Chornachrichten Heft 03/2022

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CHOR NACHRICHTEN www.sinfonischer-chor-konstanz.de 3 - 2022 70. Jahrgang
Oratorium »Die letzten Dinge« von Louis Spohr Erstaufführung in Konstanz Konzertplakate aus rund 90 Jahren Gedanken zu einem denkwürdigen Geschenk und ihre heutige Gestaltung

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Liebe Leserinnen und Leser,

nach dem Ende der Sommerpause hat der Sinfonische Chor Mitte September 2022 wieder die Probentätigkeit zu seinem ersten Konzert nach drei Jahren, das Oratorium „Die letzten Dinge“ von Louis Spohr, am 13. November 2022 in der St. Gebhardskirche aufgenommen. Der Vorverkauf hierzu hat bereits begonnen. Tickets sind ab 27 Euro (Ermäßigung für Schüler/Studenten 5 Euro auf allen Plätzen) bei BuchKultur Opitz oder online unter www.sinfonischer-chor-konstanz.de/tickets erhältlich.

Anlässlich der Erstaufführung dieses Oratoriums in Konstanz bringt Martin Bretschneider in seinem Beitrag nicht nur den Komponisten, sein Werk und den Herausgeber der „kritischen Ausgabe“ Dieter Zeh etwas näher, sondern geht auch auf das Aufgreifen Louis Spohrs von Szenarien aus dem letzten Buch des Neuen Testaments, der „Offenbarung“, in seinem Oratorium ein.

Im Frühsommer dieses Jahres bekam der Sinfonische Chor 10 historische Konzertplakate aus den 1930er Jahren seines Vorgängers „Bürgerverein Bodan Konstanz e. V.“ im Rah men eines Nachlasses von Auktionator Carlo Karrenbauer geschenkt: eine Gelegenheit, die Dirigent Wolfgang Mettler und Gisela Auchter zum Anlass nahmen, sich in ihren beiden Artikeln einmal mit der Gestaltung von Konzertplakaten vor rund 90 Jahren und heute auseinanderzusetzen und diese gegenüberzustellen.

Am 6. September 2022 feierte die erste Stimmbildnerin unse res heutigen Sinfonischen Chores, Helen Wittenauer, ihren 95. Geburtstag. In seinem Beitrag würdigt Wolfgang Mettler, der mit der „Grande Dame“ seit mehreren Jahrzehnten freund schaftlich verbunden ist, die große Lebensleistung und den unermüdlichen Einsatz von Helen Wittenauer für die Musik und die chorische Stimmbildung.

Die Redaktion der Chornachrichten wünscht Ihnen wieder viel Freude beim Lesen. Kommen Sie gut durch den Herbst!

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EDITORIAL
Birgit Westphal

Aus dem Inhalt

1 Editorial 3 Das Oratorium „Die letzten Dinge“ von Louis Spohr Komponist – Rezeption und Neuausgabe des Werks – Offenbarung des Johannes 10 Konzertplakate aus problematischer Zeit Gedanken zu einem denkwürdigen Geschenk Wohnen bei der WOBAK … Musik in meinen Ohren. Wir garantieren Ihnen Qualität, Sicherheit und Service.

Chor gratuliert seiner ersten Stimmbildnerin 21 Impressum 28 Letzte Seite

Titelbild: Porträt des Komponisten Ludwig (Louis) Spohr (Quelle: www.carus-verlag.com/personen/louis_spohr)

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Fon +49 (0)7531 - 9848-0 Mail info@wobak.de WOBAK Städtische Wohnungsbaugesellschaft mbH Konstanz ANZEIGE 15 Die Hingucker – Unsere Konzertplakate heute Eine Gegenüberstellung 18 95. Geburtstag von Helen Wittenauer Der Sinfonische

Das Oratorium „Die letzten Dinge“ von Louis Spohr

Komponist – Rezeption und Neuausgabe des Werks – Offenbarung des Johannes

Louis Spohr – eine Kasseler Persönlichkeit Als Louis Spohr am 14. Januar 1822 in Kassel einzog, fand er eine lange Musiktradition vor. Die Kasseler Hofkapelle, 1502 gegründet, war das älteste Orchester in Deutschland. Oper und Hofkapelle erreichten unter den Landgrafen Carl und Friedrich II. ein hohes Ansehen.

Durch seine intensive Orchesterarbeit als Hofkapellmeister verwandelte er die Kasseler Hofkapelle innerhalb kurzer Zeit in ein „europäisches Spitzenorchester“, das berühmte „Bunte Orchester“, das aus Mili tärmusikern in den damals üblichen bunten Uniformen und einer Reihe von sehr guten,

von Spohr verpflichteten „zivilen“ Musikern bestand.

Die Jahre 1822–1832 sind als Glanzzeit der Kasseler Bühne in die deutsche Opern geschichte eingegangen: 40 neue Opern brachte Louis Spohr in dieser Zeit auf den Spielplan. Davon waren eine Reihe Erstauf führungen, z. B. Webers „Freischütz“ (1822) und Rossinis „Wilhelm Tell“ (1831).

Bereits eineinhalb Jahre nach seinem Dienstantritt in Kassel gelang Louis Spohr mit der Uraufführung seiner Oper „Jessonda“ anlässlich des Geburtstages seines Landes herrn am 28. Juli 1823 ein großartiger Erfolg. Weitere Opern folgten. Spohrs komposito rische Arbeit ist in annähernd 300 Werken,

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Portrait von Ludwig (Louis) Spohr 1824 in Kassel von Johann August Nahl dem Jüngeren Quellle: Wikipedia „Louis Spohr“

Klavierauszug Oratorium „Die letzten Dinge“ von Louis Spohr, zusammengestellt von Rochlitz Quelle: wikipedia.org

darunter viele Opern, (Violin-) Konzerte und Kammermusikliteratur, überliefert. Auch seine Violinschule ist ein noch heute viel beachtetes Werk. Mit dem 1822 gegründe ten „Caecilienverein“ verfügte Louis Spohr über einen Chor, mit dem er nicht nur zeit genössisches Liedgut, sondern auch Musik des 16. bis 18. Jh. pflegte. Bemerkenswert sind auch seine geistlichen Kompositionen, darunter insbesondere das 1826 vollendete Oratorium „Die letzten Dinge“.

