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Von Jahreszeiten, Naturgewalten und der Artenvielfalt
Die „Natur“ in der klassischen Musik
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Aufführung des Oratoriums „Die Schöpfung“ 1808 im Festsaal der alten Universität Wien
Von Birgit Westphal
In kaum einem anderen Genre gibt es derartige legendäre Musikstücke wie in der klassischen Musik, die zum Teil mehrere Jahrhunderte bis in die heutige Zeit überdauert haben. Dabei fällt auf, dass unter den bekanntesten „Top 100“ der klassischen Stücke das Thema „Natur“ eine große Rolle spielt, sei es in Form von Jahreszeiten, Naturgewalten oder dem Artenreichtum auf unserer Erde. In seinen „Vier Jahreszeiten“ hat Antonio Vivaldi (1678 – 1741) in der Form von vier Violinkonzerten, die jeweils eine Jahreszeit vertonen, gleichsam einen ganzen Jahreslauf musikalisch eingefangen. Dabei ist es dem Komponisten gelungen, die Charakteristiken der einzelnen Jahreszeiten so treffend umzusetzen, dass man sich völlig lebendig in die verschiedenen Jahreszeiten hineinversetzt fühlt. Der Frühling kommt feierlich daher, der Sommer stürmisch und mitreißend, der Herbst wiederum festlich, während der Winter eine kältestarrende
Quelle: www.musikverlag-bornmann.de

Titelblatt der „Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi in italienischer Sprache, ca. 1739
Atmosphäre hervorruft. Neben die Imitation von sanften Winden, heftigen Stürmen und Gewitter treten allerdings auch verschiedene Vogelstimmen, die Jagd, ein Bauerntanz oder das Schlittschuhlaufen.
Einzelne Jahreszeiten wurden jedoch auch von anderen Komponisten aufgegriffen und vertont. So gibt es eine „Frühlingssonate“ (Violinsonate Nr. 5 F-Dur op. 24) von Ludwig van Beethoven (1770–1827), während Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) mit gerade einmal 17 Jahren die Ouvertüre zum „Sommernachtstraum“ von Shakespeare als Klaviermusik zu vier Händen schrieb. Aber auch der Winter inspirierte einige Komponisten zur Schaffung von klassischen Werken. Im Rahmen seiner mehr als 600 Kunstlieder komponierte Franz Schubert (1797–1828) den Zyklus „Winterreise“, basierend auf 24 Gedichten von Wilhelm Müller, der vom Ende einer Liebe und der düsteren Wanderschaft des Enttäuschten erzählt.
Ganz anders kommt dagegen die „Musikalische Schlittenfahrt“ von Leopold Mozart (1719–1787), dem Vater des berühmten Musikgenies Wolfgang Amadeus Mozart, daher, in dessen heiteren Divertimento das Bimmeln der Schlittenglocken wie auch das Knallen der Kutscherpeitsche eine rhythmusgebende Rolle spielen.
Auch den verschiedenen Tageszeiten und Naturstimmungen werden bekannte klassische Werke gewidmet. Die „Morgenstimmung“, der erste Satz der Peer-GyntSuite Nr. 1 von Edvard Grieg (1843–1907), gehört zum Beispiel zu den bekanntesten
Foto: unsplash.com - Justin Ha


Händel (in der Mitte) mit Georg I. während der Bootsfahrt auf der Themse. Gemälde von Edouard Jean Conrad Hamman klassischen Melodien überhaupt und wird heute oftmals in Werbung, Film und Fernsehen verwendet. Von Ludwig van Beethoven gibt es unter seinen insgesamt 32 Sonaten seine berühmte „Mondscheinsonate“ (Klaviersonate Nr. 14 op. 27 Nr. 2 in cis-Moll), die er selbst zu seinen Lebzeiten jedoch nicht so betitelt hat und die als wichtiger Vorläufer der musikalischen Romantik gilt. Nicht zu vergessen in diesem Zusammenhang ist die Serenade Nr. 13 für Streicher in D-Dur KV 525 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791), besser bekannt unter ihrem Beinamen „Eine kleine Nachtmusik“, den sie Mozarts Eintrag in seinem Werkverzeichnis verdankt. Mit Nachtmusik übersetzt er den Begriff „Serenade“ ins Deutsche, der eine Gattung der Unterhaltungsmusik bezeichnet, die traditionell abends und oft im Freien zur Aufführung kam.
Naturgewalten finden exemplarisch ihren Ausdruck in „Der Sturm“ (Klaviersonate Nr. 17 d-Moll op. 31 Nr. 2) nach Shakespeare von Ludwig van Beethoven oder dem gleichnamigen Stück von Peter Tschaikowski (1840–1893) in einer anderen Vertonung (op. 18), der auch mit „Das Gewitter“ (op. 76) eine Konzertouvertüre für großes Orchester zu einem Bühnenstück schrieb. Von Frédéric Chopin (1810–1849) ist eine „Regentropfenprélude“ (Klavier solo) bekannt.
Sehr anschaulich ist die Naturstimmung eines ganzen Flusses in der Komposition „Die Moldau“ von Friedrich Smetana (1824–1884) eingefangen, die das Plätschern, Fließen, Strömen und Wogen akustisch versinnbildlicht. Auch der Donau ist mit der Komposition von Johann Strauss

(Sohn) (1825–1899) „An der schönen blauen Donau“, die jedes Jahr im Rahmen des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker erklingt, ein musikalisches Werk gewidmet.
Neben dem Naturelement Luft („Der Sturm“) finden aber auch die drei weiteren Elemente Erde, Feuer und Wasser in der klassischen Musik ihren Ausdruck. Gustav Mahler (1860–1911) vertonte nach mehreren Schicksalsschlägen im Jahr 1907 mit dem „Lied von der Erde“ seine melancholische Stimmung in einem sinfonischen Liederzyklus.
Die beiden Elemente Feuer und Wasser sind indes unweigerlich mit der „Feuerwerksmusik“ und der „Wassermusik“ von Georg Friedrich Händel (1685–1759) verbunden. Bei der „Feuerwerksmusik“ handelt es sich um eine fünfsätzige Orchestersuite in D-Dur, die im Auftrag von König Georg II. als Festmusik zum Feuerwerk anlässlich des Aachener Friedens 1749 entstanden ist. Die „Wassermusik“, die 1717 erstmals als Untermalung einer Lustfahrt des englischen Königs Georg I. auf der Themse erklang, ist als Sammlung von drei Suiten mit Ouvertüre und einundzwanzig Tanzsätzen wie die „Feuerwerksmusik“ eine sog. Freiluftmusik mit repräsentativem Charakter.

Zu dem Thema der Vertonung der Natur in der klassischen Musik gehören nicht zuletzt die Stücke, in denen Tiere musikalisch abgebildet werden oder denen gar ganze Werke gewidmet sind. So handelt das weltberühmte Ballett „Schwanensee“ zur Musik von Peter Tschaikowski von einer verzauberten Schwanenprinzessin, die nur durch wahre Liebe aus dem Bann des bösen Zauberers erlöst werden kann.
In dem Musikmärchen „Peter und der Wolf“ von Sergei Prokofjew (1891–1953) erzählt ein Hörspielsprecher das Märchen des Komponisten, das zugleich durch seine Musik in der Größe eines Sinfonieorchesters

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Das Gartenhäuschen, in dem Beethoven die „Mondscheinsonate“ komponiert haben soll
untermalt wird. In diesen Zusammenhang gehört auch der „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns (1835–1921), ein Werk mit vierzehn kleinen Sätzen, in denen vielerlei Tiere auftreten wie z. B. Löwen, Hühner und Hähne, Gazellen, Zebras, Schildkröten, Elefanten, Känguruhs, Fische und Vögel.
Der Hummel ist in dem „Hummelflug“ von Nikolai Rimski-Korsakow (1844–1908) aus dem dritten Akt der Oper „Das Märchen vom Zaren Saltan“ ganze 113 Takte gewidmet. Das Stück zeichnet sich durch eine virtuose Lautmalerei aus, die für jeden Instrumentalisten wegen seiner chromatisch gesetzten Sechzehntelnoten im 2/4-Takt eine wahre Herausforderung darstellt.
Das allumfassendste Werk der musikalischen Vertonung der Natur als solcher stellt jedoch das Oratorium „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn (1732–1809) dar, das die Erschaffung der Welt thematisiert, wie sie im ersten Kapitel der Genesis erzählt wird. Das Werk folgt den dort genannten Werken Gottes an den Tagen eins bis sechs, führt aber statt des siebten Tages eine Betrachtung des ersten Menschen im Paradies aus. Das dreiteilige Oratorium wurde 1798 erstmals aufgeführt und ist komponiert für drei Gesangssolisten (Verkörperung von Erzengeln: Sopran (Gabriel), Tenor (Uriel) und Bass (Raphael)), vierstimmigen Chor und ein großes spätklassisches Orchester, bestehend aus Flöten, Oben, Klarinetten, Fagotten, Kontrafagott, Waldhörnern, Trompeten, Posaunen, Pauken und den üblichen Streichinstrumenten Violine, Viola, Cello und Kontrabass sowie einem Cembalo für die akkordische Ausführung des Basso continuo.

Die Erste Seite des „Hummelflugs“ aus dem Klavierauszug.
Quelle: www.notendownload.com
unsplash / Quelle: annemarie-schaepman
Frühling ist die Musik der Natur

Monika Minder
Quellen: https://popkultur.de/klassische-musik https://www.focus.de/kultur/medien/die-klassik-besten-klassik-top-30_id_1995108.html https://fa-gem.dmg-ev.de/musikundwetter.html https://de.wikipedia.org/wiki/Die_vier_Jahreszeiten https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Schöpfung
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Orgelmusik in der Kirche St. Gebhard

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