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Freitag, 7. Februar 2020
medianet.at
„Die Friseurin zahlt jetzt die Digitalsteuer für Google“ Google hat angekündigt, die neue Digitalsteuer von fünf Prozent auf die Preise für die Werbetreibenden aufzuschlagen. Was sagen betroffene Branchen dazu? ••• Von Dinko Fejzuli
Keine Überraschung Nicht für alle kam die Reaktion von Google überraschend. Bereits letztes Jahr nannte Marco Schreuder, WKO-FachgruppenObmann der Fachgruppe Werbung, die Digitalsteuer einen „Etikettenschwindel“. Auf die momentanen Entwicklungen angesprochen, sagt er gegenüber medianet: „Das war leider zu erwarten. Besonders tragisch ist, dass gerade kleine Unternehmen gern auf Google werben.
Facts Digitalsteuer 2018 legte die EU-Kommission einen Vorschlag zu einem Digitalsteuermodell vor. Es kam zu keiner Einigung, weshalb neben Frankreich auch Österreich im Alleingang eine Digitalsteuer eingeführt hat. Die Regelung, die in Österreich seit dem 1.1.2020 in Kraft ist, sieht vor, dass große Unternehmen mit einem weltweiten Jahresumsatz von 750 Mio. € und über 25 Mio. € Umsatz in Österreich fünf Prozent Steuern auf Online-Werbeeinnahmen zahlen müssen. Google hat nun angekündigt, diese 5% als Aufschlag auf seine Werbepreise an die Werbekunden weiterzugeben.
© APA/Barbara Gindl
WIEN. Seit Beginn des Jahres ist die sogenannte Digitalsteuer in Österreich in Kraft. OnlineWerbung von Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 750 Mio. € soll damit in der Höhe von fünf Prozent besteuert werden. Nun kündigte Google als erster an, die neue Steuer auf die werbetreibenden Unternehmen umlegen zu wollen. Die Idee, Großkonzerne und IT-Riesen zu besteuern, würde damit ad absurdum geführt.
Nun bezahlt eine Friseurin aus Floridsdorf diese Steuer – statt Google.“ Die Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation fordere die Einführung der digitalen Betriebsstätte, „um für mehr Steuergerechtigkeit zu sorgen“, sagt Schreuder. Auch Wirtschaftskammer Wien-Präsident Walter Ruck ist wenig verwundert: „Jetzt zeigt sich, wovor wir schon mehrfach gewarnt haben: Die Digitalsteuer wird an die werbetreibende Wirtschaft weitergegeben. Statt faire Rahmenbedingungen für alle zu schaffen, werden unsere Unternehmen nun zusätzlich belastet.“ Für Walter Zinggl, Geschäftsführer des Werbezeitenvermarkters IP Österreich und Präsident der IAA, war der Schritt von Google ebenfalls keine Über-
raschung; Zinggl zieht hier Parallelen zur Werbeabgabe, „die ja auch an die Werbetreibenden weiterverrechnet“ werde und „nicht von einzelnen Medien geschluckt“. Dies, so Zinggl weiter, sei letztlich bei allen Steuern der Fall: Es zahle sie der Endverbraucher. Zwar sieht Zinggl in der Digitalsteuer eine gewisse „Lenkungsabsicht“ – Werbetreibende entscheiden, ob sie auf Plattformen werben, die der Steuer unterliegen und daher teurer werden –, bringt aber dennoch wie etliche andere die digitale Betriebsstätte als Besteuerungsmodell ins Spiel, wobei es hier supra-nationaler Lösungen bedürfe, um endlich ein Level-Playing-Field zu schaffen. Zinggl konkret: „Die digitale Betriebsstätte ist meiner Ansicht nach zumindest ein logi-
scher Ansatzpunkt für die Entwicklung einer solchen Lösung.“ Werbeabgabe abschaffen Angelika Sery Froschauer, Verbandsobfrau des Fachverbands Werbung & Marktkommunikation, geht sogar noch weiter und fordert die Abschaffung der Digitalsteuer sowie der Werbeabgabe. „Diese Digitalsteuer ist eine neue Form von Werbeabgabe, die uns in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern klar schwächt. Die Werbeabgabe gibt es auf der ganzen Welt nicht, nur bei uns in Österreich müssen Unternehmen seit 30 Jahren diese Steuer bezahlen.“ Wenig überrascht vom Vorgehen des Onlinegiganten zeigt sich VÖZ-Geschäftsführer Gerald Grünberger: „Das Vorgehen von Google in Bezug auf