Jahrzehntelang hat der hervorragende Vio linvirtuose, Dirigent, Komponist und Musikpädagoge Louis Spohr als kurfürstlicher Generalmusikdirektor in Kassel gewirkt. Ihm ist auch die Einrichtung einer Witwen- und Waisen-Kasse und eines Pensionsfonds zu verdanken, der die Hinterbliebenen verstor bener Kapellmitglieder unterstützte. Am 4. Februar 1847 wurde ihm von der Stadt Kassel die Ehrenbürgerwürde verliehen.

Am 22. Oktober 1859 starb Louis Spohr in Kassel. Er wurde in einem Ehrengrab auf dem Kasseler Hauptfriedhof beigesetzt.

Anlässlich seines 100. Geburtstages errichteten ihm Kasseler Bürger 1883 auf dem Opernplatz ein Denkmal. Dieses erste Monumentaldenkmal in Kassel hat noch heute einen prägenden Einfluss auf das Stadtbild. An Louis Spohr denken aber wohl die wenigsten Kasseler, wenn sie den Namen Spohrstraße hören – dort ist lediglich das Finanzamt zu Hause.

Das Oratorium

Ein Oratorium (kirchenlat. Oratorium „Bet haus“, von lat. „beten“) ist ganz allgemein die Vertonung einer literarischen Vorlage aus dem geistlichen Bereich zum Zweck einer konzertanten Aufführung. Das Oratorium hat sich vor dem Hintergrund der Aufklärung am Ende des 18. und anfangs des 19. Jh. aus der Verortung in der Kirche bzw. dem Gotteshaus und von der Funktion der gesungenen und musizierenden Verkündigung theolo gisch definierter Inhalte im Rahmen liturgi scher Riten gelöst. Es entwickelte sich ein Stil der Aufführung von Musik mit geistlichen Inhalten, der nicht mehr allein der Frömmig keit gewidmet war, sondern der sich aus der

CHORNACHRICHTEN 3–20224 DAS ORATORIUM „DIE LETZTEN DINGE“ VON LOUIS SPOHR

Quelle geistlicher Literatur dem Ernst großer Themen des Menschseins widmet. Dem Ora torium liegen meist erzählende Texte aus der Bibel, häufig die Passionsgeschichte mit ihrer ergreifenden Dramaturgie, zugrunde. Wie in der Oper besteht das Oratorium aus mehreren Teilen, die von Chören, Orchester und Solistinnen und Solisten gestaltet werden. Analog zur Oper wechseln sich in der erzählend-dramatischen Komposition des Oratoriums Rezitative, erzählende Teile und Arien, in denen die momentanen Stim mungen, Gedanken und Gefühle handelnder Personen wiedergegeben werden, ab. Dazu kommen noch kollektive Reflexionen der gläubigen Gemeinde in den Chorälen.

Mit der wachsenden Tendenz der Verweltli chung aller Bereiche reklamierte das Bürger tum im Verlauf des 19. Jh. den Zugang auch zum kulturellen Geschehen mehr und mehr für sich. Große Chorgemeinschaften wurden gebildet zur Pflege großer geistlicher Werke außerhalb des klerikalen Rahmens. Aus Got tesdiensten wurden öffentliche Konzerte, aus Kirchenbesuchern wurden musikbegeis terte Zuhörerinnen und Zuhörer, die sich an den Klängen der Musik erfreuten, sich von den erzählten biblischen Geschichten berühren ließen und sich an den geistlichen Texten erbauten. Die Händel‘schen und Haydn‘schen Großwerke beflügelten das Interesse, sodass eine Massenbewegung der klassischen, geistlichen Musik entstand, z. B. in Form von regionalen Musikfesten. Für viele Komponisten war dies eine Gelegen heit, ihre Werke präsentieren zu können und in anderen Regionen und Ländern bekannt und geschätzt zu werden.

Rezeption des Werkes

Die Uraufführung des Oratoriums „Die letz ten Dinge“ erfolgte am Karfreitag (24. März 1826) in der Kasseler Lutherischen Kirche.

Über 200 Mitwirkende waren beteiligt. Dass die Aufführung ein großer Erfolg wurde, lag vor allem an der Qualität der Musik, aber auch an der geschickt gewählten Insze nierung. Welches Ansehen das Werk in der ersten Hälfte des 19. Jh. genoss, zeigt die Anzahl der Aufführungen bis 1840: Allein in Deutschland waren es über 20, bis 1836 sind in England mindestens 17 Aufführungen nachweisbar, und in der zweiten Hälfte des 19. Jh. übertraf die Zahl der Aufführungen der „Letzten Dinge“ die in Deutschland. Dies erklärt auch, dass der Erstdruck der Partitur nicht in Deutschland, sondern 1881 in Eng land erschien.

Im Jahr 1830 beschrieb ein Autor für das „Harmonicon“ Spohrs Oratorium als „eine der größten Musik-Produktionen der damaligen Zeit“. In der Tat sollten „Die letzten Dinge“ in den nächsten Jahren eines der bekanntesten und meistgespielten Werke Spohrs werden.

