5 minute read

Theater-Tipps 36

2 Atemberaubendes aus dem Stegreif

Für das Impro-Ensemble „Alles auf Anfang“ ist ein Skript höchstens schmückendes Beiwerk wie ein alter Hut. Zum 10-jährigen Bestehen zeigt die Gruppe erlesene Klassiker des Improvisationstheaters. Professionelle musikalische Untermalung inklusive. Was genau auf der Bühne zu sehen ist, entscheidet auch das Publikum. Der Moment lässt Abenteuer beginnen, erschafft schräge Figuren, romantische Beziehungen und Kavaliersdelikte. Er bringt die Menschen zum Heulen, zum Lachen oder verursacht dramatischste Bühnentode. Von einer Szene zur anderen können sich Darsteller:innen, die sich eben noch knutschend in den Armen lagen, plötzlich spinnefeind sein und sich mit Schuhen bewerfen – herrlich! —

Advertisement

„Klassiker – die Improvisationstheater-Show“

am Sa, 02.04., um 20 Uhr Theater Moller Haus, Sandstraße 10 theatermollerhaus.de + allesaufanfang.eu

Strullern, Pullern, Pinkeln, Urinieren – nichts, wofür man sich genieren müsste. Nicht umsonst heißt es: „Ich muss mal.“ Aber was, wenn aus dem „mal Müssen“ ein „nicht Dürfen“ wird? Das Musical „Pinkelstadt“ – inszeniert von der Musischen Gruppe Auerbach – erzählt von einer Stadt, in der aufgrund einer ökologischen Katastrophe Wasser rationiert werden muss. Stille Örtchen werden öffent liche Orte und Wasserlassen im privaten Badezimmer strengstens untersagt. Für das Benutzen der Toiletten wird eine hohe Gebühr erhoben, die einer geldgeilen Betreiberfirma in die Taschen fließt. Das schreit nach einer Revolution – und so lehnt sich eine Gruppe Aufständischer auf und fordert: „Freies Pinkeln für alle!“ — „Pinkelstadt“ Premiere am Sa, 23.04., um 19.30 Uhr sowie So, 24.04., um 17 Uhr und Fr, 29.04. + Sa, 30.04., jeweils um 19.30 Uhr Musische Gruppe Auerbach, Riedlingerstraße 3 musische-gruppe-auerbach.de

4 Ab in den Bau!

Orte der Sicherheit haben wir oder müssen sie uns schaffen. Es werden Häuser gebaut und Grenzen gezogen. Und ist sie erst einmal da, die Sicherheit, kommt auch die Angst, diese wieder zu verlieren. Das undefinierte Tier in Kafkas Romanfragment „Der Bau“ errichtet sich einen Ort, in dem es Schutz sucht. Ein unbestimmter Feind bedroht das Tier und dieses verfällt in einen Wahn. Mit Perfektionismus und blindem Aktionismus errichtet es Verteidigungsmechanismen und labyrinthische Tunnelsysteme. Während der Feind zischt und das Tier zu verfolgen scheint, schläft dieses nicht mehr und wacht wie besessen um sein Leben. Inszeniert wird Kafkas Klassiker mit Elementen des Puppenspiels, einer Live-Kamera, Live-Musik und dem Text an sich. — „Der Bau (von Franz Kafka)“ Premiere am Fr, 22.04. um 20 Uhr + Sa, 23.04. um 20 Uhr + So, 24.04. um 18 Uhr Theater Moller Haus, Sandstraße 10 theatermollerhaus.de + theaterinc.de

5 Die Seele des Mikis Theodorakis

Mit dem Ableben von Mikis Theodorakis hat eine große Persönlichkeit die irdische Bühne der Schaffenden und Wirkenden verlassen. Der Schriftsteller, Komponist und Politiker wird in seiner Heimat Griechenland als Volksheld gefeiert. Beim Komponieren zeigte er sein Talent, beim politischen Widerstand seinen unerschütterlichen ethischen Anspruch. Wie würde er im Jenseits weiter agieren? Mikis Theodorakis gründet im Himmel eine kommunistische Partei und sendet seinen Geist zurück auf irdischen Boden, um von ihm zu erzählen. Klaus Lavies und Maria Wincierz zeigen in Gedenken an sein Werk ihr neustes Stück, in dem sie eben jenen Geist verkörpern. Es werden Lebensstationen Theodorakis' beleuchtet und gezeigt, die nicht jedermensch bekannt sind. —

