BA N N E R D E R Z E I T
„Banner der Zeit“
Quelle: wikipedia.org
Die Geschichte des Metronoms
Das Metronom von Johann Nepomuk Mälzel, Paris 1815. Wien, Kunsthistorisches Museum Von Gisela Auchter
Mit einiger Sicherheit wären zu allen Zeiten ganze Heerscharen von Musikschülern und -schülerinnen vor diesem kleinen Monster am liebsten davongelaufen, um sich dem Zwang zur Genauigkeit zu entziehen. Aber auch ausgewiesene Profimusiker haben sich schon vor 200 Jahren die Zähne an ihm ausgebissen und drohten zu verzweifeln. Wir sprechen von einem kleinen hölzernen Gerät von kaum mehr als 20 cm Höhe, dem Metronom – einem „Banner der Zeit“.1 Dabei bietet es nichts weiter als eine verlässliche Möglichkeit, mit seiner Hilfe eine möglichst eindeutige Tempobestimmung bei der Wiedergabe eines Musikstücks zu erzielen. Im Lexikon wird es beschrieben als „ein Gerät, das die Anzahl der Schläge in der Minute bestimmt. Es hat ein von einem Uhrwerk bewegtes Pendel mit einem auf einer Skala verschiebbaren Gewicht…“2 Der
Metronom-Körper, in den das mechanische System eingebaut ist, ist zudem ein idealer Resonanzraum. Ein Nachteil: Durch ihn wird das Geräusch, das beim Einrasten der Hemmung entsteht, verstärkt. Das wird oft als laut, störend und Nervosität hervorrufend von den Musizierenden empfunden. Auch ich selbst erinnere mich gut an dieses laute und lästige „Tik, Tak“, vor dem auch ich gerne davongelaufen wäre. Aber zum Einstudieren eines vorgegebenen Rhythmus‘ war und ist es hilfreich. Seit etwa 1820 wird in unzähligen Kompositionen von ihren Schöpfern das Zeitmaß überwiegend nach dem „Metronom Mälzel“ (1772–1838) angegeben. Jedoch schon einige Zeit davor gab es ernsthafte Versuche, die Tempobestimmung in den Griff zu bekommen. So wie zum Beispiel der französische Theologe und Musiktheoretiker Marin Mersenne (1588–1648) oder
Ausspruch Beethovens. In: Geck, Martin. Ludwig van Beethoven. Reinbeck b. Hamburg 1996. S. 91 2 Goodman, Alfred A.: Musik von A – Z. München 1971. S. 324
1
C H O R N AC H R I C H TE N 1 – 2 0 2 2
3