Standpunkte 04/2022

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Standpunkte Plus:45.Martinsgansim ZeichenderFachkräftekrise Termin beim Chef: Lars Brzoska von Jungheinrich Neuer Flächentarifvertrag für zwei Jahre geschlossen Brückenschlag Das Magazin von Nr. 4 / Dezember 2022 / 40. Jahrgang www.meinarbeitgeberverband.de

Alle Systeme startklar

Am 16. November hat die NASA nach monatelangen Verschiebungen ihre Mondmission Artemis 1 gestartet. Die Rakete vom Typ SLS hob um 7:47 Uhr MEZ am Weltraumbahnhof Kennedy Space Center in Florida zu ihrem 26-tägigen Flug ab. Die Mission ist un bemannt und dient als Belastungstest. Herzstück des Raumfahrzeugs „Orion“ ist das Europäische Service-Modul ESM, das von Airbus-Ingenieuren in Bremen entwickelt und gebaut wurde. ESM dient als Hauptantriebssystem von „Orion“, übernimmt Steuerungs funktionen und regelt die Energie-, Wasser- und Sauerstoffversorgung sowie die Temperatur an Bord. BiB

Foto: NASA/Bill Ingalls

STANDPUNKT NR. EINS

vor einem Jahr gingen wir in die Weihnachtszeit mit leise aufkeimender Hoffnung: Die Coronapandemie war auf dem Rückzug, Produktionsausfälle und Lieferkettenprobleme nahmen eher ab, 2022 verhieß die Wiederkehr einer gewissen, langersehnten Normalität. Dann überfiel Russland am 24. Februar die Ukraine, und seitdem ist nichts mehr, wie es war. NORDMETALL hat frühzeitig auf die Multikrise re agiert: mit klaren Forderungen an die Politik, wie der Energiepreisexplosion und dem Fachkräftenotstand entgegengetreten werden kann, zuletzt vor wenigen Wochen während des 45. Martinsgansessens in Ham burg (siehe Seite 10). Mit Beratung und Informationen, die zur Integration von Flüchtlingen oder zur Organisa tion einer gelingenden Fachkräftezuwanderung (Seite 52) hilfreich sein können. Und mit dem intensiven Einsatz für einen Flä chentarifvertrag 2022, der unsere 260 Mitgliedsfirmen – ja, NORDMETALL ist in diesem Jahr weiter gewachsen – in diesen schwierigen Zeiten nicht über die Maßen belastet (Seite 6). Vor allem die Tarifauseinandersetzung geriet zu einem harten Stück Arbeit: Zwischen unserem Arbeitgeberangebot Ende Oktober und einer konkreten Einigung auf dieser Grundlage Ende November vergingen vier Wochen, in denen zahlreiche Warnstreiks viele Unternehmen große Summen kosteten, die in Krisenrücklagen oder Zukunftsinvestitionen besser angelegt gewesen wären. Den „Druck“, den die IG Metall in dieser Zeit glaubte aufbauen zu müs sen, hätten wir Metall- und Elektroarbeitgeber hier im Norden nicht ge braucht, um zu einem vernünftigen Abschluss zu kommen.

Aber lassen Sie uns nach vorne schauen: Vielleicht wächst ja in den nächsten zwei Jahren bis zur Tarifrunde 2024 bundesweit auf beiden Seiten die Er kenntnis, dass die Strategien und Rituale des 19. und 20. Jahrhunderts im 21. nicht mehr zeitgemäß sind. Und dass ein Aufbrechen alter Gegensätze und gepflegter „Feindbilder“ schon deshalb Sinn ergibt, weil die Jugend im Nor den weitgehend traditionell und industriefreundlich tickt, wie unsere ge meinsam mit der NORDAKADEMIE durchgeführte Jugendstudie ergeben hat (Seite 26). Kooperation statt Konfrontation, Tarifpartnerschaft im guten Sin ne, das sind Tugenden, die wir hier im grundgelassenen Norden ohnehin mehr pflegen als andernorts üblich. Das sollte 2023 nicht nur so bleiben, son dern gerne noch intensiver gelebt werden als bisher.

Ich wünsche Ihnen eine besinnliche Adventszeit, ein erbauliches Weihnachts fest und ein gesundes und privat wie beruflich erfüllendes und erfolgreiches Jahr 2023.

Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer NORDMETALL
Nichts ist mehr, wie es war. 3 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Titel Tarifabschluss in Multi-Krisenzeiten

8,5 Prozent mehr Lohn in zwei Stufen und eine Inflationsausgleichsprämie bei automatischer Differenzierung und einer 24-monatigen Laufzeit – für Arbeitge ber ein teurer Kompromiss und eine Investition in eine bessere Zukunft. S. 6

4
45. Martinsgansessen Fachkräftegipfel im Grand Elysée „Endlich handeln! Der Strukturwandel braucht Fachkräfte!“ – dieser Weckruf an die Politik ging vom diesjährigen NORDMETALL-Traditionsabend aus. Rund 400 Gäste verfolgten die Debat te Mitte November in Hamburg.
10
S.
2022 Plus 4 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Fotos: Christian Augustin | Reimo Schaaf

Termin beim Chef

CEO mit einer Zukunftsvision

Der promovierte Betriebswirt Lars Brzoska führt den Intralogistikspezia listen Jungheinrich seit 2019. S. 56

Eigene

Jugendstudie

Hoffnung auf guten Nachwuchs

NORDMETALL zeigt: Jugendliche in Schleswig-Holstein ticken traditionell und sind industriefreundlich. S. 26

Verband

Thema

Reportage

Siemens Gamesa startet Offensive für die Energiewende 22 Best Azubi Pic 2022

Auszubildende von Fritz Barthel Armaturen gewinnen mit ganz viel Ruhe 32 NORDMETALL-Stiftung

Informatik als Pflichtfach braucht Erfahrungstransfer 38 Fachgespräch

Rechtsanwältin Bettina Offer, LL.M. (Wisconsin-Madison) 52

Rubriken

Schluss / Podcast 66

„Ich lese Standpunkte“ – Birgit Voßkühler 67

8% 28% 53% 11% 8% 29% 53% 10% 16% 27% 47% 10% 14% 35% 45% 6% 10% 40% 39% 11% 12% 35% 48% 5% 10% 34% 49% 11% 32% 51% 7%
Herbst 2017 Frühjahr 2018 Frühjahr 2019 Frühjahr 2020 Herbst 2018 Herbst 2019
Herbst 2020
Fachkräftemangel weitet sich im Norden zum Notstand aus 18 15 Jahre Chefseminare Zwischenbilanz aus Trainerperspektive 36 Wir für Sie Folge 39: Unsere Frau für Veranstaltungen – Milena Kopetz 42 Mehrwert Verband Folge 70: Mit dem Online-Vertragsgenerator sicher und schnell arbeiten 44 Tarif Update Weihnachtsgeld 62
Konjunkturumfrage
INSM – Aus der Hauptstadt 31 Made in Northern Germany – Smarte Displays 40 Grafik des Monats 43 Cartoon / Wirtschaftszitat 45 Panorama – Fertigstellung statt Verschrottung 46 Menschen und Meldungen 48 Termine 51 Treffpunkt Nord 60 Kontakt zu NORDMETALL / Impressum 63 Mein Standpunkt – Ampelausfall 64 Personenregister 65 Kurz vor
|
| Christian
5 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Fotos: André Holtorf
Rene Supper
Augustin

Tarifrunde

Kooperation statt Konfrontation

6 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Ende

Handschlag: NORDMETALLTarifverhandlungsführerin Lena Ströbele und IG-Metall-Küste-Bezirksleiter Daniel Friedrich besiegelten damit den Austausch der unterschriebenen Verträge am Ende der Tarifrunde 2022.

Vor den Übernahmegesprächen hatte NORDMETALLVerhandlungsführerin Lena Ströbele betont, dass „NORDMETALL mit diesem Tarifabschluss an die „Grenzen des Machbaren“ gehe. „Gleichzeitig überneh men wir ganzheitlich Verantwortung, indem wir so wohl die Sorgen und Bedürfnisse der Beschäftigten als auch die der Unternehmen ernst nehmen und den ge schlossenen Kompromiss daran ausgerichtet haben“, so

die Personaldirektorin der Unternehmensgruppe Lürs sen. „Mit der Zahlung der Inflationsausgleichsprämie schaffen wir eine schnelle, umfangreiche und sofortige Entlastung für unsere Beschäftigten. Durch die Mög lichkeiten zur Differenzierung und Verschiebung der Kostenbelastung sowie die lange Laufzeit sichern wir im Rahmen der Möglichkeiten Planungssicherheit und Flexibilität für die Unternehmen.“

Ausführliche Interviews: NORDMETALL-Tarifver handlungsführerin Lena Ströbele in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und im „Hamburger Abendblatt“.

Fotos: Xxxxxxxxxxxx Xxxxxxxxxxx
7 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Am
richtete es ein

Die lange Nacht in Ludwigsburg

17. November 2022 – es ist 15:00 Uhr, als die Verhand lungspartner in Baden-Württemberg zum ersten Mal am Tag des Pilotabschlusses zusammenkommen. Zahlreiche Journalistinnen und Journalisten versuchen, erste O-Töne zur Stimmungslage und den Erfolgsaus sichten einzufangen. Eine gewisse Anspannung ist auf den Fluren des Forums am Schloss in Ludwigsburg zu spüren, als die Delegationen beider Seiten in den Ver handlungsraum eilen. Trotz zahlreicher vorbereitender Gespräche liegen die Vorstellungen noch weit auseinander. Insbesondere macht die IG Metall klar, dass sie einer Laufzeit über 27 Monate hinweg überhaupt nur zustimmen würde, wenn die Arbeitgeber bereit wären, zusätzlich zur Infla tionsausgleichsprämie von 3.000 Euro auch noch eine Tabellenerhöhung von mehr als zehn Prozent zu zahlen. Nach und nach gibt es leichte Annäherungen, die Ge staltung der Inflationsausgleichsprämie, die Höhe der Tabellensteigerungen und die Laufzeit bleiben Haupt streitpunkte. In ständigem Wechsel zwischen Verhand lung, Diskussion in den Hintergrundkommissionen und Vorschlägen für neue Textfassungen verrinnt die Zeit. Maultaschen und Frikadellen erkalten langsam, man fühlt sich auf einem guten Weg. Plötzlich kommt Unruhe auf, parallel zu der Verhandlung in der Delegation in Baden-Württemberg kommen die Spitzen von Gesamtmetall und IG-Me tall-Vorstand zusammen. Dann schlie ßen sich für längere Zeit alle Türen, die Journalistinnen und Journalisten rücken näher an die Hintergrundräume heran, es besteht nun nicht mehr viel Spiel raum für eine Lösungsfindung, die Situ ation droht zu eskalieren, ein Abbruch steht im Raum. Nach einer langen Unterbrechung und getrennten Beratungen beider Seiten kommen erneut die Spitze und sodann die Verhandlungsdelegation zusam men. Inzwischen ist Mitternacht vorü ber, die Gespräche werden fortgesetzt.

Maultaschen und Frikadellen sind längst ersetzt durch Nervennahrung – Schokolade, Salzstangen und Gummibärchen füllen die Mägen.

Um 2:30 Uhr schließlich steht eine Lösung im Raum, die erneut intensiv und kontrovers diskutiert wird. 3.000 Euro Inflationsausgleichsprämie und eine Ta bellensteigerung in zwei Stufen in Höhe von insgesamt 8,5 Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten wer den letztlich von beiden Seiten akzeptiert. Eine halbe Stunde später treten die Verhandlungsführer vor die Presse und verkünden die Einigung. Gleichzeitig wird weiter an den Tariftexten gearbeitet, Rundschreiben und Informationsblätter werden vorbereitet und ver sandt, die Gremien in den Regionen informiert. Nun fällt auf beiden Seiten die Anspannung etwas ab, bei einem Glas Bier oder Rotwein lassen die An wesenden die Nacht Revue passieren.

Dr. Peter Schlaffke, stellvertretender Hauptgeschäftsführer NORDMETALL Fotos: Frank Eppler | Christian Augustin Einigung nach langer Nacht (v. l.): Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender IG Metall, Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter IG Metall Baden-Württemberg, Dr. Harald Marquardt, Verhandlungsführer Südwestmetall, Dr. Stefan Wolf, Präsident Gesamtmetall.
8 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Das Gesamtpaket mit einer langen Laufzeit von 24 Mo naten bis zum 30. September 2024 sowie den Einmal zahlungen und den beiden Tabellenerhöhungen wurde Ende November im Pilotbezirk Baden-Württemberg ge schnürt (siehe auch Seite 8). Die NORDMETALL-Gremi en stimmten der Übernahme für den Norden zu. Vereinbart wurde zudem eine Anpassung der Mantelta rifverträge in folgenden Punkten:

• Vereinfachung der Quotensystematik zur verlän gerten Vollzeit

• Anpassung der Regelungen zu den tariflichen Frei stellungstagen bei Krankheit

• Integration der Neuregelungen zur Verteilung der Arbeitszeit aus dem Modernisierungspaket vom Sommer 2022

Tarifabschluss

Befindet sich das Unternehmen in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation, kann die Zahlung des T-ZUG (B) bis zum 30. April des Folgejahres verschoben werden. Liegt dann die Nettoumsatzrendite unter 2,3 % kann die Zahlung ganz entfallen.

Das Unternehmen muss die Differenzierungsentscheidung nur anzeigen. Die IG Metall hat kein Mitspracherecht.

Die von den Arbeitgebern gezahlte Inflationsausgleichsprämie kommt durch ihre Steuer- und Beitrags freiheit in voller Höhe bei den Beschäftigten an. „Diese 3.000 Euro und die vereinbarte Tabellenerhöhung von insgesamt 8,5 Prozent in zwei Stufen sind eine große Be lastung für die Unternehmen, besonders für die, denen es schlecht geht“, sagte Lena Ströbele. Angesichts einer aus geweiteten automatischen Differenzierung für Betriebe in der Krise, der zeitlich flexiblen Auszahlung der Inflationsausgleichsprämie, der Prozessbeschreibung des Umgangs bei weiterer Verschärfung der Energiekrise und der langen Laufzeit sei der Abschluss jedoch als „notwen diger Kompromiss vertretbar“ (siehe Grafik). Luc

Flexibilität: Wann die Prämie genau ausgezahlt und wann sie in die Bilanz eingestellt wird, kann das Unternehmen in abgesteckten Grenzen festlegen.

Laufzeit und Entgelt in der Metall- und Elektro-Industrie Dauerhafte Automatische Differenzierung Gesprächsverpflichtung bei Energienotlage www.zusammennachvorn.de WOCHENTAG 01 0 1 OKT 2022 WOCHENTAG 30 3 0 SEPT 2024
Inflationsausgleichsprämie
Erhöhung des Entgelts in zwei Stufen: WOCHENTAG 1.500 €€€ € 1.5 / BIS + Gespräch über alle tarifpolitischen Prozesse mit kurz- und mittelfristiger Hilfe zum Erhalt der Unternehmen und der Arbeitsplätze ME IGM 1. WOCHENTAG 1.500 €€€ € 1.50 2. WOCHENTAG 01 0 1 JUN ‘23 WOCHENTAG 01 0 1 MAI ‘24 5,2% 3,3% €€€ €€€ €€ €€€ €€€ € €€ €€€ €€€ € €€ schwierige wirtschaftliche Situation verschieben 24 Monate
auszahlen oder entfallen Die
2023
des T-Gelds
Ein
50%. 01 0 1 MÄRZ ‘23 01 0 1 MÄRZ ‘24 30 3 0 APRIL 31 3 1 JULI DES FOLGEJAHRES
2022
von 3.000 Euro brutto gleich netto:
(Langläufer)
für
geplante Erhöhung
entfällt.
Teil davon finanziert die Volumenerhöhung des T-ZUG (B) um
Nettoumsatzrendite <2,3%
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Martinsgansessen . Rund
Unter den dringenden Appell „Endlich handeln! Der Strukturwandel braucht Fachkräfte! “ stellte NORDMETALL das 45.
400 Gäste aus Wirtschaft und Politik, Wissenschaft und Justiz trafen sich im Hamburger Hotel Grand Elysée zum diesjährigen Traditionsabend.
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„Endlich handeln!“

Gastgeber und Ehrengäste: NORDMETALL-Präsi dent Folkmar Ukena (l.) und Hauptgeschäftsführer Dr. Nico Fickinger (r.) begrüßen Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (2. v. l.) und Staatsministerin Reem Alabali-Radovan (2. v. r.).

Mahnende Worte: Folkmar Ukena hält seine Begrüßungsrede.

Fachkräfte-Podium (v. l.): Christina Ramb, Mitglied der BDA-Hauptgeschäfts führung, Staatsministerin Reem Alabali-Radovan, Moderator Alexander Luckow, Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank, Cathrin Kohnke, Senior HR Director Stryker und NORDMETALL-Vorstand.

„Zu langsam und zu ziellos doktert die deutsche Politik an der Bewältigung der Folgen des Ukrainekrieges herum“, betonte NORDMETALL-Präsident Folkmar Ukena gleich zu Beginn seiner Begrüßungsrede unter großem Beifall. Die Ampel-Parteien sollten dringend ihre ideologischen Scheuklappen ablegen, um vor allem in der Energiepoli tik dem Markt wieder mehr Raum zu verschaffen. Nur so sei die verlässliche Versorgung mit bezahlbarer Energie sicherzustellen. Zu den weiteren „Berliner Sorgenkin dern“ zählte Ukena auch den Fachkräftenotstand. Dessen Bekämpfung haben sich die Metall- und Elektroarbeitge ber bereits vor einigen Jahren auf die Fahnen geschrie ben, stoßen dabei jedoch immer wieder an die Grenzen der politischen Rahmenbedingungen.

NORDMETALL-Hauptgeschäftsführer Nico Fickinger stellte in seinem Impulsstatement drei Thesen auf, wie dem Fachkräftemangel aus Sicht der Arbeitgeber wir kungsvoll begegnet werden könne: „Erstens müssen wir die Zahl der Erwerbspersonen erhöhen. Das gelingt, wenn Frauen, Zuwanderer und Arbeitslose besser in den Arbeitsmarkt integriert werden. Zweitens müssen wir die arbeitende Bevölkerung länger im Berufsleben hal ten – nicht allein über einen späteren Renteneintritt, sondern auch über eine höhere Wochenarbeitszeit oder einen früheren Berufseinstieg. Drittens müssen wir junge Menschen und alle Beschäftigten mittels Qualifi zierung und lebenslangem Lernen fit machen für die ökologische und digitale Transformation.“

11 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Fotos: Christian Augustin und Reimo Schaaf

Präsentiert drei Thesen zur Behebung des Fachkräftemangels: Dr. Nico Fickinger, NORDMETALL-Hauptgeschäftsführer.

Erwartet mehr Tempo von der Politik: Christina Ramb, Mitglied der BDA-Hauptge schäftsführung und Vorsitzende des Verwal tungsrats der Bundesagentur für Arbeit

Zeigt sich offen für Vorschläge aus der Wirtschaft: Reem Alabali-Radovan (SPD), Staatsministerin und Beauf tragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration sowie Antirassismusbeauftragte.

Vorfreude auf die Gans (v. l.): Stefan Flenker (Pre mium AEROTEC), Nawina Walker (Airbus), Frank Meyer (Airbus Defence an Space), Marco Wagner (Airbus), Dr. Daniela Haller (Airbus), Stefan Spoede und Frank Müller (beide Premium AEROTEC).

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Gewerkschaftsfans (v. l.): Stefan Soost (IG Metall Bezirks leitung Küste), Laura Pooth (Vorsitzende des DGB Bezirks Nord) und Dominique Lembke (IG Metall Küste).

