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Nr. 25 „Mittlerer Thüringer Wald westlich Oberhof“

EG Vogelschutzgebiet Nr. 25 „Mittlerer Thüringer Wald westlich Oberhof“

Allgemeine Angaben

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Landkreise Gotha, Schmalkalden-Meiningen Gemarkungen Bermbach, Gräfenhain, Schwarzwald, Oberhof, Oberschönau, Steinbach-Hallenberg, Tambach-Dietharz Größe 1.037 ha Naturraum Thüringisch-Fränkisches Mittelgebirge FFH-Gebiete im Vogelschutzgebiet Nr. 106 „Mittlerer Thüringer Wald westlich Oberhof“ Schutzgebiete im Vogelschutzgebiet NSG „Saukopfmoor“, NSG „Ganswiese“, NSG „Schützenbergmoor“ LSG „Thüringer Wald“ FND „Kleine Falkenstein“, FND „Finkenstein“, FND „Hohen Stein“ FND „Hohen Möst“

Arten nach Anhang I der EG- Vogelschutzrichtlinie

Birkhuhn (Tetrao tetrix) Nahrungsgast mit Brutverdacht Eisvogel (Alcedo atthis) Nahrungsgast Grauspecht (Picus canus) Brutvogel Neuntöter (Lanius collurio) Brutvogel Rauhfußkauz (Aegolius funereus) Brutvogel Schwarzspecht (Dryocopus martius) Brutvogel Schwarzstorch (Ciconia nigra) Brutvogel Sperlingskauz (Glaucidium passerinum) Brutvogel Wanderfalke (Falco peregrinus) Brutvogel

Gebietsbeschreibung und Bedeutung

Fichtenforst mit Naturverjüngung – neben Buchenwäldern sind im buchenarmen Gebirge auch diese Lebensraum des Rauhfußkauzes (2)

Das Gebiet repräsentiert einen charakteristischen Ausschnitt der montanen Stufe des Mittleren Thüringer Waldes mit Hochmooren, Moorwäldern, bodensauren Fichtenwäldern, großflächigen Fichtenforsten, Berg-Mähwiesen, Borstgrasrasen und Silikatgesteinsbiotopen. Im Zusammenhang mit den Berg-Mähwiesen und beerstrauchreichen Waldbereichen bilden die Moore mit ihren Randlagen einen der letzten Lebensräume für das in Thüringen vom Aussterben bedrohte Birkhuhn. Als Bruthabitat für den Wanderfalken haben die vorhandenen Felsbildungen eine besondere Bedeutung. Das Gebiet zeichnet sich insgesamt durch einen hohen Struktur- und Artenreichtum aus und bietet neben den genannten Arten auch Schwarzstorch, Schwarz- und Grauspecht sowie Rauhfuß- und Sperlingskauz die benötigten Lebensräume im montanen, nadelholzdominierten Teil des Thüringer Waldes. Das stark zertalte und überwiegend bewaldete Vogelschutzgebiet liegt gänzlich in den Kammlagen des Naturraumes „Mittlerer Thüringer Wald“ (nach HIEKEL et al. 2004). Der lang gestreckte Gebirgswall des Thüringer Waldes hebt sich von den südlichen und nördlichen Vorländern markant ab. Durch Verwitterung anstehender Quarzporphyre entstanden bizarre Felsen wie der „Kleine Falkenstein“, der „Finkenstein“, am „Hohen Stein“ und an der „Hohen Möst“ (alle als FND geschützt, WESTHUS et al. 1990). Das Vogel-

Rauhfußkauz (3)

schutzgebiet umfasst ein großflächiges Kerngebiet um den Hohen Stein (860 m ü. NN), den Finsterbachkopf (898 m ü. NN) und den Donnershauk (894 m ü. NN) sowie fünf weitere Teilflächen. Diese beinhalten die Hochmoore „Saukopfmoor“ und „Schützenbergmoor“ in den gleichnamigen Naturschutzgebieten, das NSG „Ganswiese“ und Teile des Kanzlersgrundes. Das„Saukopfmoor“ ist mit seiner typischen Moorvegetation und -fauna das mächtigste Hochmoor Thüringens. Charakteristisch für die Pflanzen- und Tierwelt sind hier arktisch-alpine und boreomontane Arten. Das NSG „Saukopfmoor“ besitzt als potenzieller Lebensraum für das Birkhuhn eine herausragende Bedeutung (KLAUS & WILHELM 2002). Eine weitere Charakterart ist der Birkenzeisig, der hier seit den 1980er Jahren brütet. Durch tief greifende Entwässerung und Torfabbau erfolgten schwere Eingriffe in das Moor. Ein dichtes Grabennetz entwässerte besonders die zentralen Moorteile und das nördliche Randgehänge (ZIMMERMANN 2002), eine Aufforstung des Moores mit Fichten wurde durchgeführt. Seit 1948 erfolgten kleinere, ab 1977 auch umfangreichere Arbeiten zur Regeneration des Moorkörpers und die Entnahme von Fichten. Gezielte Revitalisierungsmaßnahmen seit dem Jahr 2000 haben bereits zu einer Erhöhung der Vitalität der Torfmoose und zu einer deutlichen Regeneration torfbildender Vegetationsformen im zentralen Moorbereich geführt. Die Fichtenwälder und -forste des Vogelschutzgebietes beherbergen Rauhfuß- und Sperlingskauz, Schwarz- und Grauspecht sowie Tannenhäher und Waldschnepfe. An drei Felsen siedelte sich der Wanderfalke an, auch der anspruchsvolle Schwarzstorch ist mittlerweile wieder Brutvogel.

Das Saukopfmoor besitzt als potentieller Lebensraum für das Birkhuhn herausragende Bedeutung. (1) Schwarzspecht – in seinen verlassenen Höhlen siedeln zahlreiche Nachnutzer (3)

Erhaltungsziele

Die für diesen Bereich des Thüringer Waldes typischen Hochmoore und der Moorwald sind zu erhalten und deren Regeneration durch geeignete Maßnahmen zu fördern. Die Berg-Mähwiesen und andere Offenlandbiotope sind für Bodenbrüter und Heckenbrüter wie den Neuntöter zu erhalten und

zu fördern. Die naturnahen Bäche sollen erhalten sowie Felsdurchragungen und Steilwände als Brut- und Nahrungshabitate für zahlreiche Vogelarten, vor allem den Wanderfalken, geschützt werden. Zum Schutz der höhlenbrütenden Eulen- und Spechtarten wird eine Verbesserung der Baumartenmischung (Förderung von Tanne, Buche und Eberesche) angestrebt. Von ebenso großer Bedeutung ist die Sicherung und Entwicklung naturnaher Laubwälder an Unterhängen und Bächen sowie die regelmäßige Pflege der wechselfeuchten Bergwiesen durch Mahd. Überhöhte Rotwildbestände, die beispielsweise eine Verjüngung der Tanne vollständig verhindern, sind auf ein vertretbares Maß zu reduzieren. Einst flächendeckende Zwergstrauchheiden sind nur noch in Resten vorhanden, werden aber insbesondere von Rauhfußhühnern als Deckung für Nester und Küken sowie als Nahrungshabitat benötigt. Eine weitere wichtige Maßnahme für den Schutz von Bodenbrütern und anderen besonders sensiblen Arten wie Schwarzstorch und Wanderfalke ist die Beschränkung der Ausführungszeit für forstliche Maßnahmen auf Zeiten außerhalb der Reproduktionszeit der Vögel. Diese Beschränkung gilt auch für die Jagd im Bereich aller Horstschutzzonen. Die Naturschutzgebiete und alle Moorflächen mit ihren Einzugsgebieten sind wegen der Schädigung von Mykorrhizapilzen und Zwergsträuchern von der Waldkalkung strikt auszunehmen. Die Fichtenforste innerhalb der Einzugsgebiete der Hochmoore sind mittelfristig, die der sonstigen Umgebung langfristig massiv aufzulichten und durch laubbaumdominierte Bestockungen zu ersetzen.

Die Ausführungen zur Gebietsbeschreibung, Bedeutung und zu den Entwicklungszielen orientieren sich stark an der Veröffentlichung über die EG-Vogelschutzgebiete in Thüringen (WIESNER et al. 2008).

Im Vogelschutzgebiet besitzt auch der seltene Wanderfalke ein Brutvorkommen – junge Wanderfalken im Nest (7)

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