„Alle Menschen werden Brüder ... eine biografische Theaterperformance über Mikis Theodorakis“

am Sa, 30.04. um 20 Uhr Theater im Pädagog, Pädagogstraße 5 paedagogtheater.de

Natur, Tiere, Konsum, Dekonstruktion

Unsere Kunst-Highlights für April

AUSWAHL + TEXTE: JULIA HICHI | ABBILDUNGEN: ROSILENE LUDUVICO, FOTO: ACHIM KUKULIES (1) + NIELS SCHRÖDER/HLMD (2) + GROSSHERZOGLICH-HESSISCHE PORZELLANSAMMLUNG (3) + GÜNTER SCHRECKENBERG (4) + NEDE (5) + NICOLLE BUSSIEN (6)

Tastende Annäherung

Assoziativ und subjektiv setzt die Malerin Rosilene Luduvico ihre umliegende Umgebung malerisch um. Inspirationen sammelt sie insbesondere auf ihren Reisen durch Europa, Südamerika und Japan und reflektiert dabei nicht nur die unberührte Natur, sondern auch kunsthistorische Vorbilder und die vom Menschen gemachte Welt. In ihrer Malerei gehen Figuration und Ungegenständlichkeit fließend ineinander über. Die Besonderheit dieser Einzelschau: Eigens für die Ausstellung in der Kunsthalle arbeitete die Künstlerin an dem temporären Wandbild „Un amico delle acque“ und der zwölfteiligen Serie „Hermerocallis“. —

bis 27.11. (Mi bis So: 11 bis 17 Uhr)

Kunsthalle Darmstadt, Steubenplatz 1 kunsthalle-darmstadt.de

2 American Heiner is back!

In unseren heimischen Fotoalben kleben sicher zahlreiche Fotos aus Kinder- (oder Erwachsenen-) Tagen, auf denen wir ganz staunend vor dem riesigen Mastodon im HLMD in die Kamera lächeln. Seit 150 Jahren befindet sich das Skelett eines fossilen Elefanten aus Nordamerika in Darmstadt. Ganz klar, dass das Mammut americanum als Wahrzeichen der Heiner:innen angesehen wird. Nun ist es von seiner langen Amerika-Reise wieder back in town und das HLMD widmet sich mit einer umfangreichen Ausstellung der Geschichte des imposanten „Urheiners“. —

bis 19.06. (Di, Do + Fr: 10 bis 18 Uhr, Mi: 10 bis 20 Uhr, Sa + So: 11 bis 17 Uhr)

Hessisches Landesmuseum (HLMD), Friedensplatz 1 hlmd.de

„Tierisch gut!“

Der Mensch lebt seit seinen Anfängen sehr eng mit der Tierwelt zusammen. In ihrem vielfältigen Habitus sind unsere irdischen Mitwesen immer auch zentrales Motiv für Künstler:innen. Die Aus stellung im Porzellanmuseum, die anlässlich des 300. Geburtstages von Prinz Georg Wilhelm von Hessen-Darmstadt eingerichtet wurde, stellt neben naturalistischen Darstellungen auch dekor- und fantasiereiche Tier-Keramiken des 18., 19. und frühen 20. Jahrhunderts aus. —

01.04. bis 17.07. (Fr bis So: 10 bis 17 Uhr)

Prinz-Georg-Palais, Schlossgartenstraße 10 schlossmuseum-darmstadt.de

Endlich wieder Kunst

Nach langen fünf Jahren Ausstellungspause eröffnet das Kulturdenkmal Wasserturm am Hauptbahnhof eine Ausstellung mit dem Titel „Rendez-vous im Wasserturm 22“. Annette Bischoff (Malerei), Günter Schreckenberg (Fotografie) und Marvin Nickel (Malerei) bestücken die architektonisch herausfordernden Ebenen mit ihren Werken und möchten den Blick fürs Detail schärfen. Besonderes Highlight: Ein Gemeinschaftswerk – eine Animation von Günter Schreckenberg und Malerei von Annette Bischoff mit Musik von „OBO“ –, das als Projektion im „Hohen Raum“ uraufgeführt wird. —

Sa, 02.04. + So, 03.04. + Sa, 09.04. + So, 10.04. + Sa, 16.04. + So, 17.04. + So, 18.04. (jeweils 14 bis 19 Uhr)

Wasserturm Darmstadt, Bismarckstraße 179 wasda.de

4

This article is from: