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Die Geschichte der Frankfurter Skyline

HOCH HINAUS Die Geschichte der Frankfurter Skyline

(MP) In Europa ist die Skyline von Frankfurt unerreicht, auch wenn Paris, London und Moskau ebenfalls über bedeutende Hochhäuser-Konglomerate verfügen. Doch Frankfurt am Main hat es wie keine andere europäische Stadt auf eine signifikante, ikonische Hochhausarchitektur gebracht. Lesen Sie, wie sich die Skyline bis heute entwickelt hat.

Die Entwicklung Frankfurts zur Hochhausstadt begann in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Doch die Gründe dafür, dass man ausgerechnet in Frankfurt so hoch hinaus will, reichen länger zurück: Schon seit der Römerzeit war die heute international bekannte Messestadt ein beliebter Handelsplatz – auch dank ihrer günstigen Lage am Main. So hätte es beinahe auch zur Bundeshauptstadt gereicht. Aber nur beinahe: Zwar konnte Bonn das Rennen um den Regierungssitz 1949 für sich entscheiden, doch zog immerhin die Deutsche Bundesbank nach Frankfurt – der Startschuss für die Konzentration von über 500 Banken, zu denen sich viele Versicherungen und Finanzdienstleister gesellten. Das Frankfurter Bankenviertel entstand seit den 1960er-Jahren in der City. Ein prominenter Teil davon war das heute nicht mehr existente Zürich-Haus von 1962 nahe der Alten Oper mit bescheidenen 68 Metern. Immer mehr Hochhäuser wuchsen dicht an dicht, auf engstem Raum. Das war die erste Welle der Hochhäuser in Mainhattan – anfangs noch begleitet von zum Teil auch gewaltsamen Protesten gegen den Ausbau zur Hochhausstadt und gegen den Abriss von Gründerzeit-Villen im Westend. Lange Jahre war der gotische Frankfurter Dom mit seinen 95 Metern noch das höchste Gebäude der Stadt. Erst im Jahr 1972 wurde ein höheres Gebäude fertiggestellt, nämlich der AfE-Turm, der im Jahr 2014 gesprengt wurde. Die ersten Wolkenkratzer, die mehr als 150 Meter hoch waren, wurden Ende der 1970erJahre gebaut: das Plaza Hotel und Plaza Büro Center und das ehemalige Dresdner-Bank-Hochhaus. In den 1990er-Jahren – nach der Wiedervereinigung und der Wahl Frankfurts zum Sitz der Europäischen Zentralbank – kam es zu einem weiteren Bauboom. Die ikonischsten Bauten der Frankfurter Hochhausarchitektur sind der 1991 entstandene Messeturm mit seinen 257 Metern, der DZ-BankTurm mit 208 Metern von 1993, der Commerzbank Tower von 1997 mit 259 Metern und der 2015 eröffnete, 180 Meter hohe Turm der EZB. Über 30 Hochhäuser mit mehr als 100 Metern hat die 750.000-Einwohner-Stadt inzwischen. Zu den spektakulärsten aktuellen Projekten zählt das Ensemble „FOUR“ auf dem Deutsche-BankDreieck. Die hier entstehenden vier Hochhäuser – für die das alte Hochhaus der Deutschen Bank bereits weichen musste – sollen eine Höhe

zwischen 100 und 233 Metern erreichen. „FOUR“ soll im Jahr 2023 fertiggestellt werden.

Das erste Frankfurter Hochhaus ist übrigens der Mousonturm aus dem Jahr 1926. Der Turm einer Parfüm- und Seifenfabrik im Ostend bringt es auf 33 Meter und steht heute unter Denkmalschutz. Seit Jahren beherbergt er das Künstlerhaus Mousonturm, das mit seinen Veranstaltungen zu den besten Kultur-Adressen Frankfurts zählt. Was der Mousonturm an Höhe nicht erreicht, das erreicht er doch an kultureller Schlagkraft. Das Künstlerhaus mit seinem Fokus auf Theater, Tanz, Performance, Musik und Literatur wurde 1988 eröffnet. Eine neuere Entwicklung ist der Bau von Wohntürmen wie etwa dem 172 Meter hohen Grand Tower an der Mainzer Landstraße – ein Luxuswohnturm, der 2020 fertiggestellt wurde. Das höchste Gebäude Frankfurts steht übrigens schon seit 1979: Der Europaturm, ein Fernmeldeturm, misst stattliche 337 Meter. Die Architektur der Stadt Frankfurt hat sich nach den verheerenden Zerstörungen des Weltkriegs fundamental verändert. Nicht jeder Hochhausbau ist in ästhetischer Hinsicht perfekt gelungen, doch Einheimische wie Auswärtige lieben die Skyline der Metropole am Main und feiern ihre Hochhäuser mit den immer wieder stattfindenden WolkenkratzerFestivals oder auch durch die Verleihung des Internationalen Hochhauspreises. Faszinierend ist die Sicht von der Aussichtsplattform des 1999 errichteten Main Tower, von wo man im Sommer sogar bis 23 Uhr den Blick in die Ferne schweifen lassen kann. Von hier aus kann man auf eine Stadt schauen, deren lange Geschichte geprägt ist von Handel und Verkehr. Die Frankfurter Skyline ist der sichtbare Ausdruck einer Entwicklung, die noch lange nicht zu Ende ist. Im Gegenteil: Auch der Austritt Englands aus der Eurozone könnte den Hochhausboom in Frankfurt noch einmal neu befeuern.

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