Auch knapp zweihundert Jahre später hat sich an der Wertschätzung des Werks nichts geändert: „Die vom Dichter Friedrich Rochlitz ausgewählten Bibeltexte zur Apokalypse haben den Komponisten zu einem Meister werk der (Früh-)Romantik inspiriert, voller griffiger Melodien und griffiger Charaktere. Spohr vertont die Vorlage mit einer breiten Palette an Ausdrucksfarben... eine tolle Entdeckung. Von diesem Spohr bleibt viel im Ohr!“ ( „Fono Forum“ , September 2014)

Herausgeber der Neuausgabe Dieter Zeh: Das Besondere zieht ihn an Musikalisch besonders ausgestaltete Gottesdienste, Oratorienaufführungen und vielerlei andere kirchenmusikalische Höhe punkte gehören seit Langem zur evangeli schen Gemeinde Grenzach. Seit nunmehr 60 Jahren ist Dieter Zeh als Organist der

CHORNACHRICHTEN 3–2022 5 DAS ORATORIUM „DIE LETZTEN DINGE“ VON LOUIS SPOHR

evangelischen Landeskirche tätig, 50 Jahre davon in der Kirchengemeinde Grenzach. Zudem leitet er seit 40 Jahren die Kanto rei, dies alles nebenberuflich, aber sehr professionell.

Musik begleitet ihn seit seiner Kindheit. Klavierspielen lernte er bereits in den 50er Jahren in Waldkirch. Später hatte er in Mar zell erstmals Kontakt mit dem Harmonium, da war der Schritt zur Orgel nicht mehr weit. Als sein Musik- und Orgellehrer Hans Himmler 1979 aus seinem Dienst als Kantor in Grenzach ausschied, übernahm Dieter Zeh alle Aufgaben. Er hatte von Anfang an das Ziel, mit der Kantorei mehr als das Übliche zu gestalten, und begann, größere Werke einzustudieren. Mit einem großen Lob erin nert er sich: „Die Kantorei lernt sehr schnell, die jahrelange Erfahrung führt dazu, dass die Sänger heute in der Lage sind, schwere Werke sehr schnell einzustudieren und auch wirklich sicher zu interpretieren.“

Diese Fähigkeit ist wichtige Voraussetzung, gerade wenn es sich um schwierige und für eine kleine Kirchengemeinde eigentlich

unübliche Werke handelt. Zeh meint, dazu müssen sich die beiden Ansprüche eines Laienchors und einer professionellen Lei tung treffen, aber nicht in der Mitte, sondern stets mehr im Bereich der Professionalität. Sein Anliegen ist es, dafür nicht nur gut Bekanntes auszuwählen, sondern eben auch andere Kirchenmusik zu finden.

Seit den 80er Jahren befasst sich Dieter Zeh mit Forschungen über historische Kirchen musik und geht dabei auf die Suche nach sehr selten aufgeführten Werken, oftmals auch nur regional bekannter Komponisten. Er begründete und leitete die Lehrerchorgemeinschaft „augia felix“ mit Sängern aus allen Teilen des Landes, die überregionale Aufmerksamkeit vorwiegend mit selten aufgeführten Werken erlangte. Zahlreiche Komponisten schrieben vor allem im 17. und 18.Jh. Werke zu kirchlichen Anlässen, die mitunter nur einmal aufgeführt und deren Noten dann eben abgelegt wurden oder ganz verschwanden. So stieß Zeh unter anderem in seiner Geburtsstadt Wertheim auf etliche Werke von Johann Wendelin Glaser, der Mitte des 18. Jh. dort als Kantor arbeitete.

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Dieter Zeh – Herausgeber der Neuausgabe des Oratoriums „Die letzten Dinge“ von Louis Spohr Foto: Wolfgang Mettler

Eines der herausragenden Ergebnisse seiner Forschungsarbeit war dabei die Neuausgabe („kritische Ausgabe“) des Oratoriums „Die letzten Dinge“ des Kasseler Kirchenmusikers Louis Spohr zu dessen 150. Todestag, nach der das Oratorium sogar in der Carnegie Hall in New York aufgeführt wurde. 2009 erhiel ten Dieter Zeh und seine Mitherausgeberin Irene Schallhorn für diese Neuausgabe den Deutschen Musikeditionspreis.

Bereits 2010 wurde Zeh als erster nebenamt licher Musiker der badischen Landeskirche zum Kantor ernannt, eine Ehrung für sein vielseitiges Schaffen. Seit etlichen Jahren ist Dieter Zeh nicht mehr berufstätig, führt seitdem die Leitung der Kantorei und seine Forschungsarbeit aber weiter.

„Die letzten Dinge“ und die Offenbarung des Johannes Die „äußersten“ oder „letzten Dinge“ (aus altgriechisch τὰ ἔσχατα ta és-chata ‚die äußersten Dinge‘, ‚die letzten Dinge‘ und λόγος lógos ‚Lehre‘) thematisieren ein religi öses Konzept des Endzeitlichen, eine Vision vom Ende der Welt.

Die Menschen der Antike und des Mittelalters gingen von der Vorstellung aus, dass es ein Ende der geschichtlichen Entwicklung gibt, das von Gott bestimmt und gelenkt wird. Für jeden einzelnen Menschen ist dabei die Frage wichtig, ob es an diesem Ende der Welt eine Vergeltung gibt für das, was man getan hat, oder auch für das, was man erlitten hat. Und die Frage, ob dieser Gott den Plan und die Macht hat, dass er am Ende gegen alles Böse, was den Menschen passieren kann, letztendlich auch den Tod, die Oberhand gewinnen wird. Diejenigen, die an diesen Plan und die Macht Gottes glauben, richten ihr Handeln im Jetzt nach dem Weltgericht am Ende aus. Propheten beschrieben in

Johannes schaut auf Patmos die Visionen der Offenbarung, Altarbild von Hans Memling, 1479 Quelle: wikipedia.org

Apokalypsen bzw. endzeitlichen Visionen, was am Ende der Welt geschehen würde. Der Apokalyptiker versteht seine Lehre dabei einerseits als Trost, andererseits als eine „ausgleichende Gerechtigkeit“.