Wirft einen kritischen Blick auf Leistung und Haltung der deutschen Verwaltung: Katharina Fegebank, Zweite Bürger meisterin und und grüne Senatorin der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung Hamburg

Diesen klaren Forderungskatalog griffen die Ehrengäs te in ihrer sich anschließenden Podiumsdiskussion auf. Die Staatsministerin beim Bundeskanzler und Beauf tragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Reem Alabali-Radovan (SPD) betonte den Veränderungswillen der Bundesregierung: „Wir brauchen ein modernes Einwanderungsrecht und si chere Bleibeperspektiven. Wir müssen aber auch für Deutschland als modernes Einwanderungsland wer ben. Da stehen wir in großer internationaler Konkur renz.“ An das im Vermittlungsausschuss zwischen Bun destag und Bundesrat beratene Bürgergeld-Gesetz knüpfte die Schweriner Sozialdemokratin irakischer Herkunft große Hoffnungen: „Durch die Weiterbildung

oder das Nachholen von Bildungsabschlüssen von Men schen mit ausländischer Staatsbürgerschaft kann es uns durch diese Sozialreform gelingen, für diese Men schen Perspektiven aufzubauen, damit sie langfristig am Arbeitsmarkt bleiben, statt sie immer wieder in Maßnahmen oder Hilfsjobs zu stecken.“ Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fege bank (Bündnis 90/Die Grünen) bemerkte in der Diskus sion selbstkritisch: „Selbst in einer international ausge richteten Stadt wie Hamburg ist Englisch weder in der Verwaltung noch in den meisten Unternehmen gelebter Standard.“ Und auch an anderer Stelle hinke Deutsch land im internationalen Vergleich hinterher, so die Wis senschafts- und Gleichstellungssenatorin: „Das größte

Tischnachbarinnen (v. l.): Jutta Humbert (Getriebebau NORD und NORDMETALL-Vorstand)

Engagierte Verfechterin pragmatischer Lösungen: Cathrin Kohnke, Senior HR Director Stryker, NORDMETALL-Vorstand und NORDMETALL-Stiftungskuratorium. Genießen den Abend im Grand Elysée (v. l.): Rainer Lekzig (Siemens Bremen), Sonja Neubert (Siemens Hamburg und Vorstand NORDMETALL), Dr. Michael Winkler (Hella Fahr zeugkomponenten und Vorstand NORDMETALL). mit Tanja Chawla (DGB Bezirk Nord). Fotos: Christian Augustin und Reimo Schaaf

Problem sind die Schnittstellen, die oft immer noch un zureichend bis gar nicht funktionieren. Das betrifft Fra gen rund um die Anerkennung von Berufsabschlüssen, gepaart mit aufenthaltsrechtlichen Fragen oder denen danach, wie Menschen dann tatsächlich an ihren Job kommen. Das sind oft Schnittstellenfragen, durch die Informationen auf dem Weg verloren gehen.“

Cathrin Kohnke, Senior HR Director Stryker und NORDMETALL-Vorstand, forderte von der Politik, bei der Fachkräfteeinwanderung entschlossener vorzuge hen: „Vieles in der Novelle des Fachkräfteeinwande rungsgesetzes geht in die richtige Richtung. Doch benö tigen Unternehmen derzeit mehrere Monate bis zu ei

Verbände-Familientreffen

Bürgerschaftskollegen

nem Jahr, um Fachkräfte aus dem Ausland nach Deutschland zu holen.“ Andere europäische Länder sei en da sehr viel besser aufgestellt. Das betreffe die Digita lisierung, aber auch deren deutlich hemdsärmeligeres Herangehen an den Prozess: „Da wird zugunsten der Schnelligkeit auf aufwendige Verfahren verzichtet. Oder Arbeitgeber können sich als vertrauensvoller Partner von den Behörden zertifizieren lassen“, so die Kieler Per sonalmanagerin.

Christina Ramb, Mitglied der BDA-Hauptgeschäftsfüh rung, bedauerte: „Wir kümmern uns in Deutschland ins gesamt zu wenig darum, dass junge Menschen, die ein Studium begonnen, abgebrochen oder abgeschlossen ha

Gut aufgelegt (v. l.): Ronald Hoppmann und Tanja Hoppmann (WISKA Hoppmann), Carsten Sippel (Lloyd Werft Bremerhaven). (v. l.): Susanne Küchen (NORDMETALL), Julian Bonato (MHG Heiztechnik und Vorstandsvorsitzender AGV Nord), Kathrin Köhn (NORDMETALL) und Edgar Wonneberger (NORDMETALL). Fachmänner für Krahne (v. l.): Jörg Schmidt (Liebherr MCCtec Hamburg), Steffen Pohl (Liebherr MCCtec Rostock und NORDMETALL-Vizepräsident). unter sich: André Trepoll (CDU, Vizepräsident der Ham burgischen Bürgerschaft), Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein (FDP Hamburg). Netzwerker (v. l.): Ingo Scheuse (Unternehmens verbände Kiel), Hartmut Koch (Verband der Wirt schaft Thüringen).
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Fotos: Christian Augustin und Reimo Schaaf

Rege Publikumsbeteiligung: Für

Brückenbauer zwischen Bildung und Wirtschaft (v. l.): Sven Müller (VUMV), Peggy Bahll (Tagungshotel Schloss Hasen winkel), Christoph Fülscher (NORDAKADEMIE), Susann Bach (Bildungswerk der Wirtschaft Mecklenburg-Vorpommern). Voller Festsaal im Hotel Grand Elysée: 400 Gäste waren der Einladung von NORDMETALL nach Hamburg gefolgt. Gern gesehene Gäste (v. l.): Hansjörg Schmidt (SPD-Frak tion Hamburg), Laura Pooth (Vorsitzende des Landesrund funkrates Schleswig-Holstein), Dirk Kienscherf (Vorsit zender SPD-Fraktion Hamburg), Marco Wagner (Airbus Operations und Vorstand NORDMETALL).
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eine Live-Umfrage zur Fachkräftesituation im Nor den wurden Handys gezückt.

ben, in Deutschland einen guten Anschluss finden. Dazu gehört ganz zentral die Zusammenarbeit der Universitä ten mit der Wirtschaft, aber auch die Schaffung von Blei beperspektiven für ausländische Studierende durch die Politik.“ Auch ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh mer nahm die Vorsitzende des Verwaltungsrats der Bun desagentur für Arbeit in den Blick: „Politisch haben wir derzeit ein Anreizsystem, das Menschen ermutigt, früher in Rente zu gehen. Umso mehr ist es eine Aufgabe von Unternehmen, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über einen guten Arbeitsschutz oder ein funktionieren des Wiedereingliederungsmanagement möglichst lange

gesund im Betrieb zu halten. Wir brauchen ältere Men schen dringend am Arbeitsmarkt.“ Eine während der Debatte durchgeführte Mentime ter-Umfrage zum Fachkräftenotstand unter den Mar tinsgansgästen erbrachte klare Ergebnisse: So wünsch ten sich unter anderem 76 Prozent eine engere Verzah nung von Hochschulen und Wirtschaft, 62 Prozent teilten die Forderung, Zuwanderer verstärkt einzustel len und zu betreuen – genug Diskussionsstoff für einen Martinsgansabend, der nach krossen Gänsen und ge pflegten Getränken erst nach Mitternacht endete.

Freuen sich über ihr Wiedersehen (v. l.): Peter Golinski (NORDMETALL) und Manfred

Dr. Reiner Piske (v. l., Dräger), Robert Focke (Nordischer Maschinen bau Rud. Baader, NORD METALL-Vizepräsident) und Christoph Fülscher (NORDAKADEMIE).

Volker Enkerts (v. l., Deutsche Gesetzliche Un fallversicherung DGUV), Hans-Mar tin Rump (Agentur für Arbeit Kiel), Sven Schwuchow (Hanse Personal Service, Rostock).

Im angeregten Austausch (v. l.): Dr. Gero Flatau (Dräger) und Dr. Susanne Loßmann (Arbeitsgericht

Alexander Luckow Lockeres Fachgespräch über die Bedeutung des Flugzeugund Schiffbaus für den Norden (v. l.): Dr. Thomas Ehm (Premium AEROTEC und NORDMETALL-Schatzmeister), Stefan Spoede (Premium AEROTEC) und Christian Schmoll (TAMSEN MARITIM). Hamburg). Verbandsarbeit und Politik verbindet (v. l.): NORDMETALL-Präsident Folkmar Ukena mit seinem Vorgänger Thomas Lambusch und dem Hamburger Bundestagsabgeordneten Christoph de Vries (CDU). Lehde (Ehrenvorsitzender AGV NORD).
16 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Fotos: Christian Augustin und Reimo Schaaf

Kultur trifft auf Arbeitsmarkt (v. l.): Prof. Thomas Albert (Musikfest Bremen), Dirk Heyden (Jobcenter team.arbeit. hamburg), Dr. Christian Kuhnt (Schleswig-Holstein Musik Festival), Joachim Ossmann (Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven) und Cornelius Neumann-Redlin (Unternehmensverbände im Lande Bremen).

Die Highlights der Veranstaltung in Foto und Video können Sie auf unserer Website abrufen unter meinarbeitgeberverband.de/martinsgansessen

Freuen sich auf krosse Martinsgänse (v. l.): die Richterinnen und Richter des Arbeitsgerichts Hamburg, Dr. Susanne Loßmann, Dr. Claus Asbeck und Martina Bergemann.

Mitstreiter im Kampf gegen den Fachkräftemangel (v. l.): Helmut Fitzke (NORDMETALL), Sönke Fock (Agentur für Arbeit Hamburg), Kathrin Goda und Stefan Katt (beide Gesellschaft für Politik und Wirtschaft).

Gut unterhalten (v. l.): Birgit Voßkühler (Landesarbeitsgericht Hamburg) und Dr. Daniela Haller (Airbus Aerostructures).

17 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Aus dem Mangel wurde eine Krise, die sich zum Notstand mauserte: Das Fehlen von qualifizierten Fachkräften und Auszubildenden auf dem Arbeitsmarkt hat sich weiter massiv verstärkt. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der Herbst-Konjunkturumfrage.

NORDMETALL-Präsident Folkmar Ukena betont in der Bewertung der Umfrageergebnisse, dass die Industrie im Norden durch den wachsenden Fachkräftenotstand existenziell bedroht werde. Überdies seien die Ge schäftsaussichten für die kommenden Monate düster, die Qualität des Standorts Deutschland habe sich dra matisch verschlechtert. „84 Prozent unserer Betriebe beklagen die schlechte oder unbefriedigende Verfüg

barkeit von Fachkräften und 74 Prozent das Fehlen von geeigneten Auszubildenden – das sind noch nie dage wesene Negativwerte“, so der Leeraner Familienunter nehmer. Der NORDMETALL-Präsident fordert die Bun des- und Landespolitik auf, dieser Entwicklung endlich massiv durch konkrete Maßnahmen entgegenzuwir ken, um die drohende Deindustrialisierung Nord deutschlands zu verhindern.

schlecht unbefriedigend befriedigend gut

Konjunkturumfrage
Wie gut sind geeignete Bewerber für Ausbildungsplätze verfügbar? Herbst 2017 Frühjahr 2018 Frühjahr 2019 Frühjahr 2020 Frühjahr 2021 Frühjahr 2022 Herbst 2018 Herbst 2019 8 % 28 % 53 % 11 % 8 % 29 % 53 % 10 % 16 % 27 % 47 % 10 % 14 % 35 % 45 % 6 % 10 % 40 % 39 % 11 % 12 % 35 % 48 % 5 % 10 % 34 % 49 % 11 % 32 % 51 % 18 % 39 % 37 % 18 % 45 % 32 % 26 % 48 % 24 % 7 % 6 % 6 % 5 % 2 % Herbst 2020 Herbst 2021 Herbst 2022 M+E-Industrie durch Fachkräftenotstand existenziell gefährdet 18 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

An der Herbst-Konjunkturumfrage von NORDMETALL, AGV NORD, den Arbeitgeberverbänden Oldenburg und Ostfriesland sowie dem Allgemeinen Arbeitgeberver band Bremen haben sich im Oktober insgesamt 180 Be triebe mit rund 102.000 Beschäftigten beteiligt. Dass Fachkräfte schlecht oder nur unbefriedigend verfügbar seien, beklagen vor allem Betriebe aus Schleswig-Hol stein (88 Prozent), Niedersachsen und Hamburg (jeweils 85 Prozent). Auch in Mecklenburg-Vorpommern (76 Prozent) und Bremen (53 Prozent) ist die Lage ange spannt. 57 Prozent aller norddeutschen Unternehmen reagieren auf den Personalnotstand mit verstärkten Weiterbildungsangeboten, 48 Prozent mit Umlernen „on the job“.

Schwächelnder Wirtschaftsstandort

„Massiv gestiegen ist die Unzufriedenheit unserer Be triebe mit der Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland – und das allein innerhalb der vergange nen sechs Monate: 72 Prozent sehen hier eine Ver schlechterung, das ist fast eine Verdoppelung gegen über dem Frühjahr“, berichtet Folkmar Ukena. Ursache dafür sind für 90 Prozent der norddeutschen M+E-Be triebe die explodierenden Energiekosten, für 88 Prozent die stark gestiegenen Materialkosten, für 74 Prozent die hohen Arbeitskosten.

Die Geschäftslage ist schwierig, die Aussichten sogar noch düsterer: 33 Prozent der Betriebe in Norddeutsch land sehen ihre Produktion infolge der akuten Liefer engpässe stark oder sehr stark eingeschränkt – mehr als zu jeder Phase der Pandemie. 32 Prozent klagen über schlechte Geschäftsaussichten, so viele wie seit dem Herbst 2019 nicht mehr. 71 Prozent der Unternehmen in

schlecht unbefriedigend befriedigend gut

Breite Berichterstattung zur HerbstKonjunkturumfrage in norddeutschen Regionalzeitungen.

Norddeutschland erwarten geringere oder bestenfalls gleichbleibende Umsätze im kommenden halben Jahr. Um die stark gestiegenen Kosten auszugleichen, müss ten die norddeutschen M+E-Betriebe ihre Verkaufsprei se um 19 Prozent erhöhen, also fast das doppelte der der zeitigen Inflationsrate. Aber nur sechs Prozent gelingt es, die Kostensteigerungen in vollem Umfang an die Kunden weiterzugeben, 70 Prozent nur in Teilen, 23 Pro zent gar nicht.

Rückläufige Investitionen

Im norddeutschen Durchschnitt werden 28 Prozent der Firmen ihre Investitionen im Vergleich zum Vorjahr

Wie hoch müsste der Aufschlag auf Ihre Verkaufspreise sein, um die aktuellen Preissteigerungen voll zu kompensieren?

Wie gut sind qualifizierte Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt verfügbar?
HB HH MV NI SH Gesamt 33 % 20 % 47 % 0 % 47 % 38 % 13 % 2 % 16 % 60 % 20 % 4 % 52 % 33 % 12 % 3 % 43 % 45 % 12 % 0 % 41 % 43 % 14 % 2 %
+ 19%
19 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

verschlechtert nicht verändert verbessert

Frühjahr 2015 Frühjahr 2016 Frühjahr 2017 Frühjahr 2018 Frühjahr 2019 Frühjahr 2020 Frühjahr 2021 Frühjahr 2022

einschränken müssen, in Bremen sind es sogar 47 Pro zent, in Niedersachsen 35 Prozent, in Hamburg 27 Pro zent, in Schleswig-Holstein 25 Prozent und in Mecklen burg-Vorpommern noch 20 Prozent. Die Zahl ihrer Be schäftigten erhöhen wollen nur noch 33 Prozent der norddeutschen M+E-Unternehmen. Das sind zehn Pro zent weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig müssen zwölf Prozent der Betriebe Personal abbauen (Vorjahr: sieben Prozent).

NORDMETALL-Präsident Folkmar Ukena: „Die Qualität des Standorts Deutschland verschlechtert sich aus Sicht

der M+E-Arbeitgeber dramatisch. Explodierende Ener gie- und Materialkosten, große Lieferprobleme, der Fachkräftenotstand und anhaltend hohe Krankenstän de machen nötige Investitionen für die Firmen immer schwieriger bis unmöglich.“ Alexander Luckow

Weitere Details der Herbst-Konjunk turumfrage 2022 finden Sie auf unserer Website unter

Frühjahr 2019 Herbst 2019 Frühjahr 2020 Herbst 2020 Januar 2021 Herbst 2021 Frühjahr 2022 Herbst 2022

4 % 2 % 2 % 5 % 1 % 2 % 1 % 3 % 1 % 3 % 0 % 5 % 3 % 4 % 6 % 0 % 26 % 26 % 38 % 25 % 18 % 15 % 26 % 28 % 30 % 41 % 38 % 26 % 31 % 36 % 38 % 72 % 70 % 72 % 60 % 70 % 81 % 83 % 73 % 69 % 69 % 56 % 62 % 69 % 66 % 60 % 56 % 28 % Die
des Wirtschaftsstandorts
hat
...
Arbeitskosten Materialkosten Energiekosten Euro-Kurs neue
internationale
74 % 88 % 90 % 21 % 26 % 59 %
Herbst 2015 Herbst 2016 Herbst 2017 Herbst 2018 Herbst 2019 Herbst 2020 Herbst 2021 Herbst 2022
Attraktivität
Deutschland
sich in den letzten 6 Monaten
Erschwerende Wirtschaftsfaktoren
Gesetze
Politik
20 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Konjunktur auf Entzug, Wachstumskräfte lahmen

Die deutsche Wirtschaft driftet in schwierigem Fahr wasser. Die postpandemische Erholungsphase wurde mit der Energiekrise infolge des Kriegs in der Ukraine jäh unterbrochen. Gesamtwirtschaftlich ist derzeit der stärkste Terms-of-Trade-Schock seit 40 Jahren zu ver kraften. Mit dem deutlich ungünstigeren Einfuhr tauschverhältnis geht ein erheblicher Einkommensab fluss an die übrige Welt einher. Zwar war die Wirt schaftsleistung bis ins dritte Quartal hinein noch aufwärtsgerichtet; dies ist aber auf Nachholeffekte zu rückzuführen, die über die fragile Konjunkturlage nicht hinwegtäuschen dürfen. So haben insbesondere die privaten Haushalte ihren Konsum jüngst noch ausgeweitet. Hiervon dürften ins besondere die kontaktintensiven Wirtschaftsbereiche profitiert haben, deren Leistungen zuvor längere Zeit entbehrt werden mussten. Auch kaufkraftseitig wurde der private Konsum noch unterstützt. Denn zum einen hatten die Privathaushalte während der Pandemiepha se Extraersparnisse von mehr als 200 Milliarden Euro gebildet, zum anderen kam bei ihnen bislang der Groß teil des Preisschubs für Energieträger noch gar nicht an. Dies wird sich in den kommenden Monaten drastisch ändern. Mit der hohen Teuerung dürfte daher der Kon sumkonjunktur im kommenden Jahr ein merklicher Rückschlag bevorstehen.

Gefährliche Rückspiegelperspektive

Auch in der Industrie unterstützen noch Nachwehen der Pandemiephase die ökonomische Aktivität. Hier sind es die rekordhohen Auftragsbestände, die sich infolge von massivem Stress in den Lieferketten aufgebaut haben. In dem Maße, wie sich Lieferengpässe allmählich abbauen – auch aufgrund einer schwächelnden Weltkonjunktur –, stabilisieren die dicken Auftragspolster noch auf Monate hinaus die Produktion. Die große Auftragsreichweite und die immer noch sehr hohe Kapazitätsauslastung –die norddeutsche Metall- und Elektroindustrie ist hier exemplarisch für Gesamtdeutschland – bietet aus kon junktureller Sicht jedoch nur eine Rückspiegelperspekti ve. Das Neugeschäft ist bereits deutlich rückläufig. Von daher trägt das Altgeschäft noch über den Winter, spä

Stefan Kooths

Der profilierte Konjunkturforscher ist Vizepräsident des Kiel Institut für Weltwirtschaft , Direktor des dortigen Forschungszentrums Konjunktur und Wachstum sowie Professor für Volkswirtschaftslehre an der BSP Business & Law School in Hamburg.

testens von Mitte 2023 an wird die Luft aber deutlich dünner. Dieser Befund spiegelt sich klar in den Erwar tungen der Unternehmen wider.

Wachstumsbremse Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt stabilisiert kurzfristig, wird aber mit telfristig immer mehr zu einer Wachstumsbremse. Denn die sich verschärfende Knappheit – insbesondere an Fachkräften – wird Unternehmen nur im Notfall den Personalbestand abbauen lassen. Damit dürfen auch Produktionsrückgänge nur verhalten auf die Beschäfti gung durchschlagen, was aus konjunktureller Sicht ein stabilisierender Faktor ist. Allerdings schwinden im Zuge des demografischen Wandels die Wachstumskräf te immer mehr. Auf Sicht von fünf Jahren dürfte die Wachstumsrate des Produktionspotenzials auf 0,5 Pro zent schrumpfen. Zum Vergleich: Seit der Wiederverei nigung lag diese Größe recht stabil bei 1,4 Prozent. Da mit erhöhen sich die Umverteilungskonflikte, weil es die Politik seit Jahren versäumt, die Sozialsysteme an die alternde Gesellschaft anzupassen. Mit der Energiekrise haben die Standortbedingungen abermals – und zwar deutlich – gelitten. Aber: Die seit Jahren schleichende Verschlechterung hinterlässt ebenfalls immer deutlicher ihre Spuren. Auch wenn jetzt eine neue energiepolitische Strategie seitens der Bundesregierung vordringlich ist, so sollten darüber die übrigen Standortfaktoren nicht vergessen werden. Andernfalls wird aus einem Investitionsattentismus in folge erhöhter Unsicherheit eine Investitionssklerose infolge falscher Weichenstellungen.

Gastbeitrag von Prof. Dr. Stefan Kooths
Foto: Christian Augustin 21 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Offensive für die Energiewende

Die Energiewende nimmt Fahrt auf, der Bedarf an Anla gen zur Erzeugung von Ökostrom ist riesig. Schon 2030 sollen rund vier Fünftel des deutschen Strombedarfs aus Erneuerbaren gedeckt werden, wenn es nach den Plänen der Bundesregierung geht. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Offshore-Windenergie. Erst kürzlich hat die Berliner Ampel-Koalition mit einer Gesetzesnovelle die Ausbauziele auf 30 Gigawatt bis 2030 verdoppelt.

Der Bund hat ambitionierte Ziele

Schon fünf Jahre später sollen 40 Gigawatt (GW) instal lierte Leistung aus Windkraftanlagen auf See realisiert sein. Und für 2045 wurde sogar ein Wert von 70 Giga watt vorgegeben. Ambitionierte Ziele, die nur erreicht werden können, wenn die Industrie aufs Tempo drückt. Und genau das macht der Windturbinen-Spezialist Siemens Gamesa in Cuxhaven. Das Werk plant, seine Produktion erheblich auszubauen.

„Kurzfristig wollen wir unsere Kapazitäten verdoppeln, langfristig sogar verdreifachen“, sagt Produktionsleiter

Björn Christiansen. „Dafür benötigen wir geeignete Fachkräfte, die wir in der Produktion und in produk tionsnahen Bereichen einsetzen wollen.“

Daher begann 2022 eine umfangreiche Personaloffensi ve, bei der zahlreiche neue Mitarbeiterinnen und Mitar beiter eingestellt wurden, rund 100 weitere sollen 2023 folgen. Auf sie wartet ein hochmoderner Arbeitsplatz, denn Siemens Gamesa hat seine Fabrik in Cuxhaven erst 2017 auf „die grüne Wiese“ gestellt.

Anfang 2018 verließ die erste Gondel das Werk, das der zeit inklusive Zeitarbeitskräften rund 1.000 Menschen beschäftigt. Sie produzierten bis heute mehr als 800 so genannte Nacelles, bestehend aus Nabe, Generator und Maschinenhaus. Im Jahr 2021 erreichte der Umsatz rund 640 Millionen Euro.

Mit Spezialschiffen hinaus aufs Meer

Ein großer Vorteil des Standorts ist seine unmittelbare Lage am Meer. Auf Spezialfahrzeugen, sogenannten Movern, werden die fertig montierten Gondeln über

Christian
22 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Der Cuxhavener Windkraftspezialist Siemens Gamesa fährt die Produktion hoch und baut seine Belegschaft aus.
Fotos:
Augustin Reportage

Die Gondeln, die in Cuxhaven entstehen, sind mehrere Hundert Tonnen schwer und oft größer als ein Wochenendhaus.

Im Werk Cuxhaven wurden bisher rund 1.000 Arbeits plätze geschaffen. In den kommenden Monaten soll die Belegschaft weiter aufgestockt werden.

eine schwerlastfähige Rampe zum firmeneigenen Schiffsanleger gefahren, der sogar über eine spezielle Landstromanlage verfügt. Hier werden die mehrere Hundert Tonnen schweren Konstruktionen, die oft grö ßer als ein Wochenendhaus sind, auf Spezialschiffe ge setzt. Diese transportieren die Turbinen dann zu den je weiligen Windparks auf hoher See.

Bisher hat das Unternehmen vor allem Acht-MegawattTurbinen gebaut. Schon deren Ausmaße sind beacht lich. Sie haben einen Rotordurchmesser von 167 Me tern. Im Vergleich dazu wirkt der Hamburger Michel mit „nur“ 132 Meter Höhe klein. Inzwischen sind die Anlagen noch einmal rund 25 Meter in die Höhe ge wachsen, da ihre Leistung auf elf Megawatt (MW) gesteigert wurde.

Für Aufsehen sorgte kürzlich ein Prototyp der Anlage SG14-222 DD, er produzierte im dänischen Oesterild in nerhalb von 24 Stunden 359 Megawattstunden Strom und stellte damit laut Siemens Gamesa einen neuen Weltrekord auf. Das Modell kann an einem einzigen Tag

genug Strom erzeugen, um einen Vier-Personen-Haus halt 100 Jahre lang mit Energie zu versorgen. Der Start der Serienproduktion ist für 2024 geplant.

Steigendes Auftragsvolumen erwartet

In den vergangenen Jahren haben die Cuxhavener hauptsächlich für Windparkprojekte außerhalb des deutschen Hoheitsgebiets gearbeitet. Zahlreiche Anla gen stehen heute in Parks vor den Küsten der Niederlan de, Großbritanniens, Irlands oder auch in Überseege bieten. Spätestens von 2024 an sind aber auch wieder neue deutsche Windparks geplant, für die Siemens Ga mesa Maschinenhäuser, Technik und Know-how liefern wird. „Nicht zuletzt deshalb rechnen wir spätestens ab Herbst 2023 mit einem stark erhöhten Auftragsvolu men“, sagt die Cuxhavener Personalverantwortliche Anne Labrenz. „Daher stocken wir bereits jetzt auf.“ Gesucht werden vor allem Fertigungsmitarbeiter mit Berufsausbildung oder Erfahrung im handwerklichen und technischen Bereich. Elektrofachkräfte, Mechani

Fotos: Christian Augustin
Ein Mitarbeiter setzt Schutzgitter vor die Ventilatoren, die dafür sorgen, dass die Kühlung in der Gondel einwandfrei funktioniert.
23 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Die Gondeln, die bereits fertig sind, werden auf dem Werkgelände gelagert und später mit großen Spezialschiffen zu den Windparks im Meer gebracht.

ker und Ingenieure seien besonders willkommen. „Aber auch ungelernte Kräfte haben eine Chance“, so die Per sonalerin. „Sie sollten ins Team passen, handwerkliches Geschick mitbringen und motiviert sein.“

Weibliche Fachkräfte sollen sich ebenfalls angespro chen fühlen. Labrenz: „Wir möchten unseren Frauenan teil, der gegenwärtig bei zwölf Prozent liegt, gern weiter steigern.“ Eingesetzt werden sollen die neuen Kollegin nen und Kollegen in verschiedensten Bereichen, vor nehmlich als Fertigungsmitarbeiter in den drei Produk tionslinien Nabe, Generator und Maschinenhaus, aber auch in den Testeinrichtungen, der Arbeitsvorberei tung, in der Logistik und in der Arbeitssicherheit.

Sicherer Job und attraktive Entlohnung

Alle Arbeitsstellen seien als Festanstellungen geplant, zudem wolle man Zeitarbeitskräfte übernehmen, be richtet die Personalverantwortliche. Sie wirbt mit at traktiver Vergütung nach Tarif, einem sicheren Arbeits platz bei einem globalen Arbeitgeber sowie einer um fangreichen Gesundheitsvorsorge. Zusätzlich biete der

Standort den Vorteil der direkten Anbindung an die Autobahn. „Außerdem“, so Labrenz, „arbeiten unsere Beschäftigten dort, wo andere Urlaub machen.“

Inklusion hat hohe Priorität

Facharbeiter Ron Ferle bringt ein anderes Argument ins Spiel. „Wir produzieren hier Anlagen zur Erzeugung grüner Energie. Das ist doch klasse.“ Ferle ist seit 2019 bei Siemens Gamesa beschäftigt und rundum zufrieden mit seinem Job. „Vor allem die Arbeit im Team macht wirklich Spaß“, sagt er.

Das bestätigt auch sein Kollege Florian Holl, der als Vor arbeiter in der Nabenfertigung beschäftigt ist. Er legt den Fokus auf die Sicherheit. „Wir achten ganz beson ders auf Qualität und Sicherheit, schließlich sollen unse re Anlagen zuverlässig und dauerhaft Strom liefern.“

Sicherheit ist laut Produktionsleiter Christiansen oh nehin ein zentraler Aspekt. „Darauf legen wir großen Wert,“ betont er. Ein weiterer Gesichtspunkt bei der Einstellung neuer Mitarbeiter ist die Bereitschaft, Men schen mit Handicap eine Chance zu geben. „Diversität

Fotos: Jann Klee, Siemens Gamesa Renewable Energy | Andree Laurien, Siemens Gamesa Renewable Energy
24 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Siemens Gamesa will den Anteil der weiblichen Beschäftigten in seinem Cuxhavener Werk deutlich erhöhen. Momentan liegt er bei etwa zwölf Prozent.

Foto: Christian Augustin

und Inklusion sind für uns Themen mit einer ganz ho hen Priorität“, so Labrenz. Nico Winkelmann gehört zu dieser Gruppe von Mitarbeitenden. Der 34-jährige Nie dersachse ist von Geburt an gehörlos. Er arbeitet seit rund fünf Jahren als Elektrofachkraft bei Siemens Ga mesa und fühlt sich in seiner Abteilung nach eigenen Angaben sehr wohl.

Bundesweite Suche nach Fachkräften

Sowohl Produktionsleiter Christiansen als auch Anne Labrenz wissen, dass groß angelegte Personaloffensi ven, wie sie ihr Unternehmen jetzt startet, von der örtli chen Wirtschaft genauestens beobachtet werden. „Wenn ein attraktiver Arbeitgeber wie Siemens Gamesa die Belegschaft aufstockt, befürchten die kleinen und mittleren Handwerksbetriebe in der Region häufig ei nen Aderlass ihres Personals“, sagt Christiansen. „Doch wir können sie beruhigen, denn wir suchen in diesem Fall bundesweit nach neuen Kolleginnen und Kollegen und fokussieren uns keineswegs ausschließlich auf die Region.“ Lothar Steckel

Siemens Gamesa

Das börsennotierte Unternehmen Siemens Gamesa Renewable Energy (SGRE) entstand 2017 aus der Fusion von Siemens Wind Power mit dem spanischen Wettbewerber Gamesa. Anfang November 2022 ver öffentlichte Mehrheitseigner Siemens Energy ein An gebot an die SGRE-Aktionäre, das darauf abzielt, den Windspezialisten komplett zu übernehmen. Siemens Gamesa beschäftigt derzeit rund 27.000 Mitarbeite rinnen und Mitarbeiter weltweit und erwirtschaftete 2021 einen Umsatz von 10,2 Milliarden Euro. Mehr als 50 Vertriebsbüros in 39 Ländern sorgen dafür, dass das Unternehmen weltweit vertreten ist. Bislang hat Siemens Gamesa auf See und an Land Anlagen mit ei ner Gesamtleistung von rund 125 Gigawatt installiert. In Cuxhaven werden seit 2018 Windturbinen für den Offshore-Bereich produziert. Im Januar 2021 begann die Fertigung des neuen Modells SG 11.0-200 DD, das eine Leistung von elf Megawatt hat.

Weitere Informationen zum Unternehmen und zu aktuellen Stellenangeboten gibt es auf der SGREWebsite www.siemensgamesa.com/cuxhaven.

Florian Holl ist seit fünf Jahren für Siemens Gamesa tätig und arbeitet als Vorarbeiter in der Naben fertigung.
25 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Kräftiger Hoffnungsschimmer

Die erste umfassende Jugendstudie für Schleswig-Holstein zeigt: Jugendliche ticken traditionell und sind industriefreundlich. NORDMETALL und NORDAKADEMIE präsentierten ihre Ergebnisse im Rahmen eines Festakts zum 30-jährigen Bestehen der Hoch schule auf dem Nachhaltigkeitscampus in Elmshorn.

Politisch wie medial fanden die Ergebnisse der ersten NORD METALL-Jugendstudie großen Anklang: Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (l.) und NORDME TALL-Geschäftsführer Peter Golinski sprachen darüber, wie sich Jugendliche für die Berufswelt begeistern lassen.

NORDMETALL-Jugendstudie
26 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Ziele nach der Schule

Was möchtest Du nach der Schule oder später im Leben machen?

Studium an der Hochschule

duales Studium

Auslandsjahr

freiwilliges soziales Jahr

duale Ausbildung nein vielleicht ja

Nach der Schule steht das Studium an einer Hochschule bei 48 Prozent der befragten Jugendlichen an erster Stelle. 17 Prozent bevorzugen ein duales Studium, zwölf Prozent eine duale Berufsausbildung. Mit 53 Prozent ist die Gruppe der Unentschlossenen am größten, wenn es um das duale Studium geht.

„Wir können es uns nicht leisten, einen einzigen Ju gendlichen in Schleswig-Holstein ohne berufliche Per spektive sitzen zu lassen.“ Claus Ruhe Madsen, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tou rismus des Landes Schleswig-Holstein (parteilos), zeichnet ein düsteres Bild vom Arbeitsmarkt in dem Küstenland. In den kommenden Jahren würden Schles wig-Holstein rund 130.000 Fachkräfte fehlen. „Die Situ ation ist vernichtend“, urteilt der Minister. Dabei war der Anlass seiner Rede ein durchweg positi ver: Die NORDAKADEMIE hatte anlässlich ihres 30. Ge burtstags zu einem Festakt auf ihren Nachhaltig keitscampus in Elmshorn geladen. Rund 200 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Hochschulver waltung kamen, um sich die Anfänge der wirtschafts

nahen Hochschule Anfang der 1990er-Jahre vor Augen zu führen – kurzweilig mittels Fotogalerie und diversen Podiumsgesprächen zwischen früheren und aktuellen Weggefährten.

Bei 66 Prozent der Jugendlichen prägen Schulpraktika die Berufswahl.

Dort hingehen, wo die Jugend ist Trotz seines gut gefüllten Terminkalenders ließ es sich Wirtschaftsminister Madsen nicht nehmen, nach sei ner Festrede gemeinsam mit Peter Golinski, NORDME TALL-Geschäftsführer Bildung, Arbeitsmarkt, Fach kräfte, die zentralen Ergebnisse der ersten NORD METALL-Jugendstudie für Schleswig-Holstein zu diskutieren. In Zusammenarbeit mit der NORDAKADE MIE hatte der Verband – selbst Mitbegründer der Hoch schule – im ersten Halbjahr 2022 mehr als 1.000 Jugend liche aus den letzten beiden Jahrgängen vor dem Abitur an 16 Gymnasien, Beruflichen Schulen und Gemein schaftsschulen zwischen Flensburg und Husum, Elms horn und Lübeck, Pinneberg und Kiel befragt. Zusätz lich beantworteten Geschäftsführungen sowie Perso nal- und Ausbildungsleitungen aus insgesamt 82 Betrieben mit rund 47.000 Beschäftigten und Schwer punkt in der Metall- und Elektroindustrie verschiedene Fragen rund um Erwartungen und Anforderungen an Arbeit und Zukunft potenzieller Nachwuchskräfte. Ein zentrales Ergebnis der Befragung: Während die jun gen Leute ein eher traditionelles Werteverständnis pflegen, also Sorgfalt, Zuverlässigkeit, Disziplin und Pünktlichkeit für sehr wichtige Eigenschaften von An gestellten halten, sind für Arbeitgeber eher die Lernbe

66
38 % 48 % 14 % 31 % 40 % 30 % 53 % 17 % 30 % 38 % 12 % 50 % 13 % 37 % 51 % 27 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Wer will was?

Jugendliche und Betriebe im Vergleich

Lieblingsfächer der Jugendlichen „sehr wichtig“ und „wichtig“ für Betriebe Bedeutung der Schulfächer

Mathematik Deutsch Englisch Informatik Sport Montage von Maschinen

Betriebliche Berufsfelder

Führen/Programmieren von Maschinen Verkauf und Marketing Projektmanagement Forschung und Entwicklung Arbeitsmotivation Sorgfalt, Zuverlässigkeit Disziplin, Pünktlichkeit Belastbarkeit Überzeugungskraft sicherer Arbeitsplatz interessante, sinnvolle Arbeit Aufstiegsmöglichkeiten betriebliche Weiterbildung Urlaubsgeld

Eigenschaften von Beschäftigten

Interesse der Jugendlichen „sehr häufiger“ und „häufiger“ Personalbedarf

Betriebliche Rahmenbedingungen

Einschätzung der Jugendlichen Einschätzung von Betrieben

Jugendliche: „sehr wichtig“ Betriebe: „immer“ vorhanden

Was Jugendliche kurz vor dem Abitur von ihrem künftigen Berufsleben erwarten und was Arbeitgeber von ihren potenziellen neuen Beschäftigten fordern, hat die NORDMETALL-Jugendstudie unter mehr als 1.000 Jugendlichen sowie Geschäfts-, Per sonal- und Ausbildungsleitungen aus 82 Betrieben in Schleswig-Holstein im Frühjahr 2022 erfragt.

8 % 48 % 12 % 38 % 32 % 38 % 39 % 32 % 43 % 30 % 33 % 95 % 17 % 87 % 39 % 69 % 10 % 54 % 49 % 10 % 71 % 88 % 80 % 65 % 72 % 41 % 42 % 28 % 22 % 9 % 60 % 62 % 60 % 57 % 56 % 23 % 25 % 44 % 23 % 76 % 28 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

reitschaft und Motivation sowie das Interesse an neuen Technologien ihrer Beschäftigten entscheidend (Grafik siehe Seite 28).

Wirtschaftsminister Madsen ist sicher: „Die Arbeits welt von morgen kann vieles möglich machen. Dazu braucht es aber junge Menschen, die sich dafür auch in teressieren.“ An die Unternehmerinnen und Unterneh mer im Land appellierte er: „Geht in die Schulen, seid viel aktiver vor Ort und probiert Neues aus, um die Ju gendlichen dort abzuholen, wo sie sich befinden.“ Also Gaming-Conventions statt Jobmessen. Nach wie vor ge hören Praktika zu den wichtigsten Wegen der Berufs orientierung (Grafik Seite 27 unten).

Was nach der Schule kommen soll, ist aber längst nicht allen Jugendlichen klar. Am größten ist laut Jugendstu die die Gruppe der Unentschlossenen, wenn es um das duale Studium geht (Grafik Seite 27 oben) – ein Grund, warum die NORDAKADEMIE ihr Schulmarketing ver stärken wird. Immerhin würden 85 Prozent der Absol ventinnen und Absolventen aus Elmshorn von ihren Betrieben übernommen. Die Abbruchquote während des dualen Studiums liege an der NORDAKADEMIE bei gerade einmal rund zehn Prozent.

NORDMETALL-Geschäftsführer Peter Golinski hob während des Festakts noch einmal hervor, dass die dua le Berufsausbildung, gerade aber auch ein duales Studi

Betriebliche Entgelte

Wie viel Geld verdient man in Betrieben? Hier: bei Einstieg nach der Berufsausbildung

2.925 Euro pro Monat 2.816 Euro pro Monat 2.045 Euro pro Monat

Verdienst in der M+E-Industrie

Einschätzung der Jugend lichen

Angenommen, Du bist 30 Jahre alt und suchst einen neuen Job. Wo würdest Du Dich bewerben?

Verdienst in der sonstigen Wirtschaft nähere Umgebung Norddeutschland nächste Großstadt Europa sonstiges Ausland Süddeutschland ländlicher

Viele Jugendliche unterschätzen den Einstiegsverdienst in der M+E-Industrie deutlich – um fast ein Drittel.
Raum Die befragten Jugendlichen wollen künftig vor allem heimatnah (59 Prozent), in Norddeutschland (57 Prozent) oder in einer nahen Großstadt (52 Prozent) arbeiten. Sie bevorzugen das europäische Ausland (49 Prozent) vor einem Arbeitsort in Süddeutschland (16 Prozent) oder dem ländlichen Raum (16 Prozent).
nein vielleicht ja 34 % 59 % 34 % 57 % 41 % 52 % 32 % 49 % 36 % 22 % 48 % 16 % 38 % 16 % 7 % 9 % 7 % 19 % 42 % 36 % 47 % 29 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Regionale Vorlieben

um, wie es die NORDAKADEMIE bietet, mit einer her vorragend austarierten Mischung aus theoretischen und fachpraktischen Inhalten punktet. Hinzu komme, dass die Absolventinnen und Absolventen der Hoch schule der Wirtschaft eine gehörige Portion Sozialkom petenz ins Berufsleben mitbrächten. Ein Mindset, das dem gebürtigen Dänen Madsen spürbar lag.

Peter Golinski machte im Gespräch mit dem Wirt schaftsminister auch deutlich, wie wichtig die Bil dungspolitik eines Landes als Grundlage für eine gute Wirtschaftspolitik sei. Hier starte der Verband gerade, unterstützt vom Kultusministerium in Schleswig-Hol stein, ein Pilotprojekt, um Schulen und Unternehmen als Ganzes besser zusammenzubringen. Überrascht hat die Macher der Jugendstudie, wie stark die befragten Jugendlichen den Einstiegsverdienst in der M+E-Industrie unterschätzen (Grafik Seite 29 oben). NORDMETALL wird seine Anstrengungen verstärken, um die guten Verdienstmöglichkeiten in der Industrie deutlicher zu machen. Derzeit liegen sie zwischen mehr als 12.000 Euro pro Jahr für Azubis und durchschnitt lich mehr als 60.000 Euro für Langzeitbeschäftigte. Was sich langfristig positiv auf die Kaufkraft in Schles wig-Holstein auswirken könnte, hätte auch Vorteile für

79 Prozent der Jugendlichen sind dabei, wenn sie gebraucht werden: 20 Prozent antworten auf die Frage, ob sie bezahlte Überstunden machen würden, mit „immer gern“, 38 Prozent bei arbeitsreichen Projekten und 21 Prozent bei kurzfristigen Störungen.

die Stimmung in dem Bundesland: MINT-Fans und an der M+E-Industrie interessierte Jugendliche blicken der NORDMETALL-Jugendstudie zufolge besonders zuver sichtlich in die Zukunft (Grafik Seite 30 unten). Ein Hoffnungsschimmer für Wirtschaftsminister Madsen angesicht der angespannten Fachkräftesituation in dem Küstenland. Birte Bühnen

Zukunftsperspektiven

Wie zuversichtlich blickst Du in die Zukunft (nach Interesse für Branchen)? Andere Gesundheit und Soziales Öffentliche Verwaltung Erziehung und Unterricht IT und Telekommunikation Banken und Versicherungen Hotel- und Gastgewerbe ▶ Metall- und Elektroindustrie Baugewerbe und Handwerk Chemie- und Pharmaindustrie Handel Verkehr und Logistik

Die M+E-Industrie bietet ein attraktives Arbeitsumfeld mit guten Verdienstmöglichkeiten, einer hohen Arbeitsplatzsicherheit und langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten. Das erkennen auch junge Menschen. MINT-Fans und an der M+E-Industrie interessierte Jugendliche blicken im Branchenvergleich besonders zuversichtlich in die Zukunft.

39 % 44 % 12 % 5 40 % 45 % 10 % 5 34 % 49 % 12 % 5 36 % 48 % 13 % 4 40 % 43 % 11 % 6 42 % 44 % 10 % 3 34 % 53 % 9 % 4 43 % 47 % 8 % 2 41 % 44 % 8 % 7 37 % 44 % 13 % 6 46 % 39 % 9 % 6 40 % 47 % 9 % 5 79 20 % 38 % 21 % 30 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

AUS DER HAUPTSTADT

Die

im Einsatz für die Unternehmen

Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) setzt sich seit mehr als 22 Jahren für ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem ein, das auf Freiheit und Verantwortung fußt. Getragen wird das Engagement von den Arbeitgeber verbänden der Metall- und Elektroindustrie, darunter auch NORDMETALL. Hier berichten wir über die aktuelle Arbeit.

Januar soll das neue Bürger geld „Hartz IV“ ersetzen

Nach den Vorstellungen der Ampel-Regierung soll ab Januar 2023 das neue Bürgergeld kommen und das un ter Hartz IV bekannte Arbeitslosengeld II ablösen. Nicht nur die Opposition, sondern auch der Bundesrech nungshof kritisierte, das geplante Bürgergeld könne in der aktuell schwierigen konjunkturellen Lage Fehlan reize setzen und sei zu teuer. Was genau kommt auf Deutschland zu? Langzeitarbeitslose sollen künftig et was mehr Geld bekommen: Der Regelsatz für Alleinste hende wird nach den Vorstellungen der Regierung um rund 50 Euro pro Monat erhöht. Ansonsten wird das auf Dauer gewährte Schonvermögen erhöht, auch selbstge nutztes Wohneigentum sowie Anlagen zur Altersvor sorge werden großzügiger gewährt. Aus- und Weiterbil dung sollen verstärkt werden. Das bewährte Prinzip des Förderns und Forderns bleibt nur in Teilen erhalten. Ein Festhalten an dem Prinzip wünschen sich jedoch fast 75 Prozent der Befragten einer repräsentativen Ci vey-Umfrage im Auftrag der INSM im Herbst. Wer nicht kooperiert, der muss auch in Zukunft mit Sanktionen rechnen. Das wichtigste Ziel jedoch sollte sein, Lang zeitarbeitslose möglichst rasch wieder in Lohn und Brot zu bekommen. Vor der Coronapandemie sank die Zahl der Langzeitarbeitslosen zuletzt erfreulicherweise. Die ser positive Trend wurde durch Corona gestoppt. Im Au gust gab es in Deutschland noch mehr als 900.000 Langzeitarbeitslose. Die Regierung sollte daher rasch für mehr Arbeitsanreize sorgen und eine mutige Re form bei den Hinzuverdienstmöglichkeiten für künfti ge Empfängerinnen und Empfänger von Bürgergeld an gehen. Die bisherigen Schritte sind deutlich zu zaghaft. www.insm.de/insm/kampagne/grosse-aufgaben.de

Zahl der Langzeitarbeitslosen Zahl der Langzeitarbeitslosen

2 Mio.

1,5 Mio.

1 Mio.

0,5 Mio.

2000 2005 2010 2015 2021 2019

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, 2022

Auf die Frage „Soll das Prinzip ,Fördern und Fordern‘ beibehalten werden“ antworteten die Befragten so:

Unentschieden

Auf die Frage „Soll das Prinzip ,Fördern und Fordern‘ beibehalten werden“ antworteten die Befragten so: 12, 4

Stimme eindeutig nicht zu Stimme eher nicht zu Stimme eher zu

11,2

6,5 7,9 6 2,0

Stimme eindeutig zu

Quelle: Repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag der INSM von September 2022

Ab
31 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Wettbewerb ums beste Motiv

Was ihren Arbeitsalltag einzigartig macht, haben mehr als 40 Aus zubildende der norddeutschen M+E-Industrie auf Fotos gebannt.

Während der 45. Martinsgans wurden die besten Bilder prämiert.

Ruhe, Runterkommen, raus aus der Hektik des Alltags – all das vermittelt das Fotomotiv von Levy Geisemeyer, Fatlum Morina, Irina Onischuk und Ramon Rubbert. Die vier jungen Leute absolvieren derzeit ihre Ausbil dung bei der Firma Fritz Barthel Armaturen in Ham burg. Gemeinsam haben sie bei „Best Azubi Pic“ mitge macht. Mithilfe dieses Wettbewerbs suchen NORDME TALL und AGV NORD seit 2021 jedes Jahr nach einem eindrucksvollen Foto aus dem M+E-Azubi-Alltag, um den nächsten Verbände-Jahreskalender zu schmücken. 2023 wird dies das Meditations-Motiv der Fritz-Bart hel-Azubis tun. Dass sein Abbild in den Werkshallen

und Büros von rund 650 M+E-Betrieben im ganzen Nor den hängen wird, auch das bringt Levy Geisemeyer nicht aus der Ruhe. „Mit dem Bild wollen wir darauf auf merksam machen, dass wir in unserer schnelllebigen Zeit oft vergessen, uns auf das Sinnliche zu fokussieren. Wir leben in einer Welt, die immer mehr von uns unter einander, aber auch von uns selbst verlangt. Da bin ich gern ein kleiner Ruhepol für alle Azubis – und natürlich auch für alle übrigen Beschäftigten der M+E-Industrie“, sagt Geisemeyer. Gemeinsam mit seinen Azubikollegen freute er sich sichtlich über den ersten Preis, einen Wertgutschein in Höhe von 300 Euro – überreicht von

Lorem 2022 BEST AZUBI PIC Fotowettbewerb
Best Azubi Pic
32 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

2. Preis

Hier

1. Preis 3. Preis

Absolut im Einklang: Levy Geisemeyer (Foto), Fatlum Morina, Irina Onischuk und Ramon Rubbert, allesamt Auszubildende der Firma Fritz Barthel Armaturen in Hamburg, überzeugten mit ihrem Meditations-Motiv. Perfekte Welle: Janina Döhring (Foto) und sechs Mitazubis von Getriebebau NORD gewähren mit ihrem Foto eine besondere Perspektive auf ihre Arbeit in Bargteheide. Große Ladung in guten Händen: Jan Eric Mittelstädt, Azubi der Gesamthafenbetriebsgesellschaft Rostock Freudestrahlend (v. l.): Dr. Nico Fickinger, Fatlum Morina, Irina Oni schuk, Levy Geisemeyer, Jan Eric Mittelstädt, Christian Beyer, Jutta Humbert und Folkmar Ukena.
33 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
sehen Sie ein Video der Preisverleihung.

Scharfer

Ausgestattet: Ahmad Albazi von Bärenkälte mit Bördelglocke und Kupferrohr.

Durchblick:

Auch in der zweiten Ausgabe von „Best Azubi Pic“ fiel es der Jury aus Hauptgeschäftsführung und Kommunikati onsabteilung nicht leicht, unter den fast 60 Einreichun gen aus 17 Mitgliedsunternehmen die besten Motive aus

NORDMETALL-Präsident Folkmar Ukena und NORD METALL-Hauptgeschäftsführer Nico Fickinger wäh rend der 45. Martinsgans auf der großen Bühne im Fest saal des Hotels Grand Elysée in Hamburg. Auftanken: Malte Wernecke und Tom Busacker, Azubis bei Alfa Laval Mid Europe, mit selbst gebastelten Sonnenreflektoren. Marcel (r.) zeigt seinem Mitazubi Manuel bei EDUR die Bedienung einer CNC-Maschine. Fingerfertig: Max Warmuth, Azubi-Mechatroniker, beim Maschinenbauer HELL Gravure Systems Hoch zu Ross: Industriemechaniker-Azubi Timur Nazari auf der Schleifmaschine HSG-City von Vossloh Rail Services Blick: Robin Praeger, Auszubildender Elektriker für Betriebstechnik bei Broetje-Auto mation, an einem Endeffektor einer Nietmaschine.
34 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Doppelt hält besser: Die Qualitätskontrolle von Wafern der Firma Nexperia folgt strengen Kriterien – Foto: Friederike Detgen.

Schwindelfrei:

tionsmechaniker

Voll automatisiert: Emely und Lars testen in der Ausbildungswerk statt der GRUNDFOS Pumpenfabrik einen neuen „Selfie-Stick“.

Zukunftssicher aufgestellt bei HEROSE: Azubi-Industriekauffrau Jule Zachow auf dem Gehäuse eines LNG-tauglichen Absperrventils.

Trennen mit Trennscheibe: Damion Zielinksi, an gehender Schiffsbauer bei German Naval Yards.

zumachen. So vielfältig ist die Branche mit ihren diver sen Berufsfeldern und Aufgabengebieten. Den zweiten Platz und damit 200 Euro gab es für Jan Eric Mittelstädt, der sich bei der Gesamthafenbetriebsgesellschaft Rostock zur Fachkraft für Hafenlogistik ausbilden lässt. Der dritte

Sprühende Funken: Anlagenmechaniker-Azubi Tjorven Rekbaum von German Naval Yards.

Platz und insgesamt 100 Euro gingen an sieben Auszubil dende von Getriebebau Nord für ihren besonderen Blick auf die Antriebsfertigung. Allen Gewinnern einen herzli chen Glückwunsch! Und allen anderen ein herzliches Dankeschön fürs Mitmachen. BiB

Für den angehenden Konstruk Daniel Höft (l.) geht es bei German Naval Yards hoch hinaus. Gesamtkunstwerk: die Mechatronik-Azubis von KHS Sebastian Röber, Tim-Dominic Schulze, Marvin Rodrigues, Daniel Reifschneider, Thorben Oldenburg, Michael Schuhmann, Mario Paetzold und Marc Kevin Grün.
35 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Fit für Kamera und Kommunikation

Seit 15 Jahren bietet NORDMETALL den Führungskräften seiner Mitgliedsunternehmen einen besonderen Service an: Chefseminare bieten die Gelegenheit, sich in ganz bestimmten Themenbereichen fortzubilden – meist in der ruhigen Atmosphäre des Tagungshotels der Wirtschaft Schloss Hasenwinkel. Zeit für eine Zwischenbilanz.

Angefangen hat alles mit einer Frage: Wie kann es ge lingen, Unternehmerinnen und Unternehmer als An sprechpartner für Medienanfragen vor Mikrofon oder Kamera zu bekommen? Mit einem Medientraining für die Chefetagen, befand Gesamtmetall, der Dachverband der Metall- und Elektroindustrie in Deutschland. Das war im Jahr 1988. NORDMETALL stieg 2007 in das Ge schäft mit den Chefseminaren ein. Auch im Norden ging es zunächst darum, Unternehmerinnen und Un ternehmer für Statements vor der Kamera oder für Auf tritte auf Betriebsversammlungen fit zu machen. Inzwi schen gehört das Medientraining zu den Klassikern un

ter den fünf bis sechs Seminaren, die NORDMETALL jedes Jahr seinen Mitgliedern anbietet. Darüber hinaus geht es mittlerweile um Fragen der Kommunikation zwischen Führungskräften und ihren Teams, um Tipps für das Führungsverhalten von Frauen oder um das Proben geschickter Schachzüge in Verhandlungssitua tionen. Bis zu zwölf Führungskräfte können jeweils an einem dieser zweitägigen exklusiven Seminare teilneh men. Derzeit arbeitet NORDMETALL mit insgesamt drei Trainerinnen und Trainern zusammen, die auf der Folgeseite einen ganz persönlichen Blick auf die Chefse minare werfen. BiB

Christian
Foto:
Augustin
36 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Chefseminare

Jörn Hendrik Ast

Spannendstes Erlebnis:

Die Erarbeitung eines rein digi talen Formats während der Pan demie. Hier habe auch ich viel gelernt und war sehr angetan von der Energie und Neugierde aller, die frei wurde im Umgang mit neuen digitalen Tools.

Größte Herausforderung:

Immer wieder die Gruppe aus unterschiedlichsten Teilnehmen den von Mittelstand, kleinem Familienbetrieb und Konzern zusammenzubringen. Auch kann es passieren, dass Teilnehmen de anderer Meinung sind oder Zweifel haben. Dies gilt es gut aufzufangen.

Typisch norddeutsch:

Der nordische Typ ist doch etwas zurückhaltender in Gruppen. Viele Teilnehmende wollen erst überzeugt und mitgenommen werden. Da freut mich das Feedback, dass aus einem „Geht nicht!“, ein „Das könnten wir auch mal ausprobieren!“ wird.

Jörn Hendrik Ast engagiert sich für die Themen New Work und Trainings mit Teams und Führungs kräften. Er entwickelt WorkshopKonzepte und ist Gründer der Coa ching-Firma New Work Heroes. Er betreibt einen eigenen Podcast und hat verschiedene Bücher verfasst.

Frank Ostoff ist als Executive Coach und Systemischer Organisationsbe rater seit vielen Jahren für Industrie und Wirtschaft tätig. Vom Maschi nenbauer, Seefahrer, Lehrer für Kampf- und Heilkunst hat er sich zum Begleiter von Veränderungs prozessen entwickelt.

Frank Ostoff

Spannendstes Erlebnis:

Mein erstes Chefseminar 2009 auf Schloss Hasenwinkel: Zum Programm gehörte eine geführte Meditation im Liegen. Nach wenigen Minuten waren die meisten Teilnehmenden im Tiefschlaf. Dies empfanden viele als Seminar-Highlight. Echte Entspannung braucht es also auch für Chefs. Seitdem gehört eine freiwillige Qigong-Session zu meinem Seminarprogramm.

Größte Herausforderung: Dass sich die Teilnehmenden in ihren Redebeiträgen kurz fassen. Für die meisten ist es eine Wohltat, über ihre Herausforde rungen im Detail mit erfahrenen Führungskräften auf Augenhöhe sprechen zu können. Da ist es eine Kunst, sie wohlwollend und bestimmt wieder zurück zum Thema zu führen.

Typisch norddeutsch:

Der zu Beginn reservierte Auf tritt, meist unterstrichen vom typischen Business-Outfit mit Krawatte und Jackett. Viel Vor stellung des Unternehmens und wenig Aussage über sich selbst. Das hat sich in den vergangenen Jahren zum Glück verändert. Jetzt ist es üblich, sich sofort auf ein Du zu verständigen.

Susanne Westphal

Spannendstes Erlebnis:

Für Teilnehmer und Trainer ist jedes neue Seminar gleicherma ßen spannend: Wer ist mit dabei? Welche Themen und Fragen bringt jeder einzelne ein? In wel cher Situation befinden sich die verschiedenen Unternehmen ak tuell? Und immer gelingt es, eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, die einen gewinnbrin genden Austausch ermöglicht.

Susanne Westphal ist seit 20 Jahren als Trainerin für Kommunikationsund Führungsthemen tätig. Ihr Fokus liegt auf der Internen Unterneh menskommunikation. Sie ist Gründe rin des Instituts für Arbeitslust und Autorin diverser Fachbücher.

Größte Herausforderung: Spätestens in der Pandemiezeit haben wir alle gelernt, wie effizi ent Informationen in Online-Ver anstaltungen vermittelt werden können. Mein Ziel ist jedoch erst erreicht, wenn die Teilnehmer mir das Feedback geben, dass sie das Gelernte im Anschluss gleich in die Praxis umsetzen konnten.

Typisch norddeutsch:

Das Klischee, dass Norddeutsche kühl und zurückhaltend sind, kann ich nicht bestätigen. Wir führen in den Chefseminaren intensive Gespräche, haben auch viel zu lachen und es ist sogar manche neue Geschäftsbeziehung und sogar Freundschaft entstanden.

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Fotos: Jörn Hendrik Ast, www.lmpix.de, Raimar von Wienskowski

Informatik als

Pflichtfach

Lediglich Bremen hinkt noch hinterher: Dort existiere laut Informatik-Monitor der Gesellschaft für Informatik „keinerlei durch ein verbindliches Curriculum unterlegtes Angebot für informatische Bildung in der Sekundarstufe I“.

Informatik bestimmt immer stärker die moderne Arbeits- und Lebenswelt – und darauf muss die heran wachsende Generation in den Schulen so gut wie mög lich vorbereitet werden. Mit Blick auf den Informatik unterricht in allgemeinbildenden Schulen gleicht Nord deutschland jedoch noch einem Flickenteppich: Während Mecklenburg-Vorpommern als einziges der fünf Bundesländer Informatik bereits als Pflichtfach implementiert hat, beginnen Schleswig-Holstein und Niedersachsen in diesem Jahr mit der Pilotierung. Hamburg will in den kommenden Jahren nachlegen.

„Die unterschiedlichen Herangehensweisen der Bun desländer, Informatik in der Schule zu vermitteln, soll ten nicht dazu führen, dass Schülerinnen und Schülern am Ende ihrer Schulzeit zentrale Kompetenzen für ihr Leben und ihren Berufseinstieg fehlen“, sagt Jessica Bönsch, Leiterin des Bereichs Bildung und Wissen schaft der NORDMETALL-Stiftung. Sie treibt die Frage um, wie Lehr- und pädagogische Fachkräfte dabei un terstützt werden können, junge Menschen für MINT (kurz für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaf ten und Technik) zu begeistern. „Informatik ist eine Kernkompetenz der Zukunft – es ist erfreulich, dass die Politik sich zunehmend damit auseinandersetzt, wie Kinder und Jugendliche in der Breite diese zentralen Kompetenzen erwerben können.“

Stiftung
Foto: Hacker School
Mit dem Schuljahr 2022/23 startet Schleswig-Holstein den Versuch, Informatik zum Pflichtfach zu ma chen – die NORDMETALL-Stiftung flankiert den Prozess und fördert den Erfahrungstransfer. >/< 38 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Fachspezifische Didaktik entwickeln

Zusammen mit dem Ministerium für Allgemei ne und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur (MBWFK) in Schleswig-Holstein sowie dem IPN – Leibniz-Institut für die Pä dagogik der Naturwissenschaften und Mathematik begleitet die Stif tung seit Beginn dieses Schuljahrs die vom Ministerium durchgeführte Pilotierung. Ziel ist es, Informatik als re guläres Unterrichtsfach an einem Drittel der Gymnasien und Gemeinschaftsschulen in Schleswig-Holstein einzuführen. Zusätzlich zu den curricularen Voraussetzungen, einer geeigneten Infra struktur hinsichtlich der Räume und Hardware werden vor allem entsprechend aus- und fortgebildete Lehr kräfte sowie fachspezifische Didaktik benötigt. An die ser Stelle unterstützt die Stiftung das Vorhaben. Ihre Förderung in Höhe von 50.000 Euro ermöglicht die Ver netzung der teilnehmenden Schulen und Lehrkräfte in Fortbildungen und Regionalkonferenzen im Zeitraum 2022 bis 2024. So können sie wechselseitig von ihren Er fahrungen profitieren. Auch Schulen, die an der Pilot phase nicht beteiligt sind, können frühzeitig eingebun den werden. Darüber hinaus dient die Förderung der NORDMETALL-Stiftung dazu, dass Unterrichtsmateria lien erarbeitet werden, die allen Schulen zur Verfügung stehen werden. „Wir wissen, dass die Einführung eines neuen Pflichtfachs keine Kleinigkeit ist – mit unserer Förderung und Kooperation möchten wir zum Gelingen beitragen. Wir gehen davon aus, dass die Schulen durch den Austausch und die Zusammenarbeit eine zusätzli che Unterstützung erfahren“, erläutert Jessica Bönsch.

7.500 Schulkinder lernen Informatik

Auf dem Lehrplan stehen die Mechanismen der digita len Welt: Seit dem Sommer bekommen etwa 7.500 Schü lerinnen und Schüler der Sekundarstufe I in Schles wig-Holstein Informatikunterricht, lernen, wie sie mit Tabellen- und Textverarbeitungsprogrammen umge hen, wie sich Tablets und Laptops technisch zusammen setzen und was es hinsichtlich Internet-Sicherheit zu beachten gilt. Die Schulkinder sollen erste Erfahrungen mit Programmierung machen, lernen, was ein Algorith mus ist und wie er funktioniert. Stiftungsbereichsleite rin Bönsch begrüßt diese Entwicklung. Über die Test phase hinaus wünscht sie sich jedoch einen beweglichen Gestaltungsrahmen für das neue Unterrichtsfach: „Das ist wichtig, um der thematischen Breite und Schnellle bigkeit des Fachs gerecht zu werden.“

Heute wird in fast allen Berufen der kompetente Umgang mit Informationen sowie Informations- und

Pflichtunterricht für alle Schülerinnen und Schüler in allen Jahrgangsstufen ab Klasse 5 Ein curricular unterlegtes Angebot ist in jeder Schulform ab Klasse 5 möglich Kein curricular unterlegtes Angebot

Kommunikationstechnologien benötigt. Diese Heraus forderung werde sich ohne Informatik als Pflichtfach nicht meistern lassen, ist Bönsch überzeugt. Deshalb sollte Informatik für alle Kinder und Jugendlichen ab der Sekundarstufe I in allen Bundesländern und Schul formen ein zentraler Bildungsbaustein sein. Auf diese Weise ließe sich Chancengleichheit fördern und zu gleich dem Fachkräftemangel entgegenwirken, so Bönsch. Nach Mecklenburg-Vorpommern zeigt nun also auch Schleswig-Holstein, wie Informatik zum Pflichtfach gemacht werden kann – es bleibt zu hoffen, dass die anderen norddeutschen Bundesländer diesen positiven Beispielen folgen. Jannick Vetter

MINT – Das I steht für Informatik

Die NORDMETALL-Stiftung fördert auch in anderen Projekten praxisorientierten Kompetenzerwerb in Informatik sowie das Kennenlernen von Arbeitsfel dern mit IT-Bezug: Die Hacker School @yourschool ermöglicht jungen Menschen erste Programmie rerfahrungen. Den Jugendlichen werden zusätzlich Möglichkeiten aufgezeigt, sich mit Programmierung außerhalb der Schule zu beschäftigen und sie bekom men eine allgemeine Orientierung zu IT-Berufen. Die Blended-Learning-Plattform im Programm Techno vation Girls Germany fördert Mädchen dabei, digitale und unternehmerische Kompetenzen auszubauen, indem sie lernen, eigene Apps zu entwickeln. Dabei werden sie standortunabhängig von Mentorinnen und Mentoren aus der IT-Branche begleitet.

39 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Smarte Displays 1992

SECO Northern Europe – Hamburg

Das Hamburger Unternehmen hat sich auf Human Machine Interfaces, Bezahlsysteme und IoT-Lösungen spezialisiert und ist führender Anbieter für Elektronik in Tabakautomaten im deutschsprachigen Raum.

Schon während ihres Elektrotechnik-Studiums in Braunschweig träumten die beiden Studenten Manfred Garz und Matthias Fricke davon, eine eigene Firma zu gründen. Die ersten Aufträge zur Herstellung von Alarmanlagen für Zigarettenautomaten wurden noch in der gemeinsamen WG-Küche in stundenlanger Handarbeit zusammengelötet. Im Jahr 1992 gründeten die jungen Unternehmer schließlich die HightechFirma Garz & Fricke. Nur ein Jahr nach Gründung zog das junge Unternehmen nach Hamburg-Harburg. Im Jahr 2022 folgte die Übernahme der Garz & Fricke Group durch SECO S.p.A. und damit die Umfirmierung in SECO Northern Europe GmbH Heute ist das Unternehmen Marktführer für Elektronik in Tabakautomaten im deutschsprachigen Raum. „Für den Standort Hamburg sind Hersteller von Verkaufsau tomaten sowie Kaffee- und Gastronomietechnik unsere wichtigsten Zielmärkte. Mittlerweile sind unsere Be zahllösungen in 65.000 Verkaufsautomaten verbaut“, sagt Dirk Finstel, CEO der SECO Northern Europe. Der Elektronik-Spezialist verzeichnete bereits wenige Jahre nach Gründung eine konstante Zunahme an Großaufträgen. Um die schnell steigende Nachfrage zukunftsgerichtet bedienen zu können, wurde die Se rienproduktion aufgebaut und die Leiterplattenbestü ckung fortlaufend automatisiert und optimiert. Im Zuge dieses Wachstums setzte der Betrieb auf ein wei teres Geschäftsfeld: Embedded Systems. Hierzu gehö ren Produkte wie Human Machine Interfaces, Touch Displays und sogenannte Single Board Computer –nach Bedarf auch komplett individuell auf den Kunden zugeschnitten.

Das „Human Machine Interface“, kurz HMI, ist das um satzstärkste Produkt des Unternehmens. Es handelt sich dabei um Eingabegeräte für alle Arten von Anwen dungen wie etwa Anlagen zur Industrieautomation, für Kaffeemaschinen der Gastronomie oder die Sicherheit stechnik. Das Display ist mit einem Touchsensor verse hen, sodass der Nutzer das Gerät mit dem Finger bedie nen kann. Außerdem verbinden HMIs neben der Einga beschnittstelle, der Ausgabe (dem Display) auch die entsprechende Steuerung in Form eines Single Board Computers – im Deutschen: Einplatinencomputer. Das sind Computer, bei denen alle Komponenten wie etwa der Prozessor und Arbeitsspeicher auf einer Leiterplatte zusammengeführt worden sind. „Unsere HMIs ermög lichen es unseren Kunden, Geräte zu entwickeln, die alle relevanten Informationen über eine grafische Be nutzeroberfläche anzeigen und einfach zu bedienen sind. Die dazu genutzten Single Board Computer über nehmen dabei auch wichtige Steuerungs- und Vernet zungsfunktionen.“, erklärt Dirk Finstel. Die Produkte von SECO Northern Europe sind inzwischen in diversen Branchen zu finden: Transportwesen, Gebäudesicher heit, Gastronomietechnik, Digital Signage, Medizin technik und Vending. Mittlerweile beschäftigt die SECO-Gruppe von seinen insgesamt über 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern alleine in Hamburg-Harburg 150. „Unsere Mitarbeite rinnen und Mitarbeiter sind besonders stolz darauf, in einem Technologieunternehmen zu arbeiten, das nord deutsche Wurzeln hat, weiterhin hier produziert, agil und modern aufgestellt ist und dabei das ausgeprägte kollegiale Miteinander weiterlebt.“, betont Finstel. AS

Made in Germany Northern Fotos: Christian Augustin
41 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Folge 39: Milena Kopetz

Unsere Frau für Veranstaltungen

Im Juli 2021 hat Milena Kopetz das Veranstaltungsmanagement im Haus der Wirtschaft in Hamburg über nommen.

Wer zu groß ist für Kleines, ist zu klein für Großes – nach die sem Motto lebt Milena Kopetz seit Jahren. Übernommen hat sie den frei nach dem französischen Regisseur und Schauspieler Jacques Tati zitierten Wahl spruch von ihrer früheren Ausbilderin. Di venhaftes sucht man bei der Veranstal tungskauffrau und Meisterin für Veran staltungstechnik in der Tat vergeblich. Und das, obwohl Kopetz als Stagemanage rin seit rund 20 Jahren freiberuflich das NDR Plaza Festival in Hannover betreut oder zu Beginn der Coronapandemie für die Kampagne „Ohne Kunst & Kultur wird's still“ vor der Kamera posierte. Angenehm bodenständig wirkt die 42-Jäh rige, spricht lieber von Veranstaltungsor ganisation als von Eventmanagement, von Herausforderungen als von Problemen. Sie ist stets auf der Suche nach der besten Lö sung für ihre Kunden – ganz gleich, ob es sich dabei um Stars der internationalen Musikszene handelt oder um Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie. Nahe Warschau geboren, zog es Kopetz nach Kindheit und Jugend in der Schwäbi schen Alb 2002 zur Ausbildung in die Großstadt – nach Hamburg. Der Veranstal tungsbranche ist sie treu geblieben – mal festangestellt, mal freiberuflich. Zu ihren wichtigsten Stationen zählen unter ande rem der Norddeutsche Rundfunk, das Mehr! Theater, die Fabrik oder der Indra

Club 64 in Hamburg. Sie ist Crewmitglied von Festivals wie „Rock im Park“ in Nürn berg oder dem Frank Zappa Tribute Festi val „Zappanale“ in Bad Doberan.

„An meiner Arbeit im Haus der Wirtschaft gefallen mir zwei Punkte ganz besonders: zum einen die vielseitig nutzbare Location und zum anderen die große Freiheit, die man mir für meine Arbeit einräumt“, sagt Kopetz. So konnte die zertifizierte Brand schutz- und Hygienebeauftragte etwa ihr Wissen in die für das Haus der Wirtschaft entwickelten Konzepte einfließen lassen und sich darüber hinaus zum Arbeits- und Gesundheitsschutz weiterbilden. Zudem bedeute die Teilzeitstelle ein gewisses Maß an finanzieller Sicherheit.

Doch nicht erst seit der Coronapandemie weiß Kopetz: „Reine Computerarbeit ist nichts für mich.“ Ausgleich findet die lei denschaftliche Fotografin bei Spaziergän gen mit ihrem Hund Dejan. Oder auf Rei sen mit ihrem Lebensgefährten – zuletzt nach Vietnam und Thailand. BiB

Kontakt für Mitglieder:

Milena Kopetz Tel.: 040 6378-4921

E-Mail: veranstaltung@haus-der-wirtschaft.de

WIR FÜR SIE
42 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Foto: Christian Augustin
Grafik: NORDMETALL (iStock/IfH85) GRAFIK DES MONATS Das Damoklesschwert der Energiekrise schwebt über der M+E-Industrie 67 % stark betroffen 11 % existenzgefährdend 11 % 19 % 19 % gering betroffen 3 % 3 % nein/ nicht abschätzbar Ist Ihr Betrieb von Kostensteigerungen betroffen? Quelle: NORDMETALL-Umfrage (n=94), Oktober 2022 Kostensteigerung für Material und Energie im Vergleich zu 2020: + 7 7 % 48 % ja, Vorleistungen 22 % nein 40 % ja, eigene Produktion 17 % ja, Kunden Wäre Ihr Betrieb von einem Gas-Stopp betroffen? 62 % ja, wenige 27 % ja, starke 11 % nein Haben Sie in Ihrem Betrieb bereits Gas-Einsparungen vorgenommen? Auswirkungen eines Gasstopps auf die Produktion 39 % Produktion stark betroffen 34 % Produktion gering betroffen 14 % Produktionsstillstand 43 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

MEHRWERT VERBAND

Folge 70: Online-Vertragsgenerator

Arbeitsverträge selbst sicher und schnell erstellen

Jederzeit sicher und selbstständig Arbeitsverträge erstellen, das können tarifgebundene NORDMETALLMitgliedsunternehmen mit dem neuen Online-Ver tragsgenerator. Eine finale Prüfung durch den Verband ist danach nicht mehr nötig, ganz gleich, ob es sich um Arbeitsverträge für Studierende, für normale, leitende oder außertariflich bezahlte Angestellte handelt. Auch die Erstellung eines befristeten Arbeitsvertrages ist mit dem Onlinegenerator kein Problem.

„Mit dem Vertragsgenerator bieten wir unseren Mitgliedsunternehmen einen weiteren hilfreichen On lineservice an“, freut sich Peter Schlaffke, Leiter des Be reichs Recht und Betrieb sowie stellvertretender Haupt geschäftsführer von NORDMETALL . Zusammen mit ei ner spezialisierten Legal-Tech-Agentur hat der Verband die vielfältigen und komplexen Arbeitsvertragsvorla gen in eine Onlinelösung überführt. „Gerade bei auf Ta rifrecht basierenden Verträgen können Sie keine Soft ware von der Stange kaufen“, erklärt Schlaffke. „Dabei handelt es sich um sehr spezielle Fragen und kompli zierte Zusammenhänge. Deshalb haben wir den Ver tragsgenerator im Vorfeld auch intensiv getestet.“ Ende Oktober ging das Tool schließlich auf der Ver bandshomepage online.

Die Nutzer werden Schritt für Schritt sicher und kom fortabel durch den Prozess geführt. Sie wählen die pas senden Optionen für das jeweilige Arbeitsverhältnis selbst aus und geben die nötigen individuellen Daten ein. In wenigen Minuten entsteht so ein maßgeschnei derter und gleichzeitig rechtssicherer Arbeitsvertrag. Die Nutzer können diesen Vertrag speichern oder exportieren und die Inhalte in ihre firmeneigenen Vor

lagen übernehmen. Einmal im Vertragsgenerator ange legte Verträge können durch Speicherung zudem schnell und leicht als Vorlage für ähnliche Arbeitsver träge genutzt werden solange keine Änderungen im Vertragstext erfolgen. NORDMETALL überprüft lau fend die der Programmierung zugrunde liegenden Ver tragsmuster und pflegt Änderungen aufgrund von Rechtsprechung oder Gesetzgebung ein.

NORDMETALL-Mitgliedsunternehmen finden den Ver tragsgenerator im Menü „Themen & News“ unter „Ar beits- & Sozialrecht“ oder direkt über meinarbeitgeber verband.de/vertragsgenerator. Dort erleichtert eine kurze Videoanleitung den Einstieg in die Nutzung. Über wesentliche Neuerungen arbeitsvertraglicher Regelungen informieren die Juristinnen und Juristen der Arbeitsrechtsabteilung unverändert durch den NORDMETALL-Newsletter. Weitere Vorlagen und Mus ter zu allen übrigen Phasen des Arbeitsverhältnisses und zu anderen arbeitsrechtlichen Vereinbarungen finden Mitgliedsunternehmen wie gewohnt auf www.meinarbeitgeberverband.de im Thema „Arbeits& Sozialrecht“ unter „Arbeitshilfen & Muster.“ DJ

Kontakt:

Weitere Informationen erhalten Mitgliedsunternehmen bei dem für sie zuständigen juristischen Ansprechpartner. Die Kontaktdaten finden Sie auf meinarbeitgeberverband.de/kontakt

iStock/damircudic
Foto:
44 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

WIRTSCHAFTSZITAT

Friedrich Schiller, Dichter und Dramatiker, 1759 –1805

„Der kluge Mann baut vor.“

Foto: iStock/clu 45 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
46 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Fertigstellung statt Verschrottung

Der US-amerikanische Konzern Disney Cruise Line hat die Global One gekauft. Das auf den ehemaligen MV Werften so gut wie fertig gebaute Kreuzfahrtschiff soll auf europäische Standards umgerüstet werden. Statt als Casino-Kreuzer soll die Global One künftig als nachhalti ges Familienschiff über die Weltmeere fahren. Die neu ge gründete MEYER WISMAR wird das größte in Deutschland im Bau befindliche Kreuzfahrtschiff zu einem der ersten methanolbetriebenen und damit einem der umweltfreund lichsten Schiffe der Welt umbauen. Dazu bedarf es eines aufwendigen Umbaus der Schiffsmotoren sowie zusätz licher Tanks. Die Fertigstellung ist für 2025 geplant. BiB

47 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Concept Painting: Disney

Menschen und Meldungen

Schuhindustrie zu Gast

Bei DESMA Schuhmaschinen in Achim nahe Bremen traf sich die globale Schuhindustrie, um sich auf einer zweitägigen Hausmesse über neueste Technologien und Trends auszutauschen. Insgesamt begrüßte DESMA mehr als 700 Gäste, 70 Aussteller und Vertreter von Partnerunternehmen. „Wir hatten mit vielen Gästen gerechnet, dass wir aber so eine große Resonanz hervorrufen, hatten wir nicht erwartet“, sagte DESMA-Geschäftsführer Christian Decker (r.). Highlight war die erstmals durchgeführte Fachkonferenz „DES MAology Footwear Innovation Conference“ mit 28 Fachvorträgen, Präsentationen und Panel-Diskussionen. „So viele Vorträge und Bei träge hatte meines Wissens keine vergleichbare Messe in diesem Jahr zu bieten“, berichtete Decker. AS

KarikaturenAusstellung Austausch mit Wirtschaftsminister

Fast einen Monat lang präsentierte die Sparkasse Bremen im Stadtteil Schwach hausen in Kooperation mit der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft eine Karika turen-Ausstellung über die Wiedervereini gung Deutschlands. Ehrengast bei der feier lichen Eröffnung war Cornelius Neu mann-Redlin (l.), Geschäftsführer der NORDMETALL-Bezirksgruppe Unterweser. Ebenfalls dabei waren Yasemin Kural (2. v. l.), INSM, Politikwissenschaftler Prof. Dr. Andreas Goldthau (3. v. l.), und Markus Schwiering (4. v. l.) von der Spar kasse Bremen. Die Ausstellung „Deutsch land ist wieder eins“ zeigte verschiedene Werke, die sich in humoristischer und in telligenter Weise mit Politik und Wirtschaft der damaligen Zeit beschäftigen. AS

Vertreter des Energiekonzerns Ørsted haben sich auf dem Gelände der Raffinerie Heide in Hemmingstedt mit Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos, 6. v. l.) über die Nutzung erneuerba rer Energien zur Produktion von Wasserstoff und die Möglichkeiten ausgetauscht, Unternehmen und Wert schöpfungsketten nachhaltig zu transformieren. „Wir haben uns gefreut, dem Wirtschaftsminister unsere Projekte gemeinsam mit unseren Partnern vorzustellen und mit ihm Themen zu diskutieren, die für uns und die Projekte entscheidend sind – wie zum Beispiel regulato rische Hürden“, sagt Daniel Hustadt (7. v. l.), Project Development Manager bei Ørsted Deutschland. AS

48 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Fotos: Sparkasse Bremen, Desma Schuhmaschinen, Orsted

Verabschiedung von Ingo Kramer

Einen wehmütigen Blick zurück warf – auch als Vertreter der Stifterfamilie – Dr. Sven Murmann (nicht im Bild), als er NORDMETALL-Ehrenpräsident Ingo Kramer (r.) Mitte November in Berlin verabschiedete. Denn als der Bremerhavener Unternehmer vor zwölf Jahren sein Amt als Vorstandsvorsitzender der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) antrat, galt er als absolute Idealbeset zung: Familienunternehmer, bildungsbegeistert, ver bandlich engagiert und als Vertrauensperson bereits mit der sdw vertraut. Ausgezeichnet habe ihn nicht nur sein unermüdlicher Einsatz für die junge Generation, son dern auch seine „unverwechselbare Menschlichkeit“, mit der er sich den Stipendiatinnen und Stipendiaten persön lich zuwandte, lobte Murmann. Selbst als Präsident der

Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) gab der Überzeugungstäter Kramer sein Stiftungs ehrenamt nicht ab; noch in seinem emotionalen Schluss wort appellierte er eindringlich an die jungen Leute im Publikum, ihre Träume zu leben und sich auch durch Wi derstände nicht von der Suche nach ihrer wahren Beru fung abschrecken zu lassen: per aspera ad astra. Ingo Kramer hat es ihnen vorgemacht. Zum Jahresende über gibt der Vorzeige-Unternehmer, der im Januar seinen 70. Geburtstag feiert, den sdw-Vorstandsvorsitz an BDA-Präsident Dr. Rainer Dulger (l.). nf

Sauberes Wasser

Poul Due Jensen (5. v. r.), CEO von GRUNDFOS, besuchte drei Dörfer in Sambia, in denen das Unternehmen in Kooperation mit der NGO World Vision seine Pumpen für eine bessere Wasserversorgung kostenlos zur Verfügung stellt. Die bisher dort eingesetzten Handpumpen werden zur Modernisierung der Wasserversorgung durch die so larbetriebene GRUNDFOS-Pumpe „SQFlex“ ersetzt. „Es ist inspirierend zu sehen, mit welcher Leidenschaft jeder

Mitarbeiter von World Vision jeden Tag zur Arbeit geht. Es ist klar, dass unsere Technologie wirklich zu einer bes seren Lebensqualität beitragen kann“, sagte der CEO. Der Pumpenhersteller arbeitet seit 2014 gemeinsam mit World Vision daran, möglichst vielen Menschen in Ent wicklungsländern einen leichteren Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen und installierte bereits mehr als 1.000 solarbetriebene Pumpen in Subsahara-Afrika. AS

Grundfos, Rolf Schulten/sdw
Fotos:
49 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Menschen und Meldungen

Symbolische Grundsteinlegung

Die norddeutsche NVL Group investiert 15 Millionen Euro in die Modernisierung der Werftinfrastruktur am Standort Wolgast. Gemeinsam mit MecklenburgVorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD, nicht im Bild) ließen NVL-CEO Tim Wagner (r.) und Peene-Werft-Geschäftsführer Harald Jaekel (l.) Anfang November eine Zeitkapsel ins Fundament des Neubaus ein, der das Trockendock überdachen wird. So

sollen witterungsunabhängiger Schiffbau ermöglicht und moderne Standards im Umwelt- und Arbeitsschutz gesetzt werden. „Mit der für Ende 2023 geplanten Fer tigstellung der Dock-Überdachung werden wir ver schiedenste schiffbauliche Arbeiten durchführen kön nen, ohne hierfür zeitaufwendige Einhausungen ein zelner Boote und Schiffe vornehmen zu müssen“, freut sich Harald Jaekel. AS

Automatisierter Flugzeugbau

Unter der Leitung des Rasteder Unter nehmens Broetje-Automation arbeiten deutsche Technologieunternehmen ge meinsam mit Boeing im Rahmen des „Shimless Assembly“-Projekts an der au tomatisierten Montage kommender Flug zeug generationen. Dr. Anna Christmann MdB (Bündnis 90/Die Grünen, 3. v. l.), Koordinatorin der Bun desregierung für Luft- und Raumfahrt, überreichte während einer Delegations reise in den USA den Förderbescheid im Boeing-Werk in Renton, Seattle. „Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit Industriepartnern wie Broetje-Automa tion, der Bundesregierung und zahlrei chen deutschlandweiten Forschungsins tituten an der Zukunft unserer Industrie zu forschen und wegweisende neue Tech nologien zu entwickeln“, sagte Dr. Michael Haidinger (2. v. l.), Präsident Boeing Deutschland. Das Projekt ist Teil des Luft- und Raumfahrtforschungspro gramms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz AS

Fotos: Boeing, NVL Group/ Foto Adrion
50 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

TERMINE Termine von NORDMETALL, NORDMETALL-Stiftung und

AGV NORD

Mitgliederversammlung, Treffen zum Netzwerken, Informationsveranstaltungen zu Arbeitsrecht, Bildungsfragen oder der Stiftungsarbeit — die norddeutschen Industrieverbände NORDMETALL und AGV NORD sowie die NORDMETALL-Stiftung bieten ein reichhaltiges Angebot.

Januar

10.01.2023 Offenes Ohr Bildung u. Arbeitsmarkt – MEiNe Sprechstunde Digital NM / AGV 16./17.01.2023 Chefseminar „Veränderungsfreude erzeugen“ Tagungsschloss Hasenwinkel NM / AGV 18.01.2023 M+E Firmenportal Vorstellung Digital NM / AGV

Februar

07.02.2023

Offenes Ohr Bildung u. Arbeitsmarkt MEiNe Sprechstunde Digital NM / AGV 15.02.2023 MEiN Impuls Mädchen STILL GmbH, Hamburg NM / AGV 17./18.02.2023 NORDMETALL Cup Meisterschaft Hamburg Stadtteilschule Stübenhofer Weg, Hamburg NM-Stiftung 21.02.2023

Schulungsveranstaltung Manteltarifvertrag Modul I – gesamter Geltungsbereich, ältere Beschäftigte, Azubis, Zeitarbeitnehmer Digital NM 22.02.2023 Schulungsveranstaltung Entgeltrahmenabkommen (ERA) Digital NM / AGV 23.02.2023

Schulungsveranstaltung Manteltarifvertrag Modul II – HH/SH/MV Befristung, Probezeit Digital NM 23./24.02.2023

Chefseminar „Resilienz für Führungskräfte“

Tagungsschloss Hasenwinkel NM / AGV 25./26.02.2023 NORDMETALL RoboCup Junior Qualifikation Hamburg steht noch nicht fest 28.02.2023

Schulungsveranstaltung Manteltarifvertrag Modul II – Uw/NW Befristung, Probezeit Digital NM

Schulungsveranstaltung Manteltarifvertrag

Nähere Informationen zu Anmeldung, Ablauf, Referenten, kurzfristigen Änderungen sowie weitere Termine finden Sie auf unserer Homepage unter www.meinarbeitgeberverband.de/veranstaltungen. 02.03.2023

Modul III – HH/SH/MV Vergütung, Sonderzahlungen, Ausschlussfristen Digital NM 03./04.03.2023 NORDMETALL Cup Meisterschaft Schleswig-Holstein NORDAKADEMIE Elmshorn NM-Stiftung 07.03.2023 Offenes Ohr Bildung u. Arbeitsmarkt – MEiNe Sprechstunde Digital NM / AGV 07.03.2023

Schulungsveranstaltung Manteltarifvertrag Modul III – Uw/NW Vergütung, Sonderzahlungen, Ausschlussfristen Digital NM 17./18.03.2023 NORDMETALL Cup Meisterschaft Niedersachsen/Bremen Oberschule Langen, Geestland NM-Stiftung 21.03.2023

Schulungsveranstaltung Manteltarifvertrag Modul IV – gesamter Geltungsbereich, Urlaub, Freistellung Digital NM 23.03.2023 Schulungsveranstaltung Betriebliche Altersvorsorge (BAV) / Betriebliche Altersteilzeit (bATZ) Digital NM

März 51 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Fachgespräch:

Ein Experte mit vielen verschie denen Themen im Spezialbereich, den er oder sie vertreten – das ist das Szenario des Standpunk te-Fachgesprächs. Wir drucken es im unregelmäßigen Wechsel mit dem Debattenformat „Face to Face“. Unsere Expertin diesmal: Rechtsanwältin Bettina Offer (53), seit 2005 Partnerin bei OFFER & MASTMANN, einer auf Fachkräftezuwanderung spezia lisierten Kanzlei in Frankfurt am Main.

Bettina Offer, LL.M.

… erhielt nach dem Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Gießen, Warwick (UK) und Wisconsin-Madison (USA) im Jahr 2000 ihre Zulassung als Rechtsanwältin. Danach startete sie ihre Karriere als Associate in der Kanzlei Baker & McKenzie in Frankfurt am Main. 2001 wechselte sie in gleicher Position zu Ashurst Morris Crisp. Gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin Gabriele Mastmann eröffnete sie 2005 die ebenfalls in Frankfurt am Main ansässige Kanzlei OFFER & MASTMANN Rechtsanwälte. Die Spezialistin für Fachkräftezuwanderung spricht regelmäßig auf Fachtagungen, ist Mitherausgeberin eines Kommentars zur Beschäftigungsverordnung und wird als Expertin zu politischen Anhörungen geladen.

Standpunkte: Migrationspaket, Fach kräftestrategie, Chancen-Aufenthalts recht – nicht nur die Wirtschaft, auch die Politik beschäftigt sich derzeit intensiv mit dem Thema Fachkräfteeinwande rung. Wird Deutschland dadurch für ausländische Fachkräfte tatsächlich at traktiver?

Bettina Offer: Die Ampelregierung kommt ihrer Aufgabe ganz gut nach, ei nen Paradigmenwechsel für die Einwan derung nach Deutschland einzuläuten. Das gibt Pluspunkte für die Attraktivität nach außen.

Standpunkte: Im Innern liegt jedoch einiges im Argen. So sind zum Beispiel immer noch viel zu viele Institutionen daran beteiligt, Fachkräfte nach Deutschland zu holen. Das Eckpunktepa pier der Bundesregierung zur Novellie rung des Fachkräfteeinwanderungsge setzes ändert daran nichts.

52 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

„Mein Vorschlag zur Lösung wäre ein sponsorgestütztes Antragsverfahren.“

Offer: Ja, leider, muss man sagen. Wir sehen hier eine gewisse Mutlosigkeit der Regie rung. Wir haben in der Fachkräftemigration das Problem, dass wir stark auf die kommu nalen Ausländerbehörden angewiesen sind. Ein anderer Teil ist zudem dezentral bei den jeweiligen Auslandsvertretungen angesie delt. Beide Strukturen sind der Menge der Zuwandernden nicht mehr gewachsen. Beim Auswärtigen Amt hat die Regierung schon reagiert und das Bundesamt für aus wärtige Angelegenheiten geschaffen. Es fungiert als Backoffice für derzeit knapp 30 Auslandsvertretungen. Das ist noch nicht genug, aber weist in die richtige Richtung.

Standpunkte: Und wie sieht es bei den Aus länderbehörden aus?

Offer: Bei den Ausländerbehörden tut sich leider nichts. Die fallen in die Verantwor tung der Bundesländer. Es ist fast schon ka tastrophal zu nennen, dass sich einige Bun desländer der Idee zentraler Ausländerbe hörden schlichtweg verweigern. Im Norden hat etwa Mecklenburg-Vorpommern noch keine zentrale Ausländerbehörde. Als Prak tiker können wir das nicht nachvollziehen.

Standpunkte: Korreliert das mit der Tatsa che, dass Betriebe in Mecklenburg-Vorpom mern im bundesweiten Vergleich relativ wenig Interesse an Fachkräften aus dem Ausland haben?

Offer: Nicht generell. In Baden-Württem berg oder Hessen haben die Unternehmen einen sehr hohen Fachkräftebedarf. Und diese Bundesländer verweigern sich auch. Wenn ich rundherum sehe, dass die Auslän derbehörden und die Auslandsvertretungen extrem lange Wartezeiten haben, scheint mir das keine gangbare Lösung für mein Fachkräfteproblem – gerade als kleines oder mittelständisches Unternehmen. Da muss Deutschland in die Infrastruktur investie ren. Insofern enttäuscht mich das Fachkräf te-Eckpunktepapier der Bundesregierung,

weil im administrativen Bereich einfach keine schlagkräftigen Neuerungen zu er warten sind.

Standpunkte: Im Fachkräfteeinwanderungs gesetz gibt es ein beschleunigtes Verfahren. Wie gut ist das in der Praxis angekommen?

Offer: Das beschleunigte Verfahren war eine erste Idee des Gesetzgebers, die Erwerbsmigration von der Fluchtmigration administrativ sehr deutlich zu trennen. Insofern war es ein guter Versuch, aber viel zu kompliziert – ein bürokratisches Mons ter, juristisch nicht gut genug durchdacht. Letztes Jahr im Dezember haben wir ein be schleunigtes Verfahren angestoßen. Das Visum ist schlussendlich dieses Jahr im No vember erteilt worden. Die Behörden sind mit den Prozessen überfordert, die das be schleunigte Verfahren mit sich bringt. Und der Arbeitgeber hat leider keinerlei Möglich keit, auch nur die Beschleunigungsgebühr von 411 Euro zurückzuerlangen, wenn das mit der Beschleunigung schiefgeht. Dieses Verfahren hat eine große Unwucht in sich. Standpunkte: Woran liegt das? Offer: Das hat vielfältige Gründe. Es gibt Ausländerbehörden, die die Entgegennah me eines beschleunigten Verfahrens aus Personalnot ablehnen. Das sollte so nicht sein. Man hat ein Recht auf dieses Verfah ren. Die Personalnot der Ausländerbehör den ist dramatisch. Da wird alles, was extra schwierig ist, erstmal zur Seite gelegt. Ent sprechend haben wir andere Ausländerbe hörden, die die Anträge zwar entgegenneh men, aber über Monate nicht bearbeiten. Ich will hier kein Bashing betreiben. Die Kolle gen tun, was sie können. Es ist die schiere Not. Und wir haben Auslandsvertretungen, die das beschleunigte Verfahren als solches gar nicht realisieren und sich Prüfungskom petenzen anmaßen, die ihnen nach den fachlichen Weisungen gar nicht zustehen. Auch hier die schiere Not.

53 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Rechtsanwältin Bettina Offer (r.) im Gespräch mit ihrer Geschäftspartnerin Gabriele Mastmann, ebenfalls Rechts anwältin.

Standpunkte: Was muss sich also aus Ihrer Sicht ändern?

Offer: Mein Vorschlag zur Lösung wäre ein sponsorgestütztes Antragsverfahren, für das wir eine zuständige Bundesbehörde be nennen. Ob das das Bundesamt für auswär tige Angelegenheiten unter der Oberhoheit des Auswärtigen Amtes, ob es das Bundes amt für Migration und Flüchtlinge unter der Oberhoheit des Innenministeriums oder ob es die Bundesagentur für Arbeit unter der Oberhoheit des Ministeriums für Arbeit und Soziales ist, müssen die drei unter sich klä ren. Wir brauchen aber eine inländische Be hörde, die zuständig wäre, einen Antrag auf Erteilung eines Aufenthaltstitels an eine Fachkraft von einem Arbeitgeber entgegen zunehmen und ihm als Ansprechpartner zu dienen. Andere Einwanderungsländer wie die Niederlande, Neuseeland oder Kanada verwenden Mechanismen, in denen der Ar beitgeber der Antragsteller im Verwaltungs verfahren ist, schon lange. In Deutschland haben wir die seltsame Situation, dass der Arbeitgeber in der Erwerbsmigration kaum auftritt. Er hat Pflichten, aber keine Rechte. Das müssen wir dringend ändern.

