neubau kompass Magazin Frankfurt 2/2021

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Im Osten geht die Sonne auf (MSP) Das Ostend ist schon lange hip: In den 1990erJahren entdeckten Künstler und andere Freigeister das Areal zwischen (Abstell-)Gleisen und Osthafen für sich, eine illustre Schar von Nachtschwärmern tummelte sich auf Baustellenpartys oder in Off-Spaces wie „Ostclub“, „Galerie Fruchtig“ oder „Der Bilde König“. Sie schätzten gerade das etwas Verruchte, den Trash des hauptsächlich gewerblich genutzten Gebiets. Tagsüber kam man eher zum Autokauf – oder zum Verspeisen einer kultigen Rindswurst bei der Metzgerei Gref-Völsing, für die auch heute noch Banker und Handwerker gemeinsam Schlange stehen. Auch etablierte Galeristen wie Wilma Tolksdorf erkannten das Potenzial der Gegend früh und ließen sich hier, abseits der Haupt-Kunstmeile, nieder. Werbeagenturen und andere Kreativwerkstätten zogen nach. Im Laufe der vergangenen Dekade hat sich der ehemalige Industriestandort zu einem lebenswerten, bunt gemischten Quartier entwickelt. Vor allem am Achsenkreuz Hanauer Landstraße/Honsellstraße/FerdinandHapp-Straße ist der Wandel unverkennbar. Im Schwedler Carré auf dem ehemaligen Güterbahnhof Ost sind auf circa 40.000 m2 neben Hotels und Büros vor allem Wohnungen entstanden. Kein Wunder, denn die Freizeitqualität des urbanen Stadtteils ist hoch: Der ausgedehnte Uferpark geht fließend in den Binnenhafen über, das Mainufer lockt zum Frühsport oder Bummeln, der Spiel- und Skatepark am Osthafen erfreut die Kinder. Der weitläufige Ostpark ist ebenso schnell zu Fuß erreichbar wie der Frankfurter Zoo, und über die neue Osthafenbrücke radelt man minutenschnell zum Stadtwald. Als die Europäische Zentralbank 2014 die Sonnemannstraße 20 bezog, nahm das Ostend noch zusätzlich Fahrt auf. Das EZB-GebäudeKonglomerat, in das Teile der denkmalgeschützten Großmarkthalle aus dem Jahr 1928 integriert wurden, gibt mit seinen 165 und 185 Meter hohen Zwillingstürmen dem Viertel ein völlig neues, charakteristisches Gesicht – und das soll auch so bleiben: Es ist als Solitär gedacht, ein Hochäuser-Pulk in seiner Nähe ist nicht angestrebt. Dementsprechend hält sich der Wettbe-

werbssieger-Entwurf für die Bebauung der nahe gelegenen Osthafen-Molenspitze in der Höhe zurück. Das Gleiche gilt für die Neubauten, die ringsum bereits aus dem Boden sprossen. Ihre Ansprüche an Nachhaltigkeit, Nutzungsqualität und Ästhetik sind dafür umso ambitionierter: Die verklinkerte „Oskar Residence“ auf dem früheren Grundstück des berühmt-berüchtigten Bordells „Sudfass“ an der Ecke Flößerbrücke/Oskarvon-Miller-Straße versteht sich als einladendes Tor zum Ostend. Sie besteht aus einem achtgeschossigen Wohngebäude und einem zehngeschossigen Boardinghaus-Turm mit insgesamt 28 Wohnungen und 70 Apartments. Direkt gegenüber des EZB-Eingangs vereint das Gebäudeensemble „Sonnemannstraße“ mit 35 Eigentumswohnungen und Gewerbeflächen vier Stadthäuser – zwei Neubauten, die zwei Altbauten rahmen. Letztere wurden


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