Apokalypsen gab es schon in alttesta mentlicher Zeit. Auch das letzte Buch des

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Flügel aus dem Genter Altar, der von Jan van Eyck und wahrscheinlich dessen Bruder Hubert van Eyck geschaffen und 1432 oder 1435 in der Kathedrale und damaligen Pfarrkirche Sint-Jans aufgestellt wurde Quelle: wikipedia.org

Neuen Testaments heißt „Offenbarung“ oder „Apokalypse“ (griech. = Enthüllung). Der Titel stammt vom Verfasser selbst (Offb. 1/1). Er nennt sich „Knecht Johannes“. Er ist jüdisch-christlicher Herkunft und ein Kenner der jüdischen Apokalypsen des Alten Testaments. Der Autor verwendet darin Bilder, Symbole und allegorische Szenen der antiken Mystik, die einerseits in der heuti gen Welt auf viele Menschen fremdartig und brutal wirken, andererseits aber auch die reale Brutalität der menschlichen Geschichte widerspiegeln.

Louis Spohr verwendet aus der „Offenbarung“ einige dieser allegorischen Szenen, z. B. Christus im Bild des geschlachteten Lammes, das auf dem himmlischen Thron sitzt, ausgestattet mit den Insignien des Höchsten aller Herrscher und gepriesen vom himmlischen Hofstaat: „Das Lamm, das erwürget ist, ist würdig zu nehmen Kraft und Weisheit und Reichtum ...“ Das geopferte Lamm wird in liturgischen Texten indes im „Agnus Dei“, das die Sünden der Welt hinwegnimmt, angesprochen. Weitere allegorische Szenen finden sich im Bild vom

CHORNACHRICHTEN 3–20228 DAS ORATORIUM „DIE LETZTEN DINGE“ VON LOUIS SPOHR

Louis-Spohr-Netzwerk Stand Dezember 2020, L. Becker

Fall Babylons als Symbol für alle Reiche, die Gegner Gottes und seines Volks sind, im Bild von den Qualen für die Menschen, die sich nicht bekehren, im Bild vom Ende der Erde und dem von der Auferstehung der Toten: „Das Grab gibt seine Toten, das Siegel wird gebrochen, das Buch wird aufgetan. Sie zagen, sie beben.“ Am Ende stehen dann das Jüngste Gericht und die neue Welt Gottes.

Quellen: - Wikipedia „Louis Spohr“ und „Die letzten Dinge“

- Artikel über Dieter Zeh im Südkurier vom 25. Mai 2018 (Autor: Robert Reißmann)

- Die Bibel. Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift. Altes und Neues Testament. Hrsg: Im Auftrag der Bischöfe Deutschlands und aller anderen deutschsprachigen Länder und Gebiete. Teilweise im Auftrag des Rates der Evangelischen Kirche Deutschlands und des Evangelischen Bibelwerks in der BRD, 1. Auflage Endfassung 1980, Aschaffenburg

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Foto:
unsplash.com-ilona Frey

10 Konzertplakate aus problematischer Zeit

Kürzlich bekam der Autor – und damit unser Chor – einen Stapel Plakate des „Bürgerver ein Bodan Konstanz e.V.“, eines Vorgängers unseres Sinfonischen Chores, von Aukti onator Carlo Karrenbauer geschenkt. Die aus einem Nachlass stammenden Objekte sind einerseits deshalb von besonderem Interesse, weil sie die Konzerttätigkeit der Jahre 1931 bis 1938 abbilden, also der Jahre, in denen sich das NS-Regime etabliert und das Land danach (1939) in die Katastrophe des 2. Weltkriegs geschickt hat. Über diese Bedeutung mögen sich historisch kompe tentere Personen äußern. Der vorliegende Artikel konzentriert sich auf die Gestaltung der Plakate, deren Inhalt und Layout.

Technische Gegebenheiten

Gedanken zu einem denkwürdigen Geschenk Plakat 07

Das Papier ist für heutige Verhältnisse extrem dünn, geradezu „windig“. Gehen wir davon aus, dass diese Objekte von professi onellen Plakateuren an sog. Litfaß-, heute Plakat-Säulen oder dem gleichen Zweck dienenden Wänden angeschlagen wurden und dass sie eben nicht zum „freien Verkleben“ an und in Fenstern und Türen produziert waren. Dafür wären sie eh zu groß.

Plakate wollen damals wie heute nur eines: werben um jeden Preis! Doch wie erzielte man in den 30er Jahren eine solche Wirkung? Bedenken wir: Der Offset-Druck war noch nicht erfunden, geschweige denn Grafikpro gramme auf einem PC. Es gab ausschließlich den Bleisatz, bei dem jedes Wort Buchstabe

für Buchstabe invers zusammengesetzt, eingefärbt und schließlich gedruckt werden musste! Eine auf „künstlerische Aspekte“ ausgerichtete Gestaltung war also undenk bar, Mehrfarbendruck zu komplex und zu teuer, im Vordergrund stand allein die Infor mation. Wollte man Farbe im Plakat haben, wählte man vorgefärbtes Papier (Plakate 03 und 07).

Schriftarten, Formate

Deshalb erleben wir eine aus heutiger Sicht unästhetische Fülle an Schriftarten und -größen. Neben „nackten“ Schriften, die sehr nüchtern und kalt wirken, sehen wir

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10 KONZERTPLAKATE AUS PROBLEMATISCHER ZEIT

des Öfteren auch die sog. „Fraktur“: fett mit ihrem runden Gestus als Gegensatz zur kalt-geraden Informationsschrift. Die Schriftgrößen und Buchstabenabstände wechseln kunterbunt. Bezogen auf das Plakat 01 (von 1931) erkennen wir über 10 Größen, jeweils über 4 verschiedene Typen und Dehnungen, teilweise unmittelbar nebeneinander! Für uns erhebt sich natür lich die unbeantwortet bleibende Frage, aus welcher Logik heraus dem Chorleiter Robert Lehmann, dem Konzertdatum (auch dem der „Öffentlichen Hauptprobe“) und der Konkretisierung der Eintrittspreise die barocke Frakturschrift zugewiesen wurde!

