Rorschach kocht

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Der erste Take-away in Rorschach Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts kamen viele Leute, Einzelpersonen und Familien, aus dem süddeutschen Raum und dem Vorarlbergischen in die Ostschweiz. Einerseits war es die pure Not und anderseits die Hoffnung auf Arbeit und Verdienst – zum Beispiel als Dienstmagd, Haushaltshilfe, Köchin, Knecht oder Arbeiter –, die viele Menschen dazu motivierten, ihre Heimat zu verlassen und sich in der Ostschweiz niederzulassen. Unter diesen Einwanderern war auch eine Familie Rössler aus Süddeutschland. Sie konnte um 1905 das 1882 erbaute Restaurant Du Nord am Hafenplatz 5 in Rorschach übernehmen. Sie brachte nicht nur Arbeitswillen und Ehrgeiz mit, sondern auch ein uraltes Familienrezept für Leberknödel, ein Gericht, das damals in Rorschach noch nicht bekannt war. Rorschach war schon damals eine offene Stadt, und die Einwohnerinnen und Einwohner waren neugierig auf Unbekanntes aus fremden Gegenden. Während Jahrzehnten bis in die 1930er-Jahre gingen die Rorschacher ins «Du Nord», um die schnell berühmt gewordenen Leberknödel zu geniessen. Oder man pilgerte mit Kesseln zum Speiselokal, um die begehrte Speise über die Gasse zu kaufen. Heute heisst das Take-away. Im ehemaligen «Du Nord» werden heute asiatische Gerichte angeboten, auch über die Gasse. Erika Pertzel, Tübach

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