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Nr. 43 „Fahnersche Höhe – Ballstädter Holz“

FFH-Gebiet Nr. 43 „Fahnersche Höhe – Ballstädter Holz“

Allgemeine Angaben

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Landkreise Gotha Gemarkungen Eschenbergen, Großfahner, Molschleben, Gierstädt, Burgtonna, Döllstädt, Bienstädt, Ballstädt Größe 1259 ha Naturraum Fahnersche Höhe Schutzgebiete im FFH-Gebiet NSG 42 „Hirschgrund“ LSG „Fahner Höhe“ FND „Zentrales Abtsbergplateau“ FND „Südwestliches Abtsberg-Plateau Fahnersche Höhe“ FND „Blütengrund im Ballstädter Holz“

Lebensräume nach Anhang I

Code –Nr. FFH-Lebensraumtyp

3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamios oder Hydrocharitions < 1ha

3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation der Verbände < 1ha *6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen) < 1ha 6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien < 1ha 6510 Magere Flachland-Mähwiesen < 1ha *8160 Kalkhaltige Schutthalden der collinen bis montanen Stufe Mitteleuropas < 1ha 9130 Waldmeister-Buchenwald 288 ha 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald 332 ha *9180 Schlucht- und Hangmischwälder 13 ha *91E0 Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnon incanae, Salicion albae) 2 ha

Größe

Arten nach Anhang II

Kammmolch (Triturus cristatus) Großes Mausohr (Myotis myotis) Frauenschuh (Cypripedium calceolus)

Gebietsbeschreibung und Bedeutung

Das FFH-Gebiet ist Teil eines von Süden allmählich ansteigenden, nach Nordosten in Steilstufe abfallenden, von Hangrissen und Tälchen zerfurchten Muschelkalk-Höhenrückens. Der Naturraum „Fahnersche Höhe“, in dem sich das Gebiet befindet, ist zum Großteil bewaldet und befindet sich inmitten agrarisch genutzter Flächen. Die Gehölzbestände setzen sich zu über 85% aus Laubgehölzen mit den Hauptbaumarten Rotbuche, Stieleiche, Hainbuche und Esche zusammen. An der Südabdachung wurden aber auch Nadelwälder gepflanzt, welche hauptsächlich aus Kiefern bestehen. Typisch sind die großflächig vorhandenen Waldmeister-Buchenwälder und Labkraut-EichenHainbuchenwälder, die etwa die Hälfte der Gesamtfläche ausmachen. Geologie und Exposition bedingen eine interessante und vor allem seltene Kombination von Standortbedingungen, die Wechselfeuchtigkeit bevorzugenden als auch wärmeliebenden Arten eine Existenz ermöglichen. Vegetationskundlich interessant sind die hier wechselfeuchten Ausbildungsformen der EichenHainbuchenwälder, wie z.B. der vom Aussterben bedrohte Silgen-Stieleichenwald. Typische Pflan-

Blick über die Fahner Höhe mit ihren ausgedehnten naturnahen Laubwäldern. (1)

Besonders reizvoll sind die Wälder durch ihren bunten Frühjahrsaspekt. – Hier der Blütengrund Ballstädt mit einem flächigen Vorkommen des Märzenbechers. (2) Der Frauenschuh, eine streng geschützte Art nach Anhang II der FFH-Richtlinie, hat auf der Fahner Höhe ein individuenreiches Vorkommen. Er ist besonders bedroht durch „Spatenbotaniker“. (2)

zen für diesen Lebensraumtyp sind beispielsweise die Herbst-Zeitlose Colchicum autumnale und Kümmel-Silge Selinum carvifolia, sowie seltene Arten wie Gewöhnliche Natternzunge Ophiglossum vulgatum, Weicher Pippau Crepis mollis, Österreichischer Rippensame Pleurospermum austriacum und Spatelblättriges Geiskraut Tephroseris helenitis. Im Bereich wechselfeuchter Waldwiesen und Lichtungen auf dem Abtsbergplateau ist als Besonderheit noch die Sibirische Schwertlilie Iris sibirica zu nennen. Im Frühjahr fallen die Waldgebiete durch ihren Geophytenreichtum auf. Als geschützte und interessante Arten, die im Gebiet vorkommen, sind beispielsweise der Gelbe Eisenhut Aconitum vulparia, Hohe Schlüsselblume und Wiesenschlüsselblume Primula elatior & P. veris, Leberblümchen Hepatica nobilis und der Märzenbecher Leucojum vernum zu nennen.

