KULTUR & KUNST
SCHLOSS BRUCK
Was man früher darunter so trug… Die Ausstellung „Maß & Form“ auf Schloss Bruck wird ab sofort um ein weiteres, durchaus pikantes Detail erweitert: Unterwäsche aus vergangenen Zeiten. Die Ausstellung ist noch bis zum 26.10.2020 zu sehen. Einst galten sichtbar gemachte Knöchel einer Dame schon als verrucht, turnende Soldaten ohne Oberbekleidung führten zu empörten Anfragen an den Lienzer Gemeinderat, und vor der vermeintlichen Freizügigkeit der Mode von Sommerfrischlern wurde eifrig gewarnt. Kein Wunder, dass man deshalb über Kleidungsstücke, die nicht sichtbar waren, auch nicht sprechen wollte – oder konnte. Denn die „Unaussprechlichen“ verdanken ihren Namen der Tatsache, dass es ab 1900 zwar schon Unterwäsche gab, sie aber aus „moralischen“ Gründen möglichst nicht erwähnt wurde.
MASS UND FORM
Zu den historischen Trachten der Ausstellung „Maß & Form. Gwand aus Osttirol“ kommt jetzt die Antwort auf die Frage, was eigentlich darunter getragen wurde. „Nichts!“, gibt Kuratorin und Schneidermeisterin Marianna Oberdorfer als Antwort. „Doch auf das Nichts folgten bald schon lange Unterhemden aus Leinen, auch für Frauen, in der Region ‚Schluck-Pfoate‘ genannt.“. Die dazugehörigen, voluminösen Beinlinge waren im Schritt offen und in der
Was nicht sichtbar war, war im Grunde unaussprechlich. Das kann betrachtet werden.
Ein Kunstwerk für sich - die Halskrause der Lienzer Frauentracht. 58
PZ 20 | 08. O K TO B E R 2020
Stefan Weis
Martin Lugger Geheim und versteckt - die Unaussprechlichen auf Schloss Bruck