Standpunkte: Besteht in einem solchen Verfahren nicht die Gefahr, dass die Bundes agentur für Arbeit komplett außen vor ist?

Offer: Ich würde sie auf keinen Fall außen vor lassen. Sie ist unser wichtigster An sprechpartner. Der Knackpunkt ist bei uns weniger die Bundesagentur für Arbeit, die die Arbeitsbedingungen zu Recht prüft. Fla schenhals sind die Sicherheitsbehörden im In- und Ausland, die sich nicht einig werden, wie bestimmte Tatbestände zu bewerten sind. Diese Doppelprüfungen kosten Zeit und Nerven. Da müssen die Behörden unseren Arbeitgebern Vertrauen entgegen bringen.

Standpunkte: Eine Art Zuverlässigkeits prüfung des Arbeitgebers, wie sie andere Verfahren in Deutschland auch vorsehen. Da klingt das Thema Haltung an. Der leiten de Ökonom in der Abteilung für internatio nale Migration der OECD, Dr. Thomas Liebig, hat gegenüber der „Frankfurter Allgemei nen Zeitung“ gesagt: „Wer gut Deutsch spricht und nicht schon auf die Rente zu geht, ist auf jeden Fall willkommen.“ So eine Haltung würde vieles in Deutschland er leichtern. Sehen Sie das auch so?

Offer: Ich verstehe, was er sagt. Und es stimmt natürlich. Wir reden mittlerweile von einem Arbeitskräftemangel, nur nicht mehr von einem Fachkräftemangel. Unsere Blickrichtung zielt aber immer noch zu sehr auf den einzelnen Migranten. Das internati

Foto: Jens Braune del Angel
54 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

onale Talent, das viel Zeit und Mühe in den Lebenslauf investiert hat, damit er oder sie attraktiv für einen industriellen Arbeits markt wie unseren ist, wird in der politi schen Betrachtung direkt neben den Flücht ling gesetzt, der völlig ohne Sprachkennt nisse übers Mittelmeer gekommen ist, ganz drastisch nur mit seinen Kleidern am Leib und dem Handy in der Hand. Diese beiden Personengruppen sind nicht vergleichbar –in ihren Bedürfnissen nicht und in ihren Ansprüchen auch nicht. Nur weil beide kei nen deutschen oder EU-Pass haben, heißt das noch lange nicht, dass wir beide in die selbe Verwaltungsbehörde und auf densel ben Verwaltungsweg schicken sollten. Menschlich wollen wir da keinen Unter schied machen, aber wirtschaftlich betrach tet handelt es sich hier um zwei völlig ver schiedene Sachverhalte.

Standpunkte: Braucht es dann eine kom plett neue Behörde?

Offer: Das wäre mein Wunschtraum. Wir brauchen zumindest eine Behörde, die sich auf Fachkräfte konzentriert und die Ent scheidung über den ersten Aufenthaltstitel fällt. Die Annahme, dass Ausländer eine Be hörde vor Ort brauchen, trifft für Erwerbs migranten in keinster Weise zu. Sie sind hoch mobil – auch technisch. Da wäre eine Zentralbehörde wesentlich effektiver.

Standpunkte: Welche Rolle spielt in dem Zusammenhang die Digitalisierung der Ver waltung?

Offer: Im Moment eine unselige. Mit dem Onlinezugangsgesetz sind die Verwaltun gen eigentlich verpflichtet, bis zum Jahres ende die digitale Antragstellung zu ermögli chen. Wir haben aber mehr als 540 Auslän derbehörden in Deutschland und jede Behörde, jede Stadt und jeder Kreis darf sich selbst für ein Computersystem entscheiden. Es gibt noch keinen „Industriestandard“ für Ausländerbehörden. In einigen bekommt man nicht mal eine Eingangsbestätigung, wenn man Anträge hochlädt. Das ist sehr schlecht, weil mit der Einreichung des An trages eine rechtliche Wirkung eintritt, dass nämlich der bisherige Aufenthaltstitel nach Ablauf weiterbesteht. Und wenn ich diese Wirkung nicht nachweisen kann, weil ich

keine Eingangsbestätigung bekomme, habe ich ein Problem. Also machen wir Anwälte im Moment Screenshots. Das ist digital be trachtet unwürdig.

Standpunkte: Stichwort Punktesystem. Ist es ein positives Zeichen, dass abgesehen von der fachlichen Qualifikation auch das Po tenzial einer künftigen Fachkraft eine stär kere Rolle spielen soll?

Offer: Ich bin kein großer Freund eines Punktesystems. Dahinter steckt zu viel poli tische Rhetorik. Es ist ein Testballon, der scheitern wird, wenn wir keine Termine auf den Auslandsvertretungen bekommen. Der Dreh- und Angelpunkt im Moment ist nicht das materielle Recht, da ist schon alles da. Aber wir kämpfen jeden Tag darum, in der Administration den nächsten Schritt wei terzukommen. Das ist unser Problem. Standpunkte: Was raten Sie Unternehmen, wenn sie zurzeit Fachkräfte aus dem Aus land einstellen möchten?

Offer: Zeit mitzubringen und Geduld. Habe ich den kompletten Unterlagensatz auf dem Tisch, braucht es von da ab drei Monate – im Moment sogar rund sechs Monate. Auf jeden Fall sollte man es jedoch wagen. Meine Bitte an alle Arbeitgeber: Machen Sie sich bei den politischen Entscheidern dafür stark, dass wir ein anderes Verfahren bekommen. Ein Verfahren, das die Arbeitgeber mehr in den Blick nimmt.

Standpunkte: Wir danken Ihnen für das Gespräch. Aufgezeichnet von Birte Bühnen und Anton Bauch

Kontakt für Mitglieder:

Loraine Awizus Arbeitsmarkt

Tel.: 040 6378-4212

E-Mail: awizus@nordmetall.de

Anton Bauch Sozialrecht und internationaler Personaleinsatz Tel.: 040 6378-4227

E-Mail: bauch@nordmetall.de

55 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Lars Brzoska

JUNGHEINRICH

„Wir denken langfristig, sehr langfristig, und deshalb leisten wir auch echte Pionier arbeit“, sagt Lars Brzoska und lächelt. An deren Vorstandsvorsitzenden würde nicht jeder Zuhörer solch selbstbewusste Sätze abnehmen. Dem Ostwestfalen, der seit drei Jahren an der Spitze der Hamburger Jungheinrich AG steht, glaubt man das Postulat. Vor allem, weil er es belegen kann: „Jungheinrich hat 2011 – da war ich noch gar nicht im Unternehmen – als weltweit erster Hersteller ein Flurförderzeug mit Li thium-Ionen-Batterien auf den Markt ge bracht. Bis heute sind wir in diesem Seg ment unangefochten Innovationsführer“, berichtet Brzoska nicht ohne Stolz. Wir sitzen in der hanseatisch-schlicht in Weiß und Grau gehaltenen Firmenzentra le des Konzerns in Hamburg-Wandsbek, Vorstandsetage, 5. Stock. Die Idee hinter Jungheinrichs Erfolg ist bestechend, weiß der Chef zu erzählen: Lithium-Ionen-Bat terien sind kleiner als herkömmliche mit Blei-Säure-Technologie. Auch lassen sie sich modular im Stapler verteilen. Voll kommen neue Fahrzeugkonzepte sind auf diese Weise möglich. Hinzu kommt: mit Lithium-Eisenphosphat als Zellchemie enthalten sie keine kritischen Rohstoffe, liefern im Vergleich zur alten Technik eine zwei- bis dreifache Lebensdauer und je derzeit 100 Prozent Leistung, Nachhaltig keit pur also – „deshalb heißen die Fahr zeuge bei uns Powerline“, sagt Brzoska.

Mit den Jungheinrich-Produkten und -Services sowie einem krisenfesten Ge schäftsmodell hat der 50-jährige DiplomKaufmann den weltweit mit fast 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ope rierenden Intralogistiker erfolgreich durch die vergangenen Krisenjahre ge führt. „Wir waren schon vor Ausbruch der Pandemie mit einer vorsichtigen Pro gnose ins Jahr 2020 gegangen. Das hat manche überrascht, sich schon wenige Monate später aber ausgezahlt“, erinnert sich der CEO. Die Krise habe sich für Jungheinrich dann als nicht so hart er wiesen wie zunächst befürchtet, auch weil Flurförderzeuge im Logistikbereich auch während der Shutdowns für die Lie ferung jedweder Alltagsgüter unent behrlich waren. Der Jungheinrich-Akti enkurs erholte sich nach anfänglichem Einbruch wieder.

Sehr schnell jegliche Exporte nach Russland

gestoppt „Nach dem schrecklichen Überfall Russ lands auf die Ukraine haben wir im März dieses Jahres erneut eine Ad-hoc-Mel dung herausgegeben“, erklärt Brzoska. „Wir haben sehr schnell jegliche Exporte nach Russland gestoppt“, sagt der Vor standsvorsitzende und betont dabei trotzdem seine Verantwortung auch für die russischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens.

Foto: Christian Augustin
57 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
TERMIN BEIM CHEF

Diese langfristig angelegte Strategie der Um- und Vorsicht prägt die Grundhaltung des Familienunternehmens Jungheinrich: Die Nachkommen des Unternehmensstammvaters Friedrich Jungheinrich, der die Gabelstaplerfabrik 1953 in Hamburg gründete, stehen bis heute hinter dem Weltkonzern. Dessen Aufstieg begann spätestens 1954 mit den neuen elektrobetriebenen Hubwagen und Schleppern der Marke Ameise. Aus landsvertretungen werden bis in die 1960er-Jahre fast überall in Europa ge gründet, wo der Intralogistiker bis heute mehr als 80 Prozent seines Umsatzes macht. 1966 wird der Grundstein für das Werk in Norderstedt gelegt. Nach dem Tod des Firmengründers 1968 führen die Gesellschafterfamilien Lange und Wolf die Auslandsexpansion weiter und set zen zusätzlich auf die Produktion von Re galsystemen. Das Neu-, Miet- und Ge brauchtgerätegeschäft wächst bis zum

Börsengang 1990 kontinuierlich. In den Nullerjahren nimmt der Konzern auch das Südamerika- und Asiengeschäft ver stärkt in den Blick.

2014 kommt der gebürtige Herforder Lars Brzoska als Vertriebsvorstand zu Jungheinrich, nach erfolgreichem Studi um der Betriebswirtschaftslehre sowie einer Promotion in Münster und ersten Geschäftsführerstationen in Bielefeld und Düsseldorf. „Wir haben anders als andere schon 2020 nach der Verschlech terung der Rahmenbedingungen im chi nesischen Markt die Grundentscheidung getroffen, China nicht als Hauptziel un serer Geschäftsentwicklung ins Auge zu fassen“, sagt Brzoska heute nicht ohne Erleichterung. Um die 100 Millionen Euro bringe dort zuletzt das Konzernge schäft, von gut 3,9 Milliarden insgesamt. Insgesamt sei Asien ein wichtiger Markt, vor allem auch was die Supply Chain an gehe. „Wenn es dort in der Region einen

58 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
„Wir denken langfristig, sehr langfristig.“
Foto: Christian Augustin

Ludwig Erhard (An hänger, 1. Reihe links), Vater des deutschen Wirtschaftswunders, lässt sich Anfang der 1960er-Jahre von einer „Ameise“ ziehen, einem Elektro-Fahrersitzschlep per von Jungheinrich.

weiteren geopolitischen Konflikt mit kriegerischen Ausmaßen geben sollte, dann hätte das noch ganz andere Aus wirkungen als der Ukraine-Krieg“, warnt Brzoska, und sein sonst allgegenwärti ges vorsichtiges Lächeln verschwindet.

Familienmensch im Familienkonzern

Entspannter schaut der Jungheinrich-CEO auf die aktuelle Entwicklung der Vorpro duktpreise, die noch vor wenigen Mona ten Schlimmes verhieß: „Ohne Stahl keine Flurförderzeuge und die Prognosen pro phezeiten im Frühjahr eine Vervierfa chung der Einkaufspreise gegenüber de nen des Jahres 2020 auf über 2.000 Euro die Tonne. Real ist der Stahlpreisindex jetzt bei ungefähr 1.000 Euro angekom men, das ist hart genug, aber verkraftbar“, sagt Brzoska. Dem Unternehmen sei es ge lungen, einen Teil der Preissteigerungen am Markt weiterzugeben, was „nicht zu letzt auch an den jahrelangen, teilweise jahrzehntelangen guten Beziehungen zu unseren Kunden liegt“.

vorsitzenden Lars Brzoska im Blut: „Ich bin ein Familienmensch, meine Freizeit gehört vor allem meiner Frau und mei nen beiden Kindern“, sagt er und das Lä cheln ist zurück. Alexander Luckow

Jungheinrich AG

Der Intralogistiker hat sich vom Verkaufsschlager „Ameise“ 1953 bis heute in die Top Drei der weltweiten Anbieter von Flurförderlogistik und Lagertechnik hochgearbeitet. Die 2016 von 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern neubezogene Firmenzentrale ist erweitert worden und bietet heute mehr als 1.000 Jungheinrich-Angestellten in Ham burg Platz. Weltweit arbeiten fast 20.000 Menschen für den Konzern. Fotos: Volker Strey | Jungheinrich

Das Beständig-Beharrliche des Familien konzerns, es liegt auch dem Vorstands

„Ohne Stahl keine Flurförderzeuge.“
59 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

TREFFPUNKT NORD

Wer nicht fragt, der nicht gewinnt: Im Team lassen sich Schaltpläne leichter verstehen.

Einblicke in die Praxis

Nicht allein Männersa che: Auch junge Frauen begeistern sich für die Arbeit an der Werkbank.

Wie tickt ein weltweit führendes Tech nologieunternehmen? Antworten auf diese Frage fanden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von „MEiN Unterneh menstag“ am 12. Oktober 2022 beim Maschinenbauer Körber Technologies in Hamburg-Bergedorf. Dort erkundeten die Jugendlichen die Academy, das firmeneigene Trainingszentrum. Auszu bildende erklärten den Jugendlichen ver schiedene Maschinen und erarbeiteten mit ihnen gemeinsam Prozessschritte bei der Produktherstellung. Höhepunkte des nordbord-Events: Die sieben Jugend lichen fertigten eigene Stifte- und Notiz zettelhalter und tüftelten gemeinsam an einem Lügendetektor. BiB

Fotos: Kisten Haarmann

Ganz schön ausgetüftelt: Stolz posieren die nordborder von Schulen aus der Metropolregion Hamburg hinter der Prüfungsarbeit der Körber-Azubis (r. u. 1. u. 2. v. l.).

Konzentriert bei der Arbeit: Das Ausrichten einzelner Komponenten erfordert Fingerspitzengefühl.

Wissbegierig: Die Jugendlichen stellen den Auszubildenden viele Fragen zu den ver schiedenen Berufsbildern bei Körber.

Alles eine Frage der Übung: Ein Teilnehmer spannt un ter den wachsamen Augen eines Azubis ein Werkstück in einen Schraubstock.
60 1 / 2020 Standpunkte NORDMETALL

v. r.)

StipendiatenTreffen

Warum es Arbeitgeberverbände braucht, erfuhren mehr als 30 Stipen diaten der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) bei ihrem Besuch Mitte Oktober im Haus der Wirtschaft (HdW) in Hamburg. Tarif- und Arbeits recht, betriebliches Lernen und Öf fentlichkeitsarbeit standen ebenfalls auf dem Programm. BiB

Fotos: Christian Augustin

MINT-Tag Hamburg

„MINT braucht VielFALT“ – das Motto des 6. Hamburger MINT-Tags lockte am 17. November 75 Schulen, mehr als 1.100 Klassen und rund 30.000 Schülerinnen und Schüler an. Jedes neunte Schulkind nahm an einem Wettbewerb zum Start in den Tag teil. Danach galt es, MINT zu erle ben – in Hochschulen, Schülerlaboren und Museen. BiB

Fotos:

Starke Partner: Dr. Jessica Bönsch (2. von der NORDMETALLStiftung unterstützt den MINT-Tag. Moderner Baukasten: Auf Basis von Legosteinen können Schülerinnen und Schüler im Alter von neun bis 16 Jahren einen autonomen Roboter konstruieren und programmieren. Unterstützung aus dem Netz: Jugendli che besprechen in einer Videokonferenz ihre Konstruktionsfortschritte. Wollen Gesellschaft in verantwortungsvoller Position mitge stalten: Stipendiaten der Stiftung der Deutschen Wirtschaft mit NORDMETALL-Hauptgeschäftsführer Dr. Nico Fickinger (vorn). Claudia Höhne Offenes Forum: sdw-Stipendiaten disku tieren im HdW auch die soziale Verant wortung eines Arbeitgeberverbandes. Feuer und Flamme: Verbands juristin Anna Thalmann spricht über die Bedeutung des Arbeitsrechts.
61 1 / 2020 Standpunkte NORDMETALL

TARIF UPDATE

Ob es um Tarifverträge, die geplante Einführung eines Schichtsystems oder die Eingruppierung von Beschäftigten geht – die NORDMETALLAbteilung „Tarifrecht und Arbeitsorganisation“ unterstützt kompetent und schnell. An dieser Stelle antworten die erfahrenen Juristen und Arbeitswissenschaftler auf aktuelle Fragen, die aus dem Kreis der NORDMETALL-Mitgliedschaft gestellt werden.

Alle Jahre wieder –die betriebliche Sonderzahlung

Mit den Abrechnungen für den Monat November taucht sie immer wieder auf – die betriebliche Sonderzahlung, auch „Weihnachtsgeld“ genannt. Zu finden ist sie im gleichnamigen „Tarifvertrag Betriebliche Sonderzah lung“, kurz TV BS. Für Mecklenburg-Vorpommern gilt ein eigener Tarifvertrag, der sich aber nur in der Höhe der Zahlung von den anderen Tarifgebieten unterschei det. Während die betriebliche Sonderzahlung in Meck lenburg-Vorpommern abhängig von der Betriebszuge hörigkeit bis zu 50 Prozent eines Monatsverdienstes be trägt, sind es in den anderen Tarifgebieten 55 Prozent. Die betriebliche Sonderzahlung ist auszuzahlen, wenn drei Voraussetzungen erfüllt sind:

1. Zum Auszahlungsstichtag, dem 1. Dezember, besteht ein Arbeits- oder Ausbildungsverhältnis.

2. Der Beschäftigte wird am Auszahlungsstichtag seit mindestens sechs Monaten ununterbrochen in dem Betrieb beschäftigt.

3. Der Beschäftigte hat sein Arbeits- oder Ausbildungs verhältnis nicht gekündigt. Dabei ist das Beendi gungsdatum irrelevant. Es reicht der Ausspruch der Kündigung für den Wegfall des Anspruchs. Eine Kündigung durch den Arbeitgeber hat dagegen keine Auswirkungen auf den Zahlungsanspruch. Und auch das Auslaufen einer Befristung oder der Abschluss eines Aufhebungsvertrages sind irrelevant.

Auf eine tatsächliche Arbeitsleistung zum Auszah lungsstichtag kommt es nicht an. Nur der Bestand eines Arbeits- oder Ausbildungsverhältnisses ist entschei dend. Folglich erhalten auch Beschäftigte im Mutter schutz oder auch während einer lang andauernden Ar beitsunfähigkeit die betriebliche Sonderzahlung – und

das ungekürzt. Ruht das Arbeitsverhältnis im Kalen derjahr ganz oder anteilig, etwa durch eine Elternzeit, kann die Leistung entsprechend gekürzt werden. Die betriebliche Sonderzahlung ist am 1. Dezember aus zuzahlen. Durch eine Betriebsvereinbarung kann auch ein anderer Auszahlungstag festgelegt werden. In der Regel wird das Weihnachtsgeld mit der November-Ab rechnung ausgezahlt. Dies ändert aber nichts daran, dass das Vorliegen der Anspruchsvoraussetzungen am 1. Dezember geprüft werden muss.