Auch die überschäumende Verwendung von Fett- und Normaldruck in stetem Wech sel fällt auf: All dies hat allein den Sinn,

den Betrachter „am Plakat zu halten“. Aber der muss das Plakat erst wahrnehmen: Hierzu dient der Knalleffekt der größten Titelschrift, neudeutsch: des „Eyecatchers“ („Missa solemnis“). An dieser Methode hat sich bis heute nichts geändert, man sollte deshalb stets eine große Titelung anwenden.

Fazit: Die Schrift hat mangels anderer gestalterischer Alternativen die Funktion des Eyecatchers zu übernehmen, der Zweck heiligt also die Mittel. Ästhetik spielt – wenn überhaupt – eine untergeordnete Rolle.

CHORNACHRICHTEN 3–2022 11 10 KONZERTPLAKATE AUS PROBLEMATISCHER ZEIT KUNST
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Inhalte

Ein Konzertplakat hat eigentlich immer zu viel Text, auch heute noch. Allerdings ist die Informationswut mittlerweile deutlich rückläufig, und dies tut einem Plakat gut. Betrachten wir Plakat 01 von oben:

• Veranstalter – das muss sein.

• Datum: Hier ist die Zusatzinformation „öffentliche Aufführung“ unnötig, bei einer nicht-öffentlichen Aufführung benötigt man schließlich kein Plakat.

• Für den „Bodan“ damals wichtig: die Zahl der Mitwirkenden , hier „nur“ 250, bei der Matthäus-Passion (Plakat 03) waren es 450! Und das alles im Konzil: Wie viele Zuhörer waren da eigentlich noch möglich?!

• Es folgt die Aufzählung der Solisten mit detaillierter beruflicher Genese. Man brüs tet sich wohl mit „Weltstadtformat“, indem man die beruflichen Daten und den Wert der damaligen Stars intensiver darstellte. Hier fallen besonders die Dimension und der Kommentar bei Plakat 10 auf, wo alle Solisten von der Mailänder Scala stamm ten: Welch ein werbetechnischer Reiz angesichts der damaligen Möglichkeit, sol che Stimmen überhaupt einmal zu Gehör zu

bekommen! Über den „Volksempfänger“1? Gott bewahre!

• Es folgt die Information zur öffentlichen Hauptprobe: Sie scheint aufgrund der beschränkten Platzverhältnisse im dama ligen Konzilsaal aus finanziellen Gründen unabdingbar gewesen zu sein. Der Saal war damals zwar etwas größer, weil er noch ein wesentlich kleineres Foyer hatte, die Bühne war kleiner und konnte noch nicht nach vorne vergrößert werden. Hier musste man sich mit beweglichen Podes ten und dem vorgelagerten Fußboden behelfen.

• Die Nennung der Eintrittspreise von Konzert und zusätzlicher öffentlicher Hauptprobe benötigt deshalb notgedrun gen doppelt so viel Platz.

Werkwahl

• 1931 Beethoven, Missa solemnis

1932 Bach, Matthäus-Passion • 1933 Mozart, Requiem

1934 Haydn, Jahreszeiten

1935 Händel, Messias

1937 Bernhagen, Alemania

1937 Beethoven, Sinfonie IX

1938 Verdi, Requiem

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Plakat 01

Plakat 03

Man verneigt sich mit Respekt vor dieser musikalischen „Speisekarte“ und stellt nach denklich fest, dass diverse Werke wegen der gegenwärtigen Besetzung unseres Sinfoni schen Chores, aber auch wegen struktureller Änderungen in der städtischen Chorstruktur nicht mehr denkbar sind. Beethovens „Missa solemnis“ ist mit weniger als 25 astreinen Tenören genauso wenig zu stemmen wie Bachs „Matthäus-Passion“ angesichts der Existenz eines Bach-Chores in unserer

Plakat 10

Stadt. Auch bei Beethovens „Neunter“ käme unser Chor gegenwärtig an seine Grenzen …

Als Begleitorchester fungierten damals Ensembles wie die „Jägerkapelle“, die „Stadtka pelle Konstanz“ oder die „Regimentsmusik Konstanz“ (114er Infanterie). All diese Klang körper – eigentlich Blasorchester – mussten mit mehr oder minder zusammengewürfel ten Streichern „verstärkt“ werden. In diesem Punkt musste man als Hörer zwangsläufig

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CHORNACHRICHTEN 3–2022 13 ANZEIGE 10 KONZERTPLAKATE AUS PROBLEMATISCHER ZEIT
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zu musikalischen Zugeständnissen bereit sein. Diese problematische Situation hat sich heute durch die bereits 90-jährige Exis tenz der Südwestdeutschen Philharmonie wohltuend entspannt.

Künstlerischer Anspruch Wir wissen zwar nichts über die sängerische Qualität der Aufführungen, müssen aber doch mit leichter Wehmut zur Kenntnis nehmen, dass die damalige bürgerliche Chorszene wesentlich besser bestückt war: Auch der Männerchor „Bürgerverein Bodan e. V.“ hatte damals weit über 100 Sänger! Denn die gut geschulte, gebildete Stimme hatte im damaligen Deutschland einen wesentlich anerkannteren gesellschaftlichen Stellenwert als in heutigen Zeiten sängerischer Gigamüllkippen wie der des „Eurovision Song Contests“. Blenden wir die grauenhafte Akustik, Enge und Höhe des

Plakat 02

Konzilsaales aus, dann dürfen wir durchaus gewiss sein, dass die Konzerte respektables Niveau hatten – der langjährige, anerkannte Chorleiter Robert Lehmann hat sich sicher lich nicht unter Wert verkauft!

Natürlich gibt es auch Veranstaltungen zu diversen Anlässen, die oft auch in Kooperation mit anderen Chorensembles stattfanden: beispielsweise die „GoetheFeier“ mit der heute noch existierenden GML Kreuzlingen anno 1932 (02), der „Bodan“ gemeinsam mit dem Männergesangverein „Badenia“ 2 (07), aber auch die „Feierstunde Wehrhaft Volk“ von 1938 „auf besonderen Wunsch des Kreisleiters“ (!) mit 5 Chören und der 114er-Infanterie-Regimentskapelle.

