„Wir brauchen soziale Orte zum Austausch unserer Menschlichkeit.“ CREATIVE.Talk mit Aat Vos (aatvos BV)
Im Laufe seiner mehr als 30-jährigen Erfahrung im Bereich Bibliotheksdesign hat der Creative Guide und Architekt Aat Vos eine einzigartige Sicht auf öffentliche Räume entwickelt. Der Niederländer engagiert sich europaweit als kreativer Berater für die Umgestaltung von Bibliotheken, Theatern, Kulturhäusern und anderen öffentlichen Einrichtungen. In Zusammenarbeit mit Anwohner*innen und Mitarbeiter*innen hebt er diese Orte auf ein ganz neues Level und transformiert sie in „Dritte Orte für jedermann“, die lokale Communities aktivieren und fördern. In seinen Workshops und Vorträgen bringt Vos Licht ins urbane Dunkel, bietet innovative Lösungen für den öffentlichen Raum und vermittelt die Gestaltung Aat Vos (Foto: Marco Heyda) Dritter Orte als praktischen Lösungsansatz für reale gesellschaftliche Herausforderungen. Zu seinen inspirierendsten Projekten gehört u.a. die Stadtteilbibliothek in Köln-Kalk. Im Interview spricht er über die Bedeutung von Dritten Orten – vor und nach der Corona-Krise – und den Wert von interdisziplinärer Netzwerkarbeit. Herr Vos, die Gestaltung von öffentlichen Räumen, sogenannten „Dritten Orten“, steht im Mittelpunkt Ihrer Arbeit. Wodurch zeichnet sich ein solcher Dritter Ort aus und warum ist er so wichtig? Nach der Definition des amerikanischen Stadtsoziologen Ray Oldenburg sind Dritte Orte – nach dem eigenen Zuhause als „Erstem Ort“ und dem Arbeitsplatz als „Zweitem Ort“ – öffentliche Orte, Räume der Gesellschaft. Sie sind offen, für jedermann zugänglich, gratis zu nutzen, Orte, wo man alleine hingehen kann, wo man sich auskennt, wo man deinen Namen kennt und wo man selber eine Rolle spielen kann. Orte, die man für sich in Besitz nehmen kann. Sie sind wichtig, weil wir – in den Worten des deutschen Philosophen Jürgen Habermas – die Öffentlichkeit für die öffentliche Debatte über öffentliche Angelegenheiten 90
ahv nrw magazin 2020