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Nr. 24 „Thüringer Wald zwischen Ruhla und Großer Inselsberg“
Allgemeine Angaben
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Landkreise Gotha, Schmalkalden- Meiningen, Wartburgkreis Gemarkungen Brotterode, Ruhla, Steinbach, Tabarz, Winterstein Größe 2.210 ha Naturraum Thüringisch-Fränkisches Mittelgebirge FFH-Gebiete im Vogelschutzgebiet Nr. 60 „Thüringer Wald von Ruhla bis Großer Inselsberg“ Schutzgebiete im Vogelschutzgebiet NSG „Vordere Schwarzbachwiese“ NSG „Großer Inselsberg“ LSG „Thüringer Wald“
Arten nach Anhang I der EG- Vogelschutzrichtlinie
Grauspecht (Picus canus) Brutvogel Neuntöter (Lanius collurio) Brutvogel Rauhfußkauz (Aegolius funereus) Brutvogel Schwarzspecht (Dryocopus martius) Brutvogel Schwarzstorch (Ciconia nigra) Brutvogel Sperlingskauz (Glaucidium passerinum) Brutvogel Uhu (Bubo bubo) Brutvogel Zwergschnäpper (Ficedula parva) Brutvogel
Gebietsbeschreibung und Bedeutung
Blick vom Großen Inselsberg in Richtung Nordwesten (Emsetal) (1)
Das Gebiet repräsentiert einen charakteristischen Ausschnitt des Thüringer Waldes mit montanen Hainsimsen- und Waldmeister-Buchenwäldern, Nadel-Laubmischwäldern, naturnahen Bergbächen, Bergwiesen, Silikatfelsen und -schutthalden. Es beherbergt Lebensräume für viele streng geschützte und bestandsbedrohte Vogelarten wie Schwarzstorch, Schwarzspecht, Sperlingskauz und Uhu sowie Gebirgsbachvögel (BIEDERMANN et al. 2007). Das Vogelschutzgebiet liegt vollständig in den Kammlagen des Naturraums „Mittlerer Thüringer Wald“ (nach HIEKEL et al. 2004). Der lang gestreckte Gebirgswall hebt sich von den Vorländern markant ab und schließt den Inselsberg (916 m ü. NN) als höchste Erhebung des nordwestlichen Teiles des Thüringer Waldes ein. Das Gebiet beinhaltet den größten Teil des NSG „Großer Inselsberg“, einen großen Teil des Einzugsbereiches der Oberen Emse und zahlreiche Bergwiesen bei Ruhla und Steinbach. Es erstreckt sich überwiegend in westlicher und nördlicher Richtung zwischen den Ortschaften Ruhla, Winterstein, Brotterode und Steinbach. Der weithin sichtbare Inselsberg überragt seine Umgebung um 120 bis 200 m, der Gipfel stellt sich als schmales, ca. 700 m langes und gewölbtes Plateau dar. Südöstlich des Gipfels sind felsige Grate mit offenen Blockhalden ausgebildet (Reitsteine). Das Vegetationsinventar wird von den verschiedenen Ausbildungen der regionaltypischen montanen und hochmontanen HainsimsenBuchenwälder geprägt. Bemerkenswert ist eine hochmontane Ausbildung, die als EbereschenBuchenwald beschrieben wurde. Interessant ist auch die Vegetation der Blockhalden an den
Der heimlich lebende Schwarzstorch hat im Gebiet mehrere Brutplätze. (3)

Reitsteinen. Hier bilden ebereschenreiche Blockschuttwälder die Waldgrenze zu offenen Blockhalden und Felsen mit reicher Kryptogamenvegetation (Moose und Flechten). Auch in der Vogelwelt spiegelt sich der montane Charakter des Gebietes wider. Als boreal-montane Faunenelemente gehören Rauhfuß- und Sperlingskauz (ALLERT & GÖRING 2001) zu den charakteristischen Brutvogelarten des Gebietes. Auch Schwarz- und Grauspecht siedeln in überdurchschnittlich hoher Dichte. Eine avifaunistische Besonderheit ist der heimlich lebende, sehr scheue und störempfindliche Schwarzstorch, welcher noch mit mehreren Paaren im Gebiet brütet. Zur Nahrungssuche sucht er die Bergbachsysteme und feuchten Bergwiesen auf, wo man ihn am wahrscheinlichsten einmal antreffen kann. Uhu und Neuntöter brüten in den zum Offenland befindlichen Randlagen des Gebietes.
Erhaltungsziele
Die für diesen Teil des Thüringer Waldes typischen Nadel-Laubmischwald-Biotope, die montanen Buchenwälder mit ihrem hohen Alt- und Totholzanteil, die Berg-Mähwiesen sowie die naturnahen Bergbäche und Felsbildungen sind als Brut- und Nahrungshabitat für zahlreiche Vogelarten zu erhalten. Für alle Waldflächen des NSG „Großer Inselsberg“ gilt eine generelle Verlängerung des Verjüngungszeitraumes und des Zielalters der Bestände. Langfristig wird eine Umwandlung der Fichtenforste in naturnahe Buchen- und Bergmischwälder angestrebt (HAUPT et al. 1983). Das innerhalb des NSG „Großer Inselsberg“ ausgewiesene Totalreservat, ein Gebiet ohne forstwirtschaftliche Maßnahmen, wirkt sich auch günstig für zahlreiche zu schützende Vogelarten aus. Maßnahmen zur Besucherlenkung erfordert das hohe Besucheraufkommen am Inselsberg. Besondere Rücksichtnahme bei allen forstlichen Maßnahmen erfordert die hohe Bedeutung des Gebietes für die Reproduktion des sensiblen Schwarzstorches. Dabei sind Mindestabstände zu bekannten Horsten beim forstlichen Wegebau sowie eine strikte Einschlagruhe in der Reproduktionszeit einzuhalten. Eine zeitliche Einschränkung gilt auch für den Jagdbetrieb, der innerhalb von Horstschutzzonen zu unterbleiben hat. Die Ausführungen zur Gebietsbeschreibung, Bedeutung und zu den Entwicklungszielen orientieren sich stark an der Veröffentlichung über die EG-Vogelschutzgebiete in Thüringen (WIESNER et al. 2008).

Sperlingskauz – bewohnt verlassene Buntspechthöhlen. (3)
