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Nr. 61 „Hirzberg-Wanningsrod-Kranichmoor
Allgemeine Angaben
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Landkreis(e) Gotha Gemarkungen Schönau vor dem Walde, Herrenhof, Hohenkirchen, Emleben, Petriroda, Wipperoda Größe 279 ha Naturraum Thüringer Becken mit Randplatten Schutzgebiete im FFH-Gebiet FND „Kranichmoor bei Petriroda“
Lebensräume nach Anhang I
Code –Nr. FFH-Lebensraumtyp
3150 Natürlich eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions 3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren bis montanen Stufe 6510 Magere Flachland-Mähwiesen 9110 Hainsimsen-Buchenwald
9130 Waldmeister-Buchenwald
9170 Labkraut-Eichen-Buchenwald *91E0 Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)
Größe
6 ha
< 1 ha
< 1 ha
< 1 ha
4 ha
3 ha
97 ha
< 1 ha
Im Gebiet vorkommende Arten nach Anhang II, welche aber nicht in der Veröffentlichung im Staatsanzeiger aufgeführt sind
Kammmolch Triturus cristatus
Gebietsbeschreibung und Bedeutung
Das FFH-Gebiet zählt zum Naturraum „Innerthüringer Ackerhügelland“, welches sich durch weitgehend ackerbaulich genutztes flachwelliges Hügelland mit Talauen und bewaldeten Höhenrücken charakterisiert. In den feuchten Niederungsgebieten treten Feuchtbiotope wie Feuchtwiesen und Moore auf. Das Gebiet umfasst die zusammenhängenden Eichen-Hainbuchenwälder Wanningsrod und Hirzberg und das als Flächennaturdenkmal ausgewiesene Kranichmoor. In der geologischen Schichtenfolge spielt der Keuper eine wichtige Rolle. Es kehren mehrfach leicht verwitternde und mürbe Sandsteine, graue und bunte Letten, mergelige Ockerkalke und Dolomite auf. Schotter der Urapfelstädt lagern sich vom Hirzberg, über Wanningsrod bis zum Boxberg über dem zu Staunässe neigenden Keuper ab, wodurch sich hochschutzwürdige Waldtypen entwickeln konnten. Vereinzelt entstanden bei
Die naturnahen Waldtypen im Bereich Hirzberg und Wanningsrod sind noch nicht eingehend untersucht. (2)

