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Das Haus Negropont

Das Haus mit dem etwas speziellen Namen «Negropont» an der Reitbahnstrasse 2 ist in Rorschach vielen bekannt. Seine Geschichte geht ins 17. Jahrhundert zu rück. Heute führt ein Team von Freiwilligen in diesem Gebäude ein Restaurant mit vielen verschiedenen Angeboten und Begegnungsmöglichkeiten. Doch zuerst zur Geschichte: Im 17. Jahrhundert hiess die heutige Insel Euböa in Griechenland Negropont. Sie gehörte damals zu Venezien. Das Osmanische Reich hatte einen grossen Teil der Ägäis erobert und belagerte die Festung von Negropont, die heu tige Stadt Chalkida. Einmal mehr musste der venezianische Doge, Francesco Morosini, eine Armee aufstellen, um gegen die Türken zu kämpfen. Zu dieser Zeit regierte im Kloster St.Gallen Fürstabt Coelestin, der aus einer berühmten Mailänder Familie stammte. Abt Coelestin erliess den Befehl, eine Kompanie Söldner von über 120 Mann im ganzen Gebiet von St.Gallen zu werben. Zu dieser Kompanie gehörten auch 21 Soldaten aus Rorschach.

Im Sommer 1688 errangen die Söldner aus der Ostschweiz an der Seite der Venezianer einen Sieg. Am 12. Oktober 1688 gaben die Türken die Belagerung der Festung von Negropont auf. Hauptmann Edelmann aus dem Toggenburg kehrte am 4. November 1691 mit nur 13 Männern nach St.Gallen zurück. Aus dem Ror schacher Amt sahen zwei Soldaten die Heimat wieder. Wer nicht durch die Krummsäbel der Türken ums Leben gekommen war, den raffte die Pest dahin. Nicht genau überliefert ist, ob einer der Überlebenden später in diesem Haus an der Reitbahnstrasse gewohnt und dem Haus den schicksalshaften Namen gegeben hat. Der schlossähnliche Riegelbau wurde 1979 abgerissen und durch ein markantes Wohn- und Geschäftshaus ersetzt. Der Name des Hauses wurde bei behalten.

In den Jahren vor der Gründung des heutigen Generationentreffpunkts stand das Restaurant Negropont immer wieder leer. Ein Umstand, der den Haus besitzer bewog, bei der Pro Senectute anzuklopfen. Die Idee, einen Treffpunkt zu schaffen, stiess auf offene Ohren. Zusammen mit dem Seniorenverband wurde eine Spurgruppe gegründet, die diese Idee weiterverfolgte. Das Projekt stand unter einem guten Stern. Schon von Anfang an konnten überraschend viele Frei willige für die Umsetzung der Idee gewonnen werden. Regelmässig engagieren sich über 40 Freiwillige, vorwiegend Seniorinnen und Senioren für diesen Treff punkt. Sie kochen, servieren, organisieren Veranstaltungen, pflegen die Gastfreundschaft und entwickeln den kleinen Betrieb immer weiter, mit dem Ziel

einen niederschwelligen Treffpunkt zu schaffen sowie ein gutes und preisgünstiges Restaurant zu führen.

Wer die Türe zum Restaurant Negropont öffnet, bemerkt bald, dass dieses Lokal mehr als nur ein Restaurant ist. Schon beim Eingang machen Hinweise auf viele verschiedene Veranstaltungen und Treffmöglichkeiten aufmerksam. Über Mittag kommen zwischen 20 und 30 Personen zum Essen. Einige Stammgäste geniessen weit in den Nachmittag hinein das Zusammensein in gemütlicher Runde. Gejasst wird rund drei Mal im Monat jeweils am Freitagnachmittag. Wer mehr Sicherheit im Umgang mit dem Smartphone gewinnen will, trifft sich im «Smart Café».

Italienisch, Spanisch, Französisch und Englisch wird im Sprachen-Café ge übt und rund vier Mal im Jahr finden Lesungen statt. Künstlerinnen und Künstler erhalten die Möglichkeit, ihre Bilder oder Fotografien auszustellen.

Die mehr als 40 freiwillig Engagierten machen den Negropont zu einem viel seitigen Treffpunkt und einem sympathischen Restaurant. Der Treffpunkt Negropont ist eine Rorschacher Erfolgsgeschichte.

Rolf Hofstetter, St. Gallen

Das Haus Negropont mit dem Generationentreff an der St. Gallerstrasse in Rorschach.

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