MENSCHEN IM PORTRAIT
WALTER FISCHER
Seilbahner durch und durch Er hat im März die Aus-Taste gedrückt und nach dem Lockdown die Kabinenbahn wieder in Gang gesetzt: Walter Fischer hat in seinen 35 Jahren am Klausberg Lifte kommen und Touristen hinfallen sehen, er hat Entscheidungen getroffen und lässt sich auch von einer Pandemie nicht aus der Ruhe bringen. Im PZ-Interview erzählt der Betriebsleiter der Klausberg Seilbahn AG, warum er sich für den Sommer gehörig verschätzt hat, was sein skurrilster Feuerwehreinsatz war und wie der erste Winter ohne Glockenspieler sein wird. PZ: Walter, du hast dich im wahrsten Sinne von unten nach oben gearbeitet. Wie kommt ein gelernter Elektriker auf den Chefsessel der Klausberg Seilbahn AG? Walter Fischer: Ich habe acht Jahre als Elektriker gearbeitet. In den Wintermonaten mussten wir in die Ausgleichskasse gehen. Es hat mir nicht gepasst nichts zu tun. Deshalb habe ich beim Lift gefragt, ob es
Walter Fischer, Jahrgang 1961, wächst als jüngstes von sechs Kindern in St. Peter auf. Nach dem Besuch der Mittelschule schließt er die Lehre zum Elektriker ab und arbeitet acht Jahre lang in einem Elektrobetrieb. 1983 fängt er, zunächst in der Wintersaison, beim Lift an – als Wart des Steinhausliftes am Klausberg. Es ist der Beginn einer besonderen Karriere. Fischer arbeitet sich zunächst von Lift zu Lift und wird 1985 mit nur 24 Jahren Betriebsleiter der Klausberg Seilbahn AG. Seit 35 Jahren ist er so etwas wie die gute Seele des Klausbergs. Und auch sonst ist der Vater von drei Töchtern engagiert: bei der Feuerwehr von Steinhaus, St. Jakob und St. Peter, deren Kommandant er seit vier Jahren ist und beim Weißen Kreuz, Sektion Ahrntal. Fischer lebt mit seiner Frau in St. Peter. //
für mich nicht eine Arbeit gäbe. Mein erster Arbeitstag war Heiligabend 1983. Ich stand beim Steinhauslift oben und half den purzelnden Touristen auf. Einen schlechteren Job im Skigebiet gab es damals nicht. Lange warst du dort aber nicht eingeteilt. Ich wurde zunächst von Lift zu Lift geschickt und durfte dann schnell Ausbildungen be-
1152 Meter lang, 55 Höhenmeter bist zur Bergstation: Die Seilbahn am Klausberg ist auf dem neuesten Stand der Technik. 32
PZ 20 | 08. O K TO B E R 2020
suchen, die ein Maschinist und Dienstleiter vorweisen musste. Dass ich als Elektriker einspringen konnte, war natürlich von Vorteil und blieb auch nicht unbemerkt. Und das Leben am Lift gefiel mir. In St. Peter, wo ich seit jeher wohne, gab es damals einen Dorflift. Als die Gesellschaft, die ihn betrieb, in Schwierigkeiten kam, beschloss ich, ihn zu kaufen und weiterzumachen. 1985 kam dann am Klausberg der Betriebsleiter abhanden und der damalige Präsident der Liftgesellschaft, Johann Steger, bestellte mich am Abend zu sich. Er fragte, ob ich den Job wollte. In drei Minuten hatten wir alles besprochen. Wenn ich heute daran denke, muss ich selbst schmunzeln. Ich war damals ja erst 24 Jahre alt. Zunächst habe ich mich um alle technischen Fragen gekümmert. Dann kam die Buchhaltung dazu, das Gespräch mit den Banken, Rechnungen, das Personal. Und das als gelernter Elektriker! Da musste ich mich ganz schön reinfuchsen. Die Klausberg Seilbahn AG wurde vor 50 Jahren von zehn Ahrntalern gegründet. Was waren die Meilensteine in deiner Zeit? Am Anfang war der Hühnerspiel ein Schlepplift, der steil nach oben führte. Die Leute fielen beim Hochfahren ständig raus, manche verletzten sich dabei. Eines Tages