NATURA 2000-Gebiete

Schriftenreihe

NATURSCHUTZ IM LANDKREIS GOTHA Heft 4

NATURA 2000-GEBIETE

Impressum: Herausgeber: Landratsamt Gotha – Sachgebiet Naturschutz und Landschaftspflege, 2009, mit Unterstützung des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt 1. Auflage, 1.000 Exemplare Autoren: Cornelia Schuster, Kerstin Beckert, Karen Hölzer, alle Büro für Landschaftsplanung Beckert, Eschenbergen Redaktion: Cornelia Schuster, Büro für Landschaftsplanung Beckert, Eschenbergen Petra Schache, Sachgebiet Naturschutz und Landschaftspflege, Landratsamt Gotha Thomas Oppel, Gotha Layout und Druck: d I m I z – Druckmedienzentrum Gotha GmbH Nutzungsrecht zur Vervielfältigung der amtlichen Kartenauszüge: Ausschnitte aus den topografischen Karten im Maßstab 1:25.000 mit Genehmigung des Thüringer Landesvermessungsamtes, Genehmigungsnummer. 101 626 / 2009 Kartenausschnitte aus dem Fachinformationssystem Naturschutz (LINFOS) – lizenzfreies Landesdatennetz der TLUG, welches den Naturschutzverwaltungen in Thüringen zur Verfügung steht.

Vervielfältigung nur mit Genehmigung erlaubt.

Die Gesamtherstellung der Druckauflage erfolgte mit der gebotenen Sorgfaltspflicht, jedoch ohne Gewähr. Verfasser und Herausgeber übernehmen keine Haftung für etwaige Fehler. Schadenersatz ist ausgeschlossen.

Ansprechpartner Landkreis Gotha Sachgebiet Naturschutz und Landschaftspflege 18.-März-Straße 50 99867 Gotha Tel. 03621/214267

gefördert durch:

Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete

Grußwort des Landrates Mit dem Heft 4 der Schriftenreihe Naturschutz im Landkreis Gotha setzt das Landratsamt die Vorstellung seiner reichhaltigen Naturausstattung und Landschaft fort. Gegenstand des vorliegenden Heftes sind die „Gebiete gemeinschaftlicher Bedeutung“, kurz „FFH-Gebiete“ genannt, und die europäischen Vogelschutzgebiete. Zusammengefasst wird diese Gebietskulisse als „Natura 2000-Gebiete“ der Europäischen Union bezeichnet.

Die vorliegende Veröffentlichung soll zum einen dazu dienen, dem interessierten Bürger die gesetzlichen Grundlagen und Inhalte der Natura 2000-Gebietskulisse zu erläutern und zum anderen die Gebiete im Einzelnen vorzustellen.

Die Bedeutung der Gebietskulisse der europäischen Schutzgebiete kann man daran ermessen, dass immerhin 28,5 % der Fläche des Landkreises Gotha von den Natura 2000-Gebieten eingenommen werden. Dazu zählen 17 Flora-Fauna-Habitat-Gebiete und 4 Vogelschutzgebiete, wobei einige Gebiete kreisübergreifend sind. Die Vielfalt reicht dabei von Moorstandorten und Buchenwäldern der Kammlagen des Thüringer Waldes über die Muschelkalkplatte des Truppenübungsplatzes Ohrdruf mit einer deutschlandweiten Bedeutung für den Naturschutz bis zum Thüringer Ackerhügelland mit der Nesseaue, den Wasserspeichern Dachwig und Friemar und den Fahnerschen Höhen. Die Gebiete zeichnen sich durch ihre Großflächigkeit, repräsentative Lebensraumtypen von gemeinschaftlichem Interesse und eine hohe Artenvielfalt aus. Sie sollen den gefährdeten Arten ausreichend Schutz und Lebensraum bieten und die gesunde Populationsentwicklung fördern und damit das Naturerbe bewahren helfen.

Mit der Broschüre wird ein weiterer Teil des Katasters der Schutzgebietsflächen und Naturschutzobjekte des Landkreises Gotha fertig gestellt, welches alle Schutzgebietsflächen anschaulich zusammenfasst.

Die Schrift richtet sich an alle interessierten und fachkundigen Bürger des Landkreises und seine Gäste, dient aber auch der Information anderer Fachbehörden und Planungsträger.

Ich möchte an dieser Stelle allen Beteiligten danken, die zum Gelingen dieser Informationsbroschüre beigetragen haben, ganz besonders natürlich den Text- und Bildautoren. Gefördert wurde das Heft im Rahmen der Förderinitiative ländliche Entwicklung in Thüringen (FILET) und hier speziell über die Förderrichtlinie für Maßnahmen zur Entwicklung von Natur und Landschaft durch den Freistaat Thüringen.

Ich hoffe, mit dieser Broschüre Ihr Interesse an den europäischen Schutzgebieten unseres Landkreises geweckt zu haben und bitte Sie, Ihre Anregungen, örtlichen Kenntnisse und Hinweise an die untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes weiter zu geben.

Konrad Gießmann Landrat

1

Schriftenreihe

NATURSCHUTZ IM LANDKREIS GOTHA Heft 4 Die Schutzgebiete des Netzes NATURA 2000 im Landkreis Gotha Inhaltsverzeichnis Einleitung .......................................................................................................................... 3 EG Vogelschutzgebiete Nr. 16 „Ackerhügelland westlich Erfurt mit Fahnerscher Höhe“ ........................................ 8 Nr. 24 „Thüringer Wald zwischen Ruhla und Großer Inselsberg“ .....................................12 Nr. 25 „Mittlerer Thüringer Wald westlich Oberhof“ ..........................................................15 Nr. 29 „Ohrdrufer Muschelkalkplatte und Apfelstädtaue“ .................................................18 FFH-Gebiete Nr. 38 „Unstruttal zwischen Nägelstedt und Großvargula“ .............................................. 21 Nr. 43 „Fahnersche Höhe – Ballstädter Holz“.................................................................. 24 Nr. 52 „Nessetal – südlicher Kindel“ ................................................................................ 27 Nr. 53 „Krahnberg -– Kriegberg“ ..................................................................................... 30 Nr. 54 „Seeberg-Siebleber Teich“.................................................................................... 33 Nr. 55 „Apfelstädtaue zwischen Wechmar und Neudietendorf“ ...................................... 37 Nr. 60 „Thüringer Wald von Ruhla bis Großer Inselsberg“ .............................................. 39 Nr. 61 „Hirzberg-Wanningsrod-Kranichmoor ................................................................... 43 Nr. 62 „Drei Gleichen“...................................................................................................... 46 Nr. 63 „TÜP Ohrdruf-Jonastal“ ........................................................................................ 50 Nr. 64 „Erlebachwiesen bei Wölfis“ ................................................................................. 54 Nr. 100 „Thüringer Wald zwischen Kleinschmalkalden und Tambach-Dietharz“............. 57 Nr. 106 „Mittlerer Thüringer Wald westlich Oberhof“ ....................................................... 61 Nr. 206 „Mähwiesen um Waltershausen und Cumbacher Teiche“ .................................. 64 Nr. 207 „GLB Hangquellmoor Siegelbach“ ...................................................................... 67 Nr. 208 „Wilde Gera bis Plaue und Reichenbach “ .......................................................... 69 Nr. 212 „Wartberge bei Seebach“ .................................................................................... 72 Literatur und Quellen ....................................................................................................... 74 2

Die Schutzgebiete des Netzes NATURA 2000 im Landkreis Gotha Einleitung Das Netz Natura 2000 besteht aus den Gebieten der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH-Richtlinie, vom 21. Mai 1992, 92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (vom 2. April 1979, 79/409/EWG). Die FFHGebiete werden auch als Gebiete gemeinschaftlicher Bedeutung (GGB) bzw. Special Areas of Conservation (SAC), die Vogelschutzgebiete als besondere Schutzgebiete bzw. Special Protected Areas (SPA) bezeichnet. Sie werden nach EU-weit einheitlichen Standards ausgewählt und unter Schutz gestellt.

Zu den Zielen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union gehört insbesondere die Schaffung eines europaweiten Schutzgebietsnetzes mit dem Namen „Natura 2000“.

Die Schutzgebiete des ökologischen Netzes Natura 2000 dienen im Wesentlichen dem Schutz der in den Anhängen I und II der FFH-Richtlinie aufgeführten Lebensraumtypen und Arten gemeinschaftlicher Bedeutung sowie der in Anhang I der Vogelschutzrichtlinie genannten Vogelarten und weiteren regelmäßig auftretenden Zugvogelarten in den Mitgliedstaaten. Zudem sind die Tier- und Pflanzenarten gemeinschaftlichen Interesses des Anhangs IV der FFH-Richtlinie streng zu schützen. Bestimmte wirtschaftlich genutzte Arten wie z. B. die Arzneipflanze Arnika (Arnica montana) sind im Anhang V gelistet. Sie unterliegen Bestimmungen, die eine nachhaltige Nutzung ermöglichen und sichern sollen, ohne die Arten in ihrem Bestand zu gefährden.

Insgesamt sind derzeit 231 Lebensraumtypen (Anhang I) und mehr als 1.000 Tier- und Pflanzenarten (Anhang II, IV, V) in den Anhängen der FFH-Richtlinie aufgelistet. Sie sind aufgrund ihrer europaweiten Gefährdung und Verbreitung als Arten und Lebensräume gemeinschaftlicher Bedeutung in die Anhänge aufgenommen worden.

In Deutschland kommen davon 91 Lebensraumtypen des Anhangs I und insgesamt 258 Tier- und Pflanzenarten der Anhänge II, IV, und V vor. Sie verteilen sich mit 133 Arten nach Anhang II, 132 Arten nach Anhang IV sowie 87 Arten auf Anhang V. Einige Arten sind gleichzeitig auf verschiedenen Anhängen gelistet. Die Zahlen beinhalten auch die nach der Roten Liste Deutschland als ausgestorben oder verschollen geführten Arten.

Die Zusammenstellung der Anhänge I und II der FFH-Richtlinie wird differenziert nach prioritären (*) und nicht prioritären Arten und Lebensraumtypen dargestellt. Die Einstufung als prioritäre Art oder als prioritärer Lebensraum hat besonders strenge Schutzvorschriften im Falle von Eingriffen zur Folge (Artikel 6 der FFH-Richtlinie).

Ziel der Vogelschutzrichtlinie ist der Erhalt aller im europäischen Gebiet der Mitgliedstaaten natürlicherweise vorkommenden Vogelarten sowie die Gewährleistung eines für deren langfristiges Überleben ausreichenden Bestandes. BirdLife International (2004) gibt für Europa 524 regelmäßig auftretende Vogelarten an. Der Anhang I der Vogelschutzrichtlinie führt die besonders gefährdeten bzw. schutzwürdigen Arten auf und umfasst zurzeit 190 Arten bzw. Unterarten. In Deutschland kommen nahezu 100 Arten des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie vor. 244 aller in Europa heimischen Vogelarten sind zudem derzeit regelmäßige Brutvögel in Deutschland.

Der Schutz der Natura 2000-Gebiete ist in Artikel 6 der FFH-Richtlinie bzw. in Artikel 3 der Vogelschutzrichtlinie geregelt.

Das Land Thüringen hat insgesamt 259 „Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung“ (FFH-Gebiete Stand 22.09.2006, darunter 47 Objekte [z.B. Kirchen] als Lebensstätten von Fledermausarten nach Anhang II der FFH-RL mit Stand vom 22.09.2006) sowie 44 Europäische Vogelschutzgebiete nach der EU-Vogelschutzrichtlinie mit Stand vom 13.10.2003 ausgewählt und an die EU gemeldet. Diese Flächen und Objekte, die gemeinsam das Schutzgebietsnetz Natura 2000 bilden, wurden durch eine „Erhaltungszieleverordnung“ rechtlich gesichert. Öffentlich bekannt gemacht sind diese Gebiete im Thüringer Staatsanzeiger Nr. 45/2006 vom 6. November 2006. Die Erhaltungsziele sind im Gesetz- und Verordnungsblatt Nr. 7/2008 veröffentlicht.

Die Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie in Jena (TLUG) ist federführend für alle fachlichen Fragen im Zusammenhang mit der Meldung dieser Gebiete an die EU; dazu gehört die Auswahl der geeignetsten Gebiete mit Vorkommen von Lebensräumen und Arten von gemeinschaftlichem Interesse (siehe Tabellen 1, 2 und 3) und die Erstellung der Meldeunterlagen (Karten, Standarddatenbögen). Sie führt die zentrale Dokumentation aller Natura 2000-Gebiete, ist verantwortlich für das allgemeine Monitoring der Arten und Lebensraumtypen und erarbeitet Stellungnahmen zu den Erhaltungs- und Entwicklungszielen der Gebiete.

3

Es besteht die Verpflichtung, alle 6 Jahre gegenüber der EU einen Bericht zur Umsetzung der FFH-Richtlinie in Thüringen abzugeben.

Jeder Organismus ist von bestimmten Einzelfaktoren seiner belebten und unbelebten Umwelt abhängig.

Dabei existieren bei manchen Arten sehr enge Bindungen an den Lebensraum (Biotop), aus denen gefolgert werden kann, dass Artenschutz ohne Biotopschutz nicht erfolgreich sein kann. Bestimmte Biotoptypen sind im Anhang I der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie verzeichnet (FFH-Lebensraumtypen). Für die in Anhang I der FFH-Richtlinie verzeichneten Lebensraumtypen ist, wie für bestimmte Tier- und Pflanzenarten, europaweit ein repräsentatives System besonderer Schutzgebiete auszuweisen. Darin sind außer den in Deutschland meist auch durch Landesgesetze besonders geschützten Biotopen auf Sonder- und Extremstandorten auch naturnahe bis kulturbetonte, weit verbreitetere Biotoptypen auf mittleren Standorten vertreten, die vor allem von einer qualitativen Verschlechterung bedroht sind. In Mitteldeutschland trifft dies besonders für unsere Buchenwälder und Eichen-Hainbuchenwälder, aber auch für wenig gedüngtes, artenreiches vorwiegend gemähtes Grünland zu.

Tabelle 1: Die in Thüringen vorkommenden Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie Code –Nr.

FFH-Lebensraumtyp

*1340

Salzwiesen im Binnenland

3130

Oglio- bis mesotrophe stehende Gewässer mit Vegetation der Littorelletea uniflorae und/oder der Isoeto-Nanojuncetea

3140

Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Gewässer mit benthischer Vegetation aus Armleuchteralgen

3150

Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions

3160

Dystrophe Seen

*3180

Turloughs (temporär wasserführende Karstseen)

3260

Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion

3270

Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation der Verbände Chenopodion rubri (p.p.) und Bidention (p.p.)

4030

Trockene europäische Heide

5130

Formationen von Juniperus communis auf Kalkheiden und -rasen

*6110

Lückige basophile oder Kalk-Pionierrasen (Alysso-Sedion albi)

6130

Schwermetallrasen (Violetalia calaminariae)

(*)6210

Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (*:besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen)

*6230

Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem europäischen Festland) auf Silikatböden

*6240

Subpannonische Steppen-Trockenrasen

6410

Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae)

6430

Feuchte Hochstaudenfluren der planaren bis montanen Stufe

6440

Brenndolden-Auenwiesen (Cnidion dubii)

6510

Magere Flachland- Mähwiesen

6520

Berg-Mähwiesen

*7110

Lebende Hochmoore

7120

Noch renaturierungsfähige degradierte Hochmoore

7140

Übergangs- und Schwingrasenmoore

7150

Torfmoor-Schlenken (Rhynchosporion)

*7210 *7220

Kalkreiche Sümpfe mit Cladium mariscus und Arten des Caricion daviallianae Kalktuffquellen

7230

Kalkreiche Niedermoore

8150

Kieselhaltige Schutthalden der Berglagen Mitteleuropas

*8160

Kalkhaltige Schutthalden der collinen bis montanen Stufe Mitteleuropas

8210

Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation

8220

Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation

8230

Silikatfelsen mit Pioniervegetation des Sedo-Scleranthon oder des Sedo albi-Veronicion dillenii

8310

Nicht touristisch erschlossene Höhlen

9110

Hainsimsen- Buchenwald

9130

Waldmeister- Buchenwald

9150

Mitteleuropäischer Orchideen-Kalk-Buchenwald

4

9160

Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Eichen-Hainbuchenwald (Carpinion betuli)

9170

Labkraut- Eichen- Buchenwald

*9180

Schlucht und Hangmischwälder

*91D0

Moorwälder

*91E0

Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)

91F0

Hartholzauenwälder mit Quercus robur, Ulmus laevis, Ulmus minor, Fraxinus excelsior oder Fraxinus angustifolia (Ulmenion minoris)

9410

Montane bis alpine bodensaure Fichtenwälder (Vaccinio-Piceetea)

*prioritärer Lebensraumtyp

Wichtige Hilfsmittel des Artenschutzes sind z. B. die landesweiten Artenkartierung und die Artenhilfsprogramme für besonders gefährdete Arten, Arten- und Biotopschutzprogramme und die wissenschaftliche Vogelberingung. Letztere wird durch die Staatliche Vogelschutzwarte Seebach betreut und koordiniert.

Die Naturschutzabteilung der TLUG ist eine Zentrale für die fachliche Absicherung des Artenschutzes in Thüringen. Hier werden die Artendaten gesammelt, ausgewertet und bereitgestellt; Schutzgebietskonzepte erarbeitet, Artenhilfsprogramme aufgestellt und fachliche Vorbereitungen für konkrete Schutzmaßnahmen oder Schutzgebietsausweisungen getroffen. Das Schutzgebietsnetz „Natura 2000“ wird auch für die im Anhang II der FFH-Richtlinie aufgelisteten Arten aufgebaut. Dazu gehören über 30 Pflanzen- und Tierarten, die auch in Thüringen vorkommen. Künftig wird auch der strenge Schutz der im Anhang IV der FFH-Richtlinie aufgelisteten Arten ein Schwerpunkt sein.

Tabelle 2: Die in Thüringen vorkommenden Arten nach Anhang II und IV der FFH-Richtlinie Deutscher Name

Wissenschschaftlicher Name

FFH nach Anhang II

FFH nach Anhang IV ja

Farn- und Blütenpflanzen Sumpf-Engelwurz

Angelica palustris

ja

Schlitzblättriger Beifuß

Artemisia laciniata

ja

ja

Einfacher Rautenfarn

Botrychium simplex

ja

ja

Frauenschuh

Cypripedium calceolus

ja

ja

Grünes Besenmoos

Dicranum viride

ja

Sumpf-Siegwurz

Gladiolus palustris

ja

ja

Sumpf-Glanzkraut

Liparis loeselii

ja

ja

Schwimmendes Froschkraut

Luronium natans

ja

ja

Grimalsimoos

Mannia Triandria

ja

Prächtiger Dünnfarn

Trichomanes speciosum

ja

Biber

Castor fiber

ja

Feldhamster

Cricetus cricetus

ja

Säugetiere ja ja

Fischotter

Lutra lutra

Haselmaus

Muscardinus avellanarius

ja

ja

Luchs

Lynx lynx

Wildkatze

Felis silvestris

Fischotter

Lutra lutra

ja

Mopsfledermaus

Barbastella barbastellus

ja

Nordfledermaus

Eptesicus nilssoni

ja

Breitflügelfledermaus

Eptesicus serotinus

ja

Nymphenfledermaus

Myotis alcathoe

Bechsteinfledermaus

Myotis bechsteini

ja ja

ja ja

Fledermäuse

Große Bartfledermaus

Myotis brandti

Teichfledermaus

Myotis dasycneme

Wasserfledermaus

Myotis daubentonii

Großes Mausohr

Myotis myotis

ja

ja ja

ja ja

ja

ja

ja

ja

ja

5

Kleine Bartfledermaus

Myotis mystacinus

ja

Fransenfledermaus

Myotis nattereri

ja

Kleiner Abendsegler

Nyctalus leisleri

ja

Großer Abendsegler

Nyctalus noctula

ja

Rauhhautfledermaus

Pipistrellus nathusii

ja

Zwergfledermaus

Pipistrellus pipistrellus

ja

Mückenfledermaus

Pipestrellus pygmaeus

ja

Braunes Langohr

Plecotus auritus

ja

Graues Langohr

Plecotus austriacus

Große Hufeisennase

Rhinolophus ferruequinum

ja

ja

Kleine Hufeisennase

Rhinolophus hipposideros

ja

Zweifarbfledermaus

Vespertilio murinus

ja ja ja

Fische Stör

Acipenser sturio

ja

Westgroppe

Cottus gobio

ja

Bachneunauge

Lampetra planeri

ja

ja

Amphibien und Reptilien Geburtshelferkröte

Alytes obstetricans

Gelbbauchunke, Bergunke

Bombina variegata

ja

Kreuzkröte

Bufo calamita

Wechselkröte

Bufo viridis

ja

Schlingnatter / Glattnatter

Coronella austriaca

ja

Europäischer Laubfrosch

Hyla arborea

ja

Zauneidechse

Lacerta agilis

ja

ja

ja ja

Knoblauchkröte

Pelobates fuscus

Moorfrosch

Rana arvalis

ja

ja

ja

Springfrosch

Rana dalmatina

ja

Kleiner Wasserfrosch

Rana lessonae

Kammmolch

Triturus cristatus, T. Cristatus x carnifex

ja ja

ja

Muscheln Zierliche Tellerschnecke

Aninus vorticulus

ja

Bachmuschel, Gemeine Flussmuschel

Unio crassus

ja

Flussperlmuschel

Margaritifera margaritifera

ja

ja

Schnecken Gebänderte Kahnschnecke

Theodoxus transversalis

ja

Schmale Windelschnecke

Vertigo angustior

ja

ja

Bauchige Windelschnecke

Vertigo moulinsiana

ja

Austropotamobius torrentium

ja

Helm-Azurjungfer

Coenagrion mercuriale

ja

Vogel-Azurjungfer

Coenagrion ornatum

ja

Grüne Keiljungfer, Grüne Flussjungfer

Ophiogomphus cecilia (O. Serpentinus)

ja

Östliche Moosjungfer

Leucorrhinia albifrons

Große Moosjungfer

Leucorrhinia pectoralis

Grüne Mosaikjungfer

Aeshna viridis

ja

Asiatische Keiljungfer

Gomphus flavipes

ja

Krebse Steinkrebs Libellen

ja ja

ja

ja

Käfer Goldstreifiger Prachtkäfer

Buprestis splendens

ja

ja

Heldbock, Großer Eichenbock

Cerambyx cerdo

ja

ja

Scharlachkäfer

Cucujus cinnaberinus

ja

ja

Breitrand

Dytiscus latissimus

ja

ja

6

Schmalbindiger Breitflügel-Tauchkäfer

Graphoderus bilineatus

ja

Hirschkäfer

Lucanus cervus

ja

ja

*Eremit, Juchtenkäfer

Osmoderma eremita

ja

ja

Alpenbock

Rosalia alpina

ja

ja

*Spanische Flagge

Callimorpha quadripunctaria

ja

Wald-Wiesenvögelchen

Coenonympha hero

Moor-Wiesenvögelchen

Coenonympha oedippus

ja

ja

Heckenwollafter

Eriogaster catax

ja

ja ja

Schmetterlinge ja

Kleiner Maivogel

Euphydryas maturna

ja

Skabiosen-Scheckenfalter

Euphydryas aurinia

ja

Haarstrangwurzeleule

Gortyna borelii lunata

ja

Gelbringfalter

Lopinga achine

Großer Feuerfalter

Lycaena dispar

ja

Blauschillernder Feuerfalter

Lycaena helle

ja

Quendel-Armeisenbläuling

Maculinea arion

ja ja ja ja ja

Dunkler Wiesenknopf-Armeisenbläuling Maculinea nausithous

ja

Heller Wiesenknopf-Armeisenbläuling

Maculinea teleius

ja

ja

Apollofalter

Parnassius apollo

ja

Schwarzer Apollo

Parnassius mnemosyne

ja

Nachtkerzenschwärmer

Proserpinus proserpina

ja

ja

*prioritäre Art

Tabelle 3: Beständige Brutvogelarten des Anhang I der EG-Vogelschutzrichtlinie in Thüringen

Auerhuhn

Wissenschschaftlicher Name Tetrao urogallus

Blaukehlchen

Luscinia svecica

Seeadler

Haliaeetus albicilla

Eisvogel

Alcedo atthis

Sperbergrasmücke

Sylvia nisoria

Grauspecht

Picus canus

Sperlingskauz

Glaucidium passerinum

Heidelerche

Lullula arborea

Tüpfelralle

Porzana porzana

Mittelspecht

Dendrocopus medius

Uhu

Bubo bubo

Neuntöter

Lanius collurio

Wachtelkönig

Crex crex

Rauhfußkauz

Aegolius funereus

Wanderfalke

Falco peregrinus

Rohrweihe

Circus aeruginosus

Weißstorch

Ciconia ciconia

Rotmilan

Milvus milvus

Wespenbussard

Pernis apivorus

Schwarzmilan

Milvus migrans

Ziegenmelker

Caprimulgus europaeus

Schwarzspecht

Dryocopus martius

Zwergschnäpper

Ficedula parva

Deutscher Name

Deutscher Name Schwarzstorch

Wissenschschaftlicher Name Ciconia nigra

Im Kreis Gotha kommen neben den genannten Vogelarten noch weitere im Anhang I aufgeführte Arten vor, so zum Beispiel der Kranich Grus grus oder die Zwergdommel Ixobrychus minutus. Diese brüten allerdings nicht beständig im Gebiet, sondern sind eher als Brutgast, Nahrungsgast oder Durchzügler bekannt.

Zur Information der Bürger sollen die im Landkreis Gotha liegenden Schutzgebiete des europäischen Netzes NATURA 2000 vorgestellt werden. Nicht nur für die Naturschutzbehörden, auch für Genehmigungsbehörden und die Träger von Vorhaben und Planungen sowie bei der Durchführung von Maßnahmen innerhalb und in der Nähe von Natura 2000-Gebieten ergeben sich aus den europäischen Richtlinien bzw. den zu ihrer Umsetzung erlassenen Rechtsvorschriften bestimmte Anforderungen.

Der Landkreis Gotha beinhaltet bzw. berührt 17 FFH-Gebiete und 4 Europäische Vogelschutzgebiete, welche in der vorliegenden Veröffentlichung vorgestellt werden sollen. Die allgemeinen Daten, wie die im Gebiet liegenden FFH-Lebensraumtypen oder die betroffenen Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie bzw. Anhang I der EG-Vogelschutzrichtlinie sind den offiziellen Standarddatenbögen bzw. der derzeit gültigen Veröffentlichung im Staatsanzeiger entnommen. Diese allgemeinen Angaben werden durch eine kurze Gebietsbeschreibung und Erhaltungsziele ergänzt und erläutert.