optimale Lebensbedingungen für Amphibien, wie Kamm- und Bergmolch Triturus cristatus & T. alpestris, Laubfrosch Hyla arborea und Grasfrosch Rana temporaria. Eine typische Waldart ist die in ganz Deutschland als gefährdet eingestufte Bezahnte Glattschnecke Azeca goodalii, welche als Indikator für weitgehend ursprüngliche Waldformationen steht. Überwiegend nachtaktiv ist unser größter heimischer Laufkäfer, der 4 cm lange Lederlaufkäfer Carabus coriaceus. Nur noch sehr selten trifft man im Frühjahr den ehemaligen „Massenschädling“ Maikäfer Melolontha melolontha an. Zur Familie der Hirschkäfer zählt der Kopfhornschröter Sinodendron cylindricum.

Mit über 700 gezählten Exemplaren befindet sich ein besonders individuenreiches Vorkommen des attraktiven Frauenschuhs Cypripedium calceolus auf der Fahner Höhe, welches zu den größten Mittel-Thüringens zählt. Er tritt vor allem auf den schweren Ceratitenkalkböden im OrchideenBuchenwald und im Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald auf wechselfeuchten Standorten auf. Aber auch in den lichten Nadelholzforsten findet der Frauenschuh Lebensraum. Neben dem Frauenschuh beherbergt das FFH-Gebiet zahlreiche weitere nach der Bundesartenschutzverordnung geschützte Orchideenarten. Zu nennen sind hier vor allem das Blasse Knabenkraut Orchis pallens, das Stattliche Knabenkraut Orchis mascula und das individuenreichste Vorkommen des Langblättrigen Waldvöglein Cephalanthera longifolia im Landkreis Gotha. (KLUG 1999) Die Fauna der Fahner Höhe ist sehr reichhaltig, wovon nur einige wenige Beispiele genannt werden sollen. Waldtümpel, Waldweiher, wassergefüllten Gräben und Fahrspurinnen bieten

(BELLSTEDT & WINTER 1999) Die unterschiedliche Bestockung des Gebietes der Fahner Höhe mit naturnahen Wäldern, offenen Hängen, Hecken und Strauchreihen am Waldrand

Der Kreuz-Enzian besitzt auf der Fahner Höhe sein größtes Vorkommen im Landkreis Gotha. (2) In den Wäldern finden noch heimlich lebende Arten Rückzugsmöglichkeiten, wie z.B. die Waldohreule. (2)

und zwischengelagerten Wiesen sind die Voraussetzung einer reichhaltigen Vogelwelt. (siehe hierzu EG-Vogelschutzgebiet Nr. 16) Die randlichen Acker- und Grünflächen sind am Süd- und Westrand mit dem geschlossenen Waldgebiet verzahnt. Biotope wie Streuobstwiesen, Kalk-Halbtrockenrasen, Feldgehölze und dornenreiche Hecken erhöhen die Biotop- und Artenvielfalt. Auf der „Fahner Höhe“ gibt es zahlreiche Wanderwege und auch Radwege, er ist ein beliebtes Ausflugsgebiet. So führt auch der überregionale Gebietswanderweg Erfurt – Hainich – Mühlhausen über den Kamm der Fahner Höhe.

Erhaltungsziele

Das Gebiet hat eine hohe Bedeutung für die Repräsentanz von Waldlebensraumtypen, wie Buchenwälder und edellaubholzreiche EichenHainbuchenwälder, welche erhalten, gefördert und regeneriert werden müssen. Die Großflächigkeit der Bestände inmitten des waldarmen Thüringer Beckens verleiht dem Gebiet eine wichtige Refugialfunktion für Flora und Fauna, so auch die vorkommenden Fledermausarten, vor allem das Große Mausohr. Um den Frauenschuh Cypripedium calceolus in den Fahner Höhen zu erhalten, müssen die Lebensbedingungen für ihn optimiert werden. Diese können vor allem durch die Förderung lichter, altholzreicher Wälder erreicht werden. Um auch die Lebensanforderungen für andere schützenswerte lichtbedürftige Arten gewährleisten zu können, ist es notwendig, im Wald den fortschreitenden Verdunklungseffekt aufzuhalten. Dies sollte vordergründig durch die Entnahme des Strauchaufwuchses und des Eschen-Jungwuchses stattfinden, kann aber auch durch die einzelstamm- oder truppweise Entnahme der Bäume erfolgen. Für den Kammmolch sind wassergefüllte Tümpel und Entwässerungsgräben zu erhalten und zu fördern.

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