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Kunst & Performance Rhein-Main 62

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STAY THE LOVE HOME!

haussiedlung, die auch „Rundhausen“ genannt wird, wurde auf Kreisausschnitten konstruiert. Die drei gebogenen und nach hinten proportional wachsenden Häuserzeilen beinhalten insgesamt zehn Wohneinheiten und erinnern an Gartenstadtanlagen.

Darmstädter Wohnkultur, Folge 10: Wohnen in Rundhausen

TEXT + FOTOS: CORA TRINKAUS | ILLUSTRATIONEN: LISA ZEISSLER

Fast schon außerhalb der Stadt, kurz vor dem Jagdschloss Kranichstein die Parkstraße hinunter, am Lindgraben, befindet sich eine ganz besondere Reihenhausgruppe. Die Siedlung, die aus der Vogelperspektive einem WLANSymbol gleicht, wurde 1928 ursprünglich für Bedienstete der Bahn gebaut – geplant vom Architekten und Reichsbahnoberrat Hans Kleinschmidt. Viele Jahre wohnten hier ausschließlich Bahnangestellte, bis die Siedlung Anfang der 2000er privatisiert wurde. Das Besondere: Die Reihen„Konzipiert wurden die Häuser für Großfamilien mehrerer Generationen“, erzählt Janina, die bereits seit drei Jahren mit ihrem Lebensgefährten Philipp in einem der Häuser der letzten Reihe wohnt. Die Häuser haben zwei Eingänge: Der eine führt durch den Garten, der andere über einen kleinen Privatweg, der die einzelnen Gebäude verbindet. „So konnten unten die Großeltern leben und oben die Kinder und Enkelkinder. Das einfache Bad im Keller wurde geteilt. Oben gab es nur eine kleine Toilette. Richtige Bäder gibt es erst seit den 1970er-Jahren,“ erzählt Janina weiter.

Die meisten Bewohner:innen von Rundhausen sind Eigentümer:innen – und wohnen schon seit mehreren Generationen hier. So war es ein echtes Glück für Janina und Philipp, hier zu landen. Nachdem das Paar zusammenziehen wollte und schon seit über einem Jahr erfolglos auf Wohnungssuche war, erfuhren ihre heutigen Nachbarn Marlena und

Manuel von der Kernsanierung im Haus nebenan und vermittelten ihre Freunde. Marlena und Manuel leben seit vier Jahren mit ihrem Sohn Leander und ihrem Hund in der Siedlung.

Eine gut vernetzte Nachbarschaft

Mittlerweile kennt hier jeder jeden, man grüßt sich beim Vorbeigehen oder plaudert kurz miteinander. „Ich halte gerne Smalltalk, bin hier mit allen gut vernetzt“, sagt Janina unter zustimmenden Lachen ihrer Freunde. „Wenn es wärmer wird, werden die Gärten wieder mehr genutzt. Man kommt wieder mehr ins Gespräch, sitzt draußen zusammen und trinkt Aperol Spritz an den ersten schönen Frühlingstagen“, ergänzt Marlena. Auch Leute aus der Nachbarschaft, die mit ihren Hunden im nächstgelegenen Wald spazieren gehen wollen, kommen vorbei. Ein beliebter Treffpunkt ist der kleine Spielplatz, der aus Trampolin, Schaukel und Sitzgelegenheiten für die Erwachsenen besteht. „Es ist eine schöne Möglichkeit, sich draußen zu treffen und dort einen neutralen Platz zu haben“, so Manuel.

Im letzten Sommer vor Corona veranstalteten die beiden befreundeten Paare ein Nachbarschaftsfest in Rundhausen. „Bis dahin, fanden wir, gab es recht wenig Vernetzung hier. Das wollten wir ändern“, so Marlena, die zusammen mit ihren Freund:innen selbst gemalte Flyer in den Briefkästen verteilte. Zum Fest wurden in den Privatwegen Bierbänke aufgestellt, „es wurde fleißig Wein mitgebracht und auch Schnaps“, erinnert sich Philipp. „Es sind wirklich alle gekommen, das hätten wir nicht gedacht“, freut sich Janina. In den letzten beiden Sommern initiierten die beiden Paare auch einen Flohmarkt, der ebenfalls in den Privatwegen aufgebaut wurde.

Besonderer Charme auch im Inneren des Hauses: Im Erdgeschoss gehen Küche und Wohn-Ess-Bereich in einem großem Raum ineinander über. Eine steile Treppe, die auch „der Großmutterschreck“ genannt wird, da auf ihr schon viele gestürzt sind, führt hinauf zur zweiten Etage. Hier befinden sich das Bad und die beiden Arbeitszimmer von Janina und Philipp. Im Dachgeschoss, „dem schönsten Zimmer im Haus“, ist das Schlafzimmer. Durch die Dachschrägen und das Holzgebälk in den Ecken wirkt der große Raum mit Holzboden noch gemütlicher. Einige Pflanzen zieren den Raum – und zwei Chippendale-Sessel, die vorrangig von den beiden Katzen eingenommen werden.

Waldverbundenheit und Festivalfeeling

Direkt neben der Siedlung beginnt der Wald. Hier hat sich Janina eine kleine Oase geschaffen. >

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