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Informatik als Pflichtfach - begleitet von der NORDMETALL-Stiftung
Mit dem Schuljahr 2022/23 startet Schleswig-Holstein den Versuch, Informatik zum Pflichtfach zu machen – die NORDMETALL-Stiftung flankiert den Prozess und fördert den Erfahrungstransfer.
Informatik bestimmt immer stärker die moderne Arbeits- und Lebenswelt – und darauf muss die heranwachsende Generation in den Schulen so gut wie möglich vorbereitet werden. Mit Blick auf den Informatikunterricht in allgemeinbildenden Schulen gleicht Norddeutschland jedoch noch einem Flickenteppich: Während Mecklenburg-Vorpommern als einziges der fünf Bundesländer Informatik bereits als Pflichtfach implementiert hat, beginnen Schleswig-Holstein und Niedersachsen in diesem Jahr mit der Pilotierung. Hamburg will in den kommenden Jahren nachlegen. Lediglich Bremen hinkt noch hinterher: Dort existiere laut Informatik-Monitor der Gesellschaft für Informatik „keinerlei durch ein verbindliches Curriculum unterlegtes Angebot für informatische Bildung in der Sekundarstufe I“. „Die unterschiedlichen Herangehensweisen der Bundesländer, Informatik in der Schule zu vermitteln, sollten nicht dazu führen, dass Schülerinnen und Schülern am Ende ihrer Schulzeit zentrale Kompetenzen für ihr Leben und ihren Berufseinstieg fehlen, sagt Jessica Bönsch, Leiterin des Bereichs Bildung und Wissenschaft der NORDMETALL-Stiftung. Sie treibt die Frage um, wie Lehr- und pädagogische Fachkräfte dabei unterstützt werden können, junge Menschen für MINT (kurz für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu begeistern. „Informatik ist eine Kernkompetenz der Zukunft – es ist erfreulich, dass die Politik sich zunehmend damit auseinandersetzt, wie Kinder und Jugendliche in der Breite diese zentralen Kompetenzen erwerben können.“
Fachspezifische Didaktik entwickeln
Zusammen mit dem Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur (MBWFK) in Schleswig-Holstein sowie dem IPN – Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik begleitet die Stiftung seit Beginn dieses Schuljahrs die vom Ministerium durchgeführte Pilotierung. Ziel ist es, Informatik als reguläres Unterrichtsfach an einem Drittel der Gymnasien und Gemeinschaftsschulen in Schleswig-Holstein einzuführen. Zusätzlich zu den curricularen Voraussetzungen, einer geeigneten Infrastruktur hinsichtlich der Räume und Hardware werden vor allem entsprechend aus- und fortgebildete Lehrkräfte sowie fachspezifische Didaktik benötigt. An dieser Stelle unterstützt die Stiftung das Vorhaben. Ihre Förderung in Höhe von 50.000 Euro ermöglicht die Vernetzung der teilnehmenden Schulen und Lehrkräfte in Fortbildungen und Regionalkonferenzen im Zeitraum 2022 bis 2024. So können sie wechselseitig von ihren Erfahrungen profitieren. Auch Schulen, die an der Pilotphase nicht beteiligt sind, können frühzeitig eingebunden werden. Darüber hinaus dient die Förderung der NORDMETALL-Stiftung dazu, dass Unterrichtsmaterialien erarbeitet werden, die allen Schulen zur Verfügung stehen werden. „Wir wissen, dass die Einführung eines neuen Pflichtfachs keine Kleinigkeit ist – mit unserer Förderung und Kooperation möchten wir zum Gelingen beitragen. Wir gehen davon aus, dass die Schulen durch den Austausch und die Zusammenarbeit eine zusätzliche Unterstützung erfahren“, erläutert Jessica Bönsch.
7.500 Schulkinder lernen Informatik
Auf dem Lehrplan stehen die Mechanismen der digitalen Welt: Seit dem Sommer bekommen etwa 7.500 Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I in Schleswig-Holstein Informatikunterricht, lernen, wie sie mit Tabellen- und Textverarbeitungsprogrammen umgehen, wie sich Tablets und Laptops technisch zusammen setzen und was es hinsichtlich Internet-Sicherheit zu beachten gilt. Die Schulkinder sollen erste Erfahrungen mit Programmierung machen, lernen, was ein Algorithmus ist und wie er funktioniert. Stiftungsbereichsleiterin Bönsch begrüßt diese Entwicklung. Über die Testphase hinaus wünscht sie sich jedoch einen beweglichen Gestaltungsrahmen für das neue Unterrichtsfach: „Das ist wichtig, um der thematischen Breite und Schnelllebigkeit des Fachs gerecht zu werden.“ Heute wird in fast allen Berufen der kompetente Umgang mit Informationen sowie Informations- und Kommunikationstechnologien benötigt. Diese Herausforderung werde sich ohne Informatik als Pflichtfach nicht meistern lassen, ist Bönsch überzeugt. Deshalb sollte Informatik für alle Kinder und Jugendlichen ab der Sekundarstufe I in allen Bundesländern und Schulformen ein zentraler Bildungsbaustein sein. Auf diese Weise ließe sich Chancengleichheit fördern und zugleich dem Fachkräftemangel entgegenwirken, so Bönsch. Nach Mecklenburg-Vorpommern zeigt nun also auch Schleswig-Holstein, wie Informatik zum Pflichtfach gemacht werden kann – es bleibt zu hoffen, dass die anderen norddeutschen Bundesländer diesen positiven Beispielen folgen.
Jannick Vetter
MINT – Das I steht für Informatik
Die NORDMETALL-Stiftung fördert auch in anderen Projekten praxisorientierten Kompetenzerwerb in Informatik sowie das Kennenlernen von Arbeitsfeldern mit IT-Bezug: Die Hacker School @yourschool ermöglicht jungen Menschen erste Programmiererfahrungen. Den Jugendlichen werden zusätzlich Möglichkeiten aufgezeigt, sich mit Programmierung außerhalb der Schule zu beschäftigen und sie bekommen eine allgemeine Orientierung zu IT-Berufen. Die Blended-Learning-Plattform im Programm Technovation Girls Germany fördert Mädchen dabei, digitale und unternehmerische Kompetenzen auszubauen, indem sie lernen, eigene Apps zu entwickeln. Dabei werden sie standortunabhängig von Mentorinnen und Mentoren aus der IT-Branche begleitet.