laut einer Statistik von 2019/20 isst jeder Deutsche im Durchschnitt 21,9 Kilogramm Äpfel, 11,9 kg Bananen, 5,1 kg Weintrauben, 5,1 kg Beeren (Heidelbeeren, Himbeeren, Brombeeren etc.), 3,8 kg Erdbeeren, 3,7 kg Pfirsiche, 2,5 kg Birnen, 2,4 kg Kirschen, 1 kg Pflaumen & Zwetschgen und 0,8 kg Aprikosen. Dazu passt auch die Erkenntnis, dass auf unseren heimischen Streuobstwiesen über 1.200 Apfelsorten, 1.000 Birnen-, 320 Zwetschgen- und 250 Kirschsorten wachsen.

Wussten Sie schon? Die Streuobstwiese wurde vor Kurzem von der Unesco zum Kulturerbe gewählt. (https://www.taschenhirn.de/mensch-und-natur/obstsorten/)

Juli – 2022 | nota bene Seite 15 Ernährung

Festakt im Spiegelsaal

30 Jahre Städtepartnerschaft zwischen

Villaines-la-Juhel und Bad Liebenzell

„Die Anfänge der wechselseitigen Besuche gehen auf das Jahr 1979 zurück, als die ersten Besuche zwischen den beiden Gemeinden durch den katholischen Pfarrer Karl Müller und dem französischen Schulrektor Tessard begonnen haben. Weitere Schülerkontakte, ein Galaabend der Tanzgruppe L’Espérence in Bad Liebenzell, ein Delegationsbesuch mit Bürgermeister Helmut Schiek, Austausche zwischen Feuerwehren, Realschulen und Musikvereinen folgten, bevor dann die inzwischen verstorbenen Bürgermeister André Morin und Volker Bäuerle am 29. August 1992 den Partnerschaftsvertrag offiziell unterzeichneten“, so Günther Wallburg in der kurzgefassten Erfolgsgeschichte der Städtepartnerschaft, „um die uns andere Kommunen beneiden und auf die wir mit großem Stolz zurückblicken dürfen.“

Seit 1992 finden viele Besuche, Aufführungen von Tanz- und Trachtengruppen, Fahrradtouren, Begegnungen von Feuerwehren und Sportgruppen, jährliche Jugend- und Schüleraustausche, Ausflüge, gemeinsame Kultur- und Wanderwochen, Künstlerbegegnungen

und vieles andere statt. Seit über zehn Jahren steht nun Günther Wallburg als Vorsitzender der Städtepartnerschaftsvereinigung dem Gremium vor und hatte zum großen Jubiläum ein besonders prall gefülltes Rahmenprogramm mit einer Führung durch den SOPHI Park, Grillen am Thermenhotel sowie eine Wanderung zum Aussichtsturm nach Schömberg vorbereitet.

Neuer Pavillon im SOPHI Park Passend zu den Feierlichkeiten des 30-jährigen Partnerschaftsjubiläums mit Villaines-la-Juhel konnte dabei mit einem Glas Chardonnay Blanc de Blanc aus dem Nachbarland Frankreich zur Einweihung des „mediterranen Sitzplatzes“ angestoßen werden.

Der Pavillon ist die neue Attraktion im SOPHI Park und Bürgermeister Robert Chiari begrüßte die Gäste aus der Partnerstadt, darunter Bürgermeister Daniel Lenoir, die Präsidentin des Städtepartnerschaftsvereins I’Á.V.I., Nathalie Leroux, sowie die Initiatorin

des SOPHI Parks, Ines Veith, die Bürger der Stadt und den Kulturverein. Allen voran aber grüßte Chiari dessen Vorsitzenden Günther Wallburg, der das Projekt „Mediterraner Sitzpavillon“ im April 2021 angestoßen hatte und nun den Parkbesuchern zur Verfügung stellt. Chiari dankte für die Idee, für die Initiative, für das generell großartige

