PZ22_05.11.2020

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ECHO / SOZIALES & GESUNDHEIT

Im Bild auf Seite 8 (Bildabschnitt oben), welches vor dem Eingriff aufgenommen wurde, sind die kanalisierte Rienz sowie das stark degenerierte Auwaldbiotop gut zu erkennen. Der Bildabschnitt darunter zeigt die Ilstener Au unmittelbar nach dem Ende der Bauarbeiten. Die Voraussetzungen für einen langfristigen Auwald sind geschaffen worden – die hell ersichtlichen Schotterflächen werden mit der Zeit mit Auwald bestockt sein. Besonders folgende Passagen aus dem Artikel sind inhaltlich falsch bzw. kritikwürdig: 1) „…und das, obschon acht Hektar der Ilstener Au in den Jahren zuvor (2018/2019) weggebaggert worden waren.“ Fakt ist, dass ein bedeutender Teil als dynamische und mit dem Fluss interagierende Auwald-Fläche reaktiviert werden konnte, wie die Bilder mehr als deutlich zeigen. Die Au hat also an Fläche gewonnen und nicht verloren. 2) „Über die in der Vergangenheit an der Natur begangenen Sünden schwiegen sich die politischen Honoratioren hingegen beflissen aus. Darunter war die „Flussaufweitung, Renaturierung und Revitalisierung“ der Ilstener Au sicherlich eines der umstrittensten Projekte.“ Umstritten? Bei wem denn? Die Ilstener Au ist vergleichbar mit den Revitalisierungsprojekten an der Ahr und am Mareiter Bach, die in den letzten Jahren auf nationaler und internationaler Ebene mehrfach von renommierten Organisationen ausgezeichnet wurden. 3) „…wird die Ilstener Au in ihrer Ursprünglichkeit nun vollständig und endgültig ausgelöscht.“ Von welcher Ursprünglichkeit sprechen Sie angesichts der degradierten Ausgangssituation vor der Revitalisierung? Einen vom Gewässer abgetrennten Fichtenforst ohne entsprechende Dynamik als ursprünglichen Auwald zu bezeichnen belegt leider die äußerst dürftige fachliche Recherche des Artikels. 4) „Ihr spinn’s wohl“, urteilte damals Dr. agr. Luis Durnwalder…“ Sie treffen mit der Angabe des akademischen Titels des ehem. Landeshauptmannes den Nagel auf den Kopf. Die Aussage ist in einem landwirtschaftlichen Kontext zu verstehen. Gottseidank hat sich aber mittlerweile auch die politische Einstellung zu umweltrelevanten Vorhaben deutlich gebessert. 5) „Ähnlich vernichtend quollen die Stimmen aus dem Tontrichter

der Naturschützer…“ Welcher Naturschützer? Aller oder zumindest einer Mehrheit? Mit wie vielen Organisationen im Land haben Sie hierzu gesprochen? Oder vielleicht doch nur einzelnen extremistischen „Naturschützern“? 6) „Neues Habitat für die Tierwelt, doch bislang nahm lediglich eine Entenfamilie das Angebot an“ Offensichtlich waren Sie letzthin nicht oder in falscher fachlicher Begleitung an der Ilstener Au. Wir laden Sie gerne zu einem geführten Lokalaugenschein an die Ilstener Au ein, um den vielfältigen Lebensraum Au mit seiner Biodiversität ober- und unterhalb der Wasseroberfläche kennen- und schätzen zu lernen. Fazit: Mit der Revitalisierung der Ilstener Au wurde die seltene Gelegenheit wahrgenommen, einen Hauptfluss des Landes über einen längeren Abschnitt von seinem engen Korsett zu befreien, um die Voraussetzungen für einen funktionsfähigen Auwald zu schaffen. Ohne die Begradigung und Kanalisierung der großen Flüsse durch den Menschen gäbe es in Südtirols Tallagen viele Auen – die dem Muster der nun revitalisierten Ilstener Au nicht unähnlich wären. Markus Heiss Präsident Fischereiverband Südtirol

DAS VIRUS MARSCHIERT

Quo vadis Südtirol? Südtirol liegt unter den italienischen Covid-19-Provinzen hinsichtlich des Infektionsgrades voran. Über manche Gemeinde wurde der Lockdown verhängt, über andere wurde die Gefahrenampel bereits auf Orange oder gar auf Rot gestellt. Ohne die Verhängung einer weiträumigen Ausgangssperre, dürfte man der Verbreitung wohl kaum mehr Herr werden. Das ist der Stand der Dinge am Montag (02.11.2020).

A

ls die italienische Regierung am 31. Januar 2020 ob der Corona-Pandemie den Notstand staatsweit ausrief, ging das wenigen unter die Haut. Zunächst war davon konkret nämlich nicht viel zu spüren. Erst mit der Verhängung des Lockdowns machte sich große Besorg-

nis breit: Die Wintersaison wurde per Verordnung (8. März 2020) durch Stilllegung der Aufstiegshilfen vorzeitig beendet. Das Handels-, Dienstleistungs- und Produktionsleben kam großräumig zum Erliegen. Die Schulen wurden geschlossen. Man durfte ohne deftigen Grund (Einkauf von Lebens-

mitteln, Medikamenten oder Arztbesuche) nicht mehr vors Haus treten. Vor den Lebensmittelmärkten standen die Menschen Schlange. Hamsterkäufe wurden getätigt. Regale mit den gängigsten Produkten (Nudeln und Toilettenpapier) waren zeitweise leergefegt. Man sprach von kriegsähn- >> PZ 2 2 | 05. N OV E M B E R 2020

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