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Frau Grüün kann sich nicht entscheiden
Frau Grüün kann sich nicht entscheiden
Also, ohne so ein … , so ein … na ja, so ein Dings gehöre man heutzutage einfach nicht dazu, sagte Frau Grüün, als wir uns kürzlich begegneten. So ein … Dings müsse man heute einfach haben, wenn man mitreden wolle. Also wörkli. Sie bekräftigte ihre Worte mit heftigem Nicken und wartete gespannt auf meine Reaktion. «Dings?», fragte ich etwas ratlos. Frau Grüün verzog den Mund, schloss für einen Moment demonstrativ die Augen und machte mir dann überaus geduldig verständlich, was sie mit «Dings» meinte. So ein Gemälde. So auf dem Arm oder dem Rücken, dem Gnick oder sonst irgendwo. Ja, halt eben so eine … Malerei auf dem Körper.
Das sei eine Tätowierung. Ein Motiv, das mit farbiger Tinte und Nadeln in die Haut gestochen werde, klärte ich Frau Grüün auf. Man nenne es auch Tattoo. Ja genau, das meine sie, antwortete Frau Grüün. Und jetzt schwanke sie eben. Also, sie könne sich einfach nicht entscheiden. Ein hellgrüner Säbeltiger mit goldenen Krallen und einem Nuggi im Maul würde ihr gefallen. In Frage kämen auch zwei Rhesusäffchen, die handörgelten, oder eventuell eine im Abendrot Tango tanzende Giraffe. Mein skeptischer Blick veranlasste Frau Grüün, ihre Tattoo-Vorschläge nochmals zu überdenken. Sie könnte natürlich auch etwas Traditionelles wählen, sinnierte sie laut. Zum Beispiel eine einäugige Bergdohle im Anflug auf die Tierwies oder vielleicht das Rotbachchörli beim Zäuerlen.