Meine Begeisterung für Frau Grüüns Fantasien hielt sich in Grenzen. Ich wollte sie nicht verägern und gab ihr mit vorsichtig gewählten Worten zu bedenken, dass es vor allem jüngere Leute seien, die sich tätowieren liessen. Ja, das stimme, sagte Frau Grüün nach einem tiefen Seufzer. Weleweg sei sie wirklich zu alt dafür. Etwas resigniert wünschte sie mir einen guten Tag und ging weiter ihres Weges, drehte sich dann aber nach ein paar Metern um und rief mir augenzwinkernd zu: «Vielleicht … so ein ganz kleiner, farbiger Skarabäus am linken Fussgelenk … ?»
Frau Grüün hat Schwein gehabt Als ich vor ein paar Tagen einen Telefonanruf entgegennahm, hörte ich auf der anderen Seite eine aufgeregte Frau Grüün sagen, sie erzähle mir jetzt etwas. Das sei wichtig und müsse unbedingt in die Zeitung, da in dieses Blättli. Frau Grüün schien es sehr ernst zu meinen, deshalb nahm ich Kugelschreiber und Papier zur Hand und notierte ihre Worte. Sie habe geputzt, erklärte mir Frau Grüün. Eine ganze Wohnung. Und zwar gewissenhaft und gründlich, im Fall. Nachdem sie Bad, Schlaf- und Wohnzimmer erledigt gehabt habe, sei die Küche an der Reihe gewesen, und dort habe sie es mit einem Dampfabzug zu tun bekommen. Ich gab Frau Grüün zu bedenken, dass das nichts Aussergewöhnliches
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