Ausgabe 142 (April 2022)

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Atemberaubendes aus dem Stegreif 2

Für das Impro-Ensemble „Alles auf Anfang“ ist ein Skript höchstens schmückendes Beiwerk wie ein alter Hut. Zum 10-jährigen Bestehen zeigt die Gruppe erlesene Klassiker des Improvisationstheaters. Professionelle musikalische Untermalung inklusive. Was genau auf der Bühne zu sehen ist, entscheidet auch das Publikum. Der Moment lässt Abenteuer beginnen, erschafft schräge Figuren, romantische Beziehungen und Kavaliersdelikte. Er bringt die Menschen zum Heulen, zum Lachen oder verursacht dramatischste Bühnentode. Von einer Szene zur anderen können sich Darsteller:innen, die sich eben noch knutschend in den Armen lagen, plötzlich spinnefeind sein und sich mit Schuhen bewerfen – herrlich! —­ „Klassiker – die Improvisationstheater-Show“ am Sa, 02.04., um 20 Uhr Theater Moller Haus, Sandstraße 10 theatermollerhaus.de + allesaufanfang.eu

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Ab in den Bau!

Orte der Sicherheit haben wir oder müssen sie uns schaffen. Es werden Häuser gebaut und Grenzen gezogen. Und ist sie erst einmal da, die Sicherheit, kommt auch die Angst, diese wieder zu verlieren. Das undefinierte Tier in Kafkas Romanfragment „Der Bau“ errichtet sich einen Ort, in dem es Schutz sucht. Ein unbestimmter Feind bedroht das Tier und dieses verfällt in einen Wahn. Mit Perfek­ tionismus und blindem Aktionismus errichtet es Verteidigungsmechanismen und labyrinthische Tunnelsysteme. Während der Feind zischt und das Tier zu verfolgen scheint, schläft dieses nicht mehr und wacht wie besessen um sein Leben. Inszeniert wird Kafkas Klassiker mit Elementen des Puppenspiels, einer Live-Kamera, Live-Musik und dem Text an sich. —­ „Der Bau (von Franz Kafka)“ Premiere am Fr, 22.04. um 20 Uhr + Sa, 23.04. um 20 Uhr + So, 24.04. um 18 Uhr Theater Moller Haus, Sandstraße 10 theatermollerhaus.de + theaterinc.de

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Pullern als Privileg

Strullern, Pullern, Pinkeln, Urinieren – nichts, wofür man sich genieren müsste. Nicht umsonst heißt es: „Ich muss mal.“ Aber was, wenn aus dem „mal Müssen“ ein „nicht Dürfen“ wird? Das Musical „Pinkelstadt“ – inszeniert von der Musischen Gruppe Auerbach – erzählt von einer Stadt, in der aufgrund einer ökologischen Katastrophe Wasser rationiert werden muss. Stille Örtchen werden öffent­­ liche Orte und Wasserlassen im privaten Badezimmer strengstens untersagt. Für das Benutzen der Toiletten wird eine hohe Gebühr erhoben, die einer geldgeilen Betreiberfirma in die Taschen fließt. Das schreit nach einer Revolution – und so lehnt sich eine Gruppe Aufständischer auf und fordert: „Freies Pinkeln für alle!“ —­ „Pinkelstadt“ Premiere am Sa, 23.04., um 19.30 Uhr sowie So, 24.04., um 17 Uhr und Fr, 29.04. + Sa, 30.04., jeweils um 19.30 Uhr Musische Gruppe Auerbach, Riedlingerstraße 3 musische-gruppe-auerbach.de

Die Seele des Mikis Theodorakis 5

Mit dem Ableben von Mikis Theodorakis hat eine große Persönlichkeit die irdische Bühne der Schaffenden und Wirkenden verlassen. Der Schriftsteller, Komponist und Politiker wird in seiner Heimat Grie­chenland als Volksheld gefeiert. Beim Komponieren zeigte er sein Talent, beim politischen Widerstand seinen unerschütterlichen ethischen Anspruch. Wie würde er im Jenseits weiter agieren? Mikis Theodorakis gründet im Himmel eine kommunistische Partei und sendet seinen Geist zurück auf irdischen Boden, um von ihm zu erzählen. Klaus Lavies und Maria Wincierz zeigen in Gedenken an sein Werk ihr neustes Stück, in dem sie eben jenen Geist verkörpern. Es werden Lebensstationen Theodorakis' beleuchtet und gezeigt, die nicht jedermensch bekannt sind. —­ „Alle Menschen werden Brüder ... eine biografische Theaterperformance über Mikis Theodorakis“ am Sa, 30.04. um 20 Uhr Theater im Pädagog, Pädagogstraße 5 paedagogtheater.de P | 37


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