10 „windige“ Bleisatz-Plakate – welch gewichtige Geschichte!

1 Der „Volksempfänger“ ist ein Radioapparat für den Empfang von Mittelwellen- und Langwellenrundfunk, der im Auftrag von Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels entwickelt und wenige Monate nach der Machtergreifung Adolf Hitlers Ende Januar 1933 vorgestellt wurde. Er ist das erste für den Normalbürger erschwingliche Radio und wurde zu Propagandazwecken entwickelt und verbreitet.

2„Bodan“ und „Badenia“ sind Vorgänger unseres Chores: Sie schlossen sich 1955 zum Männerchor „Bodan-Badenia“ zusammen, gründeten separate Frauenchöre, die dann im Jahr 1965 zum „Konstanzer Oratorienchor“ fusionierten. Die Umbenennung in „Sinfonischer Chor Konstanz“ erfolgte im Jahr 2004.

Quelle: Alle 10 Plakate sind ein Geschenk von Auktionator Carlo Karrenbauer aus Nachlass

CHORNACHRICHTEN 3–202214 10 KONZERTPLAKATE AUS PROBLEMATISCHER ZEIT

Die Hingucker –Unsere Konzertplakate heute

Eine Gegenüberstellung

Plakat – öffentlicher Aushang, Ankündigungsmittel im Dienst der Publizistik und der Werbung; seit Ende des 19. Jh. (Duden 1967)

Es ist eine helle, aufgeregte Zeit, in der wir leben, eine Zeit schriller Farben und lauter Reizüberflutung. Eine Zeit der Werbung und des immer gegenwärtigen Marketings: Einer versucht den anderen zu übertreffen und drückt das aus mit möglichst starken opti schen Akzenten, solange es sich um Plakate, Produkte der Gebrauchsgrafik, handelt. Wer der größte „Eyecatcher“ ist, hat gewonnen.

Zehn Konzertplakate aus dem Besitz unseres einstigen Vorläufers „Bürgerverein Bodan“ hat Auktionator Carlo Karrenbauer dem „Sinfonischen Chor“ großzügig zum Geschenk gemacht. Sie stammen alle aus den 1930er Jahren. Zwischen dem Druck dieser Plakate und denen, die wir heute für unsere choreigene Werbung nutzen, liegen rund 90 Jahre. Da ist der Reiz groß, sie einmal in einer Betrachtung gegenüberzustellen. Nicht zuletzt auch, weil sie dem Betrachter alle das gleiche Sujet – nämlich jeweils das Chorwerk eines großen Komponisten – anpreisen und möglichst auch verkaufen wollen.

Der „Sinfonische Chor“, damals noch „Oratorienchor“, hatte das Glück, dass der renommierte Kunstmaler Prof. Hans Sauerbruch dem Chor seine Kunst zur Ver fügung stellte und für unsere Konzerte die Plakate gestaltete, 1978 zum ersten Mal. Er tat dies bis zu seinem Tod 1996. Diesem Beispiel folgten nach ihm andere Künstler aus der Region, wie z. B. Johannes Dörflin ger, Gerhard Breinlinger und der Schweizer

Gestaltung Johannes Dörflinger Archiv: Gisela Auchter

Benno Schulthess. Zu einem denkwürdigen kulturellen Doppelereignis entwickelten sich in Zusammenarbeit unseres Chors mit dem Städtischen Kulturamt zwei Ausstellungen, die thematisch zu unserem jeweiligen Konzertprogramm passten:

Mit dem Bilderzyklus „Franz von Assisi“ des Schweizers Benno Schulthess konnten wir im Jahr 2002 eine Ausstellung im Kulturzen trum am Münster organisieren, während auf unserem Herbst-Programm „Le Laudi“ von Hermann Suter stand. 2004 gelang noch mals eine Parallelveranstaltung mit dem Bilderzyklus „Lebenszyklus“ von Johannes Dörflinger und unserer Aufführung „Ein Deutsches Requiem“ von Brahms. Aus einem

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anfänglichen Gedankenspiel wurden hier zwei viel beachtete Kulturveranstaltungen. Sowohl Museums- als auch Konzertbesucher kamen zahlreich. Wegen des Andrangs wurde die Dörflinger-Ausstellung sogar verlängert. Es versteht sich von selbst, dass Johannes Dörflinger „sein“ Plakat selbst gestaltet und Benno Schulthess das Bildmaterial an Wolf gang Mettler zur Gestaltung überlassen hat.

Aber auch in unseren eigenen Reihen konn ten wir mit eindrucksvollen Plakaten aufwar ten: Da war das Kirchenfenster zur „As-DurMesse“ von Schubert durch unsere Mitsängerin und Grafikerin Ebba Schambach (†), die ebenso eindrucksvollen wie schlichten und dennoch Atmosphäre ausstrahlenden Pla kate unseres Chorleiters Wolfgang Mettler z. B. zur „Misa Tango“ von Luis Bacalov und zur konzertant im Sparkassenhof aufgeführten „Carmen“ von Rouven Schöll (SWP). Fast zu einem Abenteuer wurde die Gestaltung des Plakats zu Beethovens „Neunter“ , die wir zum Jahrtausendwechsel an verschie denen Orten aufgeführt haben: Allein die Lizenz zum Druck mit dem berühmten

Andy-Warhol-Porträt des „blauen“ Beethoven aus New York zu erhalten, wurde zu einem langen und kostspieligen Weg.

