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Literatur: Hinein ins Ungewisse
Literatur: Hinein ins Ungewisse
“Gerade hinstellen, Arme ganz breit und ganz tief einatmen!“, ordnete Yvette an. So wie Sportlehrer das sagen, während der Körper was anderes sagt und zwar lauter. Der sagte nämlich “krümmen und nach Luft japsen“. “Meine Mutter ist Personal-Trainerin“, erklärte mir Yvette. Und das heißt jetzt was?, fragte ich mich. Dass sie mir Anweisungen geben durfte, wie ich atmen soll? “Meine Mutter ist Putzfrau“, schnaufte ich. Rike begann zu lachen und bekam sich gar nicht mehr ein. Als wir fertig waren mit Lachen, ging unsere Atmung wieder normal. Wir waren am Rand einer Lichtung, auf die der Mond sein weißes Licht warf. Die hohen Gräser um uns herum raschelten, obwohl es windstill war. Bea überlegte laut. “Am besten laufen wir weiter den großen Weg entlang, bis wir an eine Straße kommen. Dort ist dann hoffentlich ein Schild, wo draufsteht, wie es zu einem Bahnhof geht.“
C Bearbeite die folgende Aufgabe zum Fragment ‘Mädchenmeute‘ auf Niederländisch.
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Arbeite mit einem Mitschüler / einer Mitschülerin zusammen. Wählt zwei Lieder zum Thema Freiheit, zum Beispiel ‘Guten Morgen Freiheit’ (Yvonne Catterfeld), ‘Die Freiheit’ (Sarah Lesch), ‘Fühl dich frei’ (Sido) oder ‘Frei’ (Joel Brandenstein). Hört euch die Lieder an und lest mit dem Text mit. Besprecht, welches Lied am besten zum Fragment passt. Begründet eure Wahl mit mindestens drei Argumenten. ‘Freiheit – da gab es so viele Lieder drüber.‘ Charlotte hat recht. Das Thema Freiheit ist tatsächlich nicht nur der Autorin Kirsten Fuchs wichtig. Viele Sänger / Sängerinnen singen darüber.
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Infos zum Autor: Thomas Glavinic Thomas Glavinic
“Ich will als Erstes zur Polizei. Ich will Inken anzeigen“, widersprach Yvette. Einige Mädchen schnauften. “Wieso willst du ständig jemand verklagen oder anzeigen?”, fragte Bea. Ihr Schatten hob entnervt beide Arme: “Was versprichst du dir denn davon? Überhaupt, was willst du ständig von Erwachsenen? Überlegt doch mal: Inken wird uns nicht suchen. Die ist froh, dass sie ihr Geld hat und wir weg sind. Unsere Eltern denken, dass wir im Camp sind. Niemand vermisst uns in den nächsten zwei Wochen. Wir können machen, was wir wollen! Was wir wollen… Überlegt doch mal! Einfach alles. So frei sind wir nie wieder. Nie wieder in unserem Leben.“ Das schlug bei mir ein wie eine Bombe. Freiheit – da gab es so viele Lieder drüber. So was wie Freiheit war für so was wie Tiere. Hatte ich bis dahin immer gedacht. Es hatte nichts mit mir zu tun. Freiheit war für andere. Andere Länder, andere Zeiten. Wenn ich bei mir zu Hause saß, dann wollte ich da ja sitzen. Aber auf einmal war ich also frei. Genau in diesem Moment! Es roch auch alles ganz frei. Nach freier Nacht, freiem Mond, freiem Gras und freiem Himmel.
Thomas Glavinic (1972) ist in Graz, Österreich, geboren. Er studierte Germanistik und schreibt unter anderem Hörspiele, Essays und Reportagen. Glavinic behandelt in seinen Werken Themen wie Angst, Einsamkeit und existenzielle Verunsicherung. Er selbst kennt auch diese Gefühle. In seinen Büchern setzt er sich darum mit seinen eigenen Ängsten und Unsicherheiten auseinander. Die Idee zum Roman ‘Die Arbeit der Nacht‘ hat Thomas Glavinic bekommen, als er nachts von seinem Balkon geschaut hat und die Ruhe in der Stadt beobachtete. Der Roman handelt nämlich von einer Welt, in der jedes Leben plötzlich verschwunden ist und nur noch die Hauptperson existiert. Diese Person macht sich auf die Suche nach Menschen. Aber eigentlich ist diese Person auch auf der Suche nach sich selbst. Thomas Glavinic stellt sich nämlich die Frage, ob der Mensch eigentlich Menschen braucht, um selbst Mensch zu sein. Er fragt sich, ob der Mensch nicht verloren ist, wenn er ohne Hilfe von anderen Menschen auskommen muss. ‘Die Arbeit der Nacht‘ ist ein psychologisches Gedankenexperiment. Glavinic treibt seine Leser in den Wahnsinn. Er sieht nämlich nicht ein, warum es den Lesern besser gehen soll als ihm selbst.
A Du bereitest dich jetzt auf den Text in Aufgabe 5 vor. Lies dazu die ‘Infos zum Autor‘. die Mädchenmeute das Erzgebirge schnaufen dagelegen das Marschgepäck
een groep van meisjes, grappig bedoeld gebergte in Oost-Duitsland hijgen lag op de vloer spullen die soldaten in de natuur nodig hebben
A Lies das Fragment aus ‘Mädchenmeute‘. Bearbeite die Frage auf Niederländisch. Kirsten Fuchs behandelt in ihren Werken gerne verschiedene Charaktere. Das ist auch in ‘Mädchenmeute‘ der Fall. Kombiniere die Namen mit den Charaktereigenschaften. Eine Eigenschaft bleibt übrig. Charlotte Antonia Yvette Bea
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angstig behulpzaam bazig verstandig woedend
B Schreibe auf, wie Charlotte sich am Anfang und am Ende des Fragments fühlt. Benutze dabei konkrete Beispiele aus dem Text, die deine Meinung unterstützen.
B Beantworte die drei Fragen zum Thema ‘Unsicherheit‘ auf Niederländisch. 1
Wo hast du schon mal erlebt, dass du ganz alleine warst?
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Wie hast du dich dabei gefühlt? Beschreibe deine Gefühle.
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Bist du lieber in Gesellschaft oder magst du es, alleine zu sein? Begründe deine Antwort.
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