7

EG Vogelschutzgebiet Nr. 16 „Ackerhügelland westlich Erfurt mit Fahnerscher Höhe“ Allgemeine Angaben Kreisfreie Stadt, Landkreise Erfurt, Gotha, Sömmerda, Wartburgkreis Gemarkungen Tiefthal, Schaderode, Töttelstädt, Ermstedt, Gottstedt, Frienstedt, Alach, Gotha, Ballstädt, Wolfsbehringen, Bienstädt, Bufleben, Brüheim, Dachwig, Döllstädt, Ebenheim, Eschenbergen, Friedrichswerth, Friemar, Gamstädt, Gierstädt, Goldbach, Großfahner, Haina, Hausen, Hochheim, Melborn, Wenigenlupnitz, Ettenhausen, Kleinfahner, Metebach, Molschleben, Nottleben, Pferdingsleben, Pfullendorf, Remstädt, Sonneborn, Burgtonna, Tröchtelborn, Trügleben, Wangenheim, Warza, Westhausen, Witterda und Zimmernsupra Größe 12.052 ha Naturraum Thüringer Becken mit Randplatten FFH-Gebiete im Vogelschutzgebiet Nr. 43 „Fahnersche Höhe - Ballstädter Holz“ Nr. 52 „Nessetal - Südlicher Kindel“ Nr. 53 „Krahnberg - Kriegberg“ Schutzgebiete im Vogelschutzgebiet NSG „Hirschgrund“, NSG „Im Haken“, NSG „Alacher See“ GLB „Kriegberg“, LSG „Fahner Höhe“ FND „Schildgürtel Stausee Friemar“, FND „Viole Teiche“, FND „Südwestufer des Speichers Dachwig“, FND „Südwestliches Abtsbergplateau“, FND „Zentrales Abtsbergplateau“, FND „Blütengrund im Ballstädter Holz“ Arten nach Anhang I der EG-Vogelschutzrichtlinie Blaukehlchen (Luscinia svecica)

Brutvogel

Schwarzmilan (Milvus migrans)

Bruchwasserläufer (Tringa glareola)

Durchzügler

Schwarzspecht (Dryocopus martius) Brutvogel

Brutvogel

Goldregenpfeifer (Pluvialis apricaria) Durchzügler

Schwarzstorch (Ciconia nigra)

Durchzügler

Eisvogel (Alcedo atthis)

Brutvogel

Silberreiher (Casmerodius albus)

Fischadler (Pandion haliaetus)

Durchzügler

Nahrungsgast

Grauspecht (Picus canus)

Brutvogel

Kampfläufer (Philomachus pugnax)

Durchzügler

Kleinralle (Porzana parva)

Durchzügler

Kornweihe (Circus cyraneus)

Durchzügler

Kranich (Grus grus)

Durchzügler

Merlin (Falco columbarius)

Durchzügler

Mittelspecht (Dendrocopos medius)

Brutvogel

Moorente (Aythya nyroca)

Durchzügler

Neuntöter (Lanius collurio)

Brutvogel

Rohrdommel (Botaurus stellaris)

Brutvogel

Rohrweihe (Circus aeroginosus)

Brutvogel

Rotmilan (Milvus milvus)

Brutvogel

Weißstorch (Ciconia ciconia)

Durchzügler

Wespenbussard (Pernis apivorus)

Brutvogel

Durchzügler

Wiesenweihe (Circus pygargus)

Durchzügler

Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta) Seeadler (Haliaeetus albicilla)

8

Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria) Stelzenläufer (Himantopus himantopus) Sumpfohreule (Asio flammeus) Trauerseeschwalbe (Chlidonias niger) Tüpfelralle (Porzana porzana) Uhu (Bubo bubo) Wachtelkönig (Crex crex) Wanderfalke (Falco peregrinus)

Brutvogel Durchzügler Wintergast Durchzügler Brutvogel Nahrungsgast Durchzügler, gelegentlich Brutvogel Nahrungsgast Durchzügler, Nahrungsgast

Gebietsbeschreibung und Bedeutung Das EG- Vogelschutzgebiet gehört zum Naturraum „Innerthüringer Ackerhügelland“ im Südwesten des Thüringer Keuperbeckens sowie zum darin liegenden Muschelkalk- Höhenzug „Fahnersche Höhe“ als eigenem Naturraum. Flachwelliges Ackerhügelland wird sowohl von tiefer liegenden Auen und Niederungen durchzogen als auch von

Das Nessetal zwischen Hochheim und Wangenheim mit vielfältigen Biotopstrukturen (2)

lang gestreckten Höhenzügen überragt (HIEKEL et al. 2004). Der weiträumige, wenig gegliederte Naturraum ist aufgrund seiner fruchtbaren Böden (Löß und Schwarzerde) durch intensive landwirtschaftliche Nutzung geprägt. Mit Ausnahme von Fahnerscher Höhe und Krahnberg sind Waldflächen meist nur in voneinander isoliert liegenden Resten vorhanden. Wichtige Gehölzstrukturen innerhalb der ausgedehnten landwirtschaftlich genutzten Flächen finden sich vor allem in der Nesseaue mit dem Vorderen und Hinteren Hainaer Holz, am Krahnberg mit dem angrenzenden Kriegberg, an den Speichern bei Dachwig und Friemar sowie im Orphaler und Schaderoder Grund. Auch Windschutzstreifen und Pappelreihen mildern die

Der Rotmilan besitzt in der Nesseaue noch zahlreiche Brutplätze. (3)

Waldarmut der ausgedehnten Agrarbereiche und bieten z. B. Brutplätze für Rotmilan und Pirol.

Vorherrschende Waldtypen in der Fahnerschen Höhe, die in den NSG „Hirschgrund“ und „Im Haken“ repräsentiert werden, sind WaldmeisterBuchenwälder und z.T. sehr artenreiche EichenHainbuchenwälder mit Sommerlinde, Berg- und Spitzahorn, Wildkirsche und Elsbeere, in tiefen Kerbtälchen auch Schlucht- und Hangmischwald.

Hier haben Rotmilan und Mittelspecht bedeutende Brutvorkommen, daneben auch Grau- und Schwarzspecht sowie Greifvogelarten wie Wespenbussard, Schwarzmilan und Baumfalke (u.a.

ALLERT 1996; TITTEL 1999).

In dornenreichen Hecken am Waldrand, auf Blößen, auf alten Streuobstwiesen und in Feldhecken auf der Fahnerschen Höhe und auf dem Kriegberg sowie in der Nesseaue bei Haina ist der Neuntöter noch häufiger Brutvogel. Sein nächster Verwandter, der Raubwürger, ist hingegen schon eine Seltenheit. Er besitzt im Vogelschutzgebiet nach GRIMM (2009) eine herausragende Bedeutung für das Thüringer Becken.

Durch Thüringen verläuft die Westgrenze des Brutareals der Sperbergrasmücke. Die Fahnersche Höhe gehört in Thüringen zu den derzeit westlichsten Standorten dieser Art. Für den Rotmilan hat Deutschland eine besondere Verantwortung. Die Art lebt fast nur im industrialisierten West- und Mitteleuropa. Über die Hälfte des gesamten Weltbestandes lebt in Deutschland.

Die Nesseaue ist dabei ein sehr bedeutendes Brutgebiet. Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte zeigt, dass er von den Waldgebieten mehr in die offene Feldflur mit Gehölzstreifen vordringt.

Während SAUER (1989) noch für die 70er Jahre in den Waldkomplexen der Fahner Höhe 10–12 Brutpaare nachweisen kann, ist der Bestand dort 1988 und auch heute auf 2 Paare gesunken.

ALLERT (1996) nennt dieselbe Entwicklung für den Westteil der Fahner Höhe. In den „Erlen“, einem kleinen Feldgehölz von 30 x 90 m bei Molschleben, wurden beispielsweise 2 Rotmilan- und 2 Schwarzmilanpaare nistend gefunden (ALLERT & GUNDEL 1998). Diese hohe Brutdichte ist ein Zeugnis dafür, dass die Umgebung für 4 Brutpaare noch ausreichend Nahrung bereitstellen kann.

Zum regelmäßigen Beutespektrum gehört in der Nesseaue nachweislich auch der vom Aussterben bedrohte und nach Anhang IV der FFH-Richtlinie ebenfalls streng geschützte Feldhamster, der hier ebenfalls einen Verbreitungsschwerpunkt in Thüringen hat. Auf ihren ausgedehnten Nahrungsflügen besuchen die Rotmilane noch alle Freiflächen rings herum. (ALLERT & GUNDEL 1998) An den flachen Uferzonen des Speichers Dachwig

9

haben sich ausgedehnte Röhrichte sowie Weidengebüsche und Baumweidenbestände entwickelt.

Blaukehlchen und Rohrweihe brüten hier in hoher Dichte, ebenso verschiedene Taucher- und Rohrsängerarten, unregelmäßig auch die Rohrdommel (SAUER 1999). Der Speicher erhält außerdem wachsende Bedeutung für ziehende und rastende Kraniche, Limikolen und Entenarten, aber auch für Fisch- und Seeadler. Bedeutungsvoll für Wasservögel ist auch der Speicher Friemar, an welchem beispielsweise Rohrweihe und Zwergtaucher brüten. Die Speicher mit ihren Verlandungszonen besitzen im stillgewässerarmen Thüringer Becken eine wichtige Trittsteinfunktion als Brut- und Rastgebiet für zahlreiche Durchzügler und Wintergäste.

Das weiträumige Ackerhügelland mit seinen ausgedehnten Fließ- und größeren Standgewässern sowie den Waldgebieten der Fahnerschen Höhe und des Krahnberges stellt insgesamt ein bedeutendes Refugium für zahlreiche streng geschützte, stark gefährdete und vom Aussterben bedrohte Vogelarten dar.

Die unterschiedliche Bestockung des Gebietes der Fahner Höhe mit naturnahen Wäldern, offenen Hängen, Hecken und Strauchreihen am Waldrand und zwischengelagerten Wiesen sind die Voraussetzung einer reichhaltigen Vogelwelt.

Etwa 70 Waldvogelarten kommen in den reich gegliederten, noch naturnahen Laubwäldern vor.

Neben dem Buntspecht Dendrocopus major sind alle selteneren heimischen Spechte vertreten: Kleinspecht Dendrocopus minor, Mittelspecht Dendrocopus medius, Schwarzspecht Dryocopus martius, Grünspecht Picus viridis und Grauspecht Picus canus. Waldohreule Asio otus und Waldschnepfe Scolopax rusticola als nachtaktive Vögel fallen nur zufällig auf. (TITTEL 1999)

Speicher Dachwig - ein bedeutendes Brut- und Rastgebiet für Wasservögel. (1)

Erhaltungsziele

Offenlandlebensräume südlich des Flugplatzes Kindel und auf dem Kriegberg müssen durch eine extensive Beweidung für Boden- und Heckenbrüter erhalten werden.

Eine Erhöhung des Anteiles von Alt- und Totholz ist in den Waldgebieten des Schutzgebietes (Fahnersche Höhe, Krahnberg, Hainaer Holz) anzustreben, dazu gehört auch die Erhaltung von dringend benötigten Höhlenbäumen für die zahlreichen Spechtarten und Eulen. Forstliche Maßnahmen sollen möglichst außerhalb der Brutzeiten durchgeführt werden.

Das gesamte Vogelschutzgebiet sowie auch die angrenzenden Jagdflächen der Greifvögel sind weiterhin von Windkraftanlagen freizuhalten.

Die naturnahen Fließgewässer und die Stauwurzeln landwirtschaftlicher Wasserspeicher mit ihren Schilfbeständen sind als Brut- und Nahrungshabitat für zahlreiche Vogelarten zu schützen. Die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flachwasserspeicher sollte so erfolgen, dass zur Zugzeit im Herbst für Wat- und Wasservögel zugängliche Schlammflächen entstehen. Der regelmäßige Wasseraustausch dient auch dazu, drohende Hypertrophierung und die damit gege-

Innerhalb des von landwirtschaftlicher Nutzung geprägten Vogelschutzgebietes soll ein möglichst kleinflächiger Feldfruchtanbau mit entsprechender Fruchtartenvielfalt gefördert werden. Von großer Bedeutung ist auch die Erhaltung und Förderung artenreichen Grünlandes, insbesondere der Feuchtwiesen in Auenbereichen, um das Nahrungsdargebot für Greife und Eulen zu verbessern. Zu erhalten sind weiterhin alle Feldgehölze, Hecken, Baumreihen sowie alt- und totholzreiche Laubwälder. Größere Gehölze entlang der Nesse oder in Feldgehölzen spielen eine wichtige Rolle als Horstbäume für Greife. Hier sind neben der Erhaltung der Horstbäume auch Nachpflanzungen von Großbäumen wie Eschen oder Pappeln vorzunehmen. Die artenreichen und wenig bebuschten

Der vom Aussterben bedrohte Feldhamster gehört zum Beutespektrum der Greife im Nessetal. (5)

10

bene Botulismusgefahr in sommerlichen Hitzperioden zu vermindern.

Die Ausführungen zur Gebietsbeschreibung, Bedeutung und zu den Entwicklungszielen orientieren sich stark an der Veröffentlichung über die EG-Vogelschutzgebiete in Thüringen (WIESNER et al. 2008).

Der Kranich ist ein regelmäßiger Durchzügler.

(3)

Für den Wespenbussard gibt es Nachweise auf der Fahner Höhe (3)

11

EG Vogelschutzgebiet Nr. 24 „Thüringer Wald zwischen Ruhla und Großer Inselsberg“ Allgemeine Angaben Landkreise Gemarkungen Größe Naturraum FFH-Gebiete im Vogelschutzgebiet Schutzgebiete im Vogelschutzgebiet

Gotha, Schmalkalden- Meiningen, Wartburgkreis Brotterode, Ruhla, Steinbach, Tabarz, Winterstein 2.210 ha Thüringisch-Fränkisches Mittelgebirge Nr. 60 „Thüringer Wald von Ruhla bis Großer Inselsberg“ NSG „Vordere Schwarzbachwiese“ NSG „Großer Inselsberg“ LSG „Thüringer Wald“

Arten nach Anhang I der EG- Vogelschutzrichtlinie Grauspecht (Picus canus) Neuntöter (Lanius collurio) Rauhfußkauz (Aegolius funereus) Schwarzspecht (Dryocopus martius) Schwarzstorch (Ciconia nigra) Sperlingskauz (Glaucidium passerinum) Uhu (Bubo bubo) Zwergschnäpper (Ficedula parva)

Brutvogel Brutvogel Brutvogel Brutvogel Brutvogel Brutvogel Brutvogel Brutvogel

Gebietsbeschreibung und Bedeutung

Blick vom Großen Inselsberg in Richtung Nordwesten (Emsetal) (1)

Das Gebiet repräsentiert einen charakteristischen Ausschnitt des Thüringer Waldes mit montanen Hainsimsen- und Waldmeister-Buchenwäldern, Nadel-Laubmischwäldern, naturnahen Bergbächen, Bergwiesen, Silikatfelsen und -schutthalden. Es beherbergt Lebensräume für viele streng geschützte und bestandsbedrohte Vogelarten wie Schwarzstorch, Schwarzspecht, Sperlingskauz und Uhu sowie Gebirgsbachvögel (BIEDERMANN et al. 2007).

12

Das Vogelschutzgebiet liegt vollständig in den Kammlagen des Naturraums „Mittlerer Thüringer Wald“ (nach HIEKEL et al. 2004). Der lang gestreckte Gebirgswall hebt sich von den Vorländern markant ab und schließt den Inselsberg (916 m ü. NN) als höchste Erhebung des nordwestlichen Teiles des Thüringer Waldes ein. Das Gebiet beinhaltet den größten Teil des NSG „Großer Inselsberg“, einen großen Teil des Einzugsbereiches der Oberen Emse und zahlreiche Bergwiesen bei Ruhla und Steinbach. Es erstreckt sich überwiegend in westlicher und nördlicher Richtung zwischen den Ortschaften Ruhla, Winterstein, Brotterode und Steinbach. Der weithin sichtbare Inselsberg überragt seine Umgebung um 120 bis 200 m, der Gipfel stellt sich als schmales, ca. 700 m langes und gewölbtes Plateau dar. Südöstlich des Gipfels sind felsige Grate mit offenen Blockhalden ausgebildet (Reitsteine).

Das Vegetationsinventar wird von den verschiedenen Ausbildungen der regionaltypischen montanen und hochmontanen HainsimsenBuchenwälder geprägt. Bemerkenswert ist eine hochmontane Ausbildung, die als EbereschenBuchenwald beschrieben wurde. Interessant ist auch die Vegetation der Blockhalden an den

Der heimlich lebende Schwarzstorch hat im Gebiet mehrere Brutplätze. (3)

Reitsteinen. Hier bilden ebereschenreiche Blockschuttwälder die Waldgrenze zu offenen Blockhalden und Felsen mit reicher Kryptogamenvegetation (Moose und Flechten).

Auch in der Vogelwelt spiegelt sich der montane Charakter des Gebietes wider. Als boreal-montane Faunenelemente gehören Rauhfuß- und Sperlingskauz (ALLERT & GÖRING 2001) zu den charakteristischen Brutvogelarten des Gebietes.

Auch Schwarz- und Grauspecht siedeln in überdurchschnittlich hoher Dichte. Eine avifaunistische Besonderheit ist der heimlich lebende, sehr scheue und störempfindliche Schwarzstorch, welcher noch mit mehreren Paaren im Gebiet brütet. Zur Nahrungssuche sucht er die Bergbachsysteme und feuchten Bergwiesen auf, wo man ihn am wahrscheinlichsten einmal antreffen kann.

Uhu und Neuntöter brüten in den zum Offenland befindlichen Randlagen des Gebietes.

Bergbäche und Felsbildungen sind als Brut- und Nahrungshabitat für zahlreiche Vogelarten zu erhalten.

Für alle Waldflächen des NSG „Großer Inselsberg“ gilt eine generelle Verlängerung des Verjüngungszeitraumes und des Zielalters der Bestände.

Langfristig wird eine Umwandlung der Fichtenforste in naturnahe Buchen- und Bergmischwälder angestrebt (HAUPT et al. 1983).

Das innerhalb des NSG „Großer Inselsberg“ ausgewiesene Totalreservat, ein Gebiet ohne forstwirtschaftliche Maßnahmen, wirkt sich auch günstig für zahlreiche zu schützende Vogelarten aus.

Maßnahmen zur Besucherlenkung erfordert das hohe Besucheraufkommen am Inselsberg.

Besondere Rücksichtnahme bei allen forstlichen Maßnahmen erfordert die hohe Bedeutung des Gebietes für die Reproduktion des sensiblen Schwarzstorches. Dabei sind Mindestabstände zu bekannten Horsten beim forstlichen Wegebau sowie eine strikte Einschlagruhe in der Reproduktionszeit einzuhalten. Eine zeitliche Einschränkung gilt auch für den Jagdbetrieb, der innerhalb von Horstschutzzonen zu unterbleiben hat.

Die Ausführungen zur Gebietsbeschreibung, Bedeutung und zu den Entwicklungszielen orientieren sich stark an der Veröffentlichung über die EG-Vogelschutzgebiete in Thüringen (WIESNER et al. 2008).

Sperlingskauz – bewohnt verlassene Buntspechthöhlen. (3)

Erhaltungsziele Die für diesen Teil des Thüringer Waldes typischen Nadel-Laubmischwald-Biotope, die montanen Buchenwälder mit ihrem hohen Alt- und Totholzanteil, die Berg-Mähwiesen sowie die naturnahen

13

14

EG Vogelschutzgebiet Nr. 25 „Mittlerer Thüringer Wald westlich Oberhof“ Allgemeine Angaben Landkreise Gemarkungen Größe Naturraum FFH-Gebiete im Vogelschutzgebiet Schutzgebiete im Vogelschutzgebiet

Gotha, Schmalkalden-Meiningen Bermbach, Gräfenhain, Schwarzwald, Oberhof, Oberschönau, Steinbach-Hallenberg, Tambach-Dietharz 1.037 ha Thüringisch-Fränkisches Mittelgebirge Nr. 106 „Mittlerer Thüringer Wald westlich Oberhof“ NSG „Saukopfmoor“, NSG „Ganswiese“, NSG „Schützenbergmoor“ LSG „Thüringer Wald“ FND „Kleine Falkenstein“, FND „Finkenstein“, FND „Hohen Stein“ FND „Hohen Möst“

Arten nach Anhang I der EG- Vogelschutzrichtlinie Birkhuhn (Tetrao tetrix) Eisvogel (Alcedo atthis) Grauspecht (Picus canus) Neuntöter (Lanius collurio) Rauhfußkauz (Aegolius funereus) Schwarzspecht (Dryocopus martius) Schwarzstorch (Ciconia nigra) Sperlingskauz (Glaucidium passerinum) Wanderfalke (Falco peregrinus)

Nahrungsgast mit Brutverdacht Nahrungsgast Brutvogel Brutvogel Brutvogel Brutvogel Brutvogel Brutvogel Brutvogel

Gebietsbeschreibung und Bedeutung

Fichtenforst mit Naturverjüngung – neben Buchenwäldern sind im buchenarmen Gebirge auch diese Lebensraum des Rauhfußkauzes (2)

Das Gebiet repräsentiert einen charakteristischen Ausschnitt der montanen Stufe des Mittleren Thüringer Waldes mit Hochmooren, Moorwäldern, bodensauren Fichtenwäldern, großflächigen Fichtenforsten, Berg-Mähwiesen, Borstgrasrasen und Silikatgesteinsbiotopen. Im Zusammenhang mit

den Berg-Mähwiesen und beerstrauchreichen Waldbereichen bilden die Moore mit ihren Randlagen einen der letzten Lebensräume für das in Thüringen vom Aussterben bedrohte Birkhuhn. Als Bruthabitat für den Wanderfalken haben die vorhandenen Felsbildungen eine besondere Bedeutung. Das Gebiet zeichnet sich insgesamt durch einen hohen Struktur- und Artenreichtum aus und bietet neben den genannten Arten auch Schwarzstorch, Schwarz- und Grauspecht sowie Rauhfußund Sperlingskauz die benötigten Lebensräume im montanen, nadelholzdominierten Teil des Thüringer Waldes. Das stark zertalte und überwiegend bewaldete Vogelschutzgebiet liegt gänzlich in den Kammlagen des Naturraumes „Mittlerer Thüringer Wald“ (nach HIEKEL et al. 2004). Der lang gestreckte Gebirgswall des Thüringer Waldes hebt sich von den südlichen und nördlichen Vorländern markant ab. Durch Verwitterung anstehender Quarzporphyre entstanden bizarre Felsen wie der „Kleine Falkenstein“, der „Finkenstein“, am „Hohen Stein“ und an der „Hohen Möst“ (alle als FND geschützt, WESTHUS et al. 1990). Das Vogel-

15

2002). Eine weitere Charakterart ist der Birkenzeisig, der hier seit den 1980er Jahren brütet.

Durch tief greifende Entwässerung und Torfabbau erfolgten schwere Eingriffe in das Moor. Ein dichtes Grabennetz entwässerte besonders die zentralen Moorteile und das nördliche Randgehänge (ZIMMERMANN 2002), eine Aufforstung des Moores mit Fichten wurde durchgeführt. Seit 1948 erfolgten kleinere, ab 1977 auch umfangreichere Arbeiten zur Regeneration des Moorkörpers und die Entnahme von Fichten. Gezielte Revitalisierungsmaßnahmen seit dem Jahr 2000 haben bereits zu einer Erhöhung der Vitalität der Torfmoose und zu einer deutlichen Regeneration torfbildender Vegetationsformen im zentralen Moorbereich geführt.

Die Fichtenwälder und -forste des Vogelschutzgebietes beherbergen Rauhfuß- und Sperlingskauz, Schwarz- und Grauspecht sowie Tannenhäher und Waldschnepfe. An drei Felsen siedelte sich der Wanderfalke an, auch der anspruchsvolle Schwarzstorch ist mittlerweile wieder Brutvogel.

Rauhfußkauz (3)

schutzgebiet umfasst ein großflächiges Kerngebiet um den Hohen Stein (860 m ü. NN), den Finsterbachkopf (898 m ü. NN) und den Donnershauk (894 m ü. NN) sowie fünf weitere Teilflächen.

Diese beinhalten die Hochmoore „Saukopfmoor“ und „Schützenbergmoor“ in den gleichnamigen Naturschutzgebieten, das NSG „Ganswiese“ und Teile des Kanzlersgrundes.

Das„Saukopfmoor“ ist mit seiner typischen Moorvegetation und -fauna das mächtigste Hochmoor Thüringens. Charakteristisch für die Pflanzenund Tierwelt sind hier arktisch-alpine und boreomontane Arten. Das NSG „Saukopfmoor“ besitzt als potenzieller Lebensraum für das Birkhuhn eine herausragende Bedeutung (KLAUS & WILHELM

Schwarzspecht – in seinen verlassenen Höhlen siedeln zahlreiche Nachnutzer (3)

Erhaltungsziele

Das Saukopfmoor besitzt als potentieller Lebensraum für das Birkhuhn herausragende Bedeutung. (1)

16

Die für diesen Bereich des Thüringer Waldes typischen Hochmoore und der Moorwald sind zu erhalten und deren Regeneration durch geeignete Maßnahmen zu fördern. Die Berg-Mähwiesen und andere Offenlandbiotope sind für Bodenbrüter und Heckenbrüter wie den Neuntöter zu erhalten und

zu fördern. Die naturnahen Bäche sollen erhalten sowie Felsdurchragungen und Steilwände als Brut- und Nahrungshabitate für zahlreiche Vogelarten, vor allem den Wanderfalken, geschützt werden.

Zum Schutz der höhlenbrütenden Eulen- und Spechtarten wird eine Verbesserung der Baumartenmischung (Förderung von Tanne, Buche und Eberesche) angestrebt. Von ebenso großer Bedeutung ist die Sicherung und Entwicklung naturnaher Laubwälder an Unterhängen und Bächen sowie die regelmäßige Pflege der wechselfeuchten Bergwiesen durch Mahd. Überhöhte Rotwildbestände, die beispielsweise eine Verjüngung der Tanne vollständig verhindern, sind auf ein vertretbares Maß zu reduzieren. Einst flächendeckende Zwergstrauchheiden sind nur noch in Resten vorhanden, werden aber insbesondere von Rauhfußhühnern als Deckung für Nester und Küken sowie als Nahrungshabitat benötigt. Eine weitere wichtige Maßnahme für den Schutz von Bodenbrütern und anderen besonders sensiblen Arten wie Schwarzstorch und Wanderfalke ist die Beschränkung der Ausführungszeit für forstliche Maßnahmen auf Zeiten außerhalb der Reproduktionszeit der Vögel. Diese Beschränkung gilt auch für die Jagd im Bereich aller Horstschutzzonen. Die Naturschutzgebiete und alle Moorflächen mit ihren Einzugsgebieten

sind wegen der Schädigung von Mykorrhizapilzen und Zwergsträuchern von der Waldkalkung strikt auszunehmen. Die Fichtenforste innerhalb der Einzugsgebiete der Hochmoore sind mittelfristig, die der sonstigen Umgebung langfristig massiv aufzulichten und durch laubbaumdominierte Bestockungen zu ersetzen.

Die Ausführungen zur Gebietsbeschreibung, Bedeutung und zu den Entwicklungszielen orientieren sich stark an der Veröffentlichung über die EG-Vogelschutzgebiete in Thüringen (WIESNER et al. 2008).

Im Vogelschutzgebiet besitzt auch der seltene Wanderfalke ein Brutvorkommen – junge Wanderfalken im Nest (7)

17

EG Vogelschutzgebiet Nr. 29 „Ohrdrufer Muschelkalkplatte und Apfelstädtaue“ Allgemeine Angaben Landkreise Gemarkungen

Größe Naturräume FFH-Gebiete im Vogelschutzgebiet

Schutzgebiete im Vogelschutzgebiet

Gotha, Ilmkreis Apfelstädt, Arnstadt, Espenfeld, Dosdorf, Siegelbach, Crawinkel, Frankenhain, Gossel, Gräfenroda, Wechmar, Hohenkirchen, Liebenstein, Schwarzwald, Mühlberg, Ohrdruf, Plaue, Schwabhausen, Seebergen, Röhrensee, Bittstädt, Wandersleben, Wölfis 10.397 ha Thüringer Becken mit Randplatten Thüringisch-Fränkisches Mittelgebirge Nr. 55 „Apfelstädtaue zwischen Wechmar und Neudietendorf“ Nr. 63 „TÜP Ohrdruf“ Nr. 64 „Erlebachwiesen bei Wölfis“ Nr. 208 „Wilde Gera bis Plaue und Reichenbach“ NSG „Gottesholz“ LSG „Thüringer Wald“ GLB „Erlebach“ GLB „Pferdegehege“ (teilweise)

Arten nach Anhang I der EG- Vogelschutzrichtlinie Birkhuhn (Tetrao tetrix) Eisvogel (Alcedo atthis) Grauspecht (Picus canus) Heidelerche (Lullula arborea) Kornweihe (Circus cyraneus) Merlin (Falco columbarius) Mittelspecht (Dendrocopos medius) Rauhfußkauz (Aegolius funereus) Rohrweihe (Circus aeroginosus) Rotmilan (Milvus milvus) Schwarzmilan (Milvus migrans) Schwarzspecht (Dryocopus martius) Schwarzstorch (Ciconia nigra) Silberreiher (Casmerodius albus) Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria) Sperlingskauz (Glaucidium passerinum) Sumpfohreule (Asio flammeus) Uhu (Bubo bubo) Wachtelkönig (Crex crex) Weißstorch (Ciconia ciconia) Wespenbussard (Pernis apivorus) Wiesenweihe (Circus pygargus) Ziegenmelker (Caprimulgus caprimulgus) Zwergschnäpper (Ficedula parva)

ehemaliger Brutvogel (bis 1996) Nahrungsgast Brutvogel Brutvogel Wintergast Wintergast Brutvogel Brutvogel Brutvogel Brutvogel Brutvogel Brutvogel Brutvogel Nahrungsgast Brutvogel Brutvogel Wintergast Brutvogel Brutvogel Nahrungsgast Brutvogel Brutvogel Brutvogel Brutvogel

Gebietsbeschreibung und Bedeutung Das Gebiet liegt nahezu vollständig im Naturraum „Ilm-Saale-Ohrdrufer Platte“. Zwischen Luisenthal

18

und Crawinkel gehört ein kleiner Teil zum Naturraum „Mittlerer Thüringer Wald“, die Apfelstädtaue

Das Jonastal (1) – in den offenen, steilen Felspartien brütet der Uhu. Hier findet er noch ansprechende Brut- und Nahrungshabitate (2)

ab Schwabhausen befindet sich im Naturraum „Innerthüringer Ackerhügelland“. Aufgrund seiner Großflächigkeit und Unzerschnittenheit hat das Gebiet eine herausragende Bedeutung für den Vogelschutz. Wertgebend sind die Lebensräume trockenwarmer Standorte mit ausgedehnten Halbtrockenrasen, die totholzreichen Laubmischwälder, die Kalkfels-Biotope im Jonastal und extensiv genutzte Weideflächen um Crawinkel. Durch Hinzunahme von naturnahen Abschnitten der Apfelstädtaue bis Neudietendorf weist das Vogelschutzgebiet nunmehr auch größere Auwaldbereiche und Habitate einer weitgehend intakten Flussaue mit natürlicher Gewässerdynamik auf.

Das Gebiet repräsentiert damit eine enorme Vielfalt wesentlicher Lebensräume für zahlreiche streng geschützte, stark gefährdete und vom Aussterben bedrohte Brutvogelarten. Dazu gehören insbesondere Bewohner buschreicher Magerrasen wie Sperbergrasmücke und Neuntöter, aber auch Waldbewohner wie Schwarzstorch, Grauund Schwarzspecht, Rauhfußkauz, Sperlingskauz und Uhu. Truppenübungsplatz Ohrdruf Der fast 5.000 ha große, noch militärisch genutzte Truppenübungsplatz (TÜP) liegt im Vorland des Thüringer Waldes zwischen Ohrdruf im Westen, Wölfis im Süden, Röhrensee im Osten und Mühlberg im Norden. Das Gebiet wird seit 1907 als TÜP genutzt, zuletzt bis zu ihrem Abzug 1991 durch die Sowjetarmee. Das Gebiet des TÜP umfasst ein teilweise verkarstetes Hochplateau, das sich 60 - 100 m über die umliegenden Ortschaften erhebt. Die höchsten Erhebungen befinden sich im Großen Tambuch (505 m ü. NN), am Musketierberg (460 m ü. NN) und am Hainberg (460 m ü. NN). Wasserläufe gibt es nur in den nördlichen und westlichen Randbereichen, wie Ohra und Apfelstädt. Eine Bereicherung des Gebietes stellt der Speicher Schwabhausen am westlichen Rand dar, hier können gelegentlich brütende

Enten- sowie rastende Reiher- und Limikolenarten angetroffen werden. Ca. zwei Drittel der Fläche des TÜP werden von ausgedehnten Wiesenflächen mit vereinzelten Kleingewässern und Feuchtstellen eingenommen. Fehlende landwirtschaftliche Nutzung und natürlicher Wassermangel der Karstlandschaft haben die Entstehung der Trocken- und Halbtrockenrasen begünstigt. Eine Charakterart dieser Wiesenflächen ist die Heidelerche, in versumpften Bereichen brüten Bekassine und Wachtelkönig. Ornithologisch besonders interessant sind die Wälder und ausgedehnten Gebüschzonen. Dazu gehören die struktur- und totholzreichen Laubmischwälder des Großen Tambuchs, die Kiefernwälder am Bienstein sowie wertvolle Eichen- Hainbuchenwälder in der Ohrdrufer Harth. Neben allen heimischen Spechtarten sind in diesen Bereichen die konstanten Brutvorkommen von Schwarzstorch, Rotmilan und Wespenbussard erwähnenswert. In den eher flächigen Gebüschen brütet die Sperbergrasmücke, in den feuchten Bereichen des Offenlandes die Rohrweihe. Von den Eulenarten sind Uhu, Rauhfußund Sperlingskauz besonders hervorzuheben.

Leider ist der Birkhuhnbestand, der 1991 noch ca. 15 balzende Hähne umfasste, inzwischen verschwunden. Die Habitate werden aber auch heute noch als für das Birkhuhn geeignet eingeschätzt.

(CRAMER et al. 1995) Weidelandschaft Crawinkel-Wölfis-Gossel Die Weidewirtschaft im Vogelschutzgebiet wird seit 2003 extensiv betrieben (REISINGER & L ANGE 2005). Die offene Weidelandschaft umfasst das Wiesenbrütergebiet „Wiesen um Crawinkel und Wölfis“ und hat mit den Hanglagen zwischen Luisenthal, Crawinkel und Frankenhain auch Anteile am Naturpark „Thüringer Wald“. Ergänzt werden die ausgedehnten Weideflächen vor allem durch die eindrucksvolle Heckenlandschaft zwischen Frankenhain, Liebenstein, Gossel und Wölfis. Der ansässige Agrarbetrieb bewirtschaftet mit ca. 800

– Ausgedehnte Trockenrasenlandschaft mit Dornenhecken auf dem TÜP Ohrdruf (2) – Lebensraum des Neuntöters (3)

19

Rindern, 80 Zuchtstuten sowie je 400 Schafen und Ziegen ausschließlich Grünland. Die geringe Zahl der Tiere pro Flächeneinheit ermöglicht die Einbindung auch der empfindlichen Lebensräume wie Feuchtwiesen und Kleingewässer in das Weideregime. Mit Hilfe der Weidetiere können somit Vegetation und Struktur der Habitate beeinflusst werden.

Die wichtigste Phase für die Herausbildung geeigneter Habitate für Vögel des Offenlandes ist die Beweidung in den Monaten November bis Februar.

In dieser Zeit werden die Konkurrenzverhältnisse innerhalb der Grünlandvegetation entscheidend gesteuert und aufkommende Gehölze verbissen.

Das Angebot an Feuchtwiesen und Kleingewässern, der Insektenreichtum durch ganzjährige Dungverfügbarkeit und die Bodenverwundung durch Huftritt führten zu einer Zunahme bedrohter Vogelarten. Es wurden Schwarzstörche als Nahrungsgäste beobachtet. Wachtelkönig, Wachtel, Kiebitz, Heidelerche, Rebhuhn, Braunkehlchen, Schafstelze, Grauammer und Wiesenpieper nehmen im Bestand zu bzw. werden wieder als Brutvögel festgestellt (WEBER 2007). Vor einigen Jahren brütete auch ein Weißstorchpaar in Crawinkel.

Erhaltungsziele Das großflächige, nahezu unzerschnittene Gebiet mit Halbtrockenrasen, Zwergstrauchheiden, tot-

20

holzreichen Laubwäldern und größeren KalkfelsKomplexen ist in seiner Gesamtheit zu erhalten.

Die großflächige Hecken- und Weidelandschaft um Crawinkel und die naturnahen Auebereiche von Ohra und Apfelstädt sind ebenfalls zu erhalten und zu fördern. Naturnahe Bachläufe, verlandete Stillgewässer, Feuchtwiesen und Niedermoorbereiche sind wertvolle Brut- und Nahrungshabitate für zahlreiche geschützte Vogelarten und somit zu erhalten bzw. zu regenerieren.

Die Arbeiten des Bundesforstbetriebes sind unter Beachtung der Brutzeiten und Horststandorte von Schwarzstorch, Greifvögeln, Spechten und Eulen durchzuführen. Die bereits im Birkig durchgeführte Heidepflege und die umfangreiche Vernässung in der Weidelandschaft um Crawinkel sollten fortgesetzt werden. Hier sollten auch Einzelbäume, Kopfweiden und Buschgruppen gefördert und damit die Landschaftsstruktur weiter verbessert werden. Die Heckenlandschaft zwischen Crawinkel und Gossel hat auch eine große Bedeutung für das Landschaftsbild und ist auch deshalb unbedingt zu erhalten. Solange höhlenreiche Altbäume noch fehlen, sollten übergangsweise Nisthilfen für höhlenbrütende Arten wie Wiedehopf und Steinkauz angebracht werden.

Die Ausführungen zur Gebietsbeschreibung, Bedeutung und zu den Entwicklungszielen orientieren sich stark an der Veröffentlichung über die EG-Vogelschutzgebiete in Thüringen (WIESNER et al. 2008).

FFH-Gebiet Nr. 38 „Unstruttal zwischen Nägelstedt und Großvargula“ Allgemeine Angaben Landkreise Gemarkungen Größe Naturraum Schutzgebiete im FFH-Gebiet

Unstrut-Hainich-Kreis, Gotha Nägelstädt, Großvargula, Gräfentonna 201 ha Innerthüringer Ackerhügelland identisch mit NSG „Unstruttal zwischen Nägelstedt und Großvargula LSG „Unstruttal zwischen Nägelstedt und Großvargula“ (139 ha, liegt vollständig im Gebiet)

Lebensräume nach Anhang I Code –Nr.

FFH-Lebensraumtyp

Größe

Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamios oder Hydrocharitions

< 1ha

3260

Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation der Verbände

5 ha

*6210

Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen)

6 ha

6210

Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien

32 ha

*6240

Subpannonische Steppen-Trockenrasen

9 ha

6430

Feuchte Hochstaudenfluren

1 ha

6510

Magere Flachland-Mähwiesen

34 ha

*7220

Kalktuffquellen

< 1 ha

7230

Kalkreiche Niedermoore

< 1 ha

3150

8210

Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation

< 1 ha

9130

Waldmeister- Buchenwald

< 1 ha

9170

Labkraut-Eichen-Buchenwald

2 ha

* 9180

Schlucht- und Hangmischwälder

2 ha

*91E0

Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnon incanae, Salicion albae)

10 ha

Arten nach Anhang II laut Veröffentlichung im Staatsanzeiger Schmale Windelschnecke Vertigo angustior Weitere im Gebiet vokommende Arten nach Anhang II Kammmolch Triturus cristatus Westgroppe Cottus gobio

Gebietsbeschreibung und Bedeutung Das Gebiet zählt zum Naturraum Innerthüringer Ackerhügelland, welches von Strukturarmut geprägt ist. Es befindet sich in einem steil und tief in den Muschelkalk eingeschnittenen Durchbruchstal der Unstrut, mit mehreren Talmäandern,

Xerothermrasen, -gebüschen, naturnahen Laubmischwäldern und Feuchtbiotopen in der Aue. Während die südliche Talflanke relativ glatt ist und mit einer scharfen Oberhangkante in das Plateau übergeht, ist die nördliche Flanke durch mehrere

21

Charakteristisch für die Trockenbiotope an den Südhängen ist das Auftreten kontinentaler Arten. (2)

steile Hangtälchen, Stufen, Terrassen und ehemalige Steinbrüche stark gegliedert.

Die geologische Struktur wird im oberen und mittleren Plateaubereich durch tonige Schichten des mittleren und unteren Keuper charakterisiert. An den stärker einfallenden unteren Hangpartien des Durchbruches werden Schichten des oberen Muschelkalk angeschnitten. Im östlichen Teil des Schutzgebietes sind eiszeitlich geformte Flussterrassen anschaulich ausgeprägt. Durch den Zufluss von sulfathaltigem Schichtenwasser treten in der Aue, in partiell vermoorten Gebieten, Schwefelquellen als hydrogeologische Besonderheit zu Tage. Von Hangdruckwasser aus dem Kalkstein werden eine schwächere Erdfallquelle und eine eisenoxidhaltige artesische Quelle gespeist.

Wichtig für die Kerbtalbildung des FFH-Gebietes ist die Unstrut. Sie fließt in diesem Bereich weitgehend durch ein natürliches Flussbett mit Prall- und Gleitufern, Uferabbrüchen, Kolken, Ruhigwasserund Plätscherstrecken, Kiesbänken und Inseln.

(HIEKEL et al. 2004) Beachtlich ist die überdurchschnittlich hohe Zahl an Gefäßpflanzen von über 500. Innerhalb der Moosvegetation konnten an Kalksteinen in der Unstrut das seltene Laubmoos Fissidens crassipes und an der Borke von Bäumen im Uferbereich das Laubmoos Tortula latifolia nachgewiesen werden. Hervorzuheben sind die ursprünglichen Waldreste an der Nordabdachung mit Waldmeister-Buchenwäldern, Schluchtwäldern und Eichen-Hainbuchenwäldern. Von großer Bedeutung ist der trockene Südhang mit ausgedehnten Kalk-Trockenrasen und subpannonischen Steppenrasen. In den Adonisröschen-FiederzwenkenHalbtrockenrasen treten vor allem wärmeliebende, kontinentale Arten aus den Steppengebieten Osteuropas und Vorderasiens auf. Typisch sind die Steppenarten Dänischer Tragant Astragalus danicus, Deutscher Alant Inula germanica, Braunes Mönchskraut Nonea pulla, Hartgras Sclerochloa dura und vor allem Frühlings-Adonisröschen

22

Die Vorkommen des kontinental verbreiteten Deutschen Alants beschränken sich auf das Thüringer Becken. (2)

Adonis vernalis. Mit über 2000 Exemplaren besitzt das Frühlings-Adonisröschen hier seinen größten Bestand in Thüringen, wenn nicht sogar in Mitteldeutschland. Dadurch werden besonders im Frühjahr zahlreiche Besucher angelockt. Durch das Gebiet führt auch der überregionale Unstrutradweg.

Auch die Fauna weist einen bemerkenswerten Artenreichtum auf. Ca. 600 Arten sind bisher nachgewiesen. Typisch für die naturnahe, ursprüngliche Flußaue sind die Beutelmeise Remiz pendulinus, der Seefrosch Rana ridibunda, die Wechselkröte Bufo viridis, die Gebänderte Heidelibelle Sympetrum pedemontanum und die Flussnapfschnecke

Das Frühlings-Adonisröschen lockt im Frühjahr viele Besucher an. Es hat im Unstruttal mit mehr als 2000 Exemplaren sein größtes Vorkommen in Thüringen.

(2)

Als typischer Vertreter der Fauna der Trockenrasen ist die Wulstige Kornschnecke zu nennen. (2)

Die Wechselkröte kommt nur in den wärmsten Gebieten Thüringens vor. Auch sie ist ein typischer Steppenbewohner. (5)

Ancylus fluviatilis sowie die nach Anhang II der FFH-Richtlinie streng geschützten Arten Kammmolch Triturus cristatus, die Fischart Westgroppe Cottus gobio und die Schmale Windelschnecke Vertigo angustior.

Bemerkenswert und biotoptypisch für die bewaldete Nordabdachung ist die sehr seltene Glasschneckenart Vitrinobrachium breve. An den ausgedehnten, südexponierten Trockenhängen sind zahlreiche wärmeliebende Arten aus der Gruppe der Schnecken, Schmetterlinge, Laufkäfer, Bockkäfer, Wildbienen und Hummeln sowie weiterer Artengruppen nachgewiesen.

Exemplarisch sollen nur die Glattnatter Coronella austriaca, die Zauneidechse Lacerta agilis, die beiden Ölkäferarten Meloe proscarabaeus und Meloe violaceus und der vom Aussterben bedrohte Schwarzbraune Würfelfalter Pyrgus serratulae aufgeführt werden.

(WEIPERT 1996)

Erhaltungsziele Vordergründig ist der Erhalt und die Weiterentwicklung des naturnahen Flussabschnitts mit Auewaldresten, Feuchtwiesen und kalkhaltigen Quellbereichen. Die natürliche Dynamik des Flusses muss zugelassen werden. Bei der Pflege und Bewirtschaftung der Flächen sollte vermehrt auf den Erhalt der Trocken- und Halbtrockenrasen eingegangen werden. Ein weiteres Ziel soll die Ausbreitung der extensiven Nutzung des Auengrünlandes sein.

Die Hutungsflächen der Hanglagen sind teilweise unbewirtschaftet und dadurch stark verbuscht. In diesen Bereichen sollten Entbuschungen vorgenommen werden, um die besonders artenreichen Halbtrockenrasen und vor allem Steppenrasen zu erhalten. Die vorhandenen Nadelholzforste sind langfristig in natürliche Laubmischwälder umzuwandeln.

23

FFH-Gebiet Nr. 43 „Fahnersche Höhe – Ballstädter Holz“ Allgemeine Angaben Landkreise Gemarkungen Größe Naturraum Schutzgebiete im FFH-Gebiet

Gotha Eschenbergen, Großfahner, Molschleben, Gierstädt, Burgtonna, Döllstädt, Bienstädt, Ballstädt 1259 ha Fahnersche Höhe NSG 42 „Hirschgrund“ LSG „Fahner Höhe“ FND „Zentrales Abtsbergplateau“ FND „Südwestliches Abtsberg-Plateau Fahnersche Höhe“ FND „Blütengrund im Ballstädter Holz“

Lebensräume nach Anhang I Code –Nr.

< 1ha

6210

FFH-Lebensraumtyp Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamios oder Hydrocharitions Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation der Verbände Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen) Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien

6510

Magere Flachland-Mähwiesen

< 1ha

*8160

Kalkhaltige Schutthalden der collinen bis montanen Stufe Mitteleuropas

< 1ha

9130

Waldmeister-Buchenwald

288 ha

3150 3260 *6210

Größe < 1ha

< 1ha < 1ha

9170

Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald

332 ha

*9180

Schlucht- und Hangmischwälder Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnon incanae, Salicion albae)

13 ha

*91E0

2 ha

Arten nach Anhang II Kammmolch (Triturus cristatus) Großes Mausohr (Myotis myotis) Frauenschuh (Cypripedium calceolus)

Gebietsbeschreibung und Bedeutung Das FFH-Gebiet ist Teil eines von Süden allmählich ansteigenden, nach Nordosten in Steilstufe abfallenden, von Hangrissen und Tälchen zerfurchten Muschelkalk-Höhenrückens. Der Naturraum „Fahnersche Höhe“, in dem sich das Gebiet befindet, ist zum Großteil bewaldet und befindet sich inmitten agrarisch genutzter Flächen. Die Gehölzbestände setzen sich zu über 85% aus Laubgehölzen mit den Hauptbaumarten Rotbuche, Stieleiche, Hainbuche und Esche zusammen. An der Südabdachung wurden aber auch Nadelwälder gepflanzt, welche hauptsächlich aus Kiefern bestehen.

24

Typisch sind die großflächig vorhandenen Waldmeister-Buchenwälder und Labkraut-EichenHainbuchenwälder, die etwa die Hälfte der Gesamtfläche ausmachen. Geologie und Exposition bedingen eine interessante und vor allem seltene Kombination von Standortbedingungen, die Wechselfeuchtigkeit bevorzugenden als auch wärmeliebenden Arten eine Existenz ermöglichen.

Vegetationskundlich interessant sind die hier wechselfeuchten Ausbildungsformen der EichenHainbuchenwälder, wie z.B. der vom Aussterben bedrohte Silgen-Stieleichenwald. Typische Pflan-

Blick über die Fahner Höhe mit ihren ausgedehnten naturnahen Laubwäldern. (1)

zen für diesen Lebensraumtyp sind beispielsweise die Herbst-Zeitlose Colchicum autumnale und Kümmel-Silge Selinum carvifolia, sowie seltene Arten wie Gewöhnliche Natternzunge Ophiglossum vulgatum, Weicher Pippau Crepis mollis, Österreichischer Rippensame Pleurospermum austriacum und Spatelblättriges Geiskraut Tephroseris helenitis. Im Bereich wechselfeuchter Waldwiesen und Lichtungen auf dem Abtsbergplateau ist als Besonderheit noch die Sibirische Schwertlilie Iris sibirica zu nennen.

Im Frühjahr fallen die Waldgebiete durch ihren Geophytenreichtum auf. Als geschützte und interessante Arten, die im Gebiet vorkommen, sind beispielsweise der Gelbe Eisenhut Aconitum vulparia, Hohe Schlüsselblume und Wiesenschlüsselblume Primula elatior & P. veris, Leberblümchen Hepatica nobilis und der Märzenbecher Leucojum vernum zu nennen.

ten Mittel-Thüringens zählt. Er tritt vor allem auf den schweren Ceratitenkalkböden im OrchideenBuchenwald und im Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald auf wechselfeuchten Standorten auf.

Aber auch in den lichten Nadelholzforsten findet der Frauenschuh Lebensraum. Neben dem Frauenschuh beherbergt das FFH-Gebiet zahlreiche weitere nach der Bundesartenschutzverordnung geschützte Orchideenarten. Zu nennen sind hier vor allem das Blasse Knabenkraut Orchis pallens, das Stattliche Knabenkraut Orchis mascula und das individuenreichste Vorkommen des Langblättrigen Waldvöglein Cephalanthera longifolia im Landkreis Gotha. (K LUG 1999) Die Fauna der Fahner Höhe ist sehr reichhaltig, wovon nur einige wenige Beispiele genannt werden sollen. Waldtümpel, Waldweiher, wassergefüllten Gräben und Fahrspurinnen bieten

Der Frauenschuh, eine streng geschützte Art nach Anhang II der FFH-Richtlinie, hat auf der Fahner Höhe ein individuenreiches Vorkommen. Er ist besonders bedroht durch „Spatenbotaniker“. (2)

Besonders reizvoll sind die Wälder durch ihren bunten Frühjahrsaspekt. – Hier der Blütengrund Ballstädt mit einem flächigen Vorkommen des Märzenbechers. (2)

Mit über 700 gezählten Exemplaren befindet sich ein besonders individuenreiches Vorkommen des attraktiven Frauenschuhs Cypripedium calceolus auf der Fahner Höhe, welches zu den größ-

optimale Lebensbedingungen für Amphibien, wie Kamm- und Bergmolch Triturus cristatus & T. alpestris, Laubfrosch Hyla arborea und Grasfrosch Rana temporaria. Eine typische Waldart ist die in ganz Deutschland als gefährdet eingestufte Bezahnte Glattschnecke Azeca goodalii, welche als Indikator für weitgehend ursprüngliche Waldformationen steht. Überwiegend nachtaktiv ist unser größter heimischer Laufkäfer, der 4 cm lange Lederlaufkäfer Carabus coriaceus. Nur noch sehr selten trifft man im Frühjahr den ehemaligen „Massenschädling“ Maikäfer Melolontha melolontha an. Zur Familie der Hirschkäfer zählt der Kopfhornschröter Sinodendron cylindricum.

(BELLSTEDT & WINTER 1999) Die unterschiedliche Bestockung des Gebietes der Fahner Höhe mit naturnahen Wäldern, offenen Hängen, Hecken und Strauchreihen am Waldrand

25

Der Kreuz-Enzian besitzt auf der Fahner Höhe sein größtes Vorkommen im Landkreis Gotha. (2)

In den Wäldern finden noch heimlich lebende Arten Rückzugsmöglichkeiten, wie z.B. die Waldohreule. (2)

und zwischengelagerten Wiesen sind die Voraussetzung einer reichhaltigen Vogelwelt. (siehe hierzu EG-Vogelschutzgebiet Nr. 16) Die randlichen Acker- und Grünflächen sind am Süd- und Westrand mit dem geschlossenen Waldgebiet verzahnt. Biotope wie Streuobstwiesen, Kalk-Halbtrockenrasen, Feldgehölze und dornenreiche Hecken erhöhen die Biotop- und Artenvielfalt.

Auf der „Fahner Höhe“ gibt es zahlreiche Wanderwege und auch Radwege, er ist ein beliebtes Ausflugsgebiet. So führt auch der überregionale Gebietswanderweg Erfurt – Hainich – Mühlhausen über den Kamm der Fahner Höhe.

und regeneriert werden müssen. Die Großflächigkeit der Bestände inmitten des waldarmen Thüringer Beckens verleiht dem Gebiet eine wichtige Refugialfunktion für Flora und Fauna, so auch die vorkommenden Fledermausarten, vor allem das Große Mausohr.

Um den Frauenschuh Cypripedium calceolus in den Fahner Höhen zu erhalten, müssen die Lebensbedingungen für ihn optimiert werden.

Diese können vor allem durch die Förderung lichter, altholzreicher Wälder erreicht werden.

Um auch die Lebensanforderungen für andere schützenswerte lichtbedürftige Arten gewährleisten zu können, ist es notwendig, im Wald den fortschreitenden Verdunklungseffekt aufzuhalten.

Dies sollte vordergründig durch die Entnahme des Strauchaufwuchses und des Eschen-Jungwuchses stattfinden, kann aber auch durch die einzelstamm- oder truppweise Entnahme der Bäume erfolgen. Für den Kammmolch sind wassergefüllte Tümpel und Entwässerungsgräben zu erhalten und zu fördern.

Erhaltungsziele Das Gebiet hat eine hohe Bedeutung für die Repräsentanz von Waldlebensraumtypen, wie Buchenwälder und edellaubholzreiche EichenHainbuchenwälder, welche erhalten, gefördert

26

FFH-Gebiet Nr. 52 „Nessetal – südlicher Kindel“ Allgemeine Angaben Landkreise Gemarkungen Größe Naturraum Schutzgebiete

Wartburgkreis, Gotha Haina, Ebenheim, Ettenhausen, Wolfsbehringen, Melborn, Wenigenlupnitz 486 ha Innerthüringer Ackerhügelland Keine Schutzgebiete ausgewiesen

Lebensräume nach Anhang I Code –Nr. 3140 3150 3260 *6210 6210 6410 6430 9130 9160 9170 *9180 *91E0

FFH-Lebensraumtyp Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Gewässer mit benthischer Vegetation aus Armleuchteralgen Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation der Verbände Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen) Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae) Feuchte Hochstaudenfluren

Größe < 1ha 7 ha 2 ha < 1 ha 2 ha < 1 ha 2 ha

Waldmeister- Buchenwald Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Eichen-Hainbuchenwald (Carpinun betuli) Labkraut-Eichen-Buchenwald

38 ha

Schlucht- und Hangmischwälder Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnon incanae, Salicion albae)

23ha

48 ha 38 ha

< 1 ha

Arten nach Anhang II Gelbbauchunke (Bombina variegata) Kammmolch (Triturus cristatus) Skabiosen-Scheckenfalter (Euphydryas aurinia)

Gebietsbeschreibung und Bedeutung Südlich der Bundesstraße 84 zwischen Eisenach und Behringen schließt sich an den Nationalpark „Hainich“ bzw. an das gleichnamige und größte thüringische FFH-Gebiet eine weitere Fläche des ehemaligen Truppenübungsplatzes „Kindel“ an.

Die ausgewiesene FFH-Fläche grenzt unmittelbar an das Gewerbegebiet Kindel sowie den Verkehrsflugplatz. Letzterer teilt auch das gesamte FFH-Gebiet. Südlich dieses Gewerbestandortes liegt dann die größere Teilfläche. Geologisch wird das FFH-Gebiet durch den Oberen Muschelkalk geprägt, über dem sich in Plateaulage stark leh-

mige, zu Staunässe neigende Böden entwickeln.

Durch die frühere militärische Nutzung konnten sich auch hier in größeren Bereichen der Nesseaue mit dem Waldgebiet des Hainaer Holzes naturbelassene Laubmischwälder mit temporären Kleingewässern erhalten. Die militärische Nutzung bedingte die Entstehung magerer Offenlandflächen mit großflächigen Halbtrockenrasen.

Bei der Nesseaue zwischen Ettenhausen und Haina handelt es sich um ein steilwandiges Tal mit naturnahen Aueabschnitten. Die Nesse hat dabei einige gut ausgebildete Mäander geschaffen.

27

Gelbbauchunke, Färbung der Unterseite (1)

Im Hainaer Holz sind naturnahe, geophytenreiche Laubwälder prägend. (2)

Die Fläche repräsentiert einen struktur- und abwechslungsreichen Landschaftsausschnitt, der sowohl feuchte Lebensräume wie naturnahe Aueabschnitte und temporäre Kleingewässer als auch trockene Lebensräume wie Kalkmagerrasen und Magerwiesen auf engsten Raum beherbergt.

Außerdem kommen sehr häufig totholzreiche Laubwälder hinzu. Durch die Vielzahl an Lebens-

In den besonnten temporären Tümpeln des ehemaligen Truppenübungsplatzes „Kindel“ siedelt die wohl größte Population Deutschlands der nach Anhang II der FFH-Richtline streng geschützten Gelbbauchunke. (1)

28

raumtypen gibt es erstaunlich viele Arten. In feuchten Grünlandbereichen brütet der Wiesenpieper Anthus pratensis und vereinzelt die Bekassine Gallinago gallinago. Weitere streng geschützte Arten sind die Wildkatze Felis silvestris als Bewohner der Wald- und Heckenlandschaft, der Kammmolch Triturus cristatus und der Laubfrosch Hyla arborea als Vertreter feuchter Lebensräume mit Tümpeln oder der Skabiosen-Scheckenfalter Euphydryas aurinia als Bewohner der offenen Trockenstandorte. Ebenfalls typisch für die Kalktrockenrasen sind der Neuntöter Lanius collurio oder die Orchideenart Händelwurz Gymnadenia conopsea. In den wärmegetönten Eichen-Hainbuchenwäldern am Hang zum Nessetal sind Stattliches Knabenkraut Orchis mascula und PurpurKnabenkraut Orchis purpurea vertreten.

Für dieses FFH-Gebiet muss das Vorkommen der Gelbbauchunke Bombina variegata ganz besonders hervorgehoben werden. Die ursprünglichen Lebensräume der Gelbbauchunke liegen in den Fluss- und Bachauen, in denen durch Erosion und Aufschwemmung, insbesondere nach Hochwässern, jährlich neue, vegetationsarme und sonnenexponierte Laichtümpel geschaffen werden.

Reste dieser Flussauenlandschaft haben sich in der Nesseaue erhalten, wo die Gelbbauchunke auch noch Restvorkommen besitzt. Durch die Intensivierung der Landnutzung wurde die Gelbbauchunke auf den benachbarten, ehemals militärisch genutzten Truppenübungsplatz „Kindel“ verdrängt. Hier fanden die Gelbbauchunken als typische Pionierbesiedler ideale Lebensbedingungen, so dass sich hier ein Massenbestand von mehreren Tausend Exemplaren gebildet hat. Es handelt sich hier wohl um die zahlenmäßig stärkste Population in Deutschland, welche aber im Rückgang begriffen ist.

Das FFH-Gebiet entspricht ebenfalls einer Teilfläche des EG-Vogelschutzgebietes Nr. 16 „Ackerhügellandschaft westlich Erfurt mit Fahnerscher Höhe“.

Die mageren Offenlandflächen mit Heckenstrukturen beherbergen eine reiche Vogelwelt, wie den Neuntöter. (2)

Erhaltungsziele Da das gesamte Gebiet einen enorm wichtigen Verbindungsweg für die weitere Ausbreitung der

Wildkatze in Richtung Thüringer Wald hat, sollte bei allen flächenbeanspruchenden Planungen ein Wildkatzenkorridor freigehalten werden.

Außerdem muss bei der Weiterentwicklung des Gebietes beachtet werden, dass der Flussauenkomplex mit temporären Tümpeln und Kleingewässern als ursprünglicher Lebensraum der Gelbbauchunke erhalten bleibt. Hiefür ist es notwendig die Kleingewässer und Tümpel in regelmäßigen Abständen frei zu schieben. Die totholzreichen Laubwälder, sowie die Halbtrockenrasen an den Hängen und Auewiesen in der Nesseaue müssen in ihrer Ausprägung gefördert werden. Zusätzlich sind regelmäßig neue Kleingewässer sowohl in der Nesseaue als auch auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz zu schaffen. Die Halbtrockenrasen mit temporären Kleingewässern sind unbedingt durch Pflegemaßnahmen, vorzugsweise Schafbeweidung, offen zu halten. Sie stellen landes- bis deutschlandweit bedeutende Lebensräume für die FFH-Arten Kammmolch, Gelbbauchunke und Skabiosen-Scheckenfalter dar.

29

FFH-Gebiet Nr. 53 „Krahnberg -– Kriegberg“ Allgemeine Angaben Landkreise Gemarkungen Größe Naturraum Schutzgebiete im FFH-Gebiet

Gotha Goldbach, Trügleben, Gotha, Metebach 470 ha Innerthüringer Ackerhügelland FND „Viole Teiche bei Goldbach“ GLB „Kriegberg“

Lebensräume nach Anhang I Code –Nr.

6210

FFH-Lebensraumtyp Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Gewässer mit benthischer Vegetation aus Armleuchteralgen Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien

6510

Magere Flachland-Mähwiesen

44 ha

8210

Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation

< 1 ha

3140 3150

Größe < 1ha 4 ha 76 ha

9130

Waldmeister- Buchenwald

110 ha

9150

3 ha

9170

Mitteleuropäische Orchideen-Kalk-Buchenwald Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Eichen-Hainbuchenwald (Carpinun betuli) Labkraut-Eichen-Buchenwald

*9180

Schlucht- und Hangmischwälder

< 1 ha

9160

4 ha 27 ha

Arten nach Anhang II Kammmolch Triturus cristatus Skabiosen-Scheckenfalter Euphydryas aurinia Großes Mausohr Myotis myotis

Gebietsbeschreibung und Bedeutung Das FFH-Gebiet besteht zum überwiegenden Teil aus einem bewaldeten Höhenzug aus oberem Muschelkalk mit Keuperinseln. Typisch sind altholzreiche Laubmischwälder, Kalk- und Halbtrockenrasen, Flachland-Mähwiesen und temporär wasserführende Karstseen. Geologisch und morphologisch ist das gesamte Gebiet Bestandteil der Westthüringer Störungszone, die sich in der näheren Umgebung von den Drei Gleichen, über den Seeberg, den Krahnberg bis zum Hainich in hercynischer (von Südost nach Nordwest) Streichrichtung verfolgen lässt. Früher wurde ein Teil des Gebietes (Kriegberg) militärisch genutzt und war unzugänglich für die Öffentlichkeit.

Der Kriegberg zeichnet sich durch eine bereichsweise sehr enge, mosaikartige Verzahnung ver-

30

schiedener Lebensraumtypen (Kalk-Halbtrockenrasen, oligotrophe bis mesotrophe Kleingewässer, Trockengebüsche und Säume) aus. Diese Kombination von Lebensräumen und die bisher extensive Nutzung bieten beste Bedingungen für eine artenreiche Flora und Fauna. Wertbestimmend für die Fauna sind unter anderem die Mollusken, mit der vom Aussterben bedrohten Zwergheideschnecke Xerocrassa geyeri, die Reptilien und Amphibien mit Zauneidechse Acerta agilis und Waldeidechse Zootoca vivipara und die Tagfalter mit der FFH-Art Skabiosen-Scheckenfalter Euphydryas aurinia.

Die hohen Populationsgrößen von 8 Amphibienarten weisen auf einen optimalen Lebensraum für diese Gruppe hin. Für die Zwergheideschnecke besitzt Thüringen eine besondere Verantwortung,

Krahn- und Steinberg. Die zwei durch Erdsenkungen bzw. Erdfälle entstandenen Teiche sind in den Thüringer Kalkhöhenzügen nicht selten, aber in den wenigsten Fällen wie hier wasserhaltend.

Sie werden ausschließlich von Niederschlägen gespeist. Bislang fanden sich in den naturnahen Stillgewässern rund 100 Tierarten. Neben den Molchen (Teich-, Berg- und Kammmolch Triturus vulgaris, T. alpestris und T. cristatus) Grasfrosch Rana temporaria und Erdkröte Bufo bufo existiert hier eine individuenstarke Population des Laubfrosch Hyla arborea. In der Röhrichtzone der Uferränder ist die Wasser-Schwertlilie Iris pseudacorus vertreten. Zur Wasservegetation gehört die Gelbe Teichrose Nuphar lutea. (SCHLEIP et al. 2002) Die Waldungen des Krahnberges beherbergen neben angepflanzten Mischwäldern auch noch ursprüngliche Buchenwälder und StieleichenHainbuchenwälder, besonders beidseits des Steingrabens und im Bereich des Galberges. Auffallend attraktiv und bunt sind diese Wälder im Frühjahr

Auf dem Krahnberg finden sich noch ursprüngliche Wälder, wie im Bereich des Steingrabens. (2)

da sie nur ein sehr kleines und stark zersplittertes mitteleuropäisches Areal besitzt. Das Thüringer Becken mit seinen Randplatten bildet dabei einen Verbreitungsschwerpunkt. Außerdem bieten die unbewaldeten, extensiv genutzten Offenlandschaften gute Voraussetzungen für die Reproduktion von Wiesenbrütern, wie Wachtel Cortunix cortunix und Rebhuhn Perdix perdix (SCHLEIP 1996) Das FND „Viole-Teiche bei Goldbach“ liegt im FFH-Gebiet und an der südlichen Gemarkungsgrenze von Goldbach in der Feldflur zwischen

Wertbestimmend für die Fauna ist das Vorkommen der vom Aussterben bedrohten und streng geschützten Zwerg-Heideschnecke auf dem Kriegberg – eine in Mitteldeutschland endemische Art. (5)

Zu den 8 vorkommenden Amphibienarten zählt der Laubfrosch, der auf dem Kriegberg und an den „Viole Teichen“ optimale Habitate vorfindet. (2)

durch ihren Geophytenreichtum mit Märzenbecher Leucojum vernum, Leberblümchen Hepatica nobilis oder Bärlauch Allium ursinum. Bemerkenswert ist auch der Orchideenreichtum mit Arten wie Stattlichem Knabenkraut Orchis mascula oder Violetter Stendelwurz Epipactis purpurata. (KLUG 1996) Neben einer artenreichen Pflanzenwelt ist auch eine ausgeprägte Fauna auf dem Krahnberg zu finden. Zahlreiche Vögel, darunter verschiedene Spechte, Eulen oder Greife und auch Fledermäuse wie das Große Mausohr Myotis myotis finden hier einen Lebensraum. Hinsichtlich der Fledermausfauna besteht jedoch noch Untersuchungsbedarf, da zahlreiche weitere wertgebende Arten zu erwarten sind. Ein Ausdruck für die Ursprünglichkeit der verschiedenen Waldlebensraumtypen ist die vorgefundene Schneckenfauna mit der Bezahnten Glattschnecke Azeca goodalli (ZEISSLER 1996).

Den Krahnberg-Kriegberg durchziehen zahlreiche Wanderwege, er ist ein beliebtes Naherholungs-

31

Die attraktiven Silberdisteln bereichern die Trockenrasen im Herbst. (2)

gebiet für die Stadt Gotha. Nach der Wende wurde die touristische Infrastruktur für die Bevölkerung wieder hergestellt.

Erhaltungsziele Um den Lebensraum für viele seltene und gefährdete Pflanzen- bzw. Tierarten zu sichern, müssen die naturnahen Laubwälder mit hohem Alt- und Totholzanteil erhalten und ihre Ausbreitung gefördert werden. Weiterhin sollten die Nadelholzbestände schrittweise in naturnahe Laubmischwälder umgewandelt werden. Der Erhalt der Laubwälder ist auch für die artenreichen

32

Die Zauneidechse ist ein typischer Vertreter der Trockenrasen und Trockensäume. Auf dem Kriegberg ist sie noch häufig zu beobachten. (1)

Offenlandbiotope von großer Bedeutung. Die Offenlandbiotope bedürfen zu deren Erhaltung einer extensiven Pflege, bevorzugt durch Schafhutung, um die natürliche Sukzession durch Verbuschung aufzuhalten. Die temporären Kleingewässer sind als Lebensräume für Amphibien, u.a. der FFH-Art Kammmolch, zu erhalten und auch neu zu schaffen.

Weitere wichtige Maßnahmen sind die Schaffung eines Biotopverbundes zwischen dem Krahnberg und den Viole-Teichen sowie die Erweiterung der extensiv bewirtschafteten Pufferzone um die VioleTeiche, um den Eintrag von Pestiziden und Dünger aus intensiv genutzten Flächen zu reduzieren.

FFH-Gebiet Nr. 54 „Seeberg-Siebleber Teich“ Allgemeine Angaben Landkreis Gemarkungen Größe Naturraum Schutzgebiete im FFH-Gebiet

Gotha Gotha, Seebergen, Günthersleben 581 ha Innerthüringer Ackerhügelland NSG „Siebleber Teich“ NSG „Seeberg“

Lebensräume nach Anhang I Code –Nr.

FFH-Lebensraumtyp Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Gewässer mit benthischer Vegetation aus Armleuchteralgen Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion Trockene europäische Heiden

Größe

< 1 ha

6210

Lückige basophile oder Kalk-Pionierrasen (Alysso- Sedion albi) Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen) Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien

24 ha

*6240

Subpannonische Steppen-Trockenrasen

< 1 ha

6430

Feuchte Hochstaudenfluren der planaren bis montanen Stufe

< 1 ha

6510

Magere Flachland-Mähwiesen

25 ha

8210

Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation

< 1 ha

8310

Nicht touristisch erschlossene Höhlen

< 1 ha

3140 3150 3260 4030 *6110 *6210

1 ha < 1 ha < 1 ha < 1 ha

11 ha

9110

Hainsimsen-Buchenwald

< 1 ha

9130

Waldmeister-Buchenwald

8 ha

9170

Labkraut-Eichen-Buchenwald

51 ha

*9180

Schlucht- und Hangmischwälder Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnon incanae, Salicion albae)

5 ha

*91E0

5 ha

Arten nach Anhang II Großes Mausohr Myotis myotis Kammmolch Triturus cristatus Schmale Windelschnecke Vertigo angustior

Gebietsbeschreibung und Bedeutung Das FFH-Gebiet „Seeberg-Siebleber Teich“ ist insbesondere gekennzeichnet durch ein vielgestaltiges Biotopmosaik aus wertvollen kontinentalen und submediterranen Halbtrockenrasen, wärmeliebenden Eichen- und Eichen-Hainbuchenwäl-

dern, Buchenwäldern sowie Stillgewässern und Kleingewässern. Der Seeberg und das Siebleber Ried gehören hinsichtlich ihrer Artenausstattung zu den bemerkenswertesten Landschaftsteilen des Gothaer Landes.

33

Blick über den Seeberg in Richtung Gotha mit Herbstaspekt der naturnahen Laubwälder. (1)

Der Seeberg, ein ost-westlich streichender Höhenzug, überragt das umliegende flachwellige Hügelland um bis zu 130 m. Von besonderer Bedeutung für große Teile des Seeberges sind die zahlreichen bereits verfallenen Steinbrüche zur Gewinnung von Sandstein, Kalk und Gips. Der Seeberger Sandstein stellt einen hervorragenden Werkstein dar und wird auch heute noch abgebaut.

Auf Grund der vielfältigen Geologie und Morphologie sowie seiner flächenmäßigen Ausdehnung hat sich ein bemerkenswertes Biotopspektrum entwickelt.

Zu den wertvollsten Bereichen gehören die Trocken- und Halbtrockenrasen. Am Seeberg sind kontinentale Adonisröschen-Fiederzwenken-Halbtrockenrasen und kleinflächig auch Steppenschwingel-Pfriemengras-Trockenrasen ausgebildet. Am Nordhang und an weniger exponierten Stellen sind Trespen-Halbtrockenrasen

volle Bereiche sind die Trocken- und Halbtrockenrasen, die schon vor über 65 Jahren im Bereich „Heilige Lehne“ unter Schutz gestellt wurden.

Am Nordhang dominieren Waldlabkraut-EichenHainbuchenwald und Buchenwälder, während an den Südhängen über Muschelkalk SteinsamenElsbeeren-Eichenwald angetroffen wird, letzterer oft in Kontakt mit Blutstorchschnabel-HirschwurzSäumen. Auf saurem Gestein im Bereich des Maikopfes sind Hainsimsen-Traubeneichen-Mischwald und Fingerkraut-Eichenwald entwickelt. Die naturnahen Wälder sind der Sommerlebensraum von Fledermäusen. Es gibt Nachweise mehrere Arten, u.a. auch des Großen Mausohrs. Die Gipskeuperhöhlen haben eine Relevanz als Winterquartier von Fledermäusen.

Auf den Trockenrasen über Rätsandstein ist eine botanische Kostbarkeit das Vorkommen der HerbstWendelorchis. (2)

Die Gewöhnliche Kuhschelle hat auf den Trockenrasen an der Heiligen Lehne noch größere Bestände.

(2)

und Enzian-Schillergras-Rasen entwickelt. Nur noch reliktartig tritt im Bereich der Breiten Trift die Wolfsmilch-Heidekraut-Heide auf, die ehemals am Seeberg weit verbreitet war, jedoch durch Aufforstungen und ausbleibende Beweidung stark zurückgedrängt wurde. Besonders wert-

34

Als besonders bemerkenswert ist die Vielfalt der Flora im Gebiet zu bezeichnen. Seit 1900 wurden insgesamt 195 bestandsbedrohte oder geschützte Arten vom Seeberg gemeldet. Leider konnten davon 92 Arten in letzter Zeit nicht mehr nachgewiesen werden, die Zahl von aktuell 103 wertgebenden Arten ist dennoch äußerst imposant.

Besonders zu erwähnen sind z. B. Herbst-Wendelorchis, Weiße Braunelle, Frühe Haferschmiele, Mondrautenfarn, Sand-Esparsette, Elsässer Sommerwurz, Ähriger Blauweiderich, Goldhaar-Aster, Breitblättriges Knabenkraut, Natternzunge und Stink-Gänsefuß. Auch die Tierwelt des Seeberges ist aufgrund der mannigfaltigen Lebensraumtypen artenreich. Aus der Gruppe der Vögel sind 122 bedrohte Arten gemeldet von denen wiederum 72 Brutvögel sind. Besonders bedeutsam sind die Vorkommen von Kiebitz, Steinschmätzer, Wendehals und Uhu. Beobachtet wurden auch Kreuzotter, Ringelnatter und Zauneidechse, Wechsel-

Die Ameisengrille lebt parasitisch in Ameisennestern und wird nur bis 5 mm groß. (1)

Der seltene Seefrosch besitzt im NSG „Siebleber Teich“ Refugien (1)

und Kreuzkröte, Moor- und Seefrosch sowie der Kammmolch. Von den Wirbellosen sollen der wärmeliebende Erdbock Dorcadion fuliginator, die Ölkäferart Meloe proscarabaeus oder die Ameisengrille Myrmecophilus acervorum hervorgehoben werden Der Siebleber Teich, 1717 an Stelle eines etwa 2 ha großen Restgewässers angelegt, nimmt als Feuchtgebiet heute eine Fläche von ca. 13 ha ein. Die offene Wasserfläche ist aktuell jedoch nur noch ca. 0,5 ha groß. Der Wasserhaushalt des Gebietes ist stark anthropogen beeinflusst.

Die Speisung des Teiches erfolgt mit nur geringem Zulauf über ein Grabensystem aus einer westlich vorgelagerten flachen Senke. Meliorationsmaßnahmen in den 1980er-Jahren haben zu einer Absenkung des Grundwassers geführt, in Trockenjahren kommt es deshalb zu einem starken Absinken des Wasserspiegels. Die Vegetation wird geprägt durch ausgedehnte Schilfröhrichte; insgesamt wurden 175 Gefäßpflanzenarten nachgewiesen. Unter diesen sind besonders die wertgebenden Arten Natternzunge und Südlicher Wasserschlauch zu nennen. Noch in den 1980er Jahren bestanden in den kalkhaltigen Stillgewässern wertvolle Armleuchteralgen-Bestände. Aktuell sind im Teich keine Armleuchteralgen mehr zu finden, während es die Steifborstige Armleuchteralge Chara hispida noch in kleinen Tümpeln nördlich der eigentlichen Wasserfläche gibt. Die Fauna zeichnet sich vor allem durch eine reiche Vogelwelt aus. In den 1960er-Jahren konnten 129 Vogelarten, darunter 62 Brutvögel, beobachtet werden.

Neuere Untersuchungen erbrachten Nachweise für 37 Brutvögel und 21 Gäste. Naturschutzfachlich sind besonders die aktuellen Vorkommen von Bekassine, Rohrweihe, Rotmilan, Wespenbussard, Teichralle und Zwergtaucher wertvoll. Von den Reptilien ist die Ringelnatter im Gebiet anzutreffen, von den Lurchen wurde der Moorfrosch nachgewiesen (einziges Vorkommen im Landkreis

Gotha, wahrscheinlich aber erloschen). (GÖRNER et al. 1984). Ebenso ist das Vorkommen der FFH-Art Schmale Windelschnecke nur historisch belegt, auch dieses Vorkommen im Bereich der Siebleber Teiche existiert wahrscheinlich nicht mehr (BÖSNECK 2003). Über den Seeberg führen zahlreiche Wanderwege, er ist ein beliebtes Naherholungsgebiet für die Stadt Gotha.

Erhaltungsziele Die artenreichen, kontinentalen Kalk-Halbtrockenrasen und Eichen-Hainbuchenwälder des FFHGebietes sind zu erhalten und zu fördern. Auf repräsentativen Teilflächen ist die natürliche Waldentwicklung zu gewährleisten, der floristisch und faunistisch bedeutsame Feuchtgebietskomplex am Siebleber Teich ist zu erhalten. Von großer Bedeutung für das FFH-Gebiet ist auch die Sicherung des Biotopverbundes zwischen gleichartigen Lebensräumen.

Der aktuelle Zustand des Seeberges ist ausgesprochen heterogen, neben naturnahen Bereichen sind Nadelholzforste, aufgelassene und aktive Steinbrüche sowie die militärische Nutzung des Gebietes deutlich sichtbar. Die Nadelforste sollten langfristig in naturnahe Laubmischwälder umgebaut werden. Gebietsuntypische Anpflanzungen innerhalb des NSG, wie etwa unterhalb des Steinbruches am Kleinen Seeberg, sind möglichst zu entfernen. Der zunehmenden Verbuschung der wertvollen Offenlandbiotope, besonders der verschiedenen TrockenrasenLebensräume ist durch kontinuierliche Pflegemaßnahmen entgegen zu wirken. Dabei sind auch kleine Splitterflächen wie die Magerrasen der „Breiten Trift“ nicht auszusparen.

Der Siebleber Teich ist infolge des verringerten Zuflusses und der stark aufkommenden Schilf-

35

bestände von Verlandung bedroht. Das Schilf wurde entlang des Ostdammes bereits mehrfach gerodet, um einer weiteren Verlandung entgegen zu wirken. Diese Maßnahmen sollten in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Gleichzeitig ist zur Erhaltung des Gebietes ein ausreichender Zufluss von unbelastetem Wasser zu gewähr-

36

leisten. Zur Förderung der Armleuchteralgen und Amphibien, so auch des Kammmolches, ist die Anlage temporärer Kleingewässer zwischen der offenen Wasserfläche und dem nördlichen Damm sinnvoll. Die Pappelforste sind mittelfristig durch standortgerechte, heimische Baumarten zu ersetzen.

FFH-Gebiet Nr. 55 „Apfelstädtaue zwischen Wechmar und Neudietendorf“ Allgemeine Angaben Landkreis Gemarkungen Größe Naturraum Schutzgebiete im FFH-Gebiet

Gotha Wechmar, Wandersleben, Apfelstädt, Neudietendorf 154 ha Thüringer Becken GLB „Pferdegehege“

Lebensräume nach Anhang I Code –Nr.

FFH-Lebensraumtyp Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation der Verbände

7 ha

6210

Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien

1 ha

6510

Magere Flachland-Mähwiesen

1 ha

9170

Labkraut-Eichen-Buchenwald Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnon incanae, Salicion albae)

2 ha

3150 3260

*91E0

Größe < 1 ha

48 ha

Arten nach Anhang II Kammmolch Triturus cristatus Mopsfledermaus Barbastella barbastellus Westgroppe Cottus gobio

Gebietsbeschreibung und Bedeutung Der geschützte Abschnitt der Apfelstädt liegt in einem Bereich, der sich durch das weite Tal mit markanten Schotterflächen, Hangkanten, repräsentativen Resten von Vergesellschaftungen des Auenwaldes, parkähnlichen Landschaftsteilen, Resten der Halbtrockenrasen, Frischwiesen und nicht zuletzt durch die nach Niederschlägen und Schneeschmelze wilden Wasser eines reißenden Flusses charakterisiert wird. (KLUG 2001) Das FFH-Gebiet beherbergt die einzige intakte Flussaue Thüringens mit größeren Auenwaldresten. Die vom Aussterben bedrohten „EichenEschen-Ulmen-Auenwälder“ sind durch den Kiesabbau jedoch bereits stark dezimiert worden und besonders gefährdet. Trotzdem bietet die Apfelstädtaue Lebensraum für eine Vielzahl von mehr oder weniger streng an Flußauen, Schotterfluren, Auenwälder und Säume angepasste und zum Teil bestandsbedrohte Arten.

Derzeit existieren mindestens 442 Pflanzenarten im Gebiet. Auf Flussschottern in der Aue zwischen Wechmar und Wandersleben sind Reste eines

Grasnelken-Schafschwingelrasens mit einem individuenstarken Vorkommen der Gewöhnlichen Grasnelke Armeria maritima ssp. elongata erhalten geblieben. In Pionier- und Ruderalfluren der Flussschotter und offenen Mergelhänge finden noch Streifen-Klee Trifolium striatum, Quirl-Knäul Scleranthus verticillatus, Zwerg-Schneckenklee Medicago minima, Frühe Segge Carex praecox, Guter Heinrich Chenopodium bonus-henricus, Karthäuser Nelke Dianthus carthusianorum, Französische Hundsrauke Erucastrum gallicum oder Wiesen-Goldstern Gagea pratensis Refugien.

Von wissenschaftlicher Bedeutung sind die vereinzelten Vorkommen der Schwarz-Pappel Populus nigra im vom Aussterben bedrohten PappelSilberweiden-Auenwald als auch der Feld-Ulme Ulmus minor im Hartholzauenwald. (KLUG 2001) Aufgrund der Biotopausstattung existiert auch eine reiche Tierwelt mit bisher über 500 nachgewiesenen Tierarten. Besonders artenreich ist dabei die Fauna der Vögel und Laufkäfer, aber auch die Mollusken und Wasserinsekten haben

37

Die Apfelstädt bildet zwischen Wechmar und Neudietendorf eine imposante, naturbelassene Flussauenlandschaft aus. Hier finden der Eisvogel und die Wasseramsel noch Brutmöglichkeiten. (1)

im Gebiet hohe Individuen- und Artenzahlen. Für die Feuchtgebiete sind der Kammmolch Triturus cristatus und der Seefrosch Rana ridibunda zu nennen. In der Apfelstädt sind als Zeigerarten für sauberes Wasser die Westgroppe Cottus gobio und Elritze Phoxinus phoxinus aufzuführen. Eine hohe Anzahl von Kleinfischen ist die Nahrungsgrundlage für den Eisvogel, welcher an der Apfelstädt beim Jagen beobachtet werden kann. Er brütet in den durch die Flussdynamik ständig neu entstehenden Abbruchkanten des Gewässers.

Bemerkenswert ist aufgrund seiner Seltenheit der Nachweis des Schwarzstorches Ciconia nigra. Für die Schutzwürdigkeit des Gebietes sind auch die Vorkommen der sehr seltenen Laufkäferarten Ela-

38

Eisvogel (1)

Wasseramsel (3)

phropus diabrachys und der an Flusskiese gebundene Thalassophilus longicornis von Bedeutung.

(BELLSTEDT 2001)

Erhaltungsziele Als Hauptproblem für den Erhalt der Flussaue ist eindeutig der Mensch mit seinen Eingriffen in die Natur zu sehen. Der Flächenanteil naturbelassener Bereiche ging in den letzten 150 Jahren stetig zurück, um die wirtschaftlich nutzbaren Flächen zu erweitern. Vor allem der Kiesabbau auf angrenzenden Flächen der Apfelstädt führte zur Grundwasserabsenkung und somit zu einem Eingriff in den Lebensraum. Durch die Ausweisung des FFH-Gebietes soll diese Entwicklung gestoppt und eine Regeneration ermöglicht werden. Die naturnahen Auenabschnitte mit natürlicher Fließgewässerdynamik gehören zu den repräsentativsten in Thüringen und haben für den Biotopverbund eine herausragende Bedeutung. Aber auch die angrenzenden Fl u s s s c h ot te r f l ä c h e n, artenreichen Feuchtwiesen, Hochstaudenfluren und Quellbereiche müssen geschützt und in ihrer Entwicklung gefördert werden.

Die Erhaltung und Entwicklung der natürlichen Flussaue mit allen Lebensraumtypen und ihrer Dynamik sind die Voraussetzung für optimale Habitatbedingungen der aufgeführten FFH-Arten.

FFH-Gebiet Nr. 60 „Thüringer Wald von Ruhla bis Großer Inselsberg“ Allgemeine Angaben Landkreis(e) Gemarkungen Größe Naturraum Schutzgebiete im FFH-Gebiet

Wartburgkreis, Gotha, Schmalkalden-Meiningen Ruhla, Winterstein, Tabarz, Brotterode, Steinbach 2.342 ha Thüringisch-Fränkisches Mittelgebirge NSG „Großer Inselsberg“ (z.T. im FFH-Gebiet) NSG „Vordere Schwarzbachwiese“ (vollständig im FFH- Gebiet) LSG „Thüringer Wald“ (FFH-Gebiet vollständig im LSG) FND „Im kalten Rümpler“ FND „Wasserberger Grund am Stumpfenberg“ FND „Schmerbachwiese“ FND „Gerberstein“

Lebensräume nach Anhang I Code –Nr.

6430

FFH-Lebensraumtyp Natürlich eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion Trockene europäische Heiden Artenreiche Borstgrasrasen montan (und submontan auf dem europäischen Festland) Feuchte Hochstaudenfluren der planaren bis montanen Stufe

4 ha

6510

Magere Flachland-Mähwiesen

4 ha

6520

Berg-Mähwiesen

59 ha

7140

Übergangs- und Schwingrasenmoore

3 ha

8150

Kieselhaltige Schutthalden der Berglagen Mitteleuropas

< 1 ha

8220

2 ha

9110

Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation Silikatfelsen mit Pioniervegetation des Sedo- Scleranthion oder des Sedo albi-Veronicion dillenii Hainsimsen-Buchenwald

9130

Waldmeister-Buchenwald

672 ha

9170

Labkraut-Eichen-Buchenwald

< 1 ha

*9180

Schlucht- und Hangmischwälder Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnon incanae, Salicion albae) Montane bis alpine bodensaure Fichtenwälder (Vaccinio-Piceetea)

69 ha

3150 3260 4030 *6230

8230

*91E0 9410

Größe < 1 ha 21 ha < 1 ha 19 ha

< 1 ha 636 ha

25 ha 4 ha

Arten nach Anhang II Westgroppe Cottos gobio Bachneunauge Lampetra planeri

39

Gebietsbeschreibung und Bedeutung Das FFH-Gebiet „Thüringer Wald von Ruhla bis Großer Inselsberg“ stellt einen charakteristischen Ausschnitt des Thüringer Waldes mit artenreichen Komplexen typischer Mittelgebirgsbiotope wie montanen Buchenwäldern, naturnahen Bergbächen, Bergwiesen, Silikatfelsen und -schutthalden dar.

Es befindet sich vollständig im LSG „Thüringer Wald“ und umfasst auch mehrere Schutzgebiete innerhalb des Wartburgkreises. Im FFH-Gebiet dominieren großflächig montane HainsimsenBuchenwälder und Waldmeister-Buchenwälder, aber auch montane Ausbildungsformen der Hochstaudenfluren und Berg-Mähwiesen, Borstgrasrasen oder Moore. Nur kleinflächig sind montane Fichtenwälder, Silikatfelsfluren, Heiden oder Schutthalden vertreten.

Die „Vordere Schwarzbachwiese“, liegt auf einem Seitenkamm des Rennsteiges. Sie trennt als Wasserscheide das Erbstromtal von der Wintersteiner Mulde (Emsetal). Den Untergrund bilden Sedimente der Goldlauterer Folge des Rotliegenden.

Aufgrund des tonigen und undurchlässigen Untergrundes ist Staunässe zu beobachten; ganzjährig schüttende Schichtquellen bilden Hangquellflächen mit Moorbildungen aus. Als Rodungswiese entstanden, wurde die Schwarzbachwiese Jahrhunderte lang als Extensivweide, später auch als Mähwiese genutzt. Es haben sich vegetationskundlich inte-

Die naturnahe Mittelgebirgslandschaft rund um den Inselsberg, wie an der Blockhalde „Reitsteine“, bietet zahlreichen, montan verbreiteten Arten verschiedenster Artengruppen Lebensräume. (1)

40

Siebenschläfer - Nachnutzer in einer Nisthilfe - als Vertreter der Säuger. (2)

ressante, nährstoffarme Bergwiesen entwickelt, die jedoch aktuell teilweise durch die Aufgabe der Wiesenbewirtschaftung in ihrem Bestand gefährdet sind. Das Artengefüge der KreuzblümchenBorstgras-Rasen, der Bärwurz-RotschwingelWiese, Sumpfpippau-Waldbinsen-Quellwiesen und Waldsimsen-Wiese wird durch Pflanzen mit ozeanisch-montanem Verbreitungsschwerpunkt charakterisiert wie Harz-Labkraut Galium saxatile, Pillen-Segge Carex pilulifera, Echter Ehrenpreis Veronica officinalis und Bärwurz Meum athamanticum. Bemerkenswert ist das (ehemals reichere) Vorkommen der Arnika Arnica montana, des Breitblättrigen Knabenkrautes Dactylorhiza majalis und der Trollblume Trollius europaeus.

Der Große Inselsberg, der markanteste und weithin sichtbare Punkt dieses Gebirgsteiles, überragt das allgemeine Niveau um 120 bis 200 m.

Vom Gipfel fallen nach allen Seiten Täler und dazwischen liegende Bergrücken ab. Südöstlich des Gipfels sind felsige Grate ausgebildet (Reitsteine), hier treten auch große offene Blockhalden auf. Der Große Inselsberg gehört geologisch zur Wintersteiner Rotliegendmulde, die hier an einer Verwerfungszone so weit abgesenkt ist, dass das Rotliegende in gleicher Höhenlage scharf an das wesentlich ältere Ruhlaer Kristallin grenzt.

Die zahlreich an den Flanken des Großen Inselsberges entspringenden Quellen speisen kleine Wildbergbäche mit zum Teil starkem Gefälle.

Im fast vollständig bewaldeten NSG dominieren die für den Thüringer Wald typischen montanen und hochmontanen Hainsimsen-Buchenwälder.

Besonders hervorzuheben ist eine hochmontane Ausbildung, die als Ebereschen-Buchenwald beschrieben wird. Dieser stellt den höchstgelegenen intakten Buchenwald Ostdeutschlands dar.

Die Vegetation an den Reitsteinen ist besonders interessant. Ebereschenreiche Blockschuttwälder bilden hier die Waldgrenze zu offenen Blockhalden und Felsen mit moos- und flechtenreicher Vegetation. Im Gebiet um den Großen Insels-

Geburtshelferkröte als Vertreter der Amphibien. (2)

berg wurden insgesamt 220 Farn- und Blütenpflanzenarten festgestellt. Davon hervorzuheben sind insbesondere Platanenblättriger Hahnenfuß Ranunculus platanifolius, Breitblättriges Knabenkraut Dactylorhiza majalis, Trollblume Trollius europaeus, Faden-Binse Juncus filiformis und Öhrchen-Habichtskraut Hierocium lactucella.

Besonders bemerkenswert sind auch die über 200 vorkommenden Moosarten und 33 Moosgesellschaften, davon einige für Thüringen bryogeographisch besondere Arten wie Herbertus sendtneri, Lescuraea mutabilis und Pseudoleskea incurvata.

(SCHLEIP 1998) Das Gebiet um den Großen Inselsberg hat auch eine herausragende Bedeutung als Lebensraum für eine Vielzahl von in Thüringen geschützten bzw. gefährdeten Tierarten. Dabei handelt es sich überwiegend um Arten, die ihren Verbreitungsschwerpunkt in der montanen Stufe des Gebirges haben. Von den Säugetieren sind besonders Baummarder Martes martes, Wasserspitzmaus Neomys fodiens, Haselmaus Muscardinus avellanarius und Siebenschläfer Glis glis hervorzuheben. Ausführungen zur Vogelwelt können dem

Die FFH-Art Bachneunaue ist aktuell im Landkreis Gotha nur aus der Emse belegt. Ein typischer Bergbachvertreter aus der Gruppe der Fische und Rundmäuler. (1)

gleichnamigen EG-Vogelschutzgebiet entnommen werden. Die Amphibien und Reptilien sind mit 9 Arten vertreten, darunter die montan verbreiteten Arten Feuersalamander Salamandra salamandra, Geburtshelferkröte Alytes obstetricans und Fadenmolch Triturus helveticus sowie die Kreuzotter Vipera berus. Typisch sind auch zahlreiche Wirbellose darunter montane und holzbewohnende Arten, wie z.B. die NadelholzSäbelschrecke Barbitistes constrictus, die Laufkäfer Carabus linnei und Cychrus attenuatus sowie der holzbewohnende Gezähnte Ahornplattkäfer Ploeostichus denticollis (Wiederfund für Thüringen). Es wurden über 210 GroßschmetterlingsArten festgestellt, eine besondere Bedeutung als Lebensraum haben dabei die Reitsteine mit Grashalden-Halmeule Photedes captiuncula und Glänzender Erdeule Rhyacia lucipeta. (GÖRNER et al.

1984). Die Fledermausvorkommen sind in diesem FFH-Gebiet noch zu wenig untersucht.

Herausragende Bedeutung hat im FFH-Gebiet auch der Gebirgsbach Emse. In der Emse leben noch die FFH-Arten Westgroppe und Bachneunauge. Das Bachneunauge besitzt in diesem Gebiet die aktuell einzigen Nachweise im Landkreis Gotha.

Der Thüringer Wald ist touristisch stark frequentiert. So führen durch das FFH-Gebiet zahlreiche Wanderwege, u.a. auch der Rennsteig. Am Nordhang des Inselsberges besteht ein Skihang mit Liftanlage. Ein besonderer touristischer Anziehungspunkt ist der Inselsberg mit Gaststätten und Sommerrodelbahn.

Erhaltungsziele Die artenreichen Komplexe typischer Mittelgebirgsbiotope mit Berg-Mähwiesen, Borstgrasrasen, montanen Buchenwäldern und naturnahen

Nadelholzsäbelschrecke als Vertreter der Heuschrecken. (2)

41

Bergbächen sind zu erhalten und zu fördern. Von großer Wichtigkeit ist auch die Gewährleistung einer natürlichen Waldentwicklung auf einer repräsentativen Teilfläche (Totalreservat). Hier wird eine Erweiterung der bereits ausgewiesenen Fläche in westliche Richtung bis zu den Reitsteinen bzw. die Nordwestseite des Inselsberges empfohlen.

Eine generelle Verlängerung des Verjüngungszeitraumes und des Zielalters der Buchenwaldbestände ist anzustreben. Langfristig sollen auch die bestehenden Fichtenforste in naturnahe Buchenwälder umgewandelt werden. Die exten-

42

sive Grünlandnutzung auf den Bergwiesen ist fortzuführen, die Renaturierung einiger Quellen ist zu empfehlen.

Unbeeinflusste und saubere Bergbäche sind der ideale Lebensraum für Westgroppe und Bachneunauge. Jegliche Beeinflussungen, wie z.B. Einleitungen, und Gewässerunterbrechungen durch bauliche Anlagen sind deshalb zu vermeiden.

Für den Großen Inselsberg als einem stark frequentierten Ausflugsziel sind dringend besondere Maßnahmen der Besucherlenkung erforderlich.

FFH-Gebiet Nr. 61 „Hirzberg-Wanningsrod-Kranichmoor Allgemeine Angaben Landkreis(e) Gemarkungen Größe Naturraum Schutzgebiete im FFH-Gebiet

Gotha Schönau vor dem Walde, Herrenhof, Hohenkirchen, Emleben, Petriroda, Wipperoda 279 ha Thüringer Becken mit Randplatten FND „Kranichmoor bei Petriroda“

Lebensräume nach Anhang I Code –Nr.

6430

FFH-Lebensraumtyp Natürlich eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion Feuchte Hochstaudenfluren der planaren bis montanen Stufe

< 1 ha

6510

Magere Flachland-Mähwiesen

< 1 ha

9110

Hainsimsen-Buchenwald

4 ha

9130

Waldmeister-Buchenwald

3 ha

9170

Labkraut-Eichen-Buchenwald Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)

97 ha

3150 3260

*91E0

Größe 6 ha < 1 ha

< 1 ha

Im Gebiet vorkommende Arten nach Anhang II, welche aber nicht in der Veröffentlichung im Staatsanzeiger aufgeführt sind Kammmolch Triturus cristatus Gebietsbeschreibung und Bedeutung Das FFH-Gebiet zählt zum Naturraum „Innerthüringer Ackerhügelland“, welches sich durch weitgehend ackerbaulich genutztes flachwelliges Hügelland mit Talauen und bewaldeten Höhenrücken charakterisiert. In den feuchten Niederungsgebieten treten Feuchtbiotope wie Feuchtwiesen und Moore auf. Das Gebiet umfasst die zusammenhängenden Eichen-Hainbuchenwälder Wanningsrod und Hirzberg und das als Flächennaturdenkmal ausgewiesene Kranichmoor.

In der geologischen Schichtenfolge spielt der Keuper eine wichtige Rolle. Es kehren mehrfach leicht verwitternde und mürbe Sandsteine, graue und bunte Letten, mergelige Ockerkalke und Dolomite auf. Schotter der Urapfelstädt lagern sich vom Hirzberg, über Wanningsrod bis zum Boxberg über dem zu Staunässe neigenden Keuper ab, wodurch sich hochschutzwürdige Waldtypen entwickeln konnten. Vereinzelt entstanden bei

Die naturnahen Waldtypen im Bereich Hirzberg und Wanningsrod sind noch nicht eingehend untersucht.

(2)

43

Typischer Frühblüheraspekt der wechselfeuchten Eichen-Hainbuchenwälder mit Wiesen-Schaumkraut, Scharbockskraut und Buschwindröschen. (2)

Der Bergmolch siedelt in den Waldtümpeln. (2)

ganzjährig hoch anstehendem, stagnierendem Grundwasser auch Moorbildungen, wie beispielsweise das Kranichmoor.

In diesem Gebiet sind noch weitestgehend natürliche Klimax-Waldgesellschaften vorhanden. Die angrenzenden Wiesen, Weiden, Halbtrockenrasen und Äcker entstanden erst durch Formen der Naturnutzung. In diesem Zusammenhang besitzen die natürlichen Waldbestände auf staunassen azidophilen Böden über Schottern der Urapfelstädt (Wannigsrod-Mittelrod-Hirzberg-Adolfsrod) landesweite ökologische und pflanzensoziologische Bedeutung.

Im Bereich Adolfsrod, Hirzberg und Mittelrod tritt die Gemeine Esche in Vergesellschaftungen mit der Stiel-Eiche Quercus robur, der Vogel-Kirsche Cerasus avium, der Schwarz-Erle Alnus glutinosa und Moor-Birke Betula pubescens strukturprägend in Erscheinung. Auf nährstoffarmen und mehr oder weniger sauren Schotterböden des Hirzberges und Wannigsrodes fehlt die Esche auf größeren Flächen gänzlich. Auf nährstoffreichen Schwemmböden im Adolfsrod sind relativ kleinflächig Eschen-Stieleichenwälder ausgebildet. Eichenmischwälder über anstehendem Keupermergel treten im Mittelrod auf. Hier konzentrieren sich Fundorte von Haselwurz Asarum europeum, Gemeinem Seidelbast Daphne mezereum, Türkenbund-Lilie Lilium martagon und Frühlings-Platterbse Lathyrus pratensis.

Eutrophe Bedingungen werden durch massenhaftes Auftreten der Wald-Schlüsselblume Primula elatior indiziert. Sehr zahlreich ist die Echte Sternmiere Stellaria holostea, die stellenweise mit Buschwindröschen Anemone nemerosa, Wald-Schlüsselblume und Wiesen-Schaumkraut einen beeindruckenden Frühblüheraspekt bildet. Diese Wälder können den Eumesotrophen Eichen-Hainbuchenwälder zugeordnet werden.

Die geschützten Arten Gemeiner Seidelbast

Daphne mezereum, Fuchssches Knabenkraut Dactylorhiza fuchsii und Türkenbund-Lilie Lilium martagon zeigen einen höheren Kalkgehalt an.

Auffällig ist die Herbstzeitlose Colchicum autumnale, die stärkeren zeitweiligen Staunässeeinfluß anzeigt.

Auf grundfeuchten Schottern und Kiesen über nicht zu tief anstehendem Keupermergel kommen Sternmieren-Birken-Stieleichenwälder StellarioQuercetum zur Ausbildung. In diesen Wäldern ist selten die Sibirische Schwertlilie Iris sibirica zu finden.

Eine Besonderheit der Flora ist der in der Roten Liste Thüringens als stark gefährdet eingestufte Torfmoos-Birken-Erlenbruchwald, welcher im Gebiet des Hirzberges, besonders aber des Adolfsrod und Wanningsrod kleinflächig vorkommt.

Hier kommt es zur Ausbildung von Phytozönosen, in denen die Baumarten Schwarz-Erle und MoorBirke eindeutig dominieren. Im dominierenden Torfmoos Sphagnum spec. erweist sich nur die Flatter-Binse Juncus effusus als gut lebensfähig.

Randlich kommen mit Draht-Schmiele Deschampsia flexuosa und Heidelbeere Vaccinium myrtillus ausgesprochene Indikatoren saurer und nährstoffarmer Böden vor.

Die Torf-Moorgleyböden über Tonen und Mergeln im Gebiet des Kranichmoors sind durch ganzjährig hochstehendes Grundwasser geprägt. Das Kranichmoor stellt heute den Rest eines ehemals 40 ha großen Flachmoores dar. 1968 erfolgte eine Trockenlegung des gesamten Moores, um eine landwirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen. Bei den Wasserflächen handelt es sich um alte Torfstiche.

Wasserschwertlilien-Erlenbruchwälder, Grauweiden-Gebüsche, Röhrichte, verschiedenartige teilweise gefährdete Seggenriedvergesellschaftungen, Unterwasser- und Schwimmblattpflanzen besiedeln die Teiche bzw. ihre Ufer.

Hervorzuheben sind Reste der in Thüringen stark

44

Die Trollblume ist hier sowohl in den lichten Feuchtwäldern als auch auf den Feuchtwiesen des Kranichmoores zu finden. (2)

gefährdeten Brustwurz-Kohldistel-Feuchtwiese, mit Vorkommen der in der Roten Liste Thüringens geführten Arten Breitblättriges Knabenkrautes Dactylorhiza majalis und Trollblume Trollius europaeus. In Thüringen stark gefährdet und besonders geschützt sind die hier vorkommenden Arten Große Teichrose Nuphar lutea und Fieberklee Menyanthes trifoliata. Bemerkenswert sind weiterhin Wasser-Schwertlilie Iris pseudacorus, Weiße Seerose Nymphaea alba und Blutauge Potentilla palustris.

Faunistisch ist das gesamte Gebiet bisher kaum untersucht. Bedeutsam sind die Nachweise über die Fledermausarten: Braunes Langohr Plecotis auritus und Wasserfledermaus Myotis daubentoni.

Besonders hervorzuheben ist das Vorkommen des Kammmolches als streng geschützte Art nach Anhang II der FFH-Richtlinie. Im Kranichmoor, im Heideteich und in Waldtümpeln wurden auch Teich- und Bergmolch nachgewiesen. Bemerkenswert für das FFH-Gebiet ist auch ein Brutvorkommen des Schwarzstorches.

Eine reiche Fledermausfauna ist in diesem FFHGebiet zu erwarten, so z.B. auch die Waldfledermaus Großer Abendsegler. Untersuchungen hierzu stehen noch aus. (5)

Erhaltungsziele Entwicklungsziel ist die Erhaltung der naturnahen Eichen-Hainbuchenwälder, insbesondere des in Thüringen seltenen, stauwasserbeeinflußten Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwaldes, die Erhaltung und Förderung der Feuchtwiesen, Schutz des Moores und der nährstoffarmen Gewässer. Im Bereich des Kranichmoores wurde bereits eine größere angrenzende Ackerfläche als Pufferzone in Dauergrünland umgewandelt. Um das Gebiet zielgerichtet schützen zu können, sind weitere floristische und besonders faunistische Datenerfassungen unbedingt notwendig, da über dieses Gebiet mit einem hohen Potenzial sehr wenig bekannt ist.

45

FFH-Gebiet Nr. 62 „Drei Gleichen“ Allgemeine Angaben Landkreis(e) Gemarkungen Größe Naturraum Schutzgebiete im FFH-Gebiet

Gotha, Ilm-Kreis Mühlberg, Wechmar, Wandersleben, Haarhausen, Holzhausen, Sülzenbrücken, Apfelstädt 888 ha Thüringer Becken mit Randplatten NSG „Wachsenburg“ NSG „Apfelstädter Ried“ NSG „Röhnberg“ NSG „Schlossleite“ FND „Längel bei Mühlberg“ LSG „Drei Gleichen“

Lebensräume nach Anhang I Code –Nr.

Größe

6210

FFH-Lebensraumtyp Natürlich eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions Lückige basophile oder Kalk-Pionierrasen (Alysso- Sedion albi) Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien, besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien

*6240

Subpannonische Steppen-Trockenrasen

31 ha

6430

Feuchte Hochstaudenfluren der planaren bis montanen Stufe

< 1 ha

6510

Magere Flachland-Mähwiesen

20 ha

*7220

Kalktuffquellen

< 1 ha

7230

Kalkreiche Niedermoore

1 ha

8210

Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation

< 1 ha

9130

Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation Silikatfelsen mit Pioniervegetation des Sedo- Scleranthion oder des Sedo albi-Veronicion dillenii Labkraut-Eichen-Buchenwald

4 ha

Schlucht- und Hangmischwälder Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnon incanae, Salicion albae)

73 ha

3150 *6110 *6210

9150 9170 *9180 *91E0

Arten nach Anhang II laut Veröffentlichung im Staatsanzeiger Hirschkäfer Lucanus cervus Helm-Azurjungfer Coenagrion mercuriale Weitere im Gebiet auftretende Arten nach Anhang II Kammmolch Triturus cristatus Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling Maculinea nausithous Großes Mausohr Myotis myotis

46

15 ha 9 ha 17 ha 24 ha

< 1 ha 15 ha

< 1 ha

Gebietsbeschreibung und Bedeutung Das FFH-Gebiet „Drei Gleichen“ umfasst mehrere Keuperhügel und -rücken im südwestlichen Thüringer Becken. Das größtenteils bewaldete Gebiet wird durch ein Mosaik aus zahlreichen Wald-, Gebüsch- und Offenlandgesellschaften geprägt.

Es integriert auch zwei größere Feuchtgebietskomplexe. Dieses FFH-Gebiet ist eines der artenreichsten und wertvollsten Gebiete in Thüringen.

Regionale Wahrzeichen des Gebietes sind die 3 Burgen (Wandersleber Gleiche mit Burgruine Gleichen, Mühlburg an der Schlossleite und die Die Steppenart Violette Schwarzwurzel, streng geschützt nach Anhang IV der FFH-Richtlinie, besitzt am Längel ihr einziges Vorkommen im Landkreis (8)

Blick auf das FFH-Gebiet mit Schlossleite, Torfstich, Wachsenburg und Längel. (1)

besonderen geologischen Verhältnisse führten auch zur Ausweisung des Geoparkes „Inselsberg - Drei Gleichen“. Ein Geopark ist ein Gebiet mit besonderer geologischer und geowissenschaftshistorischer Bedeutung, seltenen Aufschlüssen und landschaftlicher Schönheit. Wichtigstes Inventar des Geoparks sind die Geotope. Sie gewähren Einblicke in den inneren Aufbau und die Entwicklungsgeschichte der Erde.

Wärmeliebender Steinsamen-Elsbeeren-Eichenwald, Fingerkraut-Eichenwald und Orchideen-

Wachsenburg). In der 130 km langen SaalfeldEichenberger Störungszone ist hier die Wachsenburg-Keupermulde zwischen zwei parallelen Randstörungen eingesunken. Im Zuge der Gesteinsabtragung wurden die relativ widerständigen Schichten des Oberen Keupers als Härtlinge herauspräpariert, wonach das ehemals tiefer gelegene Gelände heute die Umgebung überragt.

Hier liegt ein klassisches Beispiel für eine Reliefumkehr vor. Die Sockel bestehen aus Sedimenten des Mittleren Keupers mit graubunten Mergeln, Steinmergeln und Dolomitbänkchen. Die Kuppen sind aus feinkörnigen harten Rät-Sandsteinen (Oberer Keuper). In den Steinmergelbereichen sind stellenweise Badlands ausgebildet. Die Der wärmegetönte Fingerkraut-Eichenwald ist gekennzeichnet durch Vorkommen des Blassen Knabenkrautes. (8)

Typische „Keuperbadlands“ an der Wachsenburg (8)

Buchenwald treten vor allem an exponierten Bereichen der SW-Hänge auf. In den warmen, lichten, mit Trockengebüschen durchsetzten Eichenwäldern finden beispielsweise der streng geschützte Hirschkäfer und die Weinrosen-Laubzikade Ed-wardsiana rhodophila noch Lebensräume. Botanische Besonderheiten stellen hier die Vorkommen des Eichen-Lattichs Lactuca quercina und der Bologneser Glockenblume Campanula bononiensis dar. Die Trockenwälder kenn-

47

zeichnen die Orchideenvorkommen, insbesondere das Blasse Knabenkraut hat hier noch reiche Bestände. Auf großen Flächen ist HainsimsenTraubeneichen-Mischwald entwickelt. EschenAhorn-Schlucht- und Schatthangwälder finden sich an den O- und NO-Hängen. Eindrucksvoll ist ihr Frühlingsaspekt mit Massenbeständen des Märzenbechers Leucojum vernum.

Insbesondere im Sattelbereich und an den SObis SW-Hängen dominieren im Anschluss an die Wälder ausgedehnte Trockenrasen, Trockensäume als auch im Bereich der „Badlands“ Pionier- und Ruderalfluren. Dabei dominieren die kontinental getönten Gesellschaftsformen mit einem reichen Arteninventar an subkontinentalen Steppen- und Waldsteppenarten, wie beispielsweise Pannonische Katzenminze Nepeta nuda, Walliser Schwingel Festuca valesiaca, Haarpfriemengras Stipa capillata, Violette Schwarzwurzel Scorzonera purpurea, Knäul-Glockenblume Campanula glomerata, Frühlings-Adonisröschen Adonis vernalis, Quendel-Sommerwurz Orobanche alba, Kletten-Igelsame Lappula squarrosa oder Goldhaar-Aster Aster linosyris. Daneben treten aber auch südliche, submediterrane bis westeuropäische Florenelemente auf, wie Lothringer Lein Linum leoni, Graues Sonnenröschen Helianthemum canum, Essig-Rose Rosa gallica, Rauhe Nelke Dianthus armeria oder Bienen-Ragwurz Ophrys apifera. (K LUG 2006) Als geologische Besonderheit sind die eindrucksvollen, graubunten und weitgehend vegetationsfreien Keuper-Badlands (Steinmergelbereiche) zu nennen, die größten mit einer Fläche bis zu 5 ha befinden sich unterhalb des Gleichenberges.

Bedeutungsvoll ist die auf Rätsandstein und den

Im wärmeliebenden Steinsamen-Elsbeeren-Eichenwald kommt noch der Hirschkäfer vor. (1)

48

Badlands vorkommende seltene KissenmoosGesellschaft des Grimmietum plagiopodiae am Kaff- und Kallenberg. Diese Bereiche sind auch ein idealer Lebensraum für die Blauflügelige Ödlandschrecke Oedipoda caerulescens.

Besondere Bedeutung kommt dem Gebiet der „Drei Gleichen“ durch seine vielfältigen Biotopstrukturen als Lebensraum und Nahrungshabitat für Fledermäuse zu, welche nach der FFH-Richtlinie alle streng geschützt sind. Insgesamt konnte CLAUSSEN (2004) 10 Arten aktuell nachweisen, wie z.B. Großer und Kleiner Abenssegler, Kleine und Große Bartfledermaus, Breitflügelfledermaus und das Große Mausohr (Art nach Anhang II der FFH-Richtlinie).

Neben den Geländekuppen mit Trockenbiotopen sind die Feuchtbiotopskomplexe des Apfelstädter Riedes und der Mühlberger Torfstiche (Mühlberger Senke) gebietsprägend. Hier finden sich auch die im FFH-Gebiet zu schützenden Lebensraumtypen der Kalktuffquellen und der kalkreichen Niedermoore. Die Wasserzufuhr geht auf die kalziumreiche Karstquelle des Mühlberger Springs im Einzugsgebiet des Rieds zurück. Das Apfelstädter Ried, entstanden aus den Resten eines Durchströmungsmoores (Kalkzwischenmoor), ist von allen Seiten von Feldern, Wiesen und Weiden umgeben und weitgehend baumfrei. Am Ostrand, wo sich die beiden das Gebiet durchziehenden Gräben treffen und in den Waidbach münden, liegt eine kleine Binnensalzstelle, die vermutlich geologischen Ursprungs ist. Die Flora im Apfelstädter Ried umfasst etwa 215 Arten, besonders bemerkenswert sind Gewöhnliche Natternzunge Ophioglossum vulgatum, Salz-Bunge Samolus valerandi, Salz-Binse Juncus gerardii und Einspelzige Sumpfsimse Eleocharis uniglumis.

Die reichhaltige und schützenswerte Fauna des Apfelstädter Riedes wird insbesondere durch 131 erfasste Vogelarten repräsentiert, 41 Arten wie Rotmilan Milvus milvus, Kiebitz Vanellus vanellus und Rebhuhn Perdix perdix brüten regelmäßig im Gebiet. Die beiden Torfstich-Teiche in der Mühlberger Senke sind stellenweise mit Schilf- und Rohrkolbenröhrichten zugewachsen und an einigen Stellen von schmalen Tritt- und Flutrasen gesäumt. Im südlichen Teich bildet die Dornige Armleuchteralge Chara hispida ausgedehnte Unterwasserrasen, während im Uferbereich des nördlichen Teiches der Sumpf-Dreizack Triglochin palustre vorkommt. An den Torfstichen und deren Abflussgräben leben zahlreiche gefährdete Tierarten. Genannt werden sollen die nach der FFH-Richtlinie streng geschützten Arten Wechselkröte Bufo viridis, Kreuzkröte Bufo calamita, Knoblauchköte Pelobates fuscus, Helm-Azurjungfer Coenagrion mercuriale und Kammmolch Triturus cristatus. (GÖRNER et al. 1984, SCHLEIP 2002)

Erhaltungsziele Die im FFH- Gebiet befindlichen Trocken- und Halbtrockenrasen sowie Feuchtbiotope sollen erhalten und gefördert werden, die Laubwaldgesellschaften sind naturnah zu entwickeln.

Besonders an den Südhängen sind für Waldsteppenarten oder den Hirschkäfer lichte Trockenwaldstrukturen zu erhalten oder herzustellen.

Zwischen den artenreichen Keuperstandorten ist der Biotopverbund zu fördern. Die Badlands und Steppenrasengebiete sind durch gezielte Pflegemaßnahmen (Entbuschungen, Mahd oder Schafbeweidung) freizustellen und zu erhalten.

Das Durchströmungsmoor des Apfelstädter Riedes mit seinen Flutrasen, Großseggenbestän-

den und leicht salzbeeinflussten Wiesenbereichen ist u.a. durch die Sicherung des Wasserhaushaltes zu regenerieren. Auch hier sind gezielte Pflegemaßnahmen notwendig, um beispielweise Lebensräume für die FFH-Art Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Feuchtwiesenpflege durch Mahd) oder die Salzflora (Beweidung oder Mahd) zu erhalten. Die Sicherung der Feuchtgebiete erhält auch den Lebensraum für den Kammmolch. Für die Helm-Azurjungfer sind regelmäßige Entkrautungsmaßnahmen zur Erhaltung besonnter Gräben mit sauberem, frei fließendem Wasser unabdingbar. Stoffeinträge sind zu vermeiden.

49

FFH-Gebiet Nr. 63 „TÜP Ohrdruf-Jonastal“ Allgemeine Angaben Landkreis(e) Gemarkungen Größe Naturraum Schutzgebiete im FFH-Gebiet

Gotha, Ilm-Kreis Ohrdruf, Arnstadt, Mühlberg, Espenfeld, Röhrensee, Wölfis, Gossel, Wechmar, Schwabhausen, Hohenkirchen, Siegelbach, Bittstädt, Holzhausen 5.999 ha Thüringer Becken mit Randplatten NSG „Gottesholz“ (vollständig im FFH-Gebiet) FND „Jungfernsprung“ FND „Felshöhle Böhlersloch im Jonastal“ GLB „Felsen im Tieftal bei Dosdorf“ GLB „Feuchtwiese im Tieftal bei Dosdorf“ GLB „Wüster Berg“ GLB „Kleiner Bienstein“ GLB „Vor dem Tambuche“

Lebensräume nach Anhang I Code –Nr. 3140 3150

50

FFH-Lebensraumtyp Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Gewässer mit benthischer Vegetation aus Armleuchteralgen Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions

Größe 1ha 7 ha

3260

Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation der Verbände

2 ha

5130

Formationen von Juniperus communis auf Kalkheiden und -rasen

< 1 ha

*6110

Lückige basophile oder Kalk-Pionierrasen (Alysso-Sedion albi)

9 ha

*6210

Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen)

34 ha

6210

Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien

1.875 ha

6410

Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae)

2 ha

6430

Feuchte Hochstaudenfluren der planaren bis montanen Stufe

< 1 ha

6510

Magere Flachland-Mähwiesen

510 ha

7230

Kalkreiche Niedermoore

< 1 ha

*8160

Kalkhaltige Schutthalden der collinen bis montanen Stufe Mitteleuropas

13 ha

8210

Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation

4 ha

8310

Nicht touristisch erschlossene Höhlen

1 ha

9110

Hainsimsen-Buchenwald

24 ha

9130

Waldmeister-Buchenwald

283 ha

9150

Mitteleuropäischer Orchideen-Kalk-Buchenwald

3 ha

9170

Labkraut-Eichen-Buchenwald

271 ha

*9180

Schlucht- und Hangmischwälder

16 ha

*91E0

Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)

36 ha

Arten nach Anhang II Kammmolch Triturus cristatus Hirschkäfer Lucanus cervus Skabiosen-Scheckenfalter Euphydryas aurinia Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling Maculinea nausithous Mopsfledermaus Barbastella barbastellus Bechsteinfledermaus Myotis bechsteini Großes Mausohr Myotis myotis Kleine Hufeisennase Rhinolophus hipposideros Frauenschuh Cypripedium calceolus Gebietsbeschreibung und Bedeutung Aufgrund der jahrzehntelangen extensiven Nutzung des Truppenübungsplatzes stellt dieser ein potentes großräumiges Gebiet für das Überleben und die Reproduktion vieler gefährdeter Arten

Luftaufnahme des Truppenübungsplatzes Ohrdruf aus dem Jahr 2004. (1)

dar. Das Gebiet befindet sich zum größten Teil im Vorland des Thüringer Waldes, welches auf einem zerfurchten, verkarsteten Hochplateau, ca.

60 – 100 m höher als die angrenzenden Gebiete, liegt. Es besitzt aufgrund seiner Vielfalt und Artenvorkommen eine herausragende landesweite Bedeutung.

Geologisch besteht das Gelände überwiegend aus den Gesteinen des Muschelkalkes. Auf dem Plateau lagern jedoch mehrere größere Areale mit präglazialen Schottern der Urapfelstädt. Hier kommt es zu Staunässeerscheinungen über anstehendem Ceratitenkalk, der mit Schotter überlagert ist. Dies ermöglicht die Bildung von Kalkflachmooren, nährstoffarmen Tümpeln oder auch Pfeifengraswiesen, besonders im Bereich des Geiersberges und des Birkigs. Zahlreiche Erdfälle geben Hinweise auf den Karstcharakter des Geländes. Die Verkarstung und die Trockenheit verleihen dem Truppenübungsplatz zudem auch ein wenig Steppencharakter.

Der Raubwürger findet im Gebiet optimale Brutbedingungen. (3)

Durch die verschiedensten Standortverhältnisse und deren Vernetzung haben im Zusammenhang mit der unterschiedlichen Intensität und Ausdehnung der militärischen Nutzung zur Ausbildung eines Mosaiks verschiedenartiger Lebensräume geführt. Dabei dominieren in etwa 2/3 des Gebietes Wiesenhabitate, in der Hauptsache Kalkmagerrasen und Halbtrockenrasen. Dazwischen finden sich durch Bodenverdichtung und -vertiefungen zahlreiche temporäre Kleingewässer.

Diese Bereiche sind besonders für Lurcharten wie Kammmolch Triturus cristatus, Laubfrosch Hyla arborea, Kreuzkröte Bufo calamita und Sumpfvögel von großer Bedeutung. Aber auch der in seiner Lebensweise an den Großen Wiesenknopf Sanguisorba officinalis gebundene Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling Maculinea nausithous kommt in den feuchten Gebieten vor. Die großflä-

Das Jonastal beherbergt eine bedeutende Population der Blauflügligen Ödlandschrecke. (1)

chigen Wiesenhabitate bieten einer Vielzahl von Tier- und Pflanzarten einen Lebensraum. Beeindruckend sind die Vorkommen standorttypischer Insektenarten, als auch in Mitteleuropa immer seltener werdende Wiesenbrüter. So sind diese

51

Flächen beispielsweise Lebensraum für viele Tag- und Nachtfalterarten, wie dem SkabiosenScheckenfalter Euphydryas aurinia. Dessen Vorkommen ist für Thüringen aufgrund der Populationsgröße absolut einzigartig. Von den zahlreichen Pflanzenvorkommen sollen beispielhaft das sehr seltene Gras-Laichkraut Potamogeton gramineus, der Lothringer Lein Linum leonii, die Sibirische Schwertlilie Iris sibirica, der Zungen-Hahnenfuß

Der Lothringer Lein siedelt noch in größeren Beständen auf Pionierflächen des TÜPs. Für die Erhaltung dieser weltweit gefährdeten Art besitzt Thüringen eine besondere Verantwortung. (2)

gebiet mit umfangreichen Altbuchenbeständen ist der Große Tambuch, der durch den Schießbetrieb einen für viele Tierarten notwendigen hohen Totholzanteil hat. Aus diesem Bereich existieren Sichtbeobachtungen der Wildkatze Felis silvestris. Die Sukzessionsflächen von Jungbuchenbeständen und die entstandenen grasbewachsenen Blößen stellen äußerst wichtige potenzielle Lebensräume für das Birkhuhn Tetrao tetrix dar.

Durch seinen Charakter aus birken- und aspenreicher Heide bildet der Birkig einen besonderen Lebensraum auf dem Übungsplatz aus. Regelmäßiges Abholzen, Abbrennen und Befahren durch das Militär ließen diese relativ großflächige Heidelandschaft entstehen, wo heute Heidekraut Calluna vulgaris und Heidelbeeren Vaccinium myrtillus gedeihen.

Einzige wasserführende Fließgewässer sind Apfelstädt, Ohra und Hoppbach, wobei die beiden letzteren viele Monate im Jahr trocken fallen.

Ohra und Apfelstädt fließen am Westrand des Geländes zusammen. Feuchtgebiete mit moorartigem Charakter sind im Bereich der Harth, am Birkig, am Baumgarten, am Langen Hain, südwestlich des Geiersberges sowie am Wölfiser Holz anzutreffen.

In dem Gebiet des Übungsplatzes finden viele Vögel optimale Brutbedingungen. Daraus schlussfolgert sich ein individuenstarkes Vorkommen,

Ranunculus lingua oder die Gras-Platterbse Lathyrus nissolia genannt werden. Dieses Gebiet bietet auch der FFH-Art Frauenschuh Cypripedium calceolus ihren Lebensraum.

Der Gelbe Günsel ist in Thüringen vom Aussterben bedroht. (2)

Waldgebiete befinden sich meist an den Randbereichen des Übungsgeländes, im Norden die Laubwälder des Langen Hain mit Stotternhain und Wasserleite, im Westen die Ohrdrufer Harth und im Süden der Große Tambuch, an den sich südöstlich die Trockenkieferwälder des Bienstein und der Kalahari anschließen. Das größte Wald-

52

Im wärmegetönten Jonastal hat die FFH-Art Kleine Hufeisennase noch bedeutende Vorkommen. (1)

was für manche Arten zumindest thüringenweit einmalig ist. (HOFMANN 1995) (siehe auch EGVogelschutzgebiet Nr. 29) Das nicht mehr zum Landkreis Gotha gehörende Jonastal erlangt vor allem durch seine Höhlen mit

Vorkommen verschiedener Fledermausarten wie der Kleinen Hufeisennase Rhinolophus hipposideros, durch das Vorkommen des Zahnflügelbläulings Polyommatus daphnis (nur an zwei Standorten in Thüringen) und die große Population der Blauflügligen Ödlandschrecke Oedipoda coerulescens Bedeutung.

Erhaltungsziele Als prägender Teil der Ilm-Saale-Ohrdrufer Platte nimmt das Gebiet eine zentrale Stellung bei der Erhaltung und dem Verbund von artenreichen Lebensräumen im Übergangsbereich des Thüringer Beckens zu seinen südlichen Randplat-

ten ein und sichert in entscheidendem Maße die Kohärenz von NATURA 2000. Das großflächige und unzerschnittene Gebiet mit den größten KalkHalbtrockenrasen Thüringens, Zwergstrauchheiden, totholzreichen Laubwäldern und größeren Kalkfels-Komplexen muss erhalten und gefördert werden. Nur durch die Sicherung der Lebensräume können auch die FFH-Arten erhalten und gefördert werden. Damit verbunden sind aber auch Maßnahmen wie die Pflege der vielfältigen Offenlandbiotope durch Beweidung oder Mahd.

Die fortschreitende Gehölzsukzession muss aufgehalten und zurückgedrängt werden.

Von größter Bedeutung ist der Schutz der Höhlen und Stollen im Jonastal, die den Fledermäusen als Quartiere dienen.

53

FFH-Gebiet Nr. 64 „Erlebachwiesen bei Wölfis“ Allgemeine Angaben Landkreis(e) Gemarkungen Größe Naturraum Schutzgebiete im FFH-Gebiet

Gotha Ohrdruf, Wölfis, Crawinkel, Schwarzwald 111 ha Thüringer Becken mit Randplatten Thüringisch Fränkisches Mittelgebirge GLB „Erlebach“

Lebensräume nach Anhang I Code –Nr.

FFH-Lebensraumtyp

Größe

3150

Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions

< 1 ha

3260

Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation der Verbände

1 ha

Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien

< 1 ha

6210 * 6230 6410

Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem europäischen Festland) auf Silikatböden Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae)

7 ha 8 ha

6430

Feuchte Hochstaudenfluren der planaren bis montanen Stufe

6 ha

6510

Magere Flachland- Mähwiesen

7 ha

7140

Übergangs- und Schwingenrasenmoore

< 1 ha

9110

Hainsimsen-Buchenwald

< 1 ha

*91E0

Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)

1 ha

Arten nach Anhang II Kammmolch Triturus cristatus Skabiosen-Scheckenfalter Euphydryas aurinia Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling Maculinea nausithous Großes Mausohr Myotis myotis Große Moosjungfer Leucorrhinia pectoralis

Gebietsbeschreibung und Bedeutung Das FFH-Gebiet liegt zwischen den Ortschaften Crawinkel, Wölfis und Luisenthal und wird von der Bundesstraße 88 und der Bahnverbindung Luisenthal-Crawinkel durchzogen. Es ist gekennzeichnet durch ein Mosaik aus Keuperschichten und überlagernden diluvialen Schotter mit wechselfeuchten bis frischen, staunassen und quelligen Standorten. Der Bereich gehört zu einem größeren Schottergebiet zwischen Crawinkel und Ohrdruf, wobei es sich hierbei um einen jüngeren Schuttkegel des Ohratales handelt. Die Ohra

54

Auf der Erlebachwiese sind die FFH-Tagfalterarten Skabiosen-Scheckenfalter und Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling verbreitet. (1)

fließt heute ca. 1,5 bis 2 km westlich der Erlebachwiesen. Die Mächtigkeit der Schotter beträgt nur wenige Meter. Da der tiefere Untergrund in weiten Bereichen von schwer durchlässigen Schichten der Trias-Formation gebildet wird, macht sich das

im Schotter vom Gebirge her verlaufende Grundwasser oft bis an seine Oberfläche geltend und bedingt einen Sumpfboden, welcher bei kiesigem Untergrund sonst sehr ungewöhnlich ist.

Das Gebiet umfasst eine Bachaue mit ausgesprochen artenreichen Grünlandflächen, Auengehölzen und einer kleinen Moorbildung. Zeitweise wasserführende Gräben durchziehen den gesamten Bereich und bieten dem Kammmolch Triturus cristatus optimale Lebensbedingungen.

Zu den vorkommenden Pflanzengesellschaften und Biotoptypen gehören unter anderem die Brustwurz-Kohldistel-Feuchtwiesen, Binsen-Pfeifengras-Feuchtwiesen und Sumpfpippau-Waldbinsen-Quellwiesen, sowie das Torfmoos-Wollgras-Ried, Davallseggen-Ried und an mehreren Stellen Kreuzblümchen-Borstgras-Rasen.

Tyisch für das Moor ist der Fieberklee.

(2)

sowie die Fledermausart Großes Mausohr Myotis myotis und die Libellenart Große Moosjungfer Leucorrhinia pectoralis. (SCHLEIP 1994)

Die auffallende Sibirische Schwertlilie hat in den Erlebachwiesen ein Massenvorkommen. (2)

Die anzutreffende Vegetation ist auf feuchte bis nasse Standorte angewiesen. Für den floristischen Artenschutz ist das Massenvorkommen der stark gefährdeten und nach Roter Liste Deutschlands und Thüringens geschützten Sibirischen Schwertlilie Iris sibirica von Bedeutung. Erwähnenswert sind weiterhin die in Thüringen ebenfalls stark gefährdeten Arten Niedrige Schwarzwurzel Scorzonera humilis, Fieberklee Menyanthes trifoliata, Gewöhnliche Natternzunge Ophioglossum vulgatum, Breitblättriges Knabenkraut Dactylorhiza majalis, Kriechweide Salix repens, Echtes Fettkraut Pinguicula vulgaris und die HartmansSegge Carex hartmanii.

Von besonderer Bedeutung ist auch das Vorkommen des Teufelsabbisses Succisa pratensis, welcher als Eiablagepflanze für den wertgebenden Tagfalter Abbiss-Scheckenfalter Euphydryas aurinia dient. Dieser ist die Feuchtgebietsform des Skabiosen-Scheckenfalter Euphydryas aurinia.

Weitere seltene Tierarten sind die stark gefährdete Kreuzotter Vipera berus, der an die Feuchtgebiete gebundene Kammmolch Triturus cristatus

Der Skabiosen-Scheckenfalter kommt hier an Teufelsabbiß in seiner Feuchtgebietsform vor. (1)

Erhaltungsziele Vorrangiges Ziel für das Gebiet ist die Erhaltung und Entwicklung eines artenreichen Feuchtbiotopkomplexes als Lebensraum für gefährdete Pflanzen und Tierarten, u.a. die FFH-Arten Abbiss-Scheckenfalter, Dunkler WiesenknopfAmeisenbläuling, Große Moosjungfer und Kammmolch. Ein Großteil der vorzufindenden Pflanzengesellschaften ist durch eine regelmäßige Nutzung entstanden und würde durch permanentes Ausbleiben der Pflege langfristig wieder zu Waldgesellschaften werden. Für den Erhalt der Grünländer und die Gewährleistung einer standorttypischen Artenvielfalt ist demnach eine extensive Nutzung die Voraussetzung.

55

Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling. (1)

In den letzten Jahren wurden speziell auf der Erlebachwiese eine mosaikartige Mahd und Entbuschungen durchgeführt, um die besonderen Standortbedingungen erhalten zu können. Der zentrale Teil der Erlebaches wird ganzjährig von Heckrindern, einer robusten kleinen Rinderrasse, beweidet.

56

Die stark gefährdete Davall-Segge ist eine Charakterart der zu schützenden Kalkflachmoorvegetation. (2)

FFH-Gebiet Nr. 100 „Thüringer Wald zwischen Kleinschmalkalden und Tambach-Dietharz“ Allgemeine Angaben Landkreis(e) Gemarkungen Größe Naturraum Schutzgebiete im FFH-Gebiet

Schmalkalden-Meiningen, Gotha Tambach-Dietharz, Georgenthal, Floh-Seligenthal, Kleinschmalkalden, Finsterbergen, Friedrichroda 1409 ha Thüringisch Fränkisches Mittelgebirge NSG „Große Hirschbalzwiese“ NSG „Spittergrund“ (zum größten Teil im FFH-Gebiet) LSG „Thüringer Wald“ FND „Stockwiese bei Friedrichroda“ FND „Ickersbach und Ickersfelsen“ FND „Haderholzstein“ FND „Mittlerer Höhnberg“

Lebensräume nach Anhang I Code –Nr.

FFH-Lebensraumtyp

Größe

3150

Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions

< 1 ha

3260

Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation der Verbände

18 ha

4030

Trockene europäische Heiden

< 4030

* 6230 6410

Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem europäischen 9 ha Festland) auf Silikatböden Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen 8 ha Böden (Molinion caeruleae)

6430

Feuchte Hochstaudenfluren der planaren bis montanen Stufe

18 ha

6510

Magere Flachland-Mähwiesen

37 ha

6520

Berg-Mähwiesen

116 ha

7140

Übergangs- und Schwingenrasenmoore

< 1 ha

8150

Kieselhaltige Schutthalden der Berglagen Mitteuropas

2 ha

8220

Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation

3 ha

8230

Silikatfelsen mit Pioniervegetation des Sedo-Scleranthion oder des Sedo albi-Veronicion dillenii

1 ha

8310

Nicht touristisch erschlossene Höhlen

< 1ha

9110

Hainsimsen-Buchenwald

158 ha

9130

Waldmeister-Buchenwald

77 ha

*9180

Schlucht- und Hangmischwald

8 ha

*91E0

Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)

1 ha

9410

Montane bis alpine bodensaure Fichtenwälder (Vaccinio-Piceetea)

< 1 ha

57

Arten nach Anhang II Westgroppe Cottus gobio Bechsteinfledermaus Myotis bechsteini Großes Mausohr Myotis myotis Kleine Hufeisennase Rhinolophus hipposideros

Gebietsbeschreibung und Bedeutung Das Gebiet erstreckt sich von Finsterbergen und Tambach-Dietharz über den Kamm des Thüringer Waldes nach Brotterode und Floh-Seligenthal. Es repräsentiert sehr gut einen charakteristischen Ausschnitt der montanen Stufe des Thüringer Waldes mit vorherrschenden Buchenwäldern, Fichtenforsten und naturnahen Bergbachtälern sowie Bergmähwiesen, Borstgrasrasen, Silikatfelsen und Silikatschutthalden. Der größte Teil des FFH-Gebietes liegt im Landkreis SchmalkaldenMeiningen und nur ein kleiner Bereich im Kreis Gotha. Für den Abschnitt im Landkreis Gotha sind das Naturschutzgebiet „Spittergrund“, das FND „Stockwiese bei Friedrichroda“ und die Wachtwiese charakterisierend.

Bemerkenswert ist vor allem im oberen Bereich die Naturnähe des Baches, der teilweise Inseln sowie Block- und Kiesbänke bildet. Der oberste Bereich des Spittertales bis zum Wasserfall gehört zum Massiv der Höhenberge, in dem der harte, basisch verwitternde Dolerit dominiert. Im übrigen Gebiet stehen kleinräumig wechselnd saure Quarzporphyre und deren Tuffe, Sandsteine, Schluffsteine sowie Konglomerate an. Als Böden treten steiniggrusige Lehme und Schuttböden sowie BerglehmStaugleye auf, welche flächenhafte Vernässungen aufweisen.

Die Spitter ist ein Gebirgsbach, in dem wesentliche Teile der Mittelgebirgsbach-Ökosysteme mit den an extreme Lebensbedingungen angepassten Arten in einem naturnahen Zustand erhalten sind. Der Bergbach wird überwiegend von Wäldern begleitet, aber auch Feucht- und Bergwiesen sind in das FFH-Gebiet einbezogen. Die Talhänge werden von Hainsimsen-Buchenwald, Zahnwurz-Buchenwald und zum Teil auch von Fichten-Forsten eingenommen. Waldstorchschnabel-Goldhafer-Wiese und Trollblumen-Schlangenknöterich-Feuchtwiese sind in der Talaue noch vorhanden. Die traditionelle Nutzung vieler Feuchtwiesen wurde aber aufgegeben, so dass sich großflächig Pestwurz-Fluren und Rauhaarkälberkropf-Mädesüß-Fluren entwickelt haben.

Im Gebiet konnten bisher über 170 Arten und 34 Gesellschaften von Moosen nachgewiesen werden. Bedeutend sind hier die Funde der seltenen Laubmoose Cynodontium gracilescens und Hypnum pallescens, der Lebermoose Marsupella

Zum FFH-Gebiet gehört der Spittergrund mit dem Spitterfall. (1)

Der „Spittergrund“ umfasst wesentliche Teile des vielgestaltigen Talsystems der Spitter, eines naturnahen Baches am Nordabfall des mittleren Thüringer Waldes. Die Spitter selbst entspringt in Form von Sickerquellen östlich des mittleren Höhenberges und bewegt sich in einem in der Breite stark wechselnden Kerb- bzw. Kerbsohlental.

58

Das Bachtal prägen große Bestände des Straußenfarnes. (2)

Die stark gefährdete Steinfliege Perla marginata ist ein Vertreter der Insektenwelt des Bergbaches. (4)

Typisch für den Bergbach ist die FFH-Fischart Westgroppe. (1)

sprucei und auf den Blöcken an der Ebertswiese Racomitrium microcarpum. Unter den Gefäßpflanzen sind Wiesen-Vermeinkraut Thesium pyrenaicum, Bach-Quellkraut Montia fontana, Fadenbinse Juncus filiformis, Breitblättriges Knabenkraut Dactylorhiza majalis und Straußenfarn Matteuc-

seums Gotha ist die Spitter eines der bestuntersuchten Bergbachsysteme Thüringens. Sie besitzt mit 111 festgestellten Fließgewässerinsektenarten eine für extreme Lebensräume wie Bergbäche ausgesprochen artenreiche Fauna. Der Spitterstollen ist ein regelmäßiges Winterquartier für Fledermäuse. In den naturnahen Wäldern leben beispielsweise der Sperlingskauz und Rauhfußkauz.

(GÖRNER et al. 1984, KLUG 1996) Im Bereich des Heuberghauses am Kamm des Thüringer Waldes befindet sich die Stockwiese, welche bedingt durch das Mittelgebirgsklima Wiesengesellschaften der montanen Stufe repräsentiert. Neben Kreuzblümchen-Borstgrasrasen finden sich Bärwurz-Rotschwingel-Wiesen und auch Moorbildungen. Neben streng geschützten und vom Aussterben bedrohten Orchideenarten sind hier auch Arnika Arnica montana, Wald-Läusekraut Pedicularis sylvatica und der Moor-Klee Trifolium spadiceum anzutreffen. (SCHLEIP 2002)

Auf den Waldlichtungen sonnt sich die Kreuzotter. (1)

Erhaltungsziele cia struthiopteris hervorzuheben. Als gefährdete Arten kommen beispielsweise aus der Gruppe der Heuschrecken die Gemeine Plumpschrecke Isophya kraussii, der Sumpfgrashüpfer Chorthippus montanus sowie die Nadelholz-Säbelschrecke Barbitistes constrictus vor. Seltene und gefährdete Lurche und Kriechtiere sind Geburtshelferkröte Alytes obstetricans und Feuersalamander Salamandra salamandra sowie Kreuzotter Vipera berus. Die Westgroppe ist eine Zeigerart für sauberes Wasser. Die Spitter ist ein herausragendes hydrobiologisches Forschungsobjekt. Durch die langjährigen Untersuchungen des Naturkundemu-

Wichtig ist die Erhaltung und Förderung einer besonders artenreichen Mittelgebirgslandschaft mit naturnahen Fließgewässern, Bergmähwiesen, Borstgrasrasen, Silikatschutthalden und montanen Buchenwäldern. Außerdem wäre ein schrittweiser Umbau der Fichtenbestände in naturnahe Laubwälder wünschenswert und für die weitere Entwicklung von großer Bedeutung. Die Bergwiesen sind weiterhin extensiv zu nutzen. Die Natürlichkeit des Bergbachkomplexes ist zu erhalten, nur so kann die komplexe und hoch spezialisierte Bergbachzönose mit der Westgroppe geschützt werden.

59

Der Spitterstollen ist ein traditionelles Winterquartier für Fledermäuse, u.a. auch für die Kleine Bartfledermaus. (1)

60

Auf den montan geprägten Feuchtwiesen ist das Breitblättrige Knabenkraut vertreten. (2)

FFH-Gebiet Nr. 106 „Mittlerer Thüringer Wald westlich Oberhof“ Allgemeine Angaben Landkreis(e) Gemarkungen Größe Naturraum Schutzgebiete im FFH-Gebiet

Schmalkalden-Meiningen, Gotha Oberhof, Tambach-Dietharz, Oberschönau, Steinbach-Hallenberg, Gräfenhain, Schwarzwald, Georgenthal 1.037 ha Thüringisch-Fränkisches Mittelgebirge NSG „Saukopfmoor“, NSG „Ganswiese“, NSG „Schützenbergmoor“ LSG „Thüringer Wald“ (FFH-Gebiet vollständig im LSG) FND „Hohe Möst“, FND „Sumpf“, FND „Finkenstein“, FND „Kleiner Falkenstein“, FND „Hoher Stein“

Lebensräume nach Anhang I Code–Nr.

FFH-Lebensraumtyp

Größe

3160

Dystrophe Seen

< 1 ha

3260

Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion

5 ha

4030

trockene europäische Heiden

< 1 ha

*6230

Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem europäischen 3 ha Festland) auf Silikatböden

6430

Feuchte Hochstaudenfluren der planaren bis montanen Stufe

1 ha

6510

Magere Flachland- Mähwiesen

1 ha

6520

Berg-Mähwiesen

37 ha

*7110

Lebende Hochmoore

3 ha

7120

Noch renaturierungsfähige degradierte Hochmoore

12 ha

7140

Übergangs- und Schwingrasenmoore

1 ha

8150

Kieselhaltige Schutthalden der Berglagen Mitteleuropas

3 ha

8220

Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation

6 ha

8230

Silikatfelsen mit Pioniervegetation des Sedo-Scleranthion oder des Sedo albi-Veronicion dillenii

< 1 ha

9110

Hainsimsen-Buchenwald

3 ha

*9180

Schlucht- und Hangmischwälder

4 ha

*91D0

Moorwälder

14 ha

*91E0

Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnon incanae, Salicion albae)

< 1 ha

9410

Montane bis alpine bodensaure Fichtenwälder (Vaccinio-Piceetea)

52 ha

Arten nach Anhang II Westgroppe Cottos gobio Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling Masculinea nausithous Bechsteinfledermaus Myotis bechsteini Großes Mausohr Myotis myotis

61

Gebietsbeschreibung und Bedeutung

Das durch Pflegemaßnahmen freigestellte Saukopfmoor im Juni 2004. (2)

Das FFH-Gebiet repräsentiert charakteristische Lebensraumtypen der montanen Stufe des Thüringer Waldes. Von hohem naturschutzfachlichen Wert sind insbesondere die Moorbiotope und die Gesteinsformationen mit ihren hoch spezialisierten Arten. Das Gebiet zeichnet sich insgesamt durch hohen Arten- und Strukturreichtum aus und hat darum eine hervorragende Bedeutung für die Sicherung der Kohärenz des Schutzgebietsnetzes bei Mittelgebirgslebensräumen des ThüringischFränkischen Mittelgebirges.

Das FFH-Gebiet liegt zum größten Teil im Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Der Landkreis Gotha hat mit dem Saukopfmoor Anteile an diesem Gebiet. Es präsentiert in hervorragender Weise die aufgeführten Moor-Lebensraumtypen.

Das Saukopfmoor befindet sich ca. 3 km nordwestlich von Oberhof. Mit einer Höhenlage von 815-876 m ü. NN liegt es im Kammbereich des Thüringer Waldes. Das Saukopfmoor hat von allen Hochmooren in Thüringen das größte deutlich abgrenzbare Einzugsgebiet. Der Torfköper nimmt eine Fläche von 14 ha ein und erreicht im mittleren Hangbereich mit 4,70 m seine größte Mächtigkeit.

Damit ist es das mächtigste Torflager Thüringens.

Das Saukopfmoor besitzt als Sattelmoor ein einseitig entwickeltes Hangversumpfungsmoor.

Bereits ab 1752 erfolgten durch tiefgreifende Entwässerung und Torfabbau schwere Eingriffe in das Moor. In den 1860er und 1870er Jahren durchgeführte Entwässerungen für eine Aufforstung mit Fichten belasteten den Wasserhaushalt zusätzlich. Bereits im Jahr 1948 begannen erstmals kleinere und ab 1977 entsprechend umfangreichere Maßnahmen zum Bau der Staustufen. Im Jahr 2000 begann gemeinsam mit der Forstverwaltung eine grundlegende Revitalisierung des Moores, die 2003 im Wesentlichen erfolgreich abgeschlossen werden konnte.

Den zentralen Bereich nehmen Bunte Torfmoosrasen in einer zwergstraucharmen Ausbildung mit

62

Wenigblütiger Segge Carex pauciflora ein. Auf etwas stärker geneigten Flächen befinden sich zwergstrauchreiche Ausbildungen und Moorheiden. Sowohl auf dem Hangversumpfungsmoor als auch im Randlagg tritt der Grauseggen-Fichtenmoorwald auf. Am Rand sind aber auch waldfreie Torfmoos-Seggenriede, in den Entwässerungsgräben Torfmoosrasen mit Sphagnum fallax und Bestände des Grünen Torfmoos-Wollgrasrasens, benachbart eine Waldwiese mit Waldstorchschnabel-Goldhafer-Vegetation und Kreuzblümchen-Borstgras-Rasen zu beobachten. Die auf der Wiese wachsenden Solitärfichten gehören einer autochthonen Hochlagenfichtenrasse an, die gegen Wipfelbruch weitgehend resistent ist.

Diese sind die Grundlage für die auf dem Kamm anzutreffenden und zu entwickelnden montanen, bodensauren Beerstrauch-Fichtenwälder.

Aktuell sind nach Entnahme der Fichten auf den jetzt vegetationsfreien Torfflächen verschiedene Regenerationsprozesse zu beobachten. Hier konnten sich dank der durchgeführten Pflegemaßnahmen bereits wieder torfbildende Vegetationsformen regenerieren.

Für die Flora und Fauna im Gebiet des Saukopfmoores sind arktisch-alpine und boreo-montane Arten charakteristisch. Bemerkenswerte Blütenpflanzen sind Wenigblütige Segge Carex pauciflora, Scheidiges Wollgras Eriophorum vaginatum, Rosmarinheide Andromeda polifolia und Rundblättriger Sonnentau Drosera rotundifolia.

Von besonderem Interesse sind Arten der offenen Moorfläche, darunter die Torfmoose Sphagnum fuscum und S. rubellum, die Lebermoose Cladopodiella fluitans (einziger Fundort in Thüringen), Kurzia pauciflora, Odontoschisma sphagni, Calypogeia sphagnicola und die Laubmoose Dicranum bergeri sowie Pohlia sphagnicola Avifaunistisch besitzt das Saukopfmoor vor allem als potenzieller Lebensraum für das Birkhuhn Bedeutung und mit 21 nachgewiesenen Libellenarten ist es das artenreichste thüringische Hochmoor. Die stenöke Alpen-Smaragdlibelle Somatochlora alpestris besitzt hier ihr bedeutendstes Vorkommen in Thüringen. Weitere in Thüringen vom Aussterben bedrohte Arten sind im Gebiet Arktische Smaragdlibelle Somatochlora arctica und Nordische Moosjungfer Leucorrhinia rubicunda. Auch zu anderen Artengruppen liegen umfangreiche Inventarlisten vor, welche alle auch anspruchsvolle Moorarten enthalten. (TLUG 2002)

Erhaltungsziele Sicherung und Verbesserung des Wasserhaushaltes sind die wichtigsten Maßnahmen im Rahmen der Erhaltung und Regeneration der

In den Quellbächen reproduziert der Feuersalamander (1)

An kühl-feuchten und vermoosten Sickerstellen, auch entlang von Wegen, sind Bärlappe zu finden, wie der Keulen-Bärlapp und Sprossende Bärlapp. (2)

Hochmoore und des Moorwaldes. Zu erhalten und zu fördern sind ebenfalls die Berg-Mähwiesen und trockenen Heiden des FFH-Gebietes. Die kieselhaltigen Felsen und Steilwände sind als Lebensraum für seltene und gefährdete Pflanzen- und Tierarten zu schützen.

Eine weitere Verbesserung des Gebietszustandes

am Saukopfmoor ist insbesondere durch die Stabilisierung der Wasserstaue zu erreichen. Mittelbis langfristig sind die randnahen Fichtenforste durch regenmoorspezifische Vegetationsformen zu ersetzen. Empfohlen wird hier die Nutzung der Sukzession nach Auflichtung der Fichtenbestände.

63

FFH-Gebiet Nr. 206 „Mähwiesen um Waltershausen und Cumbacher Teiche“ Allgemeine Angaben Landkreis(e) Gemarkungen Größe Naturraum Schutzgebiete im FFH-Gebiet

Gotha Ernstroda, Hörselgau, Waltershausen, Cumbach, Langenhain, SchnepfenthalRödichen 283 ha Thüringer Becken mit Randplatten LSG „Thüringer Wald“ (teilweise)

Lebensräume nach Anhang I Code –Nr.

FFH-Lebensraumtyp

Größe

3150

Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions

34 ha

4030

Trockene europäische Heiden

1 ha

6210

Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien

< 1 ha

* 6230

Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem europäischen 1 ha Festland) auf Silikatböden

6430

Feuchte Hochstaudenfluren der planaren bis montanen Stufe

< 1 ha

6510

Magere Flachland-Mähwiesen

16 ha

9110

Hainsimsen-Buchenwald

< 1 ha

9130

Waldmeister-Buchenwald

3 ha

9150

Mitteleuropäischer Orchideen-Kalk-Buchenwald

2 ha

9170

Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald

1 ha

Arten nach Anhang II

Gebietsbeschreibung und Bedeutung

Kammmolch Triturus cristatus

Die extensiven Mähwiesen des Flach- und Hügellandes sind als artenreiche Fuchsschwanzwiesen ausgeprägt. Sie zählen zu den letzten größeren zusammenhängenden Flächen dieses Typs in Thüringen, die regelmäßig gemäht werden und ein hohes Entwicklungspotential aufweisen. Viele Pflanzengesellschaften besitzen bereits ein sehr verarmtes Blütenpflanzenspektrum und vorherrschenden Gräserbewuchs. Tiefgreifende Untersuchungen zu den Flachland-Mähwiesen sind aber leider nicht vorhanden und stehen noch aus.

Das FFH-Gebiet lässt sich in drei größere Bereiche einteilen: die Wiesen um die Cumbacher Teiche, einschließlich der Teiche, die Wiesen am Sommerberg bei Waltershausen und die Wiesen zwischen Waltershausen und Hörselgau.

Landesweite Bedeutung erlangen die Wiesen vor allem durch die hier vorkommenden Wiesenbrüter unter den Vögeln. Zu nennen sind hier besonders Wachtelkönig Crex crex, Kiebitz Vanellus vanellus

Die Cumbacher Teiche mit ihren breiten Röhrichtgürteln und angrenzenden Wiesen sind ein bedeutendes Brut- und Nahrungshabitat für Vögel. (1)

64

In den ausgedehnten Wiesenkomplexen brütet noch die Bekassine. (1)

und Bekassine Gallinago gallinago. Die Wiesen sind auch die wichtigsten Nahrungshabitate des Weißstorches Ciconia ciconia, welcher in Ernstroda auf einem stillgelegten Schlot einen Nestplatz hat. Die Cumbacher Teiche sind ein wichtiges Rastgebiet für Zugvögel. Die Vogelwelt am Cumbacher Teich wird wissenschaftlich begleitet.

Hier finden jährlich Vogelberingungen und –zählungen statt.

Der Abschnitt um die Cumbacher Teiche ist geprägt durch landwirtschaftlich genutzte Weide- und Mahdwiesen. Um die Teiche zieht sich eine gut ausgebildete Röhrichtzone, die allerdings kaum floristisch untersucht ist. Hingegen ist die Bestandssituation der Amphibien in diesem Bereich sehr detailliert aufgenommen. Das Gebiet

bates fuscus. Die Amphibienvorkommen in diesem Bereich sind thüringenweit von Bedeutung und müssen geschützt werden. Derzeit werden auch Untersuchungen zum Vorkommen der Wildkatze Felis silvestris in diesen Gebiet durchgeführt, ein Totexemplar wurde an der Straße zwischen Schnepfenthal und Ernstroda gefunden.

Im zweiten Bereich um den Sommerberg sind vor allem die floristischen Funde Besonderheiten.

Hier finden sich vorwiegend Magerrasen und Heideflächen, die durch traditionelle Schafhutung entstanden sind. Unweit des Sommerberges befindet sich der Otterbachs Teich mit einem Vorkommen der Ringelnatter. In der Nähe eines kleinen Wäldchens direkt auf dem Sommerberg erblühen Gewöhnliche Betonien Betonica officinalis in dem von Schlängel-Schmiele Deschampsia flexuosa und Rot-Straußgras Agrostis cappilaris beherrsch-

In den mageren Heideflächen um Langenhain ist sehr selten der Mond-Rautenfarn vertreten. (2)

An den Cumbacher Teichen siedelt mit über 500 Exemplaren eine der größten Population der FFH-Art Kammmolch. (1)

beherbergt eines der bedeutendsten Vorkommen des Kammmolches Triturus cristatus in Thüringen (über 500 Exemplare zur Laichwanderung gezählt). Erwähnenswert ist auch die große Population der Erdkröte Bufo bufo an den Cumbacher Teichen, mit ca. 5000 gezählten Exemplaren an den Amphibienschutzzäunen. Interessant ist weiterhin das Vorkommen der Knoblauchkröte Pelo-

ten Bestand. Weiterhin kommen der in Thüringen als stark gefährdet eingestufte Vogelfuss Ornithopus perpusillus, der Mond-Rautenfarn Botrychium lunaria und der Bauernsenf Teesdalia nudicaulis vor. Als Refugium für vom Aussterben bedrohte Lämmersalat-Gesellschaften dienen die extensiv genutzten Ackerränder in der Nähe von Langenhain. Diese besitzen eine landesweite Bedeutung.

Hier konzentrieren sich unter anderem die vom Aussterben bedrohten Arten Kleiner Lämmersalat Arnoseris minima, Feldlöwennmaul Misopates orontium und Kleinfrüchtiger Ackerfrauenmantel Aphanes microcarpa. (BELLSTEDT et al. 1996)

65

Die noch vorhandenen blütenreichen Bestände der Flachlandmähwiesen sind im Gebiet unbedingt zu erhalten und zu fördern. (2)

Der Weißstorch ist ein regelmäßiger Nahrungsgast des Gebietes. Er brütet auf einem stillgelegten Schornstein in Ernstroda. (5)

Erhaltungsziele

Lebensraumqualität der Amphibien, insbesondere des Kammmolches zu sichern.

Die Mähwiesen sind biotopgerecht und extensiv zu bewirtschaften und auch zu entwickeln, da nur Reste artenreicher Mähwiesenbestände vorhanden sind. Dabei sind auch die Gräben in ein rotierendes Pflegeregime zu integrieren und hochwüchsige Wiesenstreifen für den Wachtelkönig zu belassen. Die Brutzeiten der Wiesenbrüter sind zu berücksichtigen.

Auch die Heideflächen bedürfen einer biotopgerechten Pflege, die mageren Sandstandorte sind zu sichern.

Wichtig ist es die extensiven Mähwiesen dauerhaft zu erhalten und zu entwickeln. Für den Kammmolch sind dauerhaft günstige Lebensbedingungen zu sichern. Dafür müssen auch die angrenzenden Laubwälder erhalten bleiben, da der Kammmolch diese für die Überwinterung benötigt.

Die Wanderkorridorre der Amphibien sind ebenfalls freizuhalten. Das Gebiet ist bei Erhaltung der Laichgewässer, Erhaltung der erforderlichen Landlebensräume und Vermeidung von Verlusten bei der Wanderung geeignet, dauerhaft die

66

FFH-Gebiet Nr. 207 „GLB Hangquellmoor Siegelbach“ Allgemeine Angaben Landkreis Gemarkungen Größe Naturraum Schutzgebiete im FFH-Gebiet

Gotha Crawinkel 8 ha Thüringisch-Fränkisches Mittelgebirge GLB „Hangquellmoor Siegelbach“ (Fläche identisch mit FFH-Gebiet) LSG „Thüringer Wald“ (FFH-Gebiet vollständig im LSG)

Lebensräume nach Anhang I Code –Nr.

FFH-Lebensraumtyp

Größe

3260

Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho- Batrachion

< 1 ha

7140

Übergangs- und Schwingrasenmoore

< 1 ha

9410

Montane bis alpine bodensaure Fichtenwälder (Vaccinio-Piceetea)

5 ha

Arten nach Anhang II keine

Gebietsbeschreibung und Bedeutung Das FFH-Gebiet zählt zu den wertvollsten Hangquellmooren Thüringens und befindet sich in sehr gutem Erhaltungszustand. Es repräsentiert in hervorragender Weise die Vegetation der Übergangsund Schwingrasenmoore und beherbergt Vorkommen vom Aussterben bedrohter Arten.

Der Geschützte Landschaftsbestandteil Hangquellmoor Siegelbach umfasst den Siegelgrund mit seinen beiden Quellzonen unweit der Wegscheide sowie den weitgehend naturnah verlaufenden Siegelbach, der aus dem Zusammenfluss der beiden Quellbereiche entsteht.

Hangquellmoore gehören zu den Niedermooren und bilden sich entsprechend der topographischen Lage an flachen Unterhängen aus. Sie werden bis an die Mooroberfläche von nährstoffreichem Quellwasser durchsetzt und sind in der Regel auf engere Quellbezirke in Bachtälern beschränkt. Die Vegetation der Hangquellmoore ist im Vergleich zum Hochmoor artenreich und besteht hauptsächlich aus Schilfgräsern, Binsen, Sauergräsern und Moosen.

Die Hauptquellmulde des Siegelbachs fügt sich an den Ausläufern des „Vorderen Brandschlages“ und des „Haarhügels“ zwischen exponierten Hängen ein. Der kleine gehölzfreie Bereich ist von Fichtenbeständen verschiedenen Alters umgeben.

Hier herrscht die Draht-Schmiele Deschampsia flexuosa vor, dazu gesellen sich Heidelbeere Vaccinium myrtillus und Harz-Labkraut Galium harcynicum. Innerhalb der Mulde dominiert Torfmoos als Zeiger für nasse und quellige Moorstandorte.

Die Pflanzengesellschaften im oberen Siegelgrund sind den Zwischenmooren zuzuordnen, charakteristische Arten sind neben verschiedenen Torfmoosarten auch der Rundblättrige Sonnentau Drosera rotundifolia, die Tannen-Teufelsklaue Huperzia selago und das Schmalblättrige Wollgras Eriophorum angustifolium. Besonders zu erwähnen ist auch das Vorkommen des Kleinen Zweiblattes Listera cordata, eine vom Aussterben bedrohte Orchidee, welche hier ihren einzigen Fundpunkt in Thüringen besitzt.

Das Kleine Zweiblatt, eine unauffällige Orchidee, hat im kühl-feuchten Bachtal des Siegelbaches ihren einzigen Fundpunkt in Thüringen. (8)

67

Auch bei der Untersuchung der Tierwelt des Gebietes wurde eine Vielzahl von geschützten und gefährdeten Arten festgestellt. Allein von den beobachteten 26 Wasserkäferarten gilt die Hälfte

Die montan-alpin verbreitete Kleine Moosjungfer ist im Gebiet an den Quelltümpeln des Moores beheimatet. (1)

Die Moorlebensraumtypen beherbergen eine Vielzahl hoch spezialisierter Moorarten, wie den Wasserkäfer Hydroporus tristis. (6)

als gefährdet bzw. stark gefährdet. Besonders erwähnenswert ist ebenfalls das Vorkommen des Fadenmolches Triturus helveticus.

Die überregionale Bedeutung des Hangquellmoores Siegelbach ergibt sich aus dem vielfältigen Biotoppotenzial sowie der hohen Anzahl an geschützten und gefährdeten Arten, die im Gebiet nachgewiesen werden konnten. (ÖKO -SERVICE INSTITUT 1996, TLUG 2002)

Erhaltungsziele

Typisch für das Gebiet ist der Sumpfwiesen-Perlmutterfalter (1)

68

Das zu den Übergangs- und Schwingrasenmooren zählende Quellmoor mit dem Fichten-Moorwald und seinem Einzugsgebiet ist unbedingt zu erhalten. Forstliche Arbeiten, wie Holzeinschlag, sind schonend vorzunehmen. Das kühl-feuchte Mikroklima des montanen Fichten-Moorwaldes ist unbedingt zu erhalten.

FFH-Gebiet Nr. 208 „Wilde Gera bis Plaue und Reichenbach “ Allgemeine Angaben Landkreis(e) Gemarkungen Größe Naturraum Schutzgebiete im FFH-Gebiet

Gotha, Ilm-Kreis, Schmalkalden-Meiningen Crawinkel, Frankenhain, Gräfenroda, Ilmenau, Liebenstein, Martinroda, Neusiß, Plaue, Oberhof, Gehlberg, Elgersburg, Roda 536 ha Thüringisch-Fränkisches Mittelgebirge Thüringer Becken und Randplatten LSG „Thüringer Wald“ (teilweise) FND „Binsenwiese im Oberriete“ FND „Ensebachtal zwischen Lütscheeinfluss und Quelle“ FND „Reichenbachtal“ FND „Drahmisselwiese“ FND „Erdfall Reichenbachtal“

Lebensräume nach Anhang I Code –Nr.

FFH-Lebensraumtyp

Größe

3150

Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions

1 ha

3260

Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation der Verbände

7 ha

Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien

< 1 ha

6210 * 6230 6410 6430

Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem europäischen Festland) auf Silikatböden Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae)

< 1 ha 4 ha

Feuchte Hochstaudenfluren der planaren bis montanen Stufe

9 ha

6510

Magere Flachland-Mähwiesen

8 ha

6520

Berg-Mähwiesen

9 ha

7140

Übergangs- und Schwingenrasenmoore

< 1 ha

8150

Kieselhaltige Schutthalden der Berglagen Mitteuropas

< 1 ha

8210

Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation

< 1 ha

8220

Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation

2 ha

9110

Hainsimsen-Buchenwald

152 ha

9130

Waldmeister-Buchenwald

21 ha

9150

Mitteleuropäischer Orchideen-Buchenwald

2 ha

*9180

Schlucht- und Hangmischwald

< 1 ha

*91E0

Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)

19 ha

9410

Montane bis alpine bodensaure Fichtenwälder (Vaccinio-Piceetea)

< 1 ha

Arten nach Anhang II Kammmolch Triturus cristatus Westgroppe Cottus gobio Bachneunauge Lampetra planeri

69

Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling Maculinea nausithous Mopsfledermaus Barbastella barbastellus Bechsteinfledermaus Myotis bechsteini Großes Mausohr Myotis myotis Kleine Hufeisennase Rhinolophus hipposideros Frauenschuh Cyripedium calceolus

Gebietsbeschreibung und Bedeutung Das Gebiet umfasst einen Abschnitt des naturnahen Flusslaufes der wilden Gera vom mittleren Thüringer Wald bis zur Ohrdrufer Muschel-

Der Ensebach besitzt im Oberlauf mehrere Quellaustritte mit Zwischenmoorvegetation.

(2)

Vom FFH-Gebiet Nr. 208 befindet sich nur das Obere Ensebachtal im Landkreis Gotha. (1)

kalkplatte. Dazu gehören auch ihre Auen, einige Nebenbäche und angrenzende wertvolle Lebensräume wie Berg- und Flachlandmähwiesen, Borstgrasrasen, Silikatfelsen und Laubwälder.

Ein großer Teil des Gebietes liegt im Ilm-Kreis. Nur der obere Lauf des Ensebaches befindet sich im Landkreis Gotha. Das „Ensebachtal“ ist im Kreis Gotha als auch im Ilm-Kreis als FND ausgewiesen. Es beginnt unweit der Wegscheide nur etwa 100 m östlich der Straße von Crawinkel nach Oberhof. Auf dem Gebiet des Landkreises Gotha liegt das Flächennaturdenkmal in Höhen von ca.

640 bis 687 m ü. NN. In der Umgebung sind Fichtenwälder landschaftsprägend, wobei die Böden Sande sowie sandige Lehmböden des Alluviums über Porphyr- und Rotliegendgesteinen sind.

Der Ensebach stellt einen kleinen Zufluss der Lütsche dar. Im Landkreis Gotha umfasst das Schutzgebiet den oberen Abschnitt des Ensebaches, mit seinen Quell- und Moorwiesen, kleinflächigen Fichtenmoorwäldern sowie einem Teich direkt an der Kreisgrenze. Die Gebirgslage im zentralen Bereich des Thüringer Waldes mit den hohen Jahresniederschlägen von 1.145 mm (Oberhof) und einem jährlichen Temperaturmittel von 5,1 °C begünstigt die Bildung von Torfmoosmooren. Die

70

Torfmoosgesellschaften in diesem Bereich haben Zwischenmoorcharakter.

Vor allem die Fichtenmoorwälder und Torfmoosmoore sind heute zahlreichen Gefährdungen ausgesetzt. Dazu zählen beispielsweise Entwässerung und Aufforstung baumfreier Moore sowie Nährstoffeinträge. Aus floristischer Sicht haben Torfmoos-Wollgras-Ried, SumpfpippauWaldbinsen-Quellwiesen und randlich auch Reste des Kreuzblümchen-Borstgras-Rasens vorrangige Bedeutung. Das Wald-Läusekraut Pedicularis sylvatica, Arnika Arnica montana und Echtes Fettkraut Pinguicula vulgaris, sind drei Arten, die in Thüringen als stark gefährdet eingeschätzt werden. Weitere typische und gefährdete Arten

Im Bachtal begünstigt das kühl-feuchte Klima montane Fichtenwälder mit Arten wie den Bärlapp Tannenteufelsklaue. (2)

Der Teich an der Landkreisgrenze besitzt eine interessante Libellenfauna. (2)

Der Fadenmolch ist eine typische Amphibienart in den Quelltümpeln. (1)

sind Tannen-Teufelsklaue Huperzia selago und Gelb-Segge Carex flava.

Der Ensebach, der Quellteich und der Teich an der Kreisgrenze sind außerdem wichtige Lebensräume für kleine Tiere, wie Libellen und Amphibien. So findet man hier beispielsweise die Zweigestreifte Quelljungfer Cordulegaster boltonii und den in Thüringen gefährdeten Feuersalamander Salamandra salamandra für den das Ensebachtal als wichtiges Reproduktionshabitat dient. Ruhige Bachstrecken und temporäre Gewässer in der Wiesenaue sind für die Entwicklung des Feuersalamanders von großer Bedeutung. Ein weiterer Besucher der Flächen ist der stark gefährdete Schwarzstorch Ciconia nigra, da die sumpfigen Wiesen ein wichtiges Nahrungshabitat für ihn sind. Im Gebiet leben einige in Thüringen teilweise bestandsgefährdete Molluskenarten feuch-

ter Lebensräume, teils auch blockschuttreicher Wälder. Darunter sind die anspruchsvollen Arten Gestreifte Windelschnecke Vertigo substriata, Baumschnegel Lehmannia marginata und Bergglasschnecke Semilimax kotulae. (THIELE 2007, GÖRNER 2006)

Erhaltungsziele Um die wertvollen Pflanzengesellschaften des Ensebachtals mit ihren zum Teil gefährdeten Arten zu erhalten, ist eine gelegentliche Mahd mit Ausnahme der sehr quelligen und torfmoosreichen Teilflächen empfehlenswert. Diese sind durch Entbuschungen von Bäumen und Sträuchern weitestgehend freizuhalten, um einen übermäßigen Wasserentzug und eine Beschattung zu vermeiden.

71

FFH-Gebiet Nr. 212 „Wartberge bei Seebach“ Allgemeine Angaben Landkreis(e) Gemarkungen Größe Naturraum Schutzgebiete im FFH-Gebiet

Gotha, Wartburgkreis Ruhla, Schmerbach 83 ha Waltershäuser Vorberge Thüringer Wald LSG „Thüringer Wald“

Lebensräume nach Anhang I Code –Nr.

FFH-Lebensraumtyp

Größe

Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation

1 ha

8310

nicht touristisch erschlossene Höhlen

< 1 ha

9110

Hainsimsen-Buchenwald

3 ha

8210

9130

Waldmeister-Buchenwald

55 ha

9150

Mitteleuropäischer Orchideen-Kalk-Buchenwald

19 ha

*9180

Schlucht- und Hangmischwälder

1 ha

Arten nach Anhang II Bechsteinfledermaus Myotis bechsteini Großes Mausohr Myotis myotis

Gebietsbeschreibung und Bedeutung Am Nordrand des Thüringer Waldes südlich von Seebach ist dem Grundgebirge aus Glimmerschiefer und Gneis ein Bryozoenriffstock des Zechsteins aufgesetzt, der dank seiner morphologischen Widerstandsfähigkeit in tafelbergähnlicher Form herausgebildet wurde und die Umgebung nach Norden um über 150 m überragt. Die unmittelbare Auflagerung des dolomitischen Kalkgesteins auf Glimmerschiefer ist an der Westseite des kleinen Wartberges, von Seebach aus kommend, gut zu erkennen.

Das FFH-Gebiet liegt fast vollständig im Wartburgkreis, nur ein geringer Teil am Osthang des Großen Wartberges befindet sich in der Gemarkung Schmerbach und damit im Landkreis Gotha.

Auf den Zechsteinriffen findet man Pflanzengesellschaften wie den Orchideen- und Waldmeister-Buchenwald. Das FFH-Gebiet ist nahezu vollständig bewaldet, wobei man in den Lichtungsbereichen zum Beispiel das Langblättrige Waldvögelein Cephalanthera longifolia und das Rote Waldvöglein Cephalanthera rubra findet. Charakteristisch sind auch verschiedene Stendelwurz-

72

Die Wartberge sind fast vollständig mit naturnahen Buchenwäldern bewachsen (1).

arten, wie z.B. die häufig anzutreffende Rotbraune Stendelwurz Epipactis atrorubens. Dazwischen ragen bis zu 20 m hohe Felsbildungen auf, auf denen sich Felsbiotope finden lassen. Dabei sorgt vor allem das nach Süden ausgerichtete Kalkgestein für ein warmes und trockenes Kleinklima.

Die Buchenwälder sind aufgrund des Zechsteinuntergrundes besonders reich an Schnecken-Arten. Maskenschnecke (5)

Besonders wertvoll ist die Schneckenfauna des Gebietes, die nachgewiesenen Vorkommen sind ein Zeichen für ursprüngliche, wärmegetönte Waldlebensräume mit Felsstrukturen. Hierzu können beispielweise die stark gefährdeten Arten Geradmund-Schließmundschnecke Cochlodina orthostoma und Graue Schließmundschnecke Bulgarica cana aufgeführt werden (ZEISSLER 2002).

Neben den Kalkfelsen sind verschiedene Höhlen charakteristisch für die Wartberge. Zwei davon, das Backofenloch und das Klingelloch sind besonders wertvoll als Schlafplatz für Fledermäuse.

Hier kommen auch die FFH-Arten Bechsteinfledermaus Myotis bechsteini und Großes Mausohr Myotis myotis vor (BIEDERMANN 2007).

Fledermäuse besitzen im Gebiet der Wartberge einen idealen Lebensraum, so auch die FFH-Art Großes Mausohr. Die Höhlen bieten verschiedenen Fledermausarten Quartier. (1)

Erhaltungsziele Für die vorkommenden Fledermausarten ist es wichtig, dass die Höhlen weiterhin nicht touristisch erschlossen werden. Die naturnahen Waldformationen als auch die lokalklimatischen und geologischen Sonderbiotope sind als wertvolle Lebensräume in ihrer Vielfalt zu erhalten und zu schützen.

Rotes Waldvöglein (2)

73

Literatur und Quellen GESETZE UND VERORDNUNGEN Bundesministerium der Justiz (Hrsg.; 2001): Bekanntmachung der besonders und streng geschützten Tier- und Pflanzenarten gemäß § 20 a Abs. 5 des Bundesnaturschutzgesetzes. – Bundesanzeiger 53 (35a): 1 – 283 Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) in der Fassung vom 16. Februar 2005 (BGBl I 2005, 258 (896)), geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 12. Dezember 2007 (BGBl. I S. 2873) Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) in der Fassung vom 25. März 2002, zuletzt geändert durch Art. 2 G v. 8.4.2008 (BGBl. I S. 686) Gesetz- und Verordnungsblatt für den Freistaat Thüringen: Verordnung zur Festsetzung von natürlichen Lebensräumen und Arten von gemeinschaftlichen Interesse sowie von Europäischen Vogelarten nach § 26. Abs. 3a und § 26a Abs.2 des Thüringer Gesetzes für Natur und Landschaft (Thüringer Natura 2000-Erhaltungsziele-Verordnung-Thür.NEzVO-), Mai 2008 Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt: Hinweise zur Anwendung der §§ 26 a bis 26 c Thüringer Naturschutzgesetz (ThürNatG) – Einführungserlass 21-60225-5 vom 4. Januar 2000 in der Fassung vom 04.Juni 2004 (ThürStAnz Nr. 3/2005 S. 99-194). – ergänzt durch Thüringer Staatsanzeiger Nr.45/2006, S. 1731 – 1794 Richtlinie 79/409/EWG des Rates vom 2. April 1979 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (Vogelschutzrichtlinie, Kurz VSchRL) (Abl. L 103 vom 25.4.1979, S. 1) Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, kurz: FFH) (ABl. EG Nr. L 206, S. 7) Thüringer Gesetz für Natur und Landschaft (ThürNatG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 30.

August 2006 (GVBl. S. 421), zuletzt geändert durch Art. 22 Thüringer HaushaltsbegleitG 2008/2009 vom 20.12. 2007 (GVBl. S. 267) WACHTER et al. (2004): Berücksichtigung von geschützten Arten bei Eingriffen in Natur und Landschaft.Naturschutz und Landschaftsplanung 36 (12), S. 371 – 377 WERRES, W. (2000): Die Umsetzung der FFH-Richtlinie und der EG-Vogelschutzrichtlinie in Thüringen. – Landschaftspflege u. Naturschutz Thür. 37 (4) WESTHUS, W. & F. FRITZLAR (2002): Tier- und Pflanzenarten, für deren globale Erhaltung Thüringen eine besondere Verantwortung trägt. – Landschaftspflege u. Naturschutz Thür. 39 (4)

SONSTIGE LITERATUR ALLERT, J. (1996): Greifvögel im Landkreis Gotha. – NABU KV Gotha e.V. (Hrsg.)

ALLERT, J. (1996): Zur Bestandssituation und zur Gefährdung des Rotmilans (Milvus milvus) im Landkreis Gotha. Abh.Ber.Mus.Natur Gotha 19, S.139 – 147 ALLERT, J. und GUNDEL, A. (1998): Zur Bestandssituation des Rotmilans (Milvus milvus) im Landkreis Gotha 1998. Unveröffentlichter Bericht. NABU Kreisverband Gotha.

ALLERT, J. und M. GÖRING (2001): Eulen im Landkreis Gotha. Bestandssituation, Vorkommen und Schutz. – NABU KV Gotha e.V. (Hrsg.)

BELLSTEDT, R. (1995): Fauna. – In: Truppenübungsplatz Ohrdruf, (Interessengemeinschaft Schloß Ehrenstein e.V. Ohrdruf Hrsg.). – Heinrich-Jung-Verlagsgesellschaft mbH Zella-Mehlis/ Meiningen BELLSTEDT, R. (2001): Die Tierwelt der Apfelstädtaue rund um Günthersleben und Wechmar.- In: Im Tal des wilden Wassers (Gemeindeverwaltung Günthersleben-Wechmar Hrsg.). – Wechmar BELLSTEDT, R. (2002): Lurche und Kriechtiere im Landkreis Gotha. – NABU KV Gotha e.V. & Untere Naturschutzbehörde des LRA Gotha (Hrsg.)

BELLSTEDT, R.; HEY, R.; KLUG, W.; HOFMANN, P.; FRIEDRICH, E.; SAMIETZ, J.; WINTER, R.; HOPF, H. (1993): Schutzwürdigkeitsgutachten für das NSG „Röhnberg“ (Landkreis Gotha), Erfurt BELLSTEDT, R.; SOMMER, G. und WINTER, R. (1996): Faunistisches und floristisches Detailgutachten zur Optimierung der Trassenführung und Eingriffsverminderung beim Bau der Kreisstraße im Bereich „Steiner Forst“ bei Friedrichroda BELLSTEDT, R.; WINTER R. (1999): Lurche, Kriechtiere und Säuger. – In: Zur Natur und Geschichte der Fahner Höhe, (Naturschutzbund Deutschland, Kreisverband Gotha e.V. Hrsg.). – Armstroff design Gotha BELLSTEDT, R.; WINTER R. (1999): Zur wirbellosen Tierwelt der Fahner Höhne. – In: Zur Natur und Geschichte

74

der Fahner Höhe, (Naturschutzbund Deutschland, Kreisverband Gotha e.V. Hrsg.). – Armstroff design Gotha BELLSTEDT; R. OPPEL, T. & TITTEL, R. (1996): Zur Natur des Seeberges bei Gotha, Naturschutzbund Deutschland, Kreisverband Gotha e.V., UniPrint Gotha BIEDERMANN, DR. EIKE; RETHER, BERND; SCHMIDT, KLAUS (2007): Erlebnis Natura 2000 – Die NATURA 2000 – Gebiete in der Wartburgregion – Touristische Ziele in FFH-Gebieten –Besucherlenkung aus Naturschutzsicht- NATURA 2000-Information in der Wartburgregion., Naturschutzzentrum „Alte Warth“ e.V.( Hrsg.), Bad Salzungen BÖSSNECK, U. (2003) : Historische und aktuelle Vorkommen sowie Verbreitung der vier FFH-MolluskenArten Margaritifera margeritifia, Unio crassus, Vertigo moulinsiana und Vertigo angustior in Thüringen CLAUSSEN, A. (2004): Chiropterologische Untersuchung im Gebiet Drei Gleichen (Landkreis Gotha) und den Ortschaften Wandersleben, Wechmar und Mühlberg, i. A. Landkreis Gotha, Eisenach CRAMER, P.; ZEIGERT, D.; FRANKE, T.; KOSLIK, P.; HOFMANN, P.; KLUG. W.; BELLSTEDT, R.; KÜSSNER, J.; SCHWARZMANN, P. (1995): Truppenübungsplatz Ohrdruf, Interessengemeinschaft Schloss Ehrenstein e. V. Ohrdruf, Heinrich-Jung-Verlagsgesellschaft mbH, Zella-Mehlis/Meiningen FAULSTICH -WARNEYER, T. (1996): Fledermäuse im Landkreis Gotha. – NABU KV Gotha e.V. (Hrsg.)

GÖRNER, M.; DR. H. R. L ANGE & A. THIELE (2006)Naturschutzgebiete und Geschützte Landschaftsbestandteile im Ilm-Kreis, i. A. Landratsamt Ilm-Kreis, Barthel-Druck Arnstadt GÖRNER, M.; HAUPT R.; HIEKEL, W.; NIEMANN, E. & WESTHUS, W. (1984): Die Naturschutzgebiete der Bezirke Erfurt, Suhl und Gera. – In: Handbuch der Naturschutzgebiete der Deutschen Demokratischen Republik. Bd. 4 (WEINITSCHKE, H. (Hrsg). – Leipzig, Jena, Berlin GRIMM, H. (2008): Zur Biologie und Ökologie des Raubwürgers Lanius excubitor im Thüringer Becken und im Kyffhäuser-Gebiet. 1. Teil: Bestand, Brutgebiete, Neststandorte, Brutzeit und Bruterfolg. – Anz. Ver. Thür. Orn. 6 (2): 159 – 178.

HAUPT, R. und W. WESTHUS unter Mitarbeit von W. HIEKEL, M. GÖRNER und W.ULBRICH (1983): Der große Inselsberg-wertvolles Naturschutzgebiet und attraktives Touristenzentrum im Thüringer Wald. – Landschaftspflege und Naturschutz Thür. 20 (Sh.): 1 – 16 HEY, R. BELLSTEDT, R.; KLUG, W.; HOFMANN, P.; FRIEDRICH, E.; SAMIETZ, J.; WINTER, R.; HOPF, H. (1993): Schutzwürdigkeitsgutachten für das NSG „Wachsenburg“ (Landkreis Arnstadt), Erfurt HIEKEL, W.; FRITZLAR, F.; NÖLLERT, A. und WESTHUS, W. (2004): Die Naturräume Thüringens (21), Jena HOFMANN, P. DR. (1995): Flora und Fauna Ohrdrufer Truppenübungsplatz; Geländebeschreibung. – In: Interessengemeinschaft Schloß Ehrenstein e.V. Ohrdruf (Hrsg.) Truppenübungsplatz Ohrdruf, Heinrich-Jung-Verlagsgesellschaft mbH Zella-Mehlis/Meiningen JESCHKE, L.; PAULSON, C. (2002): Moore in den Kammlagen des Thüringer Waldes und des westlichen Schiefergebirges. – Naturschutzreport 19: 13- 82 KLAUS, S. & B. WILHELM (2002):Die Bedeutung der Hochmoore des Mittleren Thüringer Waldes für den Schutz des Birkhuhns (Tetrao tetrix). – Naturschutzreport 19: 13 – 82 KLUG, W. (1996) : Kleinode der heimischen Flora, Landratsamt Gotha (Hrsg.)

KLUG, W. (2001): Botanische Impressionen entlang der Apfelstädt. – In: Gemeindeverwaltung Günthersleben-Wechmar (Hrsg.): Im Tal des wilden Wassers. – Wechmar KLUG, W. (2006): Wildblumen im Thüringer Burgenland der Drei Gleichen und des Seeberges, Thüringer Geopark Inselsberg – Drei Gleichen (Hrsg.), druckmedienzentrum gotha, Gotha KLUG, W. (1997): Naturschutzgebiete in und um Gotha – Von Schülern des Arnoldi-Gymnasiums – , Stadtverwaltung Gotha (Hrsg.), MedienService Gunkel & Creutzburg GmbH NABU KV Gotha e.V. (Hrsg.) (1999): Zur Natur und Geschichte der Fahner Höhe. – Gotha ÖKO -SERVICE-INSTITUT (1996): Schutzwürdigkeitsgutachten für das als Geschützter Landschaftsbestandteil einstweilig gesicherte „Hangquellmoor nördlich der Wegscheide“ bei Crawinkel und Luisenthal/Thüringer Wald, i. A. des Landkreises Gotha OPPEL, K.-H. & T. OPPEL (1997): Orchideen im Landkreis Gotha. – Herausgeber Arbeitskreis Heimische Orchideen (AHO) Thüringen e.V., Uhlstädt PETERSEN, B. et al. (2003): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. – Schriftenr. Landschaftspflege u. Natursch. 69 (1), Bonn.

SAUER, T. (1989): Erfahrungen zur Flurgestaltungskonzeption der LPG „Fahner Obst“ Gierstädt. Falke 36, S. 295 – 297, 321 SAUER, T. (1999): Die Brutvogelwelt des Speichers Dachwig. – In: NABU (Hrsg.): Zur Natur und Geschichte der Fahner Höhe. – Gotha: 40 – 43 SCHLEIP, S. (1994): Schutzwürdigkeitsgutachten „Erlebach“ i. A. der Thüringer Landesanstalt für Umwelt,

75

Wandersleben SCHLEIP, S. (1996): Schutzwürdigkeitsgutachten „Kriegberg mit Affental und Saulache“ i. A. der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Gotha, Wandersleben SCHLEIP, S. (1998): Pflege- und Entwicklungsplan für das Naturschutzgebiet „Großer Inselsberg“, i. A. Staatliches Umweltamt Erfurt, Wandersleben SCHLEIP, S.; GORFF, V. und WALTER, A. (2002): Naturschutz im Landkreis Gotha Flächennaturdenkmale (Heft 1), LRA Gotha – Fachdienst Naturschutz und Landespflege (Hrsg.), Gotha SSYMANK, A. et al. (1998): Das europäische Schutzgebietssystem NATURA 2000. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz, Heft 53, 560 S. -Bundesamt für Naturschutz Bonn THIELE, A.; U. HÖHNE; DR.H.R.L ANGE & M. GÖRNER (2007):Geologische Naturdenkmäler und Flächennaturdenkmäler im Ilm-Kreis, i.A. Umweltamt des Landratsamtes Ilm-Kreis, Barthel-Druck Arnstadt Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (2002): Moore in den Kammlagen des Thüringer Waldes. – Naturschutzreport (19), Jena THUST, R.; KUNA, G. und ROMMEL, R.-P. (2006):Die Tagfalterfauna Thüringens – Zustand in den Jahren 1991 bis 2002, Naturschutzreport (Heft 23), Jena TITTEL, R. (1999): Zur Vogelwelt der Fahner Höhe. – In: Zur Natur und Geschichte der Fahner Höhe, (Naturschutzbund Deutschland, Kreisverband Gotha e.V. Hrsg.). – Armstroff design Gotha WEIPERT, J. (1995): Flora und Fauna des Naturschutzgebietes „Nägelstädt-Großvargulaer Unstruttal“ (Unstrut-Hainich-Kreis und Landkreis Gotha/Thüringen). – In: Naturkundemuseum Erfurt (Hrsg.): Veröffentlichungen des Naturkundemuseums Erfurt. – Erfurt WEIPERT, J. (1996): Flora und Fauna des geplanten Naturschutzgebietes „Apfelstädtaue Wechmar-Wandersleben“ (Landkreis Gotha/Thüringen). – In: Naturkundemuseum Erfurt (Hrsg.): Veröffentlichungen des Naturkundemuseums Erfurt. – Erfurt WENZEL, H., WESTHUS, W. und FRITZLAR, F. (2000): Thüringer Bausteine für das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 – FFH-Gebiete und Europäische Vogelschutzgebiete.. – Landschaftspflege und Naturschutz in Thüringen 37 (4): 93 – 128.

WERRES, W. (2000): Die Umsetzung der FFH-Richtlinie und der EG-Vogelschutzrichtlinie in Thüringen. – Landschaftspflege u. Naturschutz Thür. 37 (4) WERRES, W., H. WENZEL & W. WESTHUS (2004): Das FFH-Gebietsnetz in Thüringen. – Landschaftspflege u.

Naturschutz Thür. 41 (3) WESTHUS, W. & F. FRITZLAR (2002): Tier- und Pflanzenarten, für deren globale Erhaltung Thüringen eine besondere Verantwortung trägt. – Landschaftspflege u. Naturschutz Thür. 39 (4) WIESNER, J. et al. (2008) : Die EG-Vogelschutzgebiete Thüringens.- Naturschutzreport (25), Jena ZEISSLER, H. (1996): Schnecken auf dem Krahnberg bei Gotha (Thüringen) (Gastropoda: Pulmonata).Staatliches Museum für Tierkunde Dresden (Hrsg.), Leipzig ZEISSLER, H. (2002): Zur Molluskenfauna der nördlichen Vorberge des westlichen Thüringer Waldes. – Hörselberg-Bote, Sonderreihe Band 1: 1 – 64. [Wartberge]

76

Bildautoren (1) Ronald Bellstedt, Gotha (2) Cornelia Schuster, Goldbach (3) Bernd Friedrich, Stadtilm (4) Frank Julich, Jena (5) Klaus Bogon, Kassel (6) Dr. Franz Hebauer, Plattling (7) Manfred Göring, Tabarz (8) Thomas Oppel, Gotha

Titelbilder Frauenschuh – eine Art nach Anhang II der FFH-Richtlinie (2) Rotmilan, eine Art nach Anhang 1 der EG-Vogelschutzrichtlinie (3)

4. Umschlagseite Helm-Azurjungfer (1) und Schwarzspecht beim Füttern von Jungvögeln (3) – Die Wahrung und Entwicklung der Lebensraumtypen von gemeinschaftlichem Interesse sind Voraussetzung für den Schutz von Arten.

Kraniche auf dem Zug – neben den Brutvorkommen besitzen die EG-Vogelschutzgebiete auch eine große Bedeutung für Rast- und Zugvögel (3)

Verwendete Abkürzungen FFH EG EU TLUG SPA LSG NSG GLB FND TÜP ca. z.B.

Fauna-Flora-Habitat Europäische Gemeinschaft Europäische Union Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie Special Protected Areas Landschaftsschutzgebiet Naturschutzgebiet Geschützter Landschaftsbestandteil Flächennaturdenkmal Truppenübungsplatz circa zum Beispiel

Danksagung An dieser Stelle wird allen Bildautoren für die uneigennützige Bereitstellung der Fotos gedankt.

Die Autoren danken weiterhin Ronald Bellstedt (Gotha), Matthias Heckroth (Mitarbeiter Sachgebiet Naturschutz und Landschaftspflege des Landratsamtes Gotha), Thomas Oppel (Gotha), Dirk Reum (Mitarbeiter Sachgebiet Naturschutz und Landschaftspflege des Landratsamtes Gotha), Petra Schache (Sachgebietsleiterin Naturschutz und Landschaftspflege des Landratsamtes Gotha), Dr. Horst Sproßmann (Forstamtsleiter Thüringer Forstamt Finsterbergen) und Sandy Wildau (Mitarbeiterin Sachgebiet Naturschutz und Landschaftspflege des Landratsamtes Gotha) für die vielfältige Unterstützung und die kritische Durchsicht des Manuskriptes.