Thematisch und optisch erfüllten unsere Plakate auf Anhieb ihren Hauptzweck: Sie waren die perfekten „Hingucker“. Auf den zweiten Blick bemerkt man die Unterschiede zu denen aus den 30er Jahren unmittelbar. Immerhin liegen ihre Entstehungszeiten rund 50 Jahre und ein paar mehr auseinander. Was sämtliche Plakate selbstverständlich gemeinsam haben: die Nennung von Werk, Wann, Wo und Wer. Diese Angaben sind nun einmal für jegliche Ankündigung – welche auch immer – unverzichtbar. Und sie sollen den Vorübergehenden augenblicklich ansprechen und im Gedächtnis bleiben. Alle Epochen zeigen – nicht nur in Bezug auf Werbung –, dass jede ihre eigenen Sehgewohnheiten hat. Die eigentlichen Unterschiede fangen bei der Qualität des Papiers an und enden bei Farbe, Schrift und individueller Gestaltung – die Digitalisierung macht’s möglich. Der Typograf und Medien gestalter Reinhard Albers – er gestaltete

CHORNACHRICHTEN 3–202216 UNSERE KONZERTPLAKATE HEUTE
Gestaltung Wolfgang Mettler unter Verwendung von Bildern aus dem Zyklus „Sonnengesang“ von Benno Schulthess Archiv: Gisela Auchter Gestaltung Ebba Schambach (ehemalige Chorsängerin im Alt, verst. 2014) Archiv: Gisela Auchter

mehrere Jahre unsere Chornachrichten – hat zu diesem Thema in den von ihm herausge gebenen Medienkarten wertvolle Hinweise gegeben in Bezug auf die Wahl des Papiers, vor allem auch auf die Farbgebung. Es ist spannend zu verfolgen, wie man mit Kom plementärfarben, Hell-Dunkel, Schrifttyp und Schriftverteilung „spielen“ kann. Wenn Musik und Mediengestaltung auf so spannende Weise eine gelungene Symbiose eingehen – was kann es Besseres für Kultur schaffende geben!

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Andrea Sproll-Wallisch

Thomas Vogel

Praxisgemeinschaft

Am Tannenhof 2 • 78464 Konstanz

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CHORNACHRICHTEN 3–2022 17
13:52 UNSERE KONZERTPLAKATE HEUTE
15.06.20
Gestaltung Rouven Schöll (SWP) Archiv: Gisela Auchter Gestaltung Wolfgang Mettler Archiv: Gisela Auchter

95

Geburtstag von Helen Wittenauer

Sie ist eine „Grande Dame“, und: Sie ist ein Phänomen! Helen Wittenauer beging am 6. September 2022 ihren 95. Geburtstag –frisch, temperamentvoll, heiter, inspirativ und geistig sprühend; sie benötigt keinen Rollator, wohnt wie eh und je allein im eige nen Haus, sie fährt weiterhin unfallfrei Auto, sie ist stets an allen Neuigkeiten aus der Kultur-, speziell Opern-, Oratorien-, Konzertund Liedwelt interessiert, und sie bewertet wie in „alten Zeiten“ weiterhin freudig die Patzer im professionellen Gesang …

Möchtest Du einmal 95 Jahre alt werden? Dann bitte so!

Die Freundschaft des Autors dieser Zeilen geht zurück in das Jahr 1967, als er die Diva erstmals solistisch in einer Messe in St. Stephan erlebte – er selbst zählte gerademal 16 Lenze und stand als Altist im Chor. Seine zukünftige Frau begann zufälligerweise im gleichen Jahr mit Gesangsunterricht bei Helen, jedoch hat sie damals noch nichts von einem gewissen Mettler vernommen … Mein inten siverer Kontakt mit beiden Damen zugleich begann im Jahr 1977, als ich zum einen die

Helen Wittenauer an ihrem 95. Geburtstag Foto: Wolfgang Mettler

Leitung des Stephanschores übernahm, zum anderen meine Frau Lucia ehelichte. Zur Trauung erklang Schuberts G-Dur-Messe, den Sopran-Solopart sang: Helen Witte nauer. Seither sind wir drei eng miteinander verbunden – bis heute.

Das einschneidende Erlebnis war der Jah reswechsel 1991/92, es war zugleich mein Wechsel von der Leitung des Stephanscho res hin zum damaligen Konstanzer Oratori enchor, dem „Sinfonischen“ von heute. Vor der Übernahme erstellte ich ein Konzept über die künftige künstlerische Arbeit, das von einigen Sängerinnen und Sängern mit Sorge, bisweilen sogar mit Misstrauen kommentiert wurde: Bis dahin unbekannte Maßnahmen wie Solo-Stimmtest für die Auf nahme, Stimmberatung für Mitglieder etc. wurden mit Argwohn beäugt … Mittlerweile hat man sich arrangiert.

Besonders am Herzen lag mir eine die Proben arbeit ständig ergänzende chorische Stimm bildung. Hierzu musste jemand gefunden werden, der sowohl durch seine Fähigkeit, als auch durch seine persönliche Ausstrahlung und Autorität den Sinn und die Effizienz

CHORNACHRICHTEN 3–202218 95. GEBURTSTAG VON HELEN WITTENAUER

dieser Maßnahme verkörpern konnte. Keine langwierige, quälende Grübelei beim neuen Chorleiter: Das musste Helen Wittenauer übernehmen, eine Frau, die nahezu ihr ganzes Leben den Künsten und speziell dem Gesang gewidmet hat und deshalb über immenses Wissen und unschätzbaren Reichtum an Erfahrung verfügt – und die außerdem nicht abgehoben, sondern handfest menschlich geblieben ist. Etwas schüchtern stellte ich ihr die Frage … (Bedenken wir: Helen war damals bereits 65 Jahre alt!) Fünf Sekunden später: „Ja, mach ich!“ Aufatmen …

Was folgte, haben die älteren Chormitglieder noch in guter Erinnerung: Atmung, Lautbil dung, Aussprache, Konsonantenabsprache am Wortende, wiederholte Haltungskorrek tur bei „Stuhllehnenwärmern“ in den hinte ren Reihen. Helen beobachtete stets den kompletten Probenverlauf, veranstaltete für Chorgruppen Privatseminare bei sich zu Hause, Sonderproben in der Stephansschule oder solche direkt vor der Chorprobe im Stephanshaus. Alle Probleme wurden minu tiös von ihr in eine dicke Kladde notiert und in der nächsten Probe angesprochen und korrigiert. Natürlich oblag ihr die Aufgabe, den Chor vor Konzerten „aufzuwärmen“. Helen war natürlich auch bei allen auswär tigen Terminen (TV-Aufzeichnung „Chorlied

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des Jahres“ in Offenburg, Benefizkonzert in München u. a.) mit von der Partie, oftmals war sie nicht nur fachliche Beraterin, son dern auch Seelentrösterin …!