Typischer Frühblüheraspekt der wechselfeuchten Eichen-Hainbuchenwälder mit Wiesen-Schaumkraut, Scharbockskraut und Buschwindröschen. (2) Der Bergmolch siedelt in den Waldtümpeln. (2)
ganzjährig hoch anstehendem, stagnierendem Grundwasser auch Moorbildungen, wie beispielsweise das Kranichmoor. In diesem Gebiet sind noch weitestgehend natürliche Klimax-Waldgesellschaften vorhanden. Die angrenzenden Wiesen, Weiden, Halbtrockenrasen und Äcker entstanden erst durch Formen der Naturnutzung. In diesem Zusammenhang besitzen die natürlichen Waldbestände auf staunassen azidophilen Böden über Schottern der Urapfelstädt (Wannigsrod-Mittelrod-Hirzberg-Adolfsrod) landesweite ökologische und pflanzensoziologische Bedeutung. Im Bereich Adolfsrod, Hirzberg und Mittelrod tritt die Gemeine Esche in Vergesellschaftungen mit der Stiel-Eiche Quercus robur, der Vogel-Kirsche Cerasus avium, der Schwarz-Erle Alnus glutinosa und Moor-Birke Betula pubescens strukturprägend in Erscheinung. Auf nährstoffarmen und mehr oder weniger sauren Schotterböden des Hirzberges und Wannigsrodes fehlt die Esche auf größeren Flächen gänzlich. Auf nährstoffreichen Schwemmböden im Adolfsrod sind relativ kleinflächig Eschen-Stieleichenwälder ausgebildet. Eichenmischwälder über anstehendem Keupermergel treten im Mittelrod auf. Hier konzentrieren sich Fundorte von Haselwurz Asarum europeum, Gemeinem Seidelbast Daphne mezereum, Türkenbund-Lilie Lilium martagon und Frühlings-Platterbse Lathyrus pratensis. Eutrophe Bedingungen werden durch massenhaftes Auftreten der Wald-Schlüsselblume Primula elatior indiziert. Sehr zahlreich ist die Echte Sternmiere Stellaria holostea, die stellenweise mit Buschwindröschen Anemone nemerosa, Wald-Schlüsselblume und Wiesen-Schaumkraut einen beeindruckenden Frühblüheraspekt bildet. Diese Wälder können den Eumesotrophen Eichen-Hainbuchenwälder zugeordnet werden. Die geschützten Arten Gemeiner Seidelbast Daphne mezereum, Fuchssches Knabenkraut Dactylorhiza fuchsii und Türkenbund-Lilie Lilium martagon zeigen einen höheren Kalkgehalt an. Auffällig ist die Herbstzeitlose Colchicum autumnale, die stärkeren zeitweiligen Staunässeeinfluß anzeigt. Auf grundfeuchten Schottern und Kiesen über nicht zu tief anstehendem Keupermergel kommen Sternmieren-Birken-Stieleichenwälder StellarioQuercetum zur Ausbildung. In diesen Wäldern ist selten die Sibirische Schwertlilie Iris sibirica zu finden. Eine Besonderheit der Flora ist der in der Roten Liste Thüringens als stark gefährdet eingestufte Torfmoos-Birken-Erlenbruchwald, welcher im Gebiet des Hirzberges, besonders aber des Adolfsrod und Wanningsrod kleinflächig vorkommt. Hier kommt es zur Ausbildung von Phytozönosen, in denen die Baumarten Schwarz-Erle und MoorBirke eindeutig dominieren. Im dominierenden Torfmoos Sphagnum spec. erweist sich nur die Flatter-Binse Juncus effusus als gut lebensfähig. Randlich kommen mit Draht-Schmiele Deschampsia flexuosa und Heidelbeere Vaccinium myrtillus ausgesprochene Indikatoren saurer und nährstoffarmer Böden vor. Die Torf-Moorgleyböden über Tonen und Mergeln im Gebiet des Kranichmoors sind durch ganzjährig hochstehendes Grundwasser geprägt. Das Kranichmoor stellt heute den Rest eines ehemals 40 ha großen Flachmoores dar. 1968 erfolgte eine Trockenlegung des gesamten Moores, um eine landwirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen. Bei den Wasserflächen handelt es sich um alte Torfstiche. Wasserschwertlilien-Erlenbruchwälder, Grauweiden-Gebüsche, Röhrichte, verschiedenartige teilweise gefährdete Seggenriedvergesellschaftungen, Unterwasser- und Schwimmblattpflanzen besiedeln die Teiche bzw. ihre Ufer. Hervorzuheben sind Reste der in Thüringen stark


Die Trollblume ist hier sowohl in den lichten Feuchtwäldern als auch auf den Feuchtwiesen des Kranichmoores zu finden. (2)
gefährdeten Brustwurz-Kohldistel-Feuchtwiese, mit Vorkommen der in der Roten Liste Thüringens geführten Arten Breitblättriges Knabenkrautes Dactylorhiza majalis und Trollblume Trollius europaeus. In Thüringen stark gefährdet und besonders geschützt sind die hier vorkommenden Arten Große Teichrose Nuphar lutea und Fieberklee Menyanthes trifoliata. Bemerkenswert sind weiterhin Wasser-Schwertlilie Iris pseudacorus, Weiße Seerose Nymphaea alba und Blutauge Potentilla palustris. Faunistisch ist das gesamte Gebiet bisher kaum untersucht. Bedeutsam sind die Nachweise über die Fledermausarten: Braunes Langohr Plecotis auritus und Wasserfledermaus Myotis daubentoni. Besonders hervorzuheben ist das Vorkommen des Kammmolches als streng geschützte Art nach Anhang II der FFH-Richtlinie. Im Kranichmoor, im Heideteich und in Waldtümpeln wurden auch Teich- und Bergmolch nachgewiesen. Bemerkenswert für das FFH-Gebiet ist auch ein Brutvorkommen des Schwarzstorches.
Erhaltungsziele
Entwicklungsziel ist die Erhaltung der naturnahen Eichen-Hainbuchenwälder, insbesondere des in Thüringen seltenen, stauwasserbeeinflußten Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwaldes, die Erhaltung und Förderung der Feuchtwiesen, Schutz des Moores und der nährstoffarmen Gewässer. Im Bereich des Kranichmoores wurde bereits eine größere angrenzende Ackerfläche als Pufferzone in Dauergrünland umgewandelt. Um das Gebiet zielgerichtet schützen zu können, sind weitere floristische und besonders faunistische Datenerfassungen unbedingt notwendig, da über dieses Gebiet mit einem hohen Potenzial sehr wenig bekannt ist.

Eine reiche Fledermausfauna ist in diesem FFHGebiet zu erwarten, so z.B. auch die Waldfledermaus Großer Abendsegler. Untersuchungen hierzu stehen noch aus. (5)