Engagement und den unermüdlichen Einsatz in den unterschiedlichsten Bereichen: „Genauso wenig, wie man sich Bad Liebenzell ohne Park nur sehr schwer vorstellen kann, genauso so wichtig ist für Bad Liebenzell der Bürger- und Kulturverein.“ Lobende Worte

nota bene | Juli – 2022 Seite 16 Bad Liebenzell

für Günther Wallburg, der im Anschluss bei seiner Rede über das Procedere und den Werdegang des Pavillons berichtet und diesen als eine „ganz besondere Wohlfühl-Oase“ bezeichnet. Als Simultan Übersetzerin war seine Frau Denise Wallburg-Forestier zugegen, um die Gäste aus Frankreich allumfassend zu informieren.

Gala Abend im Kurhaus

Rund 200 Gäste, darunter auch die 50-köpfige Delegation aus Villaines-laJuhel, feierten tags darauf den Festakt zum 30-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft im Spiegelsaal von Bad Liebenzell. Begleitet durch den Musikverein Bad Liebenzell-Beinberg wurden vor den Reden die beiden Hymnen gesungen. Dann wandten sich Chiari und sein Amtskollege Daniel Lenoir an die Gäste und freuten sich darüber, dass es nun schön sei, sich endlich wieder per-

sönlich treffen zu können. Im Angesicht des Krieges in der Ukraine sei die Völkerverständigung zudem eine wichtige Aufgabe. „Man könne auf viele schöne gemeinsame Momente zurückblicken.“ Großes Vertrauen sei gewachsen. Gedankt wurde den Gründern der Städtepartnerschaft und den vielen Menschen, die sich über die Jahre für sie eingesetzt haben. Der Bürgermeister Joáo Duarte Carvalho aus Liebenzells

portugiesischer Partnerstadt Lourinhá sendete ebenso eine Videobotschaft zum Jubiläum. Als Zeichen der zukünftigen Verbundenheit unterzeichneten Chiari und Lenoir symbolisch erneut die Urkunde der Städtepartnerschaft.

Meilensteine

Der katholische Pfarrer Karl Müller knüpfte 1979 erste Kontakte nach Villaines-la-Juhel zu seinem Freund,

gen Bestehen Bad Liebenzells wurden veranstaltet. Am 29. August 1992 unterschrieben die Bürgermeister Volker Bäuerle und André Morin in Villainesla-Juhel die Partnerschaftsurkunde.

1994 begann der offene Jugendaustausch, der bis heute besteht. Viele gegenseitige Besuche, unter anderem zu den Neujahrsempfängen, folgten. Kulturund Wanderwochen sowie die Künstlertreffen wurden ins Leben gerufen.

dem dortigen Schulrektor Tessard. Ein Gegenbesuch der Tanzgruppe „L’Esperance“ folgte.

1982 besuchte Bürgermeister Helmut Schiek erstmals offiziell den französischen Ort. 1984 kam die erste offizielle französische Delegation nach Bad Liebenzell. Gemeinsame Feiern zum 200-jährigen Jubiläum der französischen Revolution oder dem 900-jähri-

2022 unterzeichneten als Zeichen der zukünftigen Verbundenheit Bürgermeister Chiari und Lenoir nunmehr symbolisch erneut die Urkunde der Städtepartnerschaft.

Juli – 2022 | nota bene Seite 17 Bad Liebenzell
Fotos: Sabine Zoller

Gebt mir das Wort zum Überleben

Die Ukraine in literarischen Texten aus Vergangenheit und Gegenwart

Die gemeinsame Identität, die die Kunst des Schreibens stiftet und sehr tief im kulturellen Nationalbewusstsein verankert ist, kann durch Bestrebungen der Politik, Grenzen zu ziehen und Ausgrenzungen zu schaffen, niemals weggewischt werden. Literatur hat hier seit jeher eine immense Bedeutung.