Helen reichte ihr Amt erst nach dreizehn Jahren in jüngere Hände weiter: Diese zeitliche Dimension ist bis jetzt einmalig.

Unzählige Gründe gibt es, Helen Wittenauer dankbar zu sein: zunächst für ihre fach lich-künstlerische Leistung, in besonderem Maße aber auch für ihr Vertrauen in die organisatorische und musikalische Chor leitung, für ihr positives Denken, für ihre Menschenliebe. Es war also mehr als recht, diesen Dank zusammenzufassen in der Ernennung zum Ehrenmitglied des Sinfoni schen Chores Konstanz im Jahr 2006.

Es ist dem Sinfonischen Chor eine Freude, dass Helen Wittenauer auch heute noch regen Anteil am Chorleben nimmt: Wir erleben sie meist bei offiziellen Anlässen wie beispielsweise Konzert und Nachfeier, Jahresschluss. Und wenn ihr Name bei der Begrüßung fällt, erklingt immer noch kräf tiger Beifall.

AD MULTOS ANNOS, HELEN! GRATIAS AGIMUS.

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95. GEBURTSTAG VON HELEN WITTENAUER
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Herausgeber: Sinfonischer Chor Konstanz e.V., Postfach 101 939, 78419 Konstanz; www.sinfonischer-chor-konstanz.de

Bankverbindung: Sparkasse Bodensee, IBAN: DE70 6905 0001 0000 0387 37, SWIFT-BIC: SOLADES1KNZ Bankverbindung Chornachrichten: Sparkasse Bodensee, IBAN: DE70 6905 0001 0000 0207 92, BIC: SOLADES1KNZ

Präsident: Oberbürgermeister Uli Burchardt Geschäftsführender Vorsitzender: Dr. Hans-Joachim Knopf, Telefon: 0151 18195947 | synthi@gmx.net

Chorleiter: Wolfgang Mettler, Telefon: 07531 22565 | wolfgang@mettler-kn.de Redaktion: Birgit Westphal, Telefon: 0176 22337085 | Birgit.Westphal68@gmx.de Anzeigen: Roswitha Baumgärtner, Telefon: 07531 3690365 | roswitha.b@online.de Geschäftsstelle: Maria Rosner, Telefon: 07531 73363 Gestaltung: www.kissundklein.de | Druck: werk zwei Print + Medien Konstanz GmbH

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13/11/22 STADTTHEATER

Die wilde Sophie

Familienstück nach Lukas Hartmann Regie Grit Lukas Deutsche Erstaufführung JTK 6+

20/11/22 WERKSTATT

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Familienstück übers Rauschen und Lauschen von Barbara Fuchs & Jörg Ritzenhoff, Regie Barbara Fuchs Uraufführung JTK 4+

25/11/22 STADTTHEATER

Shockheaded Peter von Tiger Lillies, Julian Crouch & Phelim McDermott Regie Susi Weber

16/12/22 SPIEGELHALLE Tot sind wir nicht von Svenja Viola Bungarten Regie Swen Lasse Awe

20/01/23 STADTTHEATER Woyzeck von Georg Büchner Regie Nina Mattenklotz

Orgelmusik in der Kirche St.

31. Dezember 2022: 22.00 Uhr Festliche Musik, Texte und Gebete zum Jahreswechsel mit Nikolai Jakesch (Trompete), Martin Weber (Orgel) und Klaus Wagner (Sprecher) Dauer ca. eine Stunde – Eintritt frei

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Orgelkonzert „ALFEDANS“
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5. November 2022: 18.30 19.30 Uhr „Orgel PLUS“ Musik von und um Edvard Grieg (1843–1907) mit Marco Ambrosini (Nyckelharpa) und Eva-Maria Rusche (Orgel) Eintritt 13 €, erm. 8 €, Kinder bis 15 J. frei Quelle: google images
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Namen und Nachrichten

Zum Geburtstag herzliche Glückwünsche! 60 Jahre Alt 60 Jahre Fördermitglied 80 Jahre Ehrenmitglied

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Der Sinfonische Chor Konstanz trauert Viktoria Brachat, geb. Bischof, von allen meist liebevoll Dorle genannt, ist am 26. August 2022 im 91. Lebensjahr in Din gelsdorf verstorben. Als Ehefrau unseres

einstigen Ehrensängers Karl Brachat, Elek tromeister, Ortsvorsteher, Stadtrat, und als zentral agierende Geschäftsfrau im Büro des „Elektrofachbetriebes Nägele“ in der Kreuzlinger Straße war sie unserem Chorleben seit Jahrzehnten eng verbunden. Schon zu Zeiten, als Karl Leo Nägele noch Geschäftsführender Vorsitzender unseres Chores war, wirkte sie als dessen rechte Hand recht oft mit allerlei praktischen Auf gaben als eine Vermittlerin zur Chorfamilie. Das blieb so, als ihr Ehemann den Betrieb in eigener Verantwortung übernommen hatte. Ihre herzliche und hilfreich zupackende Nähe zu den Menschen bleibt unvergessen. Wir werden Dorle Brachat als liebenswür dige Persönlichkeit und Gönnerin unseres Chors in bester Erinnerung behalten.

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Chornachrichten Heft 03/2022 by Sinfonischer Chor Konstanz - Issuu