Zu beachten ist auch, dass Beschäftigte, die im Kalen derjahr aus dem Beruf ausscheiden, die volle Leistung erhalten – unabhängig davon, wann sie im Kalenderjahr ausscheiden und ganz gleich, ob wegen Erwerbs- oder Berufsunfähigkeit, wegen Erreichens der Altersgrenze oder aufgrund einer Kündigung zwecks Inanspruch nahme eines vorgezogenen Altersruhegeldes. Dabei bleibt es grundsätzlich beim Zahlungsstichtag 1. De zember. Es bietet sich aber an, die Zahlung schon bei Ausscheiden des Beschäftigten vorzunehmen.

Für die Berechnung der betrieblichen Sonderzahlung sind die Bestimmungen zur Berechnung der Urlaubsver gütung entsprechend anzuwenden. Es ist also der Durch schnittsarbeitsverdienst der letzten abgerechneten drei Monate heranzuziehen. Ändert sich im Bezugszeitraum die vertragliche Arbeitszeit, so bemisst sich die betriebli che Sonderzahlung nach dem durchschnittlichen Ar beitsverdienst bezogen auf die neue vertragliche Arbeits zeit. Wechselt ein Beschäftigter also vor dem 1. Dezember etwa in Teilzeit, so erhält er die betriebliche Sonderzah lung auch nur anteilig entsprechend seiner neuen redu zierten individuellen Arbeitszeit. Stephan Kallhoff

iStock/golero 62 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
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Das Magazin von NORDMETALL e. V., dem M+E-Arbeitgeberverband für Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, das nordwestliche Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Herausgeber: Haus der Wirtschaft Kapstadtring 10 22297 Hamburg www.meinarbeitgeberverband.de E-Mail: standpunkte@nordmetall.de Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer

Chefredakteur: Alexander Luckow (Luc) Tel.: 040 6378-4231

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Redaktion: Birte Bühnen (BiB) Tel.: 040 6378-4235

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Autoren: Anton Bauch, Dr. Nico Fickinger (nf), Stephan Kallhoff, Prof. Dr. Stefan Kooths, Dr. Peter Schlaffke, Lothar Steckel, Albina Stelle (AS), Jannick Vetter

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40. Jahrgang

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IMPRESSUM @NORDMETALL 63 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

MEIN STANDPUNKT

Ampelausfall

„Fortschrittskoalition“ taufte sich das Berliner Ampel-Bündnis nicht ganz unbescheiden zum Auftakt. Das war vor einem guten Jahr. Da hielt die Freude über das Ende der bleiernen Ära mehrerer Großer Koalitionen noch an. Ein recht ausgewogen verhandelter Koalitions vertrag verhieß, dass nun in Berlin bisher unvereinbare politische Strömungen auf faire Art und Weise zusammenfinden würden. Wie zum Zeichen dafür, wurden eifrig Selfies führen der Grüner und Liberaler in trauter Runde gelikt.

Zwölf Monate später ist von dieser Aufbruchsstimmung nichts mehr übrig. Die aktuelle Bun desregierung ist nicht nur weithin unbeliebt. Sie liefert politisch auch zu spät und zu schlecht. Debatte und Prozess um die Rückkehr zur Kernkraft oder das sogenannte Bürgergeld sind abschreckende Beispiele dafür. Als Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) den ersten Entwurf vorlegte, war rasch klar: Seine Vorstellungen von ausgedehnten Schonzeiten und -vermögen sowie reduzierten Pflichten der Bürgergeldempfänger halfen zwar der sozialde mokratischen Traumaaufarbeitung von Hartz IV, bildeten aber nicht den Koalitionsvertrag ab. Die Liberalen mühten sich redlich um Besserung, kamen aber nicht weit. Erst die Union zwang die Koalition mit ihrem Nein im Bundesrat in den Vermittlungsausschuss, wo das Ge setz vom Kopf wieder auf die Füße gestellt wurde.

Auch die dringend nötige Wiedereingliederung der Kernkraft in den deutschen Energiemix, ohne die es keine Versorgungssicherheit in diesem Winter gibt, wurde erst durch einen angeb lichen Stresstest monatelang verzögert, dann brauchte es ein Kanzler-„Machtwort“, um wenigs tens alle drei aktiven Meiler bis zum Frühjahr wieder ans Netz zu bringen – dabei wäre doch der Weiterbetrieb bis 2025 mindestens sinnvoll, womöglich mit weiteren Kernkraftwerken.

So oder ähnlich kontrovers und schleppend geht es in vielen Bereichen: Mangelhafte Neu ordnung der Fachkräftezuwanderung (siehe Seite 52), eine Novelle des Infektionsschutzge setzes mit zu viel Raum für übermäßig restriktive Maßnahmen der Bundesländer, lahmende Wiederaufrüstung der Bundeswehr trotz 100-„Zeitenwende“-Milliarden oder zu schwache Unterstützung für die Ukraine – kein signifikanter Fortschritt nirgendwo.

Nur beim Bauen von LNG-Terminals hat die Ampel mal den Turbo eingelegt, unter hilfrei cher Umgehung eines überbürokratisierten Planungs- und Mitspracherechts. Täte sie das öfter, stünde sie nicht für Ampelausfall.

Alexander Luckow, „Standpunkte“Chefredakteur

Sie erreichen mich unter: luckow@nordmetall.de www.facebook.com/Nordmetall-News zu Politik und Wirtschaft www.facebook.com/NORDMETALL

@
64 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Reem Alabali-Radovan MdB, S. 4, 10 ff., Staats ministerin, SPD

Ahmad Albazi, S. 34, Bärenkälte GmbH

Prof. Thomas Albert , S. 17, Musikfest Bremen GmbH

Dr. Claus Asbeck , S. 17, Arbeitsgericht Hamburg

Jörn-Hendrik Ast , S. 36 f., New Work Heroes GmbH

Loraine Awizus , S. 55, NORDMETALL e. V.

Susan Bach , S. 15, Bildungswerk der Wirtschaft Mecklenburg-Vorpommern e. V.

Peggy Bahll S. 15, Tagungshotel der Wirtschaft Schloss Hasenwinkel

Anton Bauch , S. 55, NORDMETALL e. V.

Martina Bergemann , S. 17, Arbeitsgericht Hamburg

Julian Bonato S. 14, Vorstand AGV NORD e. V. / MHG Heiztechnik GmbH

Dr. Jessica Bönsch , S. 38 f., 61, NORDMETALLStiftung

Dr. Lars Brzoska , Titel, S. 5, 56 ff., Jungheinrich AG

Tom Busacker, S. 34, Alfa Laval Mid Europe GmbH

Tanja Chawla S. 13, DGB Bezirk Nord

Björn Christiansen , S. 22, 24 f., Siemens Gamesa Renewable Energy GmbH & Co. KG

Dr. Anna Christmann MdB, S. 50, Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt, Bündnis 90/Die Grünen

Christoph de Vries MdB, S. 16, CDU

Christian Decker S. 48, DESMA Schuhmaschinen GmbH

Janina Döhring , S. 33, Getriebebau NORD GmbH & Co. KG

Poul Due Jensen , S. 49, GRUNDFOS Holding A/S

Dr. Rainer Dulger, S. 49, BDA

Dr. Thomas Ehm S. 16, Schatzmeister NORD METALL e. V. / Premium AEROTEC GmbH

Volker Enkerts S. 16, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung

Katharina Fegebank , S. 4, 10 f., 13, Zweite Bürger meisterin und Wissenschaftssenatorin der Freien und Hansestadt Hamburg, Bündnis 90/Die Grünen

Ron Ferle , S. 24, Siemens Gamesa Renewable Energy GmbH & Co. KG

Dr. Nico Fickinger, S. 3, 11 f., 33, 61, 66 NORD METALL e. V.

Dirk Finstel, S. 41, SECO Northern Europe GmbH

Helmut Fitzke , S. 17, NORDMETALL e. V.

Dr. Gero Flatau , S. 16, Drägerwerk AG & Co. KGaA

Sönke Fock , S. 17, Agentur für Arbeit Hamburg

Robert Focke , S. 16, Vizepräsident NORDMETALL e. V. / Nordischer Maschinenbau Rud. Baader GmbH & Co. KG

Matthias Fricke S. 41, SECO Northern Europe GmbH

Daniel Friedrich S. 4, 6 f., IG Metall Küste

Christoph Fülscher, S. 15 f., NORDAKADEMIE gemeinnützige AG

Manfred Garz , S. 41, SECO Northern Europe GmbH

Levy Geisemeyer S. 32 f., Fritz Barthel Armaturen GmbH & Co. KG

Kathrin Goda , S. 17, Gesellschaft für Politik und Wirtschaft e. V.

Prof. Dr. Andreas Goldthau , S. 48, Willy Brandt School of Public Policy

Peter Golinski, S. 16, 26 f., 29 f., NORDMETALL e. V.

Marc Kevin Grün , S. 35, KHS GmbH

Dr. Michael Haidinger, S. 50, Boeing Deutschland GmbH

Dr. Daniela Haller, S. 12, 17, Airbus Aerostructures GmbH

Hubertus Heil MdB, S. 64, Bundesminister für Arbeit und Soziales, SPD

Dirk Heyden S. 17, Jobcenter team.arbeit.hamburg

Daniel Höft , S. 35, German Naval Yards GmbH

Florian Holl S. 24 f., Siemens Gamesa Renewable Energy GmbH & Co. KG

Tanja Hoppmann , S. 14, WISKA Hoppmann GmbH

Ronald Hoppmann , S. 14, WISKA Hoppmann GmbH

Jutta Humbert , S. 13, Vorstand NORDMETALL e. V. / Getriebebau NORD GmbH & Co. KG

Daniel Hustadt , S. 50, Ørsted Germany GmbH

Harald Jaekel, S. 50, Peene-Werft GmbH & Co. KG

Stefan Katt , S. 17, Gesellschaft für Politik und Wirtschaft e. V.

Melanie Kerker, S. 66, NORDMETALL e. V.

Dirk Kienscherf MdHB S. 15, Fraktionsvorsitzen der, SPD

Hartmut Koch , S. 14, Verband der Wirtschaft Thüringens e. V.

Kathrin Köhn , S. 14, NORDMETALL e. V.

Cathrin Kohnke , S. 10, 13, Vorstand NORDMETALL e. V. / Stryker Trauma GmbH

Prof. Dr. Stefan Kooths S. 21, Kiel Institut für Weltwirtschaft

Milena Kopetz , S. 5, 42, Haus der Wirtschaft Service GmbH

Ingo Kramer, S. 49, Ehrenpräsident NORDMETALL e. V.

Susanne Küchen , S. 14, NORDMETALL e. V.

Dr. Christian Kuhnt S. 17, Stiftung SchleswigHolstein Musik Festival

Yasemin Kural, S. 48, Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft

Anne Labrenz , S. 23 ff., Siemens Gamesa Renewable Energy GmbH & Co. KG

Thomas Lambusch , S. 16, Ehrenpräsident NORD METALL e. V.

Manfred Lehde , S. 16, Ehrenvorsitzender AGV NORD e. V.

Rainer Lekzig , S. 13, Siemens AG

Dominique Lembke , S. 12, IG Metall Küste Dr. Susanne Loßmann , S. 16 f., Arbeitsgericht Hamburg

Alexander Luckow, S. 10, NORDMETALL e. V. Claus Ruhe Madsen , S. 26 ff., 50, Minister für Wirt schaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein, parteilos Dr. Harald Marquardt , S. 8, IG Metall Baden-Würt temberg

Gabriele Mastmann , S. 52, 54, OFFER & MAST MANN Rechtsanwälte PartG

Reinhard Meyer S. 50, Minister für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit des Landes Mecklenburg-Vorpommern, SPD

Jan Eric Mittelstädt , S. 33, 35, Gesamthafen betriebsgesellschaft Rostock mbH

Fatlum Morina S. 32 f., Fritz Barthel Armaturen GmbH & Co. KG

Frank Müller, S. 13, Premium AEROTEC GmbH

Sven Müller, S. 15, Vereinigung der Unternehmens verbände für Mecklenburg-Vorpommern e. V.

Dr. Sven Murmann , S. 49, Stiftung der Deutschen Wirtschaft

Timur Nazari, S. 34, Vossloh Rail Services Deutsch land GmbH

Sonja Neubert , S. 13, Vorstand NORDMETALL e. V. / Siemens AG

Cornelius Neumann-Redlin S. 17, 48, Die Unter nehmensverbände im Lande Bremen e. V.

Bettina Offer, S. 5, 52 ff., OFFER & MASTMANN

Rechtsanwälte PartG

Thorben Oldenburg , S. 35, KHS GmbH

Irina Onischuk , S. 32 f., Fritz Barthel Armaturen GmbH & Co. KG

Joachim Ossmann , S. 17, Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven

Frank Ostoff, S. 37, Future Potential

Mario Paetzold , S. 35, KHS GmbH

Dr. Reiner Piske S. 16, Drägerwerk AG & Co. KGaA

Steffen Pohl S. 14, Vizepräsident NORDMETALL e. V. / Liebherr-MCCtec Rostock GmbH

Laura Pooth , S. 12, DGB Bezirk Nord

Robin Praeger, S. 34, Broetje-Automation GmbH

Christina Ramb, S. 11 ff., BDA

Daniel Reifschneider, S. 35, KHS GmbH

Tjorven Rekbaum S. 35, German Naval Yards GmbH

Sebastian Röber, S. 35, KHS GmbH

Marvin Rodrigues , S. 35, KHS GmbH

Ramon Rubbert , S. 32 f., Robert Bosch Steering Columns GmbH

Hans-Martin Rump, S. 16, Agentur für Arbeit Kiel

Ingo Scheuse , S. 14, Unternehmensverband Kiel e. V. Dr. Peter Schlaffke , S. 8, 44, NORDMETALL e. V.

Hansjörg Schmidt MdHB, S. 15, SPD

Jörg Schmidt S. 14, Liebherr-MCCtec Vertriebs- und Service GmbH

Christian Schmoll, S. 16, TAMSEN MARITIM GmbH

Michael Schuhmann , S. 35, KHS GmbH

Tim-Dominic Schulze , S. 35, KHS GmbH

Markus Schwiering , S. 48, Sparkasse Bremen AG

Sven Schwuchow, S. 16, Hanse Personal Service GmbH

Carsten Sippel S. 14, Lloyd Werft Bremerhaven GmbH

Stefan Soost S. 12, IG Metall Küste

Stefan Spoede S. 12, 16, Premium AEROTEC GmbH

Lena Ströbele , S. 4, 6 f., 9, Tarifverhandlungsfüh rerin NORDMETALL e. V. / Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG

Anna Thalmann , S. 61, NORDMETALL e. V. André Trepoll MdHB, S. 14, Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft, CDU Folkmar Ukena , S. 11, 16, 18 ff., 33 f., Präsident NORDMETALL e. V. / LEDA Werk GmbH & Co.KG

Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein MdHB S. 14, FDP

Birgit Voßkühler, S. 5, 17, 67, Landesarbeitsgericht / Hamburgisches Verfassungsgericht

Marco Wagner S. 12, 15, Airbus Operations GmbH

Tim Wagner S. 50, NVL B.V. & Co. KG

Nawina Walker, S. 12, Airbus Operations GmbH

Max Warmuth , S. 34, HELL Gravure Systems GmbH & Co. KG

Malte Wernecke , S. 34, Alfa Laval Mid Europe GmbH

Susanne Westphal, S. 37, Institut für Arbeitslust

Nico Winkelmann , S. 25, Siemens Gamesa

Renewable Energy GmbH & Co. KG

Dr. Michael Winkler S. 13, Vorstand NORDMETALL e. V. / HELLA Fahrzeugkomponenten GmbH

Dr. Stefan Wolf, S. 8, Präsident Gesamtmetall

Edgar Wonneberger, S. 14, NORDMETALL e. V.

Jule Zachow S. 35, Herose GmbH

Damion Zielinksi, S. 35, German Naval Yards GmbH

Roman Zitzelsberger, S. 8, IG Metall Küste

PERSONENREGISTER
65 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Portal für mehr Profil

Sie haben Stellen für eine duale Ausbildung oder ein du ales Studium zu besetzen? Oder möchten Sie sonstige Angebote zur Nachwuchssicherung öffentlich machen? Dann können Sie als Arbeitgeber der Metall- und Elek troindustrie seit Herbst 2022 dafür das um neue Funk tionen erweiterte M+E-Firmenportal nutzen. Die Platt form ist mit diversen Internetangeboten der M+E-Nach wuchssicherung wie ausbildung-me.de, think-ING.de oder IT-Berufe.de verknüpft. Mit einem einzigen Login auf https://unternehmen.me-vermitteln.de können die Nutzerinnen und Nutzer ihre Einträge auf den verschie

denen Portalen steuern. Auch der Anwenderbereich der App MEBerufe ist in die Plattform integriert. Mithilfe eines eigenen Profils können Unternehmen auf dem M+E-Firmenportal für sich und die Metall- und Elek troindustrie werben. NORDMETALL bietet seinen Mit gliedern in Kooperation mit IW Medien Köln im Rah men von Onlineveranstaltungen die Möglichkeit, die Plattform und deren Anwendung kennenzulernen. Nächster Termin: 18. Januar 2023 von 10 bis 11 Uhr. Fragen beantwortet Ihnen NORDMETALL-Referentin Melanie Kerker gern unter kerker@nordmetall.de. BiB

Investition in die Zukunft

„Das ist sicher an der Grenze dessen, was unsere Fir men noch gerade so für verkraftbar halten“, sagt Nico Fickinger in der jüngsten Ausgabe seines Standpunk te-Podcasts. Der NORDMETALL-Hauptgeschäftsfüh rer versteht den erzielten Tarifabschluss als klassi schen Kompromiss – Gewerkschafts- wie Arbeitge berseite hätten große Zugeständnisse machen müssen, um schließlich einen Interessenausgleich erreichen zu können (mehr ab Seite 14). Dennoch sei en die 8,5 Prozent mehr Lohn „ein kräftiger Schluck aus der Pulle“, so Fickinger. Denn hinzu komme: „Auch die 3.000 Euro an Einmalzahlungen müssen

die Unternehmen zahlen, die kommen ja nicht von der Regierung, sondern müssen erst mal erwirtschaf tet werden.“ Der Arbeitgebervertreter setzt darauf, dass es nach einer zu erwartenden Rezession Ende 2023 Anfang 2024 endlich wieder aufwärts geht. „In diese Zukunft investiert die Tarifeinigung 2022“, ist Fickinger überzeugt. Der Tarifvertrag gilt bis Ende September 2024. Bis dahin gebe es noch eine ganze Menge an Themen, über die sich ein gemeinsames Nachdenken lohne, so der Hauptgeschäftsführer. Nachhören können Sie den Podcast unter meinarbeit geberverband.de/standpunkte-politik-podcasts. BiB

VOR SCHLUSS
KURZ
Standpunkte-Podcast Der Politik-Podcast des Hauptgeschäftsführers der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie Dr. Nico Fickinger. Thema: Abschluss der Tarifrunde 2022
66 4 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Ich lese „Standpunkte“, weil ...

„... es mich als Richterin interessiert, welche Themen die Prozessbeteiligten in ihrem Alltag beschäftigen.“

Präsidentin des Landesarbeitsgerichts Hamburg Präsidentin des Hamburgischen Verfassungsgerichts

Foto: Christian Augustin

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