Der Schriftsteller, Germanist, Humanist und Intellektuelle Lew Kopelew, geboren 1912 im ukrainischen Kiew, arbei-

bietet die Verbote“ und „Tröste meine Trauer“. Nach seiner Ausbürgerung aus der Sowjetunion im Jahre 1981 veröffentlichte er gemeinsam mit seinem Freund Heinrich Böll das aufrüttelnde Werk „Warum haben wir aufeinander geschossen?“

Erschütternd aktuell ist ein Roman von Serhij Zhadan aus dem Jahre 2018: „Internat“. Das Buch handelt vom Widerstand gegen die russische Invasion in

Wer etwas von der langen und traditionsreichen Geschichte der Ukraine erfahren will, dem sei das Buch „Blauwal der Erinnerung“ der ukrainischen Schriftstellerin Tanja Maljartschuk dringend ans Herz gelegt. Die Historie des Landes, der Kampf um Unabhängigkeit, die eigene ukrainische Sprache und die selbständige Kultur dieses prächtigen Landes sind das Herzstück dieses im Jahre 2019 erschienen Romanes. Die 1983 in Iwano-Frankiwsk geborene

tete nach dem Ende seiner Schulzeit zuerst als Arbeiter in einer Fabrik. Danach studierte er Germanistik und wurde ein wahrer Kenner der deutschen Literatur. Freiwillig meldete er sich zu Beginn des Zweiten Weltkrieges an die Front. Im Jahre 1945 wurde er jedoch unter Stalin zu zehn Jahren Straflager verurteilt. Vorwurf: Mitleid mit dem Feind. Nach seiner Freilassung verfasste er mutig immer wieder zahlreiche Bücher, die auch im Westen erschienen, wie „Aufbewahren für alle Zeiten“, „Ver-

der Ukraine. Der Krieg im Donbas und das Schicksal der Menschen, die dort leben und überleben, stehen im Zentrum dieses großartigen Romanes. Der 1974 in Starobilsk geborene Zhadan zieht hier alle Register und schafft eine beklemmende Melange aus Fiktion und Dokumentation. Die FAZ schreibt: „Wer verstehen will, was in der Ostukraine geschehen ist, muss die Bücher von Serhij Zhadar lesen“ und Katja Petrowskaja postuliert: „Auf diesen Roman haben wir Ukrainer gewartet.“

Lew Kopelew – Aufbewahren für alle Zeiten (1976), Hoffmann und Campe, Hamburg

Serhij Zhadan – Internat (2018), Suhrkamp Verlag, Frankfurt

Tanja Maljartschuk – Blauwal der Erinnerung (2019), Kiepenheuer & Witsch, Köln

Autorin erzählt die Geschichte des ukrainischen Volkshelden Wjatscheslaw Lypynskyj und verbindet dessen Unabhängigkeitskampf beeindruckend mit dem alltäglichen Überleben der IchErzählerin. Hierzu schrieb die Frankfurter Rundschau: „Die Tröstlichkeit an diesem Buch ist seine Untröstlichkeit“.

Wolfgang Waldenmaier

nota bene | Juli – 2022 Seite 18 Literatur

Brot, unser Grundnahrungsmittel, das täglich auf unserem Speiseplan steht. Und nicht nur bei uns, sondern fast überall auf der Welt. Weizen, eine Hauptzutat für dieses wichtige Lebensmittel.

Unser tägliches Brot gib uns heute…

Während wir uns überlegen können, womit wir das Brot belegen, ist es für die Ärmsten der Armen wichtig, sich überhaupt welches leisten zu können – auch wenn sie es trocken essen. Doch nun wird der Weizen knapp. Nicht unbedingt für uns in Deutschland. Wir bauen ausreichend Weizen für den Eigenbedarf an, wie zum Beispiel in unserer Region das Kraichgau-Korn, mit dem ansässige Bäcker ihr Brot backen. Aber für die Länder, die schon vor oder durch die Pandemie in schwere Hungersnöte gekommen sind, und nun durch die steigenden Getreidepreise in noch größere Not geraten.

Die Ukraine gehört zu den 10 größten Weizenexporteuren der Welt. Aber auch andere Getreide, wie Gerste oder Mais, werden angebaut und in viele Länder exportiert, u.a. Nordafrika oder den Nahen Osten.

Ukrainische Produkte

ernähren Millionen von Menschen

Gesamte Exportmenge für das Jahr 2021

Doch durch den Krieg, sind die Häfen blockiert und das Getreide kann nicht verschifft werden. „Derzeit sitzen allein 4,5 Millionen Tonnen Getreide in ukrainischen Häfen und auf Schiffen fest und können nicht genutzt werden“ (Martin Frick, Direktor des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen in Deutschland, zur Deutschen Presse-Agentur). Natürlich wird auf Auswege über Land zurückgegriffen. Aber auch das gestaltet sich schwierig. Lange Warteschlangen an den Grenzen. Auch auf dem Schienenweg ist es problematisch, da es zu einem großen Rückstau von Waggons kommt.

Der Weizen, der jetzt auf Halde liegt, ist die Ernte des letzten Jahres. Nun aber steht die Ernte des Winterweizens an. Und die nächste Problematik zeigt sich. Kommen die Bauern auf ihre teils verminten Felder? Können sie ernten? Wenn sie ihre Ware nicht verkaufen können, fehlt der Gewinn, um wieder neues Saatgut für die nächste Aussaat zu kaufen. Ohne Saatgut keine nächste Ernte.

Eine Abwärtsspirale, aus der es nur schwer ein Entrinnen zu geben scheint. All das treibt den Preis für Weizen und Getreide in die Höhe. Der Preis für Weizen ist in den letzten Monaten konstant gestiegen. Er liegt 56,2 Prozent über dem durchschnittlichen Preis vom Mai 2021 (Stand Juni 2022). Dies wird noch verstärkt durch weitere Spekulationen mit den Lebensmittelpreisen.

„Investoren verdienen kräftig, während sich Familien von Nigeria bis zum Libanon kein Brot mehr leisten können. Denn Finanzjongleure nutzen den Ukraine-Krieg schamlos aus: Sie spekulieren mit Weizen, Mais und Reis und treiben damit die Preise weiter nach oben.“

(Quelle: foodwatch, die Essensretter, www.foodwatch.org)

Meine gewählte Überschrift stammt aus dem Vater Unser, dem Gebet, welches Jesus seine Jünger gelehrt hat. Wenden wir uns doch mit dem Gefühl der Hilfslosigkeit bei so viel Leid im Gebet an Gott und bitten, dass dieser unnötige Krieg ein Ende nimmt. Auf dass die Bitte – unser tägliches Brot gib uns heute – für alle Menschen als ein Grundrecht erfüllt wird.

Bianka Zielke

Quellen:

Knappes Getreide:

EU kann Exportausfälle der Ukraine ausgleichen | Greenpeace

UN-Bericht: Getreidepreise auf Weltmarkt im Mai gestiegen | proplanta.de

Ukraine:

(Quellen der Grafik: World Integrated Solutions, eigene Berechnungen, NZZ/lea., fsl.)

Millionen Tonnen Getreide blockiert – und die Welt hungert | agrarheute.com

Wie groß ist der Ernteausfall in der Ukraine wirklich? –Die Fakten | agrarheute.com

Weizen aus der Ukraine: Wie schlimm ist die Lebensmittelkrise? (nzz.ch)

Juli – 2022 | nota bene Seite 19 Nahrungsmittelkrise

Eine UN-Kommission legt erste Erkenntnisse zu russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine vor. Auch andere Institutionen untersuchen die Gewalt vor Ort.

Gewalt in der Ukraine

Verschleppungen, Hinrichtungen, Flächenbombardements: Das ganze Ausmaß der möglichen russischen Kriegsverbrechen gegen Zivilisten in der Ukraine wird immer deutlicher.

Eine UN-Untersuchungskommission unter dem Vorsitz des norwegischen Richters Erik Møse berichtete am 15. Juni 2022 in Kiew von ihren ersten Ermittlungen in mehreren Orten der Ukraine – die Zeugenaussagen und andere Dokumente über die Grausamkeiten könnten in Kriegsverbrecherprozessen gegen russische Soldaten Verwendung finden.

Allerdings droht bei der weiteren juristischen Aufarbeitung der Gewalttaten ein Wirrwarr. Denn neben der MøseKommission suchen und sammeln andere internationale und nationale Kommissionen sowie die ukrainischen Strafverfolgungsbehörden Indizien und Beweise für Verbrechen. Kommt es zu Rivalitäten unter den Ermittlern? „Es besteht das Risiko einer Überlappung“, musste Møse eingestehen. Von unterschiedlichen Ermittlungsergebnissen der angetretenen Kommissionen könnten letztendlich die russischen Täter profitieren. Russlands Regierung und Armee streiten ohnehin die Verantwortung für Verbrechen kategorisch ab. Der erste russische Soldat wurde im Mai wegen der Erschießung eines Zivilisten zu lebenslanger Haft verurteilt.

Die „Unabhängige internationale UNUntersuchungskommission zur Ukraine“ unter Møse arbeitet im Auftrag des UN-Menschenrechtsrates, sie soll noch zu weiteren Erkundungsmissionen in der Ukraine aufbrechen.

Im nächsten Jahr wollen die Ermittler einen Abschlussbericht vorlegen. Daneben sammelt eine UN-Beobachtermission seit 2014 Beweise für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Ukraine.

Zudem begaben sich bereits Ermittler des Internationalen Strafgerichtshofs in das osteuropäische Land und Länder wie die USA starteten eigene Untersuchungen.

Die Ausführungen des UN-Ermittlers Møse und seiner Kollegen bestätigen die Gewissheit, dass die Truppen des russischen Präsidenten Wladimir Putin einen unvorstellbar grausamen Krieg gegen die Zivilbevölkerung führen. „In Butscha und Irpin erhielt die Kommission Informationen über die willkürliche Tötung von Zivilisten, die Zerstörung und Plünderung von Eigentum sowie über Angriffe auf zivile Infrastruktur, einschließlich Schulen”, erklärte der Kommissionsvorsitzende Erik Møse. „In den Regionen Charkiw und Sumy dokumentierte die Kommission die Zerstörung großer städtischer Gebiete.” Mutmaßlich legten die Russen die Gebiete durch Luftschläge, Raketen und Artillerie in Schutt und Asche.

Zudem hörten die Kommissionsmitglieder „schmerzhafte Erlebnisberichte“ über das Einsperren, die Misshandlung und das Verschwindenlassen von Zivilisten, Vergewaltigungen und andere Formen des sexuellen Missbrauchs. Die Ermittlerin Jasminka Džumhur äußerte sich besonders besorgt über das Schicksal vieler Kinder: Der Krieg reißt Familien auseinander, Mädchen und Jungen werden offensichtlich nach Russland verschleppt.

Wie viele Kinder Opfer dieser Entführungen geworden sind, steht nach den ersten Ermittlungen noch nicht fest. Putin ließ seine Truppen am 24. Februar in die Ukraine einmarschieren, Zehntausende Menschen wurden verletzt und getötet. Millionen Kinder, Frauen und Männer sind auf der Flucht.

Quelle: Handelsblatt

nota bene | Juli – 2022 Seite 20 Ukraine

Vielen ist es unbequem und lästig, aber leider ist es eine bittere Erkenntnis –die Corona-Infektionen steigen trotz deutlich geringerer Testungen wieder rasant an.

Ist Corona denn schon vorbei?

Wenn ich derzeit durch die Betriebe gehe oder beim Einkaufen bin, stelle ich mir oft die Frage, ob Corona schon Vergangenheit ist.

Viele Menschen tragen keine Maske, viele tragen sie nur am Kinn oder unter der Nase und das trotz vieler Menschen, die eng beieinanderstehen. Und sie gehen wieder in großer Zahl auf Veranstaltungen, bei denen viele Menschen dicht an dicht stehen.

Dann schaue ich mir die Statistiken an und sehe, dass die Inzidenz an Corona infizierten und damit auch ansteckenden Menschen etwa 40-mal so hoch ist wie im letzten Sommer. Und das, obwohl viele Menschen sich bei Erkältungssymptomen gar nicht mehr testen lassen. Und ich sehe, dass etwa doppelt so viele Menschen auf den Intensivstationen liegen wie vor einem Jahr. Gleichzeitig sind die Corona bedingten Fehlzeiten höher als im letzten Jahr und in vielen Krankenhäusern müssen schon wieder Operationen abgesagt werden, weil aus Personalmangel Stationen geschlossen werden.

Woran liegt diese Entwicklung der Infektionszahlen?

Zum einen ist die derzeitige Corona Variante Omikron ansteckender als die bisherigen Varianten und andererseits bildet sich durch Impfungen und/ oder stattgefundene Infektionen keine vollständige Immunität, so dass die Erkrankungen bei vielen Menschen zwar harmloser verlaufen, aber sie sich dennoch infizieren können und dann auch für andere Menschen ansteckend sind.

Müssen wir uns deshalb zu Hause einschließen?

Nein, das sicherlich nicht. Aber an einen Schutz vor Ansteckungen sollten die Menschen dennoch denken. Eine gutsitzende FFP2-Maske, korrekt über Mund und Nase getragen, mit an das Gesicht angepassten Nasenbügel schützt die Maskenträger und die anderen Menschen zu über 90 %. Wenn alle anwesenden Menschen eine FFP2Maske tragen, ist der Schutz vor Ansteckung noch größer.

Da die Ansteckungsgefahr in Innenräumen besonders groß ist, sollte hier auch besonders auf das Tragen von Masken

geachtet werden. Auch bei schlecht belüfteten Räumen, wie zum Beispiel Aufzügen, sollten Masken auch getragen werden, wenn diese allein benutzt werden, oder bei Freiluftveranstaltungen, auf denen die Menschen ohne Abstand zueinanderstehen.

Bleiben Sie gesund, aber tun Sie auch etwas dafür.

Betriebsarzt in den Einrichtungen der MHT Gruppe

Juli – 2022 | nota bene Seite 21 Corona

Enzbeleuchtung

Bad Wildbad

Besucherrekord beim Fest der Feste

Die einzigartige Kulisse des Kurparks in Bad Wildbad lockte im Juli wieder tausende von Besuchern zur Enzbeleuchtung, die mit stimmungsvoller Musik und vielen Motiven aus einem Lichtermeer von über 22.000 bunten Lichterbechern und Lampions sowie einem grandiosen Feuerwerk begeisterte.

„Tatsächlich waren 2022 mehr als 6.000 Besucher vor Ort“, so der Tenor von Stefanie Dickgießer, Geschäftsführerin der Touristik Bad Wildbad GmbH, die damit einen neuen Besucherrekord bestätigt.

Touristisch gesehen ist das die größte Veranstaltung der Stadt, bei der auch die Vereine eingebunden sind. Wolfgang Trautz, freier Mitarbeiter des Veranstalters, spricht von über 200 ehrenamtlich mitwirkenden und freiwilligen Helfern, die die Lichterbecher und Lampions entzünden, und Jochen Heuser von der Kurgärtnerei berichtet über die intensiven Vorbereitungen, die rund zwei Wochen in Anspruch genommen haben, um die Wiesen und das Gelände des Areals vorzubereiten.

Doch die Mühen der Gastgeber und beteiligten Vereine haben sich gelohnt. Begeistert über die ukrainische Lichterflagge, die Friedenstaube und das Lichtermeer vor der Englischen Kirche senden die beiden aus Odessa stammenden Besucherinnen Svetlana Teleshevska und Natalia Domakova ihre Handy-Impressionen in die ukrainische Heimat. Als Highlight des Abends entführt das rund zehnminütige Feuerwerk die Besucher mit Musik in die Wunderwelt der Pyrotechnik.

nota bene | Juli – 2022 Seite 22 Bad Wildbad
red

Natürliche Hilfe

Ein Ratschlag aus der Apotheke

Vielen Besuchern einer heutigen Apotheke ist sicherlich nicht bekannt, dass trotz der großen Anzahl chemisch produzierter Arzneimittel bis heute ungefähr ein Drittel des Arzneischatzes aus unserer Natur stammt. Selbst modernste Entwicklungen nutzen häufig die Natur als Lieferanten der Ausgangssubstanzen.

Um die Vielfalt der Pflanzenwelt mit ihren Arzneistoff liefernden Arten besser kennen zu lernen, bin ich immer wieder auch mit der Kamera in der Natur unterwegs, um einzelne Exemplare für mein Archiv festzuhalten.

In regelmäßiger Folge möchte ich deshalb an dieser Stelle einzelne Pflanzen vorstellen und über ihre Wirkungsweise informieren.

Foto: F.

Wertvolles Nachtkerzenöl

Wer im Spätsommer abends auf Fotopirsch geht, erlebt eine großartige Naturerscheinung. In der Abenddämmerung öffnen sich merklich hörbar im Zeitraffertempo die großen leuchtendgelben Blüten der Nachtkerze.

Während die Pflanzenwelt in der Umgebung bereits ihre Nachtphase begonnen hat, beginnt die voll aufgeblühte Nachtkerze einen intensiven Duft zu verbreiten. Dieser lockt sodann die nachtaktiven Insekten zur Bestäubung an.

Zur Verwendung in der Apotheke gelangt das fette Öl aus den Samen der Pflanze. Dabei ist der sehr hohe Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren wie Linolund Linolensäure wirkverantwortlich.

Es gibt auf dem Markt der Körperpflegemittel eine große Anzahl an ölhaltigen Produkten, die bei trockenen Hautbildern gerne Verwendung finden.

Der eigentliche medizinische Einsatz erfolgt jedoch in Form der inneren Anwendung als Kapseln. Gestützt auf Ergebnisse aus Studien von Hautkliniken erhielten

somit Medikamente mit Nachtkerzensamenölkapseln eine Zulassung. Sie werden als unterstützende Behandlung bei Neurodermitis, Schuppenflechte und auch Akne eingesetzt.

Speziell die Symptome solcher Erkrankungen, wie Juckreiz, Hautentzündung, Schuppung oder Rötung, werden damit positiv beeinflusst.

Die Wirkung bei diesen Hauterkrankungen wird durch enthaltene ungesättigte Omega-6-Fettsäuren erzielt. Der Körper kann diese Fette nicht selbst bilden. Sie werden also mit der Nahrung zugeführt bzw. auch als Medikamente. Omega6-Fettsäuren werden unter anderem in die Haut eingebaut und verstärken dort die Barrierefunktion und verringern somit den Feuchtigkeitsverlust.

Volksmedizinisch sind auch noch diätetische Lebensmittel auf dem Markt, die angeblich bei erhöhtem Cholesterinspiegel, Hyperaktivität bei Kindern, Diabetes und prämenstruellem Syndrom hilfreich sein sollen. Dafür gibt es aber keine gültigen klinischen Studienergebnisse.

Juli – 2022 | nota bene Seite 23
Natur und Heilkunde

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