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WIRTSCHAFT & UMWELT

31. AUSGABE DER TOBLACHER GESPRÄCHE

Die Pandemie als Lehrmeister gegen den Klimawandel Am Wochenende des 26. und 27.09.2020 gingen die Toblach die 31. Toblacher Gespräche über die Bühne. Dabei wurde aufgezeigt, wie die durchwegs radikalen Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Covid-19-Pandemie die Menschen lehren, wie der Klimawandel eingegrenzt und gestoppt werden kann. Darüber hinaus wurde auch eine Lanze für eine nachhaltige Wirtschaftsweise gebrochen.

N

achdem Ralf Pellegrini, Präsident des Vereins „Akademie der Toblacher Gespräche“, die Veranstaltung eröffnet hatte, meinte Professor Konrad Bergmeister, Präsident des Stiftung Sparkasse, in seinen Grußworten, die Covid-Krise berge eine große Chance einer substantiellen Veränderung. Es brauche mutige Menschen wie Greta Thunberg, der es im Gegensatz zu den Wissenschaftlern gelungen sei, weltweit mediale Aufmerksamkeit zu erhalten. Die Stiftung Sparkasse werde - laut Bergmeister - neue Wege beschreiten und eine Bildungswerkstätte etablieren mit dem Ziel, nachhaltige und innovative Umweltprojekte gezielt voranzutreiben. Tagungsleiter KarlLudwig Schibel sprach in seiner Einleitung von der unbändigen Macht des Covid19 Vi-

rus, der die Haltlosigkeit der Illusion, die Natur beherrschen zu können einer globalen Gemeinschaft vor Augen geführt hat.

sind darauf und dran, innovative Technologien zu entwickeln, ohne fossile Brennstoffe zu verwenden.

DEN CO2-AUSSTOSS UM 90 PROZENT VERRINGERN

DIE KLIMAFREUNDLICHE GROSSSTADT PARIS

Der Umweltaktivist und Professor an der Technischen Hochschule Politecnico in Mailand, brachte es auf den Punkt: um eine globale Klimakatastrophe zu verhindern, müssen die Industrienationen in den kommenden drei Jahrzehnten den Ausstoß an Kohlendioxyd um 90 Prozent verringern, die Abholzung der Wälder beenden und schließlich Kohlendioxyd aus der Atmosphäre entnehmen. Caserini zeigte sich trotz der großen Herausforderung optimistisch. Junge Forscherinnen und Forscher

Auch Lorenzo Pagliano, Dozent an der Technischen Hochschule Politecnico in Mailand, zeigte sich überzeugt, dass eine moderne Gesellschaft ohne fossile Energieformen möglich sei. Die Pariser Stadtverwaltung beispielsweise setzt auf eine neue Verkehrspolitik und möchte den Individualverkehr in der Millionenstadt reduzieren, um mehr Platz für den öffentlichen Nahverkehr und Fahrrädern zu lassen. Dieses Beispiel zeige, dass auch eine Großstadt umweltfreundlich gestaltet werden könne.

DAS WIRTSCHAFTSSYSTEM MUSS ANDERS WERDEN

„Der Druck, immer mehr Wachstum zu schaffen, ist die Ursache des Klimawandels“, betonte hingegen der bekannte schottische Ökonom Graeme Maxton. Deshalb sei es an der Zeit dieses System radikal abzulösen. Maxton provozierte und meinte, man müsse das gegenwärtige Wirtschaftssystem demontieren, bevor ein neues nachhaltiges System eingerichtet werden kann. Denn das alte System sei nicht zu reformieren. „Ein Huhn kann nur Hühnereier und keine Enteneier legen“, so Maxton. Es brauche daher einen radikalen Wandel, der von allen mitgetragen werde, bei dem auch Klimaexperten zu Rate gezogen werden.

LEBEN WIR IN EINER TRANSFORMATIONSZEIT?

Zahlreiche Experten aus nah und fern nahmen an der heurigen Auflage der Toblacher Gespräche teil. 36

PZ 20 | 08. O K TO B E R 2020

Der deutsche Zukunftsforscher Matthias Horx meinte, die Gesellschaft empfinde die


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