
3 minute read
etwas aufgeben, nicht benutzen
Literatur: Hinein ins Ungewisse
1 Einführung zum Thema
Kennst du das Gefühl, dass du etwas Neues kennenlernst? Dass du in eine Situation gerätst, die du noch nie vorher erlebt hast? Im ersten Moment macht es wahrscheinlich Angst, seine Komfortzone zu verlassen. Es ist aber auch irgendwie spannend, die Grenzen zu verlegen und neue Erfahrungen zu machen. Es weckt Neugierde und gibt Energie, denn man weiß nicht, was passieren wird. A Schau dir die Fotos an. Du siehst Situationen, die einen Schritt ins Ungewisse darstellen.
Erstelle eine persönliche Top acht. Schreibe 1 zu dem Foto, das für dich persönlich die größte
Unsicherheit bedeutet. Schreibe 8 zu dem Foto, das die meiste Vertrautheit ausstrahlt.
B Vergleiche deine Wahl mit einem Mitschüler / einer Mitschülerin. Begründe deine Wahl. C Überlegt euch gemeinsam zwei ähnliche Situationen, die ihr aus eigener Erfahrung kennt und
wobei ihr euch ins Ungewisse gestürzt habt.
2 Infos zur Autorin: Kirsten Fuchs
Kirsten Fuchs
Kirsten Fuchs (1977) ist in Berlin aufgewachsen. Nach dem Abitur hat sie ein Literaturstudium begonnen, das sie nicht beendet hat. Seit 1993 ist sie als Autorin tätig.
Fuchs schreibt, weil sie an Menschen interessiert ist. Das Schreiben gibt ihr die Möglichkeit, sich mit verschiedenen Charakteren auseinanderzusetzen und zu beschreiben, wie Menschen aufeinander reagieren.
Viele Ereignisse, die Kirsten Fuchs in ihren Werken verarbeitet, hat sie selbst erlebt. Oft nicht in dieser konkreten Form, aber die Inspiration für ihre Bücher ist ihr eigenes Leben. So beschreibt sie in ihrem Buch ‘Mädchenmeute‘ eine Geschichte über einige Mädchen, die sich alleine in der Natur durchschlagen müssen. Fuchs wählt das Erzgebirge für diese Situation. Das Erzgebirge ist ihr als Ostdeutsche sehr vertraut und darum spielt es in dem Roman eine Rolle.
Freiheit und Abenteuer sind in ‘Mädchenmeute‘ ein wichtiges Thema, aber auch Pfl ichten und Verantwortung. Die Mädchen genießen die neugewonnene Freiheit. Sie stellen aber auch fest, dass diese Freiheit einen Preis hat. Die Teenager sind plötzlich auf sich allein gestellt und sie sind für alles selbst verantwortlich. Niemand schreibt Regeln vor, niemand bestimmt, was getan werden muss. Sie müssen selbst Entscheidungen treffen, die vielleicht diese Freiheit einschränken. A Du bereitest dich jetzt auf den Text in Aufgabe 3 vor. Lies dazu die ‘Infos zur Autorin‘. B Beantworte die drei Fragen zum Thema ‘Freiheit‘ auf Niederländisch. 1 Stimmst du Kirsten Fuchs zu, dass frei sein nicht nur positiv ist? Begründe deine Antwort.
2 Hast du persönlich schon miterlebt, dass Freiheit auch Nachteile hat? Beschreibe deine Erfahrung.
3 Dieses Buch gehört zum Genre Coming of Age. Lies die Defi nition und begründe warum das so ist.
Coming of Age
Das literarische Genre Coming of Age konzentriert sich auf die psychologische und moralische Veränderung der Personen. Die Hauptfi guren, meist im Teenageralter, lernen mehr über sich selbst und die Gesellschaft. Sie werden oft von der Kindheit bis zum Erwachsensein gefolgt.
3 Mädchenmeute
Mädchenmeute
Die 15-jährige Charlotte (Ich-Person) ist mit sieben anderen Mädchen im Sommerferiencamp. Doch dort ist bald alles anders als erwartet. Als eines Morgens auch noch die Gruppenleiterin Inken die Nerven verliert, fl üchten die Mädchen. Sie machen sich auf die Suche nach dem Bahnhof, bleiben dann jedoch im Erzgebirge, wo sie freie, aber auch ziemlich aufregende Sommertage verbringen.
Ich war noch nie so lange nachts draußen gewesen. Es war schon seit zwei Stunden dunkel. Das Mondlicht fi el in Strichen durch die Kronen der hohen Bäume. Am Anfang war der Nachtwald nur vier schwarze Wände um mich herum, aber langsam konnten meine Augen schwarz von schwarz unterscheiden. Meine Ohren versuchten, sich zu spitzen und zu drehen. Im Wald knackte es. Es war ein größeres Knacken als ein Tierknacken. Ich fand, es war ein Menschenknacken. Ein zweibeiniges Knacken. Aber ich sagte lieber nichts. Bestimmt hatte ich mich geirrt. Vielleicht knackten Hirsche wie Menschen. Vielleicht knackten Wölfe wie Menschen. Jeder beruhigende Gedanke wurde von einem beunruhigenden verjagt. Ich hatte Angst, dass Inken uns folgen würde. Ich hatte noch mehr Angst, dass Inken gar nicht in der Lage war, uns zu folgen. Sie hatte dagelegen. Antonia hatte noch gefragt: “Sollten wir nicht…?“, Yvette hatte gesagt: “Nein!“ Wir liefen immer weiter in das Schwarze hinein. Wieso sollte es ausgerechnet hier zum Bahnhof langgehen? Wieso mussten wir so rennen?
“Pause!“, sagte Bea irgendwann. Zustimmung von allen. Ich warf das Marschgepäck auf den Waldboden und beugte mich nach vorne. Schnaufen, schnaufen. In meiner Hand